Thread: Sherlock (2010) (BBC)

Es ging mir dabei auch nicht das Steampunkige auf den Strich (ich mag das Genre recht gerne <3) und auch die übertriebenen Explosionen, die halb London demolierten könnte ich schlucken, wenn alles andere gepasst hätte. (Und mal ernsthaft, wenn man den Pathos zu hochschraubt, wirken die epischen Szenen nicht mehr episch sondern einfach nur lächerlich.) Und natürlich eine Love-Story, sonst schaut's ja keiner. Aber selbst das erklärt nicht, warum Iren Adler wie ein Flittchen aussieht. Und sie war keine Hochstaplerin, nur intelligent, was für eine Frau zwar ungewöhnlich ist aber sie trotzdem nicht zu einer heißen, flirtenden Kombat-Baby macht.

Es ist in meinen Augen kein Sherlock Holmes, was uns da im Film präsentiert wird. Es ist ein wahnsinnig intelligenter Gauner, der einen außergewöhnlichen scharfen Verstand hat und sehr eingebildet ist. An sich ist seine Figur mir sogar sympathisch, aber ich kann keinen Holmes in ihm erkennen. Nur wenn man clever und in Deduktion geübt ist, macht das einen noch lange nicht zu einem Sherlock.
Selbst wenn er sich verkleidet nicht (Ich bin bei weitem nicht prüde und habe mich herrlich amüsiert, als in dem Trailer für den zweiten Teil dieser 'Sherlock' als eine Prostituierte angemalt war. Witzig ist es schon. Nur kann ich mir Sherlock Holmes beim besten Willen nicht in der Aufmachung vorstellen.)

Aber gut, eigene Interpretation und Toleranz.
Vielleicht könnte ich Sherlock akzeptieren, wenn man ihm einen ordentlichen Watson gegeben hätte. Denn ohne seinen Boswell ist Sherlock undenkbar ;)
Aber an _den_ Watson kann ich absolut nicht glauben. Sollte er Holmes nicht bewundern? Sollte er nicht ein Gentlemen sein? Wo ist Watson in den Büchern zynisch und nachtragend? Wo benimmt er sich wie ein schmollender Teenager, den sein Freund verärgert hat, so dass er ihm jetzt die Zunge rausstreckt und stattdessen mit einem Mädel ins Kino geht? Wo ist der gegenseitige Respekt hin?

Dabei ist Jude Law ist heiß. Mir werden selbst manchmal die Beine schwach, wenn ich den sehe. Und alleine seine Rollen in "Gatteca" und "Road to Predestination" hatten mich überzeugt, dass er durchaus sehr gut spielen kann. Wie gesagt, ich mag sowohl ihn als auch den Schauspieler von diesem Holmes sehr-sehr gerne. Auch sein unrasierter Holmes-Outfit steht ihm durchaus (*_*;;). Es ist die Interpretation, die mich unzufrieden lässt. Vielleicht gerade weil ich die Schauspieler mag und von denen was intelligenteres erwartet hätte.

Aber so wurde daraus ein einfaches Hin und Herlaufen mit Mystik, halbnackten Frauen und Männern (denn sex sells!) und epischen Bösewichten, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen und daher keine weiteren besondere Merkmale benötigen. Sehr originell.

> Aber an _den_ Watson kann ich absolut nicht glauben. Sollte er Holmes nicht bewundern?

Ich denke, über die Phase sind sie schon lange hinweg. ;)
Aus dem Film kommt deutlich hervor, dass sie sich schon ziemlich lange kennen, und obwohl zumindest ich den Eindruck hatte, dass Watson ihn und seine Fähigkeiten schon irgendwo respektiert, ist er nicht mehr in der Phase, wo er ihn ständig anhimmelt, gerade WEIL er ihn schon so lange und gut kennt - seine negativen Seiten auch kennt - und weiß, wie Holmes manchmal drauf sein kann. :)

> Sollte er nicht ein Gentlemen sein?

Im Vergleich zu Holmes ist er es, das merkt man gerade an der Szene mit Mary im Restaurant. Aber im Vergleich zu Holmes ist wahrscheinlich jeder in dem Film ein Gentleman. xD

> Wo ist Watson in den Büchern zynisch und nachtragend?

Der Fairheit halber muss man sagen, dass auch der Watson aus "Sherlock" zynisch und nachtragend ist. In der BBC-Version ist Watson öfters DEUTLICH genervt von Sherlocks Methoden und seinem Umgang mit ihm und anderen Menschen, das sieht man z.B. am Anfang von Folge 3 recht gut.

> Wo benimmt er sich wie ein schmollender Teenager, den sein Freund verärgert hat, so dass er ihm jetzt die Zunge rausstreckt und stattdessen mit einem Mädel ins Kino geht? Wo ist der gegenseitige Respekt hin?

*hust*
Okay, ihre Beziehung hat einfach generell sehr viel von einer Schuljungen-Kumpelhaftigkeit, da überrascht mich so ein Verhalten nicht sehr. xD
Aber ich fand nicht, dass sie sich nicht gegenseitig respektieren. Es kommt nur nicht so offen rüber.

Aber wie gesagt, das ist nur meine Meinung. :)

> Ich denke, über die Phase sind sie schon lange hinweg. ;)

Okay, an der Stelle muss ich ganz offen zugeben, dass du Recht hast. Ich habe im Geiste den Watson von RDJ recht oft mit dem John von Gatiss & Moffat verglichen (Motiss als Abkürzung? XD) und dabei aus der Acht gelassen, dass John noch "frisch verliebt" ist und bei Watson diese Phase längst Geschichte ist <3

> > Sollte er nicht ein Gentlemen sein?
>
> Im Vergleich zu Holmes ist er es, das merkt man gerade an der Szene mit Mary im Restaurant. Aber im Vergleich zu Holmes ist wahrscheinlich jeder in dem Film ein Gentleman. xD

Worin genau besteht sein edles Verhalten in der Szene? Dass er flieht? Ich sehe darin nur, dass er bereits (wie die meisten Männer) seinem Frauchen nachlauft, weil er vor ihr mehr Angst hat als vor seinem Kumpel. Aber ich gebe zu, es war schwer sich in der Szene 'richtig' zu entscheiden. Eigentlich hatte er dabei sowieso nur eine Zuschauerrolle.
(Und was zum Teufel hatte er an? Ich dachte für ein paar Momente, dass er zum Puritanismus gewechselt hat XD)

> Der Fairheit halber muss man sagen, dass auch der Watson aus "Sherlock" zynisch und nachtragend ist. In der BBC-Version ist Watson öfters DEUTLICH genervt von Sherlocks Methoden und seinem Umgang mit ihm und anderen Menschen, das sieht man z.B. am Anfang von Folge 3 recht gut.

Hier muss ich dir allerdings entscheidend widersprechen: In welcher Szene genau ist John aus der BBC Version zynisch? Genervt, ja, aber nicht kaltherzig. Nie grausam oder herzlos. Schließlich ist er das Herz von Sherlock. Sein Moral-Kompass. Er redet auf ihn ein und ist natürlich verärgert, wenn seine Worte wie von einer kalten Wand abprallen. John ist verletzt. Aber er ist nie derjenige, welcher den anderen Schmerz hinzufügt. Und genau darin unterscheidet er sich von dem RDJ-Watson.
Dieser "verrät" seinen Sherlock. Okay, Verrat ist vielleicht ein zu großes Wort, aber irgendwie fehlen mir in Jufe Law an der Stelle die Reinheit und Loyalität, die Freeman an den Tag legt. Alleine die Szene als Watson aus dem Gefängnis entlassen wird und seinen Freund da einfach sitzen lässt. John geht nur aus der gemeinsamen Wohnung "an die frische Luft", wenn er genug hat, aber er wirft seinem Freund nicht hysterisch vor, dass dieser sein Leben zerstört hat. (Er ist keine solche Drama-queen XD)

*hust* das mit dem Herz & Verstand erinnert mich gerade an ein Fanart.. das Humor ist fies, aber wenn man es ab absurdum treibt, why not? XD
The Great Shame

> Okay, ihre Beziehung hat einfach generell sehr viel von einer Schuljungen-Kumpelhaftigkeit, da überrascht mich so ein Verhalten nicht sehr. xD

Dann hätten die vielleicht gleich ein AU daraus machen können? So Sherly und Johhny als Kids? Im Ernst, ich fände die Idee echt cool! ;)