Zum Inhalt der Seite

Liebe in der Nacht

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Unverhofft kommt oft

Kapitel 26 – Unverhofft kommt oft
 

„Aufstehen! Na los, wie lange willst du denn noch schlafen?“, weckte Kaiba Joey mit ruhiger Stimme. Aus der Erde schob sich langsam eine Hand hervor. Der Hand folgte kurze Zeit später der Rest von Joey. Er klopfte sich seine Kleidung ab und streckte sich. „Warum hast mich so früh geweckt? Ich hätte noch so schön schlafen können“, murmelte er. Kaiba schüttelte den Kopf. „Du wirst dich wohl nie ändern?! Wenn ich mich recht entsinne hast du auch als Mensch viel und vor allem lange geschlafen! Die Sonne ist schon seit mehreren Stunden untergegangen, wenn du so weiter machst, verschläfst du noch die ganze Nacht!“, scherzte er.

Joey erwiderte darauf nichts, zog aber eine etwas genervte Miene. „Ach, hab dich doch nicht so. Endlich habe ich jemanden, der mit mir auf die Jagd gehen wird.“, verkündete Kaiba und legte seinen Arm um Joey. Joey blieb weiterhin still, zog dieses Mal aber eine angewiderte Miene. „Sag jetzt nicht, dass du nicht mitkommen willst. Dir hat das Blut gestern doch geschmeckt!? Joey, wirf deine Bedenken über Bord, die Menschen sind nun mal unsere Nahrung! Komm bitte mit. Du wirst sehen, je öfter du es machst, umso einfacher wird es.“, versuchte Kaiba ihn zu ermutigen. So schmackhaft das Blut von dem Menschen gewesen war, gefiel ihm schon der bloße Gedanke daran, Menschen auszusaugen nicht.

Kaiba schlang von hinten seine Arme um ihn und stützte sein Kinn auf seine Schulter. „Bitte. Ich sag ja gar nicht, dass du etwas essen musst, komm doch einfach mit. Nachdem ich dann etwas gegessen habe, können wir was anderes unternehmen!?“, lockte ihn Kaiba. Joey gab auf, nickte und ließ zur Bestätigung ein leises „Ja“ erklingen. Augenblicklich befanden sich die beiden in einer Seitenstraße in der Innenstadt. Joey runzelte die Stirn. Kaiba der noch schwach die Gedanken von Joey lesen konnte, erkannte, warum dieser etwas verwirrt war.
 

„Ich muss doch nicht immer auf der Mülldeponie essen. Bist du als Mensch immer in das gleiche Restaurant gegangen? Klar du hast ein Lieblingsrestaurant, aber man probiert dennoch mal was Neues. Deswegen esse ich auch nicht immer auf der Müllhalde, warum auch? Auch unter den Menschen gibt es sehr gut schmeckende und schlecht schmeckende. Unintelligente schmecken zum Beispiel nicht so gut, wie welche mit höherem IQ. Also komm, ich glaube wir werden nicht so lange suchen müssen!?“, erklärte Kaiba und zog Joey mit sich. Es waren immer noch vereinzelt Menschen auf den Straßen unterwegs. Wenn Joey sich nicht irrte, war heute Freitagnacht. Kaiba blieb abrupt stehen. „Siehst du den Mann dort drüben, der in der Kneipe da drüben sitzt, und ein Bier trinkt? Der große Typ, mit braunen, kurzen Haaren und der Brille auf der Nase?“, flüsterte er Joey ins Ohr. Dieser nickte zur Bestätigung. „Der ist genau der richtige! Er ist…nein, Joey sag mir, welchen Beruf er ausübt! Ich kann dir nicht sagen, wie du es anstellen sollst, versuch einfach in seinen Gedanken zu lesen. Er wird nichts mitbekommen, dafür werde ich schon sorgen.“, forderte er Joey auf. Dieser schluckte schwer und starrte den Mann an.
 

Er starrte den Kopf des Mannes an, und stellte sich ein Buch vor, welches er nur noch öffnen müsste, um darin zu lesen. Er schloss die Augen. Plötzlich sah er einen großen Zaun aus Holz. Er stemmte sich mit aller Kraft gegen diesen Zaun, woraufhin dieser zerbrach. Er konnte jetzt ein großes Gebäude sehen. Als er in dieses hineingegangen war, sah er einen großen Holztisch, auf dem sich Unmengen von Büchern stapelten. Hinter den Büchern lag noch ein Heft. Er öffnete es vorsichtig. Auf jeder Seite dieses Heftes standen die Zahlen eins bis sechs wild verstreut. Neben dem Tisch stand noch eine große Ledertasche, in der sich noch weitere Bücher und Hefte befanden. Was hatte das nur zu bedeuten? War das hier überhaupt normal? Auf einmal stürzte ein lautes Stimmengewirr auf ihn herein, sodass er seine Ohren zuhalten musste. So schnell er konnte verließ er das Gebäude und plötzlich stand er wieder neben Kaiba.
 

„Und? Was ist sein Beruf?“, erkundigte Kaiba sich. Joey schüttelte den Kopf. Wie sollte er bitteschön aus einigen Büchern auf dem Tisch einen Beruf herausfinden? „Ich geb ja zu, es ist nicht ganz einfach, den Beruf eines Menschen zu erraten, aber mit etwas Übung geht das recht schnell. Du musst die einzelnen Bilder aneinanderreihen, du musst es als Alltagssituation von dem Menschen betrachten.“, forderte er Joey auf. Dieser schüttelte abermals den Kopf, aber er hielt plötzlich in seiner Bewegung inne. „Lehrer?“, fragte er ganz vorsichtig. „Geht doch! War doch nicht so schwer. Ein bisschen kombinieren und es klappt!“, triumphierte Kaiba und ging schnellen Schrittes in die Kneipe.

Joey stand alleine in der Nacht und konnte durch die Fenster der Kneipe sehen, wie dieser von Kaiba angesprochen wurde und sich sichtlich amüsierte. Was sollte er machen? Wie ein Hund brav vor der Tür warten, bis sein „Herrchen“ wieder zurückkommt? Er könnte natürlich auch alleine umherstreifen, aber ihm war nicht danach zumute. Er lehnte sich an eine Laterne und beobachtete weiter Kaiba und den Lehrer. Woher er genau gewusst hatte, dass dieser Mann ein Lehrer war, wusste er nicht, er hatte einfach seiner Intuition gefolgt.
 

Nach einigen Minuten kam Kaiba mit dem Mann aus der Kneipe. Er gab ihm ein unauffälliges Zeichen, dass er ihnen folgen sollte. In einer Seitenstraße verschwanden die beiden. Joey musste sich das nicht antun! Er wollte nicht mit ansehen, wie ein armer Mensch ausgesaugt wurde. Er lehnte sich an die nächstbeste Hauswand, unweit der Seitenstraße und beobachtete die anderen umherziehenden Menschen. Langsam wurde ihm langweilig und er betrachtete seine „tollen“ Schuhe. Wie schön sie doch waren, schlicht, einfach und schwarz!
 

„Hallo, Joey!“ „Hey, du Socke!“ Er hob langsam den Kopf und traute seinen Augen nicht. Er wusste nicht recht, ob er sich freuen, oder ob er traurig sein und flüchten sollte. Er sah seine Freunde, Tea, Yugi und Tristan, die auf ihn zugerannt kamen.

„Wie geht es dir? Hast du dich bei der Kur gut erholt?“, erkundigte sich Yugi mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Joey hatte überhaupt keine Ahnung wovon Yugi redete, aber dann hörte er eine schwache, leise Stimme in seinem Kopf.
 

Ich habe allen erzählt, dass du auf Kur wärest. Also spiel doch einfach mit und erzähl ihnen, wie toll es dort gewesen war… Ich bin gleich fertig und komme dann.

Das war natürlich Kaiba. Joey erzählte seinen Freunden von einer entspannenden und erholsamen Kur. „Wieso musstest du denn zur Kur?“, fragte Tea neugierig. Joey grinste verlegen. Was sollte er denn sagen? „Er brauchte mal ne Auszeit! Das ist alles!“, warf Kaiba in solch einem Ton in das Gespräch ein, dass keine weiteren Fragen gestellt werden durften. Er umarmte Joey von hinten und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Dieser Anblick versetzte allen einen Schlag. Joey, der Kaiba immer als seltsam und angsteinflößend bezeichnet hatte, wurde von dem gefühlslosen Kaiba umarmt! Tristan machte den Mund weit auf und starrte dieses Bild fassungslos an. „Glotz nicht so!“, zischte Kaiba wütend. Joey grinste.

Er versuchte in Gedanken mit Kaiba zu sprechen. Er schloss die Augen. Wieder sah er einen großen Zaun, nur das es sich hierbei um eine Mauer handelte. Eine große, dicke Betonmauer verschloss Kaibas Gedanken. Da konnte er nichts ausrichten. Bei dem Menschen war es viel einfacher gewesen, etwas aus dessen Gedanken zu lesen. Er konnte erkennen, wie sich auf einmal eine Tür in der Betonmauer auftat. In der nun entstandenen Lücke stand Kaiba und lächelte.

Was willst du denn?, sagte dieser nur in Gedanken vorhandene Kaiba.

Mit dir reden!, antwortete Joey in Gedanken.

Dann konzentriere dich ganz stark auf das, was du mir sagen willst und ich werde es dann schon hören!, kam die Anweisung von Kaiba.
 

Die Lücke in der Betonmauer verschloss sich wieder und Joey wurde förmlich weggeschleudert. Als er die Augen wieder öffnete stand er immer noch vor seinen sprachlosen Freunden. Das ganze gedankliche Gespräch mit Kaiba hatte anscheinend noch nicht einmal eine Minute gedauert, da die Freunde immer noch in genau der selben Position standen, wie zuvor, als er seine Augen geschlossen hatte. Egal, er versuchte sich auf das zu konzentrieren, was er Kaiba sagen wollte.
 

*Kaiba, ich kann ihren Puls, ja sogar einige Gedanken von ihnen hören und ich kann das Blut förmlich meine Kehle herunter fließen spüre.

~Du hättest vorher etwas mit mir essen sollen!, tadelte ihn Kaiba.

*Was soll ich machen? Am liebsten würde ich einen nach dem anderen aussaugen, aber ich kann und darf nicht! Es sind in erster Linie Menschen und außerdem sind es meine Freunde!

~Versuch einfach ganz ruhig zu bleiben, Honey. Ich weiß, es ist nicht einfach, aber du wirst das schaffen. Ich bin ja auch noch da. Benimm dich, berühr sie nicht, zeig ihnen nicht deine Zähne und das wichtigste, sage nichts, was verrät, dass du Gedanken lesen kannst!, lauteten Kaibas Anweisungen.

*Das sind aber ganz schön viele Sachen, die ich nicht machen darf… Wie schaffst du das nur?

~Man gewöhnt sich daran. Was denkst du, wie schwer es bei dir gewesen war, als du noch ein Mensch gewesen warst. Jetzt zu einem anderen Thema. Dir kommt es vielleicht lange vor, aber in Wirklichkeit unterhalten wir uns in Sekundenschnelle. Wollen wir deinen Freunden erzählen, was zwischen uns ist, oder lassen wir sie mit ihren Gedanken alleine? Sie gaffen uns nämlich immer noch an, als würden sie zum ersten Mal ein Auto sehen.

*Mhmm… Von mir aus kannst du denen erzählen, was du willst. Ich bin genügend damit ausgelastet, nicht an ihr Blut oder an Blut generell zu denken.

~Nun stell dich nicht so an. Du hast mir selber gesagt, dass du keine Menschen aussaugen willst, also halte dich daran. Nachher können wir ja gucken, ob wir jemanden für dich finden.

*Du hast ja recht, aber ich habe eben Hunger!
 

„Du…du…du und Kaiba? Ist es das, was ich denke?“, fragte Tea zögerlich. Kaiba gab Joey einen kleinen Stoss, damit dieser Antwortete. „Äh, ja. Vollkommen richtig, wir sind zusammen!“ „Du bist mir einer, Kumpel. Schiebst die ganze Zeit über Panik, dass Kaiba etwas Unmenschliches wäre und jetzt kuschelst du mit ihm! Du hättest uns auch gleich die Wahrheit sagen können.“, schnaubte Tristan. Das Lächeln auf Yugis Gesicht wurde zunehmend breiter. Joey konnte das Blut in der Vene am Hals jedes Einzelnen pochen sehen. Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen. „Was grinst du so, du Igelfrisur?“, fauchte Kaiba Yugi an. Er hasste es so angegafft zu werden. „Nichts, nichts. Ich glaub meine Fantasie geht da mit mir durch. Ich denke, wir gehen besser. Wann kommst du wieder in die Schule, Joey?“, lenkte Yugi vom Thema ab. Hilflos wendete Joey sich zu Kaiba.

~Woher soll ich das denn wissen? Erzähl ihnen doch, dass du nach den Ferien wiederkommst.
 

„Ich denke, dass ich nach den Sommerferien wieder zur Schule komme.“, verkündete Joey. „Die drei Wochen könntest du auch noch mitmachen, finde ich. Dir scheint es ja ziemlich gut zu gehen, wenn du dich hier in der Stadt rumtreibst!? Ich denke, wer in der Stadt rumlaufen kann, der kann auch wieder zur Schule kommen!“, tat Tea ihre Meinung kund.

„Der Arzt hat aber etwas anderes verordnet. Ich glaube ihr solltet jetzt gehen, ihr seid etwas zu anstrengend für ihn!“, befahl Kaiba mit donnernder Stimme. „Dann will ich dich wenigstens noch umarmen, bevor wie gehen“, trällerte Tea und kam unheilvoll auf Joey zu.
 

~Halt dich zurück, Joey. Du darfst nicht von ihr trinken. Ich werde ihre Gedanken beeinflussen, dass sie deine Berührung nicht anders als sonst empfindet.

*Wieso kannst du das bei ihr? Ich habe deine kalte Haut auch immer gespürt.

~Es erfordert viel Kraft, die Berührung normal wirken zu lassen, aber ich habe gerade gegessen! Außerdem, Tea erwartet ein bestimmtes Gefühl, wenn sie dich berührt und dieses Gefühl ist bei ihr gespeichert. Ich nehme dieses Gefühl und verstärke es so stark, dass es alle anderen Sinne überdeckt und so fühlt sie nur das, was sie meint fühlen zu wollen. Bei mir hattest du nicht eine so genaue Vorstellung, wie ich mich anfühle. Dass ich mich wie ein Mensch anfühle, hast du vorausgesetzt, aber dennoch fühlt sich jeder Mensch anders an und dieses spezielle Gefühl kanntest du von mir nicht. Außerdem wollte ich manchmal, dass du meine Kälte spürt. Deine Gedanken waren so amüsant! Wie du dir Sorgen gemacht hast, ob ich ein Mensch oder ein Monster bin!

Noch was, bei Tea müssen wir etwas vorsichtiger sein. Ich weiß nicht, irgendwie merkt sie, dass wir keine Menschen sind. Das nervt voll! Komm lass sie uns schnell loswerden und dann gehst DU essen!

Obwohl sie in Gedanken miteinander sprachen, konnte Joey dennoch eine Betonung auf DU hören.

*Ich habe aber gar keinen Hunger mehr.

~Lüg doch nicht! Jeden Zentimeter, den sich Tea dir nähert, zitterst du mehr, weil du unbedingt ihr Blut trinken willst! Ich helfe dir nachher auch beim Essen. Du wirst sehen, wir suchen dir einen ganz Leckeren aus.

*Hör auf so zu reden, Kaiba! Es sind immer noch Menschen, Lebewesen. Du redest von ihnen, als wären sie…als wären sie… Gegenstände oder so, die nur einem Zweck dienen.

~Bleib ruhig! Du hängst noch sehr an deinem menschlichen Leben, man merkts.

Ich wette mit dir, dass du nachher menschliches Blut trinken wirst, dein Hunger lässt sich nicht unterdrücken. Gibs doch zu, du sehnst dich nach dem warmen, süßlichen Blut, welches deine Kehle hinunter fließt.

Joey fuhr sich wieder mit der Zunge über die Lippen und nickte kaum merklich.

~Siehst du, ich weiß es doch. Lass dein menschliches Leben und einen Teil deiner Moral bitte hinter dir und du wirst sehen, wie leicht es ist zu essen!

Jetzt lass dich umarmen und tu so, als wäre es das normalste auf der Welt. Ich habe deine Freunde ein bisschen beeinflusst, sodass sie schnell abhauen, aber bei Tea ist das immer etwas komplizierter, weil ihrem Unterbewusstsein unsere Unmenschlichkeit auffällt.

Tea umarmte Joey und die Freunde verabschiedeten sich.

~Essen?

*Essen!

Joey trank diese Nacht zum zweiten Mal von einem Menschen und es war für ihn einfacher gewesen, als zuvor. Dennoch plagte ihn sein Gewissen, dass er keine Menschen töten dürfte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück