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Life of the Vampires

von

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Ein besonderer Talisman

Kapitel: 15

Untertitel: Ein besonderer Talisman
 

„Schon seit einigen Jahren ist er mein Glücksbringer…“, gab André leise zu und lächelte, ehe er die Hand anhob, sie leicht ein wenig zur Faust bildete, ohne etwas Gefährliches dabei auszustrahlen, und hielt den Ring so zwischen sie beide. „Aber eigentlich müsstest du ihn inzwischen tragen.“
 

Das Lächeln auf seinen Zügen war richtig verliebt, als er ihn ein wenig aus dunkelblauen Augen anfunkelte. Natürlich wusste sein Vater genau, warum er ihn tragen sollte und nicht mehr André. Doch er griff vorsichtig nach der Hand, die zwischen ihnen war und küsste den Ring, ehe er auf die Worte wirklich einging…
 

„Wir können sie ja einfach austauschen…“, schlug er vor und lächelte, ehe er selbst genau jene Hand hob, an der exakt derselbe Ring am Finger steckte. „Es ist schon interessant, dass ich ihn verloren glaubte und ihn ausgerechnet bei dir wieder fand.“
 

Sanft legten sich ihre Finger um einander, sodass auch André an den Ring seines Vaters einen Kuss setzen konnte. Dennoch gab es zu diesem Schmuckstück zwei Geschichten und sie beide wussten bislang nur die eigene. Damit war wohl nahe liegend, was André auf der Zunge brannte…
 

„Wieso gibt es diese beiden Ringe überhaupt..? Sie gleichen zwar den Siegelringen, die es früher gegeben hat, aber… nur ein Familienoberhaupt trug einen solchen. Also dürften es keine zwei sein.“, sprach er seine Gedanken aus und er fand zugleich schon ein Schmunzeln auf den Zügen des Älteren. Scheinbar hatte dieser einmal mehr damit gerechnet, dass er diese Frage zu beantworten haben würde. Aber es war ja auch nichts, das sie einander verheimlichen würden. Entsprechend logisch war, dass André seine Antwort erhielt.
 

„Du weißt doch, dass ich schon sehr lange nach einem Gefährten oder einer Gefährtin für die Ewigkeit suche… Gut, heute ist klar, dass es wirklich ein Gefährte ist.“, begann Lestat zu erzählen, worauf er ein leichtes Nicken erhielt, ehe er den Jüngeren näher zog und ihm diese Geschichte etwas zuteil werden ließ, „Mein Enthusiasmus war anfangs so stark, dass ich mir einen Ring anfertigen ließ, der ganz meinen Vorstellungen entsprach. Die zweifache Ausführung kam mir in den Sinn, weil ich schon vor Augen hatte, wie ich genau diesem Wesen, das wirklich einmal die Ewigkeit mit mir teilen würde, einen der beiden Ringe schenke. In dem Punkt bin ich wohl ein alter Romantiker.“
 

Langsam lösten sich ihre Hände von einander, weil sich André näher heran schmiegte und sogar die Augen schloss. Schweigend lauschte er dieser Stimme, die er so liebte, was seinen Vater nur lächeln ließ. Diesem bedeutete es sehr viel, dass sie so ruhig die Zeit zusammen genießen konnten und nichts irgendwie in Zwang ausartete. Es war so anders und vor allem freier als alles je zuvor für ihn.
 

„Mit der Zeit musste ich einsehen, dass niemand die Ewigkeit mit mir teilen würde…“, gestand der Ältere seine Enttäuschungen der Vergangenheit ein, wobei ihnen beiden klar war, dass es heute nicht mehr zutraf. Der beste Beweis dafür, dass es auch für Lestat jemand gab, der ihn wirklich lieben konnte, lag direkt neben ihm und drückte ihn ganz sanft. Selbst jetzt ließ André ihn diese Liebe spüren und das hatte viel mehr an Wert als alles Gold der Welt. Deshalb erzählte dieser alte Vampir dann auch weiter: „Lange Zeit habe ich beide Ringe immer in einer Schatulle verwahrt, bis ich irgendwann einen heraus nahm und auf einige Wochen oder Monate am Finger trug. Ich habe die Tage nicht gezählt, bis ich ihn wieder herab zog und in die kleine Schachtel zurück stecken wollte. Aber ich weiß noch, dass der zweite Ring nicht mehr da war. All die Zeit hatte sie an einem gut geschützten Platz verbracht. Er konnte nicht einfach gestohlen worden sein, aber es war die einzige Erklärung, die mir einfiel. Heute frage ich mich, ob der Ring sich nicht einfach auf den Weg zu dir gemacht hat…“
 

Vermutlich klang das für Menschen eher unvorstellbar. Doch sie beide waren Vampire und da dachte man grundsätzlich schon etwas anders. Wenn man noch hinzu fügte, dass André bereits bei seiner Geburt zur Hälfte Vampir gewesen war, existierte sicherlich noch viel mehr Magie, als die meisten begreifen könnten. Wieso also sollte es nicht auch möglich sein, dass der Ring, den er extra für einen Gefährten anfertigen hatte lassen, wirklich seinen Weg zu jenem Wesen gefunden hatte? Für Lestat galt, dass nichts unmöglich war.
 

„Erinnerst du dich noch, wann dir sein Fehlen auffiel?“, erklang eine recht neugierige Stimme, wobei man auch hören konnte, dass da jemand am Überlegen war. Ein wenig suchte er nach einer Logik oder irgendetwas, das seinem Vater bisher noch nicht ganz so direkt aufgefallen war. Die Antwort erstaunte ihn dann schon: „An jenem Abend, als ich meine Gruft nach so langer Zeit wieder verlassen hatte, betrachtete ich den Ring an meinem Finger. In dieser neuen Welt erschien er mir wie ein… Relikt aus längst vergangener Zeit, das hier nicht mehr hin gehörte. Also nahm ich ihn ab und wollte ihn zu seinem Gegenstück legen, das gar nicht mehr da war. Dabei war ich mir absolut sicher, dass das letzte halbe Jahrhundert niemand meine Ruhestätte betreten hatte. Und davor hatte ich ihn noch gesehen.“
 

Ein leiser, zustimmender Laut kam seitens des Jüngeren. Es klang deutlich nach Grübeln und zugleich auch Verständnis. Für ihn machte das durchaus Sinn. Obwohl es seinen Verdacht bestätigte, dass sein Vater den Ring eventuell wirklich auf Reisen geschickt hatte. Aber eigentlich war das gar nicht mal so wichtig, wie der Ring es von einem zum anderen geschafft hatte, wo sie sich doch gar nicht kannten. Noch dazu hatte Lestat zum Zeitpunkt seines Erwachens noch nicht einmal die Mutter seines späteren Sohnes gekannt…
 

„Jahre später tauchte er dafür bei mir auf.“, stellte André fest, worauf er nun eine Frage erhielt, die doch recht… wichtig war. Zumindest bedeutete sie seinem Vater sehr viel, der sie stellte: „Wie kam er zu dir? Erzählst du mir diese Geschichte?“
 

Da der Jüngere bei der ersten Frage schon aufsah, entdeckte er dieses Lächeln auf dem geliebten Lippenpaar. Es war so wundervoll und zärtlich, dass ein Sonnenaufgang niemals schöner sein könnte. Vermutlich war das auch der Grund, wieso ihm ein sterbliches Leben vollkommen egal sein konnte, wenn er doch solche Augenblicke bis in die Ewigkeit hinein genießen durfte. Etwas, das auch sein Vampir mehr als nur genoss…
 

„Es war in der Grundschule und ich damals… sieben Jahre alt…“, erinnerte er sich zurück, wobei er seine Hand an die Brust des Älteren legte und den Ring am Finger eingehend betrachtete. Nur bevor diese Bilder aufkamen und ihnen zeigten, was genau einst gewesen war, musste sein Vater noch eines los werden: „Du warst bestimmt schon zu der Zeit etwas ganz Besonderes.“
 

Kurz sah André auf und lächelte. In diesem Fall klangen die Worte überhaupt nicht schlecht so wie von Menschen. Diese gebrauchten so schöne Phrasen meist um das zu bekommen, wonach ihnen gerade der Sinn stand. Hier war es einfach ehrlich, liebevoll und vor allem schön.
 

Allerdings ließ er sich nun nicht länger aufhalten, sondern begann einfach das wieder aufleben zu lassen, das schon einmal passiert war. Es war eines der schönsten Erlebnisse, als er diesen Ring erhalten hatte, denn für ihn war er eben wie ein Talisman, der ihn beschützte und begleitete…
 

An einem regnerischen Frühlingstag im letzten Jahrhundert war in Rom das Leben in vollem Gange. Die meisten Schulen beendeten gerade ihren Unterricht und auf einer groß angelegten Privatschule, die von der Grundschule hin zum Gymnasium unterschiedliche Lernzweige hatte, konnten schon sehr viele nach Hause gehen. Lediglich die erste Theatergruppe, in welcher die jüngsten teil nehmenden Schüler waren, hatte heute ihre allererste Generalprobe. Zu Gast waren viele der Lehrer und auch aus dem Gymnasium waren einige Schüler gekommen, damit die jungen Darsteller schon vor dem folgenden Abend erfuhren, wie es war, vor Publikum aufzutreten.
 

Hinter den Kulissen huschten einige der Kinder recht nervös hin und her, hatten zum ersten Mal ihr Kostüm an und unterhielten sich darüber, wie toll sie doch aussahen. Nur auf einen Jungen mit gold gelocktem Haar traf das nicht zu. Er stand ganz ruhig an der Wand, las sich noch einmal ein wenig die Geschichte durch und man hatte das Gefühl, er würde das schon immer machen. Als wäre da eine Routine bereits vorhanden, obwohl er noch so jung war.
 

Jener Lehrer, der für diese Gruppe Kinder zuständig war, ging gerade einmal die Anwesenheitsliste durch, damit auch niemand fehlte. Danach kam er zu eben diesem einen Jungen, der da so ruhig und gefasst war, um ihm zu erklären, dass er jederzeit nervös sein dürfte. Es wäre in Ordnung und überhaupt nicht schlimm.
 

„Ich bin aber nicht nervös.“, sagte der Junge ganz ehrlich und lächelte ein wenig verlegen, was ihm den Charme eines kleinen Engels verlieh. „Eigentlich freu ich mich sogar darauf und ich bin Ihnen auch dankbar, dass sie es für sich behalten. Meine Mum würde überhaupt nicht wollen, dass ich Theater spiele.“
 

„Das finde ich sehr schade, dass sie so darüber denkt. Du hast wirklich Talent, André.“, gab der Lehrer zurück und holte eine kleine Schachtel heraus, die er dem Jungen reichte, „Hier… Vor ein paar Tagen hab ich den auf einem Flohmarkt gefunden. Ich finde, er passt zu deiner Rolle als Hamlet sehr gut. Er soll dir Glück bringen heute und morgen bei der Aufführung gleich noch mehr.“
 

Neugierig öffnete der Junge die kleine Schatulle und entdeckte darin einen Ring. Dieser hatte etwas Altes, Geheimnisvolles an sich. Er selbst war ein wenig stärker und André fand ihn sehr kunstvoll verziert. Ihm fiel ein kleines Behältnis auf, das ihn an etwas erinnerte, das er noch nicht beim Namen nennen konnte. Sie hatten mal im Unterricht gehört, dass es früher höher stehende Personen gegeben hatte, die so etwas Gift bei sich getragen haben, um ihren Feinden dieses ins Getränk zu mischen. Als er es aufmachte, war aber keinerlei Inhalt vorhanden, was ihn nicht sonderlich störte. Viel eher musterte er die Verzierung auf dem Deckel, den er erneut zuklappte. Wie ein alter Buchstabe… Es sah unglaublich schön aus und er erkannte es auch als L wieder. Eine Rosenblüte mit einzelnen kleinen Rubinen fand er noch darauf. Erstaunlich für ihn war vor allem, wie detailliert die Arbeit an diesem kleinen Objekt war. Deshalb konnte er sich auch irgendwie gar nicht daran satt sehen…
 

„Danke.“, sagte er dann doch irgendwann, weil er merkte, dass sein Lehrer noch auf eine Antwort oder andere Reaktion wartete. Dieser nickte daraufhin erst einmal nur, ehe er schon zu den anderen Schülern ging, weil dort gerade eine kleine Diskussion ausbrach. Da vergaß André sogar, ihn zu fragen, ob er den Ring nun eigentlich behalten durfte, oder er ihn wieder zurück geben sollte nach der Aufführung. Aber er beschloss, ihn nach dem folgenden Abend einfach zurück zu geben. Schließlich wollte er nachher nicht als Dieb da stehen.
 

Die Bilder verblassten und André offenbarte etwas, das aus der Erinnerung selbst noch nicht deutlich geworden war: „Ich hätte ihn nicht wieder hergeben wollen. Der Ring hatte etwas an sich, das mir einfach unglaublich gut gefallen hat. Auch wenn er mir anfangs doch zu groß war, aber das ließ ich mir nie anmerken.“
 

„Kein Wunder… Der Ring war ja eigentlich nicht für ein Kind gedacht.“, schmunzelte der Ältere, wobei er sanft nach der Hand griff und den Ring vorsichtig herab zog, „Mein Gedanke damals war der, dass in diesem kleinen Behältnis der ein oder andere Tropfen Blut von mir wie ein… Band zu diesem perfekten Wesen sein würde. Ich hatte die Hoffnung, meine Liebe damit immer und immer wieder zu finden, egal was geschehen könnte. Zugleich wollte ich ebenso ein klein wenig vom Blut dieser Person bei mir tragen, um diesen Duft niemals zu verlieren.“
 

„Und dann kam ich eines Tages auf den verrückten Gedanken mein Blut darin zu versiegeln…“, begann André ein ganz klein wenig über sich selbst zu lachen, weil das irgendwie… lustig klang in seinen Ohren, „Dabei war das eher aus einer Laune heraus passiert, weil ich irgendwie auf den Geschmack der Vampire gekommen war.“
 

Lestat hielt den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger, betrachtete die Verzierung darauf und spürte deutlich die stete Bewegung dieses Blutes, das innen drin gefangen war. Ihm stieg wieder jener Duft in die Nase, der ihn schon betört hatte, als er André gebissen und zu sich geholt hatte. Für einen Moment schloss er die Augen, ging in diesem Gefühl auf und sah dann doch wieder zu seinem Liebsten, dem genau da der Atem stockte. Diese oftmals so grauen Augen funkelten richtig in einem Blau, das so wundervoll aussah, dass Worte nicht reichten, um es zu beschreiben. Zugleich erkannte er etwas Goldenes in ihnen, das André erst gar nicht zuordnen konnte, ehe es ihm mit einem Mal klar wurde…
 

„Du denkst schon wieder an die Nacht, als ich Vampir wurde…“, stellte er fest und erhielt dennoch ein Kopfschütteln. Allerdings lag das nicht daran, weil er sich irrte, wie er kurz darauf feststellen durfte. Es hatte einen anderen Grund, den der Ältere ihm sogar gerne verriet: „Nicht direkt. Ich rieche wieder den leichten Hauch Schweiß auf deiner Haut vermischt mit dem Duschgel, das du verwendet hast, bevor du ins Bett gegangen bist… Zugleich fühle ich diese warme Haut, wie meine Fänge sie zerreißen, höre, wie ein leises Stöhnen keuchend auf deinen Lippen stirbt und schmecke dieses unglaublich verlockend sündige Blut, das meine Zunge und meinen Gaumen benetzt, ehe es meine Kehle hinab fließt.“
 

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Ein Kapitel mehr in der Sammlung... Hoffe, es hat gefallen ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bella-Estrella
2011-05-24T10:10:26+00:00 24.05.2011 12:10
Jaaa... hat! Es hat gefallen *seufzel*
Ich wußte es schon immer: Vampire existieren doch!
Du bringst da wirklich eine tolle Geschichte um die Beiden zustande, toll in Szene gesetzt, als wäre es eben wirklich so gewesen.
Die 2 sind einfach zu goldig.

~Bell


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