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Das Leben geht weiter

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Ungewisse Zukunft

„Das könnte ich dich genauso gut fragen“, meinte Benedikt zu mir und verschränkte seine Arme. „Also ich höre?“

Nein er schien nicht besonders gut gelaunt zu sein. Das sah man ihm nicht nur an, sondern man hörte es ihm auch an. Ich warf kurz einen Blick zu Jules und zu Per und mir war sofort klar wer ihn wohl angerufen haben musste. Langsam drehte ich meinen Kopf wieder zu Benedikt.

„Ich war am Grab meines besten Freundes und wollte jetzt gerade wieder nach Hause fahren“, sagte ich bemüht ruhig und sah ihn an, wobei ich eher durch ihn hindurch sah, als ihn direkt anzuschauen.

„Es ist also für dich etwas vollkommen normales mitten in der Nacht über Friedhöfe zu schleichen, stundenlang im Regen unterwegs zu sein und dann so als sei nichts geschehen wieder nach Hause zu fahren?“

„Ja das ist es.“

„Nein verdammt das ist es nicht!“, kam es laut von Benedikt der mit der flachen Hand auf das Autodach schlug. Es hatte so einen lauten Knall gelassen, dass ich vor lauter Schreck zusammen zuckte. Hätte ich noch etwas in der Hand gehalten, wäre das jetzt wohl auch auf den Boden geflogen. So aufgebracht hatte ich ihn noch nie erlebt und um ehrlich zu sein, machte mir das gerade ein klein wenig Angst.

„Aber ich...“, fing ich an, doch bei dem Blick den er mir in diesem Moment zuwarf, blieb mir der restliche Satz wortwörtlich im Hals stecken.

„Ich will jetzt endlich wissen was hier los ist“, sagte er wieder laut und seine Augen funkelten wütend. „Ich will wissen warum mich Max heute schon keine Ahnung wie oft angerufen hat und nachgefragt hat, ob ich wüsste wo du steckst. Ich will wissen warum du mitten in der Nacht hier bist und ich möchte wissen warum mich Per anruft und meint ich müsste dringend kommen. Ich will es jetzt hören und ich will die Wahrheit wissen. Haben wir uns da verstanden?“

„Aber ich...“, fing ich wieder leise an und hatte mittlerweile meinen Blick zu Boden gesenkt.

„Haben... wir... uns... da... verstanden?!“, wiederholte Benedikt seine letzten Worte noch einmal laut und betonte jedes einzelne Wort mehr als nur deutlich.

„Ich bin ja nicht taub“, meinte ich nur und verzog das Gesicht. Ich war zwar gerade beinahe vor ein Auto gelaufen, aber schwerhörig war ich deswegen noch lange nicht.

„Jetzt hörst du mir mal gut zu“, meinte er wütend und packte mich mit den Händen an den Schultern. „Es ist 3 Uhr in der Früh, ich habe einen langen Tag vor mir, noch kein Auge zugetan und habe ehrlich gesagt absolut keine Lust mir hier jetzt irgendwelche Ausflüchte von dir anzuhören. Ich will jetzt sofort wissen was hier los ist!“

Ich verzog wieder leicht das Gesicht, doch dieses Mal nicht weil er laut war, sondern weil sein Griff mehr als nur unangenehm war.

„Dann frag doch die wenn du es unbedingt wissen willst“, antwortete ich ihm trotzig, obgleich ich wusste dass es ihn wohl nur noch ärgerlicher machen würde. „Ich habe dich nicht gebeten hier her zu kommen. Ich komme auch alleine klar!“

„Du kommst alleine klar?“, kam es mit zweifelndem Unterton von Benedikt der mich für einen kurzen Moment musterte. „Sicherlich tust du das nicht, sonst würdest du nicht aussehen wie quer durch die Pfütze gezogen und noch weniger passt es zu all dem anderen was ich so gehört habe.“

„Ja und? Es ist immer noch mein Leben!“, meinte ich, doch in diesem Moment schlug er wieder mit der flachen Hand auf das Autodach, doch dieses Mal auf die Stelle, die direkt neben meinem Kopf lag. Mit großen Augen sah ich ihn an. Zum ersten Male wusste ich wirklich nicht was in ihm vorging. Ich konnte ihn absolut nicht einschätzen und das ließ sämtliche Schutzmauern auf einmal in sich zusammenstürzen.

„Ich will Antworten... SOFORT!“

„Es tut mir leid“, murmelte ich und zog meinen Kopf zwischen die Schultern. Ja es hörte sich vielleicht komisch an, aber ich hatte Angst. Angst davor dass seine Hand das nächste Mal nicht auf das Autodach schlagen würde. Ich traute ihm so etwas nicht zu, aber ein Mensch der so wütend war, der war wohl zu Dingen fähig, die er sonst nicht tun würde.

„Hörst du mir eigentlich verdammt nochmal zu!? Ich will keine Entschuldigungen sondern Erklärungen!“

Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen und in der Hoffnung es irgendwie verhindern zu können, blinzelte ich, aber es war vergebens. Müde ließ ich mich mit dem Rücken gegen das Auto fallen und wischte mir mit dem Handrücken über die Augen.

„Sie haben es alle gewusst“, sagte ich leise und meine Stimme hatte das Zittern angefangen. „Sie haben es gewusst und mir nichts gesagt... Sie alle haben mich belogen.“

Wieder wischte ich mir mit dem Handrücken über die Augen, aber das machte die Sache nicht viel besser. Also beließ ich es dabei und verschränkte stattdessen meine Arme.

„Was haben alle gewusst?“, fragte Benedikt nach und sah mich mit direktem Blick an.

„Max... Er... Er hat...“, stammelte ich, aber ich brachte es einfach nicht über meine Lippen. Alleine der Gedanke daran gab mir das Gefühl jemand würde mir das Herz aus der Brust reißen. Wie sollte ich es da noch aussprechen können? Ich wandte mein Gesicht zur Seite, denn ich konnte den Blick von Benedikt einfach nicht länger ertragen. Dieser jedoch lenkte seinen Blick zu Jules und Per. So langsam schien er zu verstehen was hier los war, auch wenn er nicht alles wusste. Aber er ahnte den Grund den alles hier hatte und der gefiel ihm überhaupt nicht. Ja das würde mehr als nur einen Sinn ergeben. Er nahm seine Hände von meinen Schultern und fuhr sich damit über das Gesicht, ehe mich einfach in seine Arme nahm.

„Gott was hat der dumme Junge nur angerichtet“, seufzte er leise und schüttelte leicht seinen Kopf.

Ich wusste nicht was in diesem Moment mit mir geschah, aber ich legte meine Arme um ihn und drückte mich an ihn. Tränen liefen mir über die Wangen und mein Körper zitterte.

„Er hat mich betrogen und sie alle haben es gewusst“, sprudelte es aus mir heraus, während ich mich einfach an ihm festhielt. „Sie haben mich alle belogen und gesagt es sei nichts schlimmes... Er hat mich betrogen und ich war so naiv zu glauben mir könnte so etwas nicht passieren... Ich war so dumm und habe geglaubt er würde mich lieben aber das tut er nicht... Wenn er es tun würde, dann hätte er mich nicht betrogen... Warum bin ich nicht mit nach Hamburg gefahren... Wieso? Wenn ich da gewesen wäre, dann hätte er es nicht getan... Dann wäre das alles nicht passiert... Ich habe alles... alles falsch gemacht... Ich habe ihn im Stich gelassen... Ich war nicht da als er mich brauchte... Ich bin schuld.... Ich konnte ihm nicht das geben was er brauchte... Ich hab mir alles kaputt gemacht... Alles...“

„Schhhh“, murmelte Benedikt leise und fuhr mir mit der Hand sachte über den Kopf. Hatte er also mit seiner Ahnung recht behalten, aber er wünschte sich in diesem Moment nichts mehr, als dass er falsch gelegen hätte. Er hätte es sich doch denken können als er das erste Mal mit Max geredet hatte, er hätte es doch schon ahnen müssen, als sie am Dienstag im Büro aufgetaucht war, aber er hätte niemals gedacht dass Max wirklich ein solcher Fehltritt unterlaufen könnte. Sicherlich war Max kein Kind von Traurigkeit gewesen, aber er hatte wirklich gedacht, dass es dieses Mal anders sein würde, aber da hatte er sich wohl auch ein wenig getäuscht. Er wüsste in diesem Moment zu gerne was Max dazu bewegt hatte mit einer Anderen ins Bett zu gehen, während seine eigene Freundin daheim auf ihn wartete. Aber jetzt war nicht der Augenblick um so etwas in Erfahrung zu bringen. Dafür war später auch noch genügend Zeit. Ja er würde wohl mal ein ernstes Wörtchen mit Max reden müssen, auch wenn ihm das vermutlich gar nicht passte. Aber es wurde endlich mal Zeit, dass der Junge erwachsen wurde und lernte, dass das Leben kein Spiel war das man jederzeit von vorne beginnen konnte. Dass alles was man tat seine Folgen hatte und nicht alles mit einer simplen Erklärung wieder gut gemacht werden konnte. Nein dieses Mal hatte er wirklich einen riesen Fehler gemacht.

„Ich weiß doch nicht mehr was ich tun soll“, fing ich wieder an zum sprechen. „Ich kann ihn nicht mehr sehen und trotzdem... Trotzdem vermisse ich ihn... Seine Stimme tut mir in den Ohren weh und dennoch höre ich sie in meinem Kopf... Wenn er mich berührt tauchen Bilder in meinem Kopf auf die ich nicht sehen will und dennoch... dennoch wünschte ich, ich könnte ihn spüren.... Ich stehe zwischen 2 Stühlen und weiß nicht auf welchen ich mich setzen soll... Der eine jagt mir Angst ein und ich will ihn auch nicht... Der Andere...Er ist mir so vertraut und trotzdem so fremd... Ich will doch einfach nur meine Zukunft zurück...“

Ich trat einen kleinen Schritt zurück und sah Benedikt aus verquollenen Augen an.

„Eine Zukunft von der ich genau weiß, dass es nicht mehr die gleiche sein wird die sie einmal war.“

Benedikt legte mir seine Hände auf die Schultern und sah mich mit einem ruhigen Blick an. Er wusste wohl genau was ich damit meinte und er schien verstehen zu können was in mir vorging. Er hatte mir nicht erzählt wie schlecht es Max doch ginge und wie leid ihm alles tun würde. Er hatte nicht gesagt dass alles wieder gut werden würde obwohl er genau wusste dass es so einfach nicht war. Nein er hatte einfach nur zugehört und war für mich da gewesen.

„Nein du hast recht, es wird nicht mehr die gleiche sein“, sagte er leise und ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen. „Sie wird anders sein, aber dennoch gibt es sie noch. Du bräuchtest nur die Hand ausstrecken und zugreifen und du würdest sie wieder in deinen Händen halten. Es liegt alleine an dir ob es sie weiterhin geben wird oder ob die Zukunft zur Vergangenheit wird.“

Mit einem etwas fragenden Blick sah ich Benedikt an. Ich verstand nicht so recht was er mir damit jetzt sagen wollte. Er hatte wieder einmal in seinen ganz eigenen Rätseln gesprochen und es würde wohl ein Weilchen dauern bis mir klar wurde was er damit hatte ausdrücken wollen. Es hatte Tage gedauert bis ich verstanden hatte was er mir damals auf dem Dach des Busses hatte sagen wollen und jetzt würde es wohl nicht anders sein.

„Aber weder ist jetzt der richtige Zeitpunkt noch der passende Ort an dem du dir Gedanken machen solltest“, sprach er ruhig und sah dann zu Jules und Per die zwar langsam näher gekommen waren, aber sich nicht getraut hatten etwas zu sagen und schon gar nicht am Anfang. Für einen gewissen Moment lang hatte sich Per sogar gefragt gehabt, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war Benedikt anzurufen, aber er hatte einfach das Gefühl gehabt, dass er und Jules es nicht hinbekommen würden. Jetzt war er erleichtert und froh darüber, dass er doch getan hatte.

„Was ist jetzt?“, fragte Jules leise und sah unsicher zwischen Benedikt und mir hin und her. Sie kannte Benedikt kaum und wusste daher auch nicht so wirklich wie sie mit ihm umgehen sollte.

„Ihr werdet jetzt heim gehen und Max sagen, dass er vorerst wieder bei seiner Mutter wohnen wird“, meinte Benedikt zu Jules.

„Und wie sollen wir ihm das klar machen?“, fragte Per der sich nervös mit der Hand durch die Haare fuhr. Alleine der Gedanke das Max sagen zu müssen ließ es ihm schon schlecht werden.

„Das ist nicht mein Problem“, kam es von Benedikt der Per mit einem leichten Schulterzucken ansah. „Du bist mit ihm in Hamburg gewesen und du hättest ein Auge auf ihn haben können, also ist es auch dein Problem dir zu überlegen wie du ihm das beibringst.“

„Das ist jetzt nicht dein ernst oder?“, kam es fragend von Per der nicht so ganz glauben konnte was er da gerade gehört hatte.

„Doch es ist mein ernst und falls du auf die Idee kommen solltest mit mir jetzt darüber diskutieren zu wollen, dann vergesse die Idee gleich wieder. Ich werde mit dir nicht darüber diskutieren.“

„Ja aber...“, fing Per an, doch da fiel ihm Jules ins Wort.

„Was ist jetzt mir ihr?“, fragte Jules stattdessen und warf mir einen Blick zu. Sie hatte wirklich ein schlechtes Gewissen weil sie mich belogen hatte und auch wegen der falschen Hoffnung auf eine gewisse Zukunft die sie mich hat machen lassen.

„Ich werde sie jetzt erst einmal mit zu mir nehmen bevor sie noch weitere dumme Einfälle hat“, sagte Benedikt zu Jules und zog seine Jacke aus um sie mir um die Schultern zu legen. „Außerdem möchte ich sie jetzt nur ungern alleine lassen und auf dich ist sie ja verständlicherweise alles andere als gut zu sprechen, also kann ich sie bei dir nicht lassen.“

Eine gewisse Röte überzog Jules Wangen und sie senkte den Blick. Er hatte ja recht mit dem was er sagte und auch wenn es nicht gerade angenehm war sein Verhalten unter die Nase gerieben zu bekommen, so war sie froh, dass er jetzt hier war.

„Jetzt mach aber mal 'nen Punkt“, kam es von Per, dem es wiederum gar nicht passte wie Benedikt mit Jules umsprang. Sie hatten alle Fehler gemacht, aber das war doch noch lange kein Grund so mit jemanden zu reden.

„Ist schon Ok“, meinte Jules zu Per, legte ihm die Hand auf den Arm und schüttelte dabei Kopf. Dann richtete sie ihren Blick wieder zu Benedikt. „Pass bitte gut auf sie auf.“

„Werde ich“, meinte Benedikt ruhig und kramte in seiner Hosentasche nach seinem Autoschlüssel. Ich hatte von der Unterhaltung nicht gerade viel mitbekommen, denn es lief einfach alles wie ein Film an mir vorbei. Ein Film den man sah, aber doch nicht sah. Nein es waren andere Bilder die mich gefangen hielten und die sich immer und immer wieder wiederholten. Ich hörte immer und immer wieder die Worte die er mir gesagt hatte und die alles zum einstürzen gebracht hatten. Ich merkte nicht einmal wie mich Benedikt auf seine Arme hob und zu seinem Auto trug. Mein Kopf legte sich beinahe wie aus Gewohnheit auf seine Schulter. Im Moment wollte ich einfach nur schlafen. Schlafen und von einer wunderschönen und friedlichen Zukunft träumen. Ein Traum aus dem ich nie wieder aufwachen wollte.



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