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Stranger than strange

Eine Sammlung von Emily the strange-FanFictions
von

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A hitch to ditch the twitching witch board

Ein einsamer Sonnenstrahl fiel durch den winzigen Spalt zwischen den dunkelroten Samtvorhängen auf die schwarze Katze, die auf dem staubigen Boden des Wohnzimmers ein Nickerchen hielt. Der schmale Streifen Licht reichte aus, um Mystery aus ihren dunklen Träumen zu reißen. Blinzelnd hob sie kurz den Kopf und wollte sich eigentlich wieder gemütlich zusammenrollen, als eine kleine Bewegung am Kamin ihre Aufmerksamkeit erregte. Vielleicht eine Maus. Hoffentlich eine junge Unerfahrene, die noch nicht die Gefahr einer Katze kannte. Ansonsten wäre ihr Ruf bald dahin, wenn die Mäuse keine Furcht mehr vor ihr hätten. Schließlich hieß es ja: Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Und nicht: Hält die Katze ein Nickerchen… Kaum merklich spannte Mystery die Muskeln an und fuhr ihre scharfen Krallen aus. Bereit zum Sprung, um der vorwitzigen Maus einen Denkzettel zu verpassen. Vorsichtig linste sie zum Kamin.

Aber dort huschte kein unvorsichtiges Mäuschen entlang. Verwundert blinzelte die alte Katze. Hatten ihre Augen ihr einen Streich gespielt? Wo vorhin noch Bewegung war, war bloß noch der unerschütterliche Steinkamin. Allerdings waren plötzlich die heimeligen Spinnweben verschwunden. Irgendetwas Merkwürdiges passierte hier, das konnte Mystery bis in ihr gesträubtes Nackenfell spüren. Sie erhob sich und huschte auf leisen Pfoten aus dem Wohnzimmer. Schließlich musste hier ja jemand nach dem Rechten sehen und wie immer war sie dieser Jemand.

Mit gespitzten Ohren tigerte sie durch das Haus. Miles polterte im Keller herum. Was zur heiligen Birma trieb er da wieder? In den letzten Tagen war er ständig spurlos verschwunden, um dann Stunden später mit ominösen Päckchen wieder aufzutauchen und sofort wieder im Keller zu rumoren. Mystery schwante nichts Gutes von diesen geheimnistuerischen Aktivitäten. Eines Tages würde wegen seinen Experimenten und der Giftmischerei noch einmal das ganze Haus explodieren und dann wäre auch ihr achtes Leben vorbei. Aber das war ja nicht das Merkwürdige, was sie erforschen wollte.

Kopfschüttelnd ging sie an der Kellertreppe vorbei und wand sich der Küche zu. Dort saß Nee-Chee auf dem Fensterbrett und starrte bewegungslos nach draußen. Nur sein schwarzweißgeringelter Schwanz pendelte leicht herum und verriet äußerste Konzentration. Mit einem eleganten Satz sprang Mystery zu ihm hoch und schaute ebenfalls aus dem Fenster. Im Garten machte Sabbath sich einen Spaß daraus, zwischen den schnappenden Venusfliegenfallen hin und her zu wetzen, während Emily sich in den Schatten der riesigen Buche zurückgezogen hatte und zum hundertsten Mal Frankenstein las.

„Sag mal, ist dir heute etwas Seltsames aufgefallen?“, unterbrach Mystery die Gedanken des Philosophen.

Nee-Chee blickte sie irritiert an und brauchte einen Moment, um zu antworten. Zu sehr hatte er sich in seine Überlegungen über den Sinn des Lebens vertieft. Der entscheidende Gedankenblitz war nur einen Katzensprung weit weg gewesen. „Etwas Seltsames? Meinst du das Paket von Okkultistische Obskuritäten, das heute für Miles abgegeben wurde?“

„Nein, das ist doch normal. Ich meine etwas seltsam Seltsames“, erwiderte sie und fragte sich im Stillen, was Miles nur wieder ausheckte.

Nachdenklich strich sich Nee-Chee mit der rechten Pfote über die Nase und murmelte: „Ist es seltsam genug, dass die dicke Staubschicht auf dem Dielenschrank fort ist?“

„Genau das meinte ich. Die Spinnweben am Kamin sind auch weg. Das ist doch merkwürdig, zumindest merkwürdiger als alles andere hier.“ Dabei schaute sie noch einmal zu dem Beet mit den fleischfressenden Pflanzen hinaus, die für ihren Geschmack viel zu groß geworden waren. Jenen Teil des Gartens hatte sie seit geraumer Zeit gemieden wie die Katze das kalte Wasser. „Es käme doch keiner von uns auf die Idee sauber zu machen. Irgendetwas geht hier vor. Wir sollten mit den anderen sprechen.“

Ergeben nickte Nee-Chee. Er wusste nur zu gut, dass Mystery stets merkte, wenn etwas nicht stimmte. Der Sinn des Lebens musste also warten.
 

Es hatte sie einige Mühe gekostet, Miles aus dem Keller zu holen. Angeblich stand er kurz vor dem Durchbruch wozu auch immer, denn mehr wollte er nicht verraten. Nee-Chee hatte ähnliche Schwierigkeiten damit, Sabbath einzufangen. Wenigstens Emily hatte sofort ihr Buch zugeklappt und war ins Haus gegangen. Aber nun waren sie alle im Wohnzimmer versammelt. Selbst Sabbath konnte mal endlich stillsitzen, obwohl sein Blick während Mysterys Ausführungen immer wieder nach draußen schweifte.

„Dude, weck doch nicht schlafende Katzen, nur weil ein bisschen Staub weg ist“, gab der junge Kater von sich und kratze sich am linken Ohr, das eine gehörige Kerbe aufwies.

Eigentlich wollte Mystery gerade eine spitze Antwort fauchen, als Emily begeistert aus dem Sessel sprang und auf etwas zeigte. „Da, schaut euch das an!“

Überrascht blickten die vier schwarzen Katzen in die Richtung. Dort schwebte ein eingestaubter Kerzenständer mitten in der Luft.

„Das haut den stärksten Kater um“, rief Miles und starrte mit weitaufgerissenem Auge auf das fliegende Objekt.

„Ha, von wegen schlafende Katzen wecken…“, zischte Mystery, „Ich habe es ja gesagt, hier passiert etwas Merkwürdiges. Wir haben einen Geist im Haus.“

„Ich hole sofort das Hexenbrett“, rief Emily aufgeregt und rannte aus dem Zimmer. Nach einigem Klappern und Rascheln im Flur eilte sie wieder mit einem Karton unter dem Arm zurück ins Zimmer. Mit wenigen Handgriffen hatte sie das Hexenbrett ausgepackt und auf den Boden gelegt.

„Dude, also mal wieder eine Séance“, seufzte Sabbath und schlenderte langsam zu dem Brett herüber. So viel Spaß wie Emily bereiteten ihm Séancen nicht. Meistens musste man ewig lange warten, bis die Geister sich dazu herabließen, mit ihnen zu sprechen. Er konnte einfach nicht die Geduld dafür aufbringen und fühlte sich schnell wie die Katze auf dem heißen Blechdach. Zumindest war dieses Mal der Geist schon anwesend und musste nicht erst gerufen werden.

Nach und nach setzten sich die schwarzen Katzen zu ihrer kleinen Freundin und legten ihre Pfoten auf die Planchette des Ouija-Bordes.

„Ich rufe dich, Geist mit dem Kerzenständer. Bist du noch da?“, sagte Emily mit klarer Stimme und schaute erwartungsvoll auf das Hexenbrett.

Nee-Chees Schwanz zuckte vor Anspannung, als sich der Zeiger langsam bewegte. Vielleicht kannte dieser Geist endlich mal den Sinn des Lebens. Ruckelnd kam die Planchette auf dem Ja-Feld zum Stehen.

„Frag den Geist, warum er die Spinnweben entfernt hat“, ließ Mystery verlauten.

„Nein, frag lieber nach dem Sinn des Lebens“, meldete der Philosoph sich zu Wort.

„Warte, frag, ob er Ahnung von Alchemie hat“, mischte sich Miles ein.

Emily schüttelte den Kopf. „Eins nach dem anderen. Geist, verrätst du uns deinen Namen?“

Der Zeiger bewegte sich erneut. A-M-A-N-D-A.

Das schwarzhaarige Mädchen schien ein wenig enttäuscht. Schon wieder nicht Edgar Allan Poe oder Bram Stoker. Sie seufzte leise. „Amanda, Mystery lässt fragen, warum du die Spinnweben entfernt hast.“

Gespannt waren fünf Augenpaare auf den Seelenschreiber gerichtet. Langsam zuckte der Zeiger wieder von Buchstabe zu Buchstabe. W-E-I-L S-I-E G-E-S-T-Ö-R-T H-A-B-E-N.

Irritiert sah Emily ihre Katzen an. Warum sollten Spinnweben jemanden stören? So ganz einleuchtend war diese Antwort nicht gerade.

„Okay, Amanda, kennst du den Sinn des Lebens?“, versuchte sie eine andere Frage.

Für einen Moment war es totenstill im Raum. Scheinbar dachte Amanda kurz nach. S-A-U-B-E-R-K-E-I-T U-N-D O-R-D-N-U-N-G.

„Dude, will sie uns verschaukeln?“, raunzte Sabbath.

Nee-Chee schüttete betrübt den Kopf. „Amanda hat also auch keine Ahnung. Als wenn so eine Banalität der Lebenssinn wäre.“

Emily kraulte dem Philosophen mit der freien Hand tröstend das Ohr. Diese Séance war wirklich eine Enttäuschung. „Sag mal, Amanda, was für ein Geist bist du eigentlich?“

E-I-N P-U-T-Z-T-E-U-F-E-L.

„Na klasse, das hat uns gerade noch gefehlt“, beschwerte sich Mystery.

Miles zog als Erster seine Pfote zurück. „Pech gehabt. Vielleicht ist bei der nächsten Séance mal ein gescheiter Geist dabei. Ich verzieh mich dann wieder in den Keller.“ Und schon trottete er zurück zu seinen Experimenten.

„Zu schade aber auch“, murmelte Emily und stand auf, „Na ja, dann lese ich halt noch ein bisschen.“

Sabbath trollte sich wieder in den Garten, um die fleischfressenden Pflanzen zu ärgern. Und Nee-Chee kehrte mit einer Katerstimmung zurück in die Küche, um weiter über den Sinn des Lebens zu grübeln. Nur Mystery blieb im Wohnzimmer sitzen und betrachtete nachdenklich das Ouija-Bord. Das Merkwürdige war doch nicht so interessant gewesen, wie sie gedacht hatte. Zumindest konnte sie jetzt das Nickerchen fortsetzen. Mit einem Satz war sie auf dem Sessel und rollte sich behaglich zusammen.

Zwar war das Seltsame nicht interessant, aber es war noch immer seltsam und vor allem nachhaltig. Das Hexenbrett rumpelte auf dem Boden, dass Mystery nicht einschlafen konnte.

Der Zeiger zuckte noch immer.

W-A-S I-S-T D-A-S N-U-R F-Ü-R E-I-N S-A-U-S-T-A-L-L H-I-E-R.

Genervt sprang die alte Katze vom Sessel. Irgendwo musste doch ein ruhiges Plätzchen sein. Das Ouija-Bord rappelte lautstark, als Mystery in die Küche ging. Sie rollte sich gerade auf dem Tisch ein, da schwebte das Bord in den Raum.

Nee-Chee, der wieder auf dem Fensterbrett saß, drehte sich erstaunt um. „Die ist aber hartnäckig.“

I-G-I-T-T E-S M-Ü-S-S-T-E M-A-L G-E-S-P-Ü-L-T W-E-R-D-E-N.

„Das kannst du laut sagen“, fauchte Mystery, „Die hat mich gerade schon genervt. Und jetzt kommt sie einfach hinter mir her.“

Es war schrecklich, wohin man seine Pfote setzte, überall tauchte Amanda mit dem Hexenbrett auf und beschwerte sich über die fehlende Ordnung.

Ü-B-E-R-A-L-L S-T-A-U-B.

Selbst wenn man sie links liegen ließ, nörgelte sie weiter.

H-I-E-R G-E-B-L-I-E-B-E-N. I-H-R S-O-L-L-T-E-T H-I-E-R M-A-L R-I-C-H-T-I-G A-U-F-R-Ä-U-M-E-N.

Am Ende des Tages hatten die Bewohner des strangen Hauses die Nasen gestrichen voll.

„Verdammt nochmal, zieh Leine! Verschwinde!“, brüllte Emily das Brett an. „Hier wird nicht aufgeräumt.“

D-A-S W-A-R-A-B-E-R N-I-C-H-T N-E-T-T.

„Das sollte auch nicht nett sein. Du bist eine verdammte Nervensäge mit deinem blöden Putzfimmel!“, rief das schwarzhaarige Mädchen erbost und schnappte sich das Ouija-Bord. Wütend pfefferte sie es auf den Boden. „Raus aus meinem Haus!“

„Dude, wie werden wir den Wischmopp nur wieder los? Das hält ja keiner aus“, fragte Sabbath.

Nee-Chee überlegte laut: „So einfach haut die nicht wieder ab.“

„Vielleicht hilft Weihwasser?“, schlug Miles vor. „Zufälligerweise gab es gerade welches zum Sonderangebot auf dem Schwarzmarkt.“

„Das ist eine klasse Idee, damit schaffen wir sie uns vom Hals. Und ich kann endlich ungestört schlafen“, stimmte Mystery zu.

Miles rannte sofort zu seinem Vorratsschrank und kramte etliche Flaschen Weihwasser hervor. Emily hatte endlich von dem Brett abgelassen und schnappte sich gleich drei der Flaschen. Überall im Haus verschüttete sie Weihwasser und grinste dabei hämisch. Erst als der letzte Tropfen verschüttet war, war sie zufrieden.

„Jetzt müsste sie aber wirklich das Weite gesucht haben“, seufzte sie und ließ sich in den alten Sessel sinken.

Mystery nickte bedächtig: „Das schon, aber in gewisser Weise hast du ihr auch ihren Wunsch erfüllt. Es sieht hier viel sauberer aus als vorher.“

„Dude, egal. Hauptsache, das Weibsstück ist fort“, kommentierte Sabbath den blitzeblanken Zustand des Hauses. Zufrieden schnurrend strich er um den Sessel. Zumindest würde es für die nächste Zeit keine Séancen mehr geben. Emily schien nicht mehr so erpicht darauf zu sein, mit Geistern zu kommunizieren.



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