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Insomnia

"You can't fix me."
von

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TWENTY-EIGHT

TWENTY-EIGHT

 

Während beide sich auf den Weg zurück machten, konnte Maron nicht aufhören mit dem Daumen über den Ring an Chiaki’s Finger zu streichen. Beide konnten nicht aufhören zu lächeln.

Einige Meter von ihren Vätern entfernt blieben sie stehen und Maron gab Chiaki seine Jacke wieder. Er drückte ihr zum Abschied einen leichten Kuss auf die Wange.

Anschließend schloss sie sich Takumi an und ging mit ihm nach Hause. Sie fühlte sich wie auf Wolke sieben, trotz des furchtbar anstrengenden Tages. Schließlich hatte Chiaki ihr vor wenigen Momenten seine Liebe gestanden - ihr gesagt, dass er sie liebte.

Selbst das aufkommende Verhör konnte ihre Stimmung nicht vermiesen.

„Also…ich schätze mal, Chiaki Nagoya ist dein Freund?“, riss die Stimme ihres Vaters sie wieder ins Hier und Jetzt zurück. Gerade standen sie vor der Tür und er hatte seine Hände in die Hosentaschen gesteckt, machte keine Anstalten die Tür zu öffnen.

Oh, es fängt schon an…, ging es Maron etwas erstaunt durch den Kopf. Sie nickte auf seine Frage bejahend.

„Und ich schätze mal, es ist was Ernstes zwischen euch?“, fragte Takumi mit hochgezogener Augenbraue.

Wieder nickte sie, diesmal mit einem selbstsicheren Gesichtsausdruck und einem Lächeln.

Takumi lehnte sich an die Tür an und sah Maron fragend an. „Wieso hast du nichts gesagt?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Wir…wollten auf den richtigen Zeitpunkt warten, schätze ich“, log sie spontan. „Für uns war das alles auch ziemlich neu…“

Er nahm ihre Antwort schweigend zur Kenntnis und nickte verstehend.

„Bist du sauer?“, fragte Maron zaghaft. „Weil ich dir nichts von Chiaki erzählt habe?“

Er verschränkte die Arme vor der Brust, neigte unschlüssig den Kopf. Seine Schultern hoben sich einmal auf und wieder ab. „Eher enttäuscht als sauer“, antwortete er.  

„Tut mir leid…“, entschuldigte Maron sich. „Ich weiß, dass du vielleicht deine Skepsis hast. Aber du musst wissen… Er bedeutet mir viel“, sagte sie leicht verlegen.

Takumi zog eine Braue hoch. „Und er macht dich glücklich?“

„Ja. Mehr als glücklich.“

„Hmm.“ Er sah mit einer undurchdringlichen Miene zu den Nachbarn rüber. „Ich kann sehen, wie viel du ihm bedeutest. Und wie sehr er dich liebt…“

Diese Tatsache zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen und sie nickte erneute.

Seufzend nickte Takumi akzeptierend. „Okay. Lass uns reingehen. Sakura und Miyako warten bestimmt schon.“

Damit öffnete er die Tür und sie gingen nacheinander ins Haus rein.

Maron zog ihre Brauen hoch. Das war’s? Keine weiteren Fragen? Nicht dass es ihr was ausmachte...

Sie war ziemlich erschöpft und konnte es kaum abwarten, bis es zehn war und sie sich mit Chiaki endlich schlafen legen konnte.

Sie folgte ihrem Vater ins Wohnzimmer, wo Sakura und Miyako schon warteten. Beide lächelten Maron zu, als sie ins Zimmer kam. Sie fühlte sich etwas mies, dass sie allen solche Sorgen bereitet hatte. Sie lächelte zurück und kündigte an, dass sie duschen gehen würde.

Die ganze Zeit schon sehnte sie sich nach einer schönen, heißen -sehr heißen- Dusche.
 

Eine halbe Stunde später kam sie frisch geduscht und in gemütlichen Hausklamotten aus dem Bad, fühlte sich um weitem besser. Ihre Schuluniform hatte sie in die Waschmaschine getan.

Sie ging ins Wohnzimmer und nahm neben Miyako auf der Couch Platz. Maron beobachtete, wie Takumi und Sakura miteinander redeten. Anschließend sagte er allen, dass er nochmal ins Büro müsste und schnell was zu erledigen hätte.

Maron bekam noch mit wie er zu Sakura „Du übernimmst hier?“ sagte und sie darauf schmunzelnd nickte.

Verwundert sah Maron beide mit zusammengezogenen Augenbrauen an und warf Miyako einen fragenden Blick zu, die einfach nur schulterzuckend lächelte.

Einige Momente später war ihr Vater schließlich aus der Tür.

„Miyako-Schatz?“, rief Sakura aus dem Flur. „Holst du die Sachen?“ Sie stand im nächsten Moment an der Wohnzimmertür und gab ihrer Tochter einen wissenden Blick. Miyako nickte eifrig, stand auf und verschwand aus dem Zimmer.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Sakura fürsorglich an Maron gewandt, „Brauchst du deine Medikamente?“

Sie schüttelte den Kopf. Medikamente würden sie nur noch mehr müde machen. Und sie wollte noch durchhalten, bis sie heute Abend bei Chiaki war und die dann nehmen.

Ihr Gesicht tat zwar weh, aber es war ertragbar…

Kurze Zeit später kam Miyako mit einer großen Picknickdecke und einer riesigen Box Eiscreme mit drei Löffeln zurück.

Maron blinzelte Mutter und Tochter leicht perplex an, die es sich auf der Decke im Schneidersitz gemütlich gemacht haben und sie anschauten. Wortlos klopfte Sakura auf die freie Fläche.

Oh Nein…, stöhnte sie in Gedanken, als die Realisation eintraf. Anscheinend wird das Verhör im Girly-Style fortgeführt. Ob wir danach noch gegenseitig die Fingernägel lackieren, dachte Maron sich sarkastisch und rutschte seufzend vom Sofa auf die Decke herunter. Sie vermutete, dass ihr Vater Sakura übernehmen ließ, weil sie beim Thema Jungs mehr weibliches Feingefühl mitbrachte.

Sie beobachtete, wie Miyako die Eiscreme-Box, welche in der Mitte lag, aufmachte und ihr und Sakura einen Löffel jeweils gab. Maron schaute beiden dabei zu, wie sie sich jeweils einen großen Löffel vom Inhalt nahmen und tat es ihnen nach.

Ein leises Seufzen entkam ihr bei den genüsslich süßen Geschmack.

Nach dem ersten Löffel durchbrach Sakura auch das Schweigen: „Also…“, sagte sie lang gezogen, ohne aufzusehen und schaufelte sich erneute einen Löffel voll Eis.

„Also?“, entgegnete Maron, sah ebenfalls nicht auf und löffelte sich Eis in den Mund.

„Chiaki Nagoya?“ Sakura nippte an ihrem Löffel und sah Maron erwartungsvoll an. Miyako hatte ihre Freundin ebenfalls mit ihrem Blick fixiert.

Maron seufzte.

„Was ist mit ihm?“, sagte sie ausweichend, erwiderte von keinem den Blickkontakt.

„Ihr scheint euch sehr nah zu sein…“, sprach Sakura ruhig weiter.

„Er ist mein Freund.“ Maron zuckte sachlich mit den Schultern, doch sie spürte wie ihre Wangen sich rosarot färbten. Sie sah, wie Miyako ihr Mund auffiel.

Sakura nickte mit einem sanften Lächeln. „Wieso hast du nie von ihm erzählt?“

„Wir hatten auf den richtigen Zeitpunkt gewartet“, gab sie dieselbe Antwort wieder, wie bei ihrem Vater, „Bis wir selbst mit der neuen Situation vertraut wurden, weiß du...“

„Willst du mich veraschen?!“, platzte es aus Miyako heraus und Maron zuckte überrascht zusammen. Sie blickte zu ihr auf und sah wie aufgebracht Miyako war.

„Sowas bescheuertes! Ich dachte, du bist meine Freundin! Wir sind fast Schwestern! Du solltest mit mir über alles reden können! Ich erzähl dir schließlich auch alles!“

Sakura versuchte ihre Tochter zu beruhigen. „Miyako“, mahnte sie.

Maron blickte schuldig zu Boden als sie realisierte, dass ihre Freundin mehr verletzt als wütend war. „Entschuldige, Miyako…Ich wollte dich nicht hintergehen, oder so… ganz ehrlich“, sagte sie, „Ich wollte nur nicht, dass du austickst, wenn ich dir von ihm erzähle…“

„Wieso zum Teufel sollte ich austicken?“, fragte Miyako irritiert, warf ihre Hände in die Höhe.

Maron schnaubte. „Na, weil du Chiaki verabscheust.“

Daraufhin schnaubte auch Miyako. „Der Typ ist auch unausstehlich“, sagte sie nüchtern.

Maron sah sie mit verengten Augen missbilligend an.

„Sag sowas nicht. Du kennst ihn nicht mal richtig“, verteidigte sie Chiaki.

Miyako stieß einen verächtlichen Laut aus. „Wusstest du, dass dein Freund für ‘ne Zeit lang Drogen genommen hat? Illegale Drogen.“

„Ja. Genauso wie dein Freund, falls du das nicht weiß“, konterte Maron schlagfertig. Daraufhin konnte Miyako für einen Moment nichts erwidern. Ihr Mund klappte direkt wieder zu.

Sakura mischte sich schließlich ein. „Ich denke, jeder kann seine Meinung über einen Menschen haben. Aber man sollte Chiaki zumindest hoch anerkennen, was er heute für Maron getan hat.“ Sie sah Miyako mit erhobener Augenbraue an.

Miyako’s Züge besänftigen sich und sie sah zu Boden. „Stimmt…“, murmelte sie und blickte Maron entschuldigend an. Diese schenkte ihr ein mattes Lächeln.

„Wie hat er das überhaupt gemacht?“, fragte Miyako, neigte neugierig den Kopf zur Seite.

Maron nippte an ihrem Löffel. „Seine Berührungen sind...anders“, antwortete sie achselzuckend.

Sakura räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der Mädchen wieder auf sich zu ziehen. „Und wie nah genau seid ihr euch, Maron?“, fragte sie interessiert, lächelte warm und löffelte sich wieder Eis raus.

Die Angesprochene machte ein nachdenkliches Gesicht, überlegte kurz, wie sie die Frage am besten beantworten konnte.

„Nun...Wir reden viel miteinander“, erwiderte sie schulterzuckend. „Und wir sind bisher nur einmal ausgegangen“, merkte Maron an, bezog sich dabei auf ihr erstes und einziges Date. „In Inaba“, fügte sie hinzu, als sie die verdutzen Blicke von beiden bemerkte.

Sakura nickte daraufhin verstehend. „Und wie ist Chiaki in deiner Nähe so?“

Maron lächelte leicht. „Er ist sehr liebevoll und fürsorglich und… er sorgt immer dafür, dass es mir gut geht und ich mich wohl fühle.“ Es gab wahrscheinlich nicht viele Leute, die diese Seiten von Chiaki kannten und sie wusste, dass alle den falschen Eindruck bekommen würden, wenn sie dies nicht klarstellte.

Sakura lächelte verzückt. „Ja, ich denke, diesen Eindruck habe wir alle vorhin auch bekommen.“ Sie kicherte leise auf und Maron erwiderte ihr Lächeln nickend.

„Oh. Mein. Gott!“, kam es von Miyako urplötzlich. „Die Haare!“ Sie sah Maron mit riesigen Augen an. „Wegen ihm hast du dir wieder die Haare gemacht, oder?“

Maron senkte wie ertappt ihren Blick zur Decke runter und spürte wie ihre Wangen verräterisch rot wurden.

„Oh mein Gott...! Und ich dachte die ganze Zeit, dass du machst eine Typveränderung.“ Miyako schlug sich die Handfläche auf die Stirn. „Ich hätte mir denken sollen, dass ein Typ dahinter steckte...“ Maron spürte, wie ihr Gesicht noch heißer wurde. Sie sah, wie Miyako schief grinsend zu ihr aufschaute. „Und ihm gefällt’s anscheinend?“

Verdutzt blinzelte Maron sie für einen Moment an, ehe sie zur Antwort auf die Frage nickte.

Auf einmal fing Miyako zu lachen an. „Oh man, jetzt macht so einiges Sinn! Du bist den zwanzig Flirttechniken nachgegangen, oder?“ Pure Neugier spiegelte sich jetzt in ihren Augen wider.

„Erinner’ mich nicht an diese dämliche Teenie-Zeitschrift“, murmelte Maron und hielt sich kopfschüttelnd den Kopf. „Und nein, nicht alle zwanzig“, fügte sie etwas lauter hinzu. „Nur ein oder zwei...“ Murmelnd sah sie wieder zur Decke herunter, wollte am liebsten im Erdboden verschwinden.

„Ooooh!“ Miyako’s Grinsen wurde noch breiter und sie rückte näher zu Maron heran. „Gehörten die Augentechniken auch dazu? Hast du sie so angewendet, wie ich es dir gezeigt habe? Wie hat er reagiert?“

Völlig perplex über diesen plötzlichen Verlauf des Gesprächs brachte Maron nur ein unverständliches Stammeln heraus. Wenigstens schien Miyako die Tatsache, dass Chiaki ihr Freund war, akzeptiert zu haben - zumindest erschien es ihr so.

Unterdessen stand Sakura amüsiert lächelnd auf und ließ die Mädels im Wohnzimmer allein.

„I-Ich...ehm, also...“, brabbelte Maron, blickte sich hilfesuchend um. Plötzlich hörte sie, wie die Haustür aufging und ihr Vater wieder nach Hause kam. „Oh! Es ist schon spät. Ich sollte das Abendessen vorbereiten“, sprudelte es schnell aus ihr heraus, blickte auf die Uhr und stand auf, flüchtete schnell aus dem Wohnzimmer.

„Du bist mir einiges an Erzählstoff schuldig, Süße!“, rief Miyako ihr hinterher. „Ich will alle wichtigen Details wissen!“

Kopfschüttelnd kicherte Maron leise in sich hinein, ohne sich umzudrehen.
 

***

Einige Zeit vorher war Chiaki mit Kaiki in die Villa reingegangen, nachdem er sich von seinem Mädchen verabschiedet hatte. Als er ein letztes Mal zu ihr rüber schaute, konnte er sehen, wie sie und ihr Vater draußen vor der Tür miteinander redeten. Anscheinend hat das Verhör bei ihr schon angefangen.

Seufzend stieg Chiaki die Treppen hoch. Ihm entging es nicht, wie Shinji und Natsuki ganz oben im zweiten Stockwerk über das Geländer gebeugt waren und neugierig runterschauten.

Kopfschüttelnd rollte er entnervt mit den Augen. Sollten die Beiden ihre Informationen von Miyako oder dem Quassel-Netzwerk der Schule bekommen – ihm war es egal.

Er und Kaiki kehrten ins Büro zurück. Chiaki setzte sich auf denselben Sessel wie vorhin wieder hin, während Kaiki gegenüber auf seinem Bürostuhl Platz nahm.

Er stützte seine Unterarme auf dem Schreibtisch ab, lehnte sich etwas zu Chiaki vor und faltete die Hände zusammen.

„Was ist sie für dich?“, fragte Kaiki prompt.

In solchen Situationen hatten sie eine Keine-Lügen-Regel. Auch wenn diese Situationen vorher für gewöhnlich Schulsuspendierungen, Drogen und einer Verhaftung umfassten.

Für den Moment hatte Chiaki kein Problem mit dieser Regel - zumindest was diese eine bestimmte Frage anging.

„Sie ist mein Mädchen“, sagte er, zuckte gelassen mit den Schultern.

Kaiki neigte den Kopf und sah ihn mit skeptisch zusammengezogenen Brauen an. „Freundin, also?“

Chiaki verstand nicht, wieso er so skeptisch war. Als ob die Vorstellung, dass er eine Freundin hatte, so schwer zu begreifen war.

Er nickte einmal bejahend. Auch wenn er es bevorzugte sie sein Mädchen zu nennen.

Kaiki nickte und lehnte sich mit einem besorgten Gesichtsausdruck zurück.

„Wie ernst ist es?“, fragte er mit gewisser Sorge in der Stimme.

Chiaki rollte mit den Augen, hatte eine klare Vermutung auf was er hindeuten will.

„Ich f*ck sie nicht, wenn du das fragst“, stellte er klar.

Erleichtert atmete Kaiki aus und entspannte sich in seinem Stuhl. Chiaki strich sich seufzend durch die Haare, als er einsah, dass dies der erste Gedanke von den meisten sein wird.

Kaiki lehnte sich in seinem Stuhl etwas weiter zurück. „Es ist ein bisschen kurios, dass du sie berühren kannst“, begann er zu sagen, blickte mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck zur Decke.

Chiaki kannte diesen Ausdruck. Er wollte wissen Wie, aber da die Details darüber für Chiaki’s Geschmack ein wenig zu privat waren, schwieg er.

„Ich weiß nicht wieso ihr beide es geheim gehalten habt und ich werde auch nicht fragen“, sagte Kaiki in einem ruhigen Ton. „Ich schätze, es geht mich auch nichts an.“

Er sah von der Decke zu ihm hin, beäugte ihn aufmerksam. „Ihr seid damals beim Dinner zusammen gekommen, richtig?“, fragte er mit einem kleinen Lächeln.

Verwundert über die Schlussfolgerung zog Chiaki seinen Augenbrauen leicht zusammen und realisierte anschließend, dass es die erste Nacht war, in der er durchgeschlafen hatte.

Und natürlich waren seinem Vater die Veränderungen in seinen Launen und seiner Stimmungslage nicht entgangen.

Er nickte, ließ ihn in den Glauben, dass sie an dem Tag zusammen kamen.

Mit einem mitfühlenden Ausdruck lächelte Kaiki in sich hinein. „Sie muss ein besonderes Mädchen sein, um so einen Einfluss auf dich zu haben.“

Wieder nickte Chiaki. Maron war wirklich ein besonderes Mädchen.

Selbst wenn es nur am Schlaf lag, dass er sich drastisch verändert hatte, so hatte sie dennoch mehr Einfluss auf ihn gehabt als alles andere.

Kaiki sah wieder zur Decke hoch, schwenkte ein wenig im Stuhl hin und her. Unterdessen entspannte Chiaki sich etwas in seinem Sessel und streckte die Beine aus. Geduldig wartete er auf die nächste Fragenrunde.

„Hast du schon mal sowas gesehen, was sie heute erlebt hat?“, kam es von Kaiki interessiert. Wollte offensichtlich etwas mehr Einblick über die beiden haben.

Chiaki seufzte leise, beschloss ihm den kleinen Einblick zu geben.

„Einmal“, antwortete er, fummelte nebenbei an einer losen Naht an der Armlehne rum. „Nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie mich berühren konnte, hatte sie es bei Shinji in der Cafeteria probiert“, erzählte er mit monotoner Stimme. Unter keinen Umständen würde er ihm erzählen wie sie herausgefunden hatte, dass sie ihn berühren konnte.

Bei den Erinnerungen von ihrem Versuch mit Shinji schüttelte Chiaki den Kopf. „Es war ziemlich dumm“, murmelte er.

Kaiki warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Und es war eine weniger heftige Episode“, sagte er. Es war mehr eine Aussage als eine Frage. Womöglich hatte Shinji ihm von dem Vorfall bereits erzählt.

Chiaki nickte zur Bestätigung. „Ja...“ Damals erschien es schon heftig, aber bei weiten nicht vergleichbar mit dem, was er heute erlebt hatte. „Unter der Schülerschaft werden die als ‚Schräge, emotionale Zusammenbrüche‘ betitelt“, merkte er an, machte mit seinen Fingern Anführungsstriche. Er fand, dass die Bezeichnung besser passte als einfach nur „Episode“.

Plötzlich richtete Kaiki sich in seinem Stuhl gerade und sah ihn mit einem ernsten Gesichtsausdruck an, hatte seine Chefarzt-Haltung eingenommen.

„Was Maron hat, ist nicht irgendein schräger Zusammenbruch.“ Chiaki musste bei seinem bitterernsten Ton etwas schlucken. „Das ist ein schwerwiegender Fall von Posttraumatischer Belastungsstörung begleitet von Androphobie und Haphephobie als Stressoren.“

Mit blanker Miene starrte Chiaki ihn an, hatte nur die Hälfte von dem Satz eben verstanden. Er machte sich eine gedankliche Notiz alles später zu Googlen. Fast hätte er ihn gefragt, wie die letzten beiden Fachbegriffe geschrieben werden.

Kaiki lehnte sich wieder zurück, ging vermutlich davon aus, dass er seine Diagnose verstanden hat. „Und was heute passiert ist, war noch viel mehr“, sprach er in dem ernsten Ton weiter. Für einige Momente war es still und Chiaki wartete ungeduldig darauf, dass er weitersprach.

„Was heute passiert ist, war nur die Spitze vom Eisberg. Eine Prise Hysterie zusammen mit einer kurzen psychotischen Störung.“

Sofort schnellte Chiaki seinen Kopf in seine Richtung, seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Sie ist nicht psychotisch.“

Kaiki stieß einen schweren Seufzer aus, schüttelte den Kopf. „Ich sage nicht, dass sie psychotisch ist, Chiaki“, entgegnete er sachlich, „Aber auf dem Weg nach Hause hatte sie Takumi ihre psychotische Episode beschrieben.“

Chiaki funkelte ihn immer noch an, mochte es nicht, dass er sein Mädchen als psychotisch bezeichnete.

„Sie hatte den Bezug zur Realität verloren.“ Kaiki blickte ihn ernst an. „Hat sie dir erzählt, dass sie gedacht hatte Momokuri wäre ein Hirngespinst ihrer eigenen Fantasie gewesen?“

Wie denn? Wir hatten gerade mal genug Zeit gehabt, damit ich ihr meine Liebe gestehen konnte, dachte Chiaki sich zunächst, als er schließlich die Worte seines Vaters richtig registrierte und auf dessen Frage den Kopf schüttelte.

„Sie hatte ihrem Irrglauben mehr geglaubt als der Realität.“ Kaiki zuckte mit den Schultern, als wäre das Fakt genug, um sie als psychotisch zu bezeichnen. Chiaki blickte ihn finster an, worauf er defensiv die Hände hoch hob. „Ich versuche nur sicherzugehen, dass du die Schwere ihrer Situation begreifst.“

Chiaki schnaubte. „Ich kenne sie besser als du denkst“, entgegnete er. Das Kaiki sich benahm, als würde er Maron wie jedes andere Mädchen behandeln, nervte ihn.

„Habe ich gesehen“, hörte er ihn sagen.

Für einige Moment, ließ Chiaki sich das Gesagte durch den Kopf gehen.

Wie Kaiki wohl reagieren würde, wenn er ihm erzählte, dass er ebenfalls mal einer psychotischen Episode nahe war. Denn, wenn er Albträume hatte und in ihnen feststeckte, verlor er auch den Bezug zur Realität.

„Die Aktion heute in der Schule war ziemlich beeindruckend“, riss Kaiki ihn aus den Gedanken.

Mit hochgezogener Augenbraue sah Chiaki ihn an, fragte sich, wieso er immer noch so eine große Sache daraus machte.

„Es ist nur so, dass solche psychotischen Episoden für gewöhnlich den Patienten bis zu Tage beeinflussen können. Manchmal sogar Wochen“, erklärte Kaiki mit einer Mischung von Faszination, Unglauben und Ernsthaftigkeit in der Stimme. Chiaki’s Augen weiteten sich schockiert, wollte sich gar nicht vorstellen, wie sein Mädchen sowas Heftiges für Wochen durchlitt.

Kaiki schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln. „Tja, wie du siehst… hättest du ihr nicht geholfen, wäre sie in genau diesem Moment unter Beruhigungsmittel stehend im Krankenhaus.“

Nun verstand Chiaki auch, wieso ihr Vater ihn wirklich angerufen hatte. Er neigte leicht den Kopf, zog nachdenklich die Brauen zusammen. Er war mehr als furchtbar glücklich darüber, dass er sie da rausholen konnte – gleichzeitig versuchte er ihre Gemeinsamkeiten zusammenzubringen.

Er fragte sich, wenn Maron nach dem Dinner nicht zu ihm gekommen wäre, ob er am Ende auch unter Beruhigungsmitteln gestellt im Krankenhaus gelandet wär.

Er hatte keinen blassen Schimmer. Aber die Vorstellung war ihm nicht geheuer, bereitete ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken.

„Es gibt einige Dinge, die du über Maron wissen musst, Chiaki, ehe du irgendwie mit ihr weitergehst in der Beziehung“, sagte Kaiki.

Chiaki seufzte schnaubend, war sich dem voll und ganz bewusst und gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen weiter zu sprechen.

Kaiki räusperte sich und lehnte sich etwas über den Schreibtisch vor, behielt seine ernste Chefarzt-Haltung weiter ein.

„Konditionen, wie Maron die hat, sind unglaublich unvorhersehbar. Sie können sich mit der Zeit von selbst bessern – oder gegebenenfalls mit passender, ordentlicher Therapie…“ Kaiki hielt inne, ließ seinen Blick zu seinem Computerbildschirm schweifen. „Obwohl, man hatte mir gesagt, dass alle möglichen Versuche erfolglos waren…“

Seufzend sprach er an Chiaki gerichtet weiter: „Maron hatte bisher weitere medizinische Versorgungen für ihre Kondition verweigert und sich für diesen risikoreichen Weg entschieden. Immer auf Messers Schneide stehend.“

Kaiki sah Chiaki eindringlich an und hob erwartungsgemäß eine Augenbraue.

Er rollte schnaubend mit den Augen. „Und?“, sagte er nur. Ihm war klar, dass sie beide abgefuckt waren und die Chancen, dass er sich besserte waren genauso gering.

Erneut seufzte Kaiki schwer, lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück. Währenddessen widmete Chiaki sich wieder der losen Naht an seiner Armlehne.

„Redest du mit ihr darüber?“, hörte er Kaiki fragen.

Chiaki presste sich die Lippen zusammen und sah zur Seite aus dem Fenster raus. Er und Maron hatten seit langem nicht mehr über ihre Vergangenheiten geredet - wollten es auch nicht, sahen kein Bedürfnis darin den Schmerz immer wieder aufleben zu lassen.

„Du kannst mit ihr über das Feuer reden, nicht wahr?“, fragte Kaiki auf einmal.

Chiaki erstarrte, mied seinen Blick. Sein Vater kannte natürlich nur die groben, allgemeinen Fakten, wohingegen Maron weitaus mehr wusste.

Er sah zu ihm auf und nickte einmal zur Bestätigung. Hoffte gleichzeitig innerlich, dass er nicht mehr weiter nachhakte.

Kaiki’s ernster Gesichtsausdruck besänftigte sich langsam und ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

„Wenn das so ist…Etwas sagt mir, dass ihr beide einander gut tun werdet“, sagte er mit demselben stolzen Ausdruck auf dem Gesicht, welches er auch Stunden zuvor in der Schule trug.

Chiaki wusste nicht, was er darauf erwidern sollte und nickte einfach nur.

Auf einmal klopfte es an der Tür und Shinji lugte mit dem Kopf rein.

„Ehm…Stör ich? Unten ist jemand, der mit dir reden will, Chiaki“, sagte er, kratzte sich den Nacken.

Der Angesprochene sah Kaiki fragend an, der gelassen nickte. „Ich denke wir sind für heute fertig“, sagte er, worauf Chiaki sich erleichtert von seinem Sessel erhob und aus dem Büro ging.

„Wer ist denn unten?“, fragte er.

„Ehm…Nun-“ Ohne auf Shinji’s Antwort zu warten, ging Chiaki einfach an ihn vorbei und stieg die Treppen runter. Abrupt blieb er stehen, als er Takumi im Wohnzimmer auf der Couch sitzen sah, die Arme wartend vor der Brust verschränkt.

Chiaki machte gedanklich ein Stoßgebet, als dessen hartblickende Augen auf ihn trafen.

„Setzt dich doch“, sagte Takumi mit autoritärer Stimme und deutete auf den Hocker ihm gegenüber.

„Ja, Sir.“

Es war etwas surreal, dass Chiaki sich von seinem Nachbar sagen ließ, wo er in seinem eigenen Haus sitzen soll, aber er tat wie ihm geheißen.

Dann war es für einige Zeit still zwischen ihnen und Chiaki konnte das Ticken der Wohnzimmeruhr sowie sein nervöses Herz schlagen hören. Unruhig klopfte er mit seinen Fingern auf den Knien, während Takumi ihn mit diesem ausdruckslosen, teilweise beängstigenden Blick anstarrte. Chiaki versuchte dessen Blick so gut es ging standzuhalten.

„Wusstest du, dass dein Vater und ich mal Mitglieder des regionalen Schützenvereins waren?“, fragte Takumi unerwartet in einem nahezu beiläufigen Ton, ein Bein über das andere gelegt.

Wieder musste Chiaki schwer schlucken. „Nein…sir?“, antwortet er unsicher.

Takumi nahm die Antwort nickend zur Kenntnis. „Gute, spaßige Zeiten… und lass mich dir sagen, ich habe nie ein Ziel verfehlt. Irgendwo müsste ich auch noch meine Ausrüstung haben…“

Nicht wissend, was und ob er was sagen sollte, nickte Chiaki einfach nur.

„Was ich im Grunde genommen sagen will ist, tu meiner Tochter weh und du bekommst es mit mir zu tun“, sagte Takumi, blickte ihn todernst an. „Haben wir uns verstanden?“

Einige Male nickte Chiaki bejahend und räusperte sich. „Ich schöre, ich werde Maron mit Respekt behandeln. Eher würde ich mich in den Fluss schmeißen, als ihr wehzutun.“

„Gut.“ Takumi stand auf, legte ihm eine Hand auf die Schulter und packte fest zu. Chiaki versuchte bei dem Druck seines Griffs nicht zusammen zu zucken - vergeblich. „Und solltest du mein Mädchen schwängern, sorge ich dafür, dass dies das einzige Kind sein wird, was du jemals haben wirst“, sagte Takumi in einem bedrohlich ruhigen Ton.

Chiaki schaute zu ihm auf, sah schon sein ganzes, kurzes Leben vor seinem geistigen Auge vorbeirasen. „J-Ja, Sir“, stammelte er.

„Gut.“ Damit ließ Takumi ihn los und setzte ein freundliches, unbesorgtes Lächeln auf, als wäre nie was gewesen. „Wir werden uns dann wahrscheinlich öfter begegnen als vorher. Nun denn, bis demnächst.“

Mit den Worten ging er aus dem Haus. Chiaki sah ihm noch einige Momente nach, war sichtlich froh darüber noch zu leben und ging anschließend in sein Zimmer hoch.
 

***

Maron war froh, dass man sie immer noch kochen ließ und nicht zu Bettruhe verdonnerte. Sie brauchte es, um sich wach zu halten.

Heute machte sie Gratin für alle. Und insbesondere für Chiaki.

Schließlich hatte er ihr seine Liebe gestanden und das mindeste was Maron für ihn tun konnte, war sein Lieblingsessen zu machen. Mit einem verliebten und gleichzeitig müden Lächeln schob sie die Kartoffelmasse in den Ofen.

Das Abendessen verlief erstaunlicherweise relativ normal ab. Miyako redete wie ein Wasserfall über die anstehenden Klausuren und den Lernstoff, beschwerte sich ohne Punkt und Komma. Maron konnte nichtsdestotrotz ihre neugierige Blicke auf sich spüren. Man konnte ihr ansehen, dass sie vielmehr lieber mit ihr über was anderes als über die Schule reden wollte. Aber sie wusste, dass Miyako sich zurückhalten wird mit ihren Fragen, bis sie beide mal so richtig allein waren. In Gedanken stellte sie sich einige passende Antworten zusammen, um nur das Nötigste preiszugeben.

Währenddessen unterhielten sich die Erwachsenen über irgendwelche politischen Themen.

Anscheinend versuchten alle die Stimmung locker und normal wie möglich zu halten.

Nach dem Essen fand Maron schließlich auch heraus wieso, als ihr Vater ihr ein wenig beim Aufräumen half. Während er das dreckige Geschirr auf die Arbeitsplatte abstellte, sortierte sie alles in die Spülmaschine ein.

„Dr. Nagoya und ich hatten heute eine Diskussion“, fing Takumi an zu sagen, starrte auf die offene Spülmaschine herunter. „Über alternative Therapiebehandlungen.“ Während er das sagte, mied er Maron’s Blickkontakt.

Sie hatte soeben eine Schüssel in die Spülmaschine getan und hielt abrupt inne. Im nächsten Moment richtete sie sich gerade und schüttelte ihren gesenkten Kopf.

„Nein“, sagte sie, die Hände fest zu Fäusten geballt. Das war eine Diskussion, die sie nicht mit ihm haben wollte. „Es tut mir leid was heute passiert ist, Papa. Aber...“ Maron sah mit einem flehenden Ausdruck zu Takumi auf. „Ich will das nicht“, sagte sie leise und doch bestimmt.

Er seufzte schwer und lehnte sich mit dem Rücken am Rand der Arbeitsplatte an. „Du weißt, dass ich deine Entscheidung darüber immer respektiere“, sagte er in einem sanften, fürsorglichen Ton, blickte sie entschuldigend an, „Aber ich muss es immer mal versuchen.“

Maron schüttelte stur den Kopf und räumte wortlos die Spülmaschine fertig ein, gab ihrem Vater zu verstehen, dass all seine Versuche erfolglos waren und das Thema sich für sie erledigt hat. Ein weiteres Seufzen war von ihm zu hören - ein Indiz, dass er sich geschlagen gab.

Takumi mag vielleicht der Auffassung sein, dass sie einmal die Woche in irgendeine Praxis gehen und dort über ihre Gefühle reden würde. Aber Maron wusste, wie es dort ablaufen wird.

Man würde sie triggern und dann würde man sie einweisen. Und dann würde man sie mit Sicherheit mit Medikamenten vollpumpen, um sie zu besänftigen, bis sie ohne Verstand nur noch vor sich hinvegetierte.

Nein, danke – darauf konnte sie verzichten.

Das Leben, was sie jetzt führte, bei dem sie normal leben konnte und mit welchem sie sich wohl fühlte, war ihr hingegen tausend Mal lieber.

 

Als zehn näher rückte, war Maron so ausgelaugt, sie konnte ihre Augen kaum offen halten. Sie konnte es kaum erwarten bei Chiaki endlich ihre Schmerztabletten zu nehmen und sich hinzulegen.

Bevor sie aus dem Haus ging, überprüfte sie ein weiteres Mal ihre Zimmertür, stellte mit aller Vorsicht nochmal sicher, dass es abgeschlossen war und sie den Schlüssel in ihrer Tasche hatte. Normalerweise war sie nicht so übervorsichtig, aber sie befürchtete, dass jemand heute Nacht sich nach ihr erkunden könnte.

Anschließend schulterte Maron sich ihren Rucksack auf den Rücken und lief ihren gewohnten Weg rüber.

Als sie zu Chiaki’s Balkon aufsah, stand er überraschenderweise draußen und blickte zu ihr runter. Seine Anwesenheit brachte ihr einen kleinen Energieschub, um die Wand zu erklimmen. Oben hielt er ihr seine Hand entgegen und half ihr über das Geländer (auch wenn das nicht nötig gewesen wäre).

Als Maron schließlich festen Boden unter den Füßen hatte, sah sie zu Chiaki auf, blickte in seine Augen. „Hi…“, begrüßte sie ihn.

„Hi“, erwiderte er schief lächelnd. Er drückte ihre Hand und zog sie ins Warme rein.

Anschließend schob er ihr die Kapuze runter, was ihr ein breites, freudiges Lächeln aufs Gesicht zauberte, trotz ihrer Erschöpfung.

Chiaki ging einen Schritt auf sie zu, nahm vorsichtig ihr Gesicht in beide Hände und berührte sanft ihre Lippen miteinander. Er schien noch immer besorgt darüber zu sein ihr wehzutun, wenn er den Kuss intensivierte. Als ob sie das davon abholen würde ihn richtig zu küssen…

Weshalb Maron ihre Arme hob, seinen Nacken umfasste und ihn noch enger zu sich heranzog, den Kuss dabei vertiefte.

Er seufzte leise, küsste sie innig. Strich ihr gleichzeitig mit dem Daumen einer Hand über die Wange, während die andere Hand auf ihren Rücken ruhte.

Nach einigen Moment löste er sich von ihr, blickte ihr liebevoll in die Augen.

Maron lächelte ihn an, während Chiaki ihre Hand nahm und sie zu seinem Bett führte. Sie entpackte ihren Rucksack und zog sich Jacke und Schuhe aus, ehe sie neben ihm Platz nahm.

„Wir können auch ins Bett gehen“, sagte er sanft und besorgt zugleich.

Sie verzog leicht schmollend das Gesicht. „Aber ich habe dein Lieblingsessen gemacht“, sagte sie und nickte auf die Essensbox in ihren Händen herab.

Für einen Moment wusste Chiaki selbst nicht, für was er sich entscheiden sollte, worauf sie kicherte. Schließlich nahm er die Box entgegen und lächelte erfreut als er das Gratin sah.

Im nächsten Moment stand Maron kurz auf, um ihre Tabletten aus dem Rucksack zu holen. Chiaki beobachtete sie dabei, wie sie eine Tablette nahm und mit seinem Glas Wasser herunterschluckte.

Sie stieg wieder aufs Bett und setzte sich mit einem Grinsen wieder neben ihn hin, lehnte ihren Kopf an seine Schulter an, während er aß.

„Also“, fing er langsam an zu sagen, trank einen Schluck Wasser und stellte sein Glas wieder auf den Nachttisch ab. Maron blickte mit einem müden Lächeln zu ihm auf.

„Die Schule wird morgen interessant werden“, merkte er grinsend an.

Maron verdrehte ihre Augen und schnitt eine Grimasse.

„Wenn du mit ‚interessant‘ furchtbar erniedrigend und unangenehm meinst, dann Ja“, sagte sie, die Stimme voller Sarkasmus.

Er zog seine Brauen zusammen, nahm seine Gabel in die andere Hand und legte ihr seinen Arm um die Taille, drückte sie leicht.

„Ich lasse nicht zu, dass jemand dir zu nahekommt. Vorher müssen die eh an mir vorbei.“

Die Tatsache, dass sie sich in der Schule nicht mehr verstecken mussten, brachte ihr ein Lächeln auf die Lippen.

Ein Gedanke ging ihr durch den Kopf, wodurch ihr Lächeln noch breiter wurde.

„Was grinst du so?“, fragte Chiaki amüsiert, blickte neugierig auf Maron herab, deren Gesicht sich allmählich rosa verfärbte.

„Habe mir nur vorgestellt, dich vor Yashiro’s Augen zu küssen“, gestand sie leise.

Chiaki lachte belustigt auf. „Ja, das wäre genial.“ Er sah sie mit einem hämischen Grinsen an. „Natürlich müssen wir am besten noch dafür sorgen, dass Shikaidou mitzuschaut.“

Maron kicherte nickend. Diese Beiden werden garantiert grün vor Neid.

„Hast du eigentlich irgendjemanden hier von erzählt?“, fragte Chiaki plötzlich und machte mit der Gabel eine kreisende Bewegung in den Raum.

„Wäre ich sonst hier?“, erwiderte sie. Er nickte verstehend, Erleichterung zeichnete sich in seinen Augen ab.

„Du etwas?“, zog Maron trocken eine Augenbraue hoch.

„Wärst du sonst hier?“, wiederholte er ihre Worte.

Beide wussten, ihren Eltern von den Schlafproblemen zu erzählen, würde alles nur verkomplizieren.

Es dauerte nicht lange, bis Chiaki fertig gegessen hatte und beide auch direkt ins Bett gingen. Nachdem Maron sich umgezogen hatte und auf Chiaki wartete, schlüpfte sie mit einem seligen Seufzen unter die Decke, genoss das weiche, wohlige Gefühle der Matratze und der Laken um ihren Körper.

Als Chiaki wieder rauskam, sprintete er nahezu zum Bett. Maron war sich nicht sicher, ob er es entweder kaum erwarten konnte sie in seine Arme zu halten oder dass sie endlich Schlaf bekam. Wahrscheinlich eine Mischung von beidem.

Bevor er sich richtig hinlegte, machte er noch das Licht aus und zog sie schließlich sanft zu sich. Maron wollte wie gewohnt ihr Gesicht an seine Brust anschmiegen, was allerdings ihrer Nase weh tat.

Sie sah zu Chiaki auf. Dieser verstand sofort, erwiderte leicht schmunzelnd ihren Blick. Er legte sich auf den Rücken hin, einen Arm unter ihren Kopf geklemmt, den anderen Arme sachte um ihre Taille und positionierte sie so, dass sie mit ihrer Wange auf seiner Brust ruhte. Zufrieden kuschelte Maron sich an ihn ran, lauschte den kräftigen Schlägen seines Herzes und hob ihre Hand zu seinen Haaren hoch, strich ihm sanft durch die Strähnen.

Ein genüssliches Seufzen war von ihm zu hören und sie spürte, wie Chiaki ihr einen sanften Kuss auf den Kopf drückte.

„Ich liebe dich“, hauchte er in ihre Haare, drückte so sie noch etwas zu sich.

Maron lächelte müde, verhakte ihre Beine mit seinen.

„Ich liebe dich auch“, wisperte sie ihm zurück. Kurze Zeit später schlief sie in den Armen ihres Freundes ein.

 

 

 

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Ich habe keine Ahnung, ob ich Kaiki’s Diagnose richtig dargelegt habe…bin privat nicht im psychologischen Bereich zuständig :b

Dr. Google ist mein Freund und Helfer ^^ kann also gut sein, dass ich da aufs fettnäpfchen trete..

 

Nun denn, bis zum nächsten Mal 😊

 



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