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Das Blut der Lasair

von

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Unvorhergesehener Zwischenfall

Unvorhergesehener Zwischenfall
 


 

Der Name kam ihr über die Lippen, als hätte sie ihn schon immer benutzt. Er klang so vertraut, doch sie bemerkte, dass er Marius und Elizabeth einen Ausdruck des Schreckens ins Gesicht schrieb. Elizabeth blieb einige Sekunden ruhig, dann erlangte sie ihre Fassung wieder.

„Ruhen Sie sich aus, Catherine. Die Vampire unter uns sollten daran denken, dass die Sonne bald aufgeht.“ meinte sie und wollte aus dem Raum gehen. Marius nickte und ging schon voraus.

„Warten Sie! Was wird nun geschehen?“ Elizabeth drehte sich noch einmal um und meinte:

„Wir wissen nicht, warum Sie ohne Ritual Ihren Namen erfahren haben. Wir wissen nicht, ob das überhaupt Ihr wahrer Name ist. Und wir müssen herausfinden, ob uns der Name ‚Lasair’ weiterbringt.“

„Das ist viel Arbeit. Ich werde Ihnen dabei helfen.“

„Nein, Sie brauchen Ruhe. Lea wollte soundso die ganze Zeit aufstehen. Heute werde ich es ihr erlauben. Sie wird mir helfen können.“ Elizabeth ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu.

„Moment! Es geht mir gut. Ich brauche keine Ruhe.“ Sie richtete sich ganz auf und stand auf. Sie fühlte sich gut. Sehr gut sogar.

Lestat beobachtete sie von der Seite, denn sie sah nicht danach aus, dass es ihr gut ging. Trotzdem schien es zu stimmen, denn sie bewegte sich ohne die geringste Schwäche oder Unsicherheit. Elizabeth starrte für kurze Zeit Catherine an und schüttelte dann energisch den Kopf.

„Lea wird mir trotzdem helfen. Gehen Sie spazieren… Oder lesen Sie ein Buch, aber ich möchte, dass Sie heute Ihren Geist mit etwas anderem beschäftigen.“ Catherine zog nur die Augenbrauen hoch und fragte sich, wie das gehen sollte, wenn sie hier war, doch schließlich nickte sie. „In Ordnung.“ meinte Elizabeth in großer Erleichterung mehr zu sich als zu Catherine oder Lestat und verließ wie Marius den Raum.

„Verstehst du das?“ fragte Catherine, als sie verschwunden war.

„Sie möchte, dass du dich schonst und heute die Dinge ruhig angehen lässt. Gibt es da etwas nicht zu verstehen?“ entgegnete Lestat und sah an ihr hinunter. Sie trug nur Hotpants und ein T-Shirt.

„Wie kann sie denken, dass ich mich jetzt aus allem heraushalten kann?“ murmelte sie und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Er zuckte die Schultern und wandte sich von ihr ab. „Lestat?“

„Hm?“ Er wandte sich nicht mehr um, sondern blieb einfach stehen und blickte leicht über seine Schulter zurück.

„Es tut mir leid. Das mit deinen Verletzungen.“

„Ist nicht weiter schlimm.“ meinte er nur und ging in den Keller, um sich wenigstens an diesem Tag hinzulegen.
 

Sie hatte ihn in ihrer Wut auf irgendetwas anderes fast zu glimmender, roter Asche verbrannt, doch das würde er für sich behalten. Er schlenderte langsam hinab in den Keller. Etwas Ruhe konnte nicht schaden, denn wenn er Marius nach seiner Rückkehr von Crossbost richtig verstanden hatte, gab es jetzt auch nichts für ihn zu tun. Lestat schob die Tür zu dem dunklen Raum auf, in dem die Vampire seit Wochen ihre Särge stehen hatten, und erblickte Marius, der mitten im Zimmer stand. Er sprach mit jemandem. Leise und vertraut. Lestat blieb stehen und schloss hinter sich die Tür.

„Lestat.“ ertönte es rau hinter Marius hervor. Lestats Glieder zuckten, seine Sinne schrieen Alarm, doch nicht wegen der Gefahr, sondern wegen der Erinnerungen, die diese Stimme im ihm erneut auffrischte.

„Armand.“ entgegnete er schlicht und schob sich an Marius vorbei.

Da saß er – auf Daniels Sarg mit einem langen Umhang und rotblondem Haar. Er hatte sich trotzdem verändert, doch Lestat konnte nicht genau sagen, was es war. Er wirkte natürlich nicht älter, doch… vielleicht ein bisschen müder, als er selbst ihn in Erinnerung hatte. Lestat sagte nichts mehr, begnügte sich mit Armands Namen, den er ausgesprochen hatte, und kletterte in seinen Sarg, damit die beiden weiter ihre Dinge besprechen konnten, die sie fernab von seinen Ohren besprechen wollten, wie es schien. Armand, der im 14. Jahrhundert von Marius geschaffen worden war. Armand, dem Lestat 1780 zum ersten Mal begegnet war – er hatte sich nie mit ihm verstanden…
 

Catherine schlenderte durch die kleine Stadt, da Elizabeth sie förmlich aus der Bibliothek geworfen hatte, als sie doch helfen wollte. In den kleinen Vorgärten blühten schon die Osterglocken und Catherine war schon seit Wochen in Schottland. Sie vertrieb sich die Zeit mit einem langen Spaziergang durch die Fußgängerzone, die Altstadt und durch den Stadtpark und stand plötzlich vor dem modernen Gebäude des Krankenhauses. Sie blickte an der Fassade nach oben und setzte sich auf eine Bank. Dort sollte Lucien noch liegen? Irgendwo hinter diesen vielen Fenstern. Warum brachte die Bruderschaft ihn nicht nach Rom zurück, so wie auch alle anderen verschwunden waren, die das Imbolc-Fest aufgemischt hatten? War Lestat nur schlecht informiert oder steckte dahinter mehr? Lestat. Lestat. Catherine stützte das Kinn auf ihre Knie und dachte an die Nacht in Crossbost. Sie spürte, wie ihr das Blut erneut in das Gesicht stieg und sie rot wurde. Er hätte noch einen Schritt tun müssen, und sie wäre ihm gefolgt. Ob Lestat das wusste? Nein, denn es lag ja nur an der Macht der Runen. Er selbst hätte sich nie auf sie eingelassen… Bestimmt nicht. Catherine schüttelte den Gedanken daran ab, wie viel sie ihm gegeben und wie viel sie ihm von sich preisgegeben hatte, denn Wut und Enttäuschung stiegen wallend in ihr auf, wenn sie es tat. Und doch konnte Catherine nicht ganz glauben, dass es nur die Runen… Genug! Ein für alle Mal: genug! Energisch schüttelte sie den Kopf und lehnte sich zurück. Sie waren mit so viel zurückgekommen, aber trotzdem arbeiteten sie nicht weiter daran. Waren diese Runenübersetzungen nicht wichtiger als die Echtheit dieses Namens, den sie nun einmal jetzt hatte? Catherine verstand das wirklich überhaupt nicht.
 

„Darf ich?“ Ein älterer Mann mit Hut setzte sich ohne eine Antwort abzuwarten neben Catherine auf die Bank. Erst jetzt bemerkte sie, dass es dunkel geworden war. „Haben Sie jemanden besucht?“

„Wie bitte?“

„Na, im Krankenhaus?“

„Oh, nein. Ich sitze nur zufällig hier.“

„Sie sind aus Frankreich, nicht wahr?“ Catherine blickte ihn misstrauisch an und er lächelte. „Ich habe beruflich mit Franzosen zu tun.“ Catherine nickte und wollte das Gespräch beenden, indem sie aufstand, doch er folgte ihr. „Miss du Ravin, laufen Sie nicht wieder weg!“

„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Ich bin nicht…“

„Catherine Valérie du Ravin… Man sucht in Paris nach ihnen – eigentlich in ganz Europa.“ Sie drehte sich um und blickte in ein Gesicht, das einfach nur die Wahrheit sagte.

„Ich muss gehen.“ murmelte sie und begann zu laufen. Vor ihr tauchten zwei weitere Männer auf, die sie nur schwer umgehen konnte, doch dann schlug sie sich durch das Gebüsch im Park. Sie rannte einige unnötige Umwege durch die schmalen Gassen, die sie zusätzlich verwirrten, und schließlich hängte sie sie dank ihres Trainings ab.
 

Es war dunkel, als sie durch den Park auf Thirlestane Castle zu lief und sich immer wieder umblickte. Da war niemand mehr. Sie war sicher, aber trotzdem…

„Wohin so schnell?“ Catherine erschrak und musste mitten im Lauf inne halten, da Lestat plötzlich vor ihr aufgetaucht war und sie ihm nicht in die Arme stürzen wollte.

„Sie suchen mich.“

„Wer? Die Bruderschaft?“

„Nein, die Polizei.“ Lestat packte Catherine am Arm, zog sie mit zu den Wirtschaftsgebäuden hinüber und schob sie durch die Tür. „Sie…“ wollte sie protestieren, doch er bedeutete ihr nur zu Schweigen und ging noch einmal halb nach draußen.

Catherine sah nur seinen Rücken und das weiße Hemd, das er trug. Sie lehnte sich gegen die Wand und wartete still, bis er sich wieder ihr zuwandte.

„Sie sind weg.“ meinte er, worauf sie nickte.

„Das hätte ich dir auch sagen können.“ entgegnete sie leise und begegnete seinem Blick. Die letzte Nacht kam ihm ins Gedächtnis und plötzlich sah er sie, wie sie am Ufer gesessen und gewartet hatte. Catherine senkte den Blick.

„Was ist?“ Sie schüttelte den Kopf.

„Nichts.“ Ihr Blut kochte auch jetzt in ihren Adern, obwohl die Runen weit entfernt lagen.

„Nichts.“ wiederholte er und kam näher auf sie zu. Sie hob ihren Blick wieder und begegnete seinen blauen Augen. Furcht und Zweifel lagen in ihren, in diesem dunklen Grün, das ihn an diesen kostbaren, grünen Edelstein erinnerte. „Du hast keine Angst vor mir, nicht wahr?“ Sie schüttelte stumm den Kopf. „Was fürchtest du dann?“

„Ich fürchte nichts.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-09-05T17:10:01+00:00 05.09.2008 19:10
ui..wieder ein neues kapi ;)

hihi... jetzt wissen also alle wie sie heißt...
scheiß polizei, dass die auch immer dazwischen funken müssen.. -.-'

und jetzt zu meinem lieblingsteil.. catherine und lestat *schmacht* .. ja klar, sie fürchtet nichts.. *ironiiiiiiiie*.. glaub ich ihr nich..
Lestat und sie passen einfach sooo gut zusammen^^

schreib schnell weiter an deiner geschichte^^

lg


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