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Des Feuervogels Glut I

von

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Der erste Schnee

Tokio, Stadtmitte, Dezember
 

"Bist du wach?"
 

Kai schüttelte den Kopf und wurde sich der Ironie seiner Geste erst einen Moment später bewusst. Die sanfte Berührung ihrer durch sein seidiges Haar gleitenden Fingerspitzen holte ihn endgültig aus dem Dämmerschlaf.

Durch die offene Tür drang Musik. Der CD-Spieler musste jetzt schon seit einigen Stunden laufen. In einer monotonen Endlosschleife wiederholte er den Ablauf des mit Nirvana-Songs voll gestopften Tonträgers. Mit dem Lärm hatte er das vorangegangene Liebesspiel vor den Nachbarn kaschieren wollen.
 

Schlaftrunken schielte er in Richtung des Fensters. Durch einen der Schlitze in den Jalousien hindurch versuchte er die Tageszeit zu erahnen. Es musste später Nachmittag oder so etwas ähnliches sein...und es schneite. Die kalten weißen Flocken setzten sich auf das schräge Dachfenster und schmolzen.

Frustriert schloss Kai wieder die Augen und drehte den Kopf in eine andere Richtung. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war der Anblick Schnee. Winterlandschaft, Kälte, Sibirien, SEIN tragischer Tod...

Erstaunlicherweise blieben die Stimmen seiner Erinnerungen fern. Ob es an ihrer Gegenwart lag?

Er ließ die Frage offen und spekulierte darauf, dass das unschöne Wetterphänomen bis zum morgigen Tag schmelzen würde. Bei seinem finalen Kampf gegen Tyson, bei dem es ja "nur" um den Titel des Champions ging, wäre es mehr als nur hinderlich. Und zu allem Überfluss hatte er seine Psychopharmaka entsorgt.
 

"Was ist los?"

Aufmerksam stützte sich die junge Frau auf ihre Ellenbogen und neigte sich prüfend über sein Gesicht. Ihre weiche Handfläche schmiegte sich an seine Wange. Dass sie keine Antwort erhielt, schien sie nicht sonderlich zu wundern. Höchstens Kais Geste, denn dieser lehnte sein Gesicht wie selbstverständlich gegen ihre Hand. Die Augen hielt er geschlossen, an ihrer Stelle verschärften sich seine anderen Sinne. Ihr schwacher Duft streichelte seine Wahrnehmung. Wo ihre Haut seinen Körper berührte, durchströmte ihn ihre schützende Wärme. Die Musik klang vollkommener. Selbst das Bett fühlte sich weicher und gemütlicher an als sonst.

"Kann ich dich was fragen?"

Sein Gegenüber antwortete mit einem ruhigen, sanften Kichern: "Du bist ein sehr guter Liebhaber. Nicht nur dafür, dass du noch so jung bist...eigentlich fast ein bisschen zu jung, würde ich sagen..."

"Sehr schmeichelhaft, wirklich. Aber das war nicht meine Frage..."

"Sondern?"

"Ich wüsste gern deinen Namen. Deinen richtigen. Ich kann mir unter "Schatten" nicht sonderlich viel vorstellen..."

"Das verstehe ich, Kai. Aber ich kann ihn dir nicht sagen."

Verwundert hob der junge Mann eines seiner Lider.

"Warum nicht?"

Sie schwieg. Ihre starr auf ihn fixierten Augen schienen mit ihm zu sprechen und das mitzuteilen, für das ihre Worte nicht reichten. Schließlich fand sie doch noch eine Antwort.

"Wenn ich dir meinen Namen sage, dann wirst du mich bis in alle Ewigkeit verfluchen."

"Für das hier?"

Kai meinte die Tatsache, dass sie beide unbekleidet in seinem Bett lagen.

Ihre Finger glitten seinen Hals entlang und verharrten über seiner linken Brust, direkt dort, wo sein Herz schlug.

Er verstand ihre Geste. Sogar sie wusste, wie riskant es für ihn war, sich zu binden; mit seiner ohnehin so geschundenen Seele. Doch daran wollte er nicht denken. Angst würde alles nur viel zu kompliziert machen.

Vorsichtig legte sich seine Hand über ihre und streichelte sie behutsam.

"Soll das heißen, du vertraust mir, Kai?"

"Wäre das ein Fehler?"

"Das weiß ich nicht. Vielleicht ja."

"Bis jetzt jedenfalls nicht."

Mit seinem anderen Arm zog er ihr Gesicht zu sich herunter. Beide versanken in einem innigen Kuss.

"Auch wenn ich weder deinen Namen noch deine Absichten kenne...Wirst du mir irgendwann sagen, wer du bist, oder lässt du mich ewig zappeln?"

"Würdest du mir denn erzählen, woher deine Narben stammen?"

"Vielleicht irgendwann mal..."

"Dann ist das auch die Antwort auf deine Frage."

Wie poetisch...", schmunzelte der Halbrusse, "Und was hättest du gesagt, wenn ich dir meine Geschichte erzählen würde?"

Sie schwieg.

Ihre Arme umschlangen Hals und Oberkörper, ihr schlanker, von zarter Muskulatur durchzogener Körper schmiegte sich an ihn.

"Millionen von Mädchen und Frauen würden alles dafür geben, nur um einen einzigen Moment mit dir alleine sein zu dürfen, doch sie könnten dir nicht geben, wonach du suchst. Millionen anderer Frauen würden mit dir spielen und dich ausnutzen, egal wie sehr du an ihren hängst. Auch für mich gäbe es genug Gründe, dasselbe mit dir zu tun. Du bist reich, berühmt und sehr attraktiv. Und doch gestattest du es mir und nur mir, mit dir in diesem Bett zu liegen. Findest du das nicht...sehr gewagt?"

"Wieso sagst du mir das?"

"Weil ich nicht will, dass du leichtsinnig wirst."

"Indem du dich selbst schlecht machst?"

"Sieh es mal so: Jemand, der dich ausnutzen wollte, würde wohl kaum objektiv bleiben sondern dich um jeden Preis für sich gewinnen wollen...ich bitte dich, Kai. Verlieb dich nicht zu sehr in mich."

"Liebst du mich denn?"

"Mehr als du es dir je vorstellen könntest. Und das schon fast mein ganzes Leben lang. Es ist die volle Wahrheit. Auch wenn du in ferner Zukunft ganz sicher daran zweifeln wirst."

"Dann verbiete mir nicht dasselbe."

Bevor sie dazu kam, ihm zu widersprechen, küsste er sie leidenschaftlich. Die Schmetterlinge in seinem Bauch schienen Party zu feiern.

"Kannst du nicht einfach bei mir bleiben?"

"So leid es mir tut, Kai, ich kann nicht."

"Das war keine Frage sondern eine Forderung..."

"Ich würde ja liebend gerne. Aber es gibt ein paar Dinge, die das verhindern."

Zögernd ging er auf ihre Anspielung ein.

"Meinst du mein schlechtes Benehmen in der Zeit nach unserem kleinen Abenteuer im Nachtclub? Das hat sich erledigt. Es...fällt mir schwer, das vor dir zuzugeben...aber ich hatte und habe immer noch ein sehr schlechtes Gewissen...Ich hab wohl ziemlichen Mist gebaut."

"Ich weiß zu schätzen, dass du dich entschuldigst und bin dir sehr dankbar. Aber diese Geschichte ist kein wirkliches Hindernis..."

"Apropos, was ist eigentlich aus meinem guten Seidenhemd geworden?"

"Das liegt als Trophäe bei mir zu hause. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich es mir geborgt habe. Du bekommst es wieder, versprochen."

"Ich würde darauf versichten, wenn ich fortan dich am Körper tragen könnte."

"Bitte, was?", sie musste herzhaft lachen und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. Selbst Kai musste im Nachhinein über seine Wortwahl schmunzeln.

"Du kleiner Aufreißer...redest wie ein Profi-Casanova und f***st auch so."

"Hey! Keine bösen Wörter in meinem Bett", grinste der junge Mann.

Beide kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-05-11T15:55:22+00:00 11.05.2008 17:55
Hey! Sorry noch mal dass ich erst jetzt wieder was von mir hören lasse. Ich hab dir ja gesagt warum.
Also, zum Kapitel: Ich werd ja den Verdacht nicht los dass Schatten und Mina ein und dieselbe Person sind...aber selbst wenn, verrats mir bloß nicht! ^___^ Schreibstil ist wie immer sehr gut, Handlung ebenfalls...was soll man da noch sagen?
Von:  sweetangle
2008-05-04T10:07:12+00:00 04.05.2008 12:07
Oh man. DU schaffst es echt einen voll enugierig zu machen.
Das ist soooo mies.
Ich bin sooooo neugierig.
Was mit Schatten udn MIna los ist.
Schreib schnell weiter.
Ich freu mich schon auf die fortsetzung.

bussi sweety
Von:  Silverphoenixdragon
2008-05-03T19:26:23+00:00 03.05.2008 21:26
Aha was für ein Geheimnis umgibt Mina und was wird passieren. Da binsch doch sehr gespannt und mach ja weiter, wenn du Abbricht Pale dann zieh ich dir die Ohren lang!!
Sky
Von: abgemeldet
2008-05-03T19:20:47+00:00 03.05.2008 21:20
hey xD srry das der kommi so spät kommt xDDD aba ik konnte ne zeitlang net on xDDD
also zum kapi xDDD es ist wie ima genieal geworden xD mach weiter so xDD
blacky


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