Der Glanz in deinen Augen - Teil 2
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... Chiaki beugte sich ein Stück nach vorn - damit war er Maron ein ganzes Stück zu nahe für
ihren Geschmack, und flüsterte ihr leise ins Ohr: „Das wäre wundervoll, Maron!“ Sie errötete kaum
merklich und senkte den Blick. Plötzlich war alles vergessen: die Trauer, das Leid, selbst ihre beiden
Freundinnen, die das Ganze mit großem Interesse verfolgt hatten.
„Hey, Fin, ich glaube, es könnte passieren, dass wir gar nicht mehr mit Maron reden
müssen!“ „Wieso denn?“ „Na sieh sie dir doch mal an! So hab' ich sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr
gesehen! Sie ist wie ausgewechselt! Dieser Typ bringt sie vollkommen aus der Fassung! Wow, sieh dir
den doch mal an, der ist echt sexy! Und Geld hat der auch. Ich könnte mir sogar vorstellen... Ja,...
vielleicht schafft er es sogar, ihre Augen wieder zum Strahlen zu bringen...“, freute sich Miyako. „Ja,
vielleicht.“, flüsterte Fin. „Vielleicht!“
Maron hob ihren Kopf wieder. Zu ihrem Pech war Chiaki immer noch nicht weiter von ihrem
Gesicht entfernt. Sie blickte also wieder direkt in seine haselnussbraunen Augen, die um die Wette
strahlten. Sie rückte ein Stück von ihm weg. „Wenn Sie sich einen Moment gedulden würden... Ich lasse
alles herrichten, und währenddessen bringe ich einen Aperitif, um ihren Kunden die Zeit ein wenig zu
vertreiben.“, sagte Maron schließlich, nachdem sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. „Was denn, und
mir nicht?“, fragte Chiaki ernst. „Was? Nein! Tut mir Leid... ich meinte...“ „Schon gut! Das war ein Scherz,
ganz ruhig. Das wäre eine gute Idee, Maron!“, lachte er. Wow! Dieses Lachen war einfach unglaublich.
Dieser Mann hatte ein Charisma, das sie sonst noch nie so erlebt hatte, oder wenn, nur selten. Wieder
wurde Maron rot. Dieser Kerl brachte sie total aus dem Konzept. Er war irgendwie...
Mit der Ausrede nun den Aperitif zu holen und ihre Angestellten, die Tische aufbauen zu lassen,
ergriff sie die Flucht. Ihren Mitarbeitern gab sie im Vorbeigehen ein paar Anweisungen. An der Bar, an
der Mizuno gerade die Getränke für Marons neue Gäste einschenkte, atmete Maron einmal tief durch.
Dieser Duft ließ sie süchtig werden... Wie konnte ein Mann nur so gut riechen? Und wie konnte ein
einziger Mensch sie nur so verunsichern?
Chiaki blickte ihr hinterher. Wow, dieser Hintern, und erst der Gang... Er schmolz regelrecht dahin.
Diese Frau war eindeutig Versuchung pur, und scheinbar war sie sich ihrer Wirkung auf Männer noch
nicht einmal bewusst, was sie noch anziehender machte. Jetzt wo er so darüber nachdachte,verging ihm
das Grinsen. Dieser Laden war voller alleinstehender, recht passabel aussehender Männer, die Maron
ansahen, als wäre sie die letzte Frau auf der Welt, verständlich, aber er brachte nichts als Stuss heraus?
Sie konnte jeden Mann in diesem Laden sofort haben, und er machte dumme Witze? <Was denn, und
mir nicht? ˇ>, äffte Chiaki sich in Gedanken selbst nach. <Mann, Junge! Deine Witze waren auch schon
mal besser!> Chiaki Nagoya musste zugeben, dass er nervös war, sehr nervös sogar. Er hatte Angst, bei
dieser Frau zu versagen, Angst, dass sie ihn nicht charmant finden könnte. Glücklicherweise würde
dieser Abend noch etwas länger dauern... Sie war einfach unglaublich, und wenn sie errötete... Aber
wenn er weiterhin solche Witze machte, würde sie ihn nicht als das sehen, was er war, ein
gutaussehender charmanter Mann, sondern als hirnlosen Idioten.
Maron war vollkommen in Gedanken versunken, als Mizuno sie zum wiederholten Male ansprach
und ihr schließlich mit der Hand vor dem Gesicht herumfuchtelte. „Hey, Miss Kusakabe! Maron! Hallo?!“
„Hm?“, schreckte Maron hoch. „Was ist denn los mit dir? Du bist schon den ganzen Abend so komisch.
Also, um genau zu sein, seit dieser gutaussehende Typ den Laden betreten hat. Alles klar oder...? Ach...
stehst du etwa auf den?“, grinste Mizuno. „WAS?! Spinnst du! Doch nicht auf den da! Der ist mir viel zu
sehr von sich selbst überzeugt! Wahrscheinlich gibt der vor allen Weibern mit denen er ausgeht, und
das sind erstens bestimmt nicht wenige und zweitens alles hirnlose Barbies, mit seiner Kohle an. Die
hängen dann mit Sicherheit an ihm wie Kletten und himmeln ihn dann an, als wenn der gut aussehen
würde, ja?! Das ist doch wieder einer dieser typischen Machos, die einfach nur jede dahergelaufene
Tussi in ihr Bett kriegen wollen, um ihren Spaß zu haben. Danke, auf so einen kann ich gut verzichten!“,
gab Maron als Antwort zurück. Das alles hatte sie in einem solchen Tempo heruntergerattert, dass
Mizuno immer noch der Mund offen stand. Aber trotzdem... richtig überzeugt hatte das eben nicht
geklungen. Die Kleine hinter der Bar hütete sich jedoch das zu sagen. „Mach den Mund wieder zu, Süße!
Solche Typen kenne ich zur Genüge. Seit Subarus Tod gab‘s davon ge...nug... und...“, ihre Stimme
wurde zum Ende hin immer leiser. <Subaru!>, schoss es Maron durch den Kopf. <Gott, ich fühle mich
so dreckig. Du b ist noch nicht einmal vier Monate tot, und ich stehe kurz davor, mich in diesen
aufgeblasenen Typen zu verlieben..., der eigentlich ja gar nichts Schlimmes getan hat... außer mich
durcheinander zu bringen... und ich mache ihn gerade aus völlig unerfindlichen Gründen fertig...,
obwohl ich genau weiß..., dass er wahrscheinlich total nett ist... und, Moment mal,... verlieben!? ...
Aargh! Nein, das geht nicht! Ich liebe Subaru, und ich kann einfach noch nicht... es tut mir so Leid,...
Subaru!> „Und eigentlich weißt du ganz genau, dass du gerade vollkommenen Stuss redest! Das
wolltest du doch jetzt sagen oder?!“, ergänzte Mizuno den durch Marons Gedankengänge
unterbrochenen Satz. „Nein... ja... nein... ach ich weiß nicht! Ich kann nicht leugnen, dass er umwerfend
aussieht, einen Charme hat, dem die meisten wahrscheinlich nicht widerstehen können und eine
Ausstrahlung hat, die einen umhaut. Und... NEIN! Stop, was rede ich da? Das ist doch Schwachsinn!
Dieser Kerl hat die ganze Zeit nichts besseres zu tun, als mich völlig zu verunsichern, und ich... Nein,
der ist nichts für mich! Es mag ja sein, dass er unglaublich gut duftet, wundervoll starke Arme hat,
Augen, in denen man versinken könnte und... seine blauen Haare, die ihm dadurch, dass sie in alle
Richtungen abstehen, einen unwiderstehlichen Touch...“ „Reden Sie von mir?“, unterbrach sie eine
inzwischen wohlbekannte Stimme. Maron erstarrte. <Oh Gott! Wenn das jetzt der ist, der ich glaube,
dass er es ist, möchte ich im Boden versinken, bitte tu sich doch irgendwo ein Loch auf!> Langsam hob
sie den Kopf von ihren Händen, die sie auf der Theke abgelegt hatte, und blickte nach rechts in zwei
unglaublich braune Augen. BLUSH! Maron wurde auf der Stelle knallrot. „Nein... ich... ähm.. sie... wir
haben nur...“ „... nur über meinen Freund geredet. Maron regt sich immerzu darüber auf, wie ich mich
in so einen Playboy verlieben konnte!“, rettete Mizuno die Tomate, die ihr gegenü ber saß aus der
misslichen Lage. <Puh! Nochmal Glück gehabt! Bei nächster Gelegenheit muss ich mich bei ihr
bedanken!>, dachte Maron. Chiaki blickte von Mizuno, der er sich während ihres Vortrages zugewandt
hatte, zu Maron, auf der sein Blick kurz mit dem Anflug eines amüsierten Lächelns verweilte, und
wieder zurück zu Mizuno. „Oh nein, wie schade, sie haben bereits einen Freund? Und sie meinen, für
mich wäre da gar keine Chance mehr?“, beklagte sich Chiaki mit leichter Ironie in der Stimme, die
Maron allerd ings überhörte. Mit einem verhaltenen Grinsen, das Maron galt, ging Mizuno auf die
Schiene ein. „Tja, das kommt ganz darauf an.“ „Auf was denn, ...?“ „Mizuno!“, half diese nach. “...
Mizuno. Das ist ein wunderschöner Name! Darf ich Sie ab jetzt immer so nennen? Ich gedenke jetzt
nämlich öfter hier zu erscheinen...“ Maron hätte sich beinahe übergeben. <Schöner Name!>, äffte sie
Chiaki in Gedanken nach. <Mein Gott, viel schleimiger geht‘s kaum noch!> Dieser Kerl erlaubte es sich
wirklich mit jeder zu flirten, egal, ob sie bereits vergeben war oder nicht! Erst hatte er ihr schöne Augen
gemacht, jetzt Mizuno, als nächstes versuchte er es vielleicht bei dem schwulen Kerl gegenüber... Was
bildete der sich eigentlich ein! Dass Chiaki das Ganze nur tat, um Maron ein wenig zu ärgern, bemerkte
sie allerdings nicht, noch nicht. Dafür bemerkte Chiaki, dass er sein Ziel erreicht hatte. Dieser
beobachtete diese neue, für ihn völlig faszinierende Frau aus dem Augenwinkel. Sie sah nicht gerade
begeistert aus. Anscheinend hatte er es doch in diesen kurzen Momenten, in denen er mit ihr geflirtet
hatte, geschafft, ihr Interesse zu wecken, wenn auch nur ein ganz klein wenig. Dann konnte das Spiel ja
beginnen. Er musste diese Frau einfach für sich gewinnen! Er war fasziniert, hingerissen von ihr und wie
betäubt von ihrer Schönheit.
Maron hingegen hatte ganz andere Gedanken, oder... vielleicht nicht ganz so andere. Sowohl ihre
Eifersucht als auch ihr Kampfgeist waren geweckt. Sie wollte diesem überheblichen Casanova zeigen,
dass er sie nicht so leicht haben konnte wie alle anderen in seiner Sammlung. Denn dass er gerade
darauf aus war, sie eifersüchtig zu machen, war auch ihr jetzt klar geworden. Sie war zwar immer noch
in Zwietracht mit ihren Gefühlen, da sie einerseits doch noch an Subaru hing, ja ihn ihrer Meinung nach
noch liebte, aber andererseits vollkommen überwältigt von diesen neuen, schon längst in Vergessenheit
geratenen Gefühlen war, die sich jetzt in ihr ausbreiteten, aber wollte sie den Versuch wagen? Hin- und
hergerissen betrachtete sie jetzt die Ursache ihres Gefühlschaos‘, den Mann, der an allem Schuld war.
Sie war vollkommen hingerissen v on diesen Augen, diesem Mann und seinem Lächeln. Plötzlich
begannen auch ihre Augen zu leuchten. Sie wollte jetzt einfach nicht nur so aussehen wie sonst, sie
wollte besser aussehen als jemals zuvor. Dieser Kerl hatte ihr Interesse geweckt, das sich jetzt
eindeutig in ihren Augen widerspiegelte.
„... Wirklich? Das ist ja faszinierend! Erzählen Sie... mir... doch noch...“, er bekam keinen Ton mehr
heraus. Er hatte während des Flirts eben nur kurz zu Maron hinübergeblickt, aber was er da sah,
fesselte ihn. Diese Augen... dieser Glanz in ihren Augen... Das war es. Das war das letzte Teilchen, d as
ihm vorhin gefehlt hatte, das letzte Teilchen zur Perfektion. Ihre Augen hatten jetzt einen
entschlossenen Ausdruck angenommen, sie strahlten geradezu ein,... ein... Er konnte es nicht
beschreiben. Es schien, als,... als sehe sie etwas, dass sie unbedingt haben wollte, etwas, dass sie nie
wieder gehen lassen wollte. Chiaki blickte ihr wie gebannt in die Augen, er war fertig, vollkommen
fertig. Wie konnte ein einziger Mensch es ihm nur so angetan haben!?
Maron fing sich wieder und bemerkte mit Zufriedenheit, dass Chiaki gerade im Begriff war, ihr zu
verfallen. Dann konnte das Spiel ja beginnen.
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