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Die Entscheidung - Ein Leben, zwei Wege

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Sopping-Tortur


 

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Kapitel 10

Shopping-Tortur

Die Sonne schien auf die Straßen Londons. Hektisch liefen die Menschen durch die Straßen, die meisten voll bepackt mit Tüten. Sie genossen den warmen Tag und den erfrischenden Wind, der ihnen ins Gesicht wehte. Es war der perfekte Tag zum einkaufen. Was sie auch nutzten. Und sie hatten merklich Spaß dabei. Man konnte die zufriedenen Stimmen und auch fröhliches Lachen hören. Alle genossen den Tag. Ob nun Mann oder Frau. Jugendliche oder Erwachsene. Die Stimmung war im Allgemeinen blendend. Was man auch an den zufriedenen Gesichtern der Menschen sah.
 

Nun ja, nicht überall war die Stimmung gehoben und auch nicht jedes Gesicht zierte ein zufriedener Ausdruck. Ein junges Mädchen mit schwarzen Haaren und grünen Augen sah eher missmutig dem Tag entgegen, während sie von jeweils einem anderen Mädchen auf jeder Seite, die sich bei ihr eingehakt hatten, nach vorne gezerrt wurde. Munter plauderten ein rothaariges und ein brünettes Mädchen und überlegten, in welches Geschäft sie zuerst gehen sollten, während das Gesicht der Schwarzhaarigen sich immer mehr und mehr verdüsterte. Womit hatte sie das nur verdient? Doch Widerstand brachte gar nichts. Das hatte sie schon ausreichend versucht. Doch gegen die zwei entschlossenen Mädchen, die sich als ihre Freundinnen bezeichneten, kam sie nicht an. So ließ sie sich mitzerren und warf mit missmutigen Blicken um sich, in der Hoffnung, dass sie doch noch Wirkung zeigen würden. Doch das taten sie nicht. Denn der Eingang einer kleinen Boutique kam immer näher, es schien so, als hätten sich die zwei doch noch entschlossen, in welchem Laden sie ihre Mission, ihre Freundin einzukleiden, beginnen würden. Und die Wahl fiel auf einen Laden mit Dessous.
 

Was die Schwarzhaarige erst bemerkte, als sie mitten drin stand. Wie erstarrt stand sie da. Die Augen weit geöffnet. Unglauben konnte man in ihnen erkennen. Der Mund leicht geöffnet um etwas zu sagen, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Danach kam die ganz natürliche Reaktion eines Menschen, der sich auf für ihn fremdem und feindlichem Gebiet befand. Die Flucht. Doch diese wurde von zwei Paar Händen verhindert, die sich fest in ihre Arme bohrten und festhielten. Verzweifelt blickten grüne geweitete Augen in hellbraune Augen zur linken und in rehbraune Augen zur rechten, in der Hoffnung, Hilfe zu bekommen. Doch leider war dem nicht so. Das einzige was Harry erblickte waren entschlossene Mienen, die ihm klar machten, dass er da durch musste. Leicht panisch blickten sich die grünen Augen im Geschäft um, vielleicht gab es ja jemanden, der ihr helfen konnte. Doch war dem leider nicht so. Das Geschäft war leer. Selbst die Verkäuferin, die sich hinter der Kasse befinden müsste, war nicht zu sehen. Hart schluckte das schwarzhaarige Mädchen und blickte dann wieder zu ihren Begleiterinnen, die sie immer weiter in den Laden und auf die verschiedenen Kleiderbügel zu zerrten.
 

„H-Hermine? Gi-Ginny? W-was soll das? Was tun wir hier?“, konnte man die zittrige Stimme der Schwarzhaarigen vernehmen. Ihre Augen blickten panisch von einem Gesicht zum anderen.
 

„Ganz ruhig Harry. Wir haben doch gesagt dass wir dich neu einkleiden müssen. Und das gehört halt auch dazu. Oder willst du unter deine zukünftige neue Kleidung Boxershorts anziehen? Wohl eher nicht. Komm schon, so schlimm wird es schon nicht.“, versuchte Hermine mit beruhigender Stimme Harry zu besänftigen, während in ihren rehbraunen Augen ein klein wenig Belustigung zu erkennen war.
 

„Außerdem, wenn du nicht willst, dass dein Busen hängt, musst du einen BH tragen. Oder willst du einen Hängebusen?“, hörte man Ginnys belustigte Stimme, während sich auf ihren Lippen ein leicht fieses Lächeln bildete. Schadenfreude war immer noch die beste Freude!
 

Harry sah Ginny mit großen irritierten Augen an und versuchte zu verstehen was sie meinte. Was nicht gerade einfach war, da durch den Schock seine Gedankengänge nicht gerade schnell waren. Dies nutzen seine zwei Begleiterinnen, um sich im Laden umzusehen und einige Sachen für Harry rauszusuchen. Als Harry endlich verstand, was Ginny gemeint hatte, was ihn erröten ließ, kamen schon die zwei Mädchen breit grinsend und zufrieden auf ihn zu. Die Arme voller Unterwäsche. Als Harry diese erblickte wurde er blass. Sehr blass. Ruckartig drehte er sich um und wollte flüchten, doch wurde dieser Versuch wieder einmal vereitelt. Hermine und Ginny achteten nicht auf Harrys Versuche sich zu befreien, sondern zerrten ihn einfach in Richtung der Umkleidekabinen, wo sie ihn in eine reinbugsierten. Sie stellten sich vor die Tür, damit Harry nicht flüchten konnte und überreichten ihm die Auswahl an BHs und Slips, die sie für ihn ausgesucht hatten. Beim Anblick dieser wurde Harry erst rot, erblasste dann jedoch noch mehr als vorher. Was hatte er verbrochen? Zum wie vielten Mal ging ihm dieser Gedanke eigentlich schon durch den Kopf? Das wusste er selbst nicht, doch war er sich sicher, dass es nicht das letzte Mal war.
 

„Harry, stell dich nicht so an! Je schneller du akzeptierst, dass du das hier hinter dich bringen musst, desto schneller sind wir hier fertig! Oder ist es ein Problem für dich, dass du mit uns shoppen gehen musst? Wäre es dir lieber mit Ron oder den Zwillingen deine Unterwäsche auszusuchen?“, brauste Hermine leicht genervt auf und funkelte Harry etwas böse an. ‚Männer!’ schoss es ihr durch den Kopf.
 

Harry sah Hermine überrascht an, da er einen solchen Ausbruch nicht erwartet hatte. Aber bei dem Gedanken daran, diese Tortur mir Ron oder den Zwillingen durchzustehen, wurde er noch blasser. ‚Nie im Leben!’, ging es ihm durch den Kopf und schüttelte diesen sogleich wild.
 

„Na also, geht doch, und jetzt rein mit dir und probier die Sachen an. Wir kennen ja deine genaue Größe nicht, daher müssen wir schauen, ob alles passt. Besonders bei den BHs.“, mit diesen Worten zog Hermine den Vorhang der Umkleidekabine zu und Harry musste sich nun wohl oder übel seinem Schicksal fügen.
 

„Wir haben extra nichts mit Rüschen ausgesucht, es soll ja nicht deine ‚Männlichkeit’ untergraben! Und du weißt doch wie man einen BH anzieht, oder? Wo vorne und wo hinten ist? +kicher+ ach ja und die Strings haben wir auch weggelassen, die kaufen wir beim nächsten Mal!“, sagte Ginny mit einem unschuldigen Blick und einer Engelsstimme. Jedoch passte das spöttische Grinsen, das sich in ihrem Gesicht gebildet hatte, nicht zu der Stimme und dem Blick.
 

Harry, der unentschlossen in der Kabine stand und die Ansammlung von Damenunterwäsche vor sich mit bösem Blick bedachte, wurde, als er Ginnys Worte vernahm erst rot und dann blass. Durch den Vorhang hindurch, warf er ihr vernichtende Blicke zu, da er ihr Grinsen erahnte und es nicht sehen musste. Leicht schnaubend (was ihm ein Kichern von Ginny einbrachte, da diese es gehört hatte) zog er sich Dudleys alten Pullover über den Kopf und griff nach einem BH, den er mit zwei Fingern an einem Träger festhaltend, weit von sich streckte und musterte. Der BH war in einem hellen blau und war einfach gearbeitet. Er besaß weder Rüschen, noch sonstige Verschnörkelungen. Was schon mal positiv war. Harry atmete noch mal tief durch und zog den BH an. Was noch recht gut lief und er wusste wo vorne und hinten war. Das war ja schon mal ein Erfolg! Doch dann kam das Problem. Wie bekam er das verfluchte Ding zu?
 

‚Ok Harry, das klappt schon. Nur die Ruhe. Es kann ja nicht so schwer sein. Das kriegst du schon hin!’ redete er sich in Gedanken aufmunternd zu. Einige Minuten, viele Flüche und unglaubliche Verrenkungen später hatte Harry es geschafft. Er hatte den BH-Verschluss zu bekommen! Wild schnaufend stand er da und versuchte zu Atem zu kommen.
 

Ginny und Hermine standen vor der Umkleidekabine und hörten Harrys unterdrückte Flüche, sein wildes Gekeuche und sonstige Geräusche, die nicht gerade normal waren. Beide sahen sich an. Während Ginnys Gesicht wieder einmal ein spöttisches Grinsen zierte, hatte Hermine die Augenbrauen zusammengezogen. ‚Was ist denn da los?’, war der Gedanke, der den beiden kam. Nachdem die Geräusche in der Umkleidekabine leiser geworden waren, sahen sich beide noch mal an und hatten denselben Gedanken. Hermine nickte Ginny auffordernd zu, diese drehte sich um und zog mit einem Ruck den Vorhang der Umkleidekabine auf, um zu sehen ob Harry zurechtkam. Dieser blieb erstarrt stehen, als plötzlich die Rothaarige vor ihm stand und ihn anblickte. Harry errötete und drehte ihr schnell den Rücken zu, während er die Arme vor seinem Oberkörper verschränkte.
 

„GINNY! Was soll das! Mach das Ding wieder zu und geh weg! Los!“, fauchte er die jüngste der Weasleys wütend über seine Schulter an. Diese hob jedoch nur eine Augenbraue und blickte Harry an. Auch Hermine konnte über Harrys Reaktion nur den Kopf schütteln und stellte sich neben Ginny.
 

„Harry stell dich nicht so an. Wir werden dir schon nichts abgucken. Falls du das vergessen haben solltest, für uns ist so was nichts Neues. Also los, dreh dich um, damit ich sehen kann, ob der BH passt oder nicht.“, wies Hermine Harry mit strenger Stimme zurecht.  Zögernd befolgte Harry Hermines Aufforderung und drehte sich um. Nach einem weiteren Blick in Hermines Augen, die ihn streng ansahen, ließ er langsam seine Hände sinken. Leicht verlegen blickte er mit roten Wangen auf den Boden. Mann, war ihm das peinlich!!
 

„Aber Harry, du musst doch keine Angst haben, dass wir dir was abgucken! Du hast doch gar nichts was man abgucken könnte.“, hörte man Ginnys zuckersüße Stimme, welche von einem unschuldigen Augenaufschlag begleitet wurde. Harry und Hermine sahen die Rothaarige einfach nur an, Harry mit großen Augen und Hermine mit gehobenen Augenbrauen.
 

„Was denn? Stimmt doch! Der Gute ist doch total flach! Man merkt sofort, dass er mal ein Junge war!“, verteidigte sich Ginny, als sie die Blicke der anderen trafen. Darauf schüttelte Hermine nur den Kopf und wies Harry an, die anderen Sachen anzuprobieren.
 

Nach geraumer Zeit verließen sie die Boutique mit mehreren Tüten, die mit unterschiedlichster Unterwäsche gefüllt war. Harry war erleichtert, diesen Teil des Einkaufs hinter sich gebracht zu haben. Schlimmer als das gerade erlebte konnte es auch nicht werden. So hoffte er. Und so machte er sich gefasst, in den nächsten Läden dasselbe durchzumachen. Hermines Anweisungen und Ginnys Kommentare. ‚Was für ein wunderbarer Tag!’, ging es ihm sarkastisch durch den Kopf.
 

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Unzählige Stunden später, der Himmel nahm schon eine dunklere Färbung an, verließen Harry, Hermine und Ginny den letzten Laden, ein Schuhgeschäft, und ließen sich auf einer Bank, die auf der Straße stand, nieder, um zu verschnaufen. In den letzten Stunden hatten sie alles nötige für Harry besorgt. Unterwäsche, Oberteile, Hosen, Röcke, Socken, Schuhe, Duschzeug, Pflegeartikel und was sonst noch das Herz eines Mädchens höher schlagen lässt. Daher waren sie jetzt auch mehr als erschöpft, doch zierte ein zufriedenes Lächeln die Gesichter der Mädchen. Nun ja, aber nicht Harrys Gesicht. Er wirkte eher wie erschlagen und überrollt von allem, was er heute erlebt hatte, da Hermine und Ginny ihm auch einen kleinen Crash-Kurs durch das Leben der Frauen erteilt hatten. Und jetzt wusste er wohl mehr als er jemals in seinem Leben hatte wissen wollen. Und an Harry selbst konnte man schon einen Teil der heutigen Ausbeute sehen. Der Junge trug eine etwas lockere Jeans in einem dunklen Blau, ein weißes Top und eine Jeansjacke. Er hatte sich strikt geweigert, allzu enge Sachen anzuziehen. Und über einen Rock wollte er erst gar nicht diskutieren.
 

„Ich glaube, jetzt hätten wir alles. Kommt, lasst uns wieder gehen.“, seufzte Hermine und erhob sich. Ginny und Harry taten es ihr gleich und die drei wollten schon losgehen, als Harry plötzlich innehielt und sich gedanklich gegen die Stirn schlug. Wie konnte er das nur vergessen? Dabei ging es ihm doch die letzten Wochen andauernd durch den Kopf!
 

„Hey Leute, ich muss kurz weg, hab etwas vergessen. Es ist wichtig. Geht schon mal vor! Keine Angst, mich wird schon niemand erkennen.“, mit diesen Worten drehte Harry sich um und rannte, ehe die anderen zwei etwas erwidern konnten, davon.
 

Ginny und Hermine sahen ihm besorgt hinterher. Ob das gut gehen würde? Etwas zögernd nahmen sie die Einkaufstüten und machten sich auf den Weg zurück zum Grimmauldplatz. Auf dem Weg drehten sie sich öfters um, in der Hoffnung, dass Harry ihnen folgen würde.
 

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Harry ging mit eiligen Schritten die Straßen Londons entlang und blickte sich suchend um. ‚Wo war es bloß… es muss doch hier irgendwo sein!’ Nach ein paar Gassen blieb Harry stehen und blickte in eine hinein. Das war sie doch, oder? Zögernd trat er ein, lief auf die Sackgasse zu und blickte sich genau um. Er konnte einen Kreis erkennen, der aussah als hätte es dort gebrannt… es war die Stelle, an der er das Ritual durchgeführt hatte. Suchend sah er sich weiterhin um und ging auf die Ecken der Gasse zu. Und dort fand er das, was er gesucht hatte. In der dunkelsten Ecke der Gasse, unter Schmutz und Müll begraben, lag sein Tarnumhang. Mit einem leisen Freudenslaut griff er nach dem Umhang und drückte ihn an sich. ‚Merlin sei Dank! Er ist noch da und dazu unversehrt!’ Vorsichtig legte er den Umhang zusammen und ließ ihn in eine der drei Tüten gleiten, die noch um seine Handgelenke hingen und einen Teil seiner Einkäufe beinhalteten. Vielleicht wäre es praktischer gewesen, die Tüten bei den Mädchen zu lassen. Aber jetzt war es eh egal.
 

Harry blickte sich wieder um. Den Umhang hatte er also wieder, aber es fehlte noch immer etwas…

Das Buch! Doch konnte er es nicht finden. Nach einer halben Stunde der erfolglosen Suche seufzte Harry frustriert und beschloss sich einzugestehen, dass er es nicht mehr finden würde. Mit einem letzen Blick sah er sich noch mal um und drehte sich anschließend um, um die Gasse zu verlassen und zum Grimmauldplatz zu gehen. Gedankenverloren und den Blick gen Boden gerichtet ging er auf den Ausgang der Gasse zu und bog um die Ecke. Und ehe er sich versah, prallte er gegen einen warmen Körper und verlor den Halt. Er machte sich schon darauf gefasst, nähere Bekanntschaft mit dem Boden zu machen, genauso wie die Tüten, die er hatte fallen lassen, als er von zwei starken Armen davor bewahrt wurde. Verwirrt blickte Harry hoch und wollte sich entschuldigen, da er nicht aufgepasst hatte, als er in ein Paar schwarzbrauner Augen blickte, die ihm seltsam bekannt vorkamen.
 

Der Besitzer der schwarzbraunen Augen blickte mit leicht gehobener Augenbraue auf das Mädchen in seinen Armen, das ihn etwas irritiert ansah. Auch in seinem Blick spiegelte sich das Erkennen.
 

„Das Püppchen wieder! Und heute genauso verwirrt wie beim letzten Mal!“, drang die dunkle Stimme, in der man leichtes Amüsement heraushören konnte, zu Harry durch. Dieser blinzelte kurz und wurde leicht rot, als ihm bewusst wurde, dass er noch immer in den Armen des Mannes lag. Leicht verlegen machte er sich los und blickte dem Fremden entschuldigend in die Augen.
 

„Tschuldigung… Ich hab nicht aufgepasst…“, kam es mit leiser und nervöser Stimme von Harry. Sein Gegenüber lächelte aufgrund der Unsicherheit seines Gegenübers leicht, was sie nur noch mehr erröten ließ. Um den Blick des Mannes nicht mehr erwidern und sein Lächeln nicht mehr sehen zu müssen, bückte sich Harry um seine fallen gelassenen Sachen wieder aufzuheben. Doch eine etwas blasse Hand kam ihm zuvor. Verwirrt blickte er auf und sah wieder in die schwarzbraunen Augen, die ihn belustigt anfunkelten. Und wieder nahm die Röte von Harrys Wangen zu.
 

„Ähm… danke…“, nuschelte Harry, während er sich verlegen am Kopf kratzte und schüchtern lächelte. Die ganze Situation war ihm recht unangenehm. Er wusste nicht wieso, doch kam ihm dieser Mann recht vertraut vor… so als würde er ihn kennen… auch hatte er ein seltsames Gefühl in seinem Magen. Und dieser Blick und das Lächeln des Mannes machten ihn nervös… Was war bloß los?
 

„Gern geschehen. Warst ja anscheinend einkaufen. Und ehrlich gesagt“, sein Blick glitt über Harrys Körper, „finde ich, dass dir diese Kleidung besser steht als die, die du letztes Mal anhattest.“, sagte er mit seiner dunklen, leicht melodischen Stimme und lächelte Harry charmant an, obwohl ein leicht spitzbübisches Funkeln in seinen Augen zu erkennen war. Harry sah ihn daraufhin nur mit großen Augen an. ‚Wie bitte? Was ist denn jetzt kaputt!?. War das wirklich derselbe Mann wie beim letzten Mal? Damals war er ihm doch ernst vorgekommen… und jetzt? Ein leises Lachen war von dem Fremden zu hören, er legte einen Arm um die Schultern des Mädchens, während er ein „Komm, ich lad dich auf ein Eis ein“ verlauten ließ und den verblüfften Harry in Richtung eines Eisverkäufers dirigierte.
 

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Harry saß auf einer Parkbank und hielt eine Eistüte mit Schokoladeneis in der Hand, während er sein Gegenüber musterte, das an einen Straßenpfeiler gelehnt munter sein Vanilleeis verzehrte.
 

„Was ist? Hab ich was im Gesicht?“, hörte er die belustigte Stimme und sah die schwarzbraunen Augen, die ihn leicht amüsiert anfunkelten. Doch war da noch etwas anderes. Aber er wusste nicht was. Er konnte es nicht deuten. Doch war er sich sicher, dass es wichtig war. Aber was war es bloß? Harry schreckte aus seinen Überlegungen und lächelte etwas unsicher.
 

„Ähm nein… mich wundert nur, wieso Sie mich eingeladen haben.“, antwortete Harry und blickte fragend in die dunklen Augen des anderen. Dieser blickte das Mädchen nur an und lächelte weiterhin sein leichtes Lächeln. Bevor er ansetzte um zu antworten, hob er eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen.
 

„Wieso sollte ich es nicht tun? Wie oft hat man schon die Gelegenheit, ein so hübsches Mädchen einzuladen? Und außerdem muss ich dich ja entschädigen, da ich dich fast umgeworfen habe. Ach ja, sieze mich nicht, dann komme ich mir so alt vor. Da fällt mir ein, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Tom, und wie heißt du, wenn ich fragen darf?“, dies alles kam in einem Plauderton von dem schwarzhaarigen Mann und das Lächeln war immer noch nicht verschwunden, ganz im Gegenteil, es schien sogar noch breiter zu werden. Mit diesem Grinsen und dem Glitzern in den Augen, das Harry bereits irritiert hatte, streckte er ihm die Hand entgegen und blickte ihn auffordernd und gleichzeitig auch neugierig an. Harry blinzelte verwirrt. So eine Antwort hatte er nun wirklich nicht erwartet. Was sollte das? Doch war er allzu überrumpelt um groß zu überlegen und griff nach der Hand von Tom.
 

„Freut mich. Ich bin… ähm…“ Harry wurde rot. Wie hieß er denn? Er hatte sich doch bereits in den letzten Wochen einen Namen bereit gelegt, wieso fiel er ihm jetzt denn nicht ein? ‚Verfluchter Mist. Denk, Harry, Denk!’ Tom hob aufgrund Harrys Stocken elegant eine Braue nach oben und blickte ihn nun mit einem teils spöttischen teils amüsierten Blick an. Irrte sich Harry, oder war da noch eine Spur Misstrauen in den Augen zu erkennen? Und wieder wurde das Rot auf Harrys Wangen intensiver. ‚Scheiße, was denkt der denn jetzt von mir. Dass ich mir nicht mal meinen Namen merken kann? Na toll!’
 

„Hey Püppchen, was ist denn los? So nervös in meiner Gegenwart, dass du deinen Namen vergisst?“, diesmal war der Spott weder zu übersehen noch zu überhören. Und das gefiel Harry ganz und gar nicht. Ein leichtes Schnaufen entwich ihm und er funkelte sein Gegenüber an. ‚Der Kerl ist ja mal gar nicht eingebildet!’
 

„Wieso denn nicht? Wen würdest du denn schon kalt lassen. Du großer starker Mann. Siehst du denn nicht, wie ich schon dahin schmelze? Jede Frau würde sich doch ohne zu zögern auf dich stürzen! Ich kann mich kaum noch zurückhalten! Merkst du das denn nicht?“ Die Ironie und der Sarkasmus seiner Worte waren nicht zu überhören. Und auch das kampflustige Funkeln seiner Augen machte deutlich, wie er das eben Gesagte gemeint hatte. Tom blickte Harry vollkommen verblüfft an. So eine Antwort hatte er nicht erwartet. Das Mädchen war doch die ganze Zeit eher zurückhaltend und schüchtern gewesen. Da war so eine Reaktion vollkommen unpassend. Seiner Meinung nach. Doch kaum hatte Harry die Worte ausgesprochen, ließ er Toms Hand los, drehte sich elegant um und stolzierte davon.
 

Das war ein Abgang. Tom blickte einige Augenblicke auf die Stelle, auf der das Mädchen eben noch gestanden hatte und blinzelte irritiert. Als er sich gefasst hatte, sah er sich um und erblickte die Schwarzhaarige, die schon weit entfernt war und bald hinter einer Ecke verschwinden würde. Er ging einige Schritte vor, überlegte, ob er ihr nachlaufen sollte oder nicht, entschloss sich dann aber dagegen.
 

„Hey! Du hast mir immer noch nicht deinen Namen verraten!“ Dieser Ruf ließ Harry innehalten.

Elegant drehte er sich halb um, sah den Schwarzhaarigen kurz an und drehte sich wieder um. Kurz darauf war er um die Ecke verschwunden, aber nicht ohne dem anderen etwas zu zurufen.
 

„Aylin“
 

Dieses eine Wort, dieser eine Name, schallte zu Tom und ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Die Kleine hatte ihn einfach stehen lassen. Ihn eiskalt abblitzen lassen. Und auf was für eine Art und Weise! Er schüttelte kurz den Kopf und blickte immer noch in die Richtung, in welcher das Mädchen, Aylin, verschwunden war. Das seltsame Glitzern war wieder in seinen Augen. Denn er hatte etwas gespürt. Zwar nur schwach, aber es war da gewesen. Und es ging eindeutig von dem Mädchen aus.
 

‚Interessant, wirklich interessant. Mal sehen, ob meine Vermutung zutrifft.’
 

Er wandte sich ab und ging. In seinem Kopf schwirrten die Gedanken. Wenn es wirklich das war, was er vermutete, dann war es fabelhaft. Und wenn nicht? Dann hätte er trotzdem seinen Spaß. Ein teuflisches Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, was im krassen Gegensatz zu dem stand, das er in der letzten Zeit gezeigt hatte. In einer dunklen Ecke angekommen, blieb er stehen. Das Lächeln immer noch auf dem Gesicht. Bevor er verschwand, konnte man noch seine Augen aufblitzen sehen. In einer Farbe, die nur einer hatte…
 

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Mit schnellen Schritten ging Harry auf den Eingang vom Grimmauldplatz und klopfte. Ungeduldig wartete er darauf, dass die Tür geöffnet wurde. Als dies geschah, ging er ohne weiter auf Mrs. Weasley zu achten, die ihn erfreut umarmen und sagen wollte, dass sie sich gesorgt hatten, an ihr vorbei und rauf auf sein Zimmer. Er achtete nicht auf die irritierten Blicke von Mrs. Weasley, die sie ihm, aufgrund seines Verhaltens, hinterherschickte. Er hatte andere Probleme. Wütend schnaubend warf er die Tüten, die er in der rechten Hand hielt, in irgendeine Ecke seines Zimmers und sich selbst auf sein Bett, wo er ausgestreckt da lag, das Gesicht in den Kissen verborgen. Er wusste nicht, wieso er sich aufregte. Doch Tatsache war, dass er es tat. Und zwar gewaltig!
 

‚Dieser eingebildete Kerl! Was bildet der sich eigentlich ein? So mit mir zu reden? Pah!’ Wütend schnaubte Harry und warf frustriert ein Kissen gegen die Wand. Auf den Gedanken, dass der Schwarzhaarige ihn angemacht hatte, kam er nicht. Wieso sollte der andere auch? Er war ja immerhin ein Mann! Und wieso sollte ein Mann ihn anbaggern? Es schien grad so, als hätte Harry seine Situation noch immer nicht ganz verstanden. Obwohl die Zwillinge versucht hatten es ihm begreiflich zu machen. Und zwar gleich an dem Tag, an dem Harry ihnen gesagt hatte, dass er, Harry, ein Mädchen, war. Ihre Worte hätten dann endlich auch Bedeutung bekommen:
 

‚Pass auf Harry. Dir muss jetzt bewusst werden, dass die Interessenten an dir sich jetzt auch geändert haben. Und bei Merlin, es werden bestimmt nicht wenig sein!’ Doch taten sie es nicht, da Harry es noch nicht verstanden hatte. Aber dies würde noch kommen. Spätestens in Hogwarts. Harry lag immer noch auf seinem Bett und schimpfte wütend vor sich hin. Er vergaß das Gefühl der Vertrautheit, das er bei dem Fremden gespürt hatte. Er vergaß das seltsame Kribbeln, das der andere bei ihm ausgelöst hatte. Doch eines konnte er nicht aus seinem Gedächtnis verbannen. Das Lächeln und die Augen. Auch wenn er noch nicht wusste warum.
 

Langsam glitt Harry ins Land der Träume über. Wieder hörte er die Stimme, die ihn rief. Und wieder folgte er ihr. War nicht in der Lage sie zu ignorieren. War nicht in der Lage sich ihr zu widersetzen. Er folgte ihrem verlockenden Ruf. Nur um am nächsten Tag wieder zu vergessen, dass er ihr gefolgt war. Zu vergessen, dass er sie überhaupt gehört hatte. Zu vergessen, was er gesehen hatte. Doch diesmal war es nicht nur die Stimme, die ihn lockte. Sondern auch ein Paar Augen. Augen, die er kannte und auch wieder nicht. Dunkle Augen. Sie waren…  Schwarzbraun… Am nächsten Morgen würde er erwachen ohne sich zu erinnern. Es würde nur ein Gefühl dableiben. Ein Gefühl, dass er etwas vergessen hatte. Etwas, was er nicht vergessen sollte. Doch würde er dem Ruf folgen. So wie er es immer getan hatte…
 

…und immer tun würde.
 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel hat ein kleines Lifting bekommen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-06-13T18:11:39+00:00 13.06.2006 20:11
hi...
also ich mag deine FF voll gern. Vor allem der Charakter Ginny gefällt mir richtig gut bei dir. Harry gleich in einen Dessous Laden zu schleppen fand ich echt genial.und dann das mit dem Hängebusen.Einfach genial.ich lag lachend am Boden.
Der Zusammenstoss mit dem fremden Mann war perfekt. wie hießs der noch gleich? Tom...kommt mir bekannt vor*lach*
Das Kapitel war mehr als genial und warf gleichzeitig so viele Fragen auf...
Gruß
Kirrika


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