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Life of the Vampires

von

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Ankunft

Ein leichtes Zittern ging durch den Körper des jungen Vampirs. Die Worte waren für ihn etwas ganz Besonderes. Sie zeigten nicht nur, dass sein Vater an diese Situation immer wieder gern zurück dachte. Zudem klangen sie auch so unglaublich verführerisch, dass ihm beinahe anders wurde.
 

„Du spinnst.“, erklärte André, weil es ihm doch ein wenig unangenehm war, wie er auf diese Stimme reagierte oftmals. Da lag eine Erotik, eine Sinnlichkeit drin, die er nicht beschreiben konnte und verdammt anziehend war. Aber der Ältere schmunzelte nur und erwiderte: „Und du bist der Einzige, der mich als Spinner betitelt, es aber niemals böse meint. Außerdem wissen wir beide, dass du mich wegen solcher Spinnereien nur um so mehr liebst.“
 

„Ich liebe auch deine direkte Art.“, gab der Jüngere zurück, denn so war es ja nicht, dass es ihn stören würde, „Nur manchmal ist es sogar mir etwas zu viel Sex… Und davon hattest du eben wieder einmal sehr viel in der Stimme.“
 

„Ach…“, erklang die sanfte Stimme seines Vaters beinahe schon unschuldig wie die eines Engels, „Ich kann doch nichts dafür, wenn dein Tod der schönste war, dem ich je beiwohnen durfte… Dein Anblick, der Klang deiner Stimme… sogar dein Geruch war so perfekt, dass es mit einem Höhenflug durchaus zu vergleichen ist. Obwohl du dann noch einen Tick sinnlicher klingst.“
 

Er sprach einfach aus, was ihm durch den Kopf ging, wobei das beinahe schon philosophischer Natur war. So genau konnte er nämlich gar nicht sagen, was ihm besser gefiel… Andererseits würde er André niemals wieder sterben sehen, sondern lieber darauf Acht geben, dass sie die Ewigkeit als Vampire wirklich zusammen verbrachten. Verlieren wollte er ihn nie wieder.
 

„Lestat!“, kam es leicht erbost von dem Jüngeren, der ihn auch ein wenig von sich drückte, wobei die zart roten Wangen zeigten, dass es ihm etwas peinlich war, „Nur, weil es sich geil angefühlt hat, in deinen Armen zu sterben, musst du nicht jedes Mal drauf rumreiten. Das ist mir immer noch unangenehm…“
 

Eine Tatsache, die dem Älteren durchaus bewusst war. Andererseits liebte er es einfach, wenn sein Sohn diesen Hauch von Rot auf den Wangen aufwies und er versuchte ihn davon zu überzeugen, endlich mal von diesem Thema abzulassen. Da war er nun einmal gemein, denn er kostete es viel zu gerne aus. Zugleich wussten sie auch beide, dass es niemals ernsthaft böse gemeint war. Es war wie ein spielerisches Necken, bei dem sie sich mal ein wenig ärgerten, aber letztendlich würde es kein Streit werden, weil sie wussten, wie es wirklich zu verstehen war. Andere würden diesen Auseinandersetzungen vermutlich herzlich wenig abgewinnen können. Aber das war ja nicht ihr Problem.
 

„Dann muss ich es dir noch öfter sagen, damit du merkst, dass es keine schönere Tatsache für mich gibt. Immerhin ist nicht jeder Tod so prickelnd und erregend wie deiner.“, flüsterte ihm Lestat leise ins Ohr und drückte ihn näher an sich heran, sodass er die warmen Wangen an seinem Hals spüren konnte. Das war noch so etwas, was er in diesen Momenten genoss. Wenn die Wangen seines Sohnes einen Hauch an Rot aufwiesen, waren sie zugleich richtig warm, was man Vampiren normal gar nicht zutraute. Genau das hatte ihn auch an André schon vor seinem Tod angezogen. Die warme Haut hatte einen wahren Kontrast zu seiner kalten dargestellt. Ein sehr kribbelndes Gefühl hatte sich daraufhin bei ihm ausgebreitet, das er gar nicht recht erklären könnte.
 

„Wolltest du nicht eigentlich wissen, wie die Zeit war, als ich nach New Orleans gekommen bin?“, fragte der Jüngere nach ein paar Augenblicken der Stille ein wenig kleinlaut, wobei er sich richtig an ihn heran gekuschelt hatte und seine Stimme somit eher nach einem Murmeln klang. Ganz klar war sie nicht zu hören, aber Lestat hatte ihn durchaus verstanden, sodass die Antwort recht eindeutig war: „Am liebsten möchte ich jeden einzelnen Augenblick deines Lebens kennen. Die deines untoten Daseins kenne ich, da ich sie mit dir teilen durfte… Aber auch sie höre ich gern aus deiner Sicht, damit ich noch mehr über dich lernen und erfahren kann.“
 

Man hörte ihm einfach an, wie viel Interesse er an André hatte. Alles, was mit ihm zu tun hatte, war ihm wichtig. Sei es die Geschichte, wie sein Sohn sich im Kindesalter einmal das Knie aufgeschlagen hatte, weil er hingefallen war. Oder aber jener Moment, als er die Schule abgeschlossen hatte. Es gab da eigentlich nichts, das ihn kalt lassen würde, denn all das hatte diesen jungen Mann zu dem gemacht, der für Lestat de Lioncourt etwas ganz Besonderes war. All das hatte dafür gesorgt, dass André ihm einfach so das Herz hatte stehlen können. Zumindest konnte niemand sagen, wie es in diesem Moment wäre, wenn etwas in der Vergangenheit anders gelaufen wäre. Lestat für seinen Teil wollte es auch gar nicht wissen, denn zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten war er wirklich von Grund auf glücklich.
 

„Du alter Charmeur…“, schmunzelte André leicht, weil es für ihn wieder ein sehr schönes Kompliment war, das ihm unterbreitet wurde. „Vorhin hast du mich unterbrochen, als ich gerade dabei war zu erzählen, wie ich mich fertig gemacht habe…“
 

Ein Nicken seitens Lestat bestätigte noch einmal die Worte des Jüngeren, der daraufhin an eben dieser Stelle mit seiner Erzählung einsetzte…
 

Bereits am frühen Morgen verließ André sein Hotelzimmer, ging mit Koffer und Rucksack hinunter an die Rezeption, wo er nach einem Taxi verlangte. Vor dem Eingang standen mehrere davon und warteten auf Gäste, die irgendwo hingebracht werden wollten. Noch kurz wechselte er ein paar Worte mit dem Fahrer, denn bei ihm war einiges anders als bei den ganz gewöhnlichen Touristen. Zwar erkannte ihn niemand wieder, aber das lag vor allem an der Tatsache, dass er selbst eher weniger in die Öffentlichkeit trat mit dem, was er machte.
 

Nachdem das Gepäck eingeladen war, setzte er sich auf die Rücksitzbank und stellte den Rucksack neben sich ab. Während der Fahrt betrachtete er immer wieder den Ring an seinem Finger, drehte ihn etwas und zog ihn herab, um ihn zwischen den Fingern zu bewegen. Vielleicht war es eine leichte Nervosität, die in ihm aufkam. So genau wusste er das nicht. Fakt war jedoch, dass er sich so ein wenig Beschäftigung suchte, bis der Wagen das Gelände des Flughafens erreichte und an einem Schranken halten musste. Jemand von der Sicherheit kam an das Auto heran, weshalb André das Fenster hinab ließ und mit dem Mann sprach. Kurz noch wurden seine Angaben überprüft, ehe sie auf das Gelände gelassen wurden und er dem Fahrer sagte, wo genau er hinfahren müsste. Bald schon tauchte vor ihnen eine kleinere Privatmaschine auf, vor der sie letztendlich hielten.
 

„Grazie.“, bedankte er sich bei dem Fahrer, der den Koffer noch auf dem Beton abgestellt hatte, ehe er ihm noch kurz zur Verabschiedung die Hand reichte. Die Geste war nicht nur freundlich gemeint. Es war zugleich auch seine Entlohnung, die etwas großzügiger ausfiel, als der junge Mann sie bemessen hätte. Lächelnd nahm er das Trinkgeld an, ehe er wieder einstieg und losfuhr.
 

André hingegen nahm seinen Koffer und trat die Stufen hinauf, wo er vom Piloten selbst empfangen wurde. Weiters würde sonst nur ein Copilot an Bord sein, was dem jungen Blonden auch lieber war. Immerhin konnte er sich so viel besser entspannt zurück lehnen, selbst ein wenig planen, wie es weiter gehen würde für ihn und überlegen, was ihn erwarten könnte. Deshalb trat er auch hinein, verstaute den Koffer noch an einem sicheren Platz, setzte sich selbst und schnallte sich an, damit sie kurz darauf bereits starten konnten.
 

Der Flug verlief gesamt sehr ruhig und einwandfrei. Obwohl er letztendlich eher sitzen blieb mit Papier und Stift in der Hand, um sich Notizen und Pläne zu machen, oder sogar einzelne Melodien aufzuschreiben, die ihm in den Sinn kamen. An Rom dachte er keinen Moment mehr. Auch nicht an diese Frau, die sich seine Mutter nannte. Viel eher war für ihn nun New Orleans und die Zukunft viel präsenter. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er einzelnen Bildern nachgab, die sich einfach so in seinem Kopf zusammen setzten. Richtig dagegen an kam er leider nicht. Andererseits machte es ihm deutlich, wie wichtig dieser Schritt nun war. Zum einen konnte er wirklich mit allem anderen abschließen, sich auf einen neuen Lebensabschnitt konzentrieren. Zum anderen kam auch ein recht entscheidender Punkt noch hinzu. Hier herrschte sogar für ihn mal eine Ungewissheit, denn er wusste nicht, was ihn erwartete und so richtig vorstellen konnte er sich auch nichts. Schließlich hätte er bis vor kurzem nicht so recht dran glauben wollen, dass es Lestat wirklich geben könnte…
 

Es war früher Abend, als die kleine Maschine in New Orleans zum Landeanflug ansetzte. Die Sonne erreichte bereits den Horizont und begann, an diesem hinab zu sinken, sodass die wenigen Schleierwolken leichte Farbnuancen von Orange über Rot bis hin zu Violett erhielten, während sie sich vom immer dunkleren Blau des Himmels noch leicht im verbliebenen Licht abhoben. Die Lichter der Stadt sah André schon durch das Fenster, ehe er den Blick abwandte und darauf wartete, dass das Flugzeug aufsetzen würde.
 

Nach einer recht sanften Landung rollte die Maschine aus und steuerte einen kleinen Hangar an, vor dem sie letztendlich zum Stillstand kam. Ein Wagen stand schon bereit, an dem ein junger Mann lehnte. Er hatte schwarzes, leicht gewelltes Haar, das mit ein wenig Gel nach hinten gekämmt war. Seine Kleidung war recht leger und bestand aus einer schwarzen Hose, hellem Shirt und darüber einem ebenfalls schwarzen Sakko. Vermutlich hätte man ihn mit einer dunklen Sonnenbrille auf der Nase für einen Mafioso gehalten, was er jedoch nicht war.
 

Es vergingen noch einige Minuten, in denen die Sonne immer mehr Platz für die Nacht machte, bis nun die Treppe heran gefahren wurde und die Tür offen war, sodass der Blonde heraus treten konnte. Kurz blieb er oben stehen, ließ den Blick schweifen und atmete tief durch. Unerwartet kam ein Windhauch, der ihm direkt ins Gesicht wehte und zugleich einen Duft dabei hatte, der ihm ein zartes Lächeln auf die Züge zauberte. Es war nur so angedeutet vorhanden, dass es Einbildung hätte sein können. Aber er spürte, dass hier in dieser Stadt etwas war. Vielleicht war es die Gewissheit, das Richtige zu tun, oder ein Gefühl, das ihm sagen wollte, er würde Erfolg haben. Genau wollte er es im Augenblick noch nicht wissen.
 

Langsam zog sich nun die Sonne zurück, als wollte sie ihm nun die Bühne überlassen. Er schritt hinunter, kam auf den jungen Mann zu, der dort am Wagen auf ihn wartete und wurde mit einem Mal von einem Windstoß erfasst, der im Vergleich zu dem Hauch zuvor wirklich stärker war. Kurz flatterte der lange, schwarze Mantel, den er trug, wobei er sogar die Augen schloss und sich auf den Wind konzentrierte. Ihm war, als würde er ihm eine Geschichte erzählen. Womöglich bildete er sich das ein, aber das machte nichts. Er war eben anders als der Rest der Welt und das wusste auch die Person, die auf ihn wartete…
 

„Buona sera, André.“, wurde er gleich begrüßt, worauf er nur mit einem Nicken antwortete, ehe er schon eine Mappe mit Unterlagen erhielt, „Es gibt recht zentral in der Stadt ein neues Wohnhaus. Im Grunde wie für dich gemacht… Die oberste Etage ist eine einzige Wohnung, großzügig angelegte Räume und über den Fahrstuhl mit einem eigenen Schlüssel erreichbar. Ohne kommt man nicht hinein.“
 

Verstehend nickte er, stieg aber zuerst noch in die Limousine ein und überließ dem anderen die Verantwortung, sich um seinen Koffer zu kümmern. Lediglich den Rucksack hatte er bei sich, weil er diesen nicht aus der Hand geben würde. Diesen stellte er zu seinen Füßen, ehe er schon einmal sämtliche Daten und Informationen durchschaute. Kurz darauf saß der junge Mann neben ihm im Wagen, worauf sie auch schon los fuhren.
 

„Hast du dir die Wohnung schon angesehen, Francesco?“, erkundigte er sich nach kurzer Fahrzeit, erhielt aber ein Kopfschütteln als Antwort. Da er ihn jedoch dabei musterte, wurde dem Jüngeren schon klar, dass er hier mehr erklären sollte, was er auch tat: „Ich hatte gerade noch die Zeit, vom Makler den Schlüssel abzuholen. Außerdem würde ich mich nie in deine Entscheidungen einmischen, sondern halte mich an das, was wir ausgemacht haben.“
 

„Dagegen hätte ich nichts gehabt, wenn du vorher Zeit gehabt hättest, sie zu besichtigen.“, sagte er nur ruhig darauf, weil er sich ja so oder so nicht beeinflussen ließ in seinem Handeln, „Wie sind die Zimmer ausgerichtet?“
 

Diese Frage war für ihn immer sehr wichtig, denn er entsprach zwar keinem Klischee, aber er hatte gewisse Vorstellungen, die ihm am liebsten waren. Bei jeder Wohnung, die er für längere Zeit mietete, oder sogar kaufte, mussten gewisse Kriterien erfüllt sein. So fiel es ihm selbst leichter, sich zu entscheiden.
 

„An der Westseite befinden sich zwei Räume, die als Schlafzimmer in Frage kommen. Sie werden zentral vom Bad getrennt und haben auch jeweils nach Norden und Süden noch zwei Fenster neben dem gen Westen, wobei nach Westen auch der zugehörige Balkon zeigt. Das Wohnzimmer ist nach Süden ausgerichtet, da an der Ostseite recht zentral vom Gebäude der Aufzug hinauf kommt.“, erklärte Francesco und nahm dabei einen Plan heraus, der sich in den Unterlagen befand, damit er alles mit André durch besprechen konnte. Prinzipiell klang es schon mal sehr gut, sodass der Blonde immer wieder zustimmend nickte.
 

Mit einem Mal wurde die Vorstellung recht abrupt beendet, da sich Lestat zu Wort meldete, dem gerade etwas bewusst geworden war: „Mir ist das vorher gar nicht so genau aufgefallen, wie die Räume in deiner Wohnung ausgerichtet waren. Ist dir das wirklich so wichtig?“
 

Verlegen war das Lächeln auf den Zügen des Jüngeren, der nicht so recht wusste, wie er das beschreiben sollte. Menschen würden wohl sagen, er hatte da so seinen ganz eigenen Knall oder so. Normal machte er sich darüber nicht einmal groß Gedanken, was andere dachten. Was sein Vater über ihn dachte, war ihm aber schon wichtig. Dennoch versuchte er sich mal in einer Erläuterung…
 

„Am wichtigsten ist mir ein Schlafzimmer, das nach Westen ausgerichtet ist. Darauf achte ich aber ganz allgemein… Wenn ich mal ein Konzert gebe und spät ins Bett falle, will ich am nächsten Tag einfach schlafen. Das geht schwer, wenn das Zimmer nach Osten zeigt und die Sonne schon am frühen Morgen hinein lacht.“, sprach er seine Gedanken ein wenig dazu aus, „Aber ich sitze abends gern mal am Fenster, oder sogar auf dem Balkon, sehe der Sonne zu, wie sie verschwindet und die Nacht herein bricht. Oftmals kann ich in solchen Situationen gut neue Songs schreiben. Die Abenddämmerung hat für mich einfach etwas… Magisches an sich. Mehr noch als der Morgen.“



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