Ungewöhnliche Begegnung
Aufmerksam schritt Kagome durch den morgendlichen Wald. Schon seit gut drei Tagen war sie nun unterwegs und war seitdem auf erstaunlich viele, niedere Youkai getroffen. Zum Glück schienen nur die wenigsten dieser Dämonen auf einen Kampf aus gewesen. Die meisten hatte es eher interessiert, so schnell wie möglich Richtung Südosten zu wandern, was Kagome den untrüglichen Hinweis gab, dass sie selbst nach Nordwesten musste. Die scheinbar angestauten Youkai Auren, die sie seit einiger Zeit in dieser Richtung wahrnehmen konnte, schienen dabei ihren Verdacht zu bestätigen. Kurz seufzte Kagome tief auf. Schon seit sie aufgebrochen war, verfluchte sie ihre Langsamkeit. Sie hatte weder ein Fahrrad, noch ein Reittier, dass ihr Vorrankommen beschleunigt hätte und so konnte sie sich lediglich auf ihre Füße verlassen. Wenn ihr nicht bald etwas einfiel, dann würde sie in einer Woche noch nicht bei dem Ort angekommen sein, wo sie Sesshoumaru vermutete. Ein unglaublich ernüchternder Gedanke, wie sie fand. Das ihre Innere Unruhe mit jeder verstrichenen Stunde wuchs, half ihr dabei nicht gerade. Sie hatte Angst, dass sie vielleicht nicht rechtzeitig bei dem Inuyoukai ankam, dass sie ihm nicht mehr helfen konnte. Hinzu kam noch ihre Furch davor, dass Sesshoumaru sterben könnte. Immerhin befand er sich im Krieg mit den Drachen- und Drachen waren schon von jeher starke Kämpfer gewesen. Zumindest vermutete Kagome das, da selbst in ihrer Zeit noch so gedacht wurde, auch, wenn nur in Legenden.
In diesem Augenblick schlugen ihre Sinne als Priesterin Alarm. Ein Dämon befand sich ganz in ihrer Nähe, hatte sich offensichtlich angeschlichen. Ohne zu überlegen griff Kagome nach ihrem Bogen, zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und legte ihn an die Sehne. Langsam spannte sie den Bogen, während sie sich in die Richtung wandte, aus der sie die fremde Aura spürte.
“Wer ist da?”, verlangte sie ruhig zu wissen.
Zu ihrer eigenen Überraschung war es eine menschliche Stimme, die ihr antwortete.
“Du bist aufmerksam, Miko, aber ich hätte auch nichts anderes erwartet.” Langsam schritt eine schwarzhaarige Drachenyoukai hinter dem Baum hervor, auf den Kagome zielte. “Du bist also die berühmte Priesterin, die das Shikon no Tama wieder zusammenfügte? Irgendwie hatte ich mir dich älter vorgestellt.”
“Was willst du?”, fragte Kagome ruhig. Ihr viel nichts ein, was die Drachenyoukai dazu hätte bewegen können, sie aufzusuchen. Hätte sie sie töten wollen, dann hätte die Youkai doch einfach aus dem Hinterhalt angreifen können.
“Was ich will? Nun, ich will es dir verraten. Ich will nur eins: dich.”, mit diesen Worten zog die Drachenyoukai ihr Schwert und sprang unvermittelt auf die junge Miko zu.
Blitzschnell zielte Kagome auf die Waffe der anderen und ließ die Bogensehne vorschnellen. Sie wusste nicht, was sie davon abhielt, ihren Pfeil direkt auf die Fremde abzuschießen. Trotz ihres innerlichen Zögerns trag ihr Pfeil zielsicher das Schwert der Youkai und riss ihr dieses förmlich mit einem Aufflackern Kagome’s läuternder Macht förmlich aus der Hand.
Angespannt blickte Kenshin zum Horizont. Vor ungefähr einem halben Tag hatten seine Späher berichtet, dass sie ungefähr in drei Tagen auf das Lager der Inuyoukai treffen müssten - vorausgesetzt, dass sie in ihrem normalen Tempo weiterreisten. Aus diesem Grund hatte er seinen Generälen auch den Befehl gegeben, sich heute zu einer Besprechung zusammen zu finden.
“So in Gedanken versunken, Kenshin?”, flötete eine ihm nur allzu bekannte Stimme hinter ihm.
“Was willst du, Rei?”, fragte der Drachenyoukai entnervt. Wenn sich die Ratschläge der Weißhaarigen nicht schon in der Vergangenheit bewährt hätten, er hätte ihr jetzt liebend gern den Kopf abgeschlagen. Woher hatte die Youkai nur ihr untrügliches Talent, ihn immer genau dann aufzusuchen, wenn er seine Ruhe haben wollte?
“Nichts.”
“Hm?”, überrascht wandte der Drachenyoukai sich um. Was war das denn nun? Normalerweise kam doch immer ein unglaublich “kluger” Ratschlag von der Weißhaarigen, sobald sie in seiner Nähe auftauchte. Was war nun anders? Fast erwartete Kenshin, dass Rei noch im Nachhinein anfangen würde, irgendetwas zu erzählen, doch sie schwieg scheinbar gedankenverloren. Innerlich schulterzuckend wandte der Drachenyoukai sich wieder ab. Wer konnte diese seltsame Dämonin schon verstehen? Wenn sie etwas zu sagen hätte, so würde sie das schon tun.
Innerlich genervt kaute Riko auf einem Stück Brot herum. Schon seit Tagen saß er nur in dem Zelt Hideaki’s herum mit zwei Wachen vor dem Eingang. Das einzige, was er seit seiner Ankunft hier getan hatte war Fragen zu beantworten und immer war es Hideaki gewesen, der sie gestellt hatte. Wahrscheinlich wusste dieser blasse Inuyoukai, dass er niemals jemandem die “Geheimnisse” der Armee der Drachenyoukai verraten hätte, in dessen Schuld er nicht stand. Insgesamt konnte man sagen, dass Hideaki vergleichsweise gut mit ihm umging. Immerhin hätte er ihn auch einfach irgendwo anketten können, anstatt ihn in seinem Zelt schlafen zu lassen. Aber wahrscheinlich wollte der Weißhaarige bloß verhindern, dass sich so eine Situation wie mir Ichiro wiederholte. Riko konnte es ihm nicht verdenken. Immerhin wollte niemand in seinem Lager Unstimmigkeiten wissen, wenn es auf eine Schlacht zuging. Und dass es bald eine geben würde, wusste der junge Drachenyoukai nur zu gut. Er mochte zwar ein unerfahrener und wahrscheinlich auch nicht allzu begabter Krieger sein, aber dafür hatte er für einen Drachen ausgezeichnete Sinne. Schon jetzt konnte er die riesige Menge an bedrohlichem Youki wahrnehmen, die die ankommende Armee der Drachen unweigerlich begleitete. Wenn er die Dämonenenergien der beiden Armeen verglich, dann musste Riko wohl oder übel zugeben, dass das Verhältnis ziemlich ausgeglichen war. Langsam wanderten die Gedanken des jungen Drachen zu seinen früheren Kameraden. Nein, es würde ihm wirklich nicht Leid tun, wenn jemand aus seiner Einheit im Kampf fallen würde, nur…. Da war immer noch Sakura. Sie war zwar eine ausgezeichnete Kriegerin, aber wahrscheinlich eine der einzigen Dämoninnen im ganzen Heer. Und genau das könnte sie zu einem bevorzugten Angriffsziel machen. Er machte sich schon jetzt unglaubliche Sorgen um die schwarzhaarige. Am liebsten wäre er sofort aufgesprungen und zu der Drachenyoukai geeilt, wären da nicht zwei Dinge, die ihn zurückhielten: Erstens stand er immer noch in der Schuld dieses blassen Inuyoukai und zum Zweiten würde Sakura ihm wahrscheinlich höchstpersönlich den Kopf abschlagen, sobald er ihn ihre Nähe käme. Und das war eine Erfahrung, auf die er gut verzichten konnte.
In diesem Augenblick wurde die Plane, die den Zelteingang verdeckte, zur Seite geschoben und Hideaki’s Gesicht erschien im Eingang.
“Komm mit.”, wies der Inuyoukai ruhig an, ehe er wieder verschwand. Leicht überrascht sprang Riko auf und beeilte sich, hinter dem Anderen herzukommen. Was war nun los? Er durfte Hideaki’s Zelt verlassen? Wofür? Kurz musste der Drachenyoukai hart schlucken, als ihm eine mögliche Erklärung für diese plötzliche Anweisung in den Sinn kam. War er vielleicht nicht mehr nützlich für die Inuyoukai, jetzt, da er ihnen so gut wie alles verraten hatte? Hatten sie vielleicht beschlossen, dass er nur noch eine Last war, der man sich endledigen musste…?
Fast schon neugierig blickte Kagome zu der Drachenyoukai, die von zwei weiteren ihrer Pfeile an einem Baum gehalten wurde. Die junge Miko hatte in ihrem Leben erst einmal einen wirklichen Drachen gesehen und das war Ryukossei gewesen, den Inuyasha getötet hatte. Sie wusste nicht warum, aber irgendwie hatte sie seitdem angenommen, dass alle Drachen nur in ihrer waren Form auftreten konnten. Aber diese Youkai vor ihr war eindeutig ein Drache und erschien trotzdem menschlich. Irgendwie stellte das ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf.
“Wer bist du?”, verlangte sie daher ruhig zu wissen.
“Das geht dich nichts an, Miko!”, fauchte die schwarzhaarige Drachenyoukai prompt, wobei sie sich gegen die Pfeile stemmte, die sie sicher am Baum hielten.
“Und ob mich das was angeht! Nur zur Erinnerung: Du wolltest mich töten! Also sag mir jetzt, wer du bist!”, gab Kagome kühl zurück.
Kurz sah es so aus, als wollte ihr die Drachenyoukai allein für diese Frage an die Kehle gehen, doch dann veränderte sich etwas im Blick der Schwarzhaarigen. Aus irgendeinem Grund hatte die Miko das Gefühl, als würde das Feuer, dass bisher in den eisblauen Augen der Anderen gebrannt hatte, kleiner werden, wenn nicht sogar ganz erlischen.
“Sakura.”, gab die Youkai in diesem Augenblick leise zur Antwort.
Irritiert von dem plötzlichen Stimmungswechsel der Drachenyoukai lies Kagome ihren Bogen sinken, ehe sie den Pfeil, der immer noch an der Sehne lag, zurück in ihren Köcher steckte.
“Und warum wolltest du mich töten?”
Kurz lies Sakura den Kopf hängen. Sie hätte dieser verdammten Menschenfrau nur liebend gern für ihre Unverschämtheit den Kopf abgeschlagen, aber leider ging das nun nicht mehr. Unwissentlich befand sie sich nun in einer ähnlichen Situation, wie Riko noch vor einigen Tagen. Die Miko hätte sie eben töten können, konnte es immer noch, aber sie tat es nicht und es sah auch nicht so aus, als wollte sie das in naher Zukunft noch tun. Das hieß dann wohl oder übel, dass der Miko das Leben gehörte, dass sie ihr eben hätte nehmen können. Sakura gab es nur ungern zu, doch sie stand nun in einer Lebensschuld bei einem Menschen! Nie hätte sie es sich ausmalen können, dass sie so weit sinken könnte!
“Ich wollte euch nicht töten… Herrin”, diese Miko hatte ja keine Ahnung, wie schwer es ihr fiel, diese Worte über die Lippen zu bringen!
Kurz hielt die Schwarzhaarige scheinbar verwirrt inne. Bei diesem Anblick spiegelte sich leichte Verachtung in Sakuras Augen. Wie hatte sie es nur fertig bringen können, von einem solchen Menschen besiegt zu werden?
“Warum hast du mich dann angegriffen?”
“Ich wollte Euch austauschen… Herrin. Ein Kamerad von mir wurde von Inuyoukai gefangen genommen. Ich dachte, sie würden ihn mir überlassen, würde ich ihnen eine mächtige Miko im Gegenzug bringen.”, erklärte die Drachenyoukai mir gepresster Stimme. Sie hasste es! Sie hasste es jetzt schon, dieser verdammten Miko Rede und Antwort stehen zu müssen!
“Ich werde dich gleich losmachen…”, kündigte die Miko in diesem Augenblick an, “wenn du schwörst mich nicht anzugreifen und mir einige Fragen zu beantworten.”
“Ich werde Euren Wünschen folgen leisten.”, presste Sakura gezwungen hervor, während sie leicht den Kopf senkte. Innerlich rechnete sie nicht damit, dass die Priesterin sie nach einem solch unterdrücktem Geständnis befreien würde, doch offensichtlich war diese Menschenfrau noch naiver, als sie gedacht hatte. Direkt nachdem sie geendet hatte, schritt die Schwarzhaarige auf sie zu und zog den ersten der beiden Pfeile aus dem Baum, der sei selbst an den Stamm gefesselt hatte. Dabei berührte die Hand der Miko fast ihren Arm, in dem sich prompt ein warnendes Kribbeln ausbreitete. Überrascht zog Sakura eine Augenbraue in die Höhe, als sie den Bannkreis erkannte, der die Priesterin umgab. Offensichtlich war dieses Menschenweib doch nicht allzu naiv und dennoch…. Wenn sie sich anstrengte, dann könnte sie den Bannkreis um die Miko herum durchbrechen…. In diesem Augenblick bückte sich die Priesterin, um noch den zweiten Pfeil aus dem Baumstamm zu ziehen und offenbarte Sakura dabei wahrscheinlich unwissentlich ihren Nacken. Kurz leckte sich die Drachenyoukai über die Lippen. Sie konnte bereits die Hälfte ihres Körpers wieder bewegen. Wenn sie sich jetzt einfach nur vorbeugte, ganz schnell, und von ihren Klauen Gebrauch machte… es wäre so einfach.
Innerlich verfluchte Sakura ihr inneres Ehrgefühl, während sie die Augen schloss, um sich wieder zu beruhigen. Immerhin hatte sie ihr Wort gegeben!
In diesem Augenblick hatte die Miko auch den zweiten Pfeil herausgezogen und die Drachenyoukai konnte spüren, wie sie sofort einen großen Schritt zurücktrat. Innerlich war Sakura versucht trocken aufzulachen, während sie ihre Augen wieder öffnete und ihre Gegenüber fest ansah.
“Mein Name ist Kagome.”, stellte sich die Priesterin in diesem Augenblick vor. “Du hast eben von den Inuyoukai gesprochen…?”
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Ich weis, ich weis! Es tut mir leid! *verbeug* Es hat echt ewig mit diesem Kap gedauert und dann ist es noch nicht einmal sehr lang!
Aber nächste Woche fangen bei uns die zentralen Abschlussprüfungen an und da bleibt halt kaum Zeit fürs Schreiben! Deswegen wird auch das nächste Kap wahrscheinlich nicht allzu schnell on kommen. Ich versuch aber, mich zu beeilen!
So, jetzt aber mal zum Kap: So langsam aber sicher kommt Bewegung in die ganze Situation und Kago hat eine wahrscheinlich nicht allzu vertrauensselige Begleiterin gefunden. Würd mich wie immer über Kommies freun^^*lieb guck*
Bye,
_Corchen_
P.S.: Wer will kann ja mal bei meiner FF “Im Schatten des Mondes” vorbeischauen, die ich vor nicht allzu langer Zeit (und trotz Zeitnot*schäm*) on gestellt hab. Darin geht es um Sess und eine Hanyou/Youkai/Mensch(?) mit zweifelhafter Vergangenheit.