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Des Feuervogels Glut I

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Projekt Feuervogel / Ein Fetzen Wahrheit

Tokio, Phoenix Castel, Dezember
 

Das war er also, der Moment der Wahrheit…es entpuppte sich als schwieriger als erwartet.

Was sie wohl von ihm denken würden, wenn sie bescheit wussten? Wahrscheinlich verspielte er gerade alle Chancen auf seine Autorität. Aber genau genommen war er selber schuld, schließlich hatte er sich auf die Abmachung eingelassen. Mina hatte wahrscheinlich alles geplant...sie war ein hinterlistiges Biest, das nur darauf aus war, ihn seiner Macht zu berauben. Doch sie machte ihre Sache verdammt gut, das musste er sich eingestehen.

Ihm wurde bewusst, dass sie nicht nur seine jetzige missliche Lage verursachte, sondern es auch noch geschafft hatte, sich erneut in sein Team einzuschleusen...und das, obwohl er sie auf den Tod nicht ausstehen konnte.

"Hm...Tod...", wiederholte er stumm seine Gedanken.

Die Bilder der Nacht, in der der New Seaside Dome im Meer versunken war, flimmerte vor seinem Inneren Auge auf. Ihm wurde die Ironie seiner Gedanken bewusst.
 

"Na, was ist jetzt?"

Alex holte ihn zurück ins gegenwärtige Geschehen.

Eine Sekunde lang suchten Kais Augen nach einem Halt, dann schlossen sie sich gelassen. Seine undurchdringliche Barriere aus Stolz und Arroganz machten in unantastbar. Es schien ihm selbst jedes Mal, als verberge er sich hinter einer schwarzen Maske.
 

"Weshalb ich euch hierher bestellt habe, hat mehrere Gründe" begann er bewusst kühl und emotionslos seinen Monolog.

"Zum Einen wollte ich euch mitteilen, dass sie wieder Mitglied der Phoenix ist", er wies auf Mina, "und diesen Punkt haben wir schon besprochen. Zum anderen...geht es um etwas, das den Namen 'Projekt Feuervogel' trägt."
 

Kai wartete einen Augenblick lang, ließ seine Worte auf die anderen wirken.

"Der Begriff wird euch im Moment noch nichts sagen, aber er hat mehr mit euch zutun, als ihr glaubt."

Bewusst mied er den Blickkontakt der drei Personen, die ihm gegenüber saßen und gebannt zuhörten.

"Ihr dürftet eigentlich wissen, was es mit Black Dranzer auf sich hat. Ursprünglich wurde er erschaffen, um eine verbesserte Kopie meines Dranzers darzustellen und seinen Platz an meiner Seite anzunehmen. Das Labor, in dem damals die entsprechenden Forschungen durchgeführt wurden, leitete zwar eigentlich Boris, doch arbeitete der wiederum für Voltaire."

Erneut machte er eine Pause, hüllte sich in geheimnisvolles Schweigen. Die Akademikersprache, in der er formulierte, schmiegte sich wie eine schwarze Maske an sein Gesicht.

"Was hat das mit uns zutun?", nutzte Brian den Moment der Stille. Ihm dauerte mal wieder alles viel zu lange. Im Grunde ging es ihm nur darum, in Ruhe weiteressen zu dürfen, oder alternativ Mina zu beglubschen.
 

"Immer mit der Ruhe.", setzte Kai seinen Monolog fort, "Nachdem ich Boris' Labor zerstört hatte, war es ihnen unmöglich geworden, weitere Forschungen durchzuführen. Dennoch versuchten sie, das noch im Bitchip eingeschlossene Beast herauszulösen und es erneut zu verbessern. Das muss jedoch fehlgeschlagen sein. Auf diese Weise kam Mina zu Black Dranzer, beziehungsweise hat das Bitbeast sie ausgesucht."

Aus den Augenwinkeln studierte er die Mimik der jungen Frau.

"Allerdings...hat sich Voltaire nicht zufrieden geben wollen. Damals hatten sämtliche Medien davon berichtet, dass man ihn wegen illegaler Forschungen inhaftiert hatte. Kurze Zeit später berichtete man davon, dass er im Gefängnis gestorben war. Doch das ist so nicht ganz korrekt.

Voltaire lebt. Er ist untergetaucht und hat weiterhin seine Forschungen betrieben. Wie ihr wisst, steht sein Name für ein unvorstellbar großes Vermögen. Es war also kein großes Problem, entsprechend wichtige Leute zu bestechen.

Ich bin erst dadurch dahinter gekommen, als man mir nach seinem vermeintlichen Tod mein Erbe nicht auszahlen wollte."
 

"Das ist ja alles ziemlich krass, aber was hat das mit uns zutun?"

Für seine erneute Fragerei fing sich Brian einen kräftigen Stoß von Alex' Ellenbogen ein.
 

"Reg dich ab, ich mach ja schon!

Erinnert ihr euch noch an die Nacht, als wir in ein teilweise zerstörtes aber noch betriebenes Labor eingebrochen sind? Dort arbeitete man an einem 'Projekt Feuervogel'. Den Grund für unsere Aktion habe ich euch nie gesagt und ich denke, das wird auch so bleiben. Es ist nicht gut, wenn ihr zu virl darüber wisst.

Doch dieses Labor lief unter der Leitung von niemand anderem als Voltaire."
 

Zu diesem Moment wurde sein Unwohlsein fast unerträglich. Oder war das Unerträgliche die Wahrheit? Die Wahrheit über das, was er selbst getan hatte. Dass er selbst in Voltaires kranke Pläne verwickelt war, kooperiert hatte...

Fragend blickten ihn die Gesichter der beiden jungen Männer an Minas Seite an. Was sollte er ihnen sagen? Was wollten sie hören? Von all den Worten, die Zeit seines Lebens über seine Lippen gekommen waren, entsprachen nur die wenigsten der Realität. Er war ein Ass im Lügen. Warum fiel es ihm dieses Mal so schwer?

Er dachte zurück an die vielen Versuche Voltaires, ihn für seine Machenschaften zu gewinnen. Viel zu oft hatte er sich hinreißen lassen von den ihn völlig blendenden Machtversprechungen. Sein neurotisches Streben nach Einfluss und Stärke hatte ihn zu seinem Spielzeug gemacht.

Es musste ein Leichtes gewesen sein, ihn erneut zu überzeugen. Bis heute konnte er sich weder daran erinnern, noch seine Entscheidung nachvollziehen. Und doch hatte es Voltaire geschafft, ihn dazu zu bringen, ihnen eine Probe von Dranzers DNS zu überlassen. Hätte er es gekonnt, er hätte seine Entscheidung rückgängig gemacht.
 

"Sein Plan war es, aus Dranzers DNS erneut verbesserte Replikate herzustellen. Black Dranzer war zu einer unkontrollierbaren Kampfmaschine geworden, doch genau das schien Voltaire zu faszinieren."

Tonlos fügte der junge Mann Wort an Wort.

"Es gelang dem Labor tatsächlich, zwei weitere Bitbeasts zu erschaffen. Doch auch über sie verlor man schließlich die Kontrolle. Sie brachen aus und verschwanden. Dadurch ist der Schaden in dem Labor entstanden, den ihr vielleicht bemerkt habt."
 

Bereits jetzt wusste Alex, worauf Kai hinaus wollte. Es überraschte ihn nicht wirklich, dass praktisch alles, was ihm der Halbrusse erzählte, seinen eigenen Gedanken entsprach. Er und Brian hatten vor einiger Zeit über genau dieses Thema spekuliert. Die Bedeutung der geborstenen Glastanks bis hin zu seinen Alpträumen, alles passte plötzlich zusammen.
 

Kai schluckte unauffällig, dann fuhr er fort.

"Bei den Bitbeasts handelt es sich um Golden Dranzer und Destroyer Dranzer."
 

Er hoffte, er würde das Thema nicht noch einmal erläutern müssen.
 

"Interessant..."
 

Mehr brachte Brian nicht hervor, wusste dabei noch nicht mal selbst, ob es der abstrakte Sachverhalt oder viel mehr die Tatsache war, dass Alex bereits im Voraus alles in etwa so kombiniert hatte, wie es in Kai es soeben geschildert hatte.
 

„Das wirst du uns jetzt wahrscheinlich nicht glauben, aber…dass Golden Dranzer und Destroyer Dranzer künstlich aus Dranzers Erbgut erschaffen wurden…also, das haben wir irgendwie gewusst.“

Ein verlegenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Irritiert beäugte Kai sein Gegenüber. „Willst du mich verarschen?“, fragte er.

„Nein, überhaupt nicht...nur hat Alex mir ständig die Ohren abgequasselt, weil er angeblich in seinen Alpträumen das Labor, wo wir eingebrochen sind, gesehen hat…und dann hat er irgendwie eins und eins zusammengezählt und so was ähnliches gesagt, wie du gerade…was mir zwar nicht ganz eingeleuchtet hat, aber jetzt irgendwie logisch klingt.“

„Oh man…“, stöhnte der Amerikaner, „Ja, so ungefähr in der Richtung.“
 

„Na wenn das so ist…“, meldete sich nun auch Mina zu Wort, „ wird es jetzt Zeit, dir auch etwas zu beichten, Kai. Hast du dein Notebook dabei, Alex?"

Nickend stand dieser auf und verschwand in einem Nebenraum.
 

Irritiert blickten Kai und Brian erst ihn und dann die Transsylvanierin an.

„Wovon redet ihr eigentlich? Irgendwie macht hier jeder einen auf geheimnisvoll.“, beschwerte sich der Philippine.
 

Einen Augenblick später kehrte der Blonde zurück und fuhr den kleinen Computer hoch.
 

„Als wir damals in Voltaires Labor eingebrochen sind“, begann die junge Frau, „haben wir etwas entdeckt…

Alex führte auf dem Laptop ihre Errungenschaft vor.

„Was ist das?“, äußerte Brian seine Verwunderung lautstark. Die merkwürdigen Skalen und Grafiken auf dem Bildschirm ergaben für ihn absolut keinen Sinn.

„Das sind Daten für ein biomechanisches Virus."

"Wo habt ihr das her?!", fiel Kai der jungen Frau direkt ins Wort und vergaß seine sonst so gefasste und emotionslose Umgangsart. Irgendetwas löste der Klang dieser Worte und der Anblick der Grafiken in ihm aus, auch wenn er es nicht näher beschreiben konnte. Ein unangenehm vertrautes Gefühl überkam ihn.
 

"Rate mal. Aus Voltaires Labor natürlich.", fuhr Mina fort.

"Und wieso veranlasst der Typ die Herstellung von Krabbelviechern?", mischte sich nun auch Brian erneut ein.

"Das wissen wir noch nicht, aber ich würde sagen, er will jemanden damit infizieren.", schlussfolgerte Alex. "In diesen Unterlagen steht, er ist innerhalb von 3 bis 4 Tagen tödlich, aber nur durch das Blut übertragbar. Eine Epidemie können wir ausschließen, also nehme ich an, er hat es darauf abgesehen, einzelne Personen aus dem Verkehr zu ziehen. Ich habe keine Ahnung, was Voltaire damit vorhat, aber es sieht irgendwie wichtig aus.“, erläuterte er Amerikaner.

„Ich könnte mir vorstellen, dass er ein Attentat auf jemanden plant, dem er einen langen, qualvollen Tod wünscht. Es gibt kein Gegenmittel, also ist man gezwungen, demjenigen dabei zuzuschauen, wie er ein paar Tage lang vor sich hin krepiert…wissenschaftlich ausgedrückt.“, sagte Mina trocken, "und abgesehen davon zerfallen die Zellen des Virus nach dem Tod des Opfers innerhalb von ein bis zwei Stunden. In einer Autopsie lässt es sich nicht nachweisen. Die perfekte Mordwaffe."

„Der Typ hat sie sowieso nicht mehr alle…aber dafür ’nen dicken Batzen Geld unterm Arsch.“, rundete Brian das ganze mit einem gesitteten Kommentar ab.

„Und was machen wir jetzt mit diesem netten….was ist das? Ein Bauplan?“, fragte Kai.

„Ich würde vorschlagen“, schaltete sich Alex ein, „da du dich sowieso so gut mit Labors auskennst, könnten wir eines beauftragen, ein Gegenmittel herzustellen, falls Voltaire es auf einen von uns oder eine wichtige Person wie zum Beispiel Mr. Dickenson abgesehen hat. Es hat sich ja bereits gezeigt, dass er Interesse an der Leitung des Beyblade-Unternehmens hat"

"Ist zwar schweineteuer aber immer noch besser als zu sterben...“, bestätigte Mina ihn, "Bleibt nur die Frage, wie viel Geld du zur Verfügung hast, sofern du es überhaupt dafür ausgeben willst."

"Für so einen Schwachsinn? Wir wissen ja noch nicht mal, ob der Mist echt ist!", mit diesen Worten warf ihr Kai wieder einmal einen gewaltigen Felsbrocken in den Weg. "Also ehrlich, dass ihr wegen so etwas gleich solche Panik schiebt..."
 

Leicht entsetzt, dennoch sehr gefasst nahm die junge Frau seine Meinung zur Kenntnis. Seine störrische Art machte mal wieder all ihre Pläne zu Nichte. Und trotzdem ließ sie sich nicht wirklich davon beeindrucken. Im Gegensatz zu dem Rest der Clique wusste sie, was genau es mit dem so genannten "Schwachsinn" auf sich hatte. Es war definitiv keine Finte, sondern ein extrem gefährliches Virus.

Was niemand außer ihr wissen durfte war, in wie weit sie über Voltaires Pläne bescheit wusste.

Er hatte mehr mit ihrer Vergangenheit zu tun, als man auf den ersten Blick vermuten sollte. Doch sie hatte ihre Identität und ihr Äußeres verändert, um damit abzuschließen. Ob er trotzdem etwas ahnte, wusste sie nicht.
 

"Kai, du hast sie doch nicht mehr alle! Nur weil du mal wieder so stur sein musst, sterben vielleicht bald Menschen!", fuhr ihn Brian an. In seinen zu Fäusten geballten Händen knackten die Gelenke. "Du bist echt das eingebildetste, arroganteste und egoistischste Dreckstück, das ich kenne!"

"Wow, ich wusste gar nicht, dass du solche kultivierten Schimpfwörter kennst", mokierte sich der junge Mann über seinen missglückten Versuch, ihm den Kopf zu waschen. Durch seine Provokation verlor der Philippine endgültig die Beherrschung und sprang auf. Den noch immer gedeckten Tisch warf er dabei um.

"Na toll. Das ganze Essen...könnt ihr euch nicht einmal benehmen?", mischte sich Alex ein und erntete ein undankbares Fauchen. "Halt du dich gefälligst da raus!", keiften ihn die beiden Streitenden wie aus einem Mund an.

Brian dehnte seine Halsmuskulatur, Kai streifte seinen Mantel ab.

"Meine Fresse, jetzt beruhigt euch endlich. Ihr benehmt euch wie Kleinkinder!", versuchte nun Mina die beiden zur Vernunft zu bringen.

"Was mischst du dich denn jetzt schon wieder ein? Gerade wieder eine Phoenix und schon machst du einen auf Moralapostel.", fuhr Kai sie an.

Sie schwieg einen Augenblick, konterte dann: "Wir haben Kais Meinung gehört. Respektieren wir, was er gesagt hat."

"Aber..."

"Kein Aber, Alex. Du weißt, wie stur er ist. Da kann man nichts machen."

"Wenn er so stur und egoistisch ist", schlug Brian vor, "dann sollte er auch in der Lage sein, SEINE Bude ALLEINE sauber halten. Viel Spaß beim Aufräumen."

Mit diesen Worten schob sich der Muskelprotz mit einer groben Bewegung an ihm vorbei und steuerte den Ausgang an. Alex folgte ihm.

Als beide verschwunden waren, begann Kai die Situation allmählich zu überdenken.
 

"Glückwunsch, Mr. Super-Boss.", zwinkerte ihm Mina zu und betrachtete das Chaos, jenes Brian und er angerichtet hatten. "Erwarte nicht, dass ich dir dabei helfe. Eher lasse ich den Kram hier verschimmeln."

"Und dich gleich mit", fügte Kai in Gedanken hinzu.

"Bist du dir sicher, dass du nicht doch in ein Gegenmittel investieren willst?", fragte sie ihn, "Es könnte vielleicht nützlich werden...und sich sogar finanziell rentieren."

"Ich habe zwar mein Erbe nicht antreten können, aber ich habe keine Geldsorgen. Die Investition in ein solches Projekt, ganz gleich, wie rentabel es sein könnte - und das sind eh nur alles Spekulationen - interessiert mich nicht."

"Nun gut. Ganz wie du willst, Kai."

Mit diesen Worten schritt auch sie auf den Gang zu, der zur Treppe nach oben führte.

Nach lange Zeit, nach dem sie verschwunden war, hallte ihre Stimme in seinem Kopf wieder.
 

Er beschloss, sich mit Aufräumen abzulenken.
 


 

_______________
 


 

"Kai..."
 

"Es ist einfach zu viel, als dass ich es dich wissen lassen könnte. Die Verantwortung, die auf mir lastet, verbietet es."
 

Ihr Rücken lehnte an der schäbigen Holztüre ihres Zimmers. Hinter ihr auf dem Flur näherten sich Schritte.

Sie war zurückgekehrt, jedoch nicht nach Hause. Das Gefühl des zu-Hause-seins kannte die Vagabundin nicht.

Die Schmiede war lediglich ihre Unterkunft und gegenwärtige Adresse.
 

Die Schritte auf dem Flur kamen zum Stillstand. Jemand klopfte von außen an die Tür.

"Mina? Wo warst du so lange? Ist alles in Ordnung?"

Es war Doi, der Schmiedemeister. Ihm war nicht entgangen, dass die junge Frau einige Zeit verschwunden gewesen und gerade eben zurückgekehrt war.

Da er keine Antwort erhielt, ging er nach kurzer Zeit mit den Worten "Wenn du etwas brauchst, sag bescheit. Ich will dich nicht drängen, aber die Miete wird langsam fällig."
 

Als seine Schritte nicht mehr zu hören waren, ließ sie ihren zerlumpten Seesack auf den Boden knallen. Precious, die schwarze Katze zu ihren Füßen bekam einen Schrecken und sprang mit einem Satz aufs Bett.

Übermüdet ließ Mina ihren Hinterkopf gegen das Holz schlagen und seufzte.

Was sollte die jetzt machen? Ihr fehlte die Kraft, um noch weiter ihren Pflichten nachzugehen und gleichzeitig in der Schmiede zu arbeiten. Wenn sie die Miete nicht zahlte, würde sie hier nicht bleiben können. Doch das größere Problem war wieder einmal Kais Sturheit.

Sie musste um jeden Preis ein Labor finden, das ein Gegenmittel für das tödliche Virus herstellen konnte. Ohne die finanziellen Mittel des Halbrussen konnte sie das jedoch vergessen. Er schaufelte sich sein eigenes Grab und sie konnte es ihm nicht einmal beweisen.

"Moment mal...", dachte sie, "um jeden Preis?"

Vielleicht gab es doch noch Hoffnung. Sie selbst hatte ohnehin ihre Identität verkauft. Ihr Körper war eine leere hülle. Was hielt sie also noch davon ab?
 

"Es gibt zu viel, von dem du nicht wissen kannst, Kai."
 

Sie zog ihren Pullover aus und musterte die Narben an ihren Unterarmen.

Zeitzeugen.

Voltaires Fußspuren auf ihrem Lebensweg.

ES pulsierte durch ihre Venen, gebannt allein durch ihre Willenskraft. Sollte sie nachlassen...die Konsequenzen wären zu groß.
 

Sie betrat das Badezimmer und blickte auf das Waschbecken gestützt in den Spiegel. Der rote Schimmer in ihren dunklen Augen ließ sie wissen, dass sie ihrem Schicksal nicht entkommen konnte.

Zehn Jahre schon hatte sie dagegen angekämpft. Es durfte auf keinen Fall die Kontrolle übernehmen. Und doch war alles, was sie sich erkämpft hatte, nur ein Hängen am seidenen Faden.

Damals hatte man ihr einreden wollen, es sei ein wahres Geschenk. Einmal entfesselt, würde es ihre Kräfte ins Unermessliche steigern und sie zur gefährlichsten und stärksten Kämpferin der Welt machen. Sogar ihre Eltern standen voll und ganz hinter Voltaires Plänen, hatten sich von seinen Machtversprechungen und seinem Geld blenden lassen, ohne über den Preis, den sie selbst dafür würde zahlen müssen, nachzudenken.
 

Voltaire hatte sie zu dem gemacht, was sie war. Oder er war zumindest dafür verantwortlich. Unter anderen Umständen wäre sie nun eine seiner Kampfmaschinen ohne Verstand und Seele. Sein willenloses Eigentum.

Er hatte sie unterschätzt, doch der Fehlschlag seiner Pläne zog alles Andere als positive Folgen mit sich, und ein Zurück gab es nicht. Sie war gefangen.

Ob er wusste, dass sie es war, sie sich hinter dem erfundenen Namen Mina Blaze versteckte? Hatte er sie nach all der Zeit wieder erkannt? Sie wusste es nicht. Und selbst wenn er sie nicht erkannt hatte, konnte es immer noch passieren.

Sie musste unter allen Umständen verhindern, dass Kai in Gefahr geriet.
 

Es schmerzte, ihm ins Gesicht zu sehen und nicht die Wahrheit sagen zu können. Wenn er zu viel wusste, würde Voltaire dahinter kommen und ihn töten. Und genau darum hatte er das Virus entwickelt. Es war ganz allein für Kai bestimmt.

Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, als sie die Augen schloss. Wenn sie das tat, flackerte das Gesicht des jungen Mannes vor ihr auf. Seine kalten, herzlos wirkenden Augen, sein stolzer, überlegener Blick...die Narbe in seinem Gesicht, deren Ursprung vermutlich für immer sein Geheimnis bleiben würde...seine undurchdringliche Fassade, seine Unantastbarkeit. Und mitten drin ein zermartertes, dunkles und einsames Herz.

Voltaires Werk.
 

Kai und sie waren sich ähnlicher, als er es für möglich hielt. Vermutlich würde er sie auslachen, wenn sie ihm ihre Geschichte erzählen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-04-26T06:57:45+00:00 26.04.2008 08:57
Hey, das Kapitel ist (schon wieder) genial! Freu ich schon wenns weitergeht! ^-^
Von:  sweetangle
2008-04-21T18:43:38+00:00 21.04.2008 20:43
Wie cool!!!!!!
Das wird ja immer besser.
Ich bin schon so gespannt wer oder besser gesagt was Mina ist.
Kai ist auch immer so stur. -.-

Ich kanns kaum erwarten.
Schreib schnell weiter.

bussi sweety
Von: abgemeldet
2008-04-19T10:45:56+00:00 19.04.2008 12:45
geil xDDDDD
ich find die ff voll klasse xDDDD
schreibst du mir ne ENS wenns weiter geht würde mich freuen ^^
also mach weiter so
LG blacky^^
Von:  Silverphoenixdragon
2008-04-18T21:44:54+00:00 18.04.2008 23:44
So ich hab jetzt wieder alles nachgelesen und muss sagen wieder echt spanneend ... mach ja weiter und ich will wissen was der p**p wieder gemacht hat
Voltaire mordlüstern anschau

Sky


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