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Graf Draculas Tochter

Unsterblich aber einsam
von

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Kapitel 2

2.

Ileana kommt kurz vorm Morgengrauen ins Schloss zurück. Ihr Haar ist zersaust und an ihrem Kleid hängen Gras und Blätter. Ihr Onkel fängt sie ab, bevor sie ihr Zimmer betreten kann. "Was war los?" Ileana schaut ihn aus ihrem tränenverschmierten Gesicht an. "Ach nichts. Ich habe mich nur in die Tochter dieses selbsternannten Vampirjägers verliebt. Das ist alles."

Der Graf braust auf. "Und das nennst du Nichts! Du weißt wie viel Ärger das bringen kann?"

"Ich weiß, ich habe ihr auch gesagt, dass wir uns nicht mehr sehen dürfen." Sagt sie zerknirscht.

"Was? Sie liebt dich ebenfalls!"

"Ja." Damit geht sie an ihrem Onkel vorbei in ihr Zimmer.

Am nächsten Abend sitzt Estelle wieder im Lokal, sie schaut aus dem Fenster und sieht wie sich die Sonne blutrot dem Horizont nähert. ,Vielleicht kommt sie ja diese Nacht wieder. Oh, wie ich es hoffe. Ich will sie doch so gerne sehen.'

Herr Szilla betritt das Lokal, er richtet sich das Haar und schmeißst ein paar Fotos auf den Tisch. "Schau dir die Fotos mal an."

Estelle nimmt und blättert sie durch. "Die sind wie immer gut. Auch die von Ileana sind nicht schlecht geworden."

"Ja und das verstehe ich nicht. Eigentlich dürfte sie gar nicht drauf sein. Sie ist doch schließlich ein Vampir." Er starrt immer noch auf die Fotos. "Sag mal, was hast du den gestern über sie heraus gefunden? Du bist so schnell in deinem Zimmer verschwunden."

Estelle schaut sich noch einmal das Foto mit ihr und Ileana an. "Ich weiß von ihr, dass ihre Mutter gestorben ist, dass sie keine Geschwister hat und das sie ihr Vater hierher geschickt hat. Mehr hat sie mir nicht gesagt." ,Tut mir leid Ileana.'

"Das nützt mir nicht viel." Er überlegt einen Moment. "Der Graf dürfte wie jeden Abend in der Stadt sein. Also fahr zum Schloss und bring die Fotos hin. Sie dürfte wirklich kein Vampir sein. Sonst würde sie nicht auf den Fotos sein." Er ist so in Gedanken verloren, das er nicht bemerkt wie seine Tochter errötet.

"In Ordnung, ich werde es machen. Glaubst du wirklich, das mir keine Gefahr droht?"

"Steck Knoblauch in deinen Umhang!"

"Weshalb soll sie sich Knoblauch in ihren Umhang stecken?"

Herr Szilla und Estelle drehen sich abrupt um. Hinter ihnen steht Ileana. Den Mantel über ihren Arm gelegt.

"Ich wollte eigentlich fragen, wie weit die Fotos sind."

Estelle reicht ihr die Fotos, in der Hoffnung ihre Hand berühren zu können. Doch Ileana nimmt sie so, dass sie sie nicht berühren kann. Estelle ist enttäuscht.

"Die Fotos sind Klasse. Ich werde beide nehmen. Können sie auch eines für Estelle nachmachen lassen? Ich würde es bezahlen."

Herr Szilla verneigt sich. "Kein Thema."

Ileana zahlt die Fotos und steckt sie dann vorsichtig in ihren Mantel. "Herr Szilla. Dürfte ich ihnen ihre Tochter kurz einmal entführen? Ich würde gerne noch etwas mit ihr besprechen"

Estelles Herz beginnt noch schneller zu schlagen, als es eh schon tut. ,Bitte sag ja Vater.'

Herr Szilla schaut kurz zu seiner Tochter. "Ja, kein Problem."

Estelle knickst vor ihrem Vater. "Danke, Vater." Und rennt dann an ihm vorbei in die Küche.

Als sie wieder kommt, küsst sie ihren Vater auf die Wange und flüstert im ins Ohr. "Ich habe etwas Knoblauch in den Mantel gesteckt."

Dann verlässt sie mit Ileana das Lokal. Ileana läuft schweigend die Straße hinunter, den Kragen ihres Mantels hochgeschlagen. Estelle wagt es nicht sie anzusprechen. ,Was will sie von mir? Ich hoffe sie sagt nicht, dass wir uns nicht wieder sehen dürfen. Denn das würde ich nicht überleben.'

Im Park angekommen setzt sich Ileana auf eine Bank und bedeutet Estelle sich neben sie zu setzen. Estelle setzt sich ein Stück von Ileana weg. Sie weiß ja nicht was Ileana von ihr will. Doch Ileana hebt die Hand und erfasst die von Estelle. Estelle wird auf einmal heiß. Ileana zieht sie an sich heran und küsst sie leidenschaftlich. Dann nimmt sie Estelle in den Arm. "Eigentlich dürften wir uns gar nicht sehen. Wir gehören beide verschiedenen Welten an."

Estelles Herz macht einen Sprung.

"Doch ich kann ohne dich nicht mehr leben und ich bin bereit meine Welt für eine Weile zu verlassen um mit dir zusammen zu sein. Nur leider kann ich das nicht auf ewig. Ich bin dazu verflucht ein Geschöpft der Nacht zu sein."

Estelle bedeutet ihr zu schweigen. "Mir ist egal was du bist! Das ist mir letzte Nacht in deinen Armen klar geworden. Mir ist wichtig wer du bist." Damit legt sie ihre Hand auf Ileanas Herz. Selbst durch den Mantel hindurch, kann sie spüren wie es rast.

Ileana umschließt ihre Hand und führt sie zu ihren Lippen. "Komm mit. Heute Nacht werde ich dir gehören." Sie zieht sie hoch und führt sie hinter die nächste Statue. Dort legt sie ihre andere Hand in eine Höhlung. Im Sockel gleitet ein Stein beiseite. Estelle fragt sich wohin sie geführt wird, als sie durch die Öffnung schlüpft.

Sie steigen im Dunkeln ein paar Treppenstufen herunter. Ileana hat ihre Hand um Estelles Hüfte gelegt damit diese nicht stolpert. Dann biegen sie um eine Ecke und finden sich in einem hell erleuchteten Raum wieder, auf dessen Boden weiche Kissen liegen. "Mein Onkel hat mir diesen Ort verraten. Hier sind wir für eine Weile ungestört."

Sie nimmt Estelle den Umhang ab. "Ah, du hast Knoblauch im Mantel."

Estelle senkt beschämt den Kopf. "Entschuldigung. Mein Vater hält dich für einen Vampir."

Ileana lacht und nimmt auch ihren Mantel ab. "Also, mich hat Knoblauch noch nie abgeschreckt. Aber komm meinen Onkel damit nur nicht zu nahe. Er hasst Knoblauch."

Dann zieht sie Estelle an sich heran und küsst sie. Während sie die Verschlüsse von ihrem Kleid löst. Sie betrachtet Estelles wohlgeformten Körper, als das Kleid an ihr herab rutscht. Ihr Herz beginnt zu rasen und eine unbändige Lust kommt in ihr auf, diesen vollkommen Körper zu besitzen. Sie zieht ihr noch die Unterwäsche aus. Packt sie sanft und drückt sie in die Kissen. Dann löst auch sie ihr Kleid. Sie hatte wohlweislich nichts darunter angezogen.

Estelle ist von der Leidenschaft überrascht, mit der Ileana sie anblickt. Auch in ihr beginnt das Blut noch heiser zu wallen und als sie sieht wie Ileana sich nackt über sie beugt, ist es um sie geschehen. Sie kann an nichts mehr denken, als diesen Körper voller Leidenschaft an sich zu spüren.

Herr Szilla sortiert die restlichen Bilder. Er muss sie am nächsten Tag ins Schloss bringen, die Gäste des Grafen warteten darauf.

Frau Szilla kommt mit einem Handtuch in der Hand zu ihrem Mann. "Wo ist den Estelle? Ich habe sie heute abend noch nicht gesehen."

"Die ist mit Ileana weg. Die wollte irgendwas mit ihr bereden."

"Und du hast sie gehen lassen! Du behauptest doch sie sei ein Vampir! Was ich sowie so für einen Unsinn halte."

"Ich bin mir bei ihr nicht mehr sicher. Sie war auf den Fotos drauf. Du weißt doch, eigentlich sieht man Vampire auf Fotos nicht."

"Ja, genauso wenig wie sie sich in Spiegeln spiegeln. Aber du lässt doch deine Tochter sonst nicht so einfach gehen."

"Sie soll sie für mich ausspionieren. Wenn sie schon kein Vampir ist, hat sie sicher mit welchen zu tun."

Frau Szilla braust auf. "Also, ich akzeptiere ja das du Vampire jagst, aber erst schickst du unseren Sohn nach Transsilvanien und jetzt soll deine Tochter auch noch spionieren. Jetzt hör endlich auf irgendwelchen Hirngespinsten nachzulaufen. Weder der Graf noch seine Nichte sind Vampire oder haben etwas mit Vampiren zu tun."

Plötzlich öffnet sich die Tür mit einem Knall. Alle drehen sich um.

Der Graf stürmt herein, auf seinen Armen die Freundin von Estelle. "Schicken sie sofort nach einem Arzt und nach der Polizei. Die Kleine hier ist überfallen worden."

Frau Szilla ist sofort beim Grafen und nimmt ihm das bewusstlose Mädchen ab und legt es auf den nächsten freien Tisch. Sie tastet nach dem Puls. "Gott sei dank, sie lebt noch!"

Herr Szilla schickt inzwischen Leute los. Er traut dem Grafen zwar nicht. Aber er möchte nicht das Jeanne noch mehr zustößt.

"Was ist den passiert? Graf Black"

Der Graf streift sich seine Haare zurück. "Ich weiß es nicht genau. Ich bin in die Stadt gefahren, als ich auf einmal gesehen habe wie ein Mann das Mädchen angegriffen hat. Ich habe natürlich sofort gehalten und bin dem Mädchen zu Hilfe geeilt. Aber der Mann ist sofort geflüchtet. Dem Mädchen scheint nicht viel passiert zu sein. Ich denke sie ist nur aus Schreck Ohnmächtig geworden."

Estelle liegt ausgebreitet in den Kissen. Ileana kniet über ihr. Sie küsst Estelle auf das Grübchen am Hals. Dann lauscht sie plötzlich. Estelle hebt ihre Hand und berührt das Gesicht von Ileana. "Was ist Liebling?"

Ileana küsst Estelle auf die Lippen und rollt sich dann von den Kissen. "Es tut mir leid. Aber wir müssen zurück."

"Weshalb? Weshalb können wir nicht hier bleiben?" Sie packt die Hand von Ileana und zieht sie zurück in die weichen Kissen. Ileana kämpft gegen ihre Lust an. Sie würde sich am liebsten einfach umdrehen und ihre ganze Aufmerksamkeit wieder Estelle widmen. Aber sie kann nicht. "Nein Estelle. Wir müssen zu dir heim. So leid es mir tut."

Estelle sieht die Tränen in Ileanas Augen und spürt wie hart sie um ihre Selbstbeherrschung kämpft. "In Ordnung. Gehen wir. Aber wir werden wieder hierher kommen. Versprichst du es mir?" Sie klingt verzweifelt, denn sie hat keine Ahnung warum Ileana ihre Lust, die so offensichtlich ist, unterdrückt.

Ileana nähert sich Estelles Gesicht. "Ja ich verspreche es dir. Dann werden wir das beenden was wir heute begonnen haben." Dann küsst sie Estelle.

Im Lokal ist inzwischen ein Arzt und die Polizei eingetroffen. Jeanne ist wieder aus ihrer Ohnmacht erwacht und hat die Geschichte des Grafen bestätigt.

Nach dem sich der Trubel etwas gelegt hat, bemerkt Frau Szilla das ihre Tochter noch immer nicht zurück gekehrt ist. Gerade als sie jemanden losschicken will um sie zu suchen, kommen sie und Ileana durch die Tür.

Estelle stürzt gleich zu ihrer Freundin. ,Ileana muss gespürt haben was passiert ist. Deshalb hat sie darauf bestanden das wir zurück kehren. Aber woher wusste sie es?

Ileana und ihr Onkel verschwinden leise aus dem Lokal.

"Du warst mit dem Mädchen unterwegs."

"Ja. Ich bin sowie so nicht lange hier, also werde ich die Gelegenheit nutzen. Außerdem liebe ich sie."

"Pass bitte auf. Du weißt wer ihr Vater ist."

"Ja, Onkel das weiß ich! Aber ich bin nicht so wie du. Ich kann zwar die Verwandtschaft mit dir nicht leugnen, aber ich habe immerhin auch das Blut meiner Mutter in den Adern."

Gandolf lacht. "Da hast du recht. Du bist schließlich Erwachsen und weißt was du tust!" Er streicht ihr durchs Haar, bevor er ihr in die Kutsche hilft. "Soll ich Sakura, den Rest der Nacht zu dir schicken?"

Sie schüttelt den Kopf. "Nein, danke. Ich werde mich in die Bibliothek zurück ziehen und lesen."

"Wie du willst! Du scheinst sie wirklich zu lieben. So wie ich dich in Erinnerung habe, war doch kein Mädchen vor dir sicher." Bevor Ileana etwas darauf erwidern kann, hat sich der Graf auf den Kutschbock geschwungen und ist los gefahren.

Am nächsten Morgen steht Estelle vor dem Schlosstor. Ein Diener führt sie herein.

"Ich soll die Bilder abgeben."

Der Diener nimmt die Bilder. "Ich werde sie den Gästen des Grafen zeigen. Wenn sie warten wollen."

"Das wäre nett. Ist die Gräfin Black schon wach?"

"Ich glaube sie ist in der Bibliothek. Ich werde sie zu ihr führen."

"Danke!"

Estelle betritt die Bibliothek. "Ileana." Keine Antwort. Estelle streicht ein bisschen zwischen den Bücherregalen umher und findet Ileana auf einem Sessel. Sie ist eingeschlafen. Der Sessel steht mit der Lehne zum Fenster, aus dem das Licht in den Raum scheint. Ihr Gesicht sieht so sanft und lieblich aus.

Estelle setzt sich auf die Armlehne, nimmt Ileana das Buch aus der Hand und legt es beiseite. Dann schmiegt sie sich an Ileana heran, die sie im Schlaf auf ihren Schoss zieht. Nach kurzen ist auch Estelle eingeschlafen.

Nach einer Weile schleicht Sakura in die Bibliothek und zieht die Vorhänge zu. Dann rüttelt sie Ileana wach. "Madame, es ist schon Tag."

"Danke." Ileana versucht sich zu strecken und bemerkt das Estelle auf ihrem Schoß sitzt. Sie streicht ihr sanft durchs Haar. "Lass bitte etwas für Estelle zum Essen herrichten."

Sakura macht einen Knicks, "Ja Madame!" und verschwindet leise.

Ileana lächelt und zieht Estelle näher an sich ran. "Ich habe dir doch gesagt, das wir in zwei verschiedenen Welten Leben. Zwei Welten, die leider nicht vereinbar sind! Aber ich liebe dich!" Estelle murmelt leise im Schlaf. "Ich dich auch."

Ein Diener kommt mit einem Tablett herein. Er zieht einen kleinen Tisch heran, auf den er dann das Tablett stellt. Er nimmt einen Kelch vom Tablett und reicht ihn Ileana. Diese nimmt ihn wortlos entgegen und trinkt langsam. Dann reicht sie den Kelch zurück.

Als der Diener sich zurück gezogen hat, küsst sie Estelle sacht auf den Mund. Diese schlägt die Augen auf. "Mmh, du duftest gut." Der angenehme Duft, der Ileana umgibt, hat sich verstärkt. Estelle öffnet ihren Mund etwas und gewährt Ileana einen Kuss. Als sich ihre Lippen berühren nimmt Estelle einen seltsamen Geschmack wahr. Etwas wie Blut. Sie leckt Ileana über die Lippen. "Sag mal, was hast du gegessen du schmeckst nach Blut."

Ileana stupst sie auf die Nase. "Das geht sich eigentlich nichts an."

"Da hast du auch wieder recht."

"Auf den Tisch steht etwas zu Essen für dich. Ich geh mich schnell umziehen."

"Wieso? Bleib doch hier und iss etwas mit." Als sie das Tablett sieht, merkt sie was für Hunger sie hat.

"In Ordnung ich bleibe. Ich will sowieso lieber bei dir bleiben. Aber ich werde nicht mit Essen, denn ich habe keinen Hunger."

Estelle steht seufzend auf, auf dem Schoß von Ileana war es so angenehm und zieht sich einen Sessel heran.

Beim Essen betrachtet sie Ileana, die sich in die schwarzen Polster des Sessels zurückgelehnt hat. In dem Sessel wirkt Ileana noch blasser, aber ihre schmalen Lippen wirken röter und sinnlicher als sonst. Die warmen Augen sehen sie sehnsüchtig an. ,Ich möchte wissen was sie denkt! Ich weiß nicht über sie und doch fühle ich mich so stark zu hier hingezogen.'

Ileana betrachtet Estelle sehnsüchtig. ,Ich bin ihr schon zu nahe gekommen. Egal was mein Onkel meint. Ich kann nicht mehr zurück.'

Sie steht auf, umrundet Estelles Sessel, beugt sie sich über sie, streicht ihr das Haar zurück und küsst sie auf den Hals. Estelle durchläuft ein heißer Schauer. Sie dreht ihren Kopf und läst sich von Ileana küssen.

Nach dem Kuss verläst Ileana ohne ein Wort die Bibliothek. Estelle sieht ihr traurig hinter her. "Was ist jetzt wieder? Wieso ist sie gegangen?" Sie lehnt sich seufzend zurück. "Ich werde nicht schlau aus ihr. In einen Moment begehrt sie mich und im nächsten Moment ist sie wieder so abweisend."

Ein Diener betritt den Raum. "Ich bringe ihnen das Geld für die Bilder. Es liegt auch eine Liste bei, wer noch Bilder möchte."

Estelle nimmt den Beutel entgegen. "Danke."

Nach einer Weile, betritt. Ileana wieder den Raum. Das Herz von Estelle beginnt schneller zu schlagen. Ileana trägt ein gewagt kurzes und enges blutrotes Kleid, das kaum über ihren Hintern reicht. Um ihre Schultern liegt ein schwarzer Umhang. Sie geht langsam auf Estelle zu. "Jetzt ist zwar nicht der richtige Zeitpunkt. Aber für einen Kuss ist noch Zeit."

Mit klopfenden Herzen sieht sie Ileana auf sich zukommen. "Zeit, bevor was?" Ileana umarmt Estelle. "Bevor wir in die Stadt gehen. Ich möchte neue Kleider besorgen." "Aber..." weiter kommt sie nicht, denn Ileana küsst sie stürmisch. Ihre Hände wandern langsam den Rücken von Estelle entlang. Sie drückt sich ganz fest an Estelle. Estelle erregt es, sie drückt sich noch näher an Ileana, wenn das überhaupt noch geht.

Als sie sich endlich von einander lösen, nimmt Ileana ihren Umhang ab und wickelt ihn sich um ihre Taille zu einem langen Rock. "Aber was?"

"Aber es ist doch Tag. Wenn du wirklich ein Vampir bist? Kannst du doch nicht raus!"

Ileana lacht, dabei blitzen ihre spitzen Eckzähne hervor. "Draußen ist es bewölkt!"

Lachend betreten die zwei das Lokal. Estelle verschwindet gleich nach hinten um ihren Vater das Geld zu bringen. Dann kommt sie wieder mit ihm heraus.

"Ah, Guten Tag, Gräfin Black. Es ist erstaunlich sie so früh hier zu sehen."

Ileana macht einen Knicks. "Guten Tag, Herr Szilla. Ich möchte noch etwas einkaufen gehen. Deshalb bin ich so früh in der Stadt."

"Ihren Onkel, den Grafen sieht man aber nie so früh."

Ileana grinst und Herr Szilla erschrickt, als er ihre Eckzähne sieht. ,Wie ein Vampir!'

"Der ist ein richtiger Nachtschwärmer, das scheint in der Familie zu liegen. Ach ja wie geht es eigentlich dem Mädchen?"

"Der geht es recht gut. Sie hat immer noch einen Schock. Aber sonst ist ihr nichts passiert. Können sie ihren Onkel, bitte den Dank von Jeannes Eltern ausrichten."

"Das werde ich machen. Estelle kommst du?"
 

Den Rest des Nachmittags gehen die zwei Einkaufen. Vollbepackt kommen sie am Abend wieder ins Lokal. Dort sitzt auch ein Polizist, der sich mit Herr Szilla unterhält, der winkt die Zwei heran. "Wir haben uns gerade über den Verrückten unterhalten, der hier sein Unwesen treibt. Er hat gestern Nacht noch ein anderes Mädchen angegriffen. Sie ist schwer verletzt worden. Also, passt auf, wenn ihr raus geht. Am besten ihr geht nicht mehr alleine auf die Strasse. Sondern nur noch in männlicher Begleitung."

Etwas später sitzen Beide auf dem Bett in Estelles Zimmer und Ileana rückt immer näher an Estelle heran. Estelle rückt etwas weg. "Bitte nicht hier. Wenn meine Eltern das mitbekommen bin ich tot."

Ileana lächelt und legt ihren Arm um Estelle. "Keine Angst. Ich will dich nur nahe bei mir spüren. Außerdem habe ich verdammt gute Ohren. Wenn also jemand hier raufkommt höre ich es."

Estelle legt sich auf Ileana Schoß, schließt die Augen und atmet den angenehmen Duft von Ileana ein. "Ich weiß immer noch nicht was dich eigentlich in diese Stadt geführt hat."

"Es ist doch unwichtig. Hauptsache ich bin hier."

"Ja, das stimmt, du bist hier und hast mir den Kopf verdreht." Sie schmiegt sich noch näher an Ileana heran. "Aber das macht nichts, du bist genau die Person, die ich schon lange ersehnt habe. Obwohl ich nie gedacht habe, das dies eine Frau sein wird."

Ileana beugt sich herunter. "Du solltest besser aufstehen. Ich glaub deine Mutter kommt nach oben." Dann küsst sie Estelle auf die Stirn.

Kurz nach dem sich Estelle aufgerichtet hat, klopft es an der Tür. "Estelle ich bin es. Das Abendessen ist fertig." Sie öffnet die Tür. "Ich wollte noch fragen, ob sie mitessen wollen Miss Black."

"Es tut mir leid, aber ich kann nicht, mein Onkel erwartet mich zum Essen. Ich sollte allmählich aufbrechen. Aber ich danke ihnen für das Angebot."

"Schade das du schon gehen musst. Sehen wir uns morgen nach der Kirche. Ich glaube du hast die Stadt noch nicht gesehen. Außer den Juwelierläden, Schneidern und Schustern." Estelle grinst.

"Möchten sie dann vielleicht morgen mit uns Mittagessen. Wir könnten sie dann vor der Kirche treffen. Das heißt, wenn sie überhaupt in die Kirche gehen. Ihr werter Onkel ist ja nie in der Kirche zu sehen."

"Ich nehme das Angebot gerne an. Ich denke der Kutscher wird mich morgenfrüh mitnehmen."

Estelle begleitet Ileana noch zur Tür. "Wir sehen uns morgen. Pass bitte auf dich auch. Du weißt doch dieser Verrückte läuft hier rum."

Ileana legt ihren Zeigefinger auf den Mund von Estelle. "Keine Angst. Ich pass schon auf. Außerdem sollte der Kerl sich eher vor mir in acht nehmen. Nein im Ernst! Ich treffe mich mit meinem Onkel in der Stadt." Sie reicht Estelle ein kleines Päcken. "Öffne es, sobald du alleine bist."

Ileana betritt die verrauchte Kneipe. Ein paar der Männer drehen sich verwundert um. Einer pfeift ihr hinterher. "He Süße hast du dich nicht verlaufen?" Sein Tischnachbar stupst ihn an. "Sei still, das ist die Nichte des Grafen."

Der Wirt führt sie nach hinten in ein Nebenzimmer, indem der Graf und ein paar seiner Freunde sitzen. "Ich bring ihnen gleich einen Becher."

"Danke."

"Hallo Ileana. Schön das du dich hier auch mal wieder blicken lässt." Der Graf zieht seiner Nichte einen Stuhl raus. "Ich sehe du hast eingekauft."

Ileana gibt ihrem Onkel eine Kuss auf die Wange, bevor sie sich setzt. "Ja. Und der Schneider hat gesagt, dass meine Kleider nächste Woche fertig sind."

"Das ist toll."

"Hier das habe ich für dich besorgt." Sie reicht ihrem Onkel ein kleines Päckchen.

Er öffnet es vorsichtig. "Danke Ileana." In der Schachtel liegt ein goldener Ring, in den Fledermäuse eingraviert sind.

Der Wirt bringt einen Becher von seinem Spezialgetränk. Ileana nimmt es entgegen und trinkt ihn auf einen Zug aus. "Danke, das Getränk schmeckt gut."

Einer der Freunde des Grafen meint. "Das kannst aber auch nur du und dein Onkel sagen! Also, ich finde das Zeug grauenhaft." Die Anderen lachen, auch der Graf und Ileana.

Der Wirt nimmt den Becher wieder. "Weiß man eigentlich wie es den armen Mädchen geht, die von diesem Irren angegriffen wurden."

"Jeanne geht es anscheinend besser. Wie es dem anderen Mädchen geht weiß ich leider nicht."

"Ich kann es euch sagen." Der Polizist, der auch schon im Lokal von Frau Szilla war, betritt den Raum. "Sie hat schwere Schnittverletzungen an Beinen und Armen. Aber wie es aussieht wird sie durchkommen. Die interessante Frage ist, was bezweckt dieser Kerl?"

"Das ist eine gute Frage. Vor allem wer ist zu so was in der Lage?"

Estelle konnte sich endlich unbemerkt in ihr Zimmer verziehen. Sie hatte nach dem Abendessen noch ihrer Mutter in der Küche helfen müssen. Nun sitzt sie in ihrem Nachthemd vor dem Fenster und starrt in die Nacht hinaus. Der Mond taucht die Stadt in sein silbernes Licht. Estelle ist der Anblick vertraut, doch scheint er ihr an diesem Abend fremd, seit sie Ileana kennen gelernt hat, scheint ihr Leben unwirklich geworden zu sein. Sie lebt nur noch richtig, wenn Ileana in ihrer nähe ist.

"Ach Bruder, wieso bist du nicht da? Du bist der einzige mit dem ich reden kann. Du würdest wenigstes meine Gefühle verstehen."

Sie nimmt das kleine Päckchen vom Tisch, das ihr Ileana geben hat. Als sie es öffnet, keucht sie überrascht auf. In einem kleinen Säcken liegt eine golden Kette. Sie zieht sie heraus, der Anhänger ist eine filigrane golden Rose, in ihrer Mitte ein blutroter Edelstein. Nachdem sie sie angelegt hat, schmiegt sich der Anhänger genau in das Grübchen unter dem Hals.

Estelle hebt verträumt die Hand und berührt die Rose. "Danke, Ileana. Wenn ich sie trage wirst du mir immer nahe sein."

Ein schwarzer Schatten löst sich vom gegenüberliegenden Gebäude und huscht durch die Strasse davon.

Sakura schleicht sich in den frühen Morgenstunden zu Ileana ins Zimmer. "Gräfin, sind sie fertig?" Dann sieht sie, das Ileana angezogen auf dem Bett liegt und schläft. Das frühe Sonnenlicht reflektiert golden in ihrem dunkel braunen Haar und läst Ileanas blasses Gesicht weich erscheinen. Sakura schleicht zu ihr herüber und rüttelt sie wach. "Gräfin, sie müssen aufstehen! Der Kutscher wartet."

Ileana blinzelt in das Licht, dann fast sie sich an den Kopf. Sie sieht übernächtigt aus und ihre Haare hängen ihr wild ins Gesicht. "Danke. Sag ihm ich komme gleich."

Als sich Sakura aus dem Zimmer entfernt hat, lässt sich Ileana erst mal wieder in die Kissen sinken. "Ich hätte nicht soviel von dem Zeug trinken sollen! Jetzt brummt mir der Schädel. Der Wirt hat wahrscheinlich zuviel Alkohol hinein gekippt."

Nach fünf Minuten betritt sie im Sonntagsgewand den Hof. Ihr goldenes Medaillon hebt sich gut vom Stoff des schwarzen Kleides ab.

Vor der Kirche wartet Estelle ungeduldig auf die Kutsche des Grafen. Sie versucht dabei nicht immer nach der Kette unter ihrem Kleid zu greifen.

Ihr Vater steht neben ihr und schaut genau wie sie den Weg hinunter. "Ich wette sie kommt nicht!"

"Wieso nicht Vater? Sie sagte das sie kommen wird und ich glaube ihr auch." Fährt sie ihn an.

"Ist schon gut Tochter. Ich meine ja nur, ihr Onkel erscheint hier doch auch nie."

Josephe gesellt sich zu den Beiden. "Ich glaube die Kutsche des Grafen kommt. Vielleicht ist ja auch diese Sakura dabei."

Frau Szilla öffnet die Kutschentür und hilft Ileana aus der Kutsche. "Es freut mich das sie kommen konnten. Ihr Onkel ist nicht mit gekommen?"

Ileana lächelt. "Nein, leider nicht. Er scheint, seit er hier hergezogen ist, nicht in die Kirche gegangen zu sein. Das hat er mir zumindest gestern Abend noch erzählt."

"Das stimmt. Aber er stiftet uns immer Geld für Reparaturen und Neuanschaffungen." Der Pfarrer ist zu der Gruppe getreten. "Es ehrt mich aber, dass seine Nichte das Hausgottes zu einem meiner Gottesdienstes besucht."

"Es ehrt mich, im Hausgottes willkommen zu sein."

Dann geht Ileana zu Herr Szilla und Estelle rüber.

Estelle bleibt beinahe der Atem stehen, als Ileana aus der Kutsche steigt. Das weiche Sonnelicht eines Spätherbstmorgens bescheint ein bleiches und doch warmherziges Gesicht. Die braunen Augen blicken sie warm an, in ihnen funkelt leichte Belustigung. Estelle muss sich zusammenreisen um diesen schönen Geschöpf nicht um den Hals zu fallen.

Ihr Herz beginnt schneller zu schlagen und das Blut pocht in ihren Schläfen. Sie hat Angst, das ihr Vater ihr pochendes Herz hören könnte.

"Guten Tag Herr Szilla, Estelle." Sie verneigt sich leicht vor den beiden.

"Guten Tag, Gräfin Black. Es freut mich das sie kommen konnten."

Dann gehen sie alle gemeinsam in die Kirche. Herr Szilla beobachtet Ileana ganz genau. Er glaubt zwar nicht mehr daran das sie ein Vampir ist, denn er hat gesehen das sie auf den Fotos ist und er hat eben gesehen das sie am helllichten Tag durch die Gegend spaziert und doch hat er Zweifel, denn er hat ihre spitzen Eckzähne gesehen.

Als er sieht wie sie ohne zu zögern ihre Finger ins Weihwasser taucht, schwinden seine Zweifel fast gänzlich.

Ileana kniet sich neben Estelle, ihre Hände betend. Estelle muss sich zusammennehmen, ihr Herz schlägt wie wild und sie versucht ihre ganze Aufmerksamkeit nach vorne zu richten. Während des ganzen Gottesdienstes lauscht Ileana dem Pfarrer aufmerksam, nichts lässt ahnen von dem Kampf, den sie in ihren Inneren austrägt, denn sie ist sich die Nähe von Estelle sehr wohl bewusst.

Nach der Kirche tritt Ileana noch mal zum Pfarrer. "Ihr Predigt war eindrucksvoll. Ich werde ihre Kirche wieder besuchen, wenn sie es erlauben."

"Sie sind immer willkommen. Es würde mich freuen wenn sie mich einmal in meinen bescheiden Heim besuchen würden. Ich habe eine Bibliothek, sie ist zwar klein, enthält dafür aber ein paar seltene Bücher. Wenn sie Bücher genauso lieben wie ihr Onkel, haben sie garantiert ihre Freude daran. "

"Es wäre mir eine Freude. Ich liebe Bücher."

Sie verabschiedet sich von ihm und begibt sich zur Kutsche. Herr Szilla hilft ihr in die Kutsche.

Vor dem Essen ziehen sich Ileana und Estelle in Estelles Zimmer zurück, um sich etwas frisch zu machen. Ileana setzt sich aufs Bett und zieht Estelle auf ihren Schoß. Diese lehnt ihren Kopf an Ileanas Schulter und schließt ihre Augen.

Ileana spielt mit einer Strähne aus Estelles Haar. "An was denkst du?"

"Das es schön ist bei dir sei zu dürfen und das Vater jetzt keinen Grund mehr hat mich über dich auszuquetschen."

Ileana lächelt. "Weshalb will dein Vater etwas über mich wissen?" ,Eigentlich weiß ich es sehr genau.'

Die Augen öffnend meint Estelle. "Er hält den Grafen für einen Vampir und da du seine Nichte bist, dich auch." Sie sieht Estelle entschuldigend an. "Aber ich halte nicht viel von seinen Ansichten."

Ileana beugt sich über die erregte Estelle. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Eines Tages werde ich dir erzählen, was ich wirklich bin." Bevor Estelle etwas darauf erwidern kann, küsst Ileana sie.

Estelle kann keinen Gedanken an das verschwende, was Ileana ihr gesagt hat, sie ist gefangen von dem Duft der sie umgibt und der Leidenschaft in ihrem Kuss. Nach einer Ewigkeit wie es scheint lösen sie sich von einander.

"Wir sollten lieber runtergehen. Was gibt es eigentlich zu Essen?" Sie richtet ihr Haar.

Estelle versucht ihr Kleid wieder zu glätten. "Als Hauptgang gibt es Lamm mit Knoblauch. Ich glaube mein Vater will wohl jeden Zweifel beseitigen."

Ileana lacht. "Ich mag Knoblauch. Aber bekomme ihn nur selten zu Essen, da weder mein Vater noch mein Onkel ihn mögen."
 

Das Essen verläuft ruhig. Ileana unterhält sich mit Frau Szilla über verschiedene Gerichte.

"Lamm mit Salbei ist auch sehr gut."

"Das kann sehr gut sein, nur vertrage ich leider keinen Salbei. Ich weiß auch nicht wieso, aber immer wenn ich Salbei esse bekomme ich eine fürchterlichen Juckreiz im Mund."

"Und wie sieht es mit Knoblauch aus?"

"Wieso Herr Szilla? Ich liebe Knoblauch. Das muss ich von meiner Mutter haben, denn Vater mag keinen."

"Ach ich dachte nur!"

Nach dem Essen spazieren Estelle und Ileana durch die Stadt. Nach eine Weile setzen sie sich auf eine Bank mit Blick auf den Fluss.

Sie sitzen schweigsam nebeneinander. Estelle hat die Augen geschlossen, ihre Hand liegt unauffällig auf der von Ileana.

Ileana scheint auf den Fluss zu sehen, aber sie betrachtet aus den Augenwinkeln Estelle. Die sinnlich geschwungenen Lippen und das süße Stupsnäschen, all dies erregt sie. ,Wie gerne würde ich ewig mit ihr zusammen bleiben, aber es darf nicht sein. Nicht bei dem Fluch, der auf mir lastet."

Sie zieht ihre Hand unter der von Estelle heraus und legt sie oben auf, dann beginnt sie sie leicht zu streicheln. Estelle öffnet die Augen und starrt sie an.

,Wie niedlich sie doch ist.' Denkt sich Ileana, als Estelles Blick ihren trifft.

Estelle entscheidet sich nichts zu sagen, lächelt Ileana an und schließt die Augen wieder. ,Einerseits will ich das sie nicht aufhört mich zu streicheln, andererseits will ich das sie aufhört, wir sind schließlich in der Öffentlichkeit."

Sie lauscht dem Rauschen des Flusses, spürt das warme Sonnenlicht in ihrem Gesicht. An den Stellen an denen Ileana ihre Hand berührt breitet sich ein warmes Gefühl aus, das sich langsam in ihrem ganzen Körper ausbreitet.

Ileana blickt auf den Fluss und streichelt Estelle geistesabwesend weiter die Hand. ,Ich bringe das Mädchen noch in Schwierigkeiten. Wenn ich ein Junge wäre, könnte ich wenigstens zu ihren Eltern gehen, aber so!'

"Ileana?"

"Ja."

"Ich fühle mich beobachtet."

Ileana schaut sich um. Am Ufer schlendert ein Pärchen entlang. Zwei Bänke weiter, sitzt noch ein Pärchen. Irgendetwas an ihnen, lässt Ileana ein zweites mal hinsehen.

In der anderen Richtung sitzt eine Bank weiter ein junger Mann, der in ihre Richtung starrt.

"Schau mal nach rechts. Da sitzt einer, der scheint dich zu beobachten und danach sieh mal nach links. Kennen wir die zwei nicht?" Ileana grinst.

Estelle wendet ihren Kopf und betrachtet den jungen Mann.

Dieser schaut weg, sobald er merkt, dass die zwei Mädchen zu ihm rüber sehen.

Dann sieht Estelle nach links und stutzt, denn dort sitzen Josephe und Sakura.

"Wie wär's wenn wir zu ihnen rübergehen."

Sie stehen auf und schlendern langsam zu den Zwei rüber.

"He Josephe, du flirtest ja schon wieder mit Sakura. Solltest du dich nicht um dein Verlobte kümmern." Josephe schreckt auf und bekommt erst mal kein Wort heraus.

Sakura stammelt nur. "Madam, es tut mir leid!"

Doch Ileana hört sie anscheinend nicht, denn sie redet schon weiter. "Wenn du dich nicht mehr für deine Verlobte interessiert, kann ich mich ja um sie kümmern!" Damit nimmt sie Estelles Hand und geht mit ihr weiter.

Estelle grinst, ihr wäre zwar lieber, wenn sie den Rest des Tages allein mit Ileana wäre, aber sie mag es wenn Josephe etwas in seine Schranken gewiesen wird.

Ileana beugt sich zu ihr rüber und flüstert ihr ins Ohr. "Ich wette der kommt uns gleich hinterher gelaufen."

Estelle kichert. "Der hat wahrscheinlich Angst, das wir sein kleines Techtelmechtel meinen Vater erzählen."

"Estelle, Ileana wartet. Es tut mir leid."

Sie gehen noch ein kleines Stück weiter bevor sie sich umdrehen. Sakura sitzt noch auf der Bank, während Josephe vor ihnen steht.

"Ich lade euch zwei zu einem Tee ein!"

Ileana schaut kurz auf ihn und dann auf Sakura. "Und was ist mit Sakura?"

Josephe macht einen noch zerknirschteren Eindruck, wenn das überhaupt möglich ist. "Wenn ihr nichts dagegen habt, kommt sie mit. Ich kann sie doch nicht alleine hier sitzen lassen."

Ileana sagt kein Wort, sie winkt nur Sakura heran und dreht sich dann um.

Josephe legt seinen einen Arm um Estelle und denn anderen um Sakura so gehen sie weiter.

Abends schleicht Ileana sich leise auf ihr Zimmer, wird aber vor ihren Zimmer von ihrem Onkel abgefangen. "Wo warst du die ganze Zeit?"

Ileana kann ihm nicht antworten, da er einen Satz zurück macht und lautstark zu schimpfen beginnt. "DU stinkst nach Knoblauch! Abmarsch in dein Zimmer! Dort bleibst du bis der Gestank verflogen ist!"

Ileana öffnet die Tür zu ihrem Zimmer. "Ich werde auf dem Zimmer bleiben, aber ich bin kein kleines Kind mehr Onkel. Gute Nacht!" damit lässt sie die Tür zu fallen. Ihr Onkel bleibt verdattert zurück Er schüttelt den Kopf, bevor er weiter geht. "Eigentlich hat sie ja recht, sie ist wirklich kein kleines Kind mehr. Das war sie eigentlich noch nie, seit sie bei ihrem Vater lebt versucht sie stark zu sein und mit dem Fluch zu leben. Mein Bruder und ich sind selber Schuld das er uns traf. Aber sie...!"

Ileana nimmt wütend ihr Buch vom Nachttisch und lässt sich in den Sessel fallen. Die Karaffe mit dem blutroten Getränk auf dem Tisch beachtet sie gar nicht. Sie versucht in dem Buch zu lesen, kann sich aber irgendwie nicht darauf konzentrieren. So legt sie es auf dem Tisch, lehnt sich zurück und schließt die Augen. ,Ich weiß nicht was ich tun soll. Jetzt abzureisen wäre vielleicht das Beste, dann würde ich das Leben von Estelle und von meinen Onkel nicht mehr durcheinander bringen. Aber ich würde Estelle das Herz brechen. Wie sie mich ansieht, wenn sie sich unbeobachtet glaubt..."

Es klopft zaghaft an der Tür. "Herein." Sakura kommt zaghaft ins Zimmer geschlichen. Ileana seht auf und winkt sie zu sich.

Sakura öffnet die Verschlüsse an Ileanas Kleid. "Es tut mir leid wegen heute Nachmittag."

Ileana hebt ihre Arme hoch, damit Sakura ihr das Kleid leichter ausziehen kann. "Es ist schon in Ordnung, wenn du mit Josèphe zusammen bist, habe ich solange freie Bahn bei Estelle."

Sakura öffnet inzwischen die Frisur von Ileana. "Nein es ist nicht in Ordnung. Ich bin die Gespielin von den Gästen des Grafen. Wie vor mir schon meine Mutter und davor ihre Mutter. Ich darf nicht lieben."

Ileana setzt sich nackt aufs Bett und sieht zu wie sich Sakura entkleidet. "Doch auch du darfst lieben und ich befehle dir sogar dich mit Josèphe zu treffen. Du sollst ihn für mich ablenken. Obwohl ich sowie so nicht glaube, dass ihn interessiert was seine Verlobte treibt."

Sakura sieht sie dankbar an und legt dabei ihr letztes Kleidungsstück ab. "Danke Mam."

Ileana streckt ihre Hand aus und zieht Sakura zu sich ins Bett. "Aber heute Nacht wirst du meine Wünsche erfüllen." Damit küsst sie Sakura und drückt sie in die Kissen des Bettes. Ihre Hand wandert dabei zwischen die Beine von Sakura.

Am nächsten Morgen wacht Ileana mit den ersten Strahlen der Sonne auf. Sie weckt, die neben ihr liegende, Sakura mit einem sachten Kuss. "Aufwachen, die Sonne scheint schon."

Doch diese grummelt nur und verzieht sich tiefer in die Kissen. Da küsst ihr Ileana auf den Hals und wandert mit den Küssen immer tiefer. Sakura beginnt zu stöhnen und spannt den Körper an. "Nicht schon wieder, ich bin noch fertig von gestern Abend."

Ileana legt sich auf sie und beginnt an ihrem Ohrläppchen zu knappern. "Auch wenn ich dir erlaube dich mit Josèphe zu treffen, so bist du immer noch hier um meine Wünsche zu erfüllen."

Sakura entspannt sich unter ihr. Eigentlich hatte sie gar nichts anderes erwartet, denn Ileana war, auch wenn sie etwas freundlicher zu ihr war, als die anderen Gäste des Grafen, doch durch und durch eine Gräfin und sie nur ihre Gespielin.

Doch dann setzt sich Ileana plötzlich auf. Sie betrachtet den schlanken makellosen Körper von Sakura. Dann wendet sie sich ab und steht auf. Sie nimmt ihr Kleid und geht damit ins Ankleidezimmer. Davor dreht sie sich aber noch mal zu Sakura um. "Du darfst gehen. Mach dir einen angenehmen Tag."

Mittags lässt sich Ileana vom Kutscher in die Stadt fahren. Während er vor dem Lokal wartet, betritt Ileana den Gästeraum. Dort trifft sie nur Frau Szilla, die gerade Kerzen auf die Tische stellt.

"Gräfin Black, was führt sie hier her?" Sie verbeugt sich.

"Guten Tag, Frau Szilla. Ich wollte ihre Tochter zu einem Ausflug aufs Land einladen. Sie könnte mir etwas von der Gegend hier zeigen."

Frau Szilla überlegt einen Moment. "In Ordnung. Mein Mann und Josèphe sind im Nachbardorf. Eigentlich bräuchte ich Estelle ja hier in der Küche, aber es wird auch ohne sie gehen. Warten sie einen Moment, ich hole sie."

"Danke, Frau Szilla."

Während Frau Szilla nach hinten geht um ihre Tochter zu holen, zieht sich Ileana einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzt sich.

Estelle bindet sich gerade ihre Schürze um, als ihre Mutter ins Zimmer kommt. "Estelle zieh dir schnell etwas anders an. Unten wartet die Gräfin Black, sie möchte das du ihr die Gegend etwas zeigst."

Estelle schaut verwunderten und zieht ihre Schürze wieder aus. Dann tritt sie an ihren Schrank und sucht sich ein passendes Kleid aus. Ihre Mutter hilft ihr beim Umziehen. "Sei ja freundlich zu ihr. Immerhin ist sie doch eine Gräfin."

"Jetzt hör aber auf Mutter! Sie mag zwar die Tochter eines Grafen sein, aber sie ist doch auch nur ein Mensch. Gestern beim Mittagessen hast du doch auch keinen solchen Aufstand gemacht." Sagt sie leicht genervt.

Ihre Mutter schließt das letzte Häkchen an Estelles Kleid. "Da hast du auch wieder recht. Sei aber trotzdem freundlich."

"Das bin ich doch immer Mutter." Damit küsst sie ihre Mutter auf die Wange.

Beim runtergehen meint Frau Szilla. "Wenn sich die Gräfin Black noch etwas gedulden kann, bereite ich euch noch ein Picknick vor."

Eingedeckt mit einem Riesenberg Proviant, steigen die beiden in die Kutsche. Als sie die Stadtgrenze erreicht haben, zieht Ileana die Vorhänge zu und legt ihre Rolle als vornehme Gräfin ab. Was nur bedeutet, das sie nicht mehr so still und sittlich mit den Händen auf dem Schoss dasitzt. Sie zieht Estelle zu sich heran und küsst sie. Dabei lässt sie sich nicht von dem Geholper der Kutsche stören.

"Wohin fahren wir überhaupt?"

"Keine Ahnung, der Kutscher hat die Anweisung etwas über Land zu fahren und Mittags irgendwo einzukehren. Ihn stört es nicht was wir hier hinten treiben."

"Du bist ganz schön unanständig. Meine Mutter sagte mir du willst dir das Land ansehen, aber du hast nur das Eine im Kopf."

Ileana macht sich an den Häkchen von Estelles Kleid zu schaffen. "Und stört es dich?"

Statt Ileana zu antworten, grinst Estelle und macht sich an den Verschlüssen von Ileanas Kleid zu schaffen.

Als die beiden nackt nebeneinander sitzen beginnt Estelle zu zittern. "Macht dir die Kälte nichts aus Ileana?"

Diese schüttelt den Kopf, fast aber unter die Bank und zieht zwei Decken hervor. Die eine legt sie auf den Kutschenboden, die Andere legt sie über Estelle, nachdem sich diese auf einen Wink von ihr auf den Boden gelegt hat. Dann schlüpft sie zu Estelle unter die Decke. "Ich habe aber nicht vergessen wie kalt es draußen ist und dir dürfte schon warm werden."

Sie grinst anzüglich und beginnt sanft die Brüste von Estelle zu berühren. Estelle durchläuft ein heißer Schauer, sie öffnet leicht den Mund und stöhnt wonnig. Ileana fast dies als Einladung auf und verschließt mit ihren Mund den von Estelle.

Der Kutscher fährt in Schritttempo die Straße entlang und versucht nicht auf die Geräusche zu achten, die aus der Kutsche dringen. Er biegt von der Hauptstraße in eine kleine Nebenstraße, die durch die Felder führt. Dabei fällt ihm auf, das eine der Nachfolgenden Kutschen auch abbiegt.

,Das ist aber seltsam. Hier fährt doch normalerweise kein Mensch entlang. Sonst wird dieser Weg doch nur für die Landwirtschaft benutzt.'

Der Kutscher biegt am nächsten Feldweg wieder an und beobachtet dabei die andere Kutsche, diese biegt einen gewissen Abstand haltend auch ab. Dies wird dem Kutscher langsam unheimlich, so bleibt er ein kleines Stück hinter der nächsten Kurve stehen. Er ist nun durch ein kleines Wäldchen gefahren und so sieht die nachfolgende Kutsche nicht, dass er angehalten hat. Er beobachtet wie die andere Kutsche hinter der Kurve auftaucht und sofort sein Pferde zügelt, als deren Kutscher sieht das die Kutsche vom Grafen angehalten hat und ein Stück zurück setzt.

Ileana merkt, als erstes das die Kutsche angehalten hat, sie hört grummelnd auf Estelles Hals zu küssen und richtet sich auf.

"Was ist los?" Sie hört wie der Kutscher vom Kutschenbock springt.

"Ich glaube eines der Pferde lahmt."

"Na toll." Ileana setzt sich auf die Bank und angelt nach ihrem Kleid. "Es tut mir leid Estelle. Aber wir werden anscheinend schon wieder unterbrochen." Sie berührt die Wange von Estelle, diese sieht sie traurig an. Dann zieht sich Ileana ihr Kleid an und öffnet die Kutsche.

Der Kutscher untersucht gerade die Hufe der Pferde, als Ileana neben ihn tritt. "Was ist denn nun los?"

Der Kutscher zeigt auf den Huf des Pferdes und als Ileana sich zu ihm runterbeugt, sagt er leise. "Ich glaube wir werden verfolgt, hinter den Bäumen hält ein Kutsche."

Ileana tut, als wolle sie sich den Huf genauer betrachten und sieht unauffällig zu den Bäumen rüber. "Ich würde sagen wir fahren einfach weiter, jetzt sind wir ja gewarnt und können etwas aufpassen."

"Wie sie wollen!" Der Kutscher tut so, als wolle er einen Stein uns dem Huf entfernen, dann sagt er laut. "Das Problem ist behoben. Wir können weiterfahren Gräfin."

Er hilft ihr in die Kutsche, bevor er sich auf den Kutschbock schwingt und weiterfährt.

Ileana hilft Estelle auf den Sitz, diese lehnt sich an sie, in die Decke gehüllt. "Was ist den los?"

Ileana streicht übers Haar. "Wir werden verfolgt." Sie sagt es ganz emotionslos, so als wäre es nicht bedeutend.

"Was!" Estelle schrickt auf, aber Ileana zieht sie in ihre Arme zurück. "Schon gut Kleine. Wir sind in Sicherheit. Ich werde dich im Notfall beschützen."

Estelle schmiegt sich an sie. "Ich fühle mich bei dir sicher. Mit dir würde ich überall hingehen. Ich weiß nicht wieso, aber ich vertraue dir voll und ganz."

Ileana starrt die Gegenüberliegende Kutschenwand an. Ihre Gedanken entgleiten.

Ileana saß auf einen Stein, sie war damals sechs Jahre, ihre Füße baumelten im Wasser. Sie beobachtete wie die Sonne langsam unterging. Der Himmel färbte sich allmählich rot, zuerst war es nur ein Hauch, der die Wolken rosa erscheinen ließ, dann vertiefte sich die Farbe allmählich und auf einmal war der Himmel blutrot. Ileana wurde plötzlich schwindlig und sie rutschte vom Stein. Sie sah wie das Wasser des Flusses immer näher kam, alles schien sich in Zeitlupe abzuspielen. Doch dann fingen starke Männerarme sie auf.

Ileana blickte auf und sah einen stattlich gebauten Mann. Seinen braunen Augen sahen sie zärtlich an.

Er setzte das Mädchen ab. "Alles in Ordnung, Kleine?" Seine Stimme war warm und sanft.

Die Sonne war inzwischen ganz untergegangen und da der fremde Mann schon vorher im Schatten der Bäume stand, konnte ihn sich Ileana nicht näher betrachten. "Ja bin ich!"

Der Fremde lächelte sie an, sie sah es nicht, aber sie spürte es.

"Wer sind sie?"

Er lächelte noch immer und zog sich weiter in den Schatten der Bäume zurück. "Es spielt keine Rolle wer ich bin. Vertrau mir einfach. Und grüß deine Mutter von mir." Dann war er ganz verschwunden.

Ileana schaute verwirrt auf die Stelle an der er gestanden hatte, sie konnte jedes einzelne Blatt am Busch erkennen vor dem er gestanden hatte. Aber er war weg. ,Vertraue mir!' hatte er gesagt. Aus irgendeinen Grund tat sie dies, obwohl ihr Vater ihr immer wieder sagte sie solle keinen Fremden trauen.

Sie zuckte mit dem Schultern und ging in Richtung Lager.

"An was denkst du."

"Ach ist unwichtig."

Estelle schmiegt sich näher an Ileana heran. "Ich möchte gerne mehr über dich wissen."

Ileana starrt auf den Vorhang vor dem Fenster. "Da gibt es so viel. So viel schönes, aber auch eine Menge nicht so schönes. Aber es ist zuviel um es dir alles zu erzählen. Außerdem erscheint es mir alles so Bedeutungslos wenn du bei mir bist. Ich gebe zu ich hatte schon mehr Mädchen. Aber bei dir ist es mir ernst. Du bedeutest mir mehr." Ileana wendet ihren Kopf zu Estelle und sieht sie traurig und sehnsuchtsvoll an.

Estelle hebt ihre Hand und streicht Ileana über die Wange. "Wenn ich dich sehe weiß ich das es das richtige ist was ich tue, aber Nachts kann ich nicht schlafen. Ich habe Angst vor meinen Gefühlen. Am liebsten würde ich dich dann nicht mehr treffen, aber andererseits sehne ich mich danach dich wieder zu sehen. Weißt du was ich meine?"

Nach einem Moment des Schweigen, in dem man nur das Geräusch der Pferde und der Kutsche hört meint Ileana. "Ja, ich weiß was du meinst."

Sie legt ihre Hand auf die Rosenkette, von Estelle. "Ich wollte dich nie in Schwierigkeiten bringen. Ich habe mir auch nie Träumen lassen, das ich hier in einem Vorort von Paris die Liebe meines Lebens zu finden." Sie nähert sich mit ihren Gesicht dem von Estelle. "Aber ich muss sich schon bald wieder verlassen! Es ist besser so für dich."

Estelle spürt wie ihr Herz einen Moment das Schlagen aufhört und spürt dann Ileanas weiche Lippen auf den ihren. Der Kuss verspricht so viel. Dann wendet sich Ileana wieder ab. "Zieh dich bitte wieder an. Ich kann sonst für nichts mehr garantieren."

"Aber genau das will ich ja." Estelle versteht die Welt nicht mehr. Ileana ist auf einmal abweisend. Da Ileana kein Wort mehr sagt, löst sich Estelle von ihr und zieht sich ihr Kleid wieder an, dann lehnt sie sich wieder an Ileana. Diese legt zwar den Arm wieder um sie, aber Estelle spürt weiterhin eine abweisende Haltung.

"Was ist los Ileana? Habe ich dich etwa unabsichtlich verletzt? Oder was ist?"

Ileana zieht den Vorhang etwas zurück und starrt die Bäume an. "Es hat nichts mit dir zu tun. Ich versuche einfach meinem Schicksal zu entkommen. Ich mag zwar Stark erscheinen, aber im Grunde meines Herzens habe ich Angst. Angst davor was mein Leben noch bringen mag. Angst wieder jemanden zu verlieren, den ich gern hatte." Sie dreht sich zu Estelle um. Über ihre Wangen laufen Tränen. "Ich will jeden Moment genießen den ich bei dir bin, denn ich habe Angst davor das du, sobald ich mich umdrehe, aus meinen Leben verschwindest. Aber irgendwie scheint sich alles gegen uns verschworen zu haben."

Estelle erwidert nichts sondern legt stumm ihren Kopf an Ileanas Schultern. ,Was hat sie wohl mitgemacht, das sie so geworden ist.'

Die Kutsche fährt durch Felder, auf denen im Sommer das Getreide stand, nun sind nur noch Stoppeln zu sehen. Die Bäume und Büsche sind längst schon Kahl. Eigentlich fehlt nur noch der Schnee.

Die zweite Kutsche fährt ihnen immer noch hinter her.

Mittags machen sie rast auf einer Wiese. Ileana legt die Decken aus. "Ein Picknick um diese Jahreszeit?"

Ileana lacht. "Wieso nicht? Wir können heute tun und lassen was wir wollen."

Sie winkt den Kutscher zu her, der gerade den Korb mit Köstlichkeiten, die Frau Szilla ihnen mitgeben hat, aus der Kutsche holt. "Setzt dich doch zu uns. Ich glaube es ist genug für alle da"

So sitzen sie da und essen, als Estelle zu zittern beginnt legt Ileana ihr die Zweite Decke um die Schultern.

Während des Essens beobachtet Estelle Ileana, diese ist nun wieder fröhlich, zumindest was man bei ihr als fröhlich bezeichnen kann.

Gegen Abend hält die Kutsche wieder vor dem Restaurant, als Estelle aussteigt beginnt es zu schneien, einzelne Flocken, die langsam in der Abenddämmerung herab schweben.

Ileana reicht Estelle den Korb aus der Kutsche und betrachtet den Himmel. "Zu Hause wird wahrscheinlich schon alles weiß sein." Sagt sie leicht wehmütig. "Gute Nacht Estelle."

"Gute Nacht Ileana." Sie sieht der Kutsche noch hinter her, bis sie nicht mehr zu sehen ist, bevor sei mit einem Seufzer das Lokal betritt.

Eine Ecke weiter setzt sich die andere Kutsche in Bewegung, in entgegengesetzte Richtung.

Ileana begibt sich in das Arbeitszimmer ihres Onkels, wo dieser mit einem Kelch an seinem Schreibtisch sitzt. "Na einen schönen Tag gehabt, meine Liebe."

Ileana legt ihren Mantel auf einen Sessel und setzt sich.

"Es war in Ordnung. Es hat uns nur eine Kutsche verfolgt. Sag mal kann ich Bitte Briefpapier haben."

Ihr Onkel greift in eine Schublade und reicht ihr ein paar Bögen Papier raus. "Ich werde die Nacht im Schloss bleiben, es ist selten das wir zwei uns unterhalten können. Erzähl doch mal was gibt es zu Hause neues?"

Ileana lehnt sich zurück und nimmt den Kelch von Gandolf entgegen. Nachdem sie einen Schluck getrunken hat reicht sie ihn zurück. Dann fängt sie zu erzählen an. "Wir haben Zuwachs bekommen. Ein junger Mann kam Anfang des Jahres ins Dorf. Er ist recht gebildet und er hat das was Alexej fehlt, er kann Menschen Befehle erteilen. Vater hat ihn offiziell zu seinem Nachfolger bestimmt. Du kannst dir ja vorstellen, wie schlecht gelaunt Alexej darauf hin war. Er hatte immer gedacht er könne der Nachfolger meines Vaters werden."

Sie macht eine Pause, steht auf und geht zum Kamin hinüber, indem ein kleines Feuer brennt. "Er hat sich inzwischen wieder gefangen. Nachdem ihm Miloslaw versprochen hat, sobald er die Nachfolge von Vater angetreten hat, wird Alexej sein Berater. Die Zwei sind inzwischen gute Freunde."

"Es freut mich das mein Bruder endlich einen passenden Nachfolger gefunden hat. Wir werden schließlich auch nicht Jünger."

Ileana setzt sich vor den Kamin, die Augen geschlossen. "Aber wir werden auch nicht älter." Sagt sie in einem leicht bitteren Tonfall.

Ihr Onkel schaut sie nachdenklich an. "Was ist los mit dir? Du bist so anders als sonst. Sonst zeigst du doch keine Gefühle. Und jetzt rennst du diesem Mädchen regelrecht hinter her. Bist den ganzen Tag irgendwo unterwegs, und zwar nicht Nachts, wie sonst immer, sondern am helllichten Tag. Den Trank rührst du seit gestern auch kaum noch an. Hat dich die Liebe etwa so schlimm erwischt?"

Ileana legt den rechten Arm auf ihre Stirn und öffnet die Augen. "Ich glaube schon.!"

Dann steht sie mit einer fliesenden Bewegung auf, nimmt ihren Mantel auf und küsst ihren Onkel leicht auf die Stirn. "Gute Nacht Onkel. Fahr ruhig noch in die Stadt. Ich muss über meine Gefühle nachdenken."

"Gute Nacht meine Liebe."

Ileana will gerade die Tür öffnen, als sie ihr Onkel noch mal anspricht. Sie dreht sich um und sieht wie ihr Onkel ihr die Bögen Briefpapier entgegenhält. Wortlos nimmt sie es entgegen und begibt sich dann auf ihr Zimmer.

Dort wartet Sakura in ihrem Bett, besser gesagt sie döst.

Ileana lächelt, zieht sich leise aus und legt sich dann neben sie. Sakura wird davon wach. "Mam, entschuldigen sie bitte das ich eingeschlafen bin."

"Ist schon in Ordnung. Ich will heute Nacht nichts von dir. Zumindest im Moment nicht. Bleib einfach neben mir liegen."

"Ja Mam." Damit kuschelt sie sich an Ileana ran, diese legt die Arme um sie. "Sag mal Sakura, wärst du gerne unsterblich."

"Ich weiß nicht Mam, Ich stelle es mir als Interessant vor, alles erleben zu können. Aber andererseits wo bleibt der Reiz zu Leben."

Ileana lächelt. "Ich glaube, du warst zuviel mit Onkel Gandolf zusammen, aber du hast recht. Wenn man ewig lebt, wo bleibt dann der Reiz des Lebens. Das Gefühl jeder Tag an dem man lebt sei etwas besonderes, da das Leben begrenzt ist."

Sakura schläft in ihren Armen ein, aber Ileana kann nicht einschlafen ihr geht einfach zuviel durch den Kopf.
 

Fortsetzung folgt



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Von: abgemeldet
2002-11-17T01:29:35+00:00 17.11.2002 02:29
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