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Das Leben geht weiter

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Überredungskünste

Max saß auf dem Bett und hatte seine Gitarre auf dem Schoß und einen Stift in der Hand. Immer und immer wieder las er sich die wenigen Zeilen durch, änderte mal hier und mal da ein Wort, ehe er den Stift weg legte und sich wieder seine Gitarre widmete. Schon seit Stunden saß er so da und versuchte die Wort- und Melodiefetzen die in seinem Kopf herum huschten zu einem Song zusammen zu fügen. Während ihm die Melodie so gut wie keine Schwierigkeiten machte, so trieb ihn der Text beinahe in den Wahnsinn. Egal was er auch auf schrieb, nach nur wenigen Minuten passte es schon wieder nicht mehr. Die richtigen Worte wollten ihm einfach nicht kommen. Nicht weil er nicht gewusst hätte was schreiben, sondern er wollte einfach die perfekten Worte finden. Nicht etwa die dritte oder zweite Wahl, sondern nur die erste Wahl kam für ihn bei diesem Song in Frage. Aber es war nicht gerade leicht, besonders nicht dann, wenn man mit den Gedanken vollkommen woanders war. So wie Max wieder einmal mit seinen Gedanken woanders war. Ständig fragte er sich, wie es wohl Andrea gehen würde, was sie machte oder wo sie war. Es waren nun 2 Wochen vergangen ohne dass es von ihr ein Lebenszeichen gegeben hätte, noch hatte er eine Idee wo sie sich aufhalten konnte. Sicherlich hatte er bereits versucht Benedikt zum reden zu bringen, aber dieser hatte eisern geschwiegen. Maxs Blick glitt von dem Blatt Papier vor seinen Beinen hinaus aus dem Fenster. Es war ein wolkenverhangener Tag und immer wieder prasselten feine Regentropfen gegen das Fenster. Man konnte fast sagen, das trübselige Wetter passte hervorragend zu seiner Stimmung. Eine Stimmung die für die Leute in seiner nahen Umgebung so langsam aber sicher zu einer Belastung wurde. Man konnte ihn kaum noch dazu bringen mal etwas zu unternehmen, einfach mal unter die Leute zu gehen um auf andere Gedanken zu kommen. Der einzige Grund für Max sein Zimmer zu verlassen waren die gemeinsamen Proben, bei denen er aber auch nicht immer voll da war. Oft genug kam es vor dass er den Text vergaß, Akkorde vergaß oder seinen Einsatz. Egal wo er sich auch befand, egal mit wem er unterwegs war, seine Gedanken befanden sich grundsätzlich an einem anderen Ort. Einem Ort von dem er keine Ahnung hatte wo er lag, sondern von dem er nur wusste dass sich dort eine Person aufhielt, die er liebte. Eine Person die er vermisste und von der er niemals vermutet hatte, dass sie sein Leben so sehr verändern würde. Er konnte sich noch genau an den Abend erinnern, als sie sich gegenseitig beinahe an die Gurgel gegangen waren. Den ganzen Tag über hatten sie sich angeschwiegen, weil jeder vom Anderen gedacht hatte, dass ihm das was passiert war, egal gewesen sei. Dabei hatten sie beide das Gleiche empfunden. Max hatte in letzter Zeit sehr oft über die vergangene Tour nachgedacht und sich von den Bildern in seinem Kopf einfach treiben lassen. Für einen winzigen Moment huschte ein schwaches Lächeln über seine Lippen, als er an das erste Aufeinandertreffen zurück dachte. Wie sie mit dem Kopf im Motorraum ihres Wagens gesteckt hatte und ihm ein gesalzenes Kommentar an den Kopf geworfen hatte. Nein sie war wirklich nicht auf den Mund gefallen wie sie an vielen weiteren Tagen oft genug bewiesen hatte. Nichts hatte sie so schnell aus der Bahn geworfen und sie hatte jede Schwierigkeit mit Bravour gemeistert, doch an dieser Herausforderung schienen sie wohl jetzt Beide zu scheitern. Aber sie durften einfach nicht scheitern. Es musste doch einen Weg geben, der ihre aktuell getrennten Wege wieder zusammen führte. Es konnte doch nicht ewig so weitergehen und Max wollte das auch nicht. Er, die Beziehung... Einfach alles hing gerade in der Schwebe und weder gab es Anzeichen dafür, dass alles vorbei war. Noch gab es Anzeichen dafür, dass alles wieder gut werden würde. Jeder Tag kam und ging wie der davor – Ohne ein Lebenszeichen. Leicht glitten seine Finger über die Saiten der Gitarre, während sein Blick noch immer aus dem Fenster gerichtet waren. Es hatte wieder leicht zu regnen angefangen und dünne Rinnsale bildeten sich auf dem Glas. Wenn man genau hinsah konnte man das leichte, bunte Schimmern des sich darin brechenden Lichtes erkennen. Leise seufzte Max auf und langte nach dem Stift, den er neben sich gelegt hatte. Mit wenigen Handbewegungen hatte er das Wort „Empty“ oben auf das Blatt geschrieben auf dem kaum mehr etwas richtig zu lesen war, da so oft verbessert und verändert worden war. Das Wort drückte genau das aus, was er fühlte – Leere.

Sein Leben hatte sich nicht verändert und doch auch wieder schon. Vieles war gleich geblieben, aber es fühlte sich nicht mehr so an wie früher. Die Straßen von Berlin waren noch immer so voll wie sonst, aber trotzdem kamen sie ihm leer vor. Wenn er sich mal dazu durchringen konnte Abends weg zu gehen, dann ging er in die gleichen Locations wie zuvor auch, aber sie fühlten sich nicht mehr so gemütlich an wie zuvor. Die Menschen um ihn herum, waren noch immer die selben und trotzdem kamen sie ihm vor wie Fremde. Er sah vieles nun mit anderen Augen, versuchte hinter die Dinge zu blicken und sich nicht von dem offensichtlichen beeinflussen zu lassen. Nicht alles war immer so wie es auf dem ersten Blick aussah. Eine Erfahrung die er auf schmerzvolle Art und Weise hatte lernen müssen. Aber er hatte gelernt und auch wenn er vieles verloren hatte, so hatte er dennoch etwas gewonnen. Wissen und Erfahrung, die ihn davor bewahren würden, die gleichen Fehler noch einmal zu begehen.
 

I just don’t know what to do

There’s an empty space in my heart for you
 

Max legte den Stift wieder neben sich auf das Bett und erneut glitten seine Finger über die Saiten. Leicht hielt er seine Augen dabei geschlossen und konzentrierte sich auf das Bild was vor seinem geistigen Auge auftauchte. Ein Bild, welches ihm ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte, das einzige was seine Tage im Moment noch erhellen konnte. Aber mit jedem Tag der verging, wurde das Licht dunkler und der Schmerz größer. Manchmal hatte er das Gefühl einfach durch zu drehen, die Wände hochgehen zu können, einfach alles hin zu werfen. Nicht nur einmal war in dieser Phase etwas quer durchs Zimmer geflogen, aber das war die einzige Möglichkeit die er hatte, doch nicht durch zu drehen. Vieles kam ihm auf einmal so sinnlos vor, als verschwendete Zeit, dass er sich bemühen musste sie in Angriff zu nehmen.
 

I hate the playin’ around

I got to learn to keep what I found
 

Aber ihm war klar, dass er nicht aufgeben durfte, dass er weitermachen musste, auch wenn es ihm manchmal schwer fiel. Eine Stimme sagte ihm einfach, dass es Andrea wohl am wenigsten gewollt hätte, dass er aufgab. Sicherlich hatte er aus genau diesem Grund öfters mal mit dem Gedanken gespielt es doch zu tun um sie auf diese Art und Weise zu einer Reaktion zu zwingen. Sie so dazu zu bringen Kontakt mit ihm auf zu nehmen, aber nach wenigen Minuten schon war ihm klar, dass es das nicht war, was er wollt. Er wollte es aus eigener Kraft schaffen sie zurück zu gewinnen. Er wusste dass er es schaffen konnte, er musste nur noch einen Weg finden.
 

There’s only one girl’s heart that I want to steal

And this time I want it for real
 

Das Klingeln seines Handys riss Max aus seinen Gedanken und nur widerwillig legte er die Gitarre beiseite und griff nach dem Telefon.

„Was gibt’s?“, fragte er ein wenig murrend ins Telefon.

„Wie sieht's aus mit heute Abend einen trinken gehen?“, kam es von Per, der am anderen Ende der Leitung war.

„Schlecht weil keinen Bock“, meinte Max und sein Blick glitt wieder aus dem Fenster.

„Das haben wir uns schon fast gedacht und deswegen stehen wir auch vor der Türe um dich mit zu nehmen.“

„Dann war euer Weg umsonst weil ich mache die Türe nicht auf.“

„Brauchst du auch nicht, denn das hat deine Schwester schon gemacht, die wir vor dir angerufen haben.“

„Dann geht mit ihr weg, aber lasst mich in Ruhe ich hab keinen Bock“, kam es genervt von Max, den zwar die Versuche seiner Freunde ehrte, die ihm aber doch manchmal auf den Geist gingen.

„Max du kannst doch nicht ewig nur in deinem Zimmer hocken“, meinte Per am Telefon und öffnete gleichzeitig die Türe und kam ins Zimmer. Das Handy steckte er in seine Hosentasche, während er Max ansah. „Seit Tagen gehst du nur raus wenn es sich nicht verhindern lässt und wären die Proben nicht, würdest du wohl gar nicht mehr aus dem Haus gehen.“

„Ja und? Das ist doch mein Problem oder?“, sprach Max und warf das Handy auf das Bett. „Was mischt ihr euch da eigentlich alle ein?“

„Weil wir deine Freunde sind und keine Lust haben zu zuschauen wie du dich hier aufgibst.“

„Zwingt euch ja keiner hin zu schauen“, murmelte Max und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.

Per überhörte das gemurmelte Kommentar und zog sich stattdessen einen Stuhl heran, während Tim und Stefan auf dem Schreibtisch Platz nahmen.

„Es ist doof gelaufen, läuft noch immer doof, aber das ist doch trotzdem kein Grund sich in seinem Zimmer zu verstecken“, meinte nun Stefan und sah Max an.

„Ich verstecke mich überhaupt nicht“, widersprach Max und streckte seine Beine aus.

„Ach nein? Wie nennst du es dann wenn du alles und jedem aus dem Weg gehst, dich hier verbunkerst und niemanden mehr an dich ran lässt? Urlaub machen?“

„Ich habe nur schlichtweg keine Lust raus zu gehen Tim“, sagte Max und verdrehte die Augen. „Keinen Bock mit einem Grinsen durch die Welt zu laufen, wenn es mir nicht danach zu Mute ist. Ist doch so schwer nicht zu verstehen oder?“

„Dass du im Moment nicht gut drauf bist, das merken wir alle“, sagte Per und sah kurz zwischen allen hin und her. „Meinst du für uns ist die aktuelle Lage einfacher? Sicherlich wir haben es nicht so schwer wie du, aber deine Launen gehen uns auch an die Substanz. An dem einen Tag sprichst du kaum ein Wort, im nächsten Moment brüllst du in der Gegend herum und kurz darauf sitzt du schweigsam und abwesend in einer Ecke. Wir haben keine Ahnung welcher Gefühlsausbruch als nächstes kommt, müssen jederzeit mit allem rechen, aber trotzdem gehen wir dir nicht aus dem Weg.“

„Genau“, meinte Stefan und nickte Per zu. „Wir sind eine Band, wir sind Freunde und Scheiße überlege dir doch mal wie lange wir uns alle schon kennen. Du glaubst doch nicht wirklich wir schauen tatenlos zu wie einer von uns in seinem Zimmer Spinnweben ansetzt? Da hast du dich aber geschnitten.“

„Liebeskummer ist hart, aber nicht gleich das Ende der Welt“, meinte Tim und sprach weiter bevor Max ihm ins Wort fallen könnte. „Und ja ich weiß was Liebeskummer ist. Ich befand mich selbst schon in so einer Lage und weiß wie du dich fühlen musst. Alles scheint so sinnlos, so nutzlos und am liebsten würde man einfach nur schlafen und nicht mehr aufwachen richtig? Aber genau das ist der falsche Weg. Man darf nicht zurück schauen, sondern man muss nach vorne schauen. Nicht die Vergangenheit ist von Belangen sondern die Zukunft.“

„Sag mal Tim hast du heute deine Nase zu tief in ein Phrasenlexikon geworfen?“, fragte Per mit leicht hochgezogenen Augenbrauen.

„Entweder das oder er besucht heimlich einen Philosophiekurs“, meinte Stefan und bekam dafür von Tim eins gegen den Arm.

„Naja wo er recht hat, hat er recht“, kam es von Max, auf dessen Gesicht sich doch tatsächlich ein Grinsen gebildet hatte.

„Juhuu ich habe mal Recht bekommen“, lachte Tim und hüpfte um den Tisch herum, ehe er sich wieder setzte.

„Ich glaube das hättest du jetzt besser nicht tun sollen, weil das reibt er uns jetzt bestimmt die nächsten 3 Tage unter die Nase“, seufzte Stefan gespielt auf.

„Also was ist jetzt? Kommst du mit oder kommst du mit?“, fragte Per und sah Max abwartend an.

„Habe ich eine andere Wahl?“, fragte Max, auch wenn er sich die Antwort schon denken konnte.

„Ähm.... Nein“, sagte Stefan grinsend und rutschte vom Tisch.

„Und solltest du versuchen dich zu wehren, dann haben wir auch schon eine passende Lösung“, meinte Tim und kramte ein paar Plüschhandschellen unter seinem Pullover hervor und ließ sie an seinem Zeigefinger baumeln.

„Ihr habt doch alle einen Sprung in der Schüssel“, kam es von Max, der sich beim Anblick der Handschellen an den Kopf langen musste. „Und nein ich will nicht wissen woher ihr die habt.“

„Mag sein dass wir einen an der Klatsche haben, aber alles erfolgt im Auftrag der Guten Tat“, lachte Per und stellte den Stuhl zurück an seinen Platz.

„Ok Ok... Bei Drei gegen Einen hab ich wohl keine andere Wahl“, seufzte Max und erhob sich vom Bett. „Aber ich schwöre euch... Sollte irgendwann einmal jemand von euch in der gleichen Lage befinden wie ich mich gerade, dann gehe ich ihm genauso auf den Keks wie ihr mir.“

„Ach komm schon... Gib doch zu dass du uns lieb hast“, feixte Per, brachte sich aber besser in Sicherheit. Zu sehr sollte man es dann vielleicht doch nicht übertreiben.

„Und wie“, kam es von Ironie nur so tropfend von Max, der sich gerade umzog.

„Genau das wollten wir von dir doch nur hören“, lachte Stefan und steckte seine Hände in die Hosentasche. Es war ja doch besser gelaufen als ursprünglich erwartet und die Luftveränderung würde Max bestimmt gut tun. Sie drei würden schon dafür sorgen dass er mal auf andere Gedanken kam und mal abschalten konnte. So konnte es einfach nicht weiter gehen und wenn nicht bald etwas passierte, dann war das Chaos so oder so wohl perfekt. Im Moment hoffte er nur, dass das Konzert welches sie in wenigen Tagen hatten, nicht in so einem Fiasko endete, wie die letzte Probe. Irgendwie mussten sie Max wieder auf den Damm bringen, ansonsten würde das Konzert wohl das schlechteste in ihrer gesamten Laufbahn werden und das konnten sie sich einfach nicht leisten. Nicht zu diesem Zeitpunkt.
 

Erst spät in der Nacht kam Max wieder zurück nach Hause und er war irgendwie froh darüber das Haus verlassen zu haben und noch mehr froh war er darüber, solche Freunde zu haben. Sie hatten es tatsächlich geschafft ihn auf andere Gedanken zu bringen und das hatte ihm geholfen klar zu sehen. Er wusste jetzt genau was er zu tun hatte, auch wenn es für andere wohl verrückt, ja gerade zu wahnwitzig zu sein schien, für ihn war es das nicht. Er war sich sicher, so sicher wie er es noch niemals in seinem Leben gewesen war. Ja er hatte eine Entscheidung getroffen, von der er genau wusste dass sie seine Zukunft massiv beeinflussen würde, aber er würde den Schritt gehen und er wusste auch schon genau wann dieser Zeitpunkt sein würde. Alles hatte dort angefangen und nun würde dort ein weiteres Kapitel seinen Anfang finden.



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