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Schuljungenreport

Dr. D-chan klärt auf
von

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Die Ankunft

Die Nummernschilder waren alle komplett langweilig und er war zu müde, aus ihnen sinnvolle Wörter zu bilden, wie er es noch am Anfang der langen Autofahrt getan hatte. Sein ganzer Körper war schon wie gelähmt und deswegen rutschte er auf die Seite und schloss die Augen, mit dem festen Vorhaben, jetzt zu schlafen. Ein paar Sekunden später bemerkte er einige Faktoren, die ihn partout daran hinderten, seine wohlverdiente Ruhe zu bekommen: Das Brummen des Motors, die Schlaglöcher oder anderen Unebenheiten in der Straße und sein rücksichtsloser Vater, der es schaffte, mit seiner präzisen Art immer genau so zu fahren, dass es seinen Sohn auf dem Rücksitz gründlich durchschüttelte und ein Schlafen somit total unmöglich machte. Der blonde Junge gab es auf und setzte sich mit einem leisen Murren wieder auf. Wie gern würde er jetzt ein wenig schlafen und einfach nur alleine sein. Die Anwesenheit seines Vaters regte ihn auf und bereitete ihm schier Bauchschmerzen. Wenn er eine Person nicht sonderlich mochte, schlug immer sein Bauch an und bereitete ihm Unbehagen. Es war nicht selten, dass er sich übergab, wenn er einen Streit mit seinem Vater oder anderen unliebsamen Menschen hinter sich hatte.
 

"Wie lange müssen wir noch fahren?"
 

Chiaki fragte mit gelangweilter, monotoner Stimme und kam sich im selben Atemzug wie ein quengelndes Kleinkind vor, was permanent seine Eltern fragte, wann sie denn endlich da wären. Aber insgeheim war es ihm dann auch egal, ob er so klang oder nicht. Diese lange Autofahrt schlauchte und zehrte stark an seinen dünnen Nervenbahnen.
 

Sein Vater hatte sich nun endlich entschieden, ihn für die nächsten zwei Schuljahre auf ein Internat zu schicken. Die letzten Jahre hatte Chiaki zuhause gelebt und es hatte alles wunderbar geklappt, trotzdem sein Vater ständig arbeitete und keine Zeit für seinen Sohn hatte. /So/ schlimm war das nun auch wieder nicht gewesen: Ohne das Wissen Kaikis hatte Chiakis einen Haufen Partys veranstalten können, außerdem hatte er immer seine Ruhe gehabt und konnte abends lange weg bleiben. Der Ältere wusste wahrscheinlich gar nicht, was er ihm nun mit diesem Ortswechsel und der neuen Art der Tagesplanung schreckliches antat! Hier in diesem Internat wurde er rund um die Uhr kontrolliert, musste zu festen Zeiten essen und hatte nur eine begrenzte Anzahl von Leuten um sich herum. Die ganzen zwei Jahre lang, bis auf die Ferien. Denn nur in denen durfte er nach Hause. Denn für diese Zeit wollte sich sein Vater ab sofort etwas mehr Zeit nehmen, wollte seinen Sohn mindestens abholen und dann am letzten Ferientag wieder zurück ins Internat schaffen. Und in der Zwischenzeit wollten sie auch mal etwas zusammen unternehmen. Und außerdem konnte Chiaki seine Freunde dann besuchen, von denen er jetzt für so eine lange Zeit getrennt war. Wie sollte er das nur aushalten?! Außerdem hatte sich in den letzten Wochen eine kleine Romanze mit Marron angebahnt, die er sehr süß und niedlich fand. Schade nur, dass sie ihn einfach nicht ran ließ... er hätte sie gestern fast rum bekommen, aber als er ihr fairer Weise von den nun kommenden Umständen - sprich Internat - erzählte, blockte sie vollends ab und beendete die noch so junge und zarte Beziehung mit einem "Ich will auf keinen Fall eine Fernbeziehung!".
 

So, und nun saß er hier in diesem beschissenen Auto mit seinem blöden Vater auf einer gammeligen, langweiligen Autobahn in Richtung eines doofen, kleinen Ortes, wo dieses verdammt nochmal scheiß Internat war, welchem er die Schuld gab, nicht mehr mit Marron zusammen zu sein. Keine Küsse mehr, kein Streicheln... und schon gar kein /Sex/. Ob er den jemals mit Marron gehabt hätte, bezweifelte er zwar momentan, aber trotzdem: Wenn er dann Schule hatte und nicht raus konnte, hatte er noch weniger Möglichkeiten eine scharfe Braut aufzureißen. Er war ein Stadtmensch, der nun in ein kleines Kaff zum Lernen geschickt wurde! Und in solchen Kaffs gab es leider keine hübschen Mädchen, die mit ihm anbandeln wollten - oder die /er/ haben wollte. Wie sollte er die kommenden Tage, Wochen und Monate nur überstehen, ohne zu krepieren?! Wenn er mit vielen Leuten in einem Zimmer übernachtete, konnte er sich doch kaum jede Nacht einen runterholen, so wie er es jetzt mindestens einmal pro Nacht machte! Da war nicht mehr mit "saftiger Entladung", die den Körper reinigte und Hodenkrebs vorbeugte. Denn es war bereits wissenschaftlich erwiesen, dass öfters Masturbieren Krebs vorbeugt und das Wohlbefinden steigert. Und letzteres musste wohl inzwischen jeder mitbekommen haben, der schon einmal Hand angelegt hatte.
 

Chiaki seufzte. All das änderte nichts daran, dass er nun mal nicht auf dieses Internat wollte. Aber sein Vater war hart geblieben und ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Sein Sohn sollte nicht ständig allein sein, aber er selbst konnte nun mal nicht weniger arbeiten. Seine Sekretäre nahmen ihm schon die meiste Arbeit ab, aber er hatte immernoch alle Hände voll zu tun. Da blieb keine Zeit mehr für Chiaki. Deswegen sollte er auf das "Blue Sea", eines der besten Internate der heutigen Zeit. Es war modern, auch wenn es in einem alten Gebäude untergebracht war, es sah schön aus und es gab immer nur positives Feedback von Schülern, Lehrern und den Eltern. Es herrschte ein gutes Arbeitsklima, das Schulessen sollte mehr als nur genießbar sein, was schon ein Wunder an sich war und Freizeitaktivitäten gab es genug. Der kleine Ort hatte extrem aufgerüstet, nachdem ein immer größerer Sturm auf das Internat herrschte, zahlreiche Läden und öffentliche Attraktionen waren wie Pilze aus dem Boden geschossen und Chiaki würde sich bestimmt nicht über Langeweile beschweren können. Kaiki wusste, dass sein Sohn anspruchsvoll war, aber hier würde er genug von all dem bekommen, was er brauchte. Und wenn es nur ein bisschen Erziehung war, die er seinem Sohn einfach nicht geben konnte, weil er keine Zeit hatte. Die Lehrer in "Blue Sea" waren hervorragend - in ihrer Pädagogik und auch in ihrer Psychologie, sie hatten einen durchweg guten Ruf - fast schon zu perfekt, um es wahrhaben zu können. Aber es gab einfach keine Beschwerden. Außerdem war dieses Internat eigentlich ein Geheimtipp, den gestresste und viel arbeitende Eltern untereinander austauschten. Kaiki hatte auch nur durch Zufall davon erfahren, dass es dieses Paradies für Eltern und ihre Kinder gab. Auf diesem Internat wurden die Gymnasialstufen 11 und 12 unterrichtet, auf Antrag wurde auch ein weiteres drittes Jahr genehmigt, in dem sich die Schüler dann in verschiedenen beliebigen Bereichen weiterbilden konnten. Doch das war ihnen dann überlassen, denn zu diesem Zeitpunkt waren sie alle über 18 und konnten selbst bestimmen, was sie tun wollten - eine Schulpflicht bestand auch nicht mmehr.
 

Chiaki wusste teilweise von all dem. Und eins wusste er schon genau: Er würde ganz sicher /nicht/ dieses dritte Jahr an diesem Internat verschwenden, außerdem klang ihm die Beschreibung des "Blue Sea" viel zu spießig. Was war denn das für ein Schuppen, wenn es nicht einmal die kleinste Kritik gab?! Die Lehrer mussten ja Roboter sein, damit alles so gut klappte - oder war das Lernklima dort wirklich so gut, dass selbst die Lehrer immer ausgeruht und gut gelaunt zum Unterricht erschienen, ebenso wie ihre Schüler? Chiaki kam diese Vorstellung viel zu kitschig und "happy" vor, als dass sie real sein könnte. Bestimmt waren das alles nur Lügen, damit so viele Schüler wie möglich nach "Blue Sea" kamen. Eins hatte der Blonde ja fast wieder vergessen: Dieses verfluchte Internat war ein reines /Jungeninternat/. Das hieß soviel wie: Keine einzige weibliche Seele außer vielleicht eine Lehrerin oder die Direktorin oder die Putzen... doch mit denen wollte sich Chiaki ganz sicher nicht verlustieren, auch wenn er es mal verdammt nötig haben sollte. Das schwor er sich hiermit feierlich, dass er niemals, aber auch wirklich /niemals/ jemanden nur aus Geilheit anfiel, weil er entsetzlichen Druck hatte und ihn loswerden wollte. Er würde sich an niemandem vergreifen, für Abhilfe war seine Hand da. Chiaki blinzelte, weil er während seines Schwurs die Augen geschlossen hatte und sah ein gelbes Ortsschild an sich vorbeiziehen, auf dem der Name des Orts stand, wo das "Blue Sea" war. Nun mussten sie es nur noch finden. Aber man konnte sich auf Kaikis Navigationsgerät verlassen - es hatte sich noch nie geirrt und würde auch nun - zum Leidwesen des jungen Nagoyas - den richtigen Weg zeigen und sie baldigst zu ihrem Ziel bringen. Der Blonden seufzte wieder und erntete dadurch einen Blick von seinem Vater, der ein wenig Mitleid, aber auch Zuversicht und Aufmunterung beinhaltete.
 

"Mach dir nicht das Leben schwer, Chiaki. Die paar Monate wirst du schon schaffen. Und deine Freunde kannst du in den Ferien oft genug besuchen. Sieh mal, so ist die Wiedersehensfreude viel größer, als wenn du ständig mit ihnen zusammen klebst."
 

"Toll, du hast doch gar keine Ahnung, was wegen diesem beschissenen Internat alles in die Brüche gegangen ist. Du hast ja nicht mal mitbekommen, dass ich 'ne Freundin hatte."
 

Chiakis Stimme war leiser geworden und er hatte sich abgewandt. Traurig sah er aus dem Autofenster. Auch wenn ihm Marron nicht /so/ wichtig gewesen war, ihm fehlten schon jetzt ihre Küsse und zarten, schüchternen Berührungen. Sie hatte ihm zwar nicht einmal einen runtergeholt, auch wenn er sie einmal darum gebeten hatte, als er bei ihr übernachtete, aber trotzdem... die Hoffnung, dass es noch irgendwann etwas werden könnte, mit dem richtig guten Sex, hatte ihm geholfen, es weiter mit ihr auszuhalten, lieb zu ihr zu sein und ihr sogar Geschenke zu machen. Denn Geld hatte er ja zur Genüge... das war der einzige Vorteil, den die Arbeit seines Vaters mit sich brachte: Massig Knete. Bis zum Abwinken. Und Chiaki konnte das haben, was er haben wollte. Er brauchte es nur zu sagen. Leider ging das bei seinem jetzigen Wunsch nicht. Sein Vater würde nicht umkehren und den nächsten Weg zur Autobahnauffahrt nehmen und mit ihm wieder die vielen Kilometer nach Hause düsen. Das war nämlich ein weiteres Problem: Das "Blue Sea" und der dazugehörige Ort lagen mehr als nur eine kleine Strecke von Chiakis eigentlichem Zuhause entfernt. Er könnte nur still und heimlich in der Nacht abhauen, versuchen zu trampen und sehen, wie weit er käme. Aber in einer Nacht würde er es sicher nicht schaffen, bis nach Hause zu kommen. Er bemerkte ja jetzt schon, wie lange sie gebraucht hatten: Heute früh um fünf waren sie losgefahren - und nun war es schon gegen acht Uhr abends. Und sie waren noch nicht einmal da! Fünfzehn Stunden in diesem beschissenen Auto, in dem er nicht einmal richtig schlafen konnte. Verdammt, das war extrem an den Nerven zehrend. Das hatte er vor circa einer Stunde schon bemerkt...
 

"Ich wusste nicht, dass du eine Freundin hast. Wer ist es denn?"
 

"Es /war/ Marron, Vater. Die Betonung liegt auf /war/, verstehst du? Sie wollte keine Fernbeziehung und hat Schluss gemacht, als ich ihr von dem Internat erzählt hab."
 

"Oh, das tut mir leid."
 

Damit war für den Älteren wohl das Gespräch beendet. Chiaki grollte laut und drehte sich wieder zum Fenster. Was hatte er denn auch von Kaiki erwartet?! Verständnis? Ein paar tröstende Worte, die ihm versicherten, dass er bald jemand neues finden würde? Oder dass er doch umkehren würde, um die Beziehung seines Sohnes zu Marron noch zu retten?! Weit gefehlt, schließlich sprach man hier von Kaiki Nagoya. Diesem Menschen war es doch egal, wie es seinem Sohn ging. Das einzig wichtige war seine Arbeit, die er zwar sehr gut machte und eine Menge Geld nach Hause brachte, aber dafür war er ein absoluter Idiot, wenn es um Familie, Freunde und Liebe ging. Es war schon faszinierend, dass er mal fähig gewesen sein musste, verheiratet zu sein und ein Kind zu zeugen. Denn das war unumstößlich, dass er irgendwann mal Sex gehabt hatte. Vielleicht war es aber auch wirklich das einzige Mal... oder er war vor seinem Job als Direktor eines großen Krankenhauses ein ganz anderer Mensch gewesen, mit Gefühlen, Liebe und manchmal einem Druck in der Hose, den man nur durch Geschlechtsverkehr beseitigen konnte. Kaiki war für seinen Sohn ein Rätsel. Oder ein Buch mit sieben Siegeln. Auf jeden Fall jemand, mit dem er sich nicht sehr viel beschäftigen wollte, weil er unwichtig für ihn geworden war. Es gab kaum Unterstützung von ihm und an seinem heutigen Vorhaben, ihn /wirklich/ in dieses Internat zu stecken, bemerkte Chiaki nun endgültig, dass er nichts von diesem Mann halten zu brauchte. Der wollte eh nicht sein Glück...
 

Mit einem letzten Seufzen (zumindest in diesem Moment) sah er schon von weitem das riesige, alte Gebäude des Internats, welches wohl vor Kurzem renoviert worden war. Die Außenfassade leuchtete einem in strahlendem weiß entgegen, die Fenster waren spiegelblank poliert und das ganze Gebäude sah aus wie ein modernes Schloss. Chiaki konnte sich nicht verübeln, ein anerkennendes Gefühl in seinem Innersten zu entbehren, denn er konnte einfach nicht verleugnen, dass ihm das "Blue Sea" auf Anhieb gefiel. Leider. Denn so würde es ihm schwerer fallen, immernoch auf seinen Vater sauer zu sein, dass er ihn hierher gesteckt hatte. Doch allein ein Gedanke reichte, um ihn wieder auf Hochtouren zu bringen: Keine weiblichen Wesen. Das war Grund genug, um den Kopf (und andere Körperteile) hängen zu lassen. Als sie auf dem großen Schulhof vorfuhren, sah Chiaki sogleich ein paar andere Autos, deren Hersteller nicht die billigsten waren, außerdem einige Eltern, die ihre Kinder verabschiedeten. Obwohl: Kinder konnte man sie wohl nicht mehr nennen. Es waren Leute in Chiakis Alter, kurz nach dem 16. Geburtstag, die es als Verhöhnung angesehen hätten, wenn man sie "Kinder" gerufen hätte. Außerdem sah der Blonde auch schon ein paar Lehrer und - zum Glück - auch Lehrerinnen, die ein paar Schülern die Hand schüttelten. Diese sahen aus, als wären sie etwas älter, vielleicht im zweiten oder im freiwilligen dritten Jahr. Als sein Vater einen Parkplatz gefunden hatte, stieg Chiaki zögernd aus und ließ seinen Blick über den sonnengefluteten Vorhof gleiten. Alles kam ihm mit einem Mal so irreal vor, außerdem blendete ihn die Sonne auf den hellen Pflastersteinen, sodass er seine Sonnenbrille aus der Hemdtasche fischte und sie sich aufsetzte. So war die Helligkeit schon viel besser zu ertragen und außerdem sah er mit dem Teil verdammt gut aus. Das hatten ihm sein Spiegel und Marron schon oft genug gesagt.
 

"Hier, dein Gepäck."
 

Kaiki war ebenfalls ausgestiegen und war gerade dabei, den geräumigen Kofferraum zu entladen. Chiaki hatte nicht gerade wenig Gepäck für einen jungen Mann, etwas luxuriös und leicht protzig, aber so waren sie alle hier. Der Blonde sah sich weiter um und beobachtete die anderen Familien, die ihren Söhnen halfen, das Gepäck zu entladen oder mit den Lehrern einen kurzen Talk führten. Bestimmt würde auch gleich zu ihnen so ein Pädagoge kommen und sie willkommen heißen - oder zulabern, wie auch immer man es nennen mochte. Chiaki zog ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter und zuckte mit einem kleinen Schrei zusammen, als ihm auf einmal auf die Schulter getippt wurde. Ruckartig drehte er sich um und begann schon einmal, seiner ganzen angestauten Wut Freiraum zu geben:
 

"Sag mal, was fällt dir ein, du Vollidiot?! Musst du mich so erschrecken?! Hast du 'ne Vollmeise?!"
 

Er tippte sich an die Stirn, um seinen Worten Gestik zu verleihen und starrte den anderen wütend durch die getönten Gläser seiner Sonnenbrille an. So eine Frechheit aber auch, ihn so zu erschrecken, wo diese Situation, neu an einer Schule zu sein, sowieso schon scheiße genug für Chiaki war. Da musste ihm auch noch ein rotzfrecher Typ auf die Schulter tippen, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Blonde betrachtete den anderen jetzt genauer und stellte fest, dass es wohl jemand aus dem zweiten oder dritten Jahr sein musste, denn er sah ein ganzes Stück älter aus. Er hatte dunkelrote Haare - jedenfalls sahen sie durch Chiakis Sonnenbrille so dunkel aus, die er zu einem Zopf gebunden hatte, war größer als der Junge und grinste ihn an. Genau das war es, was Chiaki noch einmal einen Kick gab und er schnauzte den Fremden noch einmal an:
 

"Was grinst du so?! Das ist nicht witzig! Ist dir die Sonne ins Hirn gestiegen und hat es vertrocknet oder warum kannst du nicht woanders hinsehen?! Sind wir hier in einem Museum oder was?!"
 

"Nein, aber in einer Schule. Und dort ist es eigentlich üblich, dass die Lehrer gesiezt werden. Oder ist das in der Gegend, aus der du kommst, etwa anders? Du kannst mir ja gern mehr davon erzählen, denn ich bin ab heute dein Klassenlehrer und unterrichte dich in Biologie und Geschichte."
 

Chiakis Gesichtszüge gefroren zu Eis und er starrte den anderen Mann an, als käme er vom Mars und würde auch dementsprechend aussehen. Seine Gesichtszüge waren ihm gänzlich entgleist und er stammelte fast schon entsetzt:
 

"Sie... sind Lehrer?"
 

"Japp, seit sechs Jahren bin ich an dieser Schule. Und vor dir hat es noch keiner auch noch annähernd gewagt, mich einfach so anzufahren und zu duzen. Hast du irgendein bestimmtes Recht, dass du das tun darfst oder bist du einfach nur frech und kennst keine Erziehung?!"
 

"Na hören Sie mal!"
 

Der Blonde hatte endlich seine Sprache wieder gefunden und hatte schon wieder eine ungeheure Wut im Bauch, die ganz allein dieser komische Lehrer ausgelöst hatte, der viel jünger aussah, als er bestimmt war. Chiaki schätze ihn auf höchstens 20, doch er schien wohl schon bald die 30er erreicht zu haben, wenn er schon seit sechs Jahren Pädagoge war. Na toll, da hatte sich Chiaki ja schön in was reingeritten - aber welcher Lehrer tippte einen Schüler auch einfach so an die Schulter, um auf sich aufmerksam zu machen? Sowas machte man anders - und außerdem war es extrem gefährlich, so etwas bei einem Schüler zu machen, der "leicht" gereizt von einer langen Autofahrt war und dem man lieber nicht so bald zu nahe kommen sollte. Das konnte gewaltig schief gehen, wie der Lehrer wohl gerade am eigenen Leib bemerkt hatte. Chiakis Mundwerk saß ziemlich locker und es passierte sehr schnell, dass er seinen Frust an anderen abließ und sie manchmal nicht zu wenig beschimpfte. Und bei so einem Lehrer machte es doch gleich nochmal so viel Spaß, sich "nette Worte" auszudenken und sie ihm "sanft" an den Kopf zu werfen.
 

"Ich komme weder aus irgendeinem Kaff wie diesem, mir sind Umgangssprachen sehr wohl bekannt! Aber Ihnen liegt so etwas wohl fern, wo Sie mich einfach an der Schulter antippen, wo ich gerade beschäftigt war! Woher soll ich denn wissen, dass jemand mit so einem schwachsinnigen Verhalten ein Lehrer ist, vor dem ich Respekt haben soll?! Entschuldigen Sie mal, ich bin nicht Moses!"
 

"Aber Chiaki Nagoya, oder?"
 

Der Blonde hob eine Augenbraue und nickte leicht. Was sollte er schon groß kontern, der andere hatte ihn mit seiner aus der Luft gegriffenen Frage irritiert.
 

"Gut", der Rothaarige hakte etwas auf einer Liste ab, die er auf ein Brett geklemmt hatte, "dann pack weiter dein Gepäck aus und lass dir von den Leuten im Haus sagen, in welchem Zimmer du mit wem schläfst. Um 21 Uhr gibt es einen Rundgang für die Neulinge durch das Gebäude. Ich hoffe, du lässt dich blicken - es gibt viel zu sehen."
 

Mit diesen Worten und wieder einem komischen Grinsen ging der Lehrer von dannen und Chiaki sah ihm perplex hinterher. So ein Pädagoge war ihm noch nie unter die Augen gekommen. Wahrscheinlich waren hier alle so. Und waren wohl alle auf Drogen, anders konnten sie doch nicht so sein! Kein Wunder dass nie Beschwerden kamen - solche Leute konnten natürlich nichts anderes außer guten Unterricht machen. Aber wenn sie mal nicht im Stoff standen (recht zweideutig...), waren sie wohl so wie dieser junge Lehrer, der Chiaki schon jetzt gehörig auf den Keks ging mit seiner seltsamen Art. Chiakis Vater hatte von dem Streitgespräch wohl mal wieder nichts mitbekommen, denn er sagte nichts und Chiakis Gepäck stand inzwischen vollständig auf den hellen Pflastersteinen, die die Sonne so widerlich reflektierten. Der Blonde blinzelte und nahm einen Koffer, machte eine Kopfbewegung zu seinem Vater, die andeutete, dass dieser ihm beim hineintragen in das Gebäude helfen sollte. Kaiki nickte als Zeichen des Verständnis und packte mit an. Zusammen trugen sie das Gepäck in die große Eingangshalle, wo neben einigen Grünpflanzen auch schwarze Bretter waren, an denen Listen und Bekanntmachungen hingen. Doch bevor sie Chiaki studieren konnte, wurde er von einer freundlich lächelnden Frau abgefangen, die ihn und seinen Vater zu einer alten, steinernen Wendeltreppe geleitete, die sie nun hinaufstiegen. Dabei erklärte sie:
 

"Dies ist der Südflügel des Hauses, hier befinden sich alle aus dem ersten Jahrgang, also auch du, Chiaki. Ich zeige Ihnen nur den Schlafraum, alles weitere wird dann Herr Shikaidou erläutern und zeigen. Ich zeige Ihnen auch den Raum, wo das Gepäck derweil verstaut wird, du hast nur das nötigste auf dem Zimmer."
 

Sie waren vor einem Raum angekommen, dessen Doppeltür offen stand. Chiaki lugte herein und sah einen großen, hellen Raum mit Parkett-Fußboden, in dem vier mit weißen Laken bezogene Betten standen. Er atmete innerlich auf - zum Glück war er nicht mit so vielen Leuten in einem Raum zusammen. Das wäre schrecklich geworden. Drei andere Jungs mit ihm in einem Zimmer - das war noch auszuhalten.
 

Die Frau trat in das Zimmer und ging quer hindurch, um eine Tür zu öffnen, die sich auf der anderen Seite befand.
 

"Dies ist nur der Schlafraum - hier befindet sich der Abstellraum, in dem die Zimmerbewohner ihr Gepäck und alles weitere abstellen können, es ist genug Platz."
 

Sie lächelte freundlich in die Runde und ging dann an Vater und Sohn mit den Worten "Sie kommen sich allein zurecht, ich muss noch ein paar andere Neulinge abholen" vorbei, um die Treppe wieder herab zu stöckeln. Chiaki sah ihr mit einem leicht wehmütigen Blick hinterher, aber erinnerte sich sogleich an seinen Schwur, dass er sich zurückhalten und nicht gleich alles bespringen würde, was lange Beine und Brüste besaß. So schlimm war es ja nun doch wieder nicht, dass es ihm egal war, mit wem er den Geschlechtsverkehr vollzog. Er hatte immernoch Anstand und Würde. Es wäre eine Schande, wenn er sich nicht an seinen Schwur halten würde. Was sollte er selbst denn von sich denken, wenn er so ziellos sein Pulver an irgendwelche Frauen verschoss?! Er würde in diesem kleinen Dorf sicher ein nettes Mädchen finden, mit der er zusammenkommen könnte. Er musste sich jetzt einfach mal diese Hoffnung machen, sonst würde er wahnsinnig werden. Den Gedanken, dass diesen Einfall vor ihm schon viele, viele Jungs auf diesem Internat gehabt hatten, schaltete er bewusst ab. Er musste seine Illusionen ja nicht gleich zunichte machen.
 

'Die Hoffnung stirbt zuletzt, Chiaki Nagoya...'



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-03-11T15:47:20+00:00 11.03.2008 16:47
Muss schon zugeben dass mir der anfang sehr gut gefallen hat
ebenfalls finde ich deinen schreibstil richitg gut, macht rihcitg spaß zu lesen und macht lust auf merh =)
Bin gespannt wie es weitergeht, und kann echt nciht verstehen warum die FF nur so wenig kommis hat =) Naja das lässt sich ändern ^^
Liebe Grüße das Prinzesschen *knuddel*
Von:  silvermoonstini
2008-02-08T16:49:07+00:00 08.02.2008 17:49
Ein sehr spannender Einstieg!
Ich werde auf jeden Fall weiterlesen, allein schon um zu sehen ob Chiaki denn "ein nettes Mädchen" findet, was ich eher nicht glaube... Zwei Sachen sind mir aufgefallen: Erstens hat Chiaki eigentlich blaue Haare, blonde sind zwar realistischer allerdings hab ich mich etwas gewundert...Naja nicht so wichtig und zweitens ist mir aufgefallen, dass Herr Shikaido als auch die Frau die ihnen das Zimmer gezeigt hat, sofort Chiakis Namen wussten...Das hättest du noch kurz erklären können. Sehr erfreulich finde ich deinen Schreibstil: keine Rechtschreibfehler, gute Formulierungen.
Von: abgemeldet
2007-06-05T03:18:47+00:00 05.06.2007 05:18



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