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Die Vergessenen

Stargate Atlantis
von

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Kitsunegari

Sie waren in der Dunkelheit der Nacht auf den Planeten zurückgekehrt. Die Daedalus würde noch in den frühen Morgenstunden in ihre Umlaufbahn in der oberen Hemisphäre eintreten. Die Zeit bis dahin war knapp bemessen und Sheppard wollte sie nutzen, um sich einen aktuellen Überblick zu verschaffen und Ronon und Teyla zurück an seine Seite zu holen.

Er hatte den Jumper unmittelbar nach verlassen des Ereignishorizontes in den Tarnmodus versetzt, doch kein Wraith erwartete sie auf der anderen Seite des Stargates. Es war schon beinah gespenstisch ruhig, nicht ein Lebenszeichen war auf dem Display der Flugmaschine zu erkennen. Ein Blick durch die Frontscheibe ließ den Grund hierfür auch deutlich hervortreten. So weit man in dem sanften schwarz-blau der Nacht sehen konnte, war der Boden verbrannt und tot. Sämtliche Büsche und Bäume waren nichts anderes mehr als dürre Gerippe ihrer einstigen Pracht. Hier und da kräuselten sich sogar noch vereinzelte Rauchfahnen gen Himmel.

Rhyan konnte es selbst nicht genau abschätzen, doch Arokh musste hier seit ihrer Flucht fürchterlich gewütet haben. Sie hatte ihn schon lange nicht mehr solch einen Schaden anrichten sehen.

John lenkte den Jumper weg von dem Stargate und wandte sich dem Innland zu, schockiert über die Zerstörungsgewalt der Echse. „Dann hoffen wir mal, dass er uns noch den ein oder anderen Wraith über gelassen hat. Es wäre zu schade, wenn wir nach all dem Ärger jetzt zu spät kommen würden.“

Rhyan bedachte den Colonel mit einem finsteren Seitenblick. „Ich denke kaum, dass wir uns dieser Illusion hingeben können. Arokh mag mächtig sein und er mag hier auch vielen Wraith den Tod gebracht haben.“ Sie versuchte die Dunkelheit jenseits der Scheibe zu durchdringen, doch die Nacht war vollkommen. „Doch es wird noch viel mehr geben, die sich aus diesem Gefecht herausgehalten haben und versteckt bleiben, solange die Gefahr nicht vorüber ist.“

Sheppard konnte sich ein verschlagenes Grinsen daraufhin nicht verkneifen. „Um so besser. Je mehr sich von ihnen in den Gängen verstecken wie die Karnickel, umso mehr werden von dem Angriff der Daedalus direkt betroffen sein.“

Rhyan teilte den Enthusiasmus der Atlanter nicht vollkommen. Der Plan war verzweifelt und voller verborgener Haken und Ösen. Keiner von ihnen konnte sagen, wie weit sich das unterirdische Labyrinth in Wirklichkeit ausdehnte und ob es nicht Bereiche gab, die einem derartigen Angriff gewappnet waren und Flüchtlingen Schutz bieten konnten. Doch der Mangel einer besseren Idee und die Tatsache, dass sie ohnehin nicht gegen den Stab der Pegasus-Expedition sprechen konnte, hatten sie zu einer willigen Mitstreiterin werden lassen. Sie würde alles in ihrer Macht stehende tun, um den Atlantern bei diesem Kampf zur Seite zu stehen. Und um zu verhindern, dass dieser Kampf in einem Blutbad endete, welches ihr die neu gewonnenen Freunde wieder raubte.

Auf dem Display näherte sich plötzlich mit hoher Geschwindigkeit ein blinkender Punkt. Er näherte sich ihnen gezielt, was Sheppard dazu veranlasste, den Tarnmodus des Jumpers noch einmal zu checken. Sie sollten für alles, was nicht von den Antikern erschaffen worden war, unsichtbar sein. Er wollte grade wenden, um sein Glück in heilloser Flucht zu suchen - eine Konfrontation mit einem feindlichen Jäger wollte er zu diesem Zeitpunkt unbedingt vermeiden – als Rhyan mit einem schwachen Lächeln seinen Arm berührte. „Es ist in Ordnung. Es ist Arokh. Er will uns lediglich begrüßen und zu deinen Freunden führen.“

Verwirrt tauschte er einen Blick mit der jungen Frau. „Wie...“

„Warum er uns erkennen kann?“ Ihre Augen blitzten schelmisch. „Er spürt mich und meine Anwesenheit. Das hilft ihm, die Illusion des Jumpers zu durchbrechen. Allerdings ist er äußerst erstaunt über dieses... lustige Fluggefährt.“

Sheppard grunzte beleidigt. Normalerweise ließ er niemanden so über sein Baby sprechen. Allerdings konnte er auch wenig gegen einen belustigten Drachen ausrichten. Er drehte bei und folgte dem Drachen in einem gebührenden Abstand.

Nur wenig später gingen sie in einem dichten Waldstück auf einer verteufelt engen Lichtung zur Landung. Der Platz wurde noch enger, da sich Drache und Jumper die kleine Wiese teilen mussten. Als sich die Heckklappe dann endlich öffnete, wurden sie bereits von den zwei sichtlich erleichterten Teammitgliedern erwartet. Selbst Ronon schien sich ein erfreutes Lächeln nicht verkneifen zu können. „Colonel, es ist gut Sie wiederzusehen.“

John nickte nur und musterte die beiden aufmerksam. Zu seiner Erleichterung konnte er keine Verletzungen oder Blessuren entdecken und so erlaubte er sich ebenfalls ein wenig Entspannung. „Und es ist gut zu sehen, dass es euch beiden hier nicht zu heiß geworden ist.“ Er schielte verstohlen zu dem Drachen hinüber, der in einiger Entfernung stand und seinen langen Hals zu Rhyan herab gesenkt hatte.

Teyla, die diesen Blick durchaus bemerkt hatte, schmunzelte amüsiert. „Sie haben demnach gesehen, wie Arokh den Wraith das Fürchten gelehrt hat. Das ist gut.“ Ronon nickte bestätigend und sein Lächeln hatte sich zu einem ausgewachsenen Grinsen entwickelt. „In der Tat. Selbst wenn die Wraith gewollt hätten, sie hätten keine Chance gehabt, uns ein Haar zu krümmen. Ich sollte ausziehen und mir ebenfalls so einen Drachen zulegen. Es ist einfach erheiternd, die Wraith derart in Panik flüchten zu sehen.“

Sheppard war sich nicht sicher, ob er dem Krieger in dieser Hinsicht zustimmen würde. Allerdings war es nicht zu übersehen, von was für immensem Nutzen eine solche Bestie sein konnte.

„Wie geht es Rodney?“ Teyla war wieder ernst geworden. Offenbar hatte sie erwartet, dass der Wissenschaftler zusammen mit Sheppard zurückkehren würde. Da er es nicht getan hatte, fürchtete sie jetzt wahrscheinlich, dass er den mentalen Angriff des Wraith weniger gut verkraftet hatte als zuvor angenommen.

John ging zurück zum Jumper und setzte sich auf dessen Ladekante. „Er ist wieder ganz der Alte. Um ihn brauchen wir uns keine Sorgen machen. Hätte ich ihn mitgenommen, sähe das schon ganz anders aus.“ Er löste die P90 von seiner taktischen Weste und legte sie neben sich. Auf den erwartungsvollen Blick des Satedaner hin, wies er mit einer knappen Kopfbewegung ins Innere des Jumpers. „Wir haben genügend Waffen und Munition an Bord, um eine kleine Belagerung zu überstehen. Bedienen Sie sich, Ronon.“ Er schaute nur kurz auf, als Rhyan zu ihnen auf die Rampe trat. „Er ist voll und ganz damit beschäftigt, die Datenbanken nach weiteren Informationen über diesen Vorposten zu durchforsten, die Aufschluss über Zweck und Ausstattung geben könnten. Und über mögliche Gefahren, die uns in dessen Innern erwarten könnten.“

„Wir haben also einen Plan?“ Ronon ließ sich an der Außenwand des Jumpers nieder, offensichtlich äußerst glücklich über die neue Bewaffnung.

„Wir haben einen Plan. Zumindest etwas, das man so nennen kann.“ Mit kurzen Worten erklärte der Colonel seinem Team, wie sich der Ablauf der nächsten Stunden im Groben gestalten sollte, sobald die Daedalus den Orbit erreicht hatte. Niemand schien sonderlich begeistert, aber das hatte er auch nicht erwartet. Beinah wünschte er sich, dass einer von beiden mit einem wunderbaren Masterplan aufwarten konnte. Doch Ronon und Teyla schwiegen, als er mit seinen Ausführungen am Ende angekommen war. „Es ist ein Himmelfahrts-Kommando, ich weiß. Aber wenn wir uns nicht beirren lassen, haben wir eine reelle Chance.“

„Dann sollten wir schleunigst mit den letzten Vorbereitungen beginnen.“ Teyla erhob sich, die Maschinenpistole entschlossen an ihrer Weste befestigend. Ihr Blick hatte eine Härte, die Rhyan ihr im Leben nicht zugetraut hätte. Es befremdete sie ein wenig, allerdings zeigte ihr das nur allzu deutlich, wie entschlossen die Atlanter wirklich waren, diese Gefahr zurückzuschlagen. Mit dieser Einstellung würden sie vermutlich tatsächlich eine Chance haben.

Sie würden ein letztes Mal das in Frage kommende Gebiet überfliegen und mit den Sensoren des Jumpers scannen, um vorab so viel Informationen wie möglich an die Daedalus zu senden. Dann würden sie sich einen Zugang in das unterirdische System auswählen und sich vor diesem postieren, in Erwartung der flüchtenden Wraith.

Arokh war offenkundig beleidigt, dass man das mechanische Fluggerät seinem Können vorzog. Ein tiefes, drohendes Grollen war aus seiner Richtung zu hören gewesen, als Sheppard diesen Punkt erläutert hatte, und hatte jeden von ihnen erschrocken herumfahren lassen. Doch Rhyan hatte nur leise gelächelt und war zu ihrem mächtigen Freund hinübergegangen, um ihm eine Hand tröstend auf die warmen Halsschuppen zu legen. Sie brauchten den Jumper für den Kontakt mit der Daedalus und das konnte der Drache nun einmal unmöglich gewährleisten.

Das Versprechen, dass seine Unterstützung noch früh genug bitter benötigt werden würde, schien sein Gemüt zu besänftigen. Er sollte sich so lange wie möglich im Verborgenen halten und erst dann dazu stoßen, wenn der Angriff der Daedalus begonnen hatte. Die Wraith sollten den Eindruck gewinnen, dass ihnen aus jeder Richtung Gefahr drohte. Sheppard hoffte, dass sie dieser Umstand kopflos machen würde.

Der Jumper hatte die Vier dann über die langsam heller werdende Ebene getragen, sicher verborgen durch den Tarnmodus. Ihre Sensoren entdeckten eine Vielzahl von Ausgängen, doch nicht ein einziges Lebenszeichen. Die Wraith mussten sich weit in den Gängen zurückgezogen haben, anders war diese absolute Abstinenz nicht zu erklären.

Sheppard ging nahe eines zerklüfteten Canyons zur Landung, an dessen äußerstem Ende einer der Ausgänge verborgen lag. Hier hatten sie hervorragende Deckung, während diejenigen Wraith, die durch die Öffnung kommen würden, keine andere Wahl hatten als in ihr Sperrfeuer zu laufen. Es war beinah lächerlich einfach, wenn man es so betrachtete. Doch Sheppard zweifelte, dass es in der Umsetzung dann auch so reibungslos von Statten gehen würde. Dennoch war dies der Beste Ort für ihren Hinterhalt, den sie hatten finden können.

Als Caldwell sich über Funk meldete und die Daedalus an ihrem planmäßigen Einsatzort meldete, verließen die vier Menschen die Sicherheit des Jumpers und begaben sich auf ihre Plätze innerhalb des Canyons. Am Grund der Kluft herrschte noch immer düstere Finsternis, obgleich sich die Sonne auf der Ebene bereits schwach über den Horizont erhoben hatte. Ein Blick in den wolkenlosen Himmel bestätigte die Anwesenheit des gewaltigen Sternenkreuzers. Caldwell hatte die Daedalus weit in den Orbit herabsinken lassen und so schwebte sie einem drohenden Unheil gleich über der Szenerie.

Dann gab Sheppard den Beschuss auf den unterirdischen Komplex frei.

Man hätte es als schön bezeichnen können, als sich unzählige Geschosse aus der Unterseite des Sternenschiffes lösten und wie ein Feuerregen der Erde entgegenstürzten. Für einen Moment schien selbst der Wind ehrfürchtig inne zu halten. Dann erzitterte die Erde unter den ersten Einschlägen und ein tiefes, volltönendes Dröhnen schwappte zu ihnen heran, welches sich kontinuierlich zu einem ohrenbetäubenden Brüllen steigerte.

Rhyan drückte sich instinktiv dichter an die raue Felswand und warf einen besorgten Blick auf die Hänge des Canyons. Sheppard hatte versichert, dass sämtliche Detonationen weit genug entfernt sein würden, um einen Einsturz der Kluft zu verursachen. Doch wer wusste schon, was für Auswirkungen ein derartiger Beschuss tatsächlich haben würde?

Sie richtete ihren Blick wieder nach vorne, als die Daedalus ihre zweite Salve auf den Weg schickte. Aus dem Innern des Tunnels wehte der erste Staub und Rhyan war sich sicher, dass sie Schritte vernehmen konnte. Noch weit entfernt, doch stetig näher kommend. Bedächtig wog sie eines ihrer Wurfmesser in der Rechten.

Ein Heulen, das beinah so klang als würde es von großen Turbinen verursacht, ließ die Vier aufschrecken und Sheppard schwenkte seine Waffe dem schmalen Streifen Himmel entgegen, der sich über ihnen auftat. Er war deutlich blasser geworden.

Im gleichen Augenblick spürte Rhyan, wie Arokh sich mit ihr in Verbindung setzte und Bilder mehrerer pfeilförmiger Fluggeräte in ihren Geist sandte. Sie erkannte in ihnen entsetzt die Abbildungen von Wraith-Jägern wieder, die sie auf Atlantis zu sehen bekommen hatte. Voller Grauen verfolgte sie durch die Augen des Drachen, wie dieser sich einem dieser Jäger entgegenwarf und mit seinem rot-blauen Feuer übergoss. Grell zuckten die Geschosse der Wraith an ihm vorbei und ließen mehrere Bäume am Boden in weißem Feuer vergehen.

Rhyan und Sheppard tauschten einen kurzen, jedoch sehr besorgten Blick. Überflüssiger Weise teilte Caldwell ihnen in diesem Moment über Funk die Anwesenheit mehrerer Wraith-Darts mit. Sheppard ging nicht auf diesen Hinweis ein, kamen jetzt auch die ersten Wraith aus dem Gang vor ihnen gestolpert. Teyla eröffnete das Feuer. Die dahinter folgenden Flüchtlinge rannten genau in Ronons Visier und stürzten kurze Zeit später ebenfalls zu Boden.

Der Plan schien tatsächlich aufzugehen. Immer dichter wurde der Staub, der aus dem Tunnel in den Canyon wallte. Die Wraith hetzten in Kleingruppen dem rettenden Sonnenlicht entgegen, blind vom Staub und vor Angst. Nur um direkt in ihren Tod zu laufen.

Keiner der vier Menschen zuckte auch nur ein einziges Mal mit der Wimper oder verspürte gar Mitleid mit den wehrlosen Bestien. Zu viel Leid hatten sie gebracht, als dass sie auf solch eine Gnade wie Mitleid hätten zählen können.

Sheppard wurde abgelenkt, als Rhyan hinter ihm plötzlich aus ihrer Deckung trat und mit zusammengekniffenen Augen den Rand der Kluft inspizierte. Alarmiert blickte er ebenfalls hinauf. „Was ist?“

„Wir werden angegriffen!“

Er hatte keine Ahnung wie sie es anstellte, doch vor seinem inneren Auge flammte plötzlich ein Bild auf. Über die Ebene kam ein ganzer Trupp Wraith auf sie zu, zielstrebig und in hohem Tempo. Da das Bild aus der Vogelperspektive zu kommen schien, nahm der Colonel an, dass Arokh ihnen diese Warnung hatte zukommen lassen.

Wieder begegnete sein Blick dem der jungen Frau und sei Herz zog sich zusammen. Er hatte gewusst, dass es nicht so einfach gehen würde. Mit einem knappen Nicken entließ er sie.

Rhyan fuhr herum und sprang mit einer katzenhaften Eleganz die Felsvorsprünge hinauf, einen langgezogenen, klagenden Pfiff aussendend. Oben angelangt hielt sie noch ein Mal inne und blickte zu ihm herab. Er meinte ein schwaches Glühen gleich flüssigem Feuer in ihren Augen erkennen zu können. Dann verschwand sie aus Sheppards Blickfeld. Ihm blieb nichts, als ihr stumm einen ganzen Haufen Glück hinterher zu wünschen.
 

Einmal aus der Schlucht heraus zeigte sich Rhyan das ganze Ausmaß der Verwüstung, welche die Daedalus dem Landstrich brachte. Turmhoch reckten sich Staubwolken in den Himmel und ließen den Horizont verschwimmen. Die Ebene war zerklüftet. Aufgerissen, als habe ein riesenhaftes Wesen gewütet.

Rhyan legte den Kopf in den Nacken und ließ ihren Blick suchend über den Himmel huschen. Der Sternenkreuzer war durch all den Nebel nicht mehr zu erkennen. Stattdessen sah sie eine Flotte von etwa sieben Wraith-Jägern durch die Wolken brechen. Ein Teil von ihnen beschoss ein für sie unsichtbares Ziel. Vermutlich die Daedalus, da die Salven durch immer wiederkehrende Geschoss-Schleier erwidert wurden. Ein Jäger explodierte in einem blendenden Feuerball.

Die anderen Jäger waren in einen Kampf mit dem Drachen verwickelt. Arokh schraubte sich mit akrobatischer Grazie durch die Luft, versuchte offensichtlich so zu fliegen, dass die Wraith versucht waren auf ihn zu schießen und damit ihre eigenen Leute in Gefahr zu bringen.

Rhyan hielt die Luft an, als er in einer waghalsigen Wendung direkt an einen der Jäger heranwirbelte, das Verdeck mit seinen Pranken packte und vom Gehäuse des Fliegers löste. Der Jäger stürzte trudelnd zu Boden. Der Drache stieß sich ab und floh zurück in den Schutz der Rauchschwaden. Einen Herzschlag zu spät.

Wie aus dem Nichts erschien über ihm ein Jäger und schoss eine Drohne auf den Drachen ab. Arokh warf sich zur Seite, konnte jedoch nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Die Drohne durchschlug die dünne Flugmembran seines rechten Flügels.

Der Drache stieß ein markerschütterndes Brüllen aus, ließ sich in einen Sturzflug fallen und entkam so einem weiteren Angriff des Jägers. Schwarzes Blut sprühte wie feiner Regen durch die Luft.

Rhyan ächzte und brach in die Knie. Gleißender Schmerz tobte durch ihr Inneres und löschte für wenige Augenblicke alles weitere um sie herum aus. Auch wenn sie den Drachen bereits vor vielen Zyklen freigegeben hatte, würde es ihr ganzes Leben ihr Schicksal sein, dass sein Schmerz auch ihr Leid zufügen würde.

Als der Schmerz endlich verblasste, raffte sie sich mit einem bitteren Knurren auf. Sie hatte hier oben eine Aufgabe zu erledigen. Andernfalls wären die drei Atlanter am Fuß des Canyons dem heranrollenden Wraithtrupp schutzlos ausgeliefert. Ein Blick aus ihren unmenschlichen Augen verriet ihr, dass die Wesen nur noch wenige hundert Schritt von ihr entfernt waren. Sie lächelte dämonisch.

Markor, der ihren Ruf sehr wohl vernommen hatte, erreichte sie in diesem Moment und sie saß auf. Leid glitt federleicht in ihre rechte Hand, dann ließ sie den schwarzen Hengst in einen sanften Trab fallen, der sie dem Trupp entgegentragen würde. Sie spürte das erregte zittern seiner Flanken, das sich auf sie übertrug. Sie würde den Tod zu den Wraith bringen. Nicht umgekehrt.

Die herannahenden Wraith hielten in ihrem Vormarsch inne, als sie den Schatten, welcher ihnen aus dem diffusen Innern der Rauchschwaden entgegenkam, gewahrten. Mit bedächtigen Schritten kam die Reiterin auf sie zu, ein bösartiges Lächeln auf den Zügen. Der Nebel kräuselte sich um sie herum und verdunkelte sich, so dass es dem Betrachter so vorkam, als würden sich mächtige Schwingen aus tiefem Schatten aus ihrem Rücken entfalten. Das Schwert in ihrer rechten Hand ragte bedrohlich hervor und die Intarsien, welche sich über die gesamte Schneide wanden, glühten in einem wütenden Rot.

„Mein Name ist Rhyan. Ich bringe euch den Tod.“

Die Wraith zögerten, verunsichert von diesem selbstbewussten Auftreten. Etwas wie sie hatten sie augenscheinlich noch nie zu Gesicht bekommen.

Dann nahm Rhyan ihnen die Entscheidung über einen Angriff ab und ließ den schwarzen Hengst mit ausgreifenden Sätzen auf sie zu jagen. Sie hatte die ersten Wraith erreicht, noch bevor diese ihre Waffen überhaupt heben konnten, und trennte ihnen mit einem einzigen Hieb die Schädel vom Rumpf. Markor ging wiehernd auf die Hinterhand und kreiselte herum, ermöglichte es Rhyan das Schwert wie eine Sense durch die Reihen der Wraith zu führen und Tot und Verdammnis zu sähen. Binnen kürzester Zeit hatte sie dir Ordnung des Trupps gesprengt und die Verteidigung brach zusammen.

Von den wirbelnden Hufen tödlich getroffen, gingen zwei weitere Wraith zu Boden.

Ungezielte Schüsse aus den Langwaffen der Kreaturen prallten wirkungslos an dem Schwert ab und wurden auf die glücklosen Schützen zurückgeworfen.

Klirrend prallte die stumpfe Seite des Schwertes gegen die Waffe des nächsten Wraith, der sich gekonnt gegen die brachialen Angriffe der jungen Frau zur Wehr setzte. Der Pferdeleib drängte ihn zurück, doch die Verteidigung vermochte sie nicht zu unterlaufen. Sie hörte hinter sich das Geräusch eines abgefeuerten Stunners und spürte noch im selben Moment einen stechenden Schmerz, der ihr Rückrad hinaufschoss bis in ihren Kopf.

Mit einem hasserfüllten Aufschrei warf sie Markor herum und begegnete dem Schützen, der sie fassungslos anstarrte. Der Treffer bereitete ihr Schmerzen, doch die lähmende Wirkung blieb aus.

Die Intarsien auf der Schwertklinge leuchteten auf, als sie die ihr entgegengestreckte Waffe zerschlug und den Wraith von der Schulter abwärts beinah in zwei Hälften teilte. Knurrend riss sie die Waffe frei, wobei dunkles Blut in die Gesichter der Angreifer spritzte.

Der jämmerliche Rest des Trupps wich entsetzt vor ihr zurück. Rhyan konnte deren Angst beinah riechen. Ihr düsteres Lächeln entblößte spitze Fangzähne und ließ die Wraith endgültig in kopfloser Panik davon stürmen.

Doch Rhyan dachte nicht daran sie entkommen zu lassen. Mit einem verächtlichen Lachen setzte sie ihnen nach, ritt den Langsamsten ungerührt über den Haufen, schlug den nächsten im Vorbeireiten die Köpfe von den Schultern und sandte dem letzten Überlebenden ihr Schwert in einem langgezogenen geworfenem Bogen hinterher. Federnd blieb es im Rücken des Flüchtenden stecken.

Der Blick der jungen Frau glitt über das verwüstete Land. Dieser Trupp würde keinen Schaden mehr anrichten. Doch es waren bereits weitere unterwegs. Die Daedalus setzte ihren Beschuss fort, doch es musste Fluchtwege geben, die sie bisher nicht entdeckt hatten. Arokh war zu sehr mit dem Kampf gegen die Jäger beschäftigt, als dass er sich darum hätte kümmern können.

Also würde sie sich diesem Problem annehmen. Sie wendete ihren Hengst und galoppierte zurück. Wenig später war sie von den Rauchschwaden verschlugen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  MorgainePendragon
2009-02-16T22:22:04+00:00 16.02.2009 23:22
"Mein Name ist Rhyan und ich bringe euch den Tod!"... Uhhhh... Jetzt gehts aber los!^^ Da hatte ich richtiggehend das Bild einer von Luis Royo gezeichneten Amazone vor Augen.^^
Spannend geschrieben und ja OHNE diese Komplikationen da am Ende wäre es auch zu glatt verlaufen. Natürlich gibt es Schwierigkeiten. Immer.

Und ich musste so lachen als ich das mit dem "amüsierten Drachen" las, gegen den ein in seinem Stolz gekränkter Sheppard keine Chance hat...^^
Von:  Karen_Kasumi
2008-09-29T16:45:54+00:00 29.09.2008 18:45
Äkschn, Äkschn, Äkschn!!!! *faust in die luft stoß*
Hach, ich liebe es einfach, deine Kampfszenen zu lesen. Ich war im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos während des Lesens, das kannst du mir glauben ;) Ob es Arokh wohl gut geht? Ob Rhyan es schafft, die Wraith aufzuhalten? Soooooo viele Fragen, die alle nach einer Antowrt verlangen...*zappel*
Von: abgemeldet
2008-09-16T13:40:08+00:00 16.09.2008 15:40
Hi!!
Das war ein schönes spannendes Kapitel, das muss ich sagen.
Nur das diese fiesen Wraith den süßen Drachen abschossen haben *bösschau* dafür war der Kampf cool, da hat Rhyan die Wraith in die Flucht geschlagen.
Bin neugirieg was schon im nächsten Kappi passiert *freu*

LG shippoliebling ^^


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