Zum Inhalt der Seite

Das Blut der Lasair

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein Schritt näher am Ziel

Ein Schritt näher am Ziel
 


 

„Was warst du? Wann denn? Du bist doch bis nachmittags auf dem Schloss gewesen.“

„Richtig. Und dann habe ich plötzlich Kopfschmerzen bekommen und habe mich in mein Zimmer eingesperrt. Die Läden in Glasgow haben bis um 22 Uhr auf, also war das kein Problem.“ Catherine reichte ihr die Kleidungsstücke, die sie nun endlich gefunden hatte. „Ach, und hier ist noch eine etwas elegantere Jacke, damit es zusammen passt.“

„Hast du auch noch Schuhe für mich?“ fragte Lea völlig perplex, da Catherine scheinbar an alles gedacht hatte.

„Verdammt!“

„Du denkst also doch nicht an alles!“ bemerkte Lea.

„Wie?“

„Nicht so wichtig. Was soll ich jetzt machen? Ich kann unmöglich so eine Hose und Jacke anziehen und dann normale Sneakers.“

„Geh’ an den Wagen und hol’ die Schuhe. Sie sind im Kofferraum.“ Lea begann den Kopf zu schütteln, dann lachte sie und verließ das Zimmer. Catherine hörte sie noch ein amüsiertes ‚oh, Mann’ murmeln, dann fiel die Tür ins Schloss.
 

Als Lea wiederkam, war Catherine schon umgezogen. Sie trug einen schwarzen Rock, der locker ihre Knie umspielte, eine Bluse und darüber einen schwarzen Blazer, der zum Rock passte, und schlüpfte gerade in ein Paar schwarze Pumps.

„Oh, lala!“ meinte Lea leise und Catherine grinste.

„Ich bin aus Paris, da macht man das so.“ meinte sie.

„Was?“

„Ich sichere mich ab, falls mir die verbalen Argumente ausgehen.“ erklärte sie, worauf Lea die Augenbrauen hochzog und lachend ins Bad ging.

„Hast du nicht mit einer Frau gesprochen?“

„Doch, schon, aber diese Frau meinte, da müsste ich mich schon mit dem Filialleiter treffen und das mit ihm regeln. Sie wollte allerdings alles vorbereiten.“

„Hoffentlich macht sie das dann auch. Wie heißt der Chef?“

„Albert.“

„Albert? Und wie weiter?“

„Nein! Mr. Albert. Den Vornamen kenne ich nicht!“ entgegnete Catherine.

„Ach so.“ kicherte Lea amüsiert.

„Gibt es heute etwas, was du nicht lustig findest?“ fragte Catherine und holte sich eine Bürste.

Nachdenklich kämmte sie sich vor dem Spiegel im Zimmer ihr Haar, um es danach locker nach oben zu stecken. Sie konnte es unmöglich offen lassen, denn sie musste als eine Art Geschäftsfrau oder zumindest seriös auftreten. Catherine ließ einige Strähnen locker und wellig über ihre Schläfen zu ihrer Halsbeuge hinunterfallen. Sie musste dem armen Mann die Möglichkeit geben, von ihr fasziniert zu sein – und was eignete sich besser, als offenes oder zumindest nicht streng nach hinten gebundenes Haar, um Männerfantasien anzuregen? Offenes Haar. Catherine lächelte leicht. Lestat hatte das auch einmal kurz aus der Bahn geworfen, als er sie an diesem einen Morgen geweckt hatte. Catherine schloss die Augen. Plötzlich war ihr, als spürte sie Lestats Finger, die langsam und eine süße Qual entfachend von ihrem Ohrläppchen zu ihren Schultern hinabfuhren, und dann seine Lippen gegen ihre Haut. Lestat. Sie musste sich auf das Gespräch, das vor ihr lag, konzentrieren und durfte nicht in ihren Erinnerungen oder Wunschträumen feststecken. Catherine schüttelte leicht den Kopf, öffnete wieder die Augen und betrachtete sich. Das rotbraune Haar würde dieses Mal nur seinen Zweck erfüllen.

„Du kannst ins Bad, Cate.“ meinte Lea und Catherine schreckte aus ihren Überlegungen auf. „An was denkst du?“

„Ich hoffe nur, dass alles gut geht.“ meinte Catherine und betrachtete Lea. Die Hose und das Oberteil passten und Lea trug bereits die Schuhe mit dem kleinen Absatz. Ihr Haar hatte sie gekämmt und die vorderen Strähnen mit Klammern zurückgesteckt.

„Geht das so?“ fragte Lea.

„Ja, klar. Perfekt.“ entgegnete Catherine und ging nun ebenfalls ins Bad, um sich zu schminken, während Lea im Zimmer auf sie wartete.

„Kannst du unten anrufen und ein Taxi rufen lassen?“ fragte Catherine nach einer Weile, worauf Lea ein zustimmendes Geräusch von sich gab. Dann hörte sie, wie Lea mit der Rezeption telefonierte.

Wenig später rief die Rezeption zurück, um Bescheid zu geben, dass das Taxi da war. Catherine und Lea fuhren mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss und gingen durch die Eingangshalle.

„Oh, ist das kalt!“ meinte Lea, als sie nach draußen trat, und folgte Catherine schnell zum Taxi. „April hin oder her.“ fügte sie noch hinzu.

„Wir müssen ja nicht weit laufen.“ meinte Catherine und stieg ebenfalls in das Taxi. „Zur Royal Bank of Scotland, bitte. In der Nicolson Street 30.“

„Das ist aber nicht die Zentrale, Miss. Die ist in Gogar in West-Edinburgh.“ meinte der Taxifahrer hilfsbereit.

„Ja, ich weiß. Dankeschön. Ich möchte nicht in die Zentrale.“ entgegnete Catherine und sah den Fahrer nicken. Lea blickte sie zweifelnd an.

„Weißt du, was du tust?“ fragte sie zweifelnd, worauf Catherine nickte.

„Ich habe ausführlich telefoniert. Das hat schon alles Sinn, was ich mache.“ versicherte Catherine und blickte dann aus dem Fenster.

„Verstehe ich das richtig? Du hast zuerst in der Zentrale angerufen, die dich dann an die Filiale in der Nicolson Street weitergeleitet hat?“

„Richtig.“ stimmte Catherine nachdenklich zu und blickte aus dem Fenster.

„Gab es keine Probleme? Die hatten doch eigentlich keine Ahnung, dass du es wirklich bist…“

„Wirklich erfahren habe ich natürlich nichts, aber dann hieß es, dass ich in der Nicolson Street am ehesten Erfolg hätte, wenn ich nach etwas von Vincent du Ravin suche. Es gäbe ein Schließfach. Mehr durften sie mir ja nicht sagen.“ Lea nickte.

„Ja, dass es ein Schließfach gibt, hast du bereits gesagt… Du wirkst so nachdenklich. Ist etwas?“

„Nein, ich hatte bei dem Telefonat mit der Zentrale nur das Gefühl, als würde ich die Stimme kennen, mit der ich gesprochen habe…“

„Eine Stimme am Telefon zu erkennen, ist kaum möglich, wenn man sie nicht wirklich sehr gut kennt.“ warf Lea ein. Catherine nickte und der Fahrer hielt vor der kleineren Filiale der Royal Bank of Scotland.
 

Catherine zahlte das Taxi, gab Trinkgeld und stieg dann nach Lea aus. Gemeinsam eilten sie elegant die Treppenstufen hinauf und traten in die Eingangshalle. Lea entdeckte das Büroschild mit ‚Mr. Garfield Albert. Filialleiter.’ zuerst und wies Catherine darauf hin. Darunter war ein weiteres Schild angebracht: ‚Mrs. Anne Williams. Sekretärin.’

„Dann wollen wir einmal!“ meinte Catherine und klopfte an die Tür, wartete, bis eine Antwort erklang und trat dann ein. „Guten Tag.“ begrüßte sie die junge Frau, die von ihrem Computer aufblickte und ihre Brille zurechtrückte.

„Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“ Catherine trat näher und wartete, bis Lea die Tür geschlossen hatte, dann meinte sie:

„Ich habe zwar keinen Termin, doch ich müsste mit Mr. Albert sprechen.“

„Wer sind Sie, bitte? Ich kann Sie nicht einfach ohne Termin durchlassen.“

„Das ist mir bewusst. Ich bin Catherine du Ravin und telefonierte bereits mit der Zentrale in Gogar. Dort hieß es, ich solle mich sofort an Mr. Albert wenden und er würde darüber unterrichtet werden.“ flunkerte Catherine ein wenig, worauf die Sekretärin in ihren Unterlagen nachsah.

„Ich kann hier zwar keine Notiz finden, doch warten Sie.“ meinte sie nach einer Weile und wählte die Telefonnummer des Chef-Büros.
 

Nur kurze Zeit später saßen Catherine und Lea dem Chef gegenüber. Er war ein hagerer Mann mit weit vorspringender Nase, doch er machte einen ruhigen und freundlichen Eindruck.

„Miss du Ravin, um es kurz zu machen und Sie nicht unnötig in einem Schwebezustand hängen zu lassen, werde ich Ihnen nun geradewegs sagen, wie ich die Dinge sehe.“

Catherine war erstaunt und lehnte sich zurück. Sie selbst war noch überhaupt nicht dazu gekommen, mehr als ihren und Leas Namen zu sagen, doch dann sollte er eben einmal beginnen.

„Ich kannte Ihren Großvater, Miss du Ravin. Er war oft hier und war mit unseren Dienstleitungen überaus zufrieden. Ob Sie es glauben oder nicht, doch er legte mir persönlich ans Herz, offen mit Ihnen zu sprechen, sollten sich mir einmal die Gelegenheit dazu bieten.“

„Wann war das?“

„Bei seinem letzten Aufenthalt in Schottland…“

„Also 1993.“

„Korrekt. Er sah sehr schlecht aus und wenn ich auch bisher immer nur den Verdacht hatte, er wolle Steuern in Frankreich hinterziehen, so… wie soll ich sagen? Nun, dieser Verdacht bestätigte sich absolut nicht.“

„Ich wusste überhaupt nicht, dass mein Großvater hier ein Konto hatte, mit dessen Hilfe er hätte Steuern hinterziehen können.“ Albert schüttelte den Kopf.

„Nein, er hatte kein Konto, aber ein Schließfach. Es wäre auch möglich gewesen, dass er Bargeld aufbewahrte. Wir fragen unsere Kunden natürlich nicht nach dem Inhalt ihrer Schließfächer, denn das wäre unmöglich. Ihr Großvater hat Vorkehrungen getroffen.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-11-07T16:49:27+00:00 07.11.2008 17:49
und wieder ne riiiesen lange pause bis es weiter geht! "haare-rauf"

dabei wars doch gerade so spannend!
was ist in dem schliessfach?
was für vorkehrungen??

uiuiui
schnell weiter!!

xxx


Zurück