Zum Inhalt der Seite

Das Blut der Lasair

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wo Land und Meer sich verschlingen...

Wo Land und Meer sich verschlingen…
 


 

Catherine saß schon seit Stunden am Meer und blickte in die Nacht hinaus. Lestat stand irgendwo hinter ihr und schien unbeteiligt durch die Gegend zu sehen.

„Warum setzt du dich eigentlich nicht zu mir?“ fragte Catherine plötzlich.

Er drehte den Kopf und bewegte sich einige Schritte scheinbar widerwillig auf Catherine zu. Er setzte sich neben sie, sagte aber nichts. Schweigen. Nur das Rauschen des Meeres und des Windes in dem höheren Gras durchbrach die Stille.

„Ich hoffe, das hier bringt etwas.“ flüsterte Catherine.

„Zumindest ist es nicht kalt.“ entgegnete Lestat, worauf Catherine nur die Augenbrauen hochziehen konnte.

„Dir vielleicht nicht.“ murmelte sie, worauf er grinste.

„Ich kann dich gerne in den Arm nehmen, dann wird dir bestimmt gleich wärmer.“ Catherine zog eine Grimasse und schüttelte leicht den Kopf.

„Nein, danke.“

„Dann eben nicht.“ entgegnete er gleichgültig.
 

„Weißt du, was man sich erzählt?“

„Was denn?“ fragte Catherine und wandte ihm den Kopf zu.

Er blickte stur geradeaus auf die Stelle, an der das Meer sich langsam zurückzuziehen begann. Die Spitzen von regelmäßigen Felsen waren schon zu erkennen.

„Diese heiligen Steinkreise sollen eine große Macht besitzen. Sie sollen die Wünsche der Menschen offenbaren.“

„Tatsächlich? Ich hoffe ehrlich gesagt, dass sie uns etwas anderes offenbaren.“

„Du willst deine tiefsten Wünsche nicht wissen?“ Catherine lachte leise.

„Wenn ich sie wissen wollte, könnte ich dich fragen. Du weißt doch schon, dass mein tiefster und innigster Wunsch etwas mit dir zu tun hat… Was sagst du mir denn die ganze Zeit? Richtig: dass ich dich will und sonst nichts.“

„Das ist auch wieder wahr. Dann sind wir gar nicht auf die Runen angewiesen.“

„Ich denke eher, dass es ziemlich peinlich für dich wird, sollest du mit den Runen Recht haben. Dann kommt nämlich heraus, dass du mit meinem angeblichen tiefsten Wunsch nicht Recht hast.“ Lestat blickte Catherine herausfordernd an.

„Bist du dir da sicher?“

„Ziemlich.“

„Aber nicht ganz, oder?“

„Dafür scheinst du dir umso sicherer zu sein.“ Er nickte und hielt ihrem Blick stand, bis sie ihn abwendete. „Wie kann man nur so von sich überzeugt sein?“ murmelte sie vor sich hin und schüttelte den Kopf.

„Ich war schon immer so.“ entgegnete er gelassen. Catherine gab nur ein undefinierbares Geräusch von sich und schwieg wieder.
 

„Weiß du, was ich glaube?“ fragte er nach einer Weile.

„Nein.“ entgegnete sie.

„Ich werde auf jeden Fall Recht behalten.“

„Wieso?“

„Du hast keine Wünsche.“ behauptete er. Catherine sagte nichts, doch sie nickte kaum merklich.

Er hatte wahrscheinlich Recht, auch wenn er das mit Sicherheit selbst nicht ahnte. Sie hatte nie Träume leben können, denn als Kind hatte sie früh festgestellt, dass ihre nach einem normalen Leben sich nicht erfüllen würden. Und dann hatte sie die meisten Träume und Wünsche aufgegeben.

„Du hast ja nicht einmal den Wunsch, deinen Bruder zu sehen, nachdem du…“

„Nachdem ich ihn fast umgebracht habe? Nein, wirklich nicht.“

„Das wollte ich nicht sagen.“

„Was dann?“

„Du hast dein bisheriges Leben mit ihm verbracht. Und jetzt liegt er im städtischen Krankenhaus…“

„Ich habe auch mein bisheriges Leben der Bruderschaft gedient und sie war in gewisser Weise meine Familie. Und das hat sich auch geändert.“

„Menschen unterschätzen die Bande von Blut immer sehr.“ murmelte Lestat leise vor sich hin, doch Catherine hatte es gehört.

„Das ist eben so. Vielleicht kommt das daher, dass wir uns in unserer heutigen Zeit durch unsere Taten definieren und nicht durch unser Blut, das seit Generationen in unseren Adern fließt.“

„Immerhin ist dein Blut adlig.“

„Seit der französischen Revolution gibt es keine Unterschiede mehr – zumindest vor dem Gesetz nicht.“

„Die Revolution.“ wiederholte er nachdenklich.

„Ich wundere mich schon gar nicht mehr, dass meine Familie das Massaker überhaupt überstanden hat. Sie war in Paris, aber das kann doch auch nicht so sonderlich gesund gewesen sein.“ Er grinste leicht.

„Auf dem Land war es trotz allem schlimmer. Die Bauern waren außer sich. Das Abschlachten der Gutsherren und Adligen war von den politischen Drahtziehern in Paris nicht geplant.“ entgegnete Lestat. „Vielleicht hatte deine Familie Hilfe.“ fügte er hinzu. Catherine schaute ihn prüfend an. „Schau’ mich nicht so an! Ich war nicht an der Revolution beteiligt.“

„Du bist…“

„Nein, ich war damals schon der, der ich heute bin.“

„Ich hatte auch nicht erwartet, dass du es warst, der ihnen geholfen hat. Du kanntest diese Familie wahrscheinlich nicht einmal. Wer… Sie hatten wahrscheinlich Unterstützung von der Bruderschaft. Das ist doch die logische Erklärung für alles.“

Er nickte und schwieg wieder eine Weile, bevor er wieder auf das gemeinsame Blut zu sprechen kam.

„Glaubst du, dein Blut und das Blut deines Bruders ist gleich?“

„Wie meinst du das? Wir haben dieselben Eltern… Das denke ich zumindest.“ entgegnete sie, worauf Lestat nickte.

„Ja, das ist wahr, soweit ich das beurteilen kann.“

„Wieso kannst du das beurteilen?“

„Ich rieche es.“

„Im Blut? Du riechst das im Blut?“

„Teilweise. Man erkennt mit der Zeit verschiedene Noten und Akkorde… Das ist beinahe wie bei einem Parfum… und kann dann Verwandte ausmachen.“

„Faszinierend.“ murmelte Catherine. Er lachte leise.

„Dein Blut und das Blut deines Bruders, das an deiner Kleidung war, ist ähnlich, da es dieselben Noten besitzt, aber deines ist trotzdem ... anders.“

„Kann ich dich fragen, nach was mein Blut riecht? Kannst du mir das beschreiben?“ Er überlegte und meinte dann:

„Schwer.“

„Das hatte ich befürchtet.“

„Nein, es ist nicht schwer, das zu beschreiben. Dein Blut riecht schwer.“
 

Catherine blickte ihn an. Das war zwar kein Duft, aber immerhin. Ihr Blick fiel wieder auf den Steinkreis nach unten, der nun fast vollständig über Wasser stand. Sie machte Lestat darauf aufmerksam, der nickte.

„Ein bisschen Zeit haben wir noch.“

„Wofür?“ Er antwortete nicht, sondern ergriff mit der einen Hand ihre Finger und zog sie ein Stück näher zu sich. Catherine fürchtete sich nicht, doch die Situation empfand sie als etwas Befremdliches, dem sie vorzugsweise ausgewichen wäre, doch genauso stark war der Wille in ihr, genau das nicht zu tun.

„Darf ich?“ fragte er leise.

Seine Finger näherten sich ihrem Hals und hielten kurz davor inne, bis sie zaghaft nickte. Dann näherte er sich ihrem Gesicht, während ihre Blicke sich begegneten. Sie spürte seinen Atem leicht und errötete. Er lächelte und sie bemerkte, sie ruhig sie wurde. Langsam senkte er den Blick und den Kopf und strich mit seinem Atem an ihrer Haut über den Hals entlang. Sie zuckte zusammen, als sie seine Lippen ebenfalls auf ihrer Haut spürte und sie langsam ihren Weg zur Schlagader suchten.

„Ich warne dich.“ flüsterte sie, worauf er leise lachte.

„Keine Sorge, ich habe getrunken, bevor wir aufgebrochen sind. Und beherrschen kann ich mich schon, wenn ich will. Ich bin kein Tier.“

Catherine schloss die Augen. Wieso hatte sie sich so nach diesen Berührungen gesehnt? Riefen diese Steine etwa doch irgendetwas in ihr wach, das bisher tief in ihrem Inneren geschlummert hatte? War das möglich? War es möglich, dass Lestat gleich in beiden Angelegenheiten Recht behalten sollte? Seine Berührungen waren so anders als alle, die sie vorher von irgendwelchen männlichen Wesen erfahren hatte – so anders, so viel stärker. Sie ließ ihn einfach gewähren.

Lestat fuhr mit seinen Fingern über ihre Haut in ihrem Nacken und sog ihren Duft in sich ein. Er hatte so etwas noch nie wahrgenommen. Diese Vielfalt und diese Hitze, die von ihr ausging, raubten ihm fast den letzten Funken von Beherrschung, doch gleichzeitig war er bei genug Verstand, um durch eine einzige unüberlegte Tat, sich nicht immer dieses Gefühls zu berauben. Ein vom Tod erkalteter Körper bot für ihn nicht mehr den kleinsten Reiz. Sie lebte. Ihr Blut rauschte durch ihre Adern bis in ihr Herz und wieder zurück. Ihr Atem bebte unter seinen einfachen Berührungen. Lächelnd wusste er, dass er Recht gehabt hatte. Ihre Hände wanderten seinen Rücken hinauf und zogen ihn ein Stück näher an sich.

„Es riecht köstlich. Nach Erde. Süß und zugleich wild.“ meinte er und löste sich von ihr. Ihre Blicke begegneten sich. „Du wolltest doch wissen, wie dein Blut riecht. Jetzt weißt du es.“ fügte er hinzu und grinste sie an.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Engel-
2008-12-24T14:32:22+00:00 24.12.2008 15:32
Ich hab so gegrinst als sie ihre Gefühle für Lesti auf die Steine schiebt ^^
Von: abgemeldet
2008-08-13T16:09:59+00:00 13.08.2008 18:09
so.. da bin ich wieder.. hat ein bisschen gedauert, bis ich die beiden Kapitel lesen konnte, war ne Zeit lang nicht on..^^

ich schreib jetz einfach mal n kommi für beide kapis^^

alsoooo....

was sich da so zwischen lestat und cat entwickelt gefällt mir irgendwie :P Ich finds immer so lustig, wie er sie damit aufzieht, dass sie ihn ja sooo toll findet..
cat, warum verleugnest du es?^^ Jeder blinde merkt doch, das da was laufen wird xDD
jaja.. vom letzten kapitel den letzten abschnitt fand ich ja auch toll.. als er ihr blut "analysiert" *hihi*

bin gespannt was die alles auf ihrer reise so in erfahrung bringen.

find ich übrigens ganz ganz toll, dass du immer weiterschreibst, obwohl ich hier immoment (leider.. ich verstehs nicht) die einzige bin, die ein kommi hinterlässt... hier gibts bestimmt ganz ganz viele schwarzleser ;)

mach schnell weiter^^

Lg


Zurück