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Was, wenn?
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Wieder mal eine Kapitelteilung, weil zu lang.
Hintergrundmusik:
https://www.youtube.com/watch?v=k2C5TjS2sh4&ab_channel=Roxette
It Must Have Been Love by Roxette (1987) Komplett anzeigen

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Wiedervereint I

Sephiroth blinzelte gegen die Sonne und hielt Léa fest an der Hand, als sie die Flughafenhalle verließen; mit der anderen Hand zog er einen Koffer, während an seiner Schulter noch eine Tasche hing. Er musste den Platz vor dem Flughafen nicht lange absuchen, um Genesis mit seinen roten Haaren und seiner langen, schwarzen Kleidung zu entdecken. Er lächelte, nahm Léa zu sich auf den Arm und steuerte Genesis direkt an.

„Ist er das?“, quiekte Léa und zeigte mit ihrer kleinen Hand auf Genesis, den sie vorher noch nie gesehen hatte.

„Ja, Schatz“, sagte Sephiroth geduldig, „aber man zeigt nicht auf Leute.“ Etwas stutzig ließ Léa die Hand sinken.

„Willkommen in Porto“, sagte Genesis unbestimmt lächelnd, als sie zu ihm aufgeschlossen hatten. Er streckte Léa eine Hand hin und sie legte ihre in seine; belustigt beobachtete Sephiroth seine Tochter beim völlig ratlosen Händeschütteln. „Du musst Léa sein“, sagte Genesis freundlich zu ihr. „Freut mich, dich kennenzulernen.“

Völlig perplex zog Léa ihre Hand zurück und umschlang Sephiroths Hals; er hatte so etwas befürchtet und sie deshalb auf den Arm genommen. „Alles ist gut, Spatz, niemand tut dir was“, sagte er. „Das ist Genesis, wir –“ Für einen Moment sprachlos schaute er Genesis an. Wie sollte er seiner fünfjährigen Tochter ihr Verhältnis zueinander erklären? „ – wir kennen uns von ganz, ganz früher.“

Genesis gluckste amüsiert. „Mit Kindern in dem Alter hab ich die Erfahrung, dass sie Schwierigkeiten mit meinem Namen haben“, sagte er und richtete seinen Blick auf Léa. „‚Onkel‘ reicht auch.“

„Mir würden in dem Fall noch ganz andere Namen einfallen“, sagte Sephiroth und entließ Léa von seinem Arm auf ihre eigenen zwei Beine.

„Das“, sagte Genesis, „ist ganz tiefe Vergangenheit. Komm, der Wagen steht da drüben.“ Gemeinsam überquerten sie den Parkplatz, Léa sicher an Sephiroths Hand, und gingen auf ein silbernes Auto zu, dessen Kofferraum Genesis öffnete, um Sephiroths Gepäck zu verstauen, während der Léa auf dem Rücksitz platzierte und darauf achtete, dass der Sicherheitsgurt richtig saß.

„Alles gut, Maus?“, fragte er sie. Léa, ganz aufgeregt, strahlte. „Wie lange fahren wir?“, fragte er an Genesis gewandt.

„Kommt auf den Verkehr an“, sagte er und schloss den Kofferraum, „aber sicher unter einer halben Stunde.“

„Hörst du?“, fragte Sephiroth Léa, die Autofahrten nicht sonderlich mochte. „Wir sind bald da. Du kannst ja aus dem Fenster gucken, vielleicht entdeckst du irgendwelche Tiere.“ Mit einem ermunternden Lächeln für seine Tochter und einem letzten Kuss auf die Stirn schloss er die Autotür. Genesis kam um das Heck des Wagens herum auf ihn zu, während Sephiroth sich aufrichtete.

„Seph, ich weiß, es ist nicht der schönste Anlass“, sagte Genesis mit einem mitfühlenden Unterton, „aber ich bin froh, dass ihr hier seid.“

Sephiroth schenkte Genesis ein trauriges Lächeln. „Ich bin froh, dass wir hier sein können“, entgegnete er dankbar. Die Fahrt war ganz angenehm; sie führte vorbei an Wiesen und Feldern, Léa war ganz aufgeregt, als sie ein paar Kuhherden entdeckte, und als sie sich der Stadt näherten, wusste er, dass ihre Ankunft nur noch eine Sachen von Minuten war.

Genesis fuhr den Wagen auf ein hübsches kleines Grundstück mit einem mehrstöckigen Haus darauf; es hatte einen südlichen Charme und verfügte über Fensterläden sowie eine Sonnenterrasse im ersten Stock. „Nett, so für zwei Leute“, kommentierte Sephiroth.

„Drinnen ist es recht eng“, antwortete Genesis, „da sind drei Stockwerke ganz praktisch.“ Sie stiegen aus und Sephiroth nahm Léa wieder sicher an seine Hand; Genesis war so freundlich, sein Gepäck für ihn nach drinnen zu bringen. Als er den Kofferraum wieder geschlossen hatte, schien ihm etwas einzufallen. „Wie steht’s eigentlich mit Hunden?“

„Ihr habt einen Hund?“, fragte Sephiroth mit einem drohenden Ton in der Stimme.

„Schlimm?“, fragte Genesis.

„Du hättest schon einen Ton sagen können – wenn sie jetzt panische Angst vor Hunden gehabt hätte?“

„Hat sie also nicht?“, fragte Genesis.

„Darum geht’s hier nicht“, sagte Sephiroth.

„Aber Papa“, unterbrach sie Léa, „ich mag Hunde doch gerne.“

Sephiroth sah Genesis immer noch etwas wütend an. „Dein Glück.“

„Der Hund bleibt eh draußen“, erklärte ihm Genesis. „Und scheint sowieso grad auf Spaziergang zu sein, sonst wär er schon längst angerannt.“

Innen war das Haus tatsächlich kleiner, als es von außen wirkte; als erstes kam links vom Flur eine Küche ab, geradezu war das Wohnzimmer und rechts führte bereits eine Treppe nach oben. Während sich Sephiroth ein wenig im Erdgeschoss umschaute, hielt sich Léa nah an ihn. Er streichelte ihr liebevoll über den blonden Haarschopf.

„Soll ich euch zeigen, wo ihr untergebracht seid?“, fragte Genesis hinter ihnen.

„Na, Spatz, was sagst du?“, fragte Sephiroth an Léa weiter, die nur verschüchtert große Augen machte und sich hinter ihm zu verstecken suchte. Amüsiert sagte Sephiroth zu Genesis: „Ja, gerne.“

Sie erklommen die Treppe in den ersten Stock, wo Genesis ihnen ein helles Südzimmer mit Doppelbett zeigte, dessen Fensterläden nach außen geöffnet waren. „Es war diese Woche nicht mehr so warm, da mussten wir die Fensterläden tagsüber nicht schließen“, erklärte Genesis, während er Koffer und Tasche abstellte. Er wandte sich direkt an Sephiroth. „Ich kann euch kurz allein lassen und ihr kommt dann einfach runter, wenn ihr so weit seid“, schlug er vor. Sephiroth nickte. Genesis verließ den Raum und ging nach unten; Sephiroth platzierte Léa auf dem Bett und hockte sich vor sie.

„Alles ok?“, fragte er sie. „Brauchst du was?“

Léa schüttelte den Kopf.

„Hast du Hunger?“

Wieder schüttelte sie den Kopf.

„Durst?“

Léa verneinte.

„Besser, wir trinken gleich trotzdem noch mal was. Oder ist dir kalt?“

Auch darauf war die Antwort Nein.

„Wenn du irgendwas brauchst, kannst du mir das sofort sagen“, versicherte Sephiroth seiner Tochter. „Du kannst mir alles sagen, wenn was ist.“

„Papa?“

„Ja?“

„Kommt Papa gar nicht?“ Sie meinte ihren anderen Papa.

„Nein, Spatz“, sagte Sephiroth. „Er bleibt in Midgar.“

„Und wann gehen wir wieder zurück zu Papa?“

Sephiroth seufzte. Am liebsten würde er nie zurückkehren. „Wir bleiben erst mal eine Woche, vielleicht zwei. Wir werden sehen.“ Er hörte unten die Haustür aufgehen. „Komm, lass uns runtergehen, dann stell ich dich Ramon vor und vielleicht kannst du mit dem Hund spielen, wenn du brav bist.“ Und vor allem, wenn der Hund brav ist, fügte Sephiroth in Gedanken hinzu, doch er wollte Léa nicht jetzt schon Angst einjagen.

Gemeinsam stiegen sie die Treppe herab. Ramon war vom Spaziergang mit dem Hund zurückgekehrt und dabei, seinen Mann zu begrüßen. Genesis bemerkte sie beide und gab Ramon ein Zeichen; der drehte sich freudestrahlend um. Er war deutlich gealtert; das Haar war kürzer und an den Schläfen grau und auf dem Gesicht zeichneten sich die Falten ab, die sich bei ihm selbst und Genesis einfach nicht einstellen wollten. „Seph, wie schön, dich schon wieder zu sehen“, sagte er. Ihr letztes Treffen auf der letzten Shin-Ra-Feier war gerade zehn Monate her. Er richtete seinen Blick weiter nach unten auf Léa. „Und die gute Léa, schön dich kennenzulernen.“ Sephiroth scheuchte Léa mit ein wenig sanfter Gewalt auf Ramon zu, um ihn zu begrüßen.

„Sie spricht noch nicht so gut Englisch“, informierte er Ramon.

„Macht nichts“, sagte der unbekümmert, „dann bring ich ihr Portugiesisch bei.“

Daraufhin musste Sephiroth, wenn auch bisher etwas niedergeschlagen, ernsthaft lachen. „Viel Spaß dabei, du hast aber nicht lange Zeit.“

„Wie wär’s, Léa“, schaltete sich Genesis ein, „wenn ich dich unserem Hund vorstelle? Bestimmt hat er Lust, mit dir zu spielen.“

Sephiroth warf Genesis einen stummen Blick zu, der „Pass bloß auf“ sagte.

Genesis antwortete ebenso mit einem Blick. „Wofür hältst du mich?“, fragte er.

Mit der Aussicht, mit einem süßen Hund spielen zu dürfen, war Léa plötzlich gar nicht mehr so schüchtern. Freudig ging sie mit Genesis nach draußen, sodass Sephiroth und Ramon nun allein waren. Um gar nicht erst eine peinliche Stille aufkommen zu lassen, sprach Sephiroth das erste an, was ihm einfiel: „Also, Professor, ja?“

„Oh ja“, grinste Ramon, wodurch er sofort zehn Jahre jünger wirkte, „Montag beginnt meine erste richtige Woche, ich bin – was soll ich sagen, ich freu mich einfach so sehr. Endlich da, wo ich seit ... ungefähr fünfundzwanzig Jahren hin wollte.“

„Wow“, sagte Sephiroth, „Glückwunsch jedenfalls.“

Ramon schien etwas durch den Kopf zu gehen; es dauerte ein paar Sekunden, bis er es ansprach. „Hör mal, ich hatte damals eine Beziehung, die unter meinem aufkommenden Ehrgeiz wirklich gelitten hat und langsam in die Brüche ging, bis er irgendwann gesagt hat, dass er das nicht mehr aushält, dass ich für die Forschung lebe, und damals kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass ich vielleicht ... weißt du ... alleine bleibe.“ Sephiroth hatte eine Idee, wo Ramon mit seiner Geschichte hin wollte. „Als auch die nächste Beziehung nach kurzer Zeit an derselben Sache scheiterte, hab ich einfach akzeptiert, dass es niemanden für mich gibt. Und was soll ich sagen – hier bin ich nun, über fünfzehn Jahre verheiratet und ich hab mein Karriereziel erreicht. ... Es mag etwas früh sein, dir das zu sagen, aber was ich damit ausdrücken wollte, ist – dass man keine Kompromisse machen muss.“

Sephiroth nickte und versuchte dabei so auszusehen, als würde er verstehen, was Ramon meinte. Was er gesagt hatte, schien nicht annähernd auf seine, Sephiroths, Situation zu passen. Ramon lächelte ihn mitfühlend an, doch Sephiroth fühlte sich nicht verstanden. Sie gingen nach draußen, um zu sehen, wie Léa mit dem Hund zurechtkam. Sephiroth war erleichtert zu sehen, dass es sich zumindest um keinen riesigen Hund handelte, wenn auch trotzdem um einen recht großen; aber er schien gut erzogen zu sein, bellte, knurrte und schnappte nicht und wirkte auch sonst ganz umgänglich. Sephiroth ließ sich auf den Stufen an der Terrassentür nieder. „Traust du mir nicht?“, fragte Genesis, als er ihn dort hocken sah.

„Ich traue niemandem genug, wenn es um meine Tochter geht“, sagte Sephiroth.

Genesis staunte nicht schlecht. „Wer hätte gedacht, dass du mal so ein Vater wirst?“, fragte er verblüfft.

„Wer hätte gedacht, dass ich überhaupt jemals Vater werde?“, gab Sephiroth zurück. Er ließ Léa nicht aus den Augen, während sie vergnügt mit dem Hund tobte. „Hat er eigentlich auch einen Namen, der Hund?“

Genesis seufzte genervt, sagte aber nichts. „Er heißt Tobie*“, antwortete nach ein paar Momenten stattdessen Ramon.

„Echt, warum das?“, fragte Sephiroth verwundert.

„Weil Ramon für die Namenswahl verantwortlich war und sich dachte, dass er mir mit einem deutschen Namen sicher eine Freude macht“, sagte Genesis entnervt.

„Und ich bin immer noch überzeugt, dass du mich nur ärgern willst und dich in Wirklichkeit sehr wohl freust“, sagte Ramon gelassen.

„Wenigstens einer von uns“, seufzte Genesis, bevor er die Spur wechselte. „Musst du nicht noch irgendwas besorgen oder so?“

„Ähm, nein?“, antwortete Ramon.

„Oder irgendwas erledigen?“, fragte Genesis weiter, diesmal mit Nachdruck.

„Was denn zum Beispiel?“, fragte Ramon vollkommen ratlos.

„Weiß nicht, irgendwas, wobei du vielleicht auch die Kleine mitnehmen kannst“, sagte Genesis; mittlerweile konnte nicht offensichtlicher sein, was er wollte. „Du weißt schon, damit die großen Jungs allein spielen können?“

Ramon schien es zu dämmern. „Und was zum Beispiel?“

„Willst du vielleicht Brot am andern Ende der Stadt holen?“

„Vielleicht nicht unbedingt am andern Ende der Stadt ...“

„Dann am andern Ende der Nachbarschaft?“

„Ja, von mir aus – ok ...“, stimmte Ramon langsam zu.

„Und zu Fuß“, fügte Sephiroth an, „sie fährt nicht so gerne Auto.“

„Schon klar“, sagte Ramon. Sephiroth rief Léa heran und übergab sie in Ramons Obhut. „Und wenn du ihr vorher noch ein kleines Glas Wasser zu trinken geben könntest“, fiel ihm dann noch ein.

Ramon schien sich langsam etwas verkohlt vorzukommen. „Sonst noch was, das ich für die Herren erledigen kann?“, fragte er sarkastisch.

„Wir schreiben dir eine Liste“, sagte Genesis mit einem breiten Lächeln.

Ramon nahm Léa an die Hand und zog mit ihr in Richtung Küche. Beim Weggehen konnten sie ihn etwas wie „Jetzt hab ich auch noch zwei von der Sorte hier ...“ murmeln hören. Sobald Léa außer Sichtweite war, ließ Sephiroth seinen Kopf erschöpft auf Genesis‘ Schulter sinken.

„Ich mag es, ihn zu ärgern“, sagte Genesis leise.

„Ich hätte dich sofort verstanden“, murmelte Sephiroth.

„Siehst du, Seph, dafür kennen wir uns jetzt auch seit fast dreißig Jahren.“ Sephiroth lächelte nur müde und seufzte. Genesis tat nun etwas, das Sephiroth in all den Jahren mit ihm nie erlebt hatte: Er legte ihm eine Hand an die Wange und streichelte gefühlvoll mit dem Daumen darüber. So sanft kannte Sephiroth ihn überhaupt nicht. „Wie wär’s, wenn ich dir ein Glas Wein gebe und dann setzen wir uns mal auf die Couch und du erzählst mir ein bisschen was?“

Sephiroth konnte nicht behaupten, sonderlich erpicht auf den letzten Teil zu sein, aber ein gutes Glas Wein wirkte fürs erste gar nicht so verkehrt. Also erhoben sie sich, schlossen die Terrassentür, bevor der Hund ihnen nachlaufen konnte, Sephiroth sank auf dem Sofa zusammen und Genesis holte eine Flasche und zwei Gläser aus der Küche. Er stellte alles auf dem Couchtisch ab, goss den dunkelroten Wein großzügig in die Gläser und gab eines davon Sephiroth. Der nippte fürs erste nur vorsichtig daran.


Nachwort zu diesem Kapitel:
* Ok, das war nicht meine Idee, aber ich musste sie einfach einbauen. D:

Oh Gott, was ist jetzt schon wieder?

Wie gefällt euch Porto so?

Schaut auch in meine Darkfic You Come When I Call You rein, die nicht ins "Mit Liebe Gekocht"-AU reingehört: https://www.animexx.de/fanfiction/autor/534019/389349/
Cloud kommt frisch als Rekrut zu SOLDAT und Sephiroth nimmt sich seiner aus mysteriösen Motiven an ... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lexischlumpf183
2019-09-20T18:26:01+00:00 20.09.2019 20:26
Oh 😮, was da los 😕😮 Spannung steigt
Antwort von:  tobiiieee
20.09.2019 21:05
Zwei Kommentare an einem Tag, I'm blessed. :)
Auflösung kommt ja schon morgen^^


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