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Life of the Vampires

von

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Wahre Bedeutungen

Kapitel: 18

Untertitel: Wahre Bedeutungen
 

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Vollkommen unerwartet und überraschend befand sich Lestat von einem Moment auf den anderen plötzlich auf der Matratze liegend vor. Ihm war nicht einmal aufgefallen, wie André sie beide herum gedreht hatte. Normal war er nicht so… nachlässig, was seine geschärften Sinne anbelangte und sein Bedürfnis, immer alles unter Kontrolle zu haben. Zugleich war es wohl der beste Beweis dafür, dass er bei seinem Sohn jegliche Vorsicht vergaß und sich einfach auf ihn konzentrieren konnte. Nur bekam er hier das Gefühl, dass er aus gutem Grund nun unten lag…
 

Der Jüngere bestätigte ihm diese Vermutung, als er den Kuss langsam auflöste und ihn sogar davon abhielt, ihn erneut einzufangen. Deshalb öffnete er nun wieder die Augen und musterte dieses fein geschnittene Gesicht, das sehr leicht ein paar feminine Züge aufwies, die man aber wirklich nur erkennen konnte, wenn man ganz genau hinschaute. Der Blick auf die dunkelblauen Augen wurde ihm offen gelegt und doch wurde er aus diesem nicht schlauer. Sie wirkten so ungewohnt streng und funkelten auf eine Art und Weise, die er sich nicht so recht erklären konnte. Bevor er aber dazu kam sich nach dem Wieso zu erkundigen, bekam er die Antwort auf diese Frage schon von selbst.
 

„Sag so was nie wieder!“, drohte André leise und mit einer Betonung, dass es seinem Vater einen leichten Schauer über den Rücken jagte, auch wenn dieser noch nicht ganz verstand, „Keiner von ihnen hat auch nur den Hauch einer Ahnung, was es bedeutet… perfekt zu sein. Niemand weiß, wie du denkst, wie du fühlst, weil du dich niemals so ausdrücken wirst wie sie. Aber sie haben auch nie versucht, zu verstehen.“
 

„André…“
 

Mit einem leichten Kopfschütteln seines Sohnes legte dieser ihm noch dazu einen Finger an die Lippen. Sein Blick wurde wieder sanft und ein zartes Lächeln umspielte die wundervoll geschwungenen Lippen, dass er gerne schwieg und ihn einfach beobachtete. Es kam ihm so vor, als wäre da etwas, das er so gar nicht gesehen hatte. Hoffentlich bekam er eine Erklärung, die ihm nun half zu verstehen.
 

„Ich will nie wieder hören, dass du kein Herz hättest.“, verriet André, was genau er meinte, ehe er nach Worten suchte, die seine Beweggründe näher bringen konnten, „In meinem ganzen Leben habe ich niemanden getroffen, der auch nur annähernd so wie du wäre, Lestat. Sie bewunderten mich für jedes Talent, wollten mich besitzen, oder es trieb sie ihre Eifersucht dazu mich zu hassen, weil ihr Können nicht an meines heranreichte. Aber du hast mich vom ersten Augenblick an mit ganz anderen Augen angesehen… ohne Neid oder Missgunst und auch nicht so… diese Verehrung, als wenn ich ein Gott wäre.“
 

In dem Moment aber griff der Ältere nun doch nach der Hand, die ihm mit dem Zeigefinger das Wort verboten hatte. Solch eine Aussage konnte er einfach nicht stehen lassen. Vor allem, da sie in seinen Ohren unsinnig war.
 

„Aber du bist ein Gott.“, widersprach er ihm mit sanftem Tonfall, der doch kein Wort dagegen zuließ, „Von Anfang an warst du besser als diese niederen Gestalten von Menschen. Natürlich verehren sie dich und sind neidisch auf deine Erfolge.“
 

„Lestat…“, erklang diese so melodische Stimme beinahe gequält, was nicht so schlimm war, wie das Wort einen glauben lassen konnte. Nur konnte er es so eben nicht gelten lassen, aber sein Vater sprach weiter…
 

„Nein, André, ich meine es ernst. Du wurdest schon mit vampirischen Fähigkeiten geboren, wenn auch nicht so ausgeprägt wie jetzt. Es hat dir das Lernen erleichtert, dich eben in allem besser werden lassen, als Menschen es je sein könnten.“
 

„Und trotzdem hat es dich nicht davon abgehalten, mich so liebevoll zu behandeln.“
 

Das Schmunzeln auf den Zügen des Älteren hatte eine unglaubliche Ähnlichkeit mit jenem Grinsen, das die meisten an Lestat immer als arrogant bezeichneten. Für André wirkte es eher so, als hätte er etwas ausgesprochen, das die gesamte Situation seinem Vater regelrecht in die Hände spielte. Etwas, das ihr Gespräch zu seinen Gunsten entscheiden würde. Doch er hatte gewiss nicht mit ihm diskutieren wollen, damit eine solche Entscheidung notwendig geworden wäre…
 

„Natürlich hatte es in der Hinsicht keinen Einfluss. André…“, begann Lestat und richtete sich etwas mehr auf, sodass sich ihre Gesichter besonders nahe kamen, um tief in diese dunklen Meere einzutauchen, „Falls es dir entgangen sein sollte… Ich bin kein Mensch sondern ein Vampir. Noch dazu ist Macht für mich nicht mehr so relevant, denn ich habe selbst genug davon. Obwohl ich zugeben muss, dass es dich durchaus für mich interessant gemacht hat.“
 

„Wie soll ich das jetzt verstehen?“, erklang diese geliebte Stimme mit einer Skepsis, die der Ältere ihm nicht übel nehmen konnte. Bevor sein Schatz jedoch auf dumme Gedanken kam, setzte er sich auf das Bett und zog ihn sanft, aber dennoch bestimmt in seine Arme. So war sicher gestellt, dass sein Liebling nicht auf einmal Reißaus nehmen konnte.
 

„Du hast mich anfangs gefragt, warum ich dich zu mir geholt habem ohne dir eine Gelegenheit zu geben, selbst etwas dazu zu sagen. Und dir war wichtig, was mich an dir angezogen hat. Weißt du noch?“, fasste er seine Gedanken zusammen und erhielt hierbei ein Nicken. Natürlich erinnerte sich sein Sohn daran, denn jenes erste Gespräch zwischen ihnen beiden bedeutete ihm sehr viel. Wie könnte er das jemals vergessen?
 

In der ersten Nacht, als Lestat sein jüngstes Vampirkind das Jagen lehrte, zogen sie zusammen durch die Straßen der Stadt. Nachdem der Ältere ihm gezeigt hatte, wie er selbst vorging, seine Opfer verführte und ihnen das Leben aus den Adern stahl, hob er den Kopf und sah, dass André mit dem Rücken zu ihm stand. Sofort kam in ihm der Gedanke hoch, er würde es abstoßend finden, vielleicht sogar sein Dasein als Kind der Dunkelheit nicht gut heißen, wie es eins bei Louis gewesen war. Doch er schüttelte nur den Kopf, wollte daran nicht weiter denken und trat viel eher zu ihm, um ihn sanft von hinten in die Arme zu schließen.
 

Einen Moment war André erstaunt über die Arme, die sich um ihn legten, ehe er kurz die Augen schloss. Da war nichts Negatives in dieser Berührung so wie früher. Statt dessen fühlte er sich auf eine ungewohnte Art und Weise geborgen und sicher. Es war etwas Besonderes, was ihm durchaus klar war. Dennoch schürte es zugleich eine Befürchtung in ihm, dass das alles viel zu schnell vorbei sein könnte.
 

Von dieser Unsicherheit wusste Lestat nichts und er ahnte auch nichts von ihr, denn das untote Herz seines Kindes schlug in gleichmäßigem und ruhigem Rhythmus. Womöglich hatte er selbst etwas zu viel hinein interpretiert, weil er eben schon einmal jemanden mit seiner Art vergrault hatte. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass es diesese Mal nicht so sein würde, dass er wirklich diesen Jungen gefunden hatte, der ihm vor Jahren im Traum begegnet war…
 

Ohne weiter auf diese Situation Bezug zu nehmen, schlug er ihm vor, dass André sich nun selbst als Jäger versuchen sollte. Sicher, ihn interessierte alles, was mit diesem jungen Mann zu tun hatte, aber er wollte ihn zu nichts drängen und hoffte, dass der Jüngere zu ihm kommen würde, wenn ihm etwas auf dem Herzen lag. Später würde er sich selbst verfluchen, wenn er den Grund erfuhr, wieso André den Blick tatsächlich abgewandt hatte.
 

Nachdem sein Sohn sich bei der Jagd als ein Naturtalent heraus gestellt hatte, nahm er ihm die Überreste der jungen Frau ab und ließ sie kurz darauf bereits verschwinden. Wie genau es vor sich ging, beachtete André nicht weiter. Es war ihm einerlei. Viel eher interessierten ihn diese Arme, die sich zum zweiten Mal in dieser Nacht um ihn legten, ihn an einen ebenso kalten Körper wie den seinen drückten und ihm eine Geborgenheit vermittelten, die er zu Lebzeiten nicht gekannt hatte. Tief nahm er den Geruch des Älteren in sich auf. Irgendwie erinnerte es ihn an Rosen und zugleich kam ihm der Gedanke in den Sinn, es hätte eben geregnet und die Luft wäre so frisch und klar. Vielleicht war das für ihn auch wirklich so.
 

„Warum bin ich ein Vampir?“, fragte er leise und durchschnitt somit die Stille dieser kleinen, dunklen Gasse, in die er sein Opfer gelockt hatte.
 

Erstaunt über diese Frage löste Lestat ihn ganz leicht von sich und hob den Kopf seines Kindes an, ehe er ihn einfach nur sanft anlächelte. Im Grunde hatte er gewusst, dass das hier kommen musste. Schließlich hatte André nicht wie andere eine Chance gehabt ‚Nein‘ zu sagen und sich hiermit für ein sterbliches Leben zu entscheiden. Stattdessen war er nachts zu ihm gekommen, hatte ihn im Schlaf überrascht und ihn einfach zu dem gemacht, was er heute war… einem Vampir.
 

„Weil du etwas Besonderes bist, mein Sohn. Nicht vielen ist es bestimmt, ein ewiges Dasein zu erhalten. Aber du… hast so viele Qualitäten, André, wie sie sonst nur unseresgleichen aufweisen können.“, antwortete er ihm ganz ruhig und strich sanft mit dem Daumen über die weiche Haut, während er dieses makellose Gesicht betrachtete.
 

Bei dieser Bezeichnung, die er erhielt, lief ihm ein eisiger Schauer den Rücken hinab. Noch konnte er nicht beurteilen, ob es ein schönes oder schlechtes Gefühl war. Womöglich hing es damit zusammen, dass der Ältere doch gar nichts von ihrer wahren Verwandtschaft wusste. Da bekam es eben ein ganz anderes Wirken, wenn man als Sohn angesprochen wurde und der Wahrheitsgehalt doch noch höher war…
 

„Und deshalb durfte ich mich vorher nicht mit der Situation auseinander setzen?“, erkundigte er sich regelrecht vorsichtig weiter und hoffte, dass er sich nicht ganz unerwartet zu weit vorwagte und den Stolz des Älteren kränkte, oder gar verletzte, „Ich wachte durch den Biss auf und hatte davor keine Gelegenheit gehabt, irgendetwas zu erfahren… Warum?“
 

Schon am Klang dieser Stimme und dem Blick, der ihn erreichte, merkte Lestat, dass André einfach nur verstehen wollte. Er wählte seine Worte mit Bedacht, wollte ihn offensichtlich weder kränken noch verletzen und das rechnete er ihm sehr hoch an. Nie hatte sich jemand solche Gedanken darüber gemacht, dass man ihn, Lestat de Lioncourt, mit Worten oder Taten verletzte. Das hier war etwas ganz Besonderes und André bestätigte immer mehr, dass er ganz außergewöhnlich war.
 

„Lass uns das nicht hier besprechen.“, bat er ihn, wobei es wirklich eine Bitte war, wie man ihm anhören konnte. Sollte sein Sohn darauf beharren genau jetzt eine Antwort zu erhalten, würde er sie ihm wohl auch hier in dieser dunklen Gasse geben. Lieber wäre es ihm jedoch, wenn sie zurück in seine Villa, ihr Zuhause, gehen würden. Dort wären sie allein und ungestört. Manche Dinge gingen niemanden sonst etwas an…
 

Einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, die lediglich vom üblichen Straßenlärm unweit von ihnen getrübt wurde. Dieser Teil der Stadt war um die späte Stunde nicht ganz so belebt wie anderswo in New Orleans. Dennoch achteten sie darauf gar nicht, als sie sich einfach nur ansehen und es wurde klar, dass der Jüngere der beiden nachdachte, bis er letztendlich zustimmend nickte und sie sich auf den Weg zurück machten.
 

Dem Älteren war bewusst, dass er ihn hier indirekt um Aufschub gebeten hatte. Dass er selbst gar nicht so genau wusste, warum er so gehandelt hatte, wie es geschehen war, konnte André nicht ahnen. Aber Lestat wollte es sich selbst auch gar nicht eingestehen, denn was für einen Eindruck würde das machen, wenn er nicht einmal mehr wusste, warum er so handelte? Es würde vor allem seinen Stolz ziemlich kränken, denn es wäre für ihn fast schon so, als würde er eine Schwäche zugeben. Wobei man anmerken sollte, dass Lestat de Lioncourt gewiss keine Schwächen hatte. Nur irgendwann würde er seine Meinung darüber vielleicht doch ändern…
 

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Nach langem endlich wieder ein neues Kapitel... Meine Muse ist zurück. ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bella-Estrella
2011-10-13T16:31:01+00:00 13.10.2011 18:31
Hallöchen, ich melde mich doch auch mal wieder zu Wort, man glaubt es kaum.. RL is doch anstrengend *gg

Ich finde es einfach zu schön - grad wenn man Lestat kennt *g* - wie vertrauensvoll und fürsorglich er sein kann... tolle Geschichte, gefällt mir sehr gut, Danke

lG
~Bell


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