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Liebe in der Nacht

von

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Schwach oder stark?

Kapitel 24 – Schwach oder stark?
 

Als Kaiba erwachte und seinen Sargdeckel zur Seite schob, konnte er erkennen, dass Joey schon wach war, da der Sarg von ihm offen war. Er sah sich um. Nirgendwo war ein Anzeichen von Joey. Kaiba verließ das Haus und sah sich am Strand nach Joey um. Doch vergebens, Joey war nicht auffindbar. Nach mehrmaligem Rufen und Durchsuchen der Gegend resignierte er schließlich. Joey war verschwunden!

Kaiba schlug sich die Hände vors Gesicht. Er hatte es zu weit getrieben, deswegen war Joey weggegangen!? Das ging zu weit, Joey durfte ihm so etwas nicht antun! Er würde sehen, was er davon hatte, wenn er einfach abhaute. Kaiba konnte dank seiner Fähigkeiten seinen Schüler orten und machte sich sofort auf den Weg zu ihm.

Er konnte von einiger Entfernung erkennen, dass Joey ganz alleine, die Hände in den Hosentaschen vergraben an eine Straßenlaterne gelehnt war. Er wurde von dem schwachen Lichtstrahl beschienen und starrte auf die gegenüberliegende Straßenseite. Als Kaiba seinem Blick folgte, sah er, dass dieser ein Werbeplakat von ihm anstarrte. Auf diesem Plakat wurde für Kaibas Firma geworben und es wurde von seinem Gesicht geziert. Was um alles in der Welt machte Joey hier alleine und starrte dieses Werbeplakat an? Eigentlich wollte er zu ihm rüber gehen und ihn zur rede stellen, aber er entschied sich, ihn ein wenig länger zu beobachten.

Als ein Mensch vorbeikam, rechnete Kaiba fest damit, dass Joey ihn aussaugen würde, aber er tat es nicht. Joey müsste inzwischen ziemlich hungrig sein und alleine sein Instinkt müsste dafür sorgen, dass er Blut trank. Joey stand stundenlang an diese Laterne gelehnt und starrte dieses Plakat an. Kaiba verstand es immer noch nicht. Dann löste sich Joey und ging die Straße entlang. Immer noch die Hände in den Hosentaschen vergraben und mit gesenktem Kopf schritt er langsam die Straße entlang. Unauffällig versuchte Kaiba ihm zu folgen. Joey blieb abermals vor einem riesigen Werbeplakat von Kaiba stehen. Das hier war genau derselbe Ort, an dem Joey das Bewusstsein verloren hatte. Doch dieses Mal verharrte er nicht lange vor dem Plakat, sondern zuckte mit den Schultern und ging weiter.
 

Kaiba kam aus seinem Versteck hervor und tauchte vor Joey auf. „Buh!“, sagte er.

„Was willst du?“, murrte Joey nur, obwohl er sich etwas erschreckt hatte. Er hoffte, dass Kaiba nicht bemerkt hatte, dass er sich kurz erschrocken hatte. „Was ist denn das für eine Frage? Du hast mich verlassen, deinen Lehrer! So etwas darfst du nicht!“, schnaubte Kaiba. Joey durfte nicht erfahren, dass Kaiba sich wahnsinnige Sorgen gemacht hatte. Eigentlich war es ganz gut, dass Joey abgehauen war, so lernte er schneller auf sich alleine gestellt zu sein. Aber musste das denn so früh sein? Kaiba hatte auf ein paar Jahre spekuliert. Aber früher oder später kam sowieso die Trennung. Also, warum nicht früher? Die Antwort war Liebe. Kaiba liebte Joey, doch wollte er durch seine Abweisende Handlung den Schmerz für ihn mildern. Doch ob sein Verhalten richtig war, fragte er sich immer wieder.
 

„Sag mir doch nicht, was ich darf und was ich nicht darf! Warte, lass mich raten, nur schwache Vampire verlassen ihre Lehrer? Na gut, dann bin ich eben schwach, mir doch egal!“, brüllte Joey und wollte seinen Weg vorsetzten. Jedoch war da immer noch Kaiba, für den die Diskussion noch lange nicht beendet war. Er wollte Joey wieder mit zu sich nehmen. „Nein, Joey. Das hat dieses Mal nichts mit Schwäche oder Stärke zu tun… Du musst einfach mit mir zurückkommen!“, dröhnte Kaibas Stimme. „Wieso? Nenn mir einen guten Grund und ich komme mit dir! Aber um mich beschimpfen zu lassen und fertig gemacht zu werden, habe ich echt keine Lust. Verzeih bitte, Kaiba, du stehst im Weg!“, sagte Joey verächtlich und schob Kaiba zur Seite. Kaiba sah dem blonden Vampir hinterher und flüsterte ganz leise: „Ich!“

Joey, der mittlerweile gelernt hatte, jedes noch so leise Geräusch wahrzunehmen hatte Kaibas Wort gehört. Er drehte sich um und blickte ihn zornig an, da er ihn einfach nicht in Ruhe ließ. „ „Ich“ was? Ich will dich weiter quälen, oder ich will weiter jemanden haben, dem ich überlegen bin? Was ist „Ich“, Kaiba??? Lass mich jetzt endlich alleine. Wenn ich es für nötig halte, werden wir uns wieder sehen, vorher nicht! Hast du verstanden?“
 

Kaiba schüttelte den Kopf, was bei Joey einen noch zornigeren Gesichtsausdruck hervorrief. „Ich liebe dich, Joey“, hauchte er kaum verständlich. Joeys Gesicht klärte sich etwas. „Wie bitte? Du und mich lieben? Das ich nicht lache! Ach ja, und der Weihnachtsmann lebt am Nordpol. Ich habe schon verstanden, Kaiba. Ich hätte nie gedacht, dass du mich belügen würdest. Wie tief bist du nur gesunken? Tiefer geht es gar nicht mehr!“, erwiderte Joey. Er wendete Kaiba wieder den Rücken zu. Plötzlich hörte er ein dumpfes Geräusch. Am liebsten hätte er gar nicht nachgesehen, was das Geräusch zu bedeuten hätte, aber seine Neugier siegte.
 

Mitten auf diesem kleinen Platz kniete Kaiba vor ihm. Flehentlich sah dieser zu ihm auf. Was wollte er nur von ihm? Sagte er vielleicht doch die Wahrheit? Eher unwahrscheinlich! „Was soll ich denn machen, dass du zu mir zurückkommst? Sag es mir Joey! Ich sage die Wahrheit, ich liebe dich! So glaub mir doch, bitte!“, jammerte Kaiba. Das war ein zu schöner Anblick für Joey. Der sonst so starke Kaiba kniete vor ihm und bettelte ihn an! Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Aber es war wahrscheinlich alles nur eine Show. War das nicht immer so? Kaiba musste sich zwar erniedrigen, aber es musste eben sein, um sein Ziel zu erreichen?! Joey war alles klar. „Wenn das so einfach wäre, Kaiba. Ich kann deinen Worten keinen Glauben schenken, es geht nicht! Das kannst du mir nicht einmal übel nehmen. Du selbst hast dazu beigetragen! Als ich noch ein Mensch war, hast du mich geliebt, doch seitdem ich verwandelt bin, behandelst du mich wie Dreck! Das lasse ich mir nicht gefallen! Vielleicht bin ich wirklich schwach und du willst dich deswegen nicht mit mir abgeben? Du hast wahrscheinlich Recht, du hättest mich sterben lassen sollen!?“, äußerte sich Joey und verschwand, ohne dass Kaiba ihn hätte aufhalten können.
 

Kaiba war am Boden zerstört. Sein Verhalten war schlecht gewesen, das wusste er jetzt. Doch jetzt war es vielleicht zu spät!? Hoffentlich brachte sich Joey nicht um! Er musste nur ein Feuer finden und schon wäre es geschehen. Kaiba musste ihn aufspüren und ihm sein ganzes Verhalten erklären und hoffen, dass Joey ihm verzeihen würde.

Er blickte zu den Sternen und atmete tief durch. „Lebt er noch? Werde ich ihn zurückholen können?“, murmelte er in die Stille der Nacht. Die Sterne gaben keine Auskunft und so verschwand auch er. Menschen, die zufällig an diesem Ort gewesen wären, hätten nur noch einen schwarzen, flüchtigen Schatten gesehen.

Joey hatte sich ans andere Ende der Stadt geflüchtet, wurde jedoch von Kaiba schnell eingeholt. Wie er das gemacht hatte, war Kaiba ein Rätsel. Joey konnte sich noch nicht so schnell fortbewegen, wie er. Vielleicht war er einfach nur besonders schnell gelaufen?

So durfte es nicht weitergehen. Einmal würde er hier das Sagen haben!

Auch hier, mitten auf einer Straße stellte Kaiba Joey zur Rede. „Joey, ich wollte dich nicht so behandeln! Aber es musste sein…! Frag jetzt nicht warum! Ich liebe dich noch immer, ehrlich! Komm bitte zurück! Ich werde dir dann alles erklären, nur bitte, komm nach Hause!“ Joey zuckte mit den Schultern und holte aus seiner Hosentasche eine Packung Streichhölzer heraus. Kaiba verkrampfte augenblicklich, als er diese sah. Joey wollte doch nicht…? Joey war eigentlich nicht der Typ, der so etwas wirklich durchziehen würde.
 

„Ich liebe dich doch auch! Doch es geht nicht Kaiba. Du kannst mir nichts vormachen. Du willst mich zu Hause haben, aus welchem Grund auch immer und mit welchen Mitteln du das machst, ist dir egal, auch wenn du mich dafür belügen musst, habe ich Recht? Ich weiß, dass du mich nicht liebst! Ist vielleicht typisch bei Vampiren, ich weiß es nicht! Aber eines weiß ich, Streichhölzer brennen!“, verkündete Joey. Er nahm eines aus der Packung und entzündete es. Wie hypnotisiert schaute er in die Flamme, die fröhlich in der leichten Brise tanzte.

„Joey, ich flehe dich inständig an, mach das nicht!“, jammerte Kaiba unfähig einzuschreiten. „Halte mich doch auf! Erklär es mir, Kaiba, warum kannst du nicht hier und jetzt sagen, was du zu sagen hast? Warum kannst du nicht mir und den schlafenden Menschen, die dir eh nicht zuhören erzählen, warum du mich so behandelst? Schau, du hast es geschafft, das erste Streichholz ist abgebrannt. Das taugt nichts mehr! Ich mache ein Zweites an. Wenn das ebenfalls abgebrannt ist, ist deine Erklärungszeit abgelaufen. Die restlichen Streichhölzer werde ich zu etwas anderem verwenden!“, erklärte Joey.
 

Kaiba war gänzlich überfordert mit der Situation. Seit wann war Joey so dominant? Woher kam diese ungeheuerliche innere Stärke? Er blickte sogar eiskalt dem Tod ins Gesicht. Kaiba musste Joey von dieser Tat abhalten, egal wie. Vielleicht sollte er wirklich alles erzählen? Er hatte zwar gehofft, seinen Stolz schonen zu können, aber das schien jetzt unumgänglich.

„Tick, tack, die Zeit läuft…“, drängte ihn Joey. Das zweite Streichholz war inzwischen fast abgebrannt. Jetzt oder nie, müsste Kaiba etwas sagen!
 

Doch da fiel Kaiba ein, dass man sich wohl kaum mit einem Streichholz, auch nicht mit mehreren anzünden könnte. Er machte seinen Rücken gerade, verschränkte die Arme vor der Brust, legte ein allwissendes Lächeln auf die Lippen und nahm somit seine gewohnte Haltung ein. Ihm war klar, dass Joey nur bluffte. Doch wie sollte er sich verhalten? Sollte er das Spiel weiterspielen, oder sollte er ihm zeigen, dass er wusste, dass diese Selbstmordaktion nur Schwindel war? Letzteres bekam seinem Stolz bestimmt besser, aber wie stand es mit der Chance, Joey mit zu sich nach Hause zu holen?

Das zweite Streichholz war inzwischen abgebrannt und Joey warf es mit einem leicht bedrückten Gesichtsausdruck weg. Kaiba machte einen Schritt auf Joey zu und ohrfeigte ihn so kräftig, dass dieser beinahe umgefallen wäre. „Was soll das verdammt noch Mal?“, schrie Joey völlig perplex. Er hatte alles, nur keine Ohrfeige erwartet. „Du musst zur Besinnung kommen, Joey. Du brauchst Blut! Ich will nichts mehr von dir hören, du kommst jetzt mit nach Hause!“ Joey brachte noch nicht einmal einen Laut hervor, so perplex war er. Ehe er irgendetwas unternehmen konnte, hatte ihn Kaiba gepackt und mitgenommen.

Das ging ihm gehörig gegen den Strich. Leider hatte Kaiba erkannt, dass er nur bluffte. Dabei war er kurz davor gewesen zu erfahren, warum sich Kaiba so verhielt. Es war schon schwer mit ihm. Er musste sich etwas einfallen lassen. Er wollte unbedingt die Zuneigung von Kaiba wieder erlangen und außerdem erfahren, warum dieser sich so verhielt, auch wenn er dafür dem Tod ins Auge blicken musste!



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