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Life of the Vampires

von

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Fragen über Fragen

20. Kapitel
 

Während die beiden in aller Ruhe auf dem Heimweg waren, gingen beiden recht unterschiedliche Dinge durch den Kopf. Sie spazierten neben einander her, wobei eine Stille zwischen ihnen herrschte, die in keinster Weise bedrückend war. Viel eher konnten sie sich auf das nahende Gespräch vorbereiten, das sie in der Villa erwarten würde.
 

Bei André herrschte vor allem eine gewisse Unsicherheit vor, die er nie zugeben wollen würde. Er fürchtete den Moment, da sich offenbarte, dass er es nur einer Laune des Älteren zu verdanken hatte, jetzt ein Vampir zu sein. Oder etwas zu erfahren, das ihm bewies, wie nichtig er eigentlich war. Normal würde er so etwas nie über sich denken, denn er wusste, dass er besser war als der Rest der Welt. Nur Lestat hatte für ihn einen ganz speziellen Wert und das schon seit geraumer Zeit. Deshalb war er es selbst, der seine eigene Bedeutung sehr stark schmälerte.
 

Der Ältere hingegen grübelte darüber nach, wie er seine Motive erläutern sollte. Das war nicht so leicht, wenn man es noch nicht ganz genau verstand. Für ihn war klar, dass der Jüngere etwas Besonderes war und er es schlicht verdient hatte, inzwischen ein solch mächtiges Geschöpf zu sein. Doch erst durch die Frage nach dem Warum hatte er selbst festgestellt, dass er früher nie so gehandelt hätte. Gut, so stimmte es auch nicht ganz, weil er bislang immer seinen Willen durchgesetzt hatte. Aber André vermittelte ihm den Eindruck, als wollte er ihn einfach verstehen und nicht für etwas verurteilen. Genau das war so neu für ihn, weshalb er sich die Erklärung doch etwas besser überlegte. Oftmals hätte er wohl eher das gesagt, was ihm als erstes einfiel. Sozusagen erst reden und dann denken. Heute war es anders und das erstaunte ihn selbst.
 

Kaum erreichten sie ihr Ziel, lag die Villa vor ihnen genauso verlassen wie vorhin, als sie sich auf den Weg gemacht hatten. Der Garten war umgeben von einer kleineren Mauer, auf der sich aus Metall der Zaun hinauf erstreckte. An ihm wucherte der Efeu, sodass der Eindruck verstärkt wurde, hier würde niemand leben. Das Tor war aus Eisen und zugleich wies es leichte Spuren von Rost auf. Dennoch schwang es aufgrund von ein wenig Magie lautlos auf und ließ die beiden dunkel gekleideten Gestalten passieren. Hinter ihnen glitten sie erneut zu, während sich vor ihren Füßen der sandige Weg hinauf zum Eingang ihres Heims hindurch schlängelte.
 

Zum ersten Mal ließ André wirklich bewusst den Blick auf dem Anwesen umher wandern. Es fielen ihm Kleinigkeiten auf, die zeigten, dass die Pflanzen ganz frei und wild wuchsen, aber auch jene Details, die dem ganzen beinahe wieder ein geordnetes Konzept gaben. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, da ihm gerade bewusst wurde, dass dieses Durcheinander nur auf den ersten Blick so wirkte, als würde sich hier niemand um etwas kümmern. Das sollte nur ungebetene Gäste fern halten. In Wahrheit aber hatte genau das für ihn selbst etwas Wunderschönes… beinahe schon Verwunschenes an sich.
 

Ihre Schritte verursachten ein leises Geräusch, das selbst ihre vampirischen Ohren nur entfernt wahr nahmen. Immer näher kamen sie dem hölzernen Eingang, an den Lestat zuerst heran trat, um die Tür zu öffnen und André einzulassen. Danach folgte er ihm wortlos und ein leises Klacken deutete darauf hin, dass die Tür erneut ins Schloss gefallen war.
 

Eine Frage lag im Blick des Jüngeren, wobei die Antwort ein simples Lächeln und eine kleine Handbewegung war. Lestat streckte die Hand aus, sodass sie den Gang hinunter zeigte. Schon wenige Momente später traten sie in den Salon, wo sich exakt in diesem Augenblick im Kamin das Feuer entzündete und sie regelrecht willkommen hieß.
 

Der Raum war nicht zu groß und nicht zu klein, hatte zur ihrer Linken einen gemütlichen Kamin, vor dem ein künstliches Tierfell lag. Rechts konnte André ein Bücherregal an der Wand ausmachen und auch einige Werke sehen, aber er schenkte ihnen nicht wirklich Beachtung. Viel interessanter waren da die Couch und die Sessel, auf denen man es sich überall sehr bequem machen konnte.
 

„Setz dich. Dann können wir in aller Ruhe reden, mein Sohn.“, sagte Lestat und seine Stimme wirkte ruhig und melodisch wie die eines Engels. Natürlich war dem Jüngeren bewusst, dass er hier mit einem Vampir im selben Raum war und keinem dieser Schwingenträger, aber für ihn machte das keinen nennenswerten Unterschied.
 

„Wohin?“
 

„Wohin du möchtest. Mach es dir gemütlich.“
 

Kurz musterte der Jüngere sein Gegenüber, ehe er den Blick umher schweifen ließ und dann seine Entscheidung mit leicht schüchternem Unterton preis gab: „Ich würde mich gern auf die Fensterbank setzen, wenn das in Ordnung ist.“
 

Mit einem zustimmenden „Natürlich.“, war diese Entscheidung schon einmal gefällt und André ging hinüber an das vergleichsweise große Fenster, vor dem sich ein sehr breites Fensterbrett erstreckte, das man hier besser als Fensterbank bezeichnen sollte. Es war mit einer dunkelroten Decke ausgelegt und er setzte sich so hin, dass er mit dem Rücken an der Wand lehnen konnte. So war es ihm möglich mal aus dem Fenster hinaus in die Nacht oder auch in den Raum zu dem anderen blonden Vampir zu sehen.
 

Lestat hingegen ließ sich auf einem Sessel nieder. Und dem Jüngeren fiel mit leichtem Herzklopfen auf, dass es jenes Möbelstück war, das am nächsten zum Fenster stand und damit unmittelbar in seiner Nähe. Er wusste, dass er gern bei diesem Mann war und sich in gewisser Weise zu ihm hingezogen fühlte. Doch es gab zu vieles, das zwischen ihnen war und noch keine Beachtung erhalten hatte. Man konnte durchaus sagen, dass sie beide viel zu viele Geheimnisse noch hatten. Daher herrschte fast zwangsläufig eine gewisse Distanz.
 

Wieder legte sich eine Stille über sie beide. Dieses Mal lag es jedoch daran, weil keiner der beiden an ihrem vorherigen Gespräch so recht anzuknüpfen wusste. Das würden sie sich nicht eingestehen, weshalb sie sich einzureden versuchten, sie würden die Stille genießen. Vorerst klappte es auch, bis…
 

„Warum wurde ich nun zu einem Vampir, ohne davor zumindest ein wenig erfahren zu dürfen?“, fragte André leise, wobei man mit besonders feinem Gespür auch merken konnte, dass er vor der Antwort ein wenig Angst hatte. Für Lestat jedoch blieb sie im Augenblick verborgen.
 

„Weil du etwas ganz Besonderes bist, das es verdient, ewig zu leben.“
 

„Das hatten wir schon… Wieso durfte ich davor nichts dazu sagen? Wieso nicht… selbst entscheiden, ob ich es überhaupt wollte?“, gab er zurück und betrachtete diese Gestalt, die nicht weit entfernt von ihm saß und nun den Blick hob. War da Bedauern in diesen grauen Augen? Funkelten sie gerade wirklich leicht violett?
 

„Hättest du es mir denn erlaubt, dich zu beißen? Dir ewiges Leben zu schenken?“, wurden die Fragen gleich darauf in anderer Form genannt, ehe der Ältere den Kopf leicht schüttelte und sich erklärte, „Ich spürte deine Besonderheit… Du hattest noch ein langes Leben vor dir vermutlich mit Ruhm und Erfolg. Menschen würden dich überall hin begleiten, dir folgen und dich hätte wohl noch Großes erwartet. Ich hätte es dir nicht einmal übel nehmen können, wenn du dann keine Ewigkeit willst.“
 

In dem Moment fühlte sich André schlecht, denn er hatte den Eindruck, dass er besser nicht gefragt hätte. Vor allem wusste er selbst wohl am besten, wie seine Antwort ausgefallen wäre. Doch egal, was er jetzt sagen würde, er könnte nichts an der Vergangenheit ändern und der Tatsache, dass er nun ein Vampir war. Aber eigentlich hätte er nie abgelehnt…
 

„Mir wäre kein Grund eingefallen, dieses Angebot abzulehnen.“, antwortete er deshalb wahrheitsgetreu, was nun dafür sorgte, dass Lestat ihn sprachlos ansah und schluckte. Dieser konnte nicht so ganz glauben, was er hier gerade hörte. Trotzdem war er sich sicher, dass gleich dieses eine Wort folgen würde… ein kleines ‚Aber‘…
 

„Aber ich hätte mich gerne zuvor mit diesem Vampir unterhalten.“, fiel es dann auch wirklich und doch war es nicht so negativ behaftet. Nur verstand der Ältere nicht so recht, was genau gerade das Problem war. Wenn André angenommen hätte, wieso störte es ihn so? Dass es den Jüngeren nicht störte, sondern einfach verunsicherte, weil sie einander überhaupt nicht kannten, sah er noch nicht. Doch er sollte es früh genug erfahren…
 

„Ich verstehe nicht, wieso du dann nach einem Warum fragst.“, stellte er ruhig fest und legte den Kopf leicht schief. Irgendetwas verschwieg ihm sein Vampirkind.
 

Unerwartet drehte der Jüngere nun den Kopf, um den Blick hinaus in die Dunkelheit des Gartens zu werfen. Ganz zart konnte er sogar etwas Rot auf den Wangen erkennen. Nur was könnte seinem hübschen Sohn unangenehm sein? Was ihn dazu bewegen, den Blick abzuwenden?
 

Da er keine Antworten erhalten würde, wenn er ihn einfach nur ansah und hoffte, es würde sich von selbst klären, stand er auf und war im nächsten Moment schon direkt neben seinem Sohn. Vorsichtig beugte er sich zu ihm, stützte sich mit einer Hand neben ihm auf der Fensterbank ab und kam ihm nahe, ohne ihn jedoch zu berühren.
 

„Was bedrückt dich, André? Was ist es, das dich dazu bewegt, den Blick von mir abzuwenden, mein Sohn?“, fragte er ihn und musterte ihn sehr genau, wobei ihm einmal mehr auffiel, wie perfekt der Jüngere doch war. Diese makellose Haut und sanften Züge. Wenn man sie beide neben einander sah, könnte man sie gewiss mit Leichtigkeit verwechseln. Aber ihm selbst fielen lauter kleine Unterschiede auf. André hatte einen schlankeren Hals, an dem sich schnell die Sehnen abzeichneten. Ebenso wirkten seine Hände ein wenig zierlicher, als man es von einem Mann erwarten würde. Nicht zu vergessen diese dunkelblauen Augen, die viel mehr Tiefe aufwiesen, als er je zuvor erlebt hatte.
 

„Warum werde ich immer als ‚Sohn‘ angesprochen? Weil Ihr mein vampirischer Vater seid?“, hörte Lestat diese wundervolle Stimme und doch waren es die Worte, die ihn aus dem Konzept brachen. Nicht wegen ihrem Inhalt. Ihm wurde nur gerade bewusst, dass er ihm bislang noch kein ‚Du‘ angeboten hatte und der Jüngere ihn deshalb wohl formeller ansprach. Aber dem konnte man Abhilfe schaffen.
 

„Bitte duz mich, André. Ich möchte nicht diese Distanz zwischen uns spüren, die ein Sie bewirken würde.“, stellte er somit klar und hob langsam die Hand, damit er sie sanft an das Kinn des Jüngeren legen und dessen Kopf drehen konnte. Er wollte ihm in die Augen sehen, wissen, was in ihm vor sich ging. Zwar konnte er es sich nicht erklären, aber ihm lag viel am Wohlergehen dieses jungen Vampirs.
 

„Du nennst mich immer wieder ‚mein Sohn‘ und das ist…“
 

„Dir unangenehm?“, beendete Lestat den Satz, da André nicht weiter gesprochen hatte und er vermutete, dass es daran lag.
 

„Nein… seltsam.“, wurde er gleich korrigiert und er merkte, wie die Augen ihm ausweichen wollten, was ihm aber nicht half, aus dem Ganzen schlau zu werden. Was störte seinen Sohn daran, wenn er so genannt wurde? Es war eben seine Art ihm zu zeigen, dass er ihm etwas bedeutete. Oder war er schlicht wieder einmal zu aufdringlich? Vergraulte er damit nun das nächste Vampirkind?
 

„Und warum?“
 

Dass er danach fragte, lag auf der Hand. Wenn André nicht einfach von sich aus mit ihm sprach, musste er sich erkundigen. Er wollte ihn verstehen können, was jedoch nicht ging, wenn sie einander anschwiegen. Nur half ihm die Reaktion nicht, denn der Jüngere legte eine Hand in den Nacken, was auf ihn den Eindruck von Verlegenheit machte. Aber wieso?
 

„Es fällt mir schwer, das zu erklären… Immerhin will ich nicht, dass… du schlecht von mir denkst.“, kam es ein wenig kleinlaut und langsam wurde es zu einer Geduldprobe für den Älteren, der einfach nicht schlauer wurde. Zugleich kam ein Gefühl in ihm auf, das ihm vertraut war und ihn daran erinnerte, wieso er den Jungen wirklich gebissen hatte. Das ließ den aufkommenden Ärger sich wie Rauch auflösen. Er wollte ihn nicht bedrängen, oder ihn gar zu etwas zwingen. Nur eines konnte er ihm versichern…
 

„So schnell denke ich nicht schlecht über dich, André. Bisher hast du mir keinen Grund dafür gegeben auch nur im entferntesten eine negative Meinung über dich zu haben.“, garantierte er ihm und man hörte ihm an, dass er es vollkommen ernst meinte, „Ich verspreche dir, dass sich nichts zwischen uns ändern wird.“
 

„Doch… das wird es. Es wird alles verändern.“, widersprach der Jüngere, wobei er leise seufzte, weil es ihm eigentlich nicht gefiel, ehe er jene Worte aussprach, die ihre Zukunft für immer nachhaltig beeinflussen würden, „Du bist nicht nur mein vampirischer Vater… sondern auch mein leiblicher.“
 

„Du bist damals meiner Frage ausgewichen.“, fiel es André plötzlich auf, als er es schaffte sich aus der Erinnerung, die in ihm aufgekommen war, wieder zu lösen. Das Schmunzeln auf den Zügen seines Vaters zeigte, dass es diesem sehr deutlich bewusst war. Also war es Absicht gewesen. Da durfte sich Lestat nun nicht wundern, dass sein Sohn vor ihm etwas zurück wich und ihn leicht verärgert anfunkelte.
 

„Jetzt schau doch nicht so.“, wollte er seinen Schatz beschwichtigen und beantwortete ihm nun, was längst überfällig war, „Was hätte ich denn deiner Meinung nach sagen sollen? Mir war selbst noch nicht so deutlich klar, was genau mich dazu getrieben hat, dich einfach zu mir zu holen… Und selbst wenn ich es gewusst hätte, wäre es doch seltsam gewesen zu sagen, dass ich in dir den Jungen wieder gefunden habe, nach dem ich mich seit Jahren sehne. Oder zu sagen, dass ich dich bei mir wissen wollte, weil du mir mein Herz gestohlen hast… André, wir waren noch ganz am Anfang. Bevor ich das zwischen uns aufs Spiel setze, bin ich dir eben ausgewichen.“
 

Sanft legte er ihm eine Hand an die Wange, wobei André das still schweigend zuließ. Er war nicht richtig sauer und das wussten sie beide. Ärgern durfte er sich dennoch, was ihm sein Vater niemals als Recht aberkennen wollte. Nur kam er langsam näher, sodass er einen Kuss auf die weiche Haut am Hals setzen konnte.
 

„Ich möchte niemals das Risiko eingehen, dich zu verlieren. Dafür liebe ich dich zu sehr, mein Sohn…“
 

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Wieder ein Kapitel fertig und ich hoffe, es gefällt ^^
 

In der nächsten Zeit sollte es regelmäßiger weiter gehen als zuletzt. Zumindest hoff ich das. >//<



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