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Life of the Vampires

von

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Beweggründe


 

Kapitel 21 – Beweggründe
 

„Und wieso hast du mich dann einfach so gebissen, ohne mich vorher zu fragen? Ohne mich davor nur ein wenig kennen gelernt zu haben?“
 

Im Grunde kannten sie beide die Antwort hierauf, aber André musste es einfach hören, seinen Verdacht bestätigt wissen. Ihm bedeutete es sehr viel, wenn der Ältere ihm manche Dinge verriet, sie ihm mit Worten näher brachte und somit etwas zeigte, das sonst keiner je erfahren würde. Für diesen jungen Vampir war es einfach so, dass er spüren konnte, welchen Wert er hatte, wenn er solch eine Erläuterung bekam…
 

„Genau deshalb.“, sagte Lestat und lächelte, wobei er den verwirrten Ausdruck im Gesicht seines Sohnes gemeiner Weise innig liebte, ehe er ihm doch ein wenig Licht ins Dunkle brachte, „Weil du bist, wie du bist, André. Das erste Bild, das ich von dir hatte, war jenes eines Jugendlichen, dem die Liebe fremd war… der allein gelassen wurde, den man benutzen wollte und dem Leid widerfahren war. Du hast von Anfang an etwas in mir geweckt, etwas gelockt, das ich bis dahin nicht kannte. Ich wollte dich beschützen… damals in der Schulbibliothek, als du so verzweifelt ausgesehen hast… und später in dem Moment, als ich dich in deinen Sarg legen wollte, du mich aber festgehalten hast. Genauso hast du eine Sehnsucht entfacht mit deinem Duft, deiner bloßen Anwesenheit…“
 

„Alter Charmeur…“, murmelte der Jüngere in seinen nicht vorhandenen Bart und drehte demonstrativ den Kopf weg. Ein zartes Rot hatte sich auf seine Wangen geschlichen, als er die Worte vernommen hatte. Irgendwie schaffte es dieser Vampir immer und immer wieder, ihn aus dem Konzept zu bringen. Und doch wusste er sehr genau, dass jedes Wort ernst gemeint war. Lestat wollte ihn hier nicht um den kleinen Finger wickeln, oder ihm schöne Phrasen vorgaukeln. Das hatte er nicht nötig.
 

„Du hast dich in mein Herz geschlichen, ohne dass ich dich gekannt habe.“, gestand er leise und griff sanft nach einer Hand seines Sohnes, um einen kleinen Kuss auf die Handinnenfläche zu setzen, ehe seine Lippen zart zum Handgelenk wanderten, „Und je mehr ich von dir weiß, umso weniger will ich dich jemals wieder ziehen lassen… Obwohl ich dich niemals einsperren wollen würde. Viel eher würde ich dir überall hin folgen.“
 

Kleine Küsse hauchte er auf die weiche Haut, wobei er jedes Mal unter den Lippen dieses Blut hindurch rauschen spürte. Ohne darauf zu achten traf er immer wieder die Hauptschlagader, die regelrecht darauf zu drängen schien, dass er…
 

In einem Augenblick versuchte André noch seine Hand zurück zu ziehen, im nächsten wurde sie jedoch schon fester gehalten und ehe er sich versah, sanken zwei spitze Fangzähne in seine Haut. Ein leises Aufkeuchen durchschnitt die Stille des Raumes, wo sonst nichts anderes hörbar wurde. Lestat ging so unglaublich zärtlich vor, dass es wohl mit einem Streicheln bei Sterblichen gleich bedeutend wäre.
 

„Verdammter Mistkerl…“, fluchte André leise vor sich hin und doch hörte man ihm einfach an, wie es gemeint war. Es war keine böse Beleidigung. Ihn ärgerte hier höchstens, dass Lestat ihn schon so gut kannte, um seine Schwachstellen gegen ihn zu verwenden. Gerade diese Bisse vermittelten ihm eine gewisse Intimität, die nur sie beide auf diese Art und Weise teilen konnten. Vielleicht war er zu sehr Vampir von Natur aus, dass er einfach auf dieses Gefühl stand. Vielleicht war er auch einfach nur ein wenig masochistisch veranlagt, was nicht hieß, dass er generell auf Schmerzen stand. Aber letztendlich war nicht wichtig, warum er diese Gesten liebte, denn solange sie beide es genießen konnten, war die Welt in Ordnung.
 

„Stimmt, ich bin verdammt.“, bestätigte der Ältere mit einem Lächeln auf den Zügen, das arrogant wirkte und doch nur von seinem Liebsten als das angesehen wurde, was es wirklich war… reinste, liebevollste Wahrheit, „Immerhin habe ich einen Engel entführt und ins Verderben gestürzt.“
 

Als er leicht den Kopf drehte und eher seitlich zu André hoch schielte, hatte er etwas so Unschuldiges an sich, das man ihm nicht zutrauen würde. Vor allem passte solch eine Reinheit nicht mehr zu ihm, wenn man bedachte, was er bereits alles in seinem Sein durchgemacht und erlebt hatte. Schließlich handelte es sich immer noch um denselben Vampir, den Louis als Monster und Marius als Flegelprinz bezeichnet hatten. So viele Titel hatten sie ihm gegeben und alle waren negativ behaftet. Unschuld würden sie gewiss nicht mit Lestat in einem Satz sagen. Aber André gehörte nicht dazu. Für ihn war sein Vater wie ein unschuldiges Kind, das gerade etwas Neues kennen lernte. In seinem Fall war es die Liebe zu einem jungen Mann, die ihn in vollkommen neue Welten, allem voran jenen auf Gefühlsebene, geleitete.
 

„Sagte der Teufel zu jenem Engel, den er sein Leben lang beschützt hatte.“, schmunzelte André und kam ein wenig näher, damit er ihm einen flüchtigen Kuss stehlen konnte, „Ich wusste, dass es mein Verderben sein wird. Aber ich konnte nicht anders. Nie. Ich musste einfach diesem Traum folgen, dir zu begegnen… Nur hätte ich nicht gedacht, dass es erst der Anfang sein würde.“
 

„Nun… jetzt hast du die Ewigkeit Zeit, damit klar zu kommen.“, grinste der Ältere und haschte selbst nach diesen weichen Lippen. Zugegeben er liebte es, wenn er André ärgern konnte, aber noch mehr liebte er es, wenn sie sich danach wieder vertrugen und beiden klar war, dass hier keiner den jeweils anderen hatte verletzen wollen. Sein Sohn verstand seine Motive, gab sich auch immer wieder Mühe, ein wenig mehr zu sehen als andere. Genau das machte ihre Beziehung zu etwas besonderem. Ihnen beiden lag unglaublich viel daran, dass der andere einen verstehen konnte. Keines seiner vorherigen Kinder hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu verstehen. Vermutlich war es den anderen bislang einfach zu… anstrengend gewesen.
 

„Sei doch einfach mal ruhig.“, bat der Jüngere seinen Schatz leise und fing ihn ganz unerwartet für einen Kuss ein. Damit unterband er jegliche Worte für den Moment und zeigte ihm, dass manchmal Schweigen wirklich wie Gold war. Immerhin schaffte es der Ältere nämlich schon wieder, ihn zu ärgern. Obwohl er die Aussage davor gerade abgehakt hatte und sich nicht weiter darüber grämen wollte. Und bevor sein Vampir jedes Mal aufs Neue sprichwörtlich noch einen drauf setzte, verbat er ihm kurzerhand einfach mal das Wort. Noch dazu kehrte so etwas Ruhe ein, die sich ganz friedlich über sie beide legen konnte….
 

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Wieder ein Kapitel mehr. Passend zum Wochenende dieses Mal. Hoffe, es gefällt. ^^
 

Anregungen, Fragen, Wünsche und jegliche Kommentare sind gern gesehen aber kein Muss. Bis zum nächsten Mal *wink* ^^



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