Zum Inhalt der Seite

Popular!

-Magical Lovers-
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wie ein Feuerwerk, dass sich nach Mitternacht legt

Und das nächste... (bitte bitte kommmmiiiiiis ^^)
 

Es war noch ein schöner Tag gewesen. Ich hatte mich fast mühelos mit Daniels Vater unterhalten, der sehr interessiert an Deutsch war (ich musste ihm Wörter beibringen, er kann nun sagen "Ich muss dringend auf die Toilette) und nicht zuletzt, weil seine Tochter Deutsch sprach.

Emily habe ich total lieb gewonnen. Ich hatte am Nachmittag noch mit ihr und Juliet gespielt und mir viel auf, dass Emily ihrer Mutter sehr ähnelte, natürlich kannte ich den Vater nicht, aber sie hatte auch schon kleine Sommersprossen und kleine Löckchen, aber dafür eher blondes Haar mit einem Rotstich und graue große Augen, die vom Papa sein musste (Juliet hatte braune Augen).

"He, lasst uns doch nach Draußen gehen", hatte ich an diesem Nachmittag gesagt und durch Fenster geschaut, "es ist so herrliches Wetter."

Stimmte auffällig. Es waren herbstliche 20°C und die Sonne schien ein wenig schwach auf uns herab. Ich stupste Daniel an.

"Wollen wir schwimmen gehen? Im Pool", flüsterte ich ihm grinsend zu.

Daniel sah mich verwundert an: "Das ist doch viel zu kalt!"

"Quatsch, nun komm schon. Oder bist du wasserscheu?", neckte ich ihn und schleifte ihn mit auf sein Zimmer, wo ich dann feststellte, dass ich gar keine Badesachen besaß.

"Jaja, Organisation gescheitert?", zog mich nun Daniel auf. "War nur ein Witz! Ich frag Juli."

Tatsächlich lieh sie mir einen Bikini, nachdem sie von unsere, eher meiner, verrückten Idee gehört hatte. Ich streifte mir den roten Bikini über und bemerkte, während Daniel seine Badehose auswählte, dass mir das Oberteil zu groß war. Unbemerkt, wie ich hoffte, ging ich ins Bad und besah mir das Problem im Spiegel. Na ja, dachte ich, wenn ich mich gerade hinstelle, dann fällt es kaum auf. Tja, dass hätte ich mir auch gleich denken können, schließlich ist Juliet älter und besser gebaut als ich.

"Fertig?", sagte Daniel plötzlich mit einem Handtuch um die Schultern gelegt und legte mir ebenfalls eins um.

Am Pool trafen wir dann Juliet, die auch in ein Handtuch gehüllt war. Ihre Eltern passten, wie sie sagte, gerade im Haus auf Emily auf, sonst wolle sie noch mitmachen, was sie aber nicht durfte.

Ich legte das Handtuch an den Beckenrand und stellte mich auf die erste Stufe der Leiter. Ich streckte einen Fuß in das eisige Wasser. Eine Gänsehaut überkam mich.

"Was? Kneifst du?"

"Nein, ich", sagte ich, während ich nun auf der zweiten Stufe stand und mir das Wasser bis zu den Knöcheln reichte, bis- "AHH!"

"Ich dachte du wolltest schwimmen gehen!", rief Daniel mir lachend zu.

"Ha ha", lachte ich trocken und ergänzte säuerlich, "aber ich wollte nicht reingeschupst werden, oder?"

In diesem Moment sprang Daniel vom Beckenrand ebenfalls, aber diesmal freiwillig, rein und tauchte ein Meter neben mir auf. Er strich sich die Haare aus dem Gesicht, sie waren so glatt durch das Wasser, dass sie sonst seine Augen bedeckt hätten. Neben uns "landete" Juliet.

"Alles klar?", sagte er dann grinsend und küsste mich auf die Wange.

"Jaah", sagte ich nur.

Daniel zog mich an ihn ran und küsste mich zärtlich. Seine Lippen waren kalt und als wir uns innig küsste, spürte ich seine nasse glatte Wange an meiner reiben.

Daniel kraulte dann ein paar Meter nach hinten, ich folgte ihm langsam, da er sagte: "Andere Mädchen würden sich mit einer Luftmatratze und einem Cocktail auf den Pool legen, eine Sonnenbrille geordert und sich brutzeln lassen, wenn sie die Gelegenheit hätten."

Ich blickte ihn in die Augen, er sah zur Seite. Auf was wollte er hinaus? Juliet tauchte gerade ein paar Mal hin und her.

"Oder sie wären einkaufen gegangen. Ein paar neue Kleider, ein Duzend Schuhe-"

"Daniel", hauchte ich plötzlich, als ich neben ihm war. Ich hoffte nicht mitleidig oder besorgt zu klingen. Letzteres war ich allerdings schon, zumindest etwas.

Er sagte nichts, sondern, so sah es aus, starrte durchs Wasser auf seine Füße.

"Ich liebe dich doch nicht wegen des Geldes!", platzte es aus mir heraus, da ich so eine Ahnung hatte, dass Dan darauf hinaus wollte. Warf er mir das vor? Er sah mich immer noch nicht an.

"Weshalb hast du mich eigentlich vorher geliebt, bevor du mich kanntest?"

"Ich war ein Fan, ich habe dich-"

"Dann eben gemocht, wenn du das meinst", redete er dazwischen.

Was sollte ich nur antworten? Ich konnte es mir auch nicht beantworten. Wegen seine Aussehens? War ich so oberflächlich? Wegen des Geldes und es Ruhmes? War ich wirklich so machtgierig gewesen? So egoistisch und ausnutzend?

"Weshalb?", wiederholte Daniel.

"Ich, ich war ein Fan von dir und, ich, ich weiß nicht, ich-", stotterte ich unsinnig, in den Augenwinkeln sah ich Juliet am Beckenrand sitzen.

Doch ich suchte nicht mehr nach einem Grund. Ich schwamm zügig zur Leiter und warf mir das Handtuch um.

"Wenn du glaubst, dass ich dich nur ausnutze und es auf dein Geld abgesehen habe-", rief ich und lief zum Haus. "Mir wäre es lieber ich hätte nicht in einem Pool geschwommen!!"

Ich rannte hoch. Meine Tränen liefen, doch ich stoppte sie nicht. Ich trocknete mich ab und zog mich an. Meine nassen Haare, die ich dann etwas trocken rubbelte, hatte mein T-Shirt an den Schultern durchgenässt. Ich griff nach meinem Rucksack. Mein Flug kam ohnehin in vier Stunden, ob ich mir jetzt hier vorwerfen lasse, dass ich geldgierig bin, oder ob ich nun am Flughafen saß... es war doch sowieso sinnlos.

Plötzlich fasste mich jemand an der Schulter und drehte mich um. Juliet lächelte mich milde an.

"Können wir reden?"

Ich nickte, obwohl ich gar nicht mit ihr reden wollte. Sie setzte sich aufs Bett, ich blieb vor ihr stehen.

",Daniel hat es nicht so gemeint' zu sagen, wäre Unsinn, er hat es ja schließlich gesagt", erklärte sie zu meiner Verwunderung, "aber ich muss dir zu seiner Verteidigung etwas erzählen. Er hatte früher schon mehrere Freundinnen, eine mehr auf Geld aus als die andere. Seine Letzte hatte ihn sogar ausgeraubt. Nachdem sie eine Woche zusammen waren, hatte sie ein paar Gemälde und die Lieblingsvase meiner Eltern, und teuerste Vase, mitgehen lassen. Dan hat danach ziemlichen Ärger bekommen und sich mehr als ein Jahr auf niemanden eingelassen und dann kamst du."

Sie machte eine kurze Pause.

"Ich weiß nicht, ob du es bemerkt hast, aber meine Eltern waren sehr misstrauisch dir gegenüber. Sie haben sich zwar am Riemen gerissen, aber ich hatte doch den Eindruck, dass das für dich heute so was wie eine Bewährungsprobe werden sollte."

Tja, dass hatte ich mir auch gedacht, aber nicht in diesem Sinne!!, ergänzte ich in meinen Gedanken.

"Meine Eltern sind keine schlechten Menschen, aber in dieser Hinsicht nun etwas vorsichtig geworden. Aber keine Angst, meine sie besitzen einen gesunden Menschenverstand und ich bin mir sicher, dass sie dich mögen oder mögen werden", vervollständigte sie der Fairness halber.

Ich schnaubte unwillkürlich.

"Sophia, ich kann verstehen, wenn du sauer bist, aber versuch auch Daniel ein wenig zu verstehen. Ich hätte mich vorhin etwas deutlicher ausdrücken sollen. Mit ,Ärger kriegen' meinte ich, dass meine Eltern sein Pferd verkauft haben. Sein ein und alles, mit dem er sich ein wenig getröstet hat nach der Lappalie."

Ich zog die Augenbrauen hoch. Ein Pferd? Daniel?

"Er war vorhin ein Trottel, nur aus irgendeinem Grund hat er sich wohl daran erinnert und, du weißt schon, dir eben das vorgeworfen."

"Toll", sagte ich kalt und ging hinaus, "bis dann, ich muss zum Flughafen."

Ich ging runter und trichterte dem Chauffeur unhöflich ein, dass ich zum Flughafen wollte und zwar sofort und nicht erst, wie geplant, in zwei (oder waren es drei gewesen?) Stunden!!

"Sophia", erklang Daniels Stimme hinter mir.

Ich atmete tief durch und wandte mich vom Auto weg zu Daniel. Er stand, wegen der Terrasse, zwei Treppenstufen höher als ich und blickte zu mir hinab.

"Ich wollte nur", sagte er und schritt die Treppen hinab. Er stand in Gänsehaut (da er immer noch die Badehose trug) vor mir. Seine Lippen zitterten leicht und waren blau.

"Ich, ich, wollte mich entschuldigen." Er stand vor mir.

"Gut, toll", sagte ich ebenso kalt wie vorhin, drehte mich um und stieg ins Auto. "Wir sehen uns", ergänzte ich unvermittelte, ohne ihm in die Augen zu sehen.
 

Am Dienstagmorgen sah ich einen Brief auf dem Esstisch. Ich erkannte Daniels Handschrift und riss ihn durch. Ich wusste, dass ein Flugticket drin gewesen wäre, hätte ich es nicht in zwei gerissen und es interessierte mich keineswegs was sonst noch drin gewesen wäre.

Ich setzte mich und schrieb Daniel wahrheitsgetreu, dass ich nicht kommen wollte und eine Auszeit brauche und schickte den Brief noch am gleichen Tag ab.

"Warum fliegst du nicht?", fragte meine Mutter mit Bedacht, als sie das Flugticket im Müll liegen sah.

"Ich, ich wollte mich einfach nur mal auf die Schule konzentrieren. Das ist alles", sagte ich gezwungen lächelnd.

"Oh, na gut, aber du hättest sie nicht zerreißen müssen. Vielleicht will ich London auch mal sehen?", sagte sie grinsend und strich mir kurz über den Kopf, bevor sie ins Wohnzimmer verschwand.

Meine Augen wurden plötzlich glasig. Du musst deine Tränen nicht unterdrücken, sagte ich mir, du hast keine!!
 

"Mara, nerv nicht!", wies ich sie zurecht, als sie immer noch sinnlosen Zeugs redete.

"Was?"

"Sei einfach ruhig, klar?!"

"Schlechte Laune? Lass sie nicht an mir aus, ja!", wies sie jetzt mich zurecht und deutete dann nach unten, als ich den Jogurt in den Einkaufswagen legte. "Sieh mal."

Ich gab ihr den Einkaufszettel: "Hier, mach mal weiter", sagte ich und beugte mich runter.

WAS WÜRDE SOPHIA DAZU SAGEN?!?, stand als Schlagzeile auf einem Teeniemagazin. Ein Pfeil ging von "dazu" aus und deutete auf... auf Daniel und- und einem Mädchen... küssend. War es, war es... es war Rachel!!

Nur schwammig erinnerte ich mich an die danach folgenden Minuten, in der ich hastig zu Ende einkaufte, Mara bedeutete ich (wenn auch nicht ganz leise), dass sie endlich still seien solle und nach Hause raste.

Ich setzte mich schnell auf den Boden, vergewisserte mich, dass die Tür geschlossen war und schlug den Artikel auf.

Wiederum prangte "Was würde Sophia dazu sagen?!?" über dem Artikel, ich begann unter Tränen zu lesen:
 

Heimliches Küssen hinter der Kamera von Magical Lovers? Rachel Canfort (spielt Debbie More) und Daniel Jason (spielt Simon Lost) erwischt! Dabei hat der allseits beliebte Mr. Jason eine Freundin. Kaum ist sie wieder in ihrer Heimat, treibt es Daniel Jason mit seiner Kollegin. Ahnt Sophia etwas? Natürlich nicht! Schließlich wurden sie in Dublin (!!) erwischt, obwohl Daniel in London wohnt und die Dreharbeiten auch in London stattfinden. Geheimes Treffen? Flitterwochen? Gemeinsamer Urlaub? Oder ist Daniel einfach nur einsam, wenn Sophia nach Deutschland fliegt. Laut Mr. Juan, uns wohlbekannter Manager von Daniel, ist Daniel nicht zu einem Statement bereit. Selbstverständlich ist er nicht bereit seinen kleinen Seitensprung zu gestehen. Wird er ehrlich zu Sophia sein, wo es doch nun raus ist? Wir haben mit einem Freund von Daniel Jason gesprochen, der uns versicherte, dass "Daniel sich noch nie richtig festgelegt habe und gerne mal mehrere Frauen gleichzeitig gehabt hätte". Er beteuerte auch, dass ihm Sophia Leid täte und jedem noch so verliebten Fan raten würde, sich nicht mit dem Superstar Daniel Jason einzulassen. Wir berichten weiter in der Dreiecksbeziehung Daniel-Rachel-Sophia.
 

Mehr stand da nicht. Der Rest der Doppelseite war gefüllt mit Fotos von Daniel, Rachel und mir. Meine Lippen bebten. Ich holte tief Luft und schluckte, als ich mich weinend auf mein Bett schmiss.
 

"Oh, hier ist wieder ein Brief von Daniel", bemerkte Mum und reichte ihn mir, über meine Müslischale.

Ich riss ihn auf und fand ein Flugticket für nächsten Samstag.

"Aber nicht zerreißen!", warnte mich meine Mutter vor.

Ich sah sie schwach lächelnd an und schüttelte den Kopf.

"Ich mach mich dann fertig", murmelte ich und verzog mich in mein Zimmer. Ich nahm den kleinen Zettel raus, den ich gesehen hatte, ihn aber nicht "öffentlich" offen machen wollte. Ich schloss die Augen und entfaltete ihn blind. Ich ließ es mir noch mal durch den Kopf gingen. Rachel machte mit Daniel rum. Rachel mit der ich schon geredet hatte, hinterging mich kaltblütig. Daniel war genauso falsch. Eine Träne tropfte aus das Papier und ich las nur zwei Zeilen- auf Englisch. Er machte sich noch nicht mal mehr die Mühe in meiner Muttersprache zu schreiben!

Don't believe in everything publican from me in any paper,

Hoping and waiting... Dan

Ich schnaubte. Rührend. Aber Fotos sagen oft mehr als tausend Worte. Und Fotos zeigen Wahrheit, unverkennbar und vor allem... nicht zu fälschen.

Ich blickte sehnsüchtig an die Decke und biss mir auf die Unterlippe. Auch wenn ich die Gefühle unterdrücken wollte, alles erinnerte mich an ihn und meine Liebe zu ihm. Gefasst stand ich auf und nahm einen kleinen Karton unter meinem Bett hervor. Augenblicklich bugsierte ich alle Erinnerungen dorthinein. Das Foto von Daniels und meinem ersten Kuss, die Herz-Büroklammer, das Riesenplakat an der Tür aus der "Horray!!", die mir auch Daniels Leben offenbart hatte, wenn ich in Deutschland war, das Kissen, dass ich einmal versehentlich eingesteckt hatte und die Briefe, die er mir manchmal schrieb, die auf einem Stapel auf meinem Nachttischchen platziert waren, legte ich dort immer behutsam rein. Ich schob die Kiste unters Bett und nahm danach mein Handy, das erwartungsvoll gepiepst hatte. Elf neue SMS, stand auf dem Display.

"Die ich unverzüglich löschen werden", sagte ich leise zu dem Handy und grinste.

Doch als ich es weggelegt hatte, überkam mich die Langeweile. Tja, ich hatte keine Freunde, keinen Freund, also werde ich mich auf die Schule konzentrieren, wie ich es Mutter eigentlich auch auf die Nase gebunden hatte.
 

Ich blieb diszipliniert. Ich lernte fast den ganzen Tag über. Wenn ich nach Hause kam aß ich etwas, machte meine Hausaufgaben, sah danach etwa eine Stunde fern (und zwar nicht "Magical Lovers", sondern deren Konkurrenz "Mystik") und lernte danach oder las gelegentlich auch ein Buch, bis Mutter zum Abendessen ruf, dass ich ausgiebig zu mir nahm. Ich dachte nicht einmal mehr an Mr. London, wie ich ihn nun nannte, seinen Namen konnte ich nicht mehr ertragen, bis zur nächsten "Horray!!".
 

"Schatz, meinst du nicht, dass das alles Klatsch ist? Ich meine die suchen doch immer Skandale-"

"Mama! Schreiben können sie ja viel", unterbrach ich meine Mutter unwirsch, die mich am Arm hielt, um mit mir zu reden (wahrscheinlich wollte sie meinen Launen nicht länger ertragen), "aber die Bilder! Die sind nicht gefakt, dafür sind sie viel zu scharf und, und es gibt viel zu viele."

"Jaah", machte sie mit einem sanften Gesichtsausdruck, "Meinst du, dass er so etwas tun würde? Denkst du-"

"Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll", warf ich ein und verschränkte die Arme. In der einen Hand, die noch ungelesene "Horray!!".

"Vertraust du ihm denn nicht?"

"Aber die Bilder-"

"Flieg hin und stell ihn zur Rede!", schrie meine Mutter plötzlich.

Ich lächelte ein wenig erschrocken: "Mum? Warum sagst du das alles?"

Mir wurde plötzlich bewusst, wie sehr meine Mutter sich für mich einsetzte. Aber aus welchem Grund nur? Sie kannte Daniel gar nicht. Natürlich hatte sie schon ein- oder zweimal mit mir "Magical Lovers" gesehen, aber eher aus Interesse, welche Haarfarbe er hatte oder so. Den Wunsch ihn kennen zulernen, hatte weder sie noch Dad, der Daniel ja sowieso nicht ganz für den richtigen Umgang für mich hielt, geäußert.

"Ich mag ihn schon irgendwie", meinte sie grinsend und zwinkerte mir dann zu, "aber sag es nicht unbedingt Papa, ja? Der wird nicht begeistert sein, wenn ich mich gegen ihn stelle."

Ich musste unwillkürlich lachen und lag danach in ihren Armen.

"Danke, Mama. Ich werde übermorgen fliegen, aber mach dir keine Hoffnungen. Ich glaube nicht, dass da noch irgendetwas zu retten ist. Den Kuss kann er nicht leugnen, oder? Und, und wenn es wirklich so sein sollte, such ich mir doch lieber einen deutschen Jungen", erklärte ich.

"Stimmt", bejahte meine Mutter, "andere Mütter haben auch schöne Söhne-"

"Und sicherlich keine Reichen, die in der hier-" Ich wedelte mit der "Horray!!". "-stehen. Mal sehen, was es Neues gibt."

Ich wandte mich um und lief auf mein Zimmer. Das Gespräch war zwar angenehm gewesen, so unterstützend, dennoch machte sich meine Angst in der Magengegend breit. Die Angst, noch mehr Gründe für eine Beendigung der Beziehung geliefert zu bekommen. Mit klopfendem Herzen schlug ich sie auf, da die Titelseite nichts von Mr. London zeigte.

Ich fand, was ich suchte und auch eigentlich nicht suchte. In erste Linie schien jedoch die Überschrift "Manager gekündigt- Sagte er zuviel?" mit einem Foto von Mr. London nicht also skandalös. Zitternd las ich:
 

Daniel Jason, Star aus "Magical Lovers" (alias Simon Lost), kündigte seinen Manager Louis Bannig fristlos, nach einem Interview bei der Londoner "View". Er habe ausgesagt, dass Daniel Jason den Seitensprung mit Rachel Canfort (ebenfalls bekannt aus "Magical Lovers", alias Debbie More) sehr mitnähme, sie jedoch nicht liebe. Daniel liebe wohl weiterhin Sophia, die Louis Bannig aber nicht für würdig einstuft. Sie würde Daniel viel zu sehr ablenken, von seiner Schauspielerei, wie auch seinen restlichen Terminen. Louis Bannig beschrieb ihn, als sehr leichtsinnig gegenüber seiner Karriere. Er habe schon mehrere Werbeverträge sausen lassen, wegen Sophia. Ob er auch ein Angebot der Macher von "Romeo und Julia", wegen Sophia, ablehnen wird, bleibt ungewiss.

"Er wäre ein ziemlicher Dummkopf, wenn er die Rolle des Romeo ausschlagen würde. Der Kinofilm soll hollywoodreif werden!", so Bannig wörtlich. Zu den Gründen, weshalb er das wegen Sophia aufgab, gab Bannig bekannt, dass er ein verliebter Narr sei und wer wisse schon, wie lange die Beziehung hielt? Er wolle das ganze Wochenende Zeit mit ihr verbringen, wenn er sie schon nur dann sehen könne.

Gibt Daniel Jason wohl, wegen Sophia, seine Rolle des "ML"-Stars auf? Wie weit wird er gehen?
 

Mir kamen die Tränen. Aus Rührung und aus Bitterkeit. Es war wahr. Er hatte, er hatte sich auf Rachel Canfort eingelassen. Aber.. er hatte wegen mir Aufträge sausen lassen, wohl möglich wird er auch noch-

NEIN! Das ist doch alles nur Heuchelei! Er hat dich betrogen Sophia! Du musst ihn hassen!, redete ich auf mich ein. Nicht zuletzt, um mich selbst zu überzeugen.
 

Genüsslich nahm ich einen Schluck Milch. Heute, heute Abend würde ich Daniel Jason bloß stellen, ihm den größten "Horray!!"-Bericht gönnen, den er je gehabt hat. War er das Wert? Nachdem was er mir angetan hat- Ja!, kam ich zu dem Entschluss.

Meine Mutter setzte sich zu mir. Vater war Mara von ihrem Tagesausflug abholen.

"Heute Abend werde ich mit Daniel Schluss machen", sagte ich. Ich wusste nicht, warum ich das tat, es ging sie ja eigentlich nichts an, aber als ich es ausgesprochen hatte, viel mir ein, wenn auch kleiner, Stein vom Herzen.

"Wie gesagt, ich mag ihn und nachdem was du mir erzählt hast, was in dieser Zeitschrift stand-"

"-ist sein Seitensprung nicht zu widerlegen", beendete ich den Satz und starrte aus dem Fenster.

Stille trat ein. Ich sah meine Mutter nicht an und unterdrücke das Gefühl, dass sie vielleicht Recht hatte.

"Wie kommst du danach eigentlich wieder zurück nach Deutschland? Der Flieger geht doch erst am Sonntag zurück, oder?", bemerkte meine Mutter.

"Ich nehme mir ein Zimmer in einer Jugendherberge oder so", erklärte ich und ergänzte, nachdem Mutter mir immer noch einen fragenden Blick zugeworfen hatte, "Ich nehme meine Bankkarte mit. Mach dir keine Gedanken."

Draußen hörte ich parkende Autos. Stimmengemurmel.

"Das werden Mara und Papa sein", sagte ich erwartungsvoll und öffnete die Tür.

Ein schwach grinsender Daniel Jason stand hinter mit einem Strauss Rosen vor mir. Gelbe wohl gemerkt. Ich war drauf und dran ihm um den Hals zu fallen, so glücklich war ich ihn zu sehen. Fasste mich aber sofort wieder und sah angewidert zur Seite.

"Was willst du?", sagte ich barsch.

"Kann ich mit dir reden?", sagte er leise. Sein perfektes Haar hob sie kurz im Wind.

Ich schnaubte jedoch. "Reden, reden!! Mit Rachel hast du auch nicht mehr nur geredet, oder?!", schrie ich nun.

Er trat einen Schritt auf mich zu und seine Hand berührte kurz meinen Ellbogen. Ohne nachzudenken was ich tat, ohne es zu überdenken, ob es gerechtfertigt war, ließ ich meine ganze Wut an ihm aus und gab ihm eine Ohrfeige. Hinter ihm hatte ein Blitzlichtgewitter eingesetzt.

"Wollt ihr euch nicht drinnen streiten?", schlug meine Mutter plötzlich vor und zerriss unsere Schweigsamkeit.

Daniel nickte nur kurz, während dessen ich beiseite trat.

"Lass es mich bitte erklären", bat er, während ich zum Esstisch gegangen war und die ältere "Horray!!" hoch hielt.

"Was? Sag es mir! Was willst du daran erklären? Das seiest nicht du? Rachel hat dich gezwungen? Ha!", lachte ich trocken und innerlich kicherte ich über diese Vorstellung.

Daniel setzte sich auf den Stuhl hinter sich und legte die Rosen auf den Tisch. Er hatte die Hände gefaltet auf die Knie gelegt und starrte zu Boden. Dann massierte er mit den Daumen seine Stirn und sah dann auf. Ich sah in seinen intensiven Blick.

"Tauchst hier auf und meinst alles wäre wieder gut", sagte ich leise. Aus den Augenwinkeln, sah ich, dass es Mutter war, die mir ganz flüchtig auf die Schulter klopfte und dann verschwand. Tränen kullerten über meine Wange.

"Ich weiß, dass im Moment nicht alles gut ist, weil du mich nicht ausreden lässt", sagte er ruhig. Seine Stimme klang merkwürdig tief und sehr ruhig.

"Schieb es nicht mir in die Schuhe", fand ich.

"Das tue ich nicht, aber mir wäre sehr daran gelegen, wenn du dich jetzt hierhin setzten würdest und mir nur fünf Minuten zuhören würdest."

Wie er sprach, es klang, sehr gedämpft und man merkte ihm an, dass er trotz allem versuchte nicht die Selbstbeherrschung zu verlieren. Was mir nicht gelang.

"Sag mir nicht was ich zu tun und zu lassen habe, klar?", murmelte ich und mir wurde zugleich klar, wie ekelig ich mich verhielt.

"Rachel und ich hatte eine Art Fortbildung für ,ML 4', du kennst ja die Szene im Wald, wo wir miteinander schlafen müssen."

Ich zuckte ein wenig zusammen, als mir bewusst wurde, dass sie das ja nur spielen würden.

"So", redete Daniel weiter, ohne mich zu beachten, "und da ich in dieser Sache nicht sehr bewandert war, hab ich bei meinem Schauspiellehrer angerufen und ihn um ein paar Schauspielstunden gebeten. Rachel sollte mitkommen. Aus diesem Grund hat mein Man-, Ex-Manager Bannig vorgeschlagen, dass wir das in Irland gehen, um das zu vermeiden", er deutete auf die "Horray!!" in meiner Hand, "aber es hat nicht geklappt."

"Eure Beziehung zu verheimlichen, oder was? Nicht gut fürs Image, wie?", fauchte ich.

Daniel sah strikt in eine andere Richtung, nun jedoch sah er mich direkt an.

"Verstehst du denn nicht? Das war ein Filmkuss!", sagte Daniel nachdrücklich.

Ich schnaubte. "Klar, wer soll dir das denn glauben? Bannig hat-"

"Ich weiß was er gesagt hatte", warf Daniel mit einem wütenden Unterton ein, "und es stimmt nicht! Ich, ich habe nie- mir tat niemals ein Seitensprung mit Rachel Leid, weil es keinen gibt!! Sophia, verstehst du? Es war alles Erstunken und Erlogen! Bannig wollte mir eins reinwürgen, weil ich-, ich- ich ihn kritisiert habe, weil er mir immer irgendwelche Rollen oder Werbeverträge aufgezwungen hatte, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass ich nicht mehr als "ML" machen will. Wegen dir", ergänzte er mit sanftem Blick.

Ich bekam eine Gänsehaut und ganzer Körper begann zu kribbeln. Ich sah schnell aus dem Fenster und unterdrückte meine ganze Sehnsucht nach ihm, die sich in Tränen äußerte.

"Ich will mit dir zusammen sein", sprach er wiederum, als er bemerkte, dass ich nichts widersprechen wollte, "und wenn mir vertraust, dann darfst du nie glauben, was in, in eben solchen Zeitungen steht", bat er und blickte kurz auf die "Horray!!", die aufgeklappt auf dem Tisch lag.

Niemand redete weiter. In mir begann ein Kampf. Es kam mir vor, als würden Engelchen und Teufelchen gegeneinander kämpfen. Einerseits liebte ich ihn, wollte ihn nicht verlieren und glaubte ihm, andererseits... Wer sagt mir, dass das stimmt?

"Wer sagt mir, dass das stimmt, was du sagst?", fragte ich laut.

Daniel blickte auf. Ich kannte die Antwort. Seine Lippen umschlossen meine.

"Dieser Kuss sagt es dir", hauchte Daniel.

Ich schüttelte ein wenig ungläubig den Kopf. Die Tränen tropften mir vom Kinn.

"Wie konnte ich nur? Ich habe dir nicht vertraut-", gab ich meine Gedanken preis.

"Ich dir doch auch nicht", gestand auch Daniel, der meine Oberarme zärtlich streichelte. "Ich hätte es dir sagen sollen und ich hätte wissen müssen, was die Presse daraus macht."

Schluchzend fiel ich Dan wieder in den Arm und vergoss meine Tränen auf seine Brust.

Unerwartet wurde die Tür aufgeschlossen und im nächsten Augenblick sah ich Mara mit Vater in der Tür stehen. Mutter kam, ebenfalls von den Geräuschen wach geworden, die Treppe runter. Ich löste mich ein wenig aus der Umarmung und lächelte Mara und Vater peinlich berührt an.

"Hi", sagte ich nur.

Wiederum lag unangenehme Stille im Raum.

"Ja, äh, Mama, Papa, Mara, das ist Daniel. Dan, meine Familie", stellte ich sie einander vor, um die Situation nicht zu verschärfen.

Ich hätte Mara küssen können, als sie locker sagte: "Cool. Kann ich ein Autogramm haben?", was uns alle zu Lachen brachte. Auch Vater konnte seine eigentliche Freude nicht verbergen und lachte mit.

Danach, das heißt, nach dem Daniel seinen Koffer in meinem Zimmer platziert hatte ("Du hast wohl fest mit deinem Erfolg bei mir gerechnet, oder?", war mein schnippisches Kommentar dazu), setzten wir uns an den Esstisch, wo Mutter Pizza hatte bringen lassen.

"Du isst wirklich Peperoni mit Hawaii-Pizza? Ich meine Ananas mit Peperoni?", fragte meine Mutter zuvor amüsiert, als sie die Bestellung aufgab.

"Wie lange kannst du denn bleiben?", fragte ich Daniel dann beim Essen und bevor er antworten konnte, fiel mir noch eine andere Sache in. "Ach ja, mein Lieber. Du wirst schön dieses Angebot von ,Romeo und Julia' annehmen!"

"Warum?", erkundigte er sich und biss noch einmal von seinem Pizzastück ab. "Damit du dich über mein Kostüm lustig machen kannst?", witzelte er.

"Stimmt, daran hab ich noch gar nicht gedacht. Nein, aber im ernst, ich will nicht, dass du deine ganzen Chancen, wegen mir sausen lässt. Außerdem mag ich Romeo und Julia", Daniel warf mir einen ungläubigen Blick zu, "okay, eigentlich nicht, aber vielleicht mag ich es ja dann", versuchte ich ihn weiter zu überreden, aber ich glaubte nicht, dass ich auch nur irgendeinen Erfolg hatte.

"Ich müsste für ein halbes Jahr mindestens nach Italien", sagte er.

"Oh", machte ich nur und sah von meiner Pizza aus zu ihm hoch.

"Siehst du? Das will ich doch auch nicht. Außerdem habe ich schon ein neues Angebot", erklärte er knapp.

"Ach ja, was denn?", harkte ich neugierig nach.

"Ja, was?", sagten Mutter und Mara gleichzeitig (Man sieht woher ich meine Neugier habe!), so dass wir alle wieder lachen mussten.

Daniel atmete tief ein und aus. Er gab sich geschlagen.

"Ich habe eine der Hauptrollen von der Neuverfilmung von ,Behind my Curtains' angeboten bekommen."

"A-ha", machte ich bloß und sprach damit allen aus der Seele. "Was ist das für ein Film? ,Hinter meinen Vorhängen', nie gehört."

"Wie auch! Der Film lief vor dreißig Jahren mal in den USA. War kein Kracher, aber er soll es werden", grinste Daniel.

"A-ha", machte ich wieder. "Und worum geht's da?"

"Na ja, es geht um eine Romanze. Ein Mädchen läuft von ihren Eltern weg, um bei ihrem Onkel und deren Adoptivsohn zu leben. Jedoch weiß keiner warum sie weggelaufen ist. Na ja, schließlich verliebt sie sich in den Adoptivsohn und kommt auch mit ihm zusammen. Na ja, doch dann erfährt der Adoptivsohn von ihr, sie war reichlich betrunken, eben, dass was hinter ihren ,Vorhängen' ist", erzählte Daniel.

"Und du bist der Adoptivsohn, wie?"

"Ja, die Rolle hat man mir angeboten, aber ich weiß noch nicht-", begann er.

"Klar nimmst du die Rolle!", beschloss ich. "Dann kriegen wir Freikarten."

Mara stand plötzlich auf, da sie fertig war und sagte erstaunt: "Echt?"

Ich zwinkerte ihr zu und sah Daniel bittend an.

"Ich hab bis Sonntag Zeit mich zu melden", sagte er nur noch, bevor wir Mara folgten und abräumten.

Ich stiefelte daraufhin mit Papa und Dan in den Keller, schließlich brauchte er etwas "bettartiges".

"Hier ist eine Luftmatratze", bemerkte ich.

"Jaja, die hab ich auch schon gesehen, aber wir hatten auch noch ein Gästebett...", sagte er stöbernd.

"Machen Sie sich keine Umstände, ich-"

"Nein, nein", winkte mein Vater ab, "meine Tochter schläft bei ihnen ja auch nicht auf dem Boden, oder?"

"Das nicht aber-"

"Sophia?", rief er dazwischen. "Geht ihr schon hoch, ich mach das hier."

Ich nahm Dans Hand und rief "Okay" zurück.

"Hast du durch ,ML' wirklich zaubern gelernt?", sagte ich lachend und zog ihn hinter mir die Treppen hoch.

Er sah mich verdutzt an. "Warum?"

"Ich hatte dir doch erzählt, dass mein Dad eigentlich nichts von unseren ,Verhältnis', wie er es genannt hat, gehalten hat. Und plötzlich ist er so nett zu dir."

"Tja, alles nur wegen meinem Charme", sagte er leise, bevor er mich innig küsste, wie ich schon lange nicht mehr gespürt habe.
 

Tatsächlich kam mein Dad dann noch hoch zu uns. Schwer beladen mit einem Gästebett, wie er es zuvor versprochen hatte. Wir stellten es direkt neben mein Bett, nachdem Dad aus dem Zimmer war. Er hatte einen "Sicherheitsabstand" gelassen, was bedeutete, dass es an der anderen Seite des Zimmers gestanden hätte. Es sah allerdings trotz allem ein wenig dämlich auf, da mein Bett höher war, als das Gästebett.

"Tja, mein Prinz, die Prinzessen darf immer oben schlafen", neckte ich ihn und blickte zu ihm runter.

"Jaah und der Prinz hat seine Prinzessin zum Fressen gern", sagte er mit rauer Stimme und sprang auf die Kante meines Bettes, legte sich seitlich über mich und küsste mich.

"He he", sagte ich und hielt meinen Zeigefinger vor seinen Lippen. "Hat die Prinzessin ihre Erlaubnis gegeben?"

Dan sah mich enttäuscht schief an.

"Meine Eltern haben sich gerade dir gegenüber ein wenig eingespielt. Ich meine, wir sollten-"

"Schon klar", sagte Dan und schob sich freiwillig zurück auf sein Bett.

Nach ein paar Minuten Stille, in denen ich es genossen hatte neben mir Dans Atem leise zu hören, stütze ich das Kinn auf meine verschränkten Arme und guckte zu Dan hinunter.

"Sag mal, wie lange kannst du eigentlich bleiben?", fragte ich, obwohl ich diese Frage eigentlich lieber vor mir her geschoben hätte. Ich wollte gar nicht, dass er irgendwann ging. Dan strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und antwortete zögernd: "Wenn ich die Rolle annehme-"

"Und wir nehmen an, dass du sie annimmst", warf ich ein.

"Okay, also dann höchstens bis Dienstag, weil ich ja Sonntag Bescheid sagen muss und ich denke, dass sie dann die Formalitäten schnell besprechen wollen", erklärte er und setzte besorgt hinzu. "Du weißt, dass ich dann am Wochenende nicht mehr so viel Zeit haben werde?"

Ich lächelte schwach und beobachtete ihn sorgfältig. Seine grünen Augen schimmerten sanft in der Dunkelheit. Ich strich ihm über das Haar.

"Ich weiß, aber ich will nicht, dass du dir solche Chance verbaust, klar?", befahl ich.

"Ei ei, Miss", meinte er grinsend.

Ich legte mich flach auf den Rücken und starrte zur Decke. Natürlich würde ich ihn vermissen, aber es wäre unfair so egoistisch zu sein und es ihm zu verbieten!, dachte ich und beugte mich wieder über den Rand meines Bettes.

"Gute Nacht", sagte ich mit einem Gähnen.

"Gute Nacht", sagte Daniel auch und gab mir einen zarten Kuss.

"Ich liebe dich."

"Ich liebe dich auch", hauchte ich zurück und sank müde in mein Bett.
 

Verwundert bemerkte ich am Morgen, dass Daniel neben mir schlief, bis ich registrierte, was gestern so bedeutendes geschehen war. Ich musterte ihn und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Eingekuschelt in die Bettdecke lag er da und atmete leise. Ich beugte mich runter und küsste ihn so kurz auf die Stirn, dass er davon nicht wach wurde. Ich setzte mich wieder aufs Bett und blinzelte in die wenigen Sonnenstrahlen, die es durch meine Rollläden geschafft hatten. Leise stand ich auf und warf noch einen Blick auf Daniel, bog mit den Fingern das Rollo ein wenig auseinander und sah hinaus. Die Straße war still, nur ein paar Leute kamen mit Tüten aus der Bäckerei. Ein Motor begann zu surren. Ich sah nach unten und bemerkte das Auto meines Vaters, dass die Garage verließ. Er stieg aus und schloss das Garagentor, dabei winkte er mir kurz zu, stieg in sein Auto und fuhr weg. Tja, als Polizist wurde man selbst am Samstagmorgen nicht verschont. Ich huschte aus dem Zimmer und tapste die Treppen runter. Ein leckerer Geruch von frisch aufgebrühten Kaffee und Brötchen stiegen mir in die Nase.

"Morgen."

"Morgen, Schatz. Schläft Daniel noch?", fragte sie, als sie mich alleine sah.

Ich nickte gähnend, setzte mich an den Frühstückstisch und entdeckte verwundert die neue "Horray!!" neben der Zeitung liegen.

"Daniel hatte mich gebeten sie zu besorgen", rechtfertigte Mutter sich.

Neugierig ergriff ich sie und schlug sie auf. Während ich mein Brötchen butterte und den Artikel von "Romeo und Julia" las, Daniel wurde nicht erwähnt, küsste mich jemand auf den Nacken.

"Morgen meine Schöne", flüsterte er.

Ich wand mich zu ihm um und sagte, während er sich neben mich setzte: "Musst du dich so von hinten anpirschen?"

"An-was?"

"An-pir-schen, anpirschen", wiederholte ich.

"Was bedeutet ,anpirschen'?", fragte Daniel, wie ein kleines Kind, dass nicht verstand, was gerade Sache war.

"Anpirschen, anschleichen, verstehst du?"

"Warum sagst du dann nicht anschleichen?"

"Das sagt man so."

"Warum sagst du dann nicht anschleichen?" Das ist doch dasselbe!"

"Ja, aber-"

"Dann sag doch anschleichen!"

"DU MACHST MICH WAHNSINNIG!!"
 

Zur Mittagszeit bekam Daniel einen dringenden Anruf ("Sorry, aber es muss wichtig sein. Ich habe schon vierzehn Anrufe in Abwesenheit den Morgen über bekommen!"). Ich war zwar neugierig und wenn ich ehrlich war, lauschte ich auch, wenn ich am meinem Zimmer vorbei ging, wo er telefoniert, doch bei seinem Genuschel verstand ich höchstens mal ein "Yes" oder "Thanks". Was ich ihm aber, während ich den Tisch fürs Mittagessen deckte, auch sagte.

"Kannst du nicht mal deutlich nuscheln? Man versteht ja kein Wort", warf ich ihm vor.

"Jaja, Lauscher! Nein, hör zu", sagte er nun mit ernster Stimme, als Mutter Kartoffelbrei ausgab, "Oliver Summerston hat mich gerade gefragt, ob ich die Hauptrolle in ,French Kisses' haben möchte. Da es eilt, George Tiaro ist abgesprungen, soll ich ihm heute Abend schon Bescheid sagen. Was hältst du davon?", freute er sich.

"French Kisses", sagte ich mit hochgezogenen Augenbraunen, wohl wissend, dass es "Zungenküsse" hieß.

"Ja, Sophia, dass ist der neue Film überhaupt. Summerston produziert nur die Besten der Besten! Wahnsinn!", sagte er begeistert und hatte nicht mal ein Bissen gegessen.

Ich freute mich nicht so sehr. Was kann das bloß für ein Film sein?!

"Ja, woah, wann beginnen denn die Dreharbeiten?", fragte ich schnell, um meinen Unmut zu überdecken und spachtelte Kartoffelbrei, damit ich nicht allzu viel reden musste und "beschäftigt" war.

"Wenn ich es mache, schon Freitag, d.h. ich muss auch schon Montag früh fliegen. Ich sag gleich zu, nachdem ich das mit Mr. Coon geklärt habe", sagte er eifrig und lief in Richtung Zimmer.

"Mr.-"

"Mein Manager", rief er hinterher.

Ich stocherte in meinem Kartoffelbrei rum. Eigentlich sollte ich mich freuen. Er gab seine Träume nicht mehr für mich auf, wie edelmütig er es sonst getan hatte. Ich sollte doch eigentlich genauso glücklich sein wie er, oder? Doch mein ungutes Gefühl bestand weiter.

"Du bist nicht so glücklich über ,French Kisses', oder?", unterbrach Mutter meine Gedanken. Ich schreckte hoch und schüttelte leicht den Kopf.

"Ich sollte- ich muss mich doch eigentlich für ihn freuen, wenn es ihn so freut, oder?", dachte ich wiederum laut.

Meine Mutter trank einen Schluck und setzte eine verträumte Miene auf, eher sie ritt: "Sag ihm was du denkst."

"Mum, ich habe gerade erst gesagt, er soll nicht für mich kürzer Treten und nun sagen, er soll es nun doch?! Ich gönne es ihm ja", redete ich nach einer kleinen Esspause weiter, "aber irgendwie macht mich der Titel stutzig."

",French Kisses', was?", sagte sie übers Wasserglas hinweg.

Ich nickte kurz. "Ich hab ,Romeo und Julia' immer schon besser gefunden", sagte ich mit einem leisen Glucksen.

"Sophia", sagte eine Stimme hinter mir, die ganz anders klang als vorhin, "kann ich oben mit dir reden?"

Ich folgte ihm. Er sah besorgt aus und seine Stimme hörte sich mechanisch an und in einem "Geschäftsmann-Stil", was mich schon irgendwie erschreckte.

Nachdem ich mich auf mein Bett gesetzt und die Arm um meine Beine geschlungen hatte, lief Daniel im Zimmer auf und ab. Ich traute mich nicht zu fragen, was los war. Es war mir unheimlich. Ich hatte ihn noch nie so, so streng und irgendwie böse erlebt. Schließlich blickte er aus dem Fenster und begann langsam: "Coon hat den Vertrag schon fertig gemacht. Er hat fast fest mit meiner Zusage gerechnet und war so eigenmächtig Sachen, wie Gehalt und so zu klären, dass er auch andere Sachen über meinen Kopf hin zu entscheiden." Unvorhergesehen drehte er sich um und sah mir fast hypnotisch in die Augen. "Mir wäre es möglich für drei Monate, und zwar sofort, nach Frankreich zu gehen."

Für einen Moment war ich erleichtert. "Nur", dass er für drei Monate wegmusste nichts Schlimmeres. Doch dann setzte mein Verstand wieder ein, verdrängte die Stimme in mir ("Bloß drei Monate! Ha! Was sind schon drei Monate!?) und wisperte leise: "Drei Monate?"

"Ja, der Film spielt zur Hälfte in Paris, der andere Teil wird, Gott sei dank, in London gedreht", erklärte er, während er auf mich zuschritt.

"Sofort?", redete ich abgehackt.

"Ja, leider. Sofort heißt", er nahm meine Hände, "noch heute."

Ich fasste seine weichen Hände fester. "Aber ich dachte wir hätten das Wochenende für uns und nun-", ich brach ab und vergrub mein Gesicht in meine Hände.

Daniel setzte sich neben mich. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Er strich mir langsam über die nasse Wange. Drei Monate... einundzwanzig Wochen... gut sechzig Tage... mehr als 2000 Stunden... 100.000 Minuten...

... ohne ihn...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-01-15T18:01:33+00:00 15.01.2006 19:01
Hy!
Wollt nur mal fragen wann es denn weitergeht?
Lg Michelle
Von: abgemeldet
2005-12-31T11:21:12+00:00 31.12.2005 12:21
Hy!
Also das ist wirklich SUPER; FANTASTISCH; UNGLAUBLICH; SENSATIONELL;...................
Du musst unbedingt so schnell wie möglich weiterschreiben!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!​!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Lg Michelle
Von:  ClaryMorgenstern
2005-12-30T20:41:15+00:00 30.12.2005 21:41
ah wow! als ich das letzte mal geguckt hab war noch garnichts on und jetzt gleich zwei ^^ und dann auch noch so lang es war echt super! auch das mit dem betrug echt genial ich schwörs dir du machst das echt ganz toll ich liebe die ff *big smile*
tjap also das wars auch schon bitte sag mir wieder bescheid ja ^^
(muahaha ich war die erste yeah sieg auf der ganzen linie!!!)


Zurück