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Life of the Vampires

von

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Auftakt zum Maskenball

Titel: Auftakt zum Maskenball

Kapitel: Prolog

Autorin: Neko_Kotori

Genre: Shônen-Ai, Yaoi... würd ich als Wichtigstes sehen...

Info: Wer Probleme hat & der Story nicht so recht folgen kann, bitte als Kommi hinterlassen... dann kann ichs in späteren Kapiteln mit einbaun, dass es logischer wird.^^
 


 

Es war eine Woche vor der Sommersonnwende. In Rom hingen überall viele tausende Plakate, auf denen ein Maskenball für den 21. Juni beworben wurde. Wer sich genauer dafür interessierte, wusste es längst. Diese Veranstaltung war etwas Ausgefallenes, wie es so schnell nicht wieder stattfinden sollte. Vor allem aber wussten auch Musikbegeisterte, dass ein sehr erfolgreicher Songwriter dort auftauchen würde. Jedoch hatte keiner eine Ahnung, wie er eigentlich aussah. Deshalb sollten Fans ihn auch… nun, unter all den Maskierten finden und dafür einen Preis erhalten. Vorausgesetzt, es gelang ihnen.
 

In einer ganz anderen Gruppe von Personen sprach sich aber herum, wer diese Veranstaltung noch besuchen würde. Dass dieser Erfolgsschreiber gewisse Freunde hatte und die ebenfalls auftauchen würden. Deshalb hatten noch ganz andere Leute an diesem Abend Interesse.
 

Der große Abend kam näher und näher. Die Veranstaltung war gut organisiert. Alles lief problemlos ab. Genauso wie auch die Publizierung ohne Probleme ablief. Darum war auch bekannt, dass es wie ein mittelalterlicher Maskenball aufgebaut sein sollte. Die Damen in edlen Kleidern, die zu Zeiten der großen Herrschaftshäuser wie den Habsburgern getragen wurden, oder aber auch heute noch als richtig schicke Abendkleider durchgingen. Für die Herren reichten jedoch auch schlichtere Anzüge, wie man sie heute trug. Dann aber bitte in schwarz und alle mussten eine Maske tragen. Egal, ob diese schick verziert war mit Strass oder echten Steinen. Oder ob sie einfach nur eng um die Augen lag, wie eine Augenbinde mit Sehschlitzen. Da gab es keine Vorgabe. Nur sollte die Kleidung exquisit und nicht zu freizügig sein. Alles eben mit Maß und Rahmen, denn DAS war ein Event, das von Leuten ausgetragen wurde, die sehr viel Wert auf Niveau legten.
 

Das eigens gemietete Palazzo war sehr groß und geräumig. In einem der Säle war ein Buffet aufgebaut. In einem anderen stand ein kleineres Orchester und spielte von Bach bis Tschaikowsky hauptsächlich klassische Musik. Nur Personen mit Geschmack tauchten auf, bewiesen einen sehr exzellenten und wussten sich hier auch zu benehmen. Sogar für Sicherheitsmaßnahmen, dass nichts Schlimmes passieren konnte, war gesorgt. Genau so, dass es keine bösen Überraschungen geben durfte.
 

Unter den bereits präsenten Personen fanden sich, kurz nach Sonnenuntergang, zwei junge Männer mit dichtem blonden Haar ein. Sie gingen erst ein wenig durch die Räume, sahen sich um und blieben dann an einfach an einem der großen Fenster stehen, wo sie sich unterhielten. Niemand wusste, wer sie waren. Niemand konnte sich denken, in welchem Verhältnis sie zu einander standen. Es sah ja auch keiner wirklich ihre Gesichter, sodass man sich diesbezüglich einen Reim hätte drauf machen können.
 

„Ich möchte mich etwas umsehen.“, meinte einer von ihnen eher leise, sah kurz zu dem anderen hinüber und lächelte leicht auf eine Art, bei der die meisten anderen wohl schon geschmolzen wären. Nicht dieser Mann. Der griff nach einem Arm und zog ihn zu sich, küsste ihn flüchtig auf die Wange und hauchte ihm etwas direkt ins Ohr. Erst dann ließ er ihn ziehen.
 

Trotzdem drehte er sich nochmals um. Das Lächeln lag immer noch auf seinen Zügen, ehe er wieder die zwei Schritte zurück kam. Direkt vor ihm blieb er stehen, zog ihn direkt in eine Umarmung und küsste ihn sanft und verlockend auf die weichen Lippen. Kaum löste er diese, sah er ihm tief in die Augen. Immer noch lag dasselbe Lächeln auf seinen Zügen, griff aber auch auf den anderen über.
 

„Später… Direkt vor ihren Augen…“, flüsterte er ihm zu, ehe er nun endgültig in der Menge verschwand. Mehr brauchte er ihm nicht sagen. Das Aufflackern eines Feuers in den blauen Augen des anderen hatte deutlich gezeigt, dass er verstanden worden war. Alles andere hätte ihn ja auch gewundert.
 

Es waren in der Tat viele Leute anwesend, wie er selbst feststellen konnte. Zudem spürte er auch die Präsenz einiger Gestalten, die ja nicht so direkt geladen worden waren. Doch er wusste, warum sie gekommen waren. Manchmal hatte es in der Tat etwas für sich diesen einen Namen zu tragen. Allerdings musste er zugeben, dass es ihm nicht einmal so wichtig war, wer wirklich alles erschienen war.
 

Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen. Hier war absolut kein Grund, etwas Schlechtes zu ahnen. Er hörte, wie manche scherzten. Andere unterhielten sich über unterschiedlichste Dinge. Von Kunst bis hin zur Politik. Eben ein bunter Haufen, wie manche sagen würden.
 

Als ein junges Pärchen etwas ungestüm an ihm vorbei wollte, machte er einen Schritt zur Seite und stieß mit jemand zusammen. Unachtsam nannte er sich selbst, entschuldigte sich aber und sah die Person an, die da direkt an ihm stand. Ihre Augen trafen sich und es schien einen Moment die Zeit still zu stehen. Seine eigenen eisblauen Tiefen trafen ein Paar, das er nicht kannte und auch nicht zuordnen konnte. Der Mann ihm gegenüber war ein Stück größer als er selbst, hatte blondes Haar und erschien doch komplett anders als die restlichen Personen hier. Vermutlich glitt sein Blick deshalb etwas mehr über dieses kantig geschnittene Gesicht…
 

Dieser Mann musterte ihn einen Moment, lächelte dann leicht verführerisch, sodass sicherlich einige Leute schwach geworden wären. Irgendwo etwas weiter entfernt erklang das leise Seufzen einer Dame, die diesen Mann schon allein dafür anhimmelte. Doch war es zu leise für menschliches Gehör. Für das eines Vampirs war es schon deutlicher. Nur die hatten anderes zu tun.
 

Stumm formten diese schmalen Lippen ein Wort, sodass dem anderen ein kleines Grinsen entlockt wurde. Es hatte etwas an sich, das schwer in Worte zu fassen war. Darin lag eine Arroganz, eine Sicherheit. Ein gewisses Verführen und Locken. Und doch sah man, dass er gerade mal Anfang 20 war. Konnte er da überhaupt schon ein solches Auftreten haben? Der Mann ihm gegenüber hatte das mit diesem einen Wort schon erklärt.
 

„Lestat.“, hatten seine Lippen stumm geformt, wusste er es aber auch zugleich schon besser. DAS konnte gar nicht Lestat sein. Dessen Augen hatten noch mehr… Eis inne. Dennoch war da eine Beziehung da. Als wären sie verwandt. Vielleicht war es ja so. Konnte doch sein.
 

„Marius.“, kam es zurück, wurde aber ebenso nur geformt, ohne gesprochen zu werden und der jüngere Blonde kam ein wenig näher, sodass sie einander fast berührten. Ihr Blick ging tief in die Augen des anderen hinein, sodass es für die Personen im Umfeld doch seltsam prickelnd war, da etwas drinnen lag, das keiner fassen konnte. Dennoch funkelte in den Augen des Älteren etwas auf, worauf sie einander noch näher kamen, dass ihre Köpfe auf gleicher Höhe waren, sie einander ins Ohr flüstern konnten und sich doch immer noch nicht berührten.
 

„Sohn?“, fragte er leise, ehe er noch etwas anfügte. „Bei mir wärst du besser aufgehoben…“
 

„Du könntest mir doch gar nicht bieten…“, gab der Jüngere zurück, kam mit den Lippen so nah an die kühle Haut des anderen, dass er wirklich nur noch einen Bruchteil entfernt war. „… was ich brauche, Marius…“
 

Seine Stimme war so leise, dass ein Mensch ihn womöglich gar nicht gehört hätte. Nur Marius konnte da etwas heraus hören, was Sterbliche so oder so hätte schmelzen lassen. Es war die reinste Sünde und Verführung. Allein der Klang, wie Worte über diese Lippen perlten, lockte zu so viel mehr. Und auch ein so erfahrener Vampir spürte es mehr als deutlich in sich.
 

Aber der Jüngere löste sich so schnell von ihm, dass er nicht mehr zu fassen war. Er verschwand in der Menschenmenge und hatte bald schon gefunden, wen er gesucht hatte. Sie standen getrennt unter vielen, sahen einander an und nahmen um sich herum fast nichts mehr war. Sicher, sie wussten, wo jemand war, wie sie sich bewegen mussten um zu einander zu gelangen. Doch sie achteten nicht bewusst auf ihre Umgebung. Nur langsam näherten sie sich an, hielten einander mit einem Blick gefangen, der Liebe und Leidenschaft so sinnlich vereinte, dass es unvorstellbar war. Von außen erschien es wie ein Tanz, als sie auf einander zukamen und einander erst nicht einmal berührten. Nur langsam hoben sich ihre Hände, ehe sie eng umschlungen wie ein Liebespaar dastanden…
 

„Wollen wir, Liebster?“, erklang diese samtweiche Stimme leise und verführerisch, war aber nicht zu hören für andere sondern nur den Blonden in seinen Armen.
 

„Mit dir doch immer… André~“
 

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Sodale... der erste Teil... Ich weiß, ist noch nicht ganz schlüssig. Aber keine Sorge, das möcht ich im nächsten Kapitel klären.^^
 

*noch Kekse verteil*
 

Und ich bitte ganz lieb um Kommis, falls jemand gern eine bestimmte Erklärung noch wissen möcht. Sonst versuch ichs nach Gefühl weiter zu schreiben.^^

Tanz mit mir

Titel: Life of the Vampires

Untertitel: Tanz mit mir

Kapitel: 1/?

Autorin: Neko_Kotori heute Lestat_de-Lioncourt
 

„Spürst du sie?“
 

Nur ein leichtes angedeutetes Nicken folgte, als sich Angesprochener ein wenig zu ihm beugte und mit ihm zu tanzen begann. Man merkte an der Art, wie sie sich bewegten, dass bei ihnen keine Rollenverteilung auf Mann und Frau war. Jeder Umstehende hätte gesagt, dass da auch nichts dergleichen notwendig war. Sie ergänzten sich irgendwie… viel perfekter als jedes andere Paar auf dem Ball.
 

„Marius meinte, ich wäre bei ihm besser aufgehoben…“, scherzte André und das Grinsen auf seinen Zügen, als er dem anderen in die Augen sah, sprach schon ganze Bände. Seine Arme schlangen sich ganz ruhig um den Nacken dieses Mannes, während sie sich zur Mondscheinsonate von Beethoven schwebend übers Parkett wagten.
 

Niemand sonst tanzte hierzu, denn niemandem schien dieses Musikstück so zu liegen wie ihnen beiden. Alle anwesenden Personen machten Platz, beobachteten, was vor ihren Augen geschah und waren doch fasziniert, wie so etwas möglich war. Dieses Stück eignete sich normal nicht für einen Tanz, aber bei diesen beiden jungen Männern sah es so natürlich aus, wie sie sich bewegten. Als hätten sie nie etwas anderes gemacht.
 

Schritt um Schritt, leichte Drehungen und alles auf ungewohnte Weise schwebend bei dieser Melodie, das man sogar das Mondlicht spürte, das durch die großen Fenster herein fiel. Wie durch Zauberhand wurde das Licht schon zu Beginn gedämmt, ließ in der Tat alles wie ein inszeniertes Stück wirken und zugleich doch so echt, als wäre es… einfach instinktiv.
 

„Wunderschön…“, flüsterte irgendwo eine Stimme, die total begeistert die Augen nicht weg bekam. Ob Mann oder Frau war nicht wichtig, denn beide Geschlechter wurden hiervon gleichermaßen angezogen.
 

Die Minuten verstrichen und niemandem erschien es so lang. Es wirkte viel eher… wie ein Traum, aus dem die Zuseher nicht wieder erwachten. Nur die beiden Darsteller wussten es besser, schienen in der Hand zu haben, was in ihrer Umgebung geschah. Als würden sie jede einzelne Note kennen und genau danach ihre Bewegungen setzen, die letztendlich nur recht nah bei einander stattfanden. Sie bewegten sich zusammen wie eine Einheit durch den Raum, die augenscheinlich schon ewig bestand, denn so gleich… verhielten sich Paare nicht oft. Egal, wie lange sie schon zusammen waren.
 

Gen Ende lösten sie sich kurz von einander, wobei doch eine Hand die des Partners festhielt und sie sich mit der Musik laufend wieder fanden. Der junge Mann mit goldener Maske deutete eine Verbeugung an, ehe er seinen Liebsten zu sich zog und dieser den Kopf leicht zur Seite neigte. Seine Augen schloss er, als sich der andere zu seinem Hals hinab beugte und sie in ihren Bewegungen inne hielten, kaum dass der letzte Ton erklang….
 

Ihre Position schien wie zu Beginn, ehe sie diesen Tanz vollzogen hatten. Doch André drehte leicht den Kopf, berührte mit den Lippen nun ebenfalls den Hals seines Liebsten. Eine Hand lag im Nacken die andere am Oberarm, da er beide Arme des anderen um sich liegen hatte. Für fast jeden im Raum wirkte dieses Bild perfekt. Manche jedoch wussten damit nichts anzufangen, bis sie sich wieder bewegten…
 

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So... Ich hab endlich Kapitel 2 geschafft, auch wenn es nicht SOOOOO lang ist. Aber wer weiß, was es mit diesem Tanz auf sich hat? Ahnt es jemand? ^^
 

Auflösung kommt natürlich im nächsten Kapitel und ich werd auch schaun, dass das so bald wie möglich kommt!
 

Freue mich natürlich wieder über Kommis (Kritik, Lob, persönliche Meinungen, Fragen) und auch über Favos. Davon hab ich einige gesehen & ich danke auch dafür! ^^

Spiel mit dem Teufel

Titel: Life of the Vampires

Untertitel: Spiel mit dem Teufel

Kapitel: 2/?

Autorin: Lestat_de-Lioncourt alias Neko_Kotori
 

So sah es niemand. Vampire hörten vielleicht, wie sein Fleisch riss und die Fänge seines Partners tief seine Halsschlagader durchtrennten. Selbst ein hauchzartes, leises Seufzen perlte über seine leicht geöffneten Lippen, drang aber nur bis an den Hals des anderen. Doch er schmiegte sich näher an ihn, räkelte sich leicht in diesen Armen und hielt sich etwas mehr an ihm fest. Menschen dachten wohl, er erhielt gerade einen Knutschfleck.
 

Langsam glitt eine Hand von seiner Taille hinab zu seinem Po, strich von diesem wieder hinauf und den Stoff des Hemdes dabei mit. André hatte sich gegen eine Jacke, Mantel oder Sakko entschieden. An einem solchen Tag war es warm genug, dass er etwas Derartiges nicht verwendete. Das hatten mehrere auf dem Ball so gesehen, weshalb es nicht einmal aufgefallen war.
 

Die Finger auf seiner nackten Haut schienen ihren eigenen Tanz aufzuführen, so wie sie entlang strichen und ihn ganz zärtlich neckten. Behutsam schlang er dabei ein Bein um das seines Partners, schien mit ihm gerade eine eigene Art von Symphonie zu schreiben ohne, dass dabei gerade Musik erklang. Es war komplett still im großen Ballsaal. Viele hatten scheinbar die Luft angehalten, da selbst das Atmen fast nicht wahr genommen wurde. Oder aber sie raubten ihren Zusehern nur einfach den Atem, was genauso gut möglich sein konnte.
 

Vorsichtig löste er den Kopf und somit die Fänge aus dem Hals seines Liebsten, sah ihn auch langsam wieder aus funkelnden azurblauen Augen an. Ein leichtes Grinsen, das man durchaus arrogant bezeichnen konnte, legte sich auf seine Züge, ehe er die Augen schloss und ihm gestattete sich an seiner Kehle gütlich zu tun. Eine flinke Zunge stahl sich über den empfindlichen Adamsapfel, zog eine feuchte Spur hin zum Kragen, an dem gerade die Finger nach vorn wanderten und die obersten Knöpfe öffneten. Alles wie in einem Tanz mit fließenden ruhigen Bewegungen, als hätten sie nie etwas anderes getan, als einander genau so zu berühren.
 

Das Bein Andrés wanderte etwas höher, zog sich somit näher heran und konnte mit dem anderen problemlos zwischen die seines Partners gleiten. Er spürte die Blicke regelrecht, die auf ihnen ruhten, genoss es sogar, wie manche Augenpaare versuchten zu erkennen, ob es sie vielleicht anmachte, was hier geschah. Normal vollzog sich ein solches Spiel nicht in der Öffentlichkeit sondern eher in der trauten Zweisamkeit im Schlafzimmer. Zumindest gingen die meisten davon aus, dass sich etwas Derartiges an einem angemessenen Ort ereignen sollte. Doch für diese beiden jungen Männer war dies angemessen.
 

Knopf um Knopf öffnete er, offenbarte den bald schon gierigen Blicken jedoch nur sehr wenig Haut, da er sich wieder näher heran zog und nach der Haut haschte. Niemand sah, wie seine Fänge über die Haut kratzten und er an ihr leckte, sie sogar leicht biss. Nur sein Liebster spürte ihn überdeutlich. Vampire hörten vielleicht ihr ein oder anderes Seufzen, aber es war ein verborgenes Spiel, das nur erahnen ließ, wie heiß es in Wahrheit war.
 

Ab und zu fingen sie einander für einen Kuss ein, der sehr deutlich ein Akt der Liebe und des Begehrens war. Mal leckten sie einander leicht über die Lippen, ehe sich ihre Zungen schon trafen und erst dann ihre Lippen sich gegenseitig fanden. Es war ein ganz eigenes Erlebnis, das ihre Zuschauer hier erhielten. Man könnte sogar meinen, die beiden hatten die Welt um sich herum vergessen. Hatten sie aber nicht. Sie genossen viel zu sehr, wie sie auf ihre Umgebung wirkten.
 

Je länger sie so spielten, umso heißer schien es in diesem großen Raum zu werden. So manche Dame holte einen Fächer heraus und benutzte diesen um ihr hitziges Gemüt zu kühlen. Wem dieser Anblick unangenehm war, der war längst schon verschwunden. Wer noch hier zu finden war, genoss es sogar. Oder aber diese Person war einfach hin und her gerissen, wusste nicht so recht, ob gehen oder bleiben. Es gab aber auch noch jemand, der zusah und darauf wartete, dass etwas schief lief in diesem Spiel. Immer noch sah er eine Chance, diesen jungen Mann doch noch zu bekommen….
 

„Ich denke, es ist genug…“, hauchte eine Stimme nahe seinem Ohr, ließ André nochmals kurz seufzen, ehe sich dieser etwas entfernte und die Knöpfe am Hemd seines Gegenüber einfach wieder schloss. Nur kurz nickte er ihm zu, fing ihn für einen flüchtigen Kuss ein und löste sich dann so von ihm, als wäre ihm gerade bewusst geworden, dass sie hier beobachtet wurden.
 

„Es sieht so aus, als hätte unseren Gästen gefallen, wie wir mit einander umgehen.“, meinte er ruhig, sprach aber wieder in einer Lautstärke, die ganz problemlos jeder hören konnte. Egal ob Mensch oder Vampir. Er sprach normal, lächelte auf unwiderstehliche Art, worauf schon viele ziemlich beschämt und mit leicht geröteten Wangen die Blicke abwandten.
 

„Nun… wundert es dich wirklich, André?“, fragte diese Stimme zurück, griff sehr galant nach einer Hand, als wäre es die einer Königin, oder eines Königs. „Nicht nur deine Musik zieht die Menschen in ihren Bann. Es ist dein ganzes Wesen. Sonst hätte ich mich doch nicht in dich verliebt.“
 

Ein Handkuss ließ ihn scheinbar peinlich berührt den Kopf senken, ehe er doch wieder aufsah und lächelte. Für ihn selbst war es mehr ein Schmunzeln, aber nach außen hin wirkte es wie ein unwiderstehliches Lächeln. Nun, wenn man ihn nicht richtig kannte, interpretierte man es so. Aber letztendlich war das nur eine kleine Feinheit.
 

„In der Tat ist es eine Ehre von dir geliebt zu werden, Lestat.“, stimmte André zu, neigte dabei leicht den Kopf, als wollte er eine Verbeugung andeuten. „Doch… ob unsere Gäste verstanden haben, weswegen sie überhaupt hier sind?“
 

„Vielleicht sollten wir es ihnen auch einfach nur sagen.“, gab Lestat darauf zurück, lächelte ebenso verführerisch sinnlich wie sein Geliebter, sah ihm immer noch tief in die Augen und klärte dann aber ihre Gäste auf. „Ich möchte dich für immer an meiner Seite wissen, André. In guten wie in schlechten Zeiten. Bis hinein in die Ewigkeit… Heirate mich, Liebster.“
 

Dass er es so formulierte, lag nicht daran, dass er keinen Stil hatte. Es war nur ihr ganz persönlicher Abend. Sie hatten ihn schon vor einer Weile angefangen zu planen. Nichts wurde hier in Wahrheit dem Zufall überlassen. Zudem hatten sie einen wirklich traumhaften Antrag bereits hinter sich. Doch dies… war eine ganz offizielle Verlobungsfeier, bei der nur Vampire verstanden, dass es tatsächlich um die Ewigkeit ging.
 

„Mit dem größten Vergnügen.“, kam die Antwort und rings um sie herum entstand ein Getuschel, wobei auch ab und an Glückwünsche hörbar wurden. Für sie beide weniger relevant. Viel eher grinsten sie leicht, da sie merkten, wie gewisse erschienene Vampire darauf reagierten. Sie alle hatten eines gemeinsam. Keiner hatte erwartet, dass ausgerechnet Lestat einen Antrag machen würde. Anwesende Personen hätten mit fast allem gerechnet, aber hiermit am allerwenigsten. Nur sie sahen auch die Ähnlichkeit der beiden im Verhalten und gesamten Wesen. Kein Wunder, dass sich ein solcher Narzisst wie Lestat nach André sehnte und ihn begehrte. Aber ob es Liebe war, bezweifelten die anderen Vampire deutlich….
 

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Dafür kommt recht kurz nach dem 2. Kapitel nun auch das 3. Es ist wieder länger und ich hoffe, dass es schlüssig ist. Lange habe ich mich dagegen gewehrt, dass man deutlich erkennen kann, wer von beiden nun André und wer Lestat ist. Was wer von beiden macht. Aber, wer genau liest, sollte es auch verstehen....^^
 

Freue mich immer über Kommis (Lob oder konstruktive Kritik oder auch persönliche Meinungen) und Favos. Danke nochmals für die bereits bestehenden Favos. Ich hoffe, ihr habt eure Freude am Lesen, auch wenn ihr mir nichts sagt.^^
 

Bis zum nächsten Mal *wink*

Teuflische Liebe 1

Titel: Life of the Vampires

Untertitel: Teuflische Liebe

Kapitel: 3/?

Autorin: Lestat_de-Lioncourt alias Neko_Kotori
 

Sie beide standen recht gesondert und doch umringt von vielen anderen. Menschen wie Vampiren. Allerdings löste sich eine Gestalt dann von dieser Ansammlung, trug ebenfalls eine goldene Maske und André brauchte den Kopf nicht wenden um es zu wissen. Kurzfristig funkelten seine Augen für seinen Liebsten sichtbar auf. Ihr Verständnis begann auf einer Ebene, die sonst niemand begreifen konnte. Deshalb fiel es ihnen auch gar nicht schwer, ruhig stehen zu bleiben.
 

Eine Hand legte sich an das Kinn des jungen Vampirs, drehte seinen Kopf etwas, ohne jedoch richtig Gewalt auszuüben. So trafen seine Augen bald schon dieses eisblaue Paar, das ihm zuvor schon gegenüber gewesen war. „Du hast es vorhin nicht richtig verstanden…Bei mir bist du besser aufgehoben… André.“, hauchte er, sah ihm mit einer Mischung aus Strenge, Bestimmtheit und Erhabenheit tief in die Augen.
 

„Ich denke eher, DU hast nicht richtig zugehört.“, gab André ruhig zurück, spürte sehr deutlich, wie Lestat zu ihm kam und den Arm sehr eindeutig um ihn legte. Besitz ergreifend eben. Aber das machte ihm nichts aus, denn er wusste, warum das so war. „Er gehört mir, Marius. Finde dich damit ab.“, sagte Lestat ruhig, als er auch den zweiten Arm um sein sogenanntes Eigentum legte und mit der Hand recht eindeutig über den grazilen Hals streichelte. Sein Blick war fest, als er den des anderen Vampirs einfing, hatte eine gewisse Kälte und Distanz inne, dass sich hier jemand sehr schnell wieder verziehen sollte. Doch nichts Derartiges geschah.
 

„Mehr kannst du mir sicher nicht bieten, denn… du weißt nicht einmal, was ich von ihm bekomme.“, hauchte André so, dass ihn nur die beiden in seiner Nähe hören konnten, ehe Lestat ihm noch einen kleinen Kuss auf den Hals setzte. Dann aber drängte er den Jüngeren immer weiter gen Treppe, sodass sie diese bald nach oben verschwanden.
 

Durch die anwesenden Leute ging wieder ein Gemurmel und Getuschel. Manche überlegten, was das wohl werden würde. Andere hatten schon so eine Idee, dass das ähnlich einer Hochzeitsnacht eine Art… Verlobungsnacht werden sollte. Doch gab es auch welche, denen es egal war. Ebenso wie Leute, die sich darüber ärgerten, die es lächerlich empfanden, oder gar eifersüchtig waren, weil da ein junger Vampir viel näher an Lestat heran gekommen war, als sie es JE geschafft hätten.
 

„Von mir hättest du Treue erwarten können, junger André.“, stellte Marius wohl eher an sich selbst gewandt fest, sah den beiden sogar noch einen Moment nach, wie sie über die Treppe schwebend hinweg glitten. Niemandem schien es aufzufallen, dass sie die Stufen nicht einmal berührten. Niemandem außer Marius. Aber dieser wandte sich ab, ging in die andere Richtung wieder unter die Leute, ehe er inne hielt.
 

//Amadeo…// schoss es ihm einzig durch den Kopf, ehe er die Augen schloss und diesem Geruch geistig folgte. Er war dem seines geliebten Sohnes so ähnlich, oder war er es wirklich? Fanden sie sich gerade hier wieder? Es wäre zu schön um wahr zu sein, denn… er hatte ihn wirklich vermisst, seit er ihn damals zurück lassen hatte müssen. Noch heute tat ihm leid, was geschehen war. Zumal ihm dieser Junge immer noch verdammt viel bedeutete.
 

Mit einem Mal drehte er sich mitten im Schritt um, ging denselben Weg wieder zurück und schien doch etwas zu verfolgen. Der Duft, das Gefühl seines Kindes lockte ihn, ließ ihn Schritt um Schritt langsam, aber präzise durchführen, als wüsste er wirklich genau, wo er ihn finden würde. So führte ihn sein Weg ebenfalls langsam nach oben…
 

Unter den Anwesenden waren auch noch andere. Ein bereits älterer Vampir hatte sich vor Schreck an einem der schweren Vorhänge festgehalten, da er fürchtete, das Bewusstsein zu verlieren. Nie hätte er erwartet, etwas in diese Richtung je zu erleben. Es kam ihm so unwahr, falsch und verlogen vor, wie Lestat gesprochen hatte. Immerhin kannte er ihn ganz anders, hätte ihm so etwas einfach nicht zugetraut. Zugleich aber waren ihm die Worte seltsam… vorgekommen. Als würde dieser Vampir in der Tat etwas fühlen. Doch das konnte nicht sein. Nicht bei Lestat de Lioncourt. Diese Bestie fühlte nicht. Niemals.
 

In den Minuten zuvor war auch eine Art Schatten hindurch gezogen. Eine Person hatte sich an der offenen Terrassentür hingestellt, gelauscht und leise, aber verachtend gelacht. Niemand hatte es gehört. Selbst den beiden Hauptdarstellern, die diesen Abend geplant hatten, war es wohl entgangen. Diese Person wirkte grazil, entschwand aber, kaum dass sie jemand erblickt hatte, wieder jeglichen Blicken nach draußen. Von der Statur her hätte man wohl auf eine Frau getippt, was jedoch bislang niemand bestätigen konnte…
 

Oben löste sich André von Lestat, drehte sich zu ihm um und schritt rückwärts den Gang entlang. Er wusste, wo er hin wollte, lockte seinen Geliebten und gestattete ihm auch den ein oder anderen Kuss. Nie sonderlich lange. Für sie beide war es wie ein Spiel, bis Lestat ihn an eine Tür drückte und ihn besonders verlangend in einen Kuss einfing.
 

„Damit ist es offiziell… Das wolltest du doch.“, hauchte er ihm ins Ohr, als er ihren Kuss aufgelöst und sich weiter vorgebeugt hatte. Trotz ihrer gleichen Größe war es André, der ein wenig in die Knie gegangen war. Er liebte es scheinbar, wenn der Ältere über ihm war. Zu ihm aufzusehen, gehörte manchmal einfach für ihn dazu.
 

„Du doch auch, Vater.“, kam leise eine Antwort, denn das war eine feine Kleinigkeit, die niemand wusste. Nur sie beide. Viele hatten sich über ihre Ähnlichkeit gewundert und doch konnte es sich niemand denken. Vater und Sohn. Nun, wer würde auch erwarten, dass ein Vampir einen Sohn hatte? Viele ahnten nicht einmal, dass so etwas überhaupt möglich war. Sie kannten eher den Biss eines Vampirs, der jemand ebenfalls zu einem solchen Geschöpf der Nacht machte, aber keinen anderen Weg um ein solches Wesen zu werden. Dass man als ein solches geboren werden konnte, kam ohnehin den meisten da draußen gar nicht in den Sinn.
 

„Shh~~…“, flüsterte der Ältere, legte ihm einen Finger an die Lippen und verbat ihm so das Wort, wobei er ihn nun wieder ansah. „Das ist allein unser Geheimnis und das wird es für alle Ewigkeit bleiben.“
 

Daraufhin versanken sie wieder in einen Kuss, während Lestat nun die Tür öffnete und mit seinem Schatz hinein verschwand. Die Tür glitt hinter ihnen wieder lautlos zu, was ihnen jedoch nicht weiter wichtig war. Viel mehr zählte ihr Kuss und das Gefühl, wie sie miteinander vereint waren. Ganz offiziell verlobt. Jeder sollte es wissen. Wie das mit ihrer Hochzeit war, ob es überhaupt eine solche geben würde, würde jedoch ihr Geheimnis bleiben. Zumindest bis sie es öffentlich machten. Sie waren auch jetzt schon länger verlobt, hatten sich aber etwas überlegt, damit sie es der Welt präsentierten, weshalb sie hier gelandet waren….
 

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Damit haben wir nun ein Kapitel mehr. Dass es 'Teuflische Liebe 1' heißt, hat den Grund, dass beide zusammen gehören, ich aber dieses Kapitel nicht noch länger machen wollte. Außerdem überlege ich noch, ob der zweite Teil hierzu adult wird oder nicht. Oder ob ich vielleicht eine adult und eine nicht adult Fassung mache. Bisher habe ich richtig intime Szenen ja noch vermieden...
 

Vielleicht sagt ihr mir ja eure Meinung dazu, was euch lieber ist. Ausgeschriebene Szene (adult) oder eben nicht. Oder ob ich versuchen soll, beide Fassungen zu schreiben und damit hochzuladen... Bin gespannt, was dabei raus kommt.^^
 

Und ganz liebes Danke für die Favos, wenn auch keine neuen Kommis da sind, was ich recht schade finde...

Teuflische Liebe 2

Kapitel: 4/?
 


 

Langsam bettete Lestat seinen Schatz auf das große Himmelbett an der Wand, nutzte hierfür seine eigenen Fähigkeiten, damit André wirklich bequem auf der dunkelroten Seide zum Liegen kam. Vorsichtig löste er ihren Kuss auf, musterte den Jüngeren, der in der Tat wie sein Ebenbild aussah. Und doch waren da kleine, feine Unterschiede in ihren Zügen. Die Augen waren generell etwas dunkler als die seinen. Aber alles in allem so perfekt und anziehend wie er selbst.
 

Sie spürten, wussten alles, was in diesem Haus, dem Palazzo geschah. Jede noch so kleine Regung eines Sterblichen oder eines Vampirs nahmen sie wahr. Dabei wussten sie schon vorher, was geschehen würde. Es war ihre Feier, ihr Fest. Da geschah all das genau so, wie sie es wollten. Nicht anders. Deshalb lag auf den Zügen Andrés auch ein leichtes Grinsen. Da drüben wurde die Tür ganz leise geöffnet, dass selbst für vampirische Ohren nichts zu hören war. Aber sie fühlten es…
 

Ein Blick ruhte auf ihnen und sie konnten sich auch denken, wer es war. Aber kein Wort verließ ihre Lippen. Lestat beugte sich einfach wieder tiefer, küsste seinen Geliebten und strich unendlich zärtlich über diesen, vom Stoff bedeckten, Körper, der so ausgeliefert vor der Nase lag. Dabei fühlte sich der junge Vampir nicht als Opfer, was man auch an seinen Bewegungen und Gesten merkte. Viel eher griff er selbst nach de Älteren, hielt ihn mit einer Hand etwas fest und glitt mit der anderen über die freie Haut am Hals, ehe er einzelne Knöpfe am Hemd öffnete. Alles unendlich liebevoll und nicht so auf Sex aus, wie es für Lestat früher typisch gewesen wäre.
 

Mit einem Mal flog die Balkontür auf, knallte an die Wand und das Glas in ihr zersplitterte in viele tausende Teile. Der Kuss der beiden Vampire wurde scheinbar überrascht gelöst, ehe sie ebenso den Blick hinüber wandten und diese weibliche, zierliche Gestalt erblickten. Ihre Augen funkelten in einem eisigen Blau, hatten eine unglaublich starke negative Ausstrahlung, wobei ihre gesamte Aura etwas sehr Wütendes verströmte. Langsam trat sie herein vom Balkon, wurde im leichten Schein der Kerzen sogar deutlicher erkennbar. Eine in der Tat grazile Gestalt, die doch auch etwas sehr… Animalisches an sich hatte. So zumindest hätten es viele Sterbliche gesehen. Die beiden Vampire auf dem Bett regten sich kaum. Nur Lestat entwich ein ganz leises, resignierendes Seufzen.
 

„André, darf ich vorstellen… Gabrielle.“, erklärte er dann aber augenscheinlich verdammt ruhig, als würde es ihn überhaupt nicht interessieren, dass sie da stand. Noch dazu beugte er sich wieder hinab zu seinem Verlobten, haschte leicht nach ihm und sah ihm dann doch an, dass da etwas war.
 

„Deine Mutter?“, fragte André ebenso ruhig, erhielt darauf ein Nicken, weshalb er noch etwas anfügte. „Gestattest du mir, dass ICH mich ihrer annehme?“
 

Einen Moment noch sahen sie einander schweigend an, ehe Lestat wieder nickte, es ihm sogar mit leisen Worten erlaubte, die aber niemand verstand. Selbst den so empfindlichen Ohren eines Vampirs entging dieses Geheimnis. Doch es brauchte ja auch nicht immer jeder alles wissen. Manches war eben nur ihnen beiden vorbehalten.
 

Im nächsten Augenblick aber war André verschwunden und Lestat setzte sich ganz gemütlich aufs Bett, ehe er langsam den Blick zu seiner Mutter gleiten ließ. Diese sah ihn aus eisigen Augen an, trat Schritt um Schritt näher und setzte gerade an um etwas zu sagen: „Wie kannst du nur mit… so einem verkommenen Subjekt? Er ist unwürdig.“
 

Doch bevor ihr noch weitere, womöglich viel schlimmere Beleidigungen entkamen, schlangen sich Fesseln um ihre Handgelenke, zogen diese nach hinten und banden sie im Kreuz zusammen. Sie wollte sich wehren, setzte schon an für irgendwelche Worte, ehe sie eine Hand sehr bestimmend an ihrer Kehle fühlte und in tiefdunkle blaue Augen sah. André stand direkt vor ihr, raubte ihr allein mit diesem Blick schon jegliches mögliche Wort, denn… in seinen Augen lag eine Kraft, die nicht mit Worten zu beschreiben war.
 

„Das einzige verkommene Subjekt hier bist du, Gabrielle. Niemand sonst.“, erklang seine Stimme leise, ruhig und unglaublich schneidend. Ihre Augen weiteten sich vor Schock, denn bislang war das IHR Privileg gewesen. Sie war es doch, die mit leisen Worten solche Gefühle, solche Angst auslöste. Wie war es also möglich, dass das nun ein… so junger, jämmerlicher Vampir machte?
 

Eben dieser grinste nur. In ihren Augen konnte er deutlich lesen, woran sie dachte. Nicht direkt ihre Gedanken, aber er sah ihr die Angst, die Panik deutlich an. Leicht beugte er sich zur ihrem Ohr hinunter, wusste er doch, wie sie eigentlich war. Aber er ließ ihr keine Gelegenheit um diese Trümpfe auszuspielen, sondern flüsterte ihr nur leise etwas zu: „Es ist aus, Großmutter.“
 

Niemand sonst hätte ihn gehört. Lestat wusste, was er sagte, weil er es ihm auf einer ganz eigenen Ebene verriet. Aber ihre Augen wurden noch etwas größer, als er sich zurück zog und mit einem Grinsen eine Stichflamme auslöste, in der sie komplett verschwand. Nicht blieb mehr übrig außer einem Häufchen Asche. Diese blies er hinaus durch die offene Balkontür, sodass nichts mehr zurück blieb. Dahinter wurde die Tür wieder unversehrt, schloss sich, als wäre nichts gewesen.
 

„Du lernst so schnell, mein Schatz.“, hauchte Lestat, wobei es für ihn nicht von Bedeutung war, wer ihn noch hörte. Viel eher zählte, dass er bereits wieder hinter seinem Verlobten stand und diesen in den Arm nahm. Leicht schmiegte er den Kopf seitlich an ihn, haschte nach dem Ohr und knabberte es etwas an, während er ihn behutsam an Brust und Bauch leicht streichelte.
 

„Ich will deiner doch würdig sein und strenge mich eben besonders dafür an, Liebster.“, gab der junge Vampir leise zurück, ehe er die beiden Arme um sich löste und sich umdrehte. Vorsichtig ließ er seine Fingerspitzen über die geschlossene Knopfleiste am Hemd tanzen, ehe er regelrecht schüchtern den Kopf anhob, ihm in die Augen sah und ihn küsste. Behutsam, zärtlich und voll solch starker Hingabe, dass es einfach spürbar wurde. DAS war Liebe…

Gottes Werk...

Kapitel: 5/?
 

Schon seit einer ganzen Weile wurden sie beobachtet. Ihnen war es keineswegs entgangen. Nur ließen sie sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil. Sie liebten es einfach, wenn sie beobachtet wurden. Man konnte sie zurecht egozentrisch nennen. Zudem wussten sie einfach richtig gut, wie sie auf andere wirkten. Das war Anziehung pur.
 

„Amadeo?“, erklang draußen auf dem Gang vergleichsweise ruhig diese tiefe, melodische Stimme und doch so leise, dass sie nicht in diesen Raum hinein drang, dessen Tür offen stand. Überrascht und zugleich doch auch ertappt wich die junge Gestalt von der Tür zurück, noch einige Schritte von dem anderen weg. Leicht hielt er den Kopf gesenkt, dass es fast wie eine Verbeugung wirkte.
 

„Herr.“, gab er zurück, sah aber erst noch nicht auf. Es dauerte, bis er den Kopf hob und zugleich doch ein wenig verschüchtert aussah. So lange hatte er auf diesen Moment gewartet. Dass es aber gerade hier geschehen würde, hätte er nicht erwartet. Noch dazu…
 

„Ist es wahr?“, fragte Marius ruhig, kam langsam auf ihn zu und merkte doch, wie der Junge immer wieder vor ihm zurück wich. Kurz nur glitt sein Blick in das Zimmer, wo Lestat und André einander immer noch in einem Kuss voll reinster Liebe gefangen hielten. Behutsam griff er nach der Türklinke, schloss sie einfach und wandte sich dem Jungen wieder zu.
 

„Nach allem, was ich sehe, höre, fühle… ist es wahr.“, stimmte er zu, hielt den Kopf dabei wieder leicht gesenkt. Dieses Mal aber, weil es ihm so schwer fiel diesen Mann anzusehen. Doch er spürte, wie er näher zu ihm heran trat. Ewig konnte er ja nicht vor ihm weglaufen, weshalb er stehen blieb.
 

„Begleitest du mich?“, fragte Marius, hielt ihm die offene Hand hin und sah ihn an. Ruhig und doch mit vergleichsweise sanftem Blick. Seine gesamte Erscheinung schien strenger als die von André oder Lestat. Wie letzterer trug er eine goldene Maske. Die Kleidung wirkte simpel, machte aus ihm aber in der Tat ein adeliges Wesen aus vergangener Zeit. Und seine kobaltblauen Augen stachen unter dem Gold so herrlich verlockend hervor, dass der Jüngere doch erlag und den Blick hob, wenn auch schüchtern.
 

„Es fällt mir schwer, Herr, auch wenn ich gerne würde.“, erklärte er sich, wusste aber nicht so recht, ob er damit weiter kam, denn… er kannte ihn doch. Zwar hatten sie keine Ewigkeit zusammen verbracht, aber… Marius war sein vampirischer Vater, hatte ihm dieses Sein erst ermöglicht, ihn vor dem Tode bewahrt. Die Dankbarkeit war seit langem ein ständiger Begleiter und doch fand er sich in dieser Welt noch nicht so zurecht, wie er es gerne wollte.
 

„Wenn Lestat sich verlieben KANN, Armand, dann hast du genauso das Recht dazu.“, kam eine Erläuterung, die ihn skeptisch zu dem Älteren sehen ließ, denn er fühlte sich irgendwie… noch mehr ertappt als vorhin, „Du solltest dir selbst ein wenig mehr zutrauen, mein junger Freund.“
 

„Das liegt mir nicht.“
 

Aber statt ihm noch ein Argument zu bringen, kam Marius die Schritte näher, hob das Kinn dieses so unschuldig wirkenden Jungen an und beugte sich zugleich doch hinab, damit er ihm einen Kuss schenken konnte. Vielleicht könnte es ihnen ein Vorbild sein, dass selbst Lestat de Lioncourt sich verliebt und verlobt hatte. Viel zu lange hatten sich ihre Wege getrennt und zumindest der Ältere war es leid. Zumal er doch immer wieder seine Sinne hatte schweifen lassen. Immer wieder hatte er von Ereignissen gehört, ihn aber dann doch nicht richtig gefunden. Und jetzt…
 

„Komm mit mir zurück, Armand.“, bat er ihn leise, als sich ihre Lippen lösten und sah ihn auf eine Art an, die noch nie jemand von ihm gekannt hatte. In all den Jahrhunderten, die er selbst auf dieser Welt verbracht hatte, hatte er auch nicht auf diese Weise gefühlt. Wer wusste es schon, vielleicht hatte diese Verlobung von Lestat ihm einfach gezeigt, dass die Liebe für sie als Geschöpfe der Nacht keine Unmöglichkeit sein musste.
 

„Gib mir eine Chance, Amadeo.“, hauchte er und allein in diesem Namen klang deutlich, dass er sich selbst als Gott sah, der diesen Jungen liebte…

... und Teufels Beitrag

Kapitel: 6/?
 

Drinnen löste André langsam ihren Kuss auf, ließ es aber zu, dass sein Geliebter noch nach ihm haschte. Einen Moment blickten sie einander schweigend in die Augen, ehe Lestat leicht grinsen musste. Er kannte seinen Verlobten eine Spur zu gut. Deshalb machte er eine kleine Handbewegung, ehe er mit ihm zusammen wieder aufs Bett sank. Dieses Mal aber für länger…
 

In dem Moment, da diese kleine Handbewegung geschah, stolperte Armand leicht nach vorne direkt in die Arme des anderen. Als hätte er einfach so das Gleichgewichtig verloren. Ein wenig wurde er rot um die Nase, wollte sich lösen, wieder aufstehen, doch… Marius hielt ihn fest, hob ihn sogar hoch wie einen kleinen Jungen. Den von damals vielleicht…
 

„Zufrieden?“, fragte Lestat leise, als er sich gerade über seinen Liebsten beugte und begann die obersten Hemdknöpfe zu öffnen, damit er an den schlanken Hals rankommen konnte. Nur leicht glitt seine Zungenspitze über die so weiche Haut, lauschte er doch noch auf eine Antwort, die erst nach einem leisen Seufzen kam: „In deinen Armen doch immer… mein Teufel.“
 

Einen Moment sah der Ältere auf und blickte direkt in tiefblaue Augen, die einen dunklen geheimnisvollen Ton inne hatten. Doch er schmunzelte. Er wusste, dass es keins dieser Komplimente war, die er oftmals bekommen hatte. So viele hatten ihm geschmeichelt, versucht mehr von ihm zu bekommen, als er ihnen in Wahrheit geben wollte. Mit André war es anders. Zum einen war er zwar sein Sohn und nicht minder perfekt wie er selbst. Zum anderen aber war jedes Kompliment, jedes Lob und sogar Kritik, die aber im allgemeinen nicht kam, ernst gemeint. Dieser junge Vampir schleimte sich nicht bei ihm ein, wollte nicht seinem Ego übertriebener Maßen schmeicheln. Ein Grund mehr, wieso er ihn so über alle Maßen liebte, auch wenn er es selbst nie für möglich gehalten hatte. Nun ja, oftmals hatte er gedacht, er würde lieben. Aber jetzt… an diesem Ort und in diesem Moment wusste er es einfach besser. Sonst hätte er sich doch nie auf eine solche Festlichkeit mit ihm eingelassen…
 

„Du träumst…“, hauchte André leise, legte eine Hand an die Wange des Älteren und musterte ihn. Das sanfte Lächeln hätten viele als arrogant gewertet. Aber für seinen Vampir war es das Schönste, was jemals Lippen für ihn geformt hatten. Auch wenn es noch so kitschig klang.
 

„Nur von dir…“, gestand er, haschte nach den Lippen des Jüngeren, die so verliebt in seinen Augen lächelten, dass er nicht anders konnte. „Ich dachte zurück… unser erstes Treffen… meine Suche nach dir und den Moment deines Todes. Noch nie habe ich jemanden erlebt, der beim Sterben so gut aussah wie du, mein Geliebter.“
 

„Ich bin eben in allem… einmalig, Lestat.“, meinte der Jungvampir darauf und erhielt ein zustimmendes Nicken, ehe er fortfuhr. „So wie meine Herkunft… meine Geschichte…“
 

Mit einem Mal lag da ein Finger an seinen Lippen und verbat ihm weiter zu sprechen. In den Augen des Älteren erkannte er ein Funkeln, ein leichtes Flackern, das vom Kerzenschein her rührte. Es faszinierte ihn, was er nicht bestreiten konnte. Zugleich aber fragte er sich auch, woher es kam. Noch dazu so… plötzlich… so unerwartet…
 

„Deine Herkunft ist in der Tat ganz besonders, André.“, sagte er leise, klang sogar fast schon ein wenig verträumt, als er diese sinnlichen Lippen mit seinem Finger nachfuhr. „Es gibt nichts über diese Wesen der Dunkelheit, das ich nicht weiß. Dachte ich. Denn viel zu lange ging ich von demselben Irrglauben aus wie die anderen… dass keiner von uns fähig wäre, eine Frau zu schwängern.“
 

Sanft griff André nach seiner Hand, küsste diesen Finger leicht und zeigte ihm damit, dass er ihm zuhörte. Allem voran wollte er gerne die Geschichte hören, die seinem Liebsten gerade kam. Was auch immer es war, er würde ihm genauso zuhören. Für sie galten längst andere Gesetze und egal, wie viel André über ihn wusste… Er wollte ALLES wissen. Ausnahmslos. Auch das, was Lestat nie jemandem anvertrauen wollte. Und wenn Lestat de Lioncourt sagte, dass er im Irrglauben gewesen war, war das gewiss eine… Premiere.
 

„Nie hätte ich erwartet, dass eine Sterbliche… ein Kind von mir… zur Welt bringen würde. Dass es überhaupt nur möglich ist.“, setzte der Ältere fort, lächelte sogar leicht. „Doch dass es so IST, beweist du mir jeden Tag aufs Neue. Bisher war nur ich allein perfekt und doch… habe ich das perfekte Gegenstück zu mir gefunden. Nicht einfach gefunden… Du sagst es selbst so oft und es fällt mir langsam immer leichter es auch… zu glauben… Dass ich dich geschaffen und gerufen habe. Dass du nur da bist, weil ich immer noch das perfekte Wesen an meiner Seite haben wollte und… Nun, vielleicht habe ich es innerlich schon gespürt… wenn nicht gar gewusst, dass Louis nie dieses perfekte Wesen sein wird.“
 

Das war ein Geständnis, das in der Tat unerwartet kam. Selbst für André, der ja wusste, wie viel Louis seinem Geliebten noch immer bedeutete. Allem voran, weil er doch das vampirische Kind seines Liebsten war, für das Lestat so viel… getan hatte. Wobei man das natürlich immer von beiden Seiten sehen konnte. Doch Louis hatte Lestat nicht verdient, weil er nicht zu schätzen wusste, was dieser für ihn getan hatte. So zumindest sah es André…
 

„So oft in der Vergangenheit, habe ich selbst geglaubt, ich würde lieben. Du kennst doch meine Bücher, André. Schon bei Nicolas habe ich geschrieben, dass ich ihn liebte. Aber du hast mich eines Besseren belehrt. Nicht, weil du mir gesagt hast, ich wäre im Unrecht… allein durch deine Anwesenheit, deine Nähe, deine Art und dein Verhalten…“, sprach er weiter und beugte sich direkt über ihn, stützte sich auf einen Unterarm und sah ihm tief in die Augen. „Allein DU hast es geschafft mein Herz auf andere Weise zu berühren. Niemand hätte es je gewagt, mich auf diese Art anzusehen… die Hand nach mir auszustrecken und das nicht, um mich zu fesseln, oder an sich zu binden. Je t’aime, André.“
 

Langsam sank sein Kopf hinab und er küsste ihn. Vorsichtig legten sich seine Lippen auf das fremde Paar, wobei es eher von außen schüchtern und vorsichtig wirkte. In Wahrheit aber wollte er jeden einzelnen Moment auskosten. Die Bruchteile von Sekunden genießen, als ihr Atem über die fremden Lippen strich und die Vorfreude, bevor sie sich endlich berührten und einfingen. Es war ein verdammt starkes Gefühl, das sich nicht greifen ließ. Vermutlich hatte André ja Recht gehabt und er hatte an jeder dieser Personen einen Charakterzug von sich selbst wieder entdeckt, den er liebte. Aber sein Narzissmus war nicht mehr wichtig, denn er hatte doch das Wesen gefunden, das so perfekt wie er selbst war. Das konnte doch auch nur ein de Lioncourt sein. Noch dazu war das so ein Punkt, der ihm eigentlich klar gewesen war. Nur hatte er ihn nicht für möglich gehalten….
 

Nach einer ziemlichen Weile ließen ihre Lippen von einander. Nochmals haschten sie nach dem fremden Paar, ehe der Ältere den Kopf weiter anhob und ihn ansah. Sehr direkt und zugleich lag eine stumme Bitte schon in seinen Augen, die er aber in Worte fasste: „Erzähl mir noch einmal den Teil deiner Geschichte, der direkt vor meiner Haustür ablief. Die Zeit, die du schon in New Orleans warst und mich gesucht hast…“
 

Seine eigentlich doch grauen Augen nahmen im Schein einer Kerze einen violetten Ton an, der zugleich deutlich machte, dass er es hören wollte. Wenn André erzählte, klang es für ihn nach einem Traum. Ein wahr gewordenes Märchen, denn er wusste, wie sehr der Jüngere ihn liebte und auch verehrte. Doch André lächelte gerade so komisch, dass er skeptisch wurde.
 

„Ich erzähle dir jeden Tag meines Seins, wenn du es willst, Liebster.“, sagte der Jungvampir und sah lächelnd auf, ehe er ihm etwas erklärte. „Nur höre ich genauso gern, wenn du mir etwas erzählst. Vielleicht in aller Ruhe die Geschichte mit der Frau, die mich zur Welt gebracht hat? Oder die von jener verhängnisvollen Nacht aus deiner Sicht?“
 

Schmunzelnd nickte Lestat. Sie könnten einander durchaus einiges an Geschichten erzählen. Vielleicht war dieser Moment gerade richtig ideal dafür. Einfach abwechselnd das erzählen, was sie beide letztendlich zusammen geführt hatte. Daraus könnte man später durchaus eine ganz eigene Geschichte machen, sie zu einem Buch zusammen fassen und zusammen immer wieder und wieder lesen. Wie ein Märchen, das wahr geworden war….

Rückkehr

Kapitel: 7 / ?
 


 

In trauter Zweisamkeit kuschelten sie sich zusammen, wobei Lestat mit dem Rücken am Kopfende leicht lehnte, während André den Kopf auf seiner Schulter liegen hatte und verträumt an den Hemdknöpfen des Älteren herum nestelte. Es war wie ein Spielen, auch wenn er durchaus auf noch mehr Nähe aus war, aber im Augenblick war es mehr Fingerübung. Eine eigene Form von Beschäftigung sozusagen. Nebenbei erklang seine Stimme auf ruhige, melodische Weise, die einen Teil seiner Geschichte wieder gab...
 

"Mitten im letzten Jahr der Schauspielschule erfuhr ich von ihrer unheilbaren Krankheit. Sie lag bereits im Krankenhaus, als ich es zurück hierher nach Rom schaffte… Zuvor wollte ich den Abschluss hinter mich bringen, wofür der Direktor extra meine Prüfungstermine weit vorzog. Ich muss dir wohl nicht groß erklären, dass ich ihn darum gebeten habe, oder?", lächelte er, wobei er leicht zu Lestat aufsah, der an seinen Augen ablesen konnte, wie es gemeint war. André hatte nie lange um etwas bitten müssen. Meist sagte er den Menschen und heute auch Vampiren, was sie zu tun hatten. Da kam er nach seinem Vater, denn… was er wollte, bekam er. Kompromisslos. Nur in einem Fall war er nie derartig anmaßend gewesen zu verlangen.
 

Der Ältere nickte lächelnd, haschte nach den weichen Lippen und forderte ihn so stumm auf, fort zu fahren. Dabei schloss er nun die Augen, stellte sich einfach vor, was ihm sein Sohn erzählen würde, ohne ihn zu unterbrechen. Also fuhr André fort und je länger er erzählte, um so deutlicher wurde die Geschichte vor ihrer beider Augen. Für Lestat schien es, als wäre er auf einer Reise in eine Vergangenheit, die noch nicht all zu lange her war. In Wahrheit änderte sich nichts an ihrer Umgebung. Nur die Erlebnisse nahmen wieder Gestalt an...
 

An einem kalten Wintertag kam eine Maschine aus New York in der ewigen Stadt an. Viele Personen stiegen aus. Jung und alt. Direkt unter ihnen befand sich ein junger Blondschopf, dessen Locken hinter die Ohren gestrichen waren. Sehr zielstrebig passierte er die Kontrollen und gelangte zu seinem Gepäck, das noch ein wenig auf sich warten ließ. Doch war er von all jenen Gästen seines Fluges der Erste, der den Flughafen zielstrebig Richtung Innenstadt verließ.
 

Für ihn war es keinerlei Problem mit einem Koffer und dem Rucksack durch die Stadt zu kommen. Hier kannte er sich mehr als nur gut aus, hatte er doch fast sein ganzes Leben hier verbracht. Zudem war er nicht wie normale Menschen, was man ihm nur nicht ansah. Deshalb dauerte es nur eine Weile bis er vor jenem Wohngebäude stand, in dem er als kleiner Junge aufgewachsen war. Wie früher wirkte es recht unscheinbar, gliederte sich vollkommen in die Umgebung ein und niemand hätte wohl je erahnt, dass ER hier sozusagen groß gezogen worden war.
 

Den Schlüssel hatte er noch, mit dem er ganz leicht hinein gelangte. Unten die Tür des Hauses und oben jene zur Wohnung. Schon der erste Schritt in eben diese hinein verriet ihm mit leisem Knirschen, was sich nicht verändert hatte. Es war immer noch derselbe alte Parkettboden im Flur verlegt. Sie hatte schon immer Wert darauf gelegt, dass vieles gleich blieb und sich nicht wandelte. Manchmal musste man mit der Zeit gehen, fand André, aber sie hatte das nie verstehen wollen. Genau das waren jene Augenblicke gewesen, in denen ihm sehr deutlich klar geworden war, wie wenig er eigentlich mit seiner Mutter gemein hatte.
 

Vor ihm lag der Flur in leichtem Tageslicht. Draußen lag etwas Schnee auf den Dächern der Stadt und die Temperaturen befanden sich ein wenig unter dem Gefrierpunkt. Aber all das kümmerte ihn nicht, als er das Licht einschaltete und die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ. Ruhig stellte er den Koffer beiseite, ehe er die Räume erst einmal inspizierte. Alles sah noch so aus wie in seiner Kindheit. Ihm war so, als würden seine Erinnerungen erneut hoch kommen. Wie ein... Déjà-vu fast schon. Vieles davon war recht neutraler Natur, anderes fiel eindeutig aus. Positiv wie negativ.
 

Irgendwie fehlte jetzt nur noch, dass sie aus ihrem Zimmer heraus trat und ihn streng anblickte. Womöglich wieder mit solchen Worten auf den Lippen wie früher, dass er sich erneut Zeit gelassen hätte. Bei den Gedanken fing er auf einmal an zu schmunzeln, was für Fremde eher nach einem Grinsen ausgesehen hätte. Das war lächerlich. Inzwischen konnte sie ihm nichts mehr sagen, denn er war längst erwachsen und stand gänzlich auf eigenen Beinen. Gut, sie konnte sagen, dass sie ihn zur Welt gebracht und ihn auf einem langen Abschnitt seines Lebens begleitet hatte. Aber er würde ihr noch nicht einmal zuschreiben, sie hätte ihn erzogen. Mal ehrlich, einen Charakter wie ihn konnte man nicht wirklich erziehen. André war stur, stolz und egal, was er machte, es gelang ihm. Da brauchte man ihm niemals mit der Variante kommen; für Anstrengung wurde man belohnt. Schließlich erreichte er seine Ziele mit Links, wie man so schön sagte.
 

Für den Moment ging er in ihr Zimmer hinein, das so friedlich wirkte. Früher war das nie so wirklich der Fall gewesen, denn sie hatte sich meist nach kurzer Zeit einen neuen Partner gesucht. Selbst mit Frauen hatte sie es versucht, aber von all diesen Leuten war André nie mit jemandem ausgekommen. Seine Mutter hatte ihm aber letztendlich nie geglaubt, was er ihr von diesen Personen erzählt hatte. Nun ja, das konnte er nicht ändern und inzwischen war es ihm auch gleich, denn es hatte ihn in Wahrheit nur stärker gemacht.
 

Natürlich war ihm bewusst, dass sie im Sterben lag und er sie noch einmal vor ihrem Ableben besuchen sollte. Dennoch waren solche Punkte nie seine Stärke gewesen. Schon seit frühen Kindheitstagen war er eher allein, was vermutlich viele Ursachen hatte. Zum einen konnte er nicht gut mit anderen umgehen, da seine Denkensweise ein wenig anders war und meist schon bei Kleinigkeiten enorme Missverständnisse auftauchten. Zum anderen hielten die meisten ihn für einen Engel, auch wenn er das noch nie hatte sein wollen. Seine goldenen Locken, die strahlend blauen Augen, die mit der Zeit jedoch dunkel und undurchsichtig geworden waren, und dazu das so fein geschnittene Gesicht… alles an ihm erschien den meisten so perfekt, dass sie es einem dieser weiß geflügelten Geschöpfe zuschrieben. Vermutlich war das auch der Grund, wieso er sich so sehr für Dunkles interessiert hatte. Eben um nicht so zu sein, wie die Welt ihn sehen wollte...
 

Lautlos trat er in dieses Zimmer hinein. Der Teppich unter seinen Füßen nahm jegliches Geräusch seiner Schritte auf. Ein wenig ließ er den Blick schweifen, erkannte sehr vieles, das damals schon gewesen war. Nur eine Schachtel in der Zimmerecke war ihm früher nie aufgefallen. Einen Moment kam ihm in den Sinn, dass dies vielleicht ein Paket war, das sie zwar erhalten, aber nicht mehr geöffnet hatte. Da er von Natur aus neugierig war, kam er näher und öffnete das braune Gebilde, das nur zugeklappt war...
 

Ein wenig Staub flog ihm um die Nase, dass er diese ein wenig kraus zog und die Augen eher instinktiv schloss. Allerdings fand er in jenem Karton Dinge, mit denen er erst nichts anfangen konnte. Bücher? Etwas erstaunt nahm er eines heraus, das in zartem Rosa gehalten war. Darauf fand er nur ein Wort... 'Tagebuch'. Verwundert war er, da er nie damit gerechnet hätte, dass seine Mutter solche Niederschriften angefertigt hatte. Also nahm er eines nach dem anderen heraus. Sie unterschieden sich nur in den Farben, während die Größen fast ausschließlich ein und dieselbe waren. Nur ein einziges dieser Bücher war größer, weshalb er es heraus nahm. Aber dies war kein Tagebuch, sondern eine Art Mappe. Als er sie aufschlug, fand er darin einzelne Papiere. Von aufgehobenen Flugtickets und Theaterkarten bis hin zu einem normal großen Blatt, auf dem 'Geburtsurkunde' stand.
 

Bei diesem einen Wort kreisten zig Gedanken schlagartig durch seinen Kopf, ehe er diesen leicht schüttelte und einfach die Zeilen darunter betrachtete und zu lesen begann. Es handelte sich um sein Geburtsdatum, wobei sie doch im Vergleich zu jener Urkunde, die er selbst damals mit nehmen hatte dürfen, anders war. Hier stand als Vater in der Tat ein Name und nicht wie auf seiner 'Unbekannt'. Zugleich war auch der Geburtsname des Kindes ein anderer. Was hatte das zu bedeuten? War er sein Leben lang mit einem falschen Namen aufgewachsen? Warum hatte sie ihm nie verraten, wer sein Vater war? Fragen über Fragen tauchten in seinem Kopf auf und er wusste... Wenn er Antworten hierauf wollte, musste er bald ins Krankenhaus und sie besuchen. Denn ansonsten könnte es zu spät sein....
 

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Nach nun doch sehr langer Zeit gibt es wieder ein neues Kapitel. Ich habe mich endlich mal hierzu aufraffen können. Anstoß hierfür war, dass nach so langer Pause auf einmal ein Kommentar bei dieser Geschichte gelandet ist. Da wollte ich mich auf diesem Weg gleich dafür bedanken! ^^
 

Hoffe, es gefällt euch. Bei Fragen, Anregungen, Wünschen und Problemen einfach Kommentar hinterlassen, oder auch per ENS, GB melden! ^^

Suche nach Antworten

Einige Momente vergingen, in denen er immer wieder die Namen auf jenem Dokument gelesen hatte. So richtig begreifen konnte er es nicht, denn er wusste ja noch nicht einmal, was jetzt überhaupt stimmte. War er mit der Wahrheit aufgewachsen? Oder hatte sich die größte Lüge überhaupt nur so lange wie die Wahrheit angefühlt?
 

Gespräche von früher kamen ihm in den Sinn. Wenn er sie nach seinem Vater gefragt hatte, war sie meistens ausgewichen. Ein einziges Mal hatte er darauf beharrt, eine Antwort zu erhalten… Diese war ganz anders ausgefallen, als er gedacht hätte. Da war ihm erklärt worden, sein Vater hätte bei einem Unfall das Leben verloren, bevor er noch von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte. Konnte er das noch glauben? Wenn diese Namen auf dem Papier in seiner Hand richtig waren, war die Geschichte reinster Schwachsinn.
 

Irgendwann schaffte er es, sich aus dieser Starre zu lösen. In seinen Kopf war Ruhe eingekehrt und er atmete tief durch. Vor ihm auf dem Boden lagen die Tagebücher verteilt. Noch hatte er in keines auch nur einen Blick hinein geworfen. Wollte er wissen, was darin stand? Würde es das Bild verändern, das er bislang in seinem Geist geformt hatte? Könnten sie ihm Aufschluss darüber geben, was er sein ganzes Leben über nur vermutet und gefühlt hatte?
 

Wie in Trance berührten seine Finger den Einband eines der Bücher, ehe er einfach nur den Deckel aufschlug und direkt auf dem ersten Blatt einen Zeitraum angegeben fand. Kurz lachte er auf, denn er hatte genau jene Tage und Wochen entdeckt, in denen sein Leben entstanden war. Für ihn hatte das glatt etwas Groteskes, gar Lächerliches an sich, denn er interessierte sich doch für niemand anderes. Auch nicht für diese Frau, die ihn aufgezogen hatte. Ihr beider Verhältnis war nie besonders gut gewesen, was einige Ursachen hatte. Doch darüber wollte er nicht nachdenken. Nicht in diesem Moment.
 

Viel eher blätterte er die Seiten etwas durch, wobei ihm die besonders schön geschwungene Schrift auffiel. Sehr leserlich und zugleich wirklich recht elegant. Natürlich würde er das nicht offen zugeben, aber er merkte hieran schon recht deutlich, dass sie in dieser Zeit wohl glücklich gewesen war. Ob echtes, reines Glück wusste er nicht zu beurteilen. Darum ging es ihm auch weniger, denn ihn interessierte viel mehr…
 

Plötzlich stach ihm eine Doppelseite regelrecht ins Auge, sodass er erneut zurück blätterte und diese direkt aufschlug. An den Ecken und Rändern fanden sich zu der bewusst verfaßten Schrift noch Herzchen und Sterne. Die Zeilen überflog er nur, sodass er den Grund für jene zusätzlichen Symbole erkennen konnte. Sie schrieb vom Mann ihrer Träume, den sie kennen gelernt hatte, wie wundervoll er war und bei dieser Schwärmerei griff André auf einmal wieder nach dem Einband, um das Buch zu schließen. Sein Herz schien gerade zu rasen, weshalb er zwei Mal tief Luft holte und die Luft zwischen den Lippen wieder ausstieß. Das brauchte er gerade.
 

Noch einmal würde er es für den Moment nicht öffnen. Nein, er wollte die Wahrheit lieber von ihr selbst hören. Also nahm er jene Mappe, in der er diese Urkunde gefunden hatte und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus. Dieses war nicht weit entfernt, weshalb er schon nach wenigen Minuten dort auf den Flur trat…
 

Direkt an der Eingangstür kamen ihm sein Cousin und seine Tante entgegen, die gerade ihren Besuch beendet hatten. Beide wirkten sehr bedrückt, was er nur bedingt verstehen konnte. Er grüßte sie sehr höflich und neigte dafür auch leicht den Kopf. Zwar wollte Siro, sein Cousin, ihn eigentlich lieber in die Arme schließen, ihm sagen, wie leid ihm das alles tat, aber er hielt sich zurück. Schließlich war den beiden Dunkelhaarigen klar, dass der Blonde nicht unbedingt der herzliche Typ war. So oder so war er meist unterkühlt, wie sie es nannten, was sich in den nur spärlich vorhandenen Reaktionen zeigte. Man sah ihm nicht an, wenn er traurig war, oder ihn etwas ärgerte, aber auch die Freude konnte man bei ihm nicht so recht finden. Vielleicht würde irgendwann einmal etwas sein Herz so sehr berühren, dass es einfach jeder sah, wie bewegt er sein konnte. Zumindest wünschte ihm das sein Cousin wirklich von Herzen, denn er fand, dass Gefühle einfach zum Leben dazu gehörten und es schade war, wenn man alles wegen ein paar schlechten Erfahrungen weg warf.
 

„Du hast dir ziemlich Zeit gelassen.“, meinte seine Tante ruhig, lächelte leicht wehmütig und doch schien ihr Gesicht etwas ihrer Erleichterung zu zeigen, dass André doch erschienen war, „Sie hat schon gar nicht mehr geglaubt, dass du überhaupt auftauchst.“
 

„Das dachte ich mir schon.“, erwiderte er nur und verabschiedete die beiden noch, ehe er gen Fahrstuhl ging, um mit diesem hinauf zu gelangen. Für ihn war es nicht überraschend, dass seine Mutter ihm einen Besuch gar nicht mehr zugetraut hatte. Eigentlich hatte er ja auch gar nicht herkommen wollen, denn er hatte endlich sein eigenes Leben aufgebaut und mit Erfolg versehen, den er sich immer gewünscht hatte. Genau in solch einem Moment erhielt er die Nachricht, dass sie unheilbar erkrankt sei. Als wollte sie ihm diesen süßen Ruhm und Erfolg nicht gönnen und ihm alles mit ihrem so tragischen Ableben verderben. Deshalb hatte er es erst verdrängt, bis ihn sogar der Direktor der Schauspielschule darauf angesprochen hatte.
 

Letztendlich war er nun hier, stand vor einer weißen Tür in einem endlos scheinenden Gang mit weißen Wänden und klopfte kurz, ehe er die Türklinke hinab drückte und eintrat.
 

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Und wieder ein neues Kapitel. Meine Muse ist zurück gekehrt und ich lade es auch früher hoch, als eigentlich geplant. Mal schauen, wann sich das nächste einrichten lässt... ^.~
 

Hoffe, es gefällt auch. ^^

Wahrheit und Lüge

Kapitel: 9

Untertitel: Wahrheit und Lüge
 

„Ja?“, hörte er drinnen noch leise ihre Stimme, wobei man am Klang erahnen konnte, dass sie eher schwach war, ehe sie ihn aber erblickte, „André..?“
 

Mit einem Mal schien da keine Schwäche mehr zu sein, als wäre diese Frau hier gar nicht krank. Vom nahenden Tod merkte man erst recht nichts mehr. Viel eher saß sie aufrecht im Bett, die Decke verhüllte sie bis zum Oberkörper und eine Infusion war an ihrem linken Handgelenk angeschlossen. Ihre langen blonden Haare fielen ihr offen und recht zerzaust auf den Rücken, während sie eines dieser Nachthemden trug, die man im Krankenhaus bekam. Allein daran und dem Verband, aus dem ein sehr dünner, durchsichtiger Schlauch heraus ragte, merkte man, dass sie hier wirklich Patientin war.
 

„Du bist doch noch gekommen.“, freute sie sich ganz offensichtlich, denn sie hatte ihn schon im nächsten Moment einwandfrei identifiziert. Alles an ihr schien diese Form von Glück aussagen zu wollen. Dem entgegen stand ein junger Mann, der sehr regungslos erst noch keinen Ton von sich gab, da er gerade erst herein schritt und sich umsah.
 

Das Zimmer war nicht besonders groß, aber das zweite Krankenbett im Raum war leer. Also hatte sie den Raum für sich allein, was ihn aber nicht weiter kümmerte. Viel eher kam er ganz ruhig zu ihrem Bett, ehe er ihr genau die Mappe aufs Bett warf, die er in ihren Sachen gefunden hatte.
 

„Du schuldest mir eine Erklärung.“, sagte er ruhig, was zugleich eine gewisse Art der Strenge inne hatte. Ein Nein würde er hier nicht mehr akzeptieren. Heute war er kein kleiner Junge mehr, der sich mit der Wahrheit vertrösten ließ. Das war schon lange vorbei.
 

„Ich schulde dir gar nichts.“, meinte sie nur, da sie keinerlei Veranlassung sah, irgend etwas aufzuklären. Sie wusste, wie sein Leben abgelaufen war und natürlich, wie oft er sie als kleiner Junge gebeten hatte, ihm etwas von seinem Vater zu erzählen. Jedes Mal hatte sie abgeblockt, war auf ein anderes Thema ausgewichen, oder er hatte einfach nur zu hören bekommen, dass es ihn nichts anginge. Doch inzwischen war es anders.
 

„Doch.“, kam seine Stimme leise und beinahe schon schneidend durch die Luft zu ihren Ohren hin, ehe er nahe beim Bett stand und die Mappe aufschlug, damit die Geburtsurkunde offen sichtbar wurde. „Sag mir nur EIN Mal in meinem Leben die Wahrheit… Was soll das alles? Die lag bei deinen Sachen… Ein Vater… ein anderer Name… Ist DAS mein Leben, das du mir immer vorenthalten hast? Von dem du mir nichts erzählen wolltest?“
 

Statt zu antworten wandte sie den Blick nach links an ihr Handgelenk. Als wäre es faszinierend zu beobachten, wie durch den dünnen Schlauch die einzelnen Flüssigkeitstropfen hindurch wanderten. Was bildete er sich eigentlich ein? SIE war hier die Mutter und lag bereits im Sterben. Wie konnte er dann nur hier auftauchen und von ihr solche Dinge erwarten?
 

Ihr Schweigen war für ihn schon eine Antwort mehr, als ihr lieb war. Jedes Mal hatte sie den Blick abgewandt und hatte versucht, seinen Fragen auszuweichen, wenn es um die Wahrheit gegangen war. Mittlerweile wusste er auch, dass diese Form von Stille bei ihr eine Bestätigung seines Verdachts war. Es war wie damals… Da hatte er sie gefragt, ob sein Vater überhaupt von ihm wusste, denn er hatte die Vermutung aufgestellt, dass sie es Papa nie gesagt hatte. Damit hatte er Recht behalten. So wie dieses Mal ganz offensichtlich…
 

„Du verstehst das alles nicht. Es ist viel… komplizierter, André.“, erwiderte sie nach einigen Momenten doch, worauf ihm erst nur ein verächtlicher Laut entwich, „Ich wollte dich doch nur beschützen…“
 

Noch ein derartiges Geräusch entkam ihm, wobei das eher ein Auflachen schon war. Er fand es lediglich lächerlich, was sie ihm hier erzählen wollte. Nun, wenn man sein Leben lang immer irgendwelche Geschichten zu hören bekommen hatte, wusste man nicht mehr, wann etwas Wahrheit oder Lüge war. Wie sollte er ihr da noch glauben?
 

„Weißt du eigentlich noch, wie viele Geschichten du mir schon erzählt hast?“, fragte er sie, wobei man doch Verachtung hören konnte und deutlich wurde, dass ihn diese Situation gerade ärgerte. „Anfangs hieß es noch, wenn ich alt genug bin, würdest du mir verraten, wer mein Vater ist. Später kam die Version, er hätte dich verlassen, eben WEIL du schwanger geworden bist. Irgendwann musste ich mir noch anhören, er hätte sich sogar lieber das Leben genommen, statt ein Kind mit dir aufzuziehen… Mir hätte es als Kind schon gut getan zu wissen, welchen Namen er hat. Ein einziges Mal hätte ich ihn gern getroffen, um zu erfahren, wie er ist. Aber für dich war es immer ein rotes Tuch… so wie vieles andere, wofür ich mich mal interessiert habe. Wäre es nach dir gegangen, wäre ich heute Anwalt oder Arzt und nicht mehr ICH.“
 

Ganz leicht krallten sich ihre Fingernägel in die Bettdecke. Es gefiel ihr gar nicht, dass er die Wahrheit so deutlich aussprach. Noch dazu wusste sie ja um all diese Fakten. Schließlich war sie nicht dumm, auch wenn sie sich oftmals so verhalten hatte.
 

„André, ich bin deine Mutter und will doch nur das Beste für dich.“, versuchte sie es und sah ihn dabei mit einem Blick an, der normal jeden erweichen konnte. Aber ihn nicht. Seine Augen sahen sehr dunkel aus, als hätte sich die Pupille ausgedehnt und es gäbe keine Iris mehr. Doch es lag etwas auf ihnen, das diesen Schein kalt wirken ließ. Zu nahe kommen durfte man ihm jetzt nicht, denn er könnte für nichts garantieren. Nur dieser Spruch, den sie hier gerade brachte, war in seinen Ohren mehr Beleidigung gewesen.
 

„Das Beste? Indem du mir alles verbietest, was mir Spaß macht?“, konterte er und er griff nach der Mappe, während er weiter sprach. „Indem du mir mein gesamtes Leben stiehlst und mir vorenthältst, wer mein Vater ist? Eine sehr schöne Logik… Ist es denn das Beste für ein Kind, wenn man diesem nicht einmal glaubt, sobald es mal etwas erzählt? Du hast mir jedes Mal vorgeworfen, ich würde mich nur in den Mittelpunkt stellen wollen… Immer wieder hast du einen neuen Typen mit heim gebracht, oder hast dir sogar eine Freundin zugelegt. Aber du hast mir nie geglaubt, wenn ich dir die Wahrheit darüber erzählt habe, was diese Leute von mir verlangt haben. Und du wolltest mich beschützen? Hast du schon mal nachgedacht, wie lächerlich sich das anhört?“
 

Ihr Blick wurde mehr und mehr zu dem eines kleinen Kindes. Nur war es kein Wirken, als würde ihr das alles leid tun. Es war mehr dieses Vermitteln, dass sie das so doch nie gemeint habe. Alles an ihr schien sagen zu wollen, sie habe es nicht gewusst. Vollkommen unschuldig.
 

„Du wolltest seinetwegen nicht, dass ich mich für gewisse Dinge interessiere.“, stellte er auf einmal wieder mit demselben ruhigen Tonfall fest, auch wenn es dieses Mal anders war, denn seine Mutter erzitterte leicht wegen einer Kälte, die sich im Raum scheinbar ausbreitete. „Schauspielerei, Theater, Musik… selbst mein Interesse an übersinnlichen Dingen hast du immer kritisiert und mir sogar verboten. Ich solle meine Zeit nicht mit solch unnötigem Kram verschwenden. Was dachtest du, was passiert? Dass ich so irgendwie einen Kontakt zu ihm kriegen könnte? Oder hattest du eher Angst, dass er mich findet?“
 

Mit einem Schlag erschrak sie richtig, was nur einen kleinen Moment sichtbar wurde, ehe sie wieder genauso ruhig wirkte. Bis auf die Finger, die in die Decke gekrallt waren, hatte man in der Tat das Gefühl, all das würde sie nicht kümmern. Nur André beobachtete sie sehr genau, sodass ihm dieses kleine Erschrecken nicht entgangen war. Wie ein Dieb, den man gerade auf frischer Tat ertappt hatte.
 

„Du dachtest, er würde auf mich aufmerksam werden, sollte ich Berühmtheit erlangen… dass er mich findet und vor mir steht. Einfach so.“, sprach er aus, was ihm so in den Sinn kam, während er an ihren Reaktionen richtig ablesen konnte, dass er ins Schwarze traf. „Dir war klar, dass ich meinem Vater so sehr ähnle… und du hattest Angst, ich könnte ihm was bedeuten. Vielleicht sogar mehr als du.“
 

Mit jedem Wort schien sie immer kleiner zu werden, denn jede einzelne Silbe traf sie direkt im Herzen. Ein Punkt, von dem er bis eben nicht sicher war, ob er existierte. Aber scheinbar doch. Sie biss auf ihre Unterlippe, wollte so sich selbst von einer Erwiderung abhalten, aber es klappte einfach nicht besonders lange…
 

„Wenn du meinst, er könnte dich lieben, irrst du dich, André.“, sprach sie leise jene Gedanken aus, die ihr offensichtlich sogar schwer fielen, weil sie damit etwas zugeben musste. „Lestat ist nicht fähig zu lieben, auch wenn du das denkst. In Wahrheit ist sein Herz so kalt und tot wie alles an ihm. Damals war ich glücklich und ich dachte, es wäre Liebe. Aber nachdem ich sein Angebot der Unsterblichkeit einmal abgelehnt hatte, sah ich ihn nie wieder.“
 

Mit einem Mal erklang in dem Krankenzimmer ein Lachen, das sein Wesen mehr als deutlich wieder spiegelte. Wie ein König, der über das Missgeschick eines kleinen Dieners lachte, so hörte er sich gerade an. Arrogant, erhaben und zugleich spürte man, wie lächerlich das alles in seinen Augen war.
 

Seine Mutter sah auf zu ihm mit einem recht ernsten Blick, der sehr gefestigt war. Da verstummte zwar sein Lachen, aber das arrogante Grinsen lag auf seinen Zügen. Doch er war neugierig, was sie noch zu sagen hatte, sodass er ihr das Wort ausnahmsweise nicht verbieten wollte.
 

„Mach nicht den Fehler, André, zu glauben, er könnte dich lieben. Das kann er nicht.“
 

„Was weißt du denn schon?“, gab er zurück und seine Züge wandelten sich nur ganz leicht. Dieses Lachen klang gänzlich ab, sodass auch kein Grinsen mehr auf seinen Lippen erkennbar wurde. Als hätte er sich einfach wieder beruhigt.
 

„Lestat ist ein Vampir und gar nicht fähig zu lieben. Das habe ich damals auf schmerzvolle Weise gelernt. Ich will doch nur nicht, dass dir das auch passiert.“, betonte sie regelrecht, dass sie ihn nur beschützen wollte, was für ihn immer noch keinerlei Wert hatte.
 

„Es gibt da nur einen sehr wichtigen Unterschied zwischen dir und mir.“, erklärte er ihr dann, weil sie das vermutlich noch nicht bemerkt hatte. „Ich will gar nicht, dass er mich liebt. Das ist mir egal. Aber ich möchte mich gern einmal mit ihm unterhalten, ihn vielleicht kennen lernen, sofern er mir das erlaubt. Das hat nichts mit Liebe zu tun.“
 

In genau dem Moment geschah es, dass ihr die Gesichtszüge vor lauter Überraschung entglitten. Sie selbst war damals wie besessen gewesen davon, dass sie Lestat liebte und er sie lieben müsste. Ob sie dieses Gefühl jemals wirklich tief im Herzen gespürt hatte, war vermutlich gar nicht ganz so wichtig. Fakt war, dass sie das auch von André angenommen hatte. Besonders bei seiner Faszination für Vampire war sie davon ausgegangen, dass er diesem Verführer schon jetzt irgendwie verfallen war. Aber das traf gar nicht zu.
 

„Ihn wird nicht kümmern, dass du sein Sohn bist.“, versuchte sie ein weiteres Mal ihn davon zu überzeugen, dass es nicht gut wäre, wenn er sich auf die Suche nach diesem Mann begab. Wieso sie ihn wirklich davon abhalten wollte, wusste sie noch nicht einmal selbst so genau. Es war einfach nur ein Gefühl in ihr…
 

„Dann wird er vielleicht ehrlich mit mir reden.“
 

„André…“, setzte sie noch einmal an und suchte einen flüchtigen Moment nach Worten, ehe es einfach aus ihr heraus platzte. „Du entsprichst doch genau seinen Vorstellungen von einem perfekten Abendessen… Er wird nicht einfach mit dir reden. Lestat ist nicht der Typ dafür… Viel eher wird er dich verführen, dich ins Bett locken, von dir trinken und sich danach nicht einmal mehr irgendwie an dich erinnern.“
 

„Und? Ich habe alle meine Ziele im Leben erreicht… Es wäre ein passender Abgang von der Bühne des Lebens für mich.“, gab er zurück, wobei die Arroganz in seinem Handeln das Gefühl vermittelte, er würde es nicht ganz ernst nehmen. Dem war gewiss nicht so, aber er hatte auch keinen Grund davor, solch einen Ausgang zu fürchten.
 

„André!“, brachte sie dann noch bestimmter hervor, wobei sie unbewusst gewisse Worte in den Mund nahm, die sie sonst nicht verwendet hätte. „Sei doch nicht so dumm! Lestat ist ein Vampir… ein Monster, das sich einen Dreck um andere schert.“
 

Plötzlich klatschte es und ihr Kopf ging zur Seite. Wie aus einem Reflex heraus hatte André mit einer Hand ausgeholt und ihr eine Ohrfeige verpaßt. Mit der Hand griff sie an ihre Wange, die leicht gerötet war. Leicht unsicher sah sie auf, da sie ihre Worte schon wieder vergessen hatte. Da erkannte sie ein eisig blaues Auffunkeln in den dunklen Augen ihres Sohnes.
 

„Nenn Lestat nie wieder ein Monster. Nur weil DU nicht fähig warst, ihn zu verstehen, ist er deshalb noch lange kein Ungeheuer.“, stellte er mit eiskalt schneidender Stimme klar, was sie gleich erneut dazu veranlaßte, zusammen zu zucken, denn diese eine Bezeichnung hatte in André etwas hoch kommen lassen, das bezeichnend war. „Du hast doch keine Vorstellung davon, wie es ist, perfekt zu sein… nie einen Fehler zu machen und immer begehrt zu sein. Die wahren Monster dieser Welt sind Menschen wie du, Selina.“
 

Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Raum. Würde er noch länger hier bleiben, vergaß er sich selbst und würde ihr noch den Hals umdrehen. Für ihn gab es kein schlimmeres Verbrechen, als solche Aussagen über Lestat zu fällen. Zwar kannte er ihn nicht wirklich und er hatte bis vor kurzem gedacht, dass Lestat de Lioncourt eine Romanfigur sei, aber… er war das Wesen, das ihm auf seltsame Weise Kraft gegeben hatte in schweren Zeiten…
 

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Das letzte Kapitel war ein wenig kürzer und dieses ist dafür etwas länger... Ausgleich ^.~
 

Hoffe aber, es gefällt und es stört niemanden, dass dieses Kapitel etwas länger geworden ist...

Zukunftspläne

Kapitel: 10
 

Zukunftspläne
 

Ein wenig verblasste dieses Bild vor ihren Augen, denn André hielt gerade mit seiner Erzählung inne. Irgendwie wurde er gerade etwas unruhig, weshalb er kurz durchatmen musste. Nur entging das Lestat nicht, der ihn so liebevoll in Armen hielt, weshalb dieser ihm sanft über den Rücken streichelte. Die Frage lag ihm auf der Zunge, aber er sprach sie nicht aus, da er wusste, dass sein Sohn sie ihm auch so beantworten würde.
 

„Es hat mich ganz schön aufgeregt, wie sie von dir gesprochen hat.“, erklärte sich der Jüngere, dessen Herz gerade etwas schneller schlug und so diesen Ärger auch jetzt noch deutlich zeigte. „Niemand darf dich ein Monster nennen… Schließlich bist du doch keines.“
 

Man hörte, wie wichtig ihm das war. André hasste diese Leute, von denen sie beide schnell mal als Monster abgestuft wurden. Vor allem wusste er sehr genau, wann man ihn selbst mit dieser Bezeichnung versehen hatte. Meistens immer in den Augenblicken, als er sich nicht alles hatte gefallen lassen. Wenn er sich einmal gewehrt hatte, war das eben nicht harmlos gewesen, weil er sich davor ruhig verhalten hatte. Ihm war in diesen Momenten sprichwörtlich die Galle hoch gekommen, da es schlicht viel zu viel gewesen war und irgendwann war es eben genug. Dann setzte man sich auch zur Wehr.
 

„Du weißt doch genau, dass ich auch kein Engel bin.“, erwiderte Lestat aber mit sanftem Lächeln, worauf André sein Kinn auf der Brust des Älteren ablegte und zu ihm aufsah, ehe er selbst konterte: „Für mich schon. Gut, du bist ein Vampir und damit nicht zerbrechlich oder so… Aber noch nie war jemand so sanft und liebevoll zu mir wie du. Niemand wusste je zu schätzen, wie ich mich verhalte, oder wie ich denke. Bei dir ist das anders.“
 

Seine Stimme klang etwas verträumt, auch wenn das vielleicht die Situation ein wenig grotesk oder gar kitschig wirken ließ. In seinen Augen war es etwas ganz besonderes, dass er ganz einfach nur er sein durfte. Deshalb kannte Lestat ihn ja auch auf eine Art und Weise, die sonst niemand begreifen könnte.
 

„Menschen und Vampire sind in ihrer Sichtweise eben sehr beschränkt, André.“, kam da von seinem Vater, der ihm die blonden Locken zurück strich und ihn leicht zu sich zog, um ihm einen kleinen Kuss zu schenken. „Sie glauben sehr vieles zu wissen, aber verstehen können sie nichts davon. Wissen und Weisheit sind nun einmal zwei ganz verschiedene Dinge…“
 

Der Jüngere nickte und ein sanftes Lächeln kehrte auf seine Züge zurück. Genau das machte ihr Zusammensein so kostbar. Sie sagten nicht, dass sie alles über einander wussten, aber sie versuchten immer den jeweils anderen zu verstehen. Natürlich klappte das nicht jedes Mal und deshalb mussten sie einiges erklären, damit es begreiflich wurde. Doch sie sprachen darüber auf ihre eigene, offene Art.
 

„Möchtest du weiter erzählen?“, erkundigte sich Lestat nach ein paar Momenten der Stille, weil er doch neugierig war, wie es wirklich abgelaufen war. André hatte diese Gabe, ihm etwas so zu schildern, dass er es deutlich vor Augen hatte. Da erschien es ihm immer, als würde es genau jetzt geschehen und er stand wie ein Beobachter daneben, der dennoch über alles Bescheid wusste. Es war auch genau diese Art des Jüngeren, die es für ihn greifbar werden ließ und leicht zu verstehen…
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen gab André noch ein „Gern.“, zurück, ehe er den Kopf wieder seitlich an die Schulter seines Liebsten lehnte und er weiter sprach: „Als ich raus ging, war ich ziemlich sauer… Nach allem, was vorher war und dem von diesem Gespräch noch dazu… Ich hätte nicht wenig Lust gehabt, ihr jede Kleinigkeit aus meinem versauten Leben heim zu zahlen. Aber in dem Augenblick kam in mir ein anderer Wunsch auf, der mir so viel… wichtiger war und auch heute noch ist…“
 

Kaum war er aus dem Krankenzimmer raus, steuerte er schon den Fahrstuhl an. Ob die Tür hinter ihm hart zuflog, oder sie durch irgend etwas abgestoppt wurde, bekam er schon nicht mehr mit. Schnellen Schrittes kam er den Gang entlang, wobei man nicht das Gefühl von Eile oder Hektik bekam. Er wirkte, als würde er immer dieses flotte Tempo an den Tag legen, mit dem er schon kurz darauf noch in den Lift einstieg, dessen Türen sich gerade schließen wollten.
 

Bald schon verließ er das Gebäude, während ihn ein leichtes Rauschen und Pulsieren in seinen Ohren begleitete. Niemand hätte es gemerkt. Keinem Wesen wäre aufgefallen, dass sein Herz etwas schneller schlug und irgend etwas sein Inneres in Unruhe versetzte. Nach außen hin war er noch genauso wie vorhin, als er hinein gegangen war. Vollkommen ruhig und gelassen.
 

In Gedanken ging er schon durch, was er jetzt tun würde, welchen Weg er einschlagen wollte und wohin es ihn verschlagen sollte. Ein Anruf hier und einer dort würden bald folgen. Aber jetzt spazierte er erst einmal zurück zur Wohnung, wo er seine Sachen gelassen hatte. Diese wollte er holen, ehe er diese Nacht in einem Hotel verbringen würde. Das Wieso dahinter war leicht zu beantworten, denn André wollte einfach nicht in jenem Appartement bleiben, in dem er aufgewachsen war. Da hingen zu viele Erinnerungen dran, die nicht unbedingt die schönsten waren. Also zog er es vor, sich in direkter Umgebung in ein Hotel zurück zu ziehen. Noch dazu wollte er am nächsten Tag die Stadt bereits wieder verlassen…
 

Auf dem Weg zur Wohnung blieb er dann jedoch von einem Moment auf den anderen stehen. Kurz nur drehte er den Kopf nach links und anschließend nach rechts. Ihm war, als wäre da jemand, der ihn beobachtete. Aber da er niemanden entdecken konnte, setzte er seinen Weg fort, holte sein Gepäck und war bald schon wieder auf der Straße. Dieses Mal ging es eben zu einem Hotel, wo er an einer roten Ampel stehen blieb und noch einmal diesen Eindruck bekam. Allerdings war es jetzt anders, denn ihm kam dieses Gefühl bekannt vor… Wie diese Augenblicke, in denen Menschen die Hand nach ihm ausstreckten, um ihn zu berühren…
 

Sein Kopf fuhr herum, aber da war nichts. Lediglich an seiner Schulter schien ihm etwas Hitze aufgekommen zu sein. Das kannte er. Es war ihm vertraut und doch wusste er die Situation gerade nicht so recht einzuschätzen. Noch dazu kreisten seine Gedanken um andere Dinge, die nicht hier in diesem Augenblick aktuell waren. Er war schon weiter… mit den Überlegungen im Morgen und den nächsten Tagen, oder gar Wochen und Monaten. So genau wusste er nicht, wie lange es sich hinziehen würde…
 

Mit einem merkwürdigen Gefühl in der Magengegend ging er weiter, erreichte bald schon das Hotel und checkte in eben diesem ein. Zurzeit waren kaum Gäste in der Stadt, was ihm sehr gelegen kam, weil er sich so nicht groß bemühen musste, um ein Zimmer zu bekommen. Also stieg er hier in den Fahrstuhl, der ihn hinauf brachte, ehe er den Gang hinab steuerte und die richtige Tür aufschloss. Kaum fiel diese hinter ihm wieder zu, wurde das Gepäck erst einmal abgestellt und er selbst trat ein, um im nächsten Moment rückwärts aufs Bett zu fallen.
 

Ein leises Seufzen entwich seinen Lippen, während er einfach so an die Decke starrte und versuchte sein Innerstes wieder zu Ruhe und Ordnung zu zwingen. So recht wollte es ihm nicht gelingen, denn die Tatsache, dass Lestat eben keine simple Romanfigur und somit Erfindung war, war eine Sache. Aber zu erfahren, dass eben jenes Wesen der eigene Vater war, löste in ihm schon einiges aus. Was genau da wirklich in ihm ablief, wusste er selbst nicht. Einerseits schien es ihm wie die Antwort und Erklärung für so vieles zu sein. Zugleich warf es wieder neue Fragen auf, die ihn doch etwas durcheinander brachten. Deshalb dauerte es auch eine ziemliche Weile, bis er sich etwas beruhigen konnte…
 

Am späteren Abend kehrte die Ruhe in sein Wesen zurück, sodass er noch einmal tief durchatmete und sich dann dem wichtigsten Anruf widmete, den er zu tätigen hatte. Sein Handy hatte er im Mantel, den er noch trug, weshalb er es schon im nächsten Augenblick heraus nahm und die Nummer seines persönlichen Assistenten im Kurzwahlspeicher wählte. Während es klingelte, erhob er sich vom Bett und zog sich den Mantel aus, ehe er an die Balkontüre heran trat und diese öffnete. Eisig kalte Nachtluft wehte ihm um die Nase, sodass er einen Moment lang die Augenlider sinken ließ und einfach genoss. Nur holte ihn daraus die Stimme eines jungen Italieners, in der schon ein gewisses Lächeln klang. Francesco machte die Arbeit gern für ihn, was dafür sorgte, dass sie beide auch gut mit einander klar kamen.
 

„Francesco, kümmere dich um eine neue Wohnung …“, ordnete André ihm an, wobei seine Stimme sehr ruhig war und doch die Wichtigkeit verriet. „Einzug so schnell wie möglich… Du organisierst mir dann auch, dass alle meine Sachen aus Los Angeles hingebracht werden. Zumindest die wichtigsten Dinge.“
 

„Und wohin verschlägt es dich dieses Mal?“, erkundigte sich sein Gesprächspartner, denn dieser wollte doch wissen, wo er sich überhaupt um alles kümmern müsste. Die Antwort allerdings sorgte dafür, dass ihm ein überraschter Laut entwich, denn mit New Orleans als Ziel hatte er nicht so ganz gerechnet. Jedenfalls nicht jetzt. Später einmal schon, weil es eine faszinierende Stadt war, von der André schon einmal gesprochen hatte. Aber jetzt sofort?
 

„Morgen will ich hinfliegen… Sorge dafür, dass ein Flug gebucht ist.“, sagte der Blondschopf, auch wenn er um die Verwunderung wusste, ging er nicht auf diese ein. „Alles, das mit meiner Liebe zu tun hat, will ich sehr bald in einer Wohnung dort haben. Einfach alles so bald wie möglich… Finde einiges an Wohnungen, damit wir sie gemeinsam ansehen können, wenn ich dort ankomme.“
 

Francesco wusste, dass André solche Punkte selbst erledigen wollte und auch, dass sie schnell geschehen mussten. Deshalb schrieb er sich schon jetzt alles genau auf, damit er sehr bald die ersten Ergebnisse seiner Suchen vorlegen konnte. Dennoch brannte ihm eine Frage auf der Zunge und ihm war klar, dass er sie vorsichtig auch stellen durfte.
 

„Verrätst du mir, was dich genau jetzt dorthin verschlägt?“, erkundigte er sich mit einer Tonlage, die deutlich machte, dass es ihn interessierte, er es aber ohne Weiteres akzeptieren würde, wenn da keine Antwort kam. Schließlich kannte er ihn doch. André offenbarte nur das von sich, das er auch von sich aus preis geben wollte. In dem Punkt war er ein recht eigenwilliger Charakter.
 

„Ich will sie einfach sehen… die Wiege des Jazz… mit all ihren Eigenheiten.“, erklang es am Telefon auf eine leicht verträumte Weise, ehe sich André wieder ganz unter Kontrolle brachte und sich erklärte. „Es ist die Stadt in Amerika, die ich noch nicht beehrt habe. Das sollte ich ganz einfach nachholen.“
 

In dieser Schilderung wurde wieder offensichtlich, dass er sich sehr gut unter Kontrolle hatte. Meistens. Vor allem war seinem Assistenten klar, dass er diesen verträumten Klang niemals ansprechen dürfte, da es ihn sonst nicht nur bildlich den Kopf kosten könnte. Deshalb schob er es lieber auf irgend etwas, das André vielleicht gerade einen Moment abgelenkt haben könnte. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass er selbst dazu gar nichts mehr gesagt hatte. Also hatte er sich geirrt. So einfach war das für ihn.
 

„Dann organisiere ich dir einen Flug gleich für morgen Früh.“, fasste Francesco kurz zusammen, ehe er noch etwas anfügte. „Ich werde dich in New Orleans am Flughafen erwarten und alles an Informationen dabei haben.“
 

Sie verabschiedeten sich noch von einander, wobei es für André nicht erstaunlich war, dass der Jüngere ihn dort erwarten würde. Aus Los Angeles war man eben viel schneller in der Metropole des Jazz. Deshalb hatte er ihn aber auch angerufen, dass er sich so schnell wie möglich um alles kümmern konnte. Zudem vereinbarten sie auch noch, dass Francesco ihm später noch eine Kurzmitteilung schicken würde, in der die Abflugzeit stand und wo er sein Ticket abholen müsste. So konnte er diese Information später oder auch erst am nächsten Tag lesen.
 

„Du hast keine Minute gezögert.“, unterbrach diese Bilder nun aber Lestat, weil es ihm einfach aufgefallen war, wie direkt André alles geplant hatte. „Bisher war mir offensichtlich nicht so deutlich bewusst, wie wichtig es dir wirklich war.“
 

Ein wenig zog André den Kopf ein, sodass er den Rotschimmer eher verstecken konnte. Aber sein Liebster wusste es längst, weshalb die kühlen Finger bald seine Wange berührten und leicht über die erhitzte Haut strichen. Peinlichkeit brauchten sie beide eigentlich nicht. Nur manchmal wurde dem Jüngeren mitten in ihren Gesprächen bewusst, wie viel er hier wirklich offen legte. Etwas, das er niemals tun würde. Außer bei Lestat. Diesem konnte er einfach nichts verheimlichen.
 

„Als mir klar wurde, dass du eben nicht aus irgendeiner Fantasie heraus entstanden bist, sondern wirklich existierst…. Ich musste einfach nach New Orleans. Vorher hatte ich den Gedanken, einmal die Person zu treffen, die diese Romanfigur erfunden hat. Nur hatte das in meinen Augen Zeit… Aber ich hätte mir nie verziehen, wenn ich es versäumt hätte, zu Lebzeiten jene Stadt zu sehen, in der du zu Hause bist. Es ist seltsam… Nie war mir etwas wichtiger als dieser Wunsch. Einmal durch die Straßen zu gehen, die du schon betreten hast… Hört sich vermutlich kitschig an oder so…“, meinte er fast schon kleinlaut, während er den Kopf so drehte, dass er die kalten Finger etwas mehr an seiner Haut spüren konnte. Solche kleinen Berührungen liebte er unglaublich. Immerhin war das eine Geste, die zeigte, dass der Rotschimmer zwar sozusagen aufgeflogen war. Dennoch lag hier nichts Schlechtes drin. Viel eher war das ein sanftes Streicheln, das so wirkte, als wollte es das Rot vertreiben…
 

„Eigentlich finde ich das sogar richtig schön.“, gestand der Ältere mit einem Lächeln und dirigierte seinen Sohn so heran, dass er leicht nach dem Rot auf den Wangen haschen konnte und sie mit den Lippen zart nachfuhr. „Es sind diese kleinen Dinge, die mir schon deutlich zeigen, dass du ganz anders bist als der Rest der Welt, André. Niemandem sonst bedeutet es so viel, wenn er nur in derselben Stadt sein kann wie ich.“
 

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Und wieder ein Kapitel fertig... Hoffe, es gefällt euch! Würde mich natürlich wie immer über Kommis freuen. ^.~
 

Schönes Wochenende! =^w^=

Vorfreude

Kapitel: 11
 


 

Vorfreude
 

„Alle anderen sind eben blind.“, gab André zurück, wobei er leicht den Kopf zurück zog und ganz sanft mit der Nasenspitze die seines Liebsten berührte. „Wahre Liebe steckt einfach im Detail. Mir war es anfangs nur noch nicht so richtig klar… Inzwischen weiß ich es doch besser…“
 

„Manchmal denke ich, du wusstest von Anfang an, dass dich Liebe zu mir geführt hat, auch wenn du mich persönlich noch gar nicht kanntest.“, dachte Lestat nach und sprach es einfach aus, weil sie beide keine Geheimnisse haben brauchten. Doch er sah dann wieder zu seinem Schatz, dessen Wangen immer noch ein zartes Rot zierte. Er wurde das Gefühl nicht los, dass da noch mehr dahinter steckte, als André ihm eben gesagt hatte. Aber vielleicht erfuhr er das noch.
 

In der Tat existierte da noch eine Kleinigkeit. Etwas, das mit dem Fortführen der Geschichte deutlich werden würde. Nur genau davor wollte der Jüngere ihn warnen, weil er sich nicht ganz sicher war, wie die Reaktion hierauf ausfallen würde. Also…
 

„Für mich war es eher Faszination und womöglich auch eine Schwärmerei… Aber ich denke, ich war trotzdem schon immer anders als deine Fans.“, erklärte sich André, ehe er noch etwas anfügte und ihm dabei direkt in die grauen Augen sah, die durch das Licht gerade einen herrlich violetten Schimmer erhielten. „Meine Geschichte endet ja noch nicht… Denk nur bitte daran, dass es bereits vorbei ist und… mach dir keine Sorgen um mich.“
 

Skeptisch hob sich eine der wundervoll geschwungenen Augenbrauen an jenem alten Vampir, den so viele schon als Monster bezeichnet hatten. Eingehend musterte er den Jüngeren, wobei dieser leicht beschämt den Blick sinken ließ. Die Worte klangen, als wäre etwas passiert. Etwas Schlimmes. Wirklich wissen konnte Lestat es noch nicht, weshalb er ihn eher aus einem Instinkt heraus näher an sich heran zog und leicht drückte. Dennoch nickte er und zeigte ihm so wortlos, dass er fortfahren sollte…
 

Als sich nun wieder die Stille in dem geräumigen Hotelzimmer ausbreitete, ließ André das Telefon auf einen kleinen Tisch sinken, der mit zwei Sesseln in einer Zimmerecke stand. Zwei Schritte vor ihm war die Balkontür nur angelehnt, sodass die kalte Nachtluft in einem zarten Windhauch herein wehte. An der gegenüber liegenden Seite befand sich das große Doppelbett, das er einen Moment lang betrachtete, ehe ganz unerwartet ein leichter Schauer durch seinen Körper hindurch zog.
 

Kurz schloss er die Augen, trat zu der gläsernen Tür und öffnete sie, sodass er etwas mehr von dieser Kälte draußen herein lassen konnte. Den Kopf lehnte er seitlich an die fixe Glaswand, wo die Tür einrasten würde, sodass er ganz einfach nur genießen konnte. Innerlich wühlten ihn so viele Gedanken und Gefühle auf, dass er das gar nicht beschreiben konnte. Sein Herz schien zu rasen, auch wenn er sich fragte, was genau der Grund hierfür war. War es Vorfreude, weil er vielleicht die Gelegenheit haben würde, diesen Vampir wirklich einmal zu treffen? War es Unsicherheit, da er nicht voraussagen konnte, was genau ihn erwarten würde? Noch wusste er es nicht, aber eines war sicher… Was auch immer in ihm geschah, war unglaublich stark.
 

„Ich bin Leandros de Lioncourt…“, begann er leise vor sich hin zu flüstern, während sein Blick in die weite Nacht und die Lichter der Großstadt ging. „Ich bin der Sohn eines Vampirs. Nicht irgendein Vampir, sondern Lestat. Sonnenlicht schadet meiner Haut, aber das Feuer scheint wie eine Kraft in mir zu lodern.“
 

Auf einmal lachte er leise auf, was keineswegs so verachtungsvoll klang wie jene Laute, die er anderen entgegen brachte. Viel eher hatte ihn die Situation daran erinnert, wie er selbst damals dieses Buch des Vampirs Lestat gefunden hatte. Ihm war so gewesen, als hätte ihm eine Stimme ins Ohr geflüstert und ihm erzählt, was da geschrieben stand. Dieser Vampir hatte sich selbst vorgestellt und zum ersten Mal war diesem jungen Mann so, als würde er wirklich sich selbst vorstellen, wie er war. Ohne irgendwelche Lügen, oder einem Märchen. Das war… eben er, Leandros de Lioncourt. Wenn er an diesen Namen dachte, legte sich ein leichtes Lächeln auf seine Züge. Irgendwie stieg eine ungewohnte Wärme in ihm auf, was ihm noch nie zuvor passiert war. Irgendwann würde er vielleicht einmal verstehen, was es war. Doch im Augenblick reichte ihm, dass es gut tat, was in ihm geschah, auch wenn es ihm so fremd war.
 

Langsam trat er wieder zurück, wobei er nach dem Rucksack griff, der am Fußende des Bettes lehnte und auf dem Boden lag. Ruhig hob er ihn an, sank gleich darauf mit diesem auf die weiche Decke und öffnete ihn. Darin hatte er sehr viele seiner wichtigen Dinge, wobei er nun einen kunstvoll verzierten Dolch heraus nahm. Es war das erste Ding gewesen, das er sich vom selbst verdienten Geld gekauft hatte. Ein antikes Stück aus Silber und mit einigen wundervollen Ornamenten am Griff. Die Klinge war wellenförmig, da ihm solche simplen Waffen noch nie besonders gefallen hatten. Vorsichtig zog er es aus der Scheide und musterte die perfekt polierte Schärfe.
 

Seine Gedanken kreisten ein wenig umher, wobei sehr viele Fragen auftauchten, die jedoch allesamt nicht wirklich etwas an seiner Entscheidung ändern würden. Ob Lestat wirklich in New Orleans war, oder auch die Überlegung, ob ER diesen Vampir finden konnte, oder nicht eher auf einmal entdeckt wurde. So vieles konnte er nicht wissen und irgendwie machte gerade das auch den Reiz für ihn aus. Menschen konnte er sehr gut einschätzen und da er sogar schon von Vampiren wusste, gelang ihm selbst hier, sie zu beurteilen. Nur dieses eine Geschöpf bildete für ihn noch sehr viele Rätsel, die er zu gerne ergründen wollte.
 

Ganz sanft setzte er die Spitze der Klinge am Handballen an, drückte sie in die Haut hinein und spürte richtig, wie das Gewebe darunter nachgab und leicht riss. Ein wenig schnitt er hinab, dass sich eine Wunde von nicht mal zwei Zentimetern an der weißen Haut auftat, aus der sogleich tiefdunkles Rot floss. Schmerz verspürte er keinen. Stattdessen wusste er um jeden einzelnen Tropfen, der seinen Körper verließ. Sein Herz schlug recht schnell, was aber nicht von diesem Handeln her rührte, sondern schon eine ganze Weile anhielt.
 

Ein wenig beobachtete er, wie sich eine rote Spur sein Handgelenk hinab zog. Mit ein paar schnellen Bewegungen war der Hemdärmel geöffnet und er schob ihn weiter gen Ellbogen, sodass sein Blut nicht vom Stoff aufgenommen wurde. Viel eher beugte er sich selbst näher, leckte von unten hinauf die Spur fort und schloss die Lippen um die kleine Wunde. Während seine Lider hinab sanken, begann er etwas zu saugen, versuchte einfach zu erahnen, was ein Vampir wohl schmecken würde. Dass ihm dabei einen Moment lang ein kalter Schauer durch den Körper hinab fuhr, merkte er nur am Rande. Aber es half ihm gerade ein wenig ruhiger zu werden…
 

Auf einmal rissen die Bilder regelrecht ab, denn eine Hand hatte nach André gegriffen, jenes Handgelenk angehoben, wo die Verletzung am Handballen zugefügt worden war. Lestat musterte die Stelle sehr eingehend, als könnte er dort die Verletzung gerade noch immer sehen, was natürlich nicht wirklich so war. Dabei hatte er seinen Sohn überrascht, dass dieser ihn recht sprachlos ansah. Nur hatte er ihn genau deshalb zuvor gewarnt, denn er hatte doch gewusst, dass solch eine Situation die Sorge in seinem Vampir schüren konnte.
 

„Verzeih…“, perlte es leise über die Lippen des Älteren, ehe er einen Kuss auf die Handfläche setzte und kurz die Augen schloss, um sich von diesem Duft beruhigen zu lassen. „Ich musste einfach sehen, dass da nichts mehr ist.“
 

„Das brauche ich dir nicht verzeihen, weil es in Ordnung ist.“, lächelte André und kam ein wenig höher, damit er ihn selbst einen Moment in die Arme schließen konnte. „Seit ich mich mal als kleiner Junge am Papier geschnitten habe, weiß ich, wie unglaublich lecker mein Blut ist. Ab und an fügte ich mir solch kleine Schnitte zu, beobachtete das Blut kurze Zeit und leckte es dann weg. Solche Wunden heilten bei mir recht bald… außer ich konzentrierte mich darauf, dass sie nicht heilen sollten. Mein Leben war immer schon anders als das von normalen Menschen. Vieles war mir nur sehr lange nicht klar.“
 

Langsam gab Lestat die Hand wieder frei, wobei das in dem Fall nur bedeutete, dass er sie nicht mehr so fest umklammert hielt. Zugleich hob er den Blick, dass er die tiefdunklen Augen seines Sohnes einfangen konnte. Irgendwie tat es ihm gut, zu wissen, dass die Wunden nie lange blieben. Andererseits tauchte eine Frage auf, die er ihm doch stellen wollte.
 

„Du hast schon zu Lebzeiten Blut getrunken?“, erkundigte er sich lieber, bevor er hier zu viel hinein interpretierte. Aber genau danach klangen die Worte gerade. Nur… André war damals schon zur Hälfte ein Vampir gewesen. Hatte das Auswirkungen auf ihn gehabt..?
 

„Mein eigenes, ja. Ein einziges Mal durfte ich sogar fremdes Blut kosten, was eher zufällig ein kleiner Unfall meines Cousins war.“, gestand er, ehe er mit zartem Rot auf den Wangen den Kopf drehte und gen Fenster blickte. „Meist machte ich es dann, wenn ich es brauchte… Ich fand mit der Zeit heraus, wann es mir wirklich hilft, dass es mir besser geht und ab da… war es fast wie eine Droge für mich.“
 

Leicht begann er zu schmunzeln, was für seinen Vater keinerlei negatives Wirken hatte. Menschen oder auch andere Vampire hätten das schon wieder für arrogant gehalten, auch wenn es eher ein Belächeln seiner eigenen Person war.
 

„Und welche Momente waren das, in denen du Blut brauchtest, mein Sohn?“, kam es neugierig von Lestat, der, würde er wie ein Kater aussehen, sicherlich sehr neugierig die Ohren aufgestellt und gespitzt hätte. Das wollte er wirklich zu gerne wissen. Immerhin war Blut trinken nichts, das Menschen machten. Nein, es zeichnete sie Vampire aus und das verband André mit seinem Vater schon zu Lebzeiten gleich noch ein Stück mehr.
 

Der Kopf des Jüngeren drehte sich und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, ehe sich diese öffneten und eine Antwort entließen: „Momente, in denen meine Gedanken bei einem Vampir waren… Momente, die mein Herz zum Rasen brachten, sodass ich das Blut in meinen Ohren rauschen hörte. Immer dann schien durch so einen Schnitt und ein wenig Trinken der Druck aus meinem Inneren zu verblassen.“
 

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Damit ist Kapitel 11 fertig. Und zum Abschluss gibt es eine Umfrage, bei der eure Meinung zur Fortsetzung gefragt ist!
 

http://animexx.onlinewelten.com/umfragen/48820/
 

Hoffe, es hat euch gefallen und ihr helft mir bei meiner Umfrage! ^.~

Unvergängliche Erinnerung

Kapitel: 12

Untertitel: Unvergängliche Erinnerng
 


 

Unvergängliche Erinnerung
 

Ihre Blicke trafen sich und beide spürten, wie das Augenpaar gegenüber sie tiefer hinein zog. Aber genau diese Sekunden liebten sie so sehr. Es war wie eine ganz eigene Form von Magie, die zwischen ihnen herrschte und alles perfekt werden ließ. Deshalb waren die Worte des Älteren kaum mehr als ein Hauch, sodass er diese Magie nicht zerstören konnte…
 

„Erzähl mir davon, André…“, bat er ihn leise, worauf der Angesprochene den Kopf etwas streckte und sie einander für einen kleinen Kuss einfangen konnten. Ein Kribbeln legte sich auf ihre Lippen, zog sich immer weiter von diesen über die Haut hinweg. Für Lestat war das schon Antwort genug, denn er wusste einfach, dass sein Sohn ihm niemals einen Wunsch oder eine Bitte abschlagen würde.
 

„Eigentlich wollte ich dir ja gerade diesen Teil meiner Geschichte zu Ende erzählen… Aber weil du es bist, unterbreche ich sie.“, lächelte der Jüngere beinahe wie ein Engel, auch wenn sie beide genau wussten, warum er sich hier unterbrechen würde. Für diesen Vampir machte er liebend gern eine Ausnahme und ging auf seine Wünsche ein. Dazu kamen noch ein paar Worte, die es ihm gleich noch leichter machten.
 

„Du kennst doch meine Neugier… und wenn du mir schon so herrlich verlockend verrätst, dass ich an diesen Erlebnissen Schuld habe… Denkst du wirklich, ich würde es nicht genauer wissen wollen?“, schmunzelte der Ältere, wobei hier noch etwas mehr drinnen lag. Es war auch die Gewissheit, dass er bekam, was er wollte. In diesem Fall war es aber nicht einfach nur egoistischer Natur. Viel eher rührte es daher, weil er sich für alles interessierte, das mit André zu tun hatte. Dazu gehörten auch solche Momente, in denen wohl mehr geschehen war, als man im ersten Augenblick für möglich halten würde…
 

„Dann erzähle ich dir von einem der Abende in Los Angeles, als ich zur Schauspielschule gegangen bin.“, sinnierte er noch vor sich hin und lockte seinen Liebsten etwas zu sich, dass sie beide kurz darauf seitlich auf dem Bett einander zugewandt lagen. So war es für sie beide sehr gemütlich und bequem, aber André konnte sich auch näher heran schmiegen, ehe er nun dieses eine Erlebnis, das ihm in den Sinn gekommen war, zu erzählen begann…
 

An einem kühlen Sommerabend genoss André seine freie Zeit in Los Angeles. Es war eine Zeit, in der er mal ausnahmsweise weder Aufführungen, noch irgendwelche Theoriekurse an der Schauspielschule hatte. Eben Ferien. Oftmals verbrachte er solche Tage damit, an einem seiner liebsten Orte die Ruhe zu genießen, um dort, bewaffnet mit Papier und Stift, seine ganz eigene Musik nieder zu schreiben. Hierfür komponierte er nicht nur, sondern er textete auch. Alles stammte somit aus seiner Feder, was ihm selbst einfach wichtig war. Manche Instrumente spielte er zwar nicht selbst, aber sein absolutes Gehör half ihm dabei, sich auch diese Tonlagen und Klänge perfekt vorstellen zu können.
 

Dieses Mal saß er auf einem Baum mitten auf dem großen Gelände der Schauspielschule. Von unten sah man ihn nicht so leicht, was ihm in solchen Situationen lieber war. Noch fügte er einzelne Noten auf das Blatt hinzu, ehe seine Gedanken leicht abdrifteten und er den Klang der Musik deutlich hören konnte. Für ihn war es, als würde er gerade in einem Konzertsaal sitzen, wo jedes Instrument exakt das spielte, was er hier aufgeschrieben hatte. Und er musste zugeben, es klang einfach perfekt.
 

Zufrieden setzte er noch seine Initialen auf jede der Seiten, ehe er vom Baum herab kam und auf direktem Weg zu dem kleinen Appartment ging, das man ihm mit seinem Stipendium zur Verfügung gestellt hatte. An diesem Ort konnte er wirklich Privilegien genießen, denn der Direktor selbst war schon vor Jahren sehr begeistert von seinem Talent gewesen, sodass dieser ihn später richtig mit offenen Armen empfangen hatte. Nur deshalb machte es ihm hier auch wirklich Spaß, weil er wusste, dass er jegliche Freiheiten hatte und zugleich war Schauspielerei etwas, das ihm sehr viel bedeutete. Genauso wie die Musik.
 

Sein Appartment war hier wirklich nicht gerade groß oder ausgefallen. Es störte ihn aber auch gar nicht, denn für ihn galt dies als Übergangslösung, bis er mit der Schule fertig war. Danach würde er sich seine eigene Wohnung suchen, oder vielleicht wo ein Haus kaufen. So genau wusste er das noch nicht und er dachte auch nicht weiter darüber nach. Geld genug hätte er ja dafür. Das war ihm durchaus bewusst.
 

Während er nun hinein ging, begleitete ihn dieses neue Stück die ganze Zeit über. Die Worte, die er geschrieben hatte, waren aus seinem Herzen entstanden und er musste daran denken, dass Lestat de Lioncourt doch nur eine Romanfigur war. Dennoch war dieses Lied in gewisser Weise ihm gewidmet, da er die Inspiration hierfür war. Nur genau bei diesem Namen kam er wieder etwas mehr ins Grübeln, sodass er nicht einmal mehr richtig merkte, wie er in die kleine Wohnung kam und er auf die Couch sank.
 

Vor seinem geistigen Auge ergaben sich Bilder, die er nicht einmal wirklich beeinflussen konnte. Ihm war, als würde er an einen anderen Ort gezogen werden, dort wie ein stiller Beobachter durch die Straßen einer Stadt wandeln, die er nicht kannte. Es war ihm auch egal, als ihm ein Duft in die Nase stieg und er nicht weit von sich entfernt zwei Personen erblicken konnte. Neugierig kam er näher, betrachtete die Gestalten und entdeckte dieses goldblond gelockte Haar bei dem Mann, der gerade mit einer Frau sprach. Sie interessierte ihn herzlich wenig, aber er spürte einfach an den Gesten und der gesamten Körperhaltung, dass das Lestat war. Nun gut, ihn leiteten diese Bilder, wie man sonst eher in Tagträumen versank. So in etwa könnte man es wohl umschreiben.
 

Die beiden Personen schienen sich zu unterhalten, auch wenn er kein einziges Wort verstand, oder nur mitbekam. Vielleicht lag es daran, weil er dem Ganzen keine große Bedeutung schenkte und sich eher auf das Verhalten des Mannes konzentrierte. Zwar konnte er kein Gesicht erkennen, aber er spürte das Lächeln und die Verführung, die auf die junge Frau zu wirken schien. Ihm selbst entlockte das ebenfalls ein Lächeln, was aber viel sanfter und überhaupt nicht sexueller Natur war. Viel eher hatte es etwas Glückliches, das sich wirklich auf seinen Zügen zeigte und nicht nur in diesem Tagtraum auftauchte.
 

In aller Ruhe folgte er den beiden in eine dunkle Gasse hinein, wo er nach einer Weile plötzlich etwas weiß aufblitzen sah. Ihn selbst hatte es nicht überrascht und die junge Frau war schon zu sehr in die Arme ihres Verführers gesunken, als dass sie es gesehen hätte. Aber André schien es auch eher so, dass er selbst dieses Aufblitzen sehen sollte. Immerhin erkannte er, die langen spitzen Eckzähne des Vampirs, die in seinem Inneren so einiges auslösten. Gefühle kamen in ihm auf, die von einer großen Sehnsucht zeugten. Jedoch nicht danach selbst diesem Vampir zu verfallen. Nein, er wollte ihm viel eher noch länger zusehen, wie er sein Opfer fest in die Arme zog, zubiss und trank. Einen Moment lang hatte er selbst einen leicht metallischen Geschmack auf der Zunge, spürte sein eigenes Blut durch die Adern pulsieren und hörte es in den Ohren rauschen. Tief glitten die Fänge in den Hals der jungen Frau, die mit einem leisen Seufzen auf den Lippen langsam das Bewusstsein verlor. Aber André war das gleich, denn er sah, wie sich die Augen des Vampirs öffneten, sodass er selbst diese erblicken konnte. Ihm verschlug es die Sprache und auch den Atem raubte ihm dieser Anblick, denn nie zuvor hatte er solch reines Gold gesehen. Schon gar nicht in einem Augenpaar…
 

„Stop!“, entkam es Lestat leise, aber unglaublich bestimmt, ehe schon eine Hand an der Wange des Jüngeren lag und er ihm direkt in die Augen sah. Diese blickten ihn erstaunt, verwirrt und zugleich fragend an. Doch drang er ein wenig tiefer, sodass er eines erkennen konnte. Jedes Wort, das André ihm hier erzählte, war die Wahrheit. Schließlich hatte er keinerlei Grund ihn zu belügen.
 

„Was hast du?“, fragte der junge Vampir, dass es kaum mehr als ein Hauch war. Hierin lag leichte Sorge, dass er etwas Falsches erzählt hatte, wobei er zugleich nicht wusste, was genau denn schlecht gewesen sein könnte. Immerhin wusste er gerade noch nicht, was in seinem Vater vor sich ging und dieser würde es ihm erst noch offenbaren müssen, damit er begreifen konnte.
 

„Du hast dir vorgestellt, wie ich töte? Wie ich meine Opfer zu mir locke, sie verführe und ihnen ihr Blut stehle?“, erkundigte sich der Ältere erst, ohne auf die Frage eingegangen zu sein, worauf er nun jedoch ein angedeutetes Nicken erhielt. „Und es hat dir gefallen? Dich sogar erregt?“
 

In dem Moment verfluchte André die direkte Art seines Vaters unglaublich, denn es wurde ihm genau in solchen Augenblicken gerne mal peinlich, sodass sich ein zartes Rot auf seine Wangen schlich und ihn dazu veranlasste, mit den Augen den Blick zu senken. Allerdings war das schon Antwort genug, wie er merken durfte, als er gleich darauf ganz dicht an seinen Vampir dalag, der ihn richtig drückte.
 

„Dann habe ich es mir nie eingebildet… Gut, daran habe ich noch nie richtig glauben können, aber so wirklich eine Erklärung habe ich auch noch nicht gefunden gehabt. Bis jetzt.“, verriet Lestat, was den Jüngeren gleich einen Tick mehr verwirrte, ehe er es ihm aber doch richtig erklärte. „Es gab oft solche Situationen, in denen ich dachte, beobachtet zu werden. Als wäre da jemand, der mich begleitete und doch sah ich mit den Augen nie jemanden. Allerdings muss ich gestehen, dass dieser undefinierbare Blick mir mehr als gut gefallen hat. Da konnte ich die Jagd gleich noch mehr genießen, darin aufgehen und mich viel mehr dem Durst hingeben.“
 

Unbewusst und eher aus Instinkten heraus schmiegte sich André näher heran. Zugleich war es eine Möglichkeit für ihn, sein rotes Gesicht zu verbergen, weil es ihm schon in gewisser Weise unangenehm war. Nicht wirklich auf schlechte Weise. Viel eher schämte er sich dafür, dass er ihn dann wohl echt beobachtet hatte. Das hatte er ja nie mit Absicht gemacht.
 

„Hast du deshalb dein Blut getrunken..? War es für dich eine Form von Befriedigung?“, erkundigte sich Lestat dann, weil ihm das noch nicht ganz so klar war. Dabei drückte er ihn weiterhin sanft an sich, denn er kannte André sehr gut und wusste aus diesem Grund auch sehr genau, dass da ein Rotschimmer war. Manchmal war er so gemein und betrachtete ihn genau deshalb gleich noch eingehender. Aber dieses Mal waren ihm die Informationen dann doch wichtiger, als seinen Schatz zu ärgern. Glück für André.
 

„Wenn es nur ein Opfer war, das du gebissen hast, war da zwar Erregung aber nicht so besonders stark. Dann spürte ich es im Blut, wie es durch meine Ohren rauscht und pulsiert. Ja, in solchen Momenten war das eine Form von Befriedigung.“, gestand André dann leise ein, ehe er noch etwas ebenso offen und ehrlich zugab. „Es gab aber auch Momente, in denen reichte es nicht. War die Erregung erst einmal deutlich sichtbar, musste ich mich auch wirklich darum kümmern. Aber da war dann auch mehr dafür verantwortlich, als dass ich dich nur gesehen hätte, wie du ein Opfer beißt.“
 

„Sag bloß,… es waren diese Situationen, in denen ich meine Opfer langsam sterben ließ, sie manches Mal an mehreren Stellen gebissen, oder gar richtig gequält habe..?“, sprach der Ältere das aus, was ihm bei den Worten gerade in den Sinn gekommen war. Langsam verstand er nämlich wirklich gut, wie André tickte. Sie glichen sich auch in diesen Punkten sehr stark, was es durchaus erleichterte, offen über gewisse Vorlieben zu sprechen. Da er selbst ein ziemlicher Sadist sein konnte, traute er seinem Sohn in der Tat zu, dass dieser es genießen würde, ihn bei solchen Aktionen zu erleben. Gleich noch mehr, wenn er die Tatsache betrachtete, dass André schon vorher auf simple Bisse reagiert hatte.
 

„Nicht…“, erklang leise eine Bitte, wobei die Hand des Älteren ins Kreuz wanderte und er André näher drückte, womit für ihn noch etwas offenbart war. Etwas, worauf er ihn ganz leise ansprach, weil er ihn ja eigentlich nicht ärgern wollte: „Selbst jetzt bei den Erzählungen lässt es dein Blut pulsieren… Noch reagiert dein Körper zwar nicht offensichtlich, aber ich kann diesen betörenden Duft riechen. So unglaublich lecker… Es macht dich an, mein Schatz.“
 

Das brauchte er nicht fragen, denn er kannte es inzwischen. André roch so unglaublich verlockend, wenn in ihm langsam die Erregung aufkam. Schon bevor sie sich deutlich abzeichnete in südlicheren Regionen. Aber da durfte er sich jetzt nicht wundern, dass er mit einem Mal einen Stich im Ohrläppchen spürte. Mit einem der Fänge war André durch diese sensible Stelle geglitten, sodass sich einzelne Blutstropfen heraus lösten. Ein leises Seufzen des Älteren begleitete diesen Biss, der gleich darauf schmunzeln musste.
 

„Fiesling!“, wurde er im nächsten Moment schon bezeichnet, was für andere viel giftiger geklungen hätte, aber gar nicht böse gemeint war. „Klar, macht es mich an… Wenn wir nur drüber reden, sehe ich schon vor mir, wie du tötest, oder Blut deiner Opfer an dir klebt… Schatz, das ist einfach unglaublich geil. Dafür kann ich doch nichts.“
 

„Als würde mich das stören, André…“, lautete die geschmunzelte Antwort, ehe er spürte, wie sein Vater den Kopf leicht an ihm rieb. „Ich finde es sogar perfekt, dass gerade du auf mich in den Momenten so positiv reagierst, in denen ich für so viele schon abstoßend gewirkt habe. Und ich gebe ehrlich zu… Dich beim Töten zu beobachten, hat genauso etwas unglaublich Erotisches an sich, dass ich am liebsten direkt hinter dir stehen möchte, um dich an mich heran zu drücken.“
 

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Damit ist nun auch die Umfrage beendet und beantwortet. Wenn es später zu Adult-Kapiteln kommt, wird es diese auch zensiert geben, damit die jüngeren Leser genauso auf ihre Kosten kommen! ^^
 

Weiters gibt es nun auch ein neues Cover zu bewundern, das ich mir selbst habe einfallen lassen. Hoffe, dass euch das neue Kapitel und auch das Cover gefallen!
 

Bis zum nächsten Mal! ^.~

Aller Anfang ist schwer

Kapitel: 13
 


 

Aller Anfang ist schwer
 

„Spinner.“, bekam Lestat gleich den nächsten Titel verliehen, auch wenn André leicht den Kopf an ihm rieb und ihm so zeigte, dass er es ihm nicht übel nahm, „Dass du immer so direkt sein musst…“
 

Seine Stimme klang, als würde er gleich noch seufzen und es wirklich schlecht finden. Allerdings war dem gewiss nicht so. Sie beide wussten so ein paar Punkte über einander, die sonst keiner so schnell begreifen würde. Aber das machte es doch viel schöner, weil sie so einander auch verstehen konnten.
 

„Anders würdest du es doch auch gar nicht wollen, mein Sohn.“, lächelte der Ältere einfach nur und ließ sich noch einmal durch den Kopf gehen, was er da eben verraten bekommen hatte, ehe ihm etwas dazu noch in den Sinn kam. „Hast du deshalb den Blick abgewandt, als ich dich das Jagen gelehrt habe? Anfangs hast du immer den Kopf gedreht und mich nie beim Töten beobachtet.“
 

„Es hing in etwa damit zusammen… und ich werde nie vergessen, wie es war in dieser ersten Nacht, in der du mir aus dem Sarg geholfen hast, um mir das Jagen beizubringen.“, gestand der Jüngere leise, wobei seine Stimme etwas Verträumtes annahm. An genau diese eine Nacht, an die Situation, wie Lestat es ihm erklärt und gezeigt hatte, erinnerte er sich gerade und er ließ es seinem Vampir zu teil werden, da dieser es verdiente…
 

Die erste Nacht als vollwertiger Vampir war für André etwas Besonderes, auch wenn er zu Beginn noch nicht ganz sicher war, was genau ihn überhaupt zu dem gemacht hatte. Gut, dass er gebissen worden war, lag für ihn auf der Hand. Aber es erklärte nicht die Beweggründe des Älteren, der ihn zu sich geholt hatte. Doch dieser verriet ihm vorab erst einmal, was er beim Töten beachten sollte.
 

„Trinke nie den letzten Tropfen Blut, André. Er würde dich ins Verderben stürzen.“, offenbarte er dem Jüngeren, der aber vor allem dieser sanften Stimme lauschte. Verstehend nickte er, ehe er mit ihm gemeinsam durch die Straßen der Stadt zog. Aus echtem Respekt wahrte er eine leichte Distanz, während er ihm folgte und dann inne hielt, als Lestat eine Hand hob. Genau beobachtete er ihn, wollte er doch wissen, was diese Geste aussagen sollte, bis er zu hören bekam, dass er exakt hier stehen bleiben und ihm zusehen sollte.
 

Ein wenig verunsichert war er schon, auch wenn er es niemals zugegeben hätte. Da war so ein Kribbeln im Bauch, eine gewisse Nervosität, die er sich nicht erklären konnte. Nur schob er es beiseite, dachte nicht weiter darüber nach, sondern konzentrierte sich darauf, zu lernen. Jede Kleinigkeit an dem Vampir nahm er wahr, wie er sich bewegte und sein Opfer schon mit einem Lächeln um dem sprichwörtlichen kleinen Finger wickelte. Selbst André fühlte diese Anziehung, die für ihn etwas Spezielles war. Ihm ging es gewiss nicht um das, was dem jungen Mann durch den Kopf ging, als dieser so verführt wurde. Für ihn zählte nicht so sehr, dass sein Lehrer heiß und sexy war. Zwar müsste er zugeben, dass auch in seinem Inneren schon mal der flüchtige Gedanke aufgeblitzt war, wie sich Lestat in ganz anderen Situationen bewegte und klang. Aber im Augenblick beobachtete er ihn viel mehr, wie er sich seinem Opfer näherte, es regelrecht umgarnte und zu sich lockte, bis es so dicht bei ihm war, dass die weißen Fänge ganz leicht im fahlen Licht der Straßenlaternen aufblitzten.
 

Plötzlich sah er es, spürte es, wie dieses Aufblitzen allein seine Aufmerksamkeit fesselte und er dann abrupt den Blick abwenden musste, da sein eigenes Herz anfing zu rasen. Scharf sog er die Luft durch die Nase ein, ehe er sie langsam und bewusst durch den Mund wieder ausblies. In diesen Bruchteilen einer Sekunde waren so viele Gefühle auf ihn eingeschossen, dass er es nicht einmal greifen konnte. Ihm war, als wären die Fänge, die gerade jenen Sterblichen zum Tode verführten, in seine eigene Haut eingedrungen. Sehnsucht und Verlangen keimte in ihm auf, was er sich nur bedingt erklären konnte. Dennoch war er für den Moment viel zu sehr mit sich beschäftigt, versuchte alles wieder unter Kontrolle zu bringen, sodass er nicht merkte, wie sein Verhalten bemerkt wurde. Erst, als Lestat auf einmal vor ihm stand, war er selbst wieder etwas ruhiger und sah auch leicht entschuldigend auf.
 

„Es tut mir leid.“, sagte er leise und senkte mit den Augen wieder den Blick, sodass deutlich wurde, dass es ernst gemeint war. Obwohl er sich gern erklärt hätte, konnte er es nicht, da ihm die Worte hierfür einfach fehlten. Trotzdem setzte er an, öffnete die Lippen und hörte da diese sanfte Stimme: „Mach dir keine Gedanken. Für jeden ist der Anfang schwer.“
 

Ganz sanft strich der Ältere ihm eine Strähne aus dem Gesicht hinters Ohr zurück. Dabei betrachtete er ihn eingehend, was André durchaus deutlich fühlen konnte. Das allein sorgte schon wieder für leichtes Herzklopfen, aber er schaffte es, sich soweit ruhig zu halten, dass es nicht weiter auffiel…
 

„Es ging nicht um den Anblick von Tod sondern um meinen…“, stellte Lestat leise fest, da die Bilder vor ihren Augen wieder verblassten und er ganz leicht nach dem verlockenden Hals des Jüngeren haschen konnte. „Im ersten Moment dachte ich, es wäre dir zuwider, wenn ich einen Menschen töte… wie bei Louis damals. Aber hätte ich gewusst, dass das der Grund für deinen abgewandten Blick war…“
 

Doch er ließ das Ende offen, weil das inzwischen kein Problem mehr darstellte. Anfangs war es nicht leicht gewesen, weil André sich immer wieder geweigert hatte, ihm zuzusehen, sodass er sogar schon nach Lösungen gesucht hatte. Mehr als zwei waren ihm dabei nicht wirklich eingefallen. Entweder nur noch alleine zu jagen, oder aber das leckere Blut der Menschen aufzugeben. Zu seinem Glück hatte es sich später dann anderweitig geregelt.
 

„Du weißt, dass ich es dir nicht sagen konnte.“, meinte André ganz ruhig und löste sich gerade soweit von ihm, dass sie einander ansehen konnten und Lestat vor allem das Lächeln auf seinen Zügen fand, „In deiner Gegenwart habe ich mich zum ersten Mal klein und unbedeutend gefühlt. Mir war wichtig, was du über mich denkst, dass du… eine bessere Meinung von mir hast als alle anderen zuvor.“
 

„Die hatte ich doch von Anfang an schon.“, lächelte nun auch Lestat, ehe er diese geliebten Lippen einfing und sie so einfach mal zum Schweigen brachte. Es gab Momente, da sagten Gesten viel mehr aus als tausende von Worten. So wie dieser Kuss viel deutlicher zeigen konnte, dass er ihn noch so viel mehr liebte…
 

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Passend zum Wochenende gibt es ein neues Kapitel... Inzwischen die Nummer 13. Ich hoffe, es gefällt euch und würde mich wie immer auch über Kommentare freuen. ^.~

Aufbruch

Ihr Kuss hielt lange an und selbst, als sie sich lösen wollten, haschten sie noch mehrfach nach einander, sodass weitere Lippenbekenntnisse folgten. Deshalb dauerte es sehr lange, bis sie soweit von einander ablassen konnten, dass sie wieder einfach nur beisammen lagen und sich etwas zusammen kuschelten. Lestat streichelte seinem Schatz dabei sanft über den Rücken, sinnierte noch ein wenig weiter über die Geständnisse, die er zuvor gehört hatte und schmunzelte leicht. Es bedeutete ihm wirklich sehr viel, dass André so gänzlich anders dachte als alle, die er bislang kennen gelernt hatte.
 

„Möchtest du weiter erzählen?“, fragte er ihn nach einigen Momenten der angenehmen Stille, worauf sein Sohn erst einmal aufblickte, da er gerade noch nicht genau wusste, was genau er denn jetzt erzählen sollte. „Ich habe dich vorhin in deiner Geschichte unterbrochen, die du mir eigentlich verraten wolltest… Wie war diese Nacht für dich, bevor du in meine Stadt kommen wolltest? Hast du gut geschlafen, oder warst du unruhig..?“
 

Der Jüngere begann zu schmunzeln, weil er wieder einmal merken durfte, wie neugierig sein Vater eigentlich war. Wie ein Kater, wobei André da immer an eine große Raubkatze denken musste, die zwar wundervoll und perfekt aussah, aber unglaublich gefährlich war, wenn man nicht Acht gab. Zumindest war das eben seine Sichtweise hierzu.
 

„Irgendwie war es… beides.“, sagte er ganz ehrlich, auch wenn das etwas widersprüchlich klang, weshalb er begann sich zu erklären. „Als ich im Bett lag, kreisten meine Gedanken umher und mir kamen so viele… Fragen in den Sinn, Möglichkeiten, wie ich dich finden könnte und auch ganz andere teilweise recht verrückte Dinge tauchten auf. Mir fiel das Einschlafen recht schwer, aber als ich mal geschlafen habe, war ich wirklich tief im Schlaf gefangen, träumte dann gegen Morgen und…“
 

Auf einmal brachen seine Worte ab, ehe er noch einmal mit den Gedanken zurück ging zu dem, was er vorhin erzählt hatte. Vielleicht sollte er einfach dort anschließen, es ihm von dort weiter führend schildern, damit sein Schatz ihm auch wirklich folgen konnte.
 

„Ich denke, ich erzähle einfach weiter, wo du mich erst noch unterbrochen hast.“, beschloss er deshalb auch, worauf der Ältere nicke und sie beide ganz gemütlich beisammen lagen. Ihre Lider sanken hinab, als sich erneut vor ihrem inneren Auge die Geschichte abzuspielen schien…
 

André saß gerade auf dem Bett des Hotelzimmers, führte diesen kleinen Schnitt fein säuberlich an seiner Hand durch und ließ so fürs Erste die Gedanken zur Ruhe kommen. Seine Lippen schlossen sich um die Wunde, ehe er zu saugen begann und nach einer Weile wieder inne hielt. Kurz noch leckte er über den Handballen, wo nichts mehr von einer Verletzung sichtbar war.
 

Tief in seinem Inneren wusste er schon lange, dass er anders war als normale Menschen. So vieles war bei ihm anders verlaufen, wobei das nicht nur mit seinem Äußeren zusammen hing. In vielen Dingen hatte er sich schon als Kind unterschieden. Er besaß so unglaublich viele Talente, lernte sehr schnell und auch ansonsten war er fähig noch bessere Leistungen beispielsweise im Sport zu erbringen. Inzwischen wusste er ja, woher er diese ganzen Besonderheiten hatte.
 

Noch ein wenig blieb er sitzen, betrachtete seine Hände und strich dann ganz zart mit den Fingerkuppen über die Hauptschlagader am anderen Handgelenk. Das Blut pulsierte so schön, dass er es fühlen und sogar hören konnte. Ein unglaublich beruhigendes Wirken für ihn. Es entlockte ihm ein Lächeln, sodass er noch etwas die Zeit vergaß, bis er sich hiervon wieder los reißen konnte und er erst einmal im Bad verschwand, um zu duschen.
 

Das warme Wasser spülte den Schmutz von seinem Körper, während ihm sogar so war, als würde da noch etwas anderes hinfort gewaschen. In ihm keimte der Gedanke, dass er so endlich mit der Vergangenheit und all den dazu gehörenden Dingen abschließen konnte. Endlich einmal… frei werden, auch wenn er das eigentlich längst war. Für ihn war das wie ein weiterer Schritt, der noch gemacht werden musste. Und für diesen fühlte er sich wirklich bereit, auch wenn ihn einzelne unsichere Überlegungen noch nicht ganz los ließen. Aber das machte nichts. Das gehörte seiner Meinung nach dazu.
 

Es vergingen einige Minuten, bis er das Wasser abdrehte und sich ein Handtuch um seine Hüfte schlang. Er griff nach einem kleineren und trocknete sich damit die Haare ab, während er gerade aus der recht kleinen Duschkabine heraus trat. Sein Blick ging hinüber zum Spiegel, der vom Wasserdampf beschlagen war. Dennoch erkannte er leicht seine Konturen, auch wenn er sich nicht genau betrachten konnte. Aber das brauchte er auch nicht. Viel eher ging er zurück in den angrenzenden Raum und kam ans Bett, wo er erst noch die Decke zurück schlug, ehe er sich hin legte und ein wenig die Gedanken noch frei kreisen ließ.
 

Eine gewisse Nervosität war durchaus vorhanden, auch wenn niemand da war, der das leichte Wippen seiner Füße bemerkte. Das war wie bei diesen Unruhen, kleine Ziergegenstände, die einmal in Bewegung gesetzt, nicht wieder zum Stillstand kamen, außer man hielt sie wirklich an. So in etwa könnte man ihn gerade beschreiben, denn sobald seine Füße mal still hielten, drehte er sich zur Seite, oder er musterte seine Hände. Es war einfach permanent eine Bewegung da, bis er sich auf einmal regelrecht dazu zwang, still zu liegen.
 

Inzwischen lag er auf dem Bauch, die Arme waren unter dem Kopfkissen verschränkt und der Kopf ruhte seitlich auf dem weichen Stoff. Nur drehte er den Kopf jetzt so, dass er nach hinten an die Wand blickte und sein Kinn auflag. Ihm war gerade in den Sinn gekommen, dass er gar nicht mal wusste, wie er reagieren oder sich verhalten sollte, wenn er Lestat wirklich fand, oder auch zufällig begegnete. Deshalb lag die Frage nahe, ob es nicht besser wäre, wenn er sich finden ließ. Immerhin war er nicht so anmaßend von sich zu sagen, er wäre genau das, wonach Lestat seit rund zwei Jahrhunderten suchte… ein Gefährte für die Ewigkeit. Aber einen Wunsch hatte er durchaus… jenen, durch einen Biss dieses Vampirs zu sterben und ihm damit sein Leben zu überlassen. Vermutlich war das für die meisten gar nicht nachvollziehbar, denn André dachte hier schlicht anders als Menschen oder Vampire. In seinen Augen war Lestat einfach etwas Besonderes, dem er sich gerne schenken wollte. Nur er würde solch ein Geschenk von André erhalten, da dieser sich schon so oder so höher einstufte als den Rest der Welt.
 

Mit dem Entschluss, dass er erst einmal die Stadt erkunden würde und er sich letztendlich finden lassen wollte, kehrte auch etwa Ruhe in ihn ein, sodass er bald darauf bereits einschlief. In seinen Träumen formten sich Bilder von New Orleans, durch dessen Straßen er ging, um das Leben dort zu erkunden. Schon hier in diesen Bildern spürte er etwas Spezielles, das er nicht greifen konnte und ihm zugleich auch ein Gefühl schenkte, das so einzigartig und gut war, dass er es nie wieder missen wollte. Diese Szenen, die sein Geist ihm zeigte, verrieten ihm einfach, dass seine Entscheidung richtig war und er in der Tag bereit dafür war, jenen Vampir zu treffen…
 

Als der Morgen graute, erwachte er bereits aus seinem Schlaf. Ein leises Stöhnen perlte über seine Lippen noch, ehe er seine Augen langsam öffnete. Nur kurz blickte er auf sein Handy, das auf dem Nachtkästchen lag. Laut Uhrzeit und Kurzmitteilung von Francesco hatte er noch eine gute halbe Stunde Zeit, bevor es notwendig war, dass er sich fertig machte. Dass er jetzt schon wach war, lag daran, dass seine Träume wohl im Lauf der Nacht etwas heißer geworden waren.Leider erinnerte er sich nicht mehr an den Inhalt, auch wenn er durchaus ahnte, dass es einen Zusammenhang gab zwischen seinen Gedanken vor dem Schlaf und dem Inhalt der Träume. Wundern würde es ihn nicht. Zumindest sollte er sich jetzt erst einmal darum kümmern, bevor er sich dann etwas Frisches anzog und den Weg über den Atlantik antrat.
 

Ruhig und bewusst kam er aus dem Bett, wobei man beinahe schon von einer Vorsicht reden könnte. Das Handtuch hatte sich soweit gelockert, dass er mit einer Hand danach griff und es einfach so mitnahm. Ihm war das sogar lieber, denn so rieb das Frottee nicht an seinem Schritt, wo sich in der Tat etwas sehr deutlich bemerkbar machte. Es störte ihn keineswegs, weshalb er lediglich ins Bad verschwand, sich dort erst noch erleicherte und danach noch einmal kurz unter die Dusche stieg. Die Reise würde lang werden. Also wollte er diese auch recht relaxt antreten und ihn konnte solch fließendes Wasser durchaus sehr gut entspannen.
 

So verging eine Weile, bis er wieder heraus kam und er sich einfach ein paar frische Kleidungsstücke heraus holte, um diese anzuziehen. Dabei fiel sein Blick auch auf eine kleine Schachtel in seinem Rucksack, die er heraus nahm und öffnete. Darin befand sich ein Ring, der ihm persönlich sehr viel bedeutete, da er wie ein Glücksbringer für ihn war. Inzwischen besaß er ihn schon einige Jahre und ihm hatte das gute Stück immer… gut getan, wenn man das denn von einem Gegenstand behaupten konnte. Deshalb streifte er ihn auch über seinen Finger, ehe er alles einpackte, was noch herum lag, um sich schon auf den Weg zum Flughafen zu machen.
 

Der Ring?“, fragte Lestat gerade nach, denn er hatte zwar gesehen, wie André etwas heraus geholt hatte, um es über den Finger zu streifen, aber er hatte nicht erkannt, wie der Ring genau aussah. Also fragte er einfach mal nach und das Nicken allein war für ihn schon Antwort genug, sodass er nur sanft lächelte und leicht nach seinem Schatz haschte. Es war seine Form von Danke, weil dieser Ring wirklich etwas Besonderes war und André trug ihn auch in diesem Moment am Finger…
 

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Vermutungen und Spekulationen, was für ein Ring das ist, werden gerne entgegen genommen! ^.~
 

Hoffe, es hat gefallen und wir lesen uns beim nächsten Kapitel wieder! ^^

Ein besonderer Talisman

Kapitel: 15

Untertitel: Ein besonderer Talisman
 

„Schon seit einigen Jahren ist er mein Glücksbringer…“, gab André leise zu und lächelte, ehe er die Hand anhob, sie leicht ein wenig zur Faust bildete, ohne etwas Gefährliches dabei auszustrahlen, und hielt den Ring so zwischen sie beide. „Aber eigentlich müsstest du ihn inzwischen tragen.“
 

Das Lächeln auf seinen Zügen war richtig verliebt, als er ihn ein wenig aus dunkelblauen Augen anfunkelte. Natürlich wusste sein Vater genau, warum er ihn tragen sollte und nicht mehr André. Doch er griff vorsichtig nach der Hand, die zwischen ihnen war und küsste den Ring, ehe er auf die Worte wirklich einging…
 

„Wir können sie ja einfach austauschen…“, schlug er vor und lächelte, ehe er selbst genau jene Hand hob, an der exakt derselbe Ring am Finger steckte. „Es ist schon interessant, dass ich ihn verloren glaubte und ihn ausgerechnet bei dir wieder fand.“
 

Sanft legten sich ihre Finger um einander, sodass auch André an den Ring seines Vaters einen Kuss setzen konnte. Dennoch gab es zu diesem Schmuckstück zwei Geschichten und sie beide wussten bislang nur die eigene. Damit war wohl nahe liegend, was André auf der Zunge brannte…
 

„Wieso gibt es diese beiden Ringe überhaupt..? Sie gleichen zwar den Siegelringen, die es früher gegeben hat, aber… nur ein Familienoberhaupt trug einen solchen. Also dürften es keine zwei sein.“, sprach er seine Gedanken aus und er fand zugleich schon ein Schmunzeln auf den Zügen des Älteren. Scheinbar hatte dieser einmal mehr damit gerechnet, dass er diese Frage zu beantworten haben würde. Aber es war ja auch nichts, das sie einander verheimlichen würden. Entsprechend logisch war, dass André seine Antwort erhielt.
 

„Du weißt doch, dass ich schon sehr lange nach einem Gefährten oder einer Gefährtin für die Ewigkeit suche… Gut, heute ist klar, dass es wirklich ein Gefährte ist.“, begann Lestat zu erzählen, worauf er ein leichtes Nicken erhielt, ehe er den Jüngeren näher zog und ihm diese Geschichte etwas zuteil werden ließ, „Mein Enthusiasmus war anfangs so stark, dass ich mir einen Ring anfertigen ließ, der ganz meinen Vorstellungen entsprach. Die zweifache Ausführung kam mir in den Sinn, weil ich schon vor Augen hatte, wie ich genau diesem Wesen, das wirklich einmal die Ewigkeit mit mir teilen würde, einen der beiden Ringe schenke. In dem Punkt bin ich wohl ein alter Romantiker.“
 

Langsam lösten sich ihre Hände von einander, weil sich André näher heran schmiegte und sogar die Augen schloss. Schweigend lauschte er dieser Stimme, die er so liebte, was seinen Vater nur lächeln ließ. Diesem bedeutete es sehr viel, dass sie so ruhig die Zeit zusammen genießen konnten und nichts irgendwie in Zwang ausartete. Es war so anders und vor allem freier als alles je zuvor für ihn.
 

„Mit der Zeit musste ich einsehen, dass niemand die Ewigkeit mit mir teilen würde…“, gestand der Ältere seine Enttäuschungen der Vergangenheit ein, wobei ihnen beiden klar war, dass es heute nicht mehr zutraf. Der beste Beweis dafür, dass es auch für Lestat jemand gab, der ihn wirklich lieben konnte, lag direkt neben ihm und drückte ihn ganz sanft. Selbst jetzt ließ André ihn diese Liebe spüren und das hatte viel mehr an Wert als alles Gold der Welt. Deshalb erzählte dieser alte Vampir dann auch weiter: „Lange Zeit habe ich beide Ringe immer in einer Schatulle verwahrt, bis ich irgendwann einen heraus nahm und auf einige Wochen oder Monate am Finger trug. Ich habe die Tage nicht gezählt, bis ich ihn wieder herab zog und in die kleine Schachtel zurück stecken wollte. Aber ich weiß noch, dass der zweite Ring nicht mehr da war. All die Zeit hatte sie an einem gut geschützten Platz verbracht. Er konnte nicht einfach gestohlen worden sein, aber es war die einzige Erklärung, die mir einfiel. Heute frage ich mich, ob der Ring sich nicht einfach auf den Weg zu dir gemacht hat…“
 

Vermutlich klang das für Menschen eher unvorstellbar. Doch sie beide waren Vampire und da dachte man grundsätzlich schon etwas anders. Wenn man noch hinzu fügte, dass André bereits bei seiner Geburt zur Hälfte Vampir gewesen war, existierte sicherlich noch viel mehr Magie, als die meisten begreifen könnten. Wieso also sollte es nicht auch möglich sein, dass der Ring, den er extra für einen Gefährten anfertigen hatte lassen, wirklich seinen Weg zu jenem Wesen gefunden hatte? Für Lestat galt, dass nichts unmöglich war.
 

„Erinnerst du dich noch, wann dir sein Fehlen auffiel?“, erklang eine recht neugierige Stimme, wobei man auch hören konnte, dass da jemand am Überlegen war. Ein wenig suchte er nach einer Logik oder irgendetwas, das seinem Vater bisher noch nicht ganz so direkt aufgefallen war. Die Antwort erstaunte ihn dann schon: „An jenem Abend, als ich meine Gruft nach so langer Zeit wieder verlassen hatte, betrachtete ich den Ring an meinem Finger. In dieser neuen Welt erschien er mir wie ein… Relikt aus längst vergangener Zeit, das hier nicht mehr hin gehörte. Also nahm ich ihn ab und wollte ihn zu seinem Gegenstück legen, das gar nicht mehr da war. Dabei war ich mir absolut sicher, dass das letzte halbe Jahrhundert niemand meine Ruhestätte betreten hatte. Und davor hatte ich ihn noch gesehen.“
 

Ein leiser, zustimmender Laut kam seitens des Jüngeren. Es klang deutlich nach Grübeln und zugleich auch Verständnis. Für ihn machte das durchaus Sinn. Obwohl es seinen Verdacht bestätigte, dass sein Vater den Ring eventuell wirklich auf Reisen geschickt hatte. Aber eigentlich war das gar nicht mal so wichtig, wie der Ring es von einem zum anderen geschafft hatte, wo sie sich doch gar nicht kannten. Noch dazu hatte Lestat zum Zeitpunkt seines Erwachens noch nicht einmal die Mutter seines späteren Sohnes gekannt…
 

„Jahre später tauchte er dafür bei mir auf.“, stellte André fest, worauf er nun eine Frage erhielt, die doch recht… wichtig war. Zumindest bedeutete sie seinem Vater sehr viel, der sie stellte: „Wie kam er zu dir? Erzählst du mir diese Geschichte?“
 

Da der Jüngere bei der ersten Frage schon aufsah, entdeckte er dieses Lächeln auf dem geliebten Lippenpaar. Es war so wundervoll und zärtlich, dass ein Sonnenaufgang niemals schöner sein könnte. Vermutlich war das auch der Grund, wieso ihm ein sterbliches Leben vollkommen egal sein konnte, wenn er doch solche Augenblicke bis in die Ewigkeit hinein genießen durfte. Etwas, das auch sein Vampir mehr als nur genoss…
 

„Es war in der Grundschule und ich damals… sieben Jahre alt…“, erinnerte er sich zurück, wobei er seine Hand an die Brust des Älteren legte und den Ring am Finger eingehend betrachtete. Nur bevor diese Bilder aufkamen und ihnen zeigten, was genau einst gewesen war, musste sein Vater noch eines los werden: „Du warst bestimmt schon zu der Zeit etwas ganz Besonderes.“
 

Kurz sah André auf und lächelte. In diesem Fall klangen die Worte überhaupt nicht schlecht so wie von Menschen. Diese gebrauchten so schöne Phrasen meist um das zu bekommen, wonach ihnen gerade der Sinn stand. Hier war es einfach ehrlich, liebevoll und vor allem schön.
 

Allerdings ließ er sich nun nicht länger aufhalten, sondern begann einfach das wieder aufleben zu lassen, das schon einmal passiert war. Es war eines der schönsten Erlebnisse, als er diesen Ring erhalten hatte, denn für ihn war er eben wie ein Talisman, der ihn beschützte und begleitete…
 

An einem regnerischen Frühlingstag im letzten Jahrhundert war in Rom das Leben in vollem Gange. Die meisten Schulen beendeten gerade ihren Unterricht und auf einer groß angelegten Privatschule, die von der Grundschule hin zum Gymnasium unterschiedliche Lernzweige hatte, konnten schon sehr viele nach Hause gehen. Lediglich die erste Theatergruppe, in welcher die jüngsten teil nehmenden Schüler waren, hatte heute ihre allererste Generalprobe. Zu Gast waren viele der Lehrer und auch aus dem Gymnasium waren einige Schüler gekommen, damit die jungen Darsteller schon vor dem folgenden Abend erfuhren, wie es war, vor Publikum aufzutreten.
 

Hinter den Kulissen huschten einige der Kinder recht nervös hin und her, hatten zum ersten Mal ihr Kostüm an und unterhielten sich darüber, wie toll sie doch aussahen. Nur auf einen Jungen mit gold gelocktem Haar traf das nicht zu. Er stand ganz ruhig an der Wand, las sich noch einmal ein wenig die Geschichte durch und man hatte das Gefühl, er würde das schon immer machen. Als wäre da eine Routine bereits vorhanden, obwohl er noch so jung war.
 

Jener Lehrer, der für diese Gruppe Kinder zuständig war, ging gerade einmal die Anwesenheitsliste durch, damit auch niemand fehlte. Danach kam er zu eben diesem einen Jungen, der da so ruhig und gefasst war, um ihm zu erklären, dass er jederzeit nervös sein dürfte. Es wäre in Ordnung und überhaupt nicht schlimm.
 

„Ich bin aber nicht nervös.“, sagte der Junge ganz ehrlich und lächelte ein wenig verlegen, was ihm den Charme eines kleinen Engels verlieh. „Eigentlich freu ich mich sogar darauf und ich bin Ihnen auch dankbar, dass sie es für sich behalten. Meine Mum würde überhaupt nicht wollen, dass ich Theater spiele.“
 

„Das finde ich sehr schade, dass sie so darüber denkt. Du hast wirklich Talent, André.“, gab der Lehrer zurück und holte eine kleine Schachtel heraus, die er dem Jungen reichte, „Hier… Vor ein paar Tagen hab ich den auf einem Flohmarkt gefunden. Ich finde, er passt zu deiner Rolle als Hamlet sehr gut. Er soll dir Glück bringen heute und morgen bei der Aufführung gleich noch mehr.“
 

Neugierig öffnete der Junge die kleine Schatulle und entdeckte darin einen Ring. Dieser hatte etwas Altes, Geheimnisvolles an sich. Er selbst war ein wenig stärker und André fand ihn sehr kunstvoll verziert. Ihm fiel ein kleines Behältnis auf, das ihn an etwas erinnerte, das er noch nicht beim Namen nennen konnte. Sie hatten mal im Unterricht gehört, dass es früher höher stehende Personen gegeben hatte, die so etwas Gift bei sich getragen haben, um ihren Feinden dieses ins Getränk zu mischen. Als er es aufmachte, war aber keinerlei Inhalt vorhanden, was ihn nicht sonderlich störte. Viel eher musterte er die Verzierung auf dem Deckel, den er erneut zuklappte. Wie ein alter Buchstabe… Es sah unglaublich schön aus und er erkannte es auch als L wieder. Eine Rosenblüte mit einzelnen kleinen Rubinen fand er noch darauf. Erstaunlich für ihn war vor allem, wie detailliert die Arbeit an diesem kleinen Objekt war. Deshalb konnte er sich auch irgendwie gar nicht daran satt sehen…
 

„Danke.“, sagte er dann doch irgendwann, weil er merkte, dass sein Lehrer noch auf eine Antwort oder andere Reaktion wartete. Dieser nickte daraufhin erst einmal nur, ehe er schon zu den anderen Schülern ging, weil dort gerade eine kleine Diskussion ausbrach. Da vergaß André sogar, ihn zu fragen, ob er den Ring nun eigentlich behalten durfte, oder er ihn wieder zurück geben sollte nach der Aufführung. Aber er beschloss, ihn nach dem folgenden Abend einfach zurück zu geben. Schließlich wollte er nachher nicht als Dieb da stehen.
 

Die Bilder verblassten und André offenbarte etwas, das aus der Erinnerung selbst noch nicht deutlich geworden war: „Ich hätte ihn nicht wieder hergeben wollen. Der Ring hatte etwas an sich, das mir einfach unglaublich gut gefallen hat. Auch wenn er mir anfangs doch zu groß war, aber das ließ ich mir nie anmerken.“
 

„Kein Wunder… Der Ring war ja eigentlich nicht für ein Kind gedacht.“, schmunzelte der Ältere, wobei er sanft nach der Hand griff und den Ring vorsichtig herab zog, „Mein Gedanke damals war der, dass in diesem kleinen Behältnis der ein oder andere Tropfen Blut von mir wie ein… Band zu diesem perfekten Wesen sein würde. Ich hatte die Hoffnung, meine Liebe damit immer und immer wieder zu finden, egal was geschehen könnte. Zugleich wollte ich ebenso ein klein wenig vom Blut dieser Person bei mir tragen, um diesen Duft niemals zu verlieren.“
 

„Und dann kam ich eines Tages auf den verrückten Gedanken mein Blut darin zu versiegeln…“, begann André ein ganz klein wenig über sich selbst zu lachen, weil das irgendwie… lustig klang in seinen Ohren, „Dabei war das eher aus einer Laune heraus passiert, weil ich irgendwie auf den Geschmack der Vampire gekommen war.“
 

Lestat hielt den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger, betrachtete die Verzierung darauf und spürte deutlich die stete Bewegung dieses Blutes, das innen drin gefangen war. Ihm stieg wieder jener Duft in die Nase, der ihn schon betört hatte, als er André gebissen und zu sich geholt hatte. Für einen Moment schloss er die Augen, ging in diesem Gefühl auf und sah dann doch wieder zu seinem Liebsten, dem genau da der Atem stockte. Diese oftmals so grauen Augen funkelten richtig in einem Blau, das so wundervoll aussah, dass Worte nicht reichten, um es zu beschreiben. Zugleich erkannte er etwas Goldenes in ihnen, das André erst gar nicht zuordnen konnte, ehe es ihm mit einem Mal klar wurde…
 

„Du denkst schon wieder an die Nacht, als ich Vampir wurde…“, stellte er fest und erhielt dennoch ein Kopfschütteln. Allerdings lag das nicht daran, weil er sich irrte, wie er kurz darauf feststellen durfte. Es hatte einen anderen Grund, den der Ältere ihm sogar gerne verriet: „Nicht direkt. Ich rieche wieder den leichten Hauch Schweiß auf deiner Haut vermischt mit dem Duschgel, das du verwendet hast, bevor du ins Bett gegangen bist… Zugleich fühle ich diese warme Haut, wie meine Fänge sie zerreißen, höre, wie ein leises Stöhnen keuchend auf deinen Lippen stirbt und schmecke dieses unglaublich verlockend sündige Blut, das meine Zunge und meinen Gaumen benetzt, ehe es meine Kehle hinab fließt.“
 

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Ein Kapitel mehr in der Sammlung... Hoffe, es hat gefallen ^^

Ankunft

Ein leichtes Zittern ging durch den Körper des jungen Vampirs. Die Worte waren für ihn etwas ganz Besonderes. Sie zeigten nicht nur, dass sein Vater an diese Situation immer wieder gern zurück dachte. Zudem klangen sie auch so unglaublich verführerisch, dass ihm beinahe anders wurde.
 

„Du spinnst.“, erklärte André, weil es ihm doch ein wenig unangenehm war, wie er auf diese Stimme reagierte oftmals. Da lag eine Erotik, eine Sinnlichkeit drin, die er nicht beschreiben konnte und verdammt anziehend war. Aber der Ältere schmunzelte nur und erwiderte: „Und du bist der Einzige, der mich als Spinner betitelt, es aber niemals böse meint. Außerdem wissen wir beide, dass du mich wegen solcher Spinnereien nur um so mehr liebst.“
 

„Ich liebe auch deine direkte Art.“, gab der Jüngere zurück, denn so war es ja nicht, dass es ihn stören würde, „Nur manchmal ist es sogar mir etwas zu viel Sex… Und davon hattest du eben wieder einmal sehr viel in der Stimme.“
 

„Ach…“, erklang die sanfte Stimme seines Vaters beinahe schon unschuldig wie die eines Engels, „Ich kann doch nichts dafür, wenn dein Tod der schönste war, dem ich je beiwohnen durfte… Dein Anblick, der Klang deiner Stimme… sogar dein Geruch war so perfekt, dass es mit einem Höhenflug durchaus zu vergleichen ist. Obwohl du dann noch einen Tick sinnlicher klingst.“
 

Er sprach einfach aus, was ihm durch den Kopf ging, wobei das beinahe schon philosophischer Natur war. So genau konnte er nämlich gar nicht sagen, was ihm besser gefiel… Andererseits würde er André niemals wieder sterben sehen, sondern lieber darauf Acht geben, dass sie die Ewigkeit als Vampire wirklich zusammen verbrachten. Verlieren wollte er ihn nie wieder.
 

„Lestat!“, kam es leicht erbost von dem Jüngeren, der ihn auch ein wenig von sich drückte, wobei die zart roten Wangen zeigten, dass es ihm etwas peinlich war, „Nur, weil es sich geil angefühlt hat, in deinen Armen zu sterben, musst du nicht jedes Mal drauf rumreiten. Das ist mir immer noch unangenehm…“
 

Eine Tatsache, die dem Älteren durchaus bewusst war. Andererseits liebte er es einfach, wenn sein Sohn diesen Hauch von Rot auf den Wangen aufwies und er versuchte ihn davon zu überzeugen, endlich mal von diesem Thema abzulassen. Da war er nun einmal gemein, denn er kostete es viel zu gerne aus. Zugleich wussten sie auch beide, dass es niemals ernsthaft böse gemeint war. Es war wie ein spielerisches Necken, bei dem sie sich mal ein wenig ärgerten, aber letztendlich würde es kein Streit werden, weil sie wussten, wie es wirklich zu verstehen war. Andere würden diesen Auseinandersetzungen vermutlich herzlich wenig abgewinnen können. Aber das war ja nicht ihr Problem.
 

„Dann muss ich es dir noch öfter sagen, damit du merkst, dass es keine schönere Tatsache für mich gibt. Immerhin ist nicht jeder Tod so prickelnd und erregend wie deiner.“, flüsterte ihm Lestat leise ins Ohr und drückte ihn näher an sich heran, sodass er die warmen Wangen an seinem Hals spüren konnte. Das war noch so etwas, was er in diesen Momenten genoss. Wenn die Wangen seines Sohnes einen Hauch an Rot aufwiesen, waren sie zugleich richtig warm, was man Vampiren normal gar nicht zutraute. Genau das hatte ihn auch an André schon vor seinem Tod angezogen. Die warme Haut hatte einen wahren Kontrast zu seiner kalten dargestellt. Ein sehr kribbelndes Gefühl hatte sich daraufhin bei ihm ausgebreitet, das er gar nicht recht erklären könnte.
 

„Wolltest du nicht eigentlich wissen, wie die Zeit war, als ich nach New Orleans gekommen bin?“, fragte der Jüngere nach ein paar Augenblicken der Stille ein wenig kleinlaut, wobei er sich richtig an ihn heran gekuschelt hatte und seine Stimme somit eher nach einem Murmeln klang. Ganz klar war sie nicht zu hören, aber Lestat hatte ihn durchaus verstanden, sodass die Antwort recht eindeutig war: „Am liebsten möchte ich jeden einzelnen Augenblick deines Lebens kennen. Die deines untoten Daseins kenne ich, da ich sie mit dir teilen durfte… Aber auch sie höre ich gern aus deiner Sicht, damit ich noch mehr über dich lernen und erfahren kann.“
 

Man hörte ihm einfach an, wie viel Interesse er an André hatte. Alles, was mit ihm zu tun hatte, war ihm wichtig. Sei es die Geschichte, wie sein Sohn sich im Kindesalter einmal das Knie aufgeschlagen hatte, weil er hingefallen war. Oder aber jener Moment, als er die Schule abgeschlossen hatte. Es gab da eigentlich nichts, das ihn kalt lassen würde, denn all das hatte diesen jungen Mann zu dem gemacht, der für Lestat de Lioncourt etwas ganz Besonderes war. All das hatte dafür gesorgt, dass André ihm einfach so das Herz hatte stehlen können. Zumindest konnte niemand sagen, wie es in diesem Moment wäre, wenn etwas in der Vergangenheit anders gelaufen wäre. Lestat für seinen Teil wollte es auch gar nicht wissen, denn zum ersten Mal seit vielen Jahrzehnten war er wirklich von Grund auf glücklich.
 

„Du alter Charmeur…“, schmunzelte André leicht, weil es für ihn wieder ein sehr schönes Kompliment war, das ihm unterbreitet wurde. „Vorhin hast du mich unterbrochen, als ich gerade dabei war zu erzählen, wie ich mich fertig gemacht habe…“
 

Ein Nicken seitens Lestat bestätigte noch einmal die Worte des Jüngeren, der daraufhin an eben dieser Stelle mit seiner Erzählung einsetzte…
 

Bereits am frühen Morgen verließ André sein Hotelzimmer, ging mit Koffer und Rucksack hinunter an die Rezeption, wo er nach einem Taxi verlangte. Vor dem Eingang standen mehrere davon und warteten auf Gäste, die irgendwo hingebracht werden wollten. Noch kurz wechselte er ein paar Worte mit dem Fahrer, denn bei ihm war einiges anders als bei den ganz gewöhnlichen Touristen. Zwar erkannte ihn niemand wieder, aber das lag vor allem an der Tatsache, dass er selbst eher weniger in die Öffentlichkeit trat mit dem, was er machte.
 

Nachdem das Gepäck eingeladen war, setzte er sich auf die Rücksitzbank und stellte den Rucksack neben sich ab. Während der Fahrt betrachtete er immer wieder den Ring an seinem Finger, drehte ihn etwas und zog ihn herab, um ihn zwischen den Fingern zu bewegen. Vielleicht war es eine leichte Nervosität, die in ihm aufkam. So genau wusste er das nicht. Fakt war jedoch, dass er sich so ein wenig Beschäftigung suchte, bis der Wagen das Gelände des Flughafens erreichte und an einem Schranken halten musste. Jemand von der Sicherheit kam an das Auto heran, weshalb André das Fenster hinab ließ und mit dem Mann sprach. Kurz noch wurden seine Angaben überprüft, ehe sie auf das Gelände gelassen wurden und er dem Fahrer sagte, wo genau er hinfahren müsste. Bald schon tauchte vor ihnen eine kleinere Privatmaschine auf, vor der sie letztendlich hielten.
 

„Grazie.“, bedankte er sich bei dem Fahrer, der den Koffer noch auf dem Beton abgestellt hatte, ehe er ihm noch kurz zur Verabschiedung die Hand reichte. Die Geste war nicht nur freundlich gemeint. Es war zugleich auch seine Entlohnung, die etwas großzügiger ausfiel, als der junge Mann sie bemessen hätte. Lächelnd nahm er das Trinkgeld an, ehe er wieder einstieg und losfuhr.
 

André hingegen nahm seinen Koffer und trat die Stufen hinauf, wo er vom Piloten selbst empfangen wurde. Weiters würde sonst nur ein Copilot an Bord sein, was dem jungen Blonden auch lieber war. Immerhin konnte er sich so viel besser entspannt zurück lehnen, selbst ein wenig planen, wie es weiter gehen würde für ihn und überlegen, was ihn erwarten könnte. Deshalb trat er auch hinein, verstaute den Koffer noch an einem sicheren Platz, setzte sich selbst und schnallte sich an, damit sie kurz darauf bereits starten konnten.
 

Der Flug verlief gesamt sehr ruhig und einwandfrei. Obwohl er letztendlich eher sitzen blieb mit Papier und Stift in der Hand, um sich Notizen und Pläne zu machen, oder sogar einzelne Melodien aufzuschreiben, die ihm in den Sinn kamen. An Rom dachte er keinen Moment mehr. Auch nicht an diese Frau, die sich seine Mutter nannte. Viel eher war für ihn nun New Orleans und die Zukunft viel präsenter. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er einzelnen Bildern nachgab, die sich einfach so in seinem Kopf zusammen setzten. Richtig dagegen an kam er leider nicht. Andererseits machte es ihm deutlich, wie wichtig dieser Schritt nun war. Zum einen konnte er wirklich mit allem anderen abschließen, sich auf einen neuen Lebensabschnitt konzentrieren. Zum anderen kam auch ein recht entscheidender Punkt noch hinzu. Hier herrschte sogar für ihn mal eine Ungewissheit, denn er wusste nicht, was ihn erwartete und so richtig vorstellen konnte er sich auch nichts. Schließlich hätte er bis vor kurzem nicht so recht dran glauben wollen, dass es Lestat wirklich geben könnte…
 

Es war früher Abend, als die kleine Maschine in New Orleans zum Landeanflug ansetzte. Die Sonne erreichte bereits den Horizont und begann, an diesem hinab zu sinken, sodass die wenigen Schleierwolken leichte Farbnuancen von Orange über Rot bis hin zu Violett erhielten, während sie sich vom immer dunkleren Blau des Himmels noch leicht im verbliebenen Licht abhoben. Die Lichter der Stadt sah André schon durch das Fenster, ehe er den Blick abwandte und darauf wartete, dass das Flugzeug aufsetzen würde.
 

Nach einer recht sanften Landung rollte die Maschine aus und steuerte einen kleinen Hangar an, vor dem sie letztendlich zum Stillstand kam. Ein Wagen stand schon bereit, an dem ein junger Mann lehnte. Er hatte schwarzes, leicht gewelltes Haar, das mit ein wenig Gel nach hinten gekämmt war. Seine Kleidung war recht leger und bestand aus einer schwarzen Hose, hellem Shirt und darüber einem ebenfalls schwarzen Sakko. Vermutlich hätte man ihn mit einer dunklen Sonnenbrille auf der Nase für einen Mafioso gehalten, was er jedoch nicht war.
 

Es vergingen noch einige Minuten, in denen die Sonne immer mehr Platz für die Nacht machte, bis nun die Treppe heran gefahren wurde und die Tür offen war, sodass der Blonde heraus treten konnte. Kurz blieb er oben stehen, ließ den Blick schweifen und atmete tief durch. Unerwartet kam ein Windhauch, der ihm direkt ins Gesicht wehte und zugleich einen Duft dabei hatte, der ihm ein zartes Lächeln auf die Züge zauberte. Es war nur so angedeutet vorhanden, dass es Einbildung hätte sein können. Aber er spürte, dass hier in dieser Stadt etwas war. Vielleicht war es die Gewissheit, das Richtige zu tun, oder ein Gefühl, das ihm sagen wollte, er würde Erfolg haben. Genau wollte er es im Augenblick noch nicht wissen.
 

Langsam zog sich nun die Sonne zurück, als wollte sie ihm nun die Bühne überlassen. Er schritt hinunter, kam auf den jungen Mann zu, der dort am Wagen auf ihn wartete und wurde mit einem Mal von einem Windstoß erfasst, der im Vergleich zu dem Hauch zuvor wirklich stärker war. Kurz flatterte der lange, schwarze Mantel, den er trug, wobei er sogar die Augen schloss und sich auf den Wind konzentrierte. Ihm war, als würde er ihm eine Geschichte erzählen. Womöglich bildete er sich das ein, aber das machte nichts. Er war eben anders als der Rest der Welt und das wusste auch die Person, die auf ihn wartete…
 

„Buona sera, André.“, wurde er gleich begrüßt, worauf er nur mit einem Nicken antwortete, ehe er schon eine Mappe mit Unterlagen erhielt, „Es gibt recht zentral in der Stadt ein neues Wohnhaus. Im Grunde wie für dich gemacht… Die oberste Etage ist eine einzige Wohnung, großzügig angelegte Räume und über den Fahrstuhl mit einem eigenen Schlüssel erreichbar. Ohne kommt man nicht hinein.“
 

Verstehend nickte er, stieg aber zuerst noch in die Limousine ein und überließ dem anderen die Verantwortung, sich um seinen Koffer zu kümmern. Lediglich den Rucksack hatte er bei sich, weil er diesen nicht aus der Hand geben würde. Diesen stellte er zu seinen Füßen, ehe er schon einmal sämtliche Daten und Informationen durchschaute. Kurz darauf saß der junge Mann neben ihm im Wagen, worauf sie auch schon los fuhren.
 

„Hast du dir die Wohnung schon angesehen, Francesco?“, erkundigte er sich nach kurzer Fahrzeit, erhielt aber ein Kopfschütteln als Antwort. Da er ihn jedoch dabei musterte, wurde dem Jüngeren schon klar, dass er hier mehr erklären sollte, was er auch tat: „Ich hatte gerade noch die Zeit, vom Makler den Schlüssel abzuholen. Außerdem würde ich mich nie in deine Entscheidungen einmischen, sondern halte mich an das, was wir ausgemacht haben.“
 

„Dagegen hätte ich nichts gehabt, wenn du vorher Zeit gehabt hättest, sie zu besichtigen.“, sagte er nur ruhig darauf, weil er sich ja so oder so nicht beeinflussen ließ in seinem Handeln, „Wie sind die Zimmer ausgerichtet?“
 

Diese Frage war für ihn immer sehr wichtig, denn er entsprach zwar keinem Klischee, aber er hatte gewisse Vorstellungen, die ihm am liebsten waren. Bei jeder Wohnung, die er für längere Zeit mietete, oder sogar kaufte, mussten gewisse Kriterien erfüllt sein. So fiel es ihm selbst leichter, sich zu entscheiden.
 

„An der Westseite befinden sich zwei Räume, die als Schlafzimmer in Frage kommen. Sie werden zentral vom Bad getrennt und haben auch jeweils nach Norden und Süden noch zwei Fenster neben dem gen Westen, wobei nach Westen auch der zugehörige Balkon zeigt. Das Wohnzimmer ist nach Süden ausgerichtet, da an der Ostseite recht zentral vom Gebäude der Aufzug hinauf kommt.“, erklärte Francesco und nahm dabei einen Plan heraus, der sich in den Unterlagen befand, damit er alles mit André durch besprechen konnte. Prinzipiell klang es schon mal sehr gut, sodass der Blonde immer wieder zustimmend nickte.
 

Mit einem Mal wurde die Vorstellung recht abrupt beendet, da sich Lestat zu Wort meldete, dem gerade etwas bewusst geworden war: „Mir ist das vorher gar nicht so genau aufgefallen, wie die Räume in deiner Wohnung ausgerichtet waren. Ist dir das wirklich so wichtig?“
 

Verlegen war das Lächeln auf den Zügen des Jüngeren, der nicht so recht wusste, wie er das beschreiben sollte. Menschen würden wohl sagen, er hatte da so seinen ganz eigenen Knall oder so. Normal machte er sich darüber nicht einmal groß Gedanken, was andere dachten. Was sein Vater über ihn dachte, war ihm aber schon wichtig. Dennoch versuchte er sich mal in einer Erläuterung…
 

„Am wichtigsten ist mir ein Schlafzimmer, das nach Westen ausgerichtet ist. Darauf achte ich aber ganz allgemein… Wenn ich mal ein Konzert gebe und spät ins Bett falle, will ich am nächsten Tag einfach schlafen. Das geht schwer, wenn das Zimmer nach Osten zeigt und die Sonne schon am frühen Morgen hinein lacht.“, sprach er seine Gedanken ein wenig dazu aus, „Aber ich sitze abends gern mal am Fenster, oder sogar auf dem Balkon, sehe der Sonne zu, wie sie verschwindet und die Nacht herein bricht. Oftmals kann ich in solchen Situationen gut neue Songs schreiben. Die Abenddämmerung hat für mich einfach etwas… Magisches an sich. Mehr noch als der Morgen.“

Von Müttern und Vätern

Vollkommen unerwartet fand sich der Jüngere auf einmal auf dem Rücken liegend, weshalb er recht fragend in das Gesicht direkt über dem eigenen blickte. Was genau den Älteren nun zu dieser Tat verleitet hatte, wusste er nicht und er hatte auch nicht die geringste Idee. Da er jedoch diese blauen Augen sehen konnte, wie sie ihn eingehend musterten, lief ihm ein leichter Schauer durch den Körper. Solch eine Situation war noch nicht vorgekommen und er war sich auch noch nicht sicher, wie er damit umgehen sollte. Dennoch vertraute er ihm blind, sodass er lediglich die Hände hob, um sich leicht an ihm festzuhalten.
 

„Du hast von mir so viel mehr als von deiner Mutter…“, stellte Lestat leise fest, senkte den Kopf und setzte einen Kuss nach dem anderen auf die weiche Haut von der Wange den Hals hinab, „Oder hat sich das bei ihr geändert? Ich kannte sie eher als eine regelrechte… Sonnenanbeterin.“
 

„Das war sie auch bis zum Schluss… Dafür hab ich Sonne schon als Kind nicht besonders gut vertragen.“, entkam es dem Jüngeren mit leisem Seufzen, da er an ein Erlebnis zurück dachte. Eine Tatsache, die sein Vater irgendwie wohl spürte, denn er senkte seinen Kopf seitlich neben den seines Sohnes und rieb den eigenen leicht an dem seines Lieblings. Manchmal wünschte er sich, er hätte so vieles anders gestalten können, er wäre für den Jungen damals da gewesen und hätte ihn beschützt. Aber er wusste auch, dass dann alles anders gelaufen wäre und er könnte nicht sagen, ob sie dann wirklich so zusammen hier liegen würden…
 

„Willst du mir erzählen, was dir passiert ist?“, fragte er vorsichtig nach, wobei das schlicht immer so sein würde. André musste ihm nichts erzählen. Nie. Dennoch erkundigte er sich immer und immer wieder, weil es für ihn nichts Interessanteres gab. In dem Fall war er vielleicht blind vor Liebe, oder er trug solch sprichwörtliche Scheuklappen, dass er nichts anderes mehr sehen konnte. Aber ehrlich gesagt war ihm das vollkommen egal, denn zum ersten Mal fühlte er in seinem Herzen solch eine Wärme, die ihm viel mehr bedeutete als alles andere. Es war ein Empfinden, das nicht nur von ihm selbst kam, sondern vor allem deshalb so intensiv war, weil André es ihn in jeder einzelnen Sekunde spüren ließ.
 

„Kurz gesagt, hatte ich als kleiner Junge einen besonders schlimmen Sonnenbrand.“, verriet der Jüngere erst einmal, worauf sich sein Vater leicht löste und ihn gespielt streng ansah. Den Grund dafür offenbarte er ihm auch gleich: „Du weißt, ich mag keine Kurzfassungen. Schon gar nicht, wenn es um dich geht, André.“
 

„Am liebsten möchtest du jedes noch so kleine Detail wissen und sei es noch so unwichtig, mh?“, schmunzelte der unten Liegende und erhielt eine Art kleine Strafe, als ihm spielerisch in die Nase gebissen wurde. Natürlich überhaupt nicht bedrohlich oder verletzend. Es war wohl auch eher ein Haschen denn ein richtiger Biss. Die Geste wurde hingegen schon verstanden.
 

„Für mich ist nichts unwichtig, wenn ich dadurch mehr über dich erfahren kann. An deinem Leben konnte ich als Vater leider nie teil haben… Dafür möchte ich es zumindest ein klein wenig wieder gut machen, indem ich mir alles erzählen lasse.“, lächelte Lestat so unglaublich liebevoll, zärtlich und auch verliebt, dass das Lächeln eines Engels nicht schöner hätte sein können. Genau dieser Anblick war es, der André jedes Mal aufs Neue Herzklopfen bescherte, denn er konnte einfach ganz deutlich spüren, dass so etwas nie jemand vor ihm erlebt hatte. Niemand würde diesen Vampir, den man als so kaltes und blutrünstiges Monster oftmals betitelte, je so sehen, wie er es durfte. Für ihn war das… wahrhaft höchstes Glück. Deshalb konnte er ihm alles ohne großes Zögern anvertrauen…
 

Im letzten Sommer, bevor André in die Schule kam, besuchte seine Mutter mit ihm gemeinsam seine Tante in Spanien. Das Wetter war schön und entsprechend heiß. Für Selina genau richtig, denn sie liebte die Sonne, genoss entsprechend den großen Garten ihrer Schwester und lag dort oftmals mehrere Stunden auf einem Strandtuch nahe dem Swimmingpool. Die Verantwortung für ihren Sohn übertrug sie einfach ihrer Schwester, dass Arisa sich doch um den Jungen kümmern sollte. Dass sie zu der Zeit ebenfalls ein kleines Kind hatte, wurde von der Älteren einfach außer Acht gelassen.
 

André war mit seiner Tante drinnen im großen Haus und beobachtete sie recht neugierig, wie sie sich um den kleinen Jungen kümmerte. Allerdings blieb er aus Vorsicht heraus ein wenig auf Distanz. Aber Siro konnte schon einzelne Schritte machen, was er sehr interessiert verfolgte. Immerhin sah das auch süß aus, wie sich so ein kleiner Fratz bewegte. Nur wie Kinder eben waren, war ihm das nach einer Weile etwas zu langweilig…
 

„Du..? Tante Arisa..?“, fragte der Junge richtig lieb und auch teilweise mit lang gezogenen Lauten, weil er auf sich aufmerksam machen wollte, was ihm durchaus gelang. „Darf ich raus in den Garten?“
 

Verbieten wollte sie es ihm nicht, aber ihre Schwester hatte ihr auch gar nichts Genaueres hierzu gesagt. Ob der Junge erst mal ordentlich mit Sonnencreme versorgt werden sollte oder dergleichen. Sie selbst würde ihren Kleinen nicht ohne ausreichend Schutz hinaus lassen. Aber das war eine andere Geschichte, denn hierfür gab es durchaus einen guten Grund. Vielleicht würde André das auch irgendwann einmal erfahren. Im Augenblick dachte seine Tante nur nach, wie genau sie handeln sollte.
 

„Natürlich darfst du raus, aber nicht zu viel in der Sonne bleiben, okay?“, lächelte sie dann nach kurzem Überlegen, worauf der Junge regelrecht zu strahlen begann. Eifrig nickte er, weil er ja auch gar nicht so sehr in die Sonne wollte, sondern einfach mal draußen den Garten und die vielen Pflanzen erkunden. Natur war nämlich etwas ganz Tolles, wie er fand.
 

Draußen staunte er nicht schlecht. Das Gras hatte so ein dunkles Grün und viele verschiedene Blumen konnte er entdecken. Manche mitten drin im Gras und andere in eigenen, kleinen Beeten angelegt. Richtig fasziniert kam er die Stufen von der Terrasse hinab und folgte einem kleinen Weg, der mit Kies vorgegeben war. Ganz genau wurde alles betrachtet und gemustert. Sonst lebte er mitten in Rom, durfte nur sehr wenig wirklich hinaus mal in den Park oder so, weshalb er es hier ganz besonders genoss.
 

An einem schattigen Platz kniete er sich dann ins Gras und beobachtete einen kleinen Vogel, der ein wenig entfernt gerade durchs Gras sprang. Zumindest würde er es als Springen oder Hüpfen bezeichnen, so wie das kleine Wesen sich bewegte. Da vergaß er ein wenig die Zeit, bis er ganz plötzlich etwas spürte, das er gar nicht kannte…
 

Durch das Blätterdach eines großen Baumes gelangten einzelne Sonnenstrahlen bis zu André. Sie berührten kleine Stellen in seinem Gesicht, färbten die Haut ein wenig rot und ließen ein leicht brennendes Gefühl zurück, das ihm bis eben unbekannt gewesen war. Da er sich selbst jedoch nicht sehen konnte, entging ihm diese zarte Rötung. Nur berührte er seine Wangen, spürte auch da eine gewisse Hitze, die ihn verwunderte und verwirrte. Dennoch nahm er das gelassen, kam hoch auf die Beine und folgte dem Weg ein wenig weiter, sodass er kurz darauf das Sonnenlicht erreichte, wo er eine ganz besonders schön blühende Blüte sah.
 

Als er gerade die Hand nach ihr ausstreckte, um dieses zarte Orange der Lilie mit den Fingern zu berühren, begann es auch hier zu brennen und er sah hinab, wo er die rote Färbung nun am Handrücken erkannte. Es dauerte auch gar nicht lange, da bildeten sich leichte Blasen, sodass er richtig erschrocken beide Hände näher zog und sie abwechselnd musterte. Auch auf der zweiten Hand merkte er langsam die Rötung genauso wie die Blasen, die sich langsam bildeten.
 

Ein hilfloser Schrei ging durch den Garten, der Arisa nach draußen lockte und sogar Selina von ihrem Badetuch aufschrecken ließ. Beide stürmten in die Richtung, aus der sie die Stimme vernommen hatten und fanden André mit leicht panischem Blick vor. Zwar spürte er eine enorme Hitze, es brannte auch recht stark, aber sein Schmerzempfinden war, zu seinem Glück sollte man sagen, im Vergleich zu normalen Menschen doch deutlich anders. Für ihn war am schlimmsten eher, dass sich seine Haut gerade so sehr verändert hatte und dass es sich total seltsam anfühlte für ihn.
 

Bevor Selina ihrem Sohn aber half, hielt sie ihrer Schwester erst einmal noch eine Predigt über Vernachlässigung: „Du bist doch echt zu blöd, Arisa… Da bitte ich dich ein Mal auf meinen Sohn aufzupassen und was machst du? Lässt ihn einfach allein raus gehen in die Sonne und dann passiert DAS!“
 

André kam es wie eine Ewigkeit vor, in dem diese Frau einen Monolog von sich gab, bei dem seine Tante kein einziges Wort erwidern konnte. Nicht, weil ihr nichts eingefallen wäre. Aber sie kam einfach nicht zu Wort. Selina sprach immer weiter, bis sie irgendwann doch wieder einmal Luft holte und ihr dabei auffiel, dass André leichte Tränen in den Augen hatte. Sie schrieb das den Schmerzen zu, die der Junge doch haben musste, hob ihn hoch und trug ihn gleich direkt ins Haus, wo sie aus der Küche Eiswürfel holte und damit erst einmal den Sonnenbrand zu kühlen versuchte.
 

„Sie hat erst deiner Tante so eine Standpauke gehalten und sich nicht einmal gleich um dich gekümmert?“, fragte Lestat plötzlich entsetzt nach, wobei er André direkt ansah und eingehend musterte. Mit leichtem Nicken senkte der Jüngere aber den Blick, weil ihm das schon etwas unangenehm war. Diese Frau war in vielen Dingen seltsam gewesen und langsam verstand sein Vater, wieso er nicht gut auf sie zu sprechen war.
 

„Es wäre viel wichtiger gewesen, dir so schnell wie möglich zu helfen… Arisa Vorwürfe machen hätte sie später immer noch gekonnt. Obwohl deine Tante nichts falsch gemacht hat.“, sprach der Ältere seine Gedanken aus und sank wieder neben seinen Sohn, den er nahe an sich heran zog und beschützend in seine Arme schloss, „Es tut mir so leid, was da passiert ist… Ich wünschte, ich hätte früher für dich da sein können, dich beschützen und dir helfen…“
 

„Das weiß ich doch.“, meinte André und lächelte, was sogar in seiner Stimme zu hören war, auch wenn ein wenig Wehmut durchaus mitschwang, „Manchmal kam es mir so vor, dass sie anderen die Schuld für ihre Fehler gab. Immerhin hätte sie auf mich aufpassen müssen und nicht die Verantwortung einfach mal eben so an meine Tante abgeben. Aber das hat sie oft gemacht… Wenn etwas passiert ist, waren immer alle anderen Schuld. Nur ihr selbst war vorher egal, was ich gemacht habe.“
 

„Ich hätte dich selbst im Sonnenlicht nicht allein gelassen.“, kam ganz unerwartet von Lestat, worauf der Jüngere aufsah und ihn nach einem Moment der Stille anlächelte. Solch ein Satz bedeutete ihm sehr viel und das ließ er ihn auch wissen: „Du wärst eben nie mein Vater gewesen sondern mein Papa. Sie hat es in meinen Augen nicht einmal verdient, dass ich sie jemals ‚Mutter‘ genannt hätte.“
 

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Nach längerem gibt es ein neues Kapitel. Da ich mit Freitag erst mal in Urlaub fahr, wollte ich davor aber zumindest eines noch fertig schreiben und Tada... HIER ist es auch schon!
 

Hoffe, es gefällt ^^

Was wäre, wenn ...

Im Blick des alten Vampirs zeigte sich eine recht deutliche Überraschung, ehe die Augen einen kleinen Moment lang zu glänzen begannen. Erst wollte sich André schon Sorgen machen, aber der Eindruck verblasste wieder und er entdeckte erneut dieses Lächeln, das wohl ganze Eisberge schmelzen könnte. Zudem wurde er auf einmal von seinem Vater gleich noch etwas mehr gedrückt, sodass er gar nicht dazu kam ihn darauf anzusprechen.
 

„Auch wenn ich nie für dich als Vater da war, André…“, begann Lestat und schmiegte den Kopf an ihn heran, während seine Stimme recht leise und bestimmt erklang, „So bin ich trotzdem unglaublich stolz auf dich… Bei mir wärst du vermutlich eher als verwöhnter Bengel aufgewachsen.“
 

Nun war es an dem Jüngeren eher überrascht aufzublicken. Mit solchen Worten hatte er überhaupt nicht gerechnet. Dennoch verstand er ganz gut, was ihm da eigentlich gesagt wurde. Bei seinem Vater wäre seine Kindheit sehr wahrscheinlich richtig glücklich gewesen. Andererseits wussten sie beide durchaus, dass damit alles anders gekommen wäre…
 

„Du sagst das so, als wär‘ das was Schlimmes.“, stellte er fest und schmunzelte ein wenig. Natürlich lag auf der Hand, dass er sich wohl als kleiner Bengel, den Papa immer verwöhnte, anders entwickelt hätte. Man sah ihm aber doch an, dass er es nicht ernst meinte und ein gewisser Vampir konnte ihm solche Scherze an der Nasenspitze ablesen. Genau deshalb verstanden sie sich auch so gut, weil sie wussten, wie der andere seine Worte wirklich meinte.
 

„Nun… Wer weiß, ob du dann so ein starker, junger Mann geworden wärst, der es mit mir in allen Lebenslagen aufnehmen kann..?“, ertönte da eine Überlegung, die man keinesfalls außer Acht lassen sollte, wobei dem Jüngeren der beiden da etwas auffiel. Etwas, das ihm derartig wichtig war, dass er ihn darauf ansprechen musste: „Dass ich es mit dir aufnehmen kann, liegt einzig und allein an der Tatsache, dass DU es mir beigebracht hast. Und das hättest du genauso machen können, wenn ich bei dir aufgewachsen wäre.“
 

Mit leichter Skepsis hob sich bei Lestat eine Augenbraue, denn er fragte sich, ob ihn sein Sohn gerade ärgern wollte. Nur nahm er ihm das keineswegs übel, da es sicherlich nur spielerisch gemeint war. Doch er hatte seine eigenen Methoden um damit umzugehen, wie André ein weiteres Mal feststellen durfte.
 

Ein wenig mehr richtete sich der Ältere auf, sodass er sich gut über seinen Schatz beugen konnte. Damit der Jüngere ihm auch nicht entwischen konnte, schob er eins seiner Beine zwischen die seines Vampirs und stützte sich mit den Unterarmen neben dem Körper ab. So saß André in der sprichwörtlichen Falle, auch wenn die für ihn gar nicht bedrohlich wirkte und gedacht war.
 

„Du weißt, dass ich das anders gemeint habe…“, verriet er ihm seine Gedanken und erklärte sie noch dazu, was ein Privileg für seinen Sohn war, „Mir gefällt so gut dein starkes Herz, André… Du hast trotz all der Probleme und Steine in deinem Weg das Beste aus deinem Leben gemacht. Selbst meine Meinung und Ideen lässt du dir nicht aufzwingen, sondern bestehst immer auf dein Recht selbst zu entscheien. Bei den Menschen stimmt es eben, dass sie als Unikate geboren werden, aber meistens nur als Kopie sterben… Du aber bist auch in der Ewigkeit noch ein Unikat. Und das trotz unserer Ähnlichkeit.“
 

Es war André, der verlegen den Blick zur Seite wandte. Immerhin bekam man nicht jeden Tag solche Komplimente. Besonders von Lestat bedeutete ihm das viel mehr, als die meisten sich vorstellen konnten. Das Wieso dahinter war simpel, denn dieser Vampir war für ihn schon seit langem in gewisser Weise fast schon Vorbild gewesen. Obwohl er ihm nie in dem Sinn nachgeeifert hatte, sondern eher sein Wesen bewundernswert empfunden hatte.
 

„Wir wissen doch beide, dass ich vor Jahren schon drauf und dran war aufzugeben.“, meinte er leise, wobei er den Älteren einfach nicht ansehen konnte. So spürte er nur im nächsten Moment die Lippen, die einen Kuss auf seine Wange setzten und schon kurz darauf zärtlich über sein Kinn hinab zum Hals wanderten. Die Geste war beruhigend, weil Lestat ihm etwas zeigen wollte, das man mit Worten nur schwer beschreiben konnte.
 

„Ich bin froh, dass ich dich davon abhalten konnte. Obwohl es eine gewisse Ironie beinhaltet.“, wurden Gedanken offenbart, die so bislang noch nicht an die Ohren dieses jungen Vampirs gedrungen waren, auch wenn er ein wenig Ahnung von der Zeit hatte, in der sie im Grunde zum ersten Mal auf einander getroffen waren, „Du hast meiner Ewigkeit wieder einen Sinn gegeben, als ich nicht weiter wusste.“
 

„Und mir hast du Kraft gegeben, doch noch weiter zu kämpfen.“, lächelte André leicht und drehte den Kopf so, dass sie sich wieder ansehen konnten. Man erkannte in seinen Augen, dass ihm das sehr wichtig war. Dennoch wusste er von dieser Zeit nur eines und das hatte Lestat ihm selbst erzählt. Es war wohl kaum verwunderlich, dass er da gerne mehr drüber wissen wollte.
 

„Was ist da eigentlich damals passiert?“, sprach er jene Frage aus, für die sie vermutlich nur gemeinsam eine Antwort finden konnten, „Ich weiß zwar noch alles ganz genau… von diesem heftigen Gewitter bis hin zu all den Gefühlen und Eindrücken. Aber so richtig verstehen kann ich es noch nicht. Mir war, als wäre da jemand, der mich in den Arm nimmt, mir zeigt, dass ich geliebt werde und es war so… echt. Und trotzdem habe ich nie jemanden gesehen.“
 

„Ich konnte mich dir doch nicht zeigen, André… Zum Schluss hättest du die Flucht ergriffen.“, scherzte Lestat und auch seine Zügen zeigten den Witz darin recht deutlich. Aber er erhielt einen leicht strafenden Blick und bekam strenge Worte zu hören: „Jetzt tu doch nicht so, als hättest du das alles damals schon geplant.“
 

Sie wussten beide, dass das sicherlich keine Planung gehabt hatte. Deshalb konnten sie ein klein wenig herum albern. Nur war dieser Punkt zugleich auch von einer großen Bedeutung, dass sie einfach darüber reden sollten. Vielleicht war jetzt noch nicht der richtige Moment, um alles offen zu legen und wirklich noch einmal in diese Zeit einzutauchen, indem sie einander alles erzählten. Aber dem Älteren war klar, dass sein Sohn wie er hartnäckig bleiben würde, bis er alles erfahren hatte…
 

„Natürlich habe ich es nicht geplant gehabt.“, lenkte er ein, „Wenn ich von dir je erfahren oder gewusst hätte, dann wäre ich doch längst nach Rom gekommen und hätte dich geholt. Damals führte mich mein Weg in die Wüste… Ich lag Tag und Nacht einfach nur im Sand in der Annahme, dass die Sonne mich am Tag verbrennen würde. Stattdessen löste sich mein Geist von meinem Körper… und auf einmal war ich bei dir. Es lässt sich nicht mit Worten erklären, was durch meine Gedanken ging und wie ich mich gefühlt habe. Aber ich wusste einfach, dass ich diesen Jungen beschützen kann… ihn beschützen muss, weil ich in all der Zeit auf ihn gewartet habe.“
 

Sein Blick richtete sich ins Nichts, auch wenn er eigentlich immer noch André ansah. Nur seine Gedanken riefen ihm diesen Anblick von damals wieder ins Gedächtnis, sodass er jenen Jungen vor Augen hatte, an den er sich schon in diesem Moment verloren hatte. Eine Tatsache, die ihm sehr bald bewusst geworden war.
 

„Aus der Wüste zog es mich erst wieder nach New Orleans, ehe ich meine Suche nach diesem Jungen anfing.“, verriet er weiter, wobei er eine Hand hob und mit den Fingerkuppen sachte über das Gesicht des Jüngeren wanderte, „Es war schon ein wenig seltsam, dass dieser unschuldige Junge solch eine Faszination auf mich ausüben konnte. Du sahst so hilflos und verloren aus, dass ich dich einfach nur in die Arme schließen und bei mir wissen wollte.“
 

Langsam klarte sein Blick wieder auf, sodass er seinen Sohn erneut direkt anschauen konnte und er nicht mehr in vergangenen Bildern hing. Ein Lächeln legte sich auf seine Züge, ehe er den Kopf hinab beugte und sanft nach diesen verlockenden Lippen haschte. Kurz noch hielt er inne, flüsterte ihm leise Worte zu, bevor er ihn wirklich in einen Kuss entführte: „Als ich dich dann in New Orleans sah, wusste ich, dass sich jeder Tag bis zu diesem gelohnt hatte. Genau diese Momente zeigten mir, dass sie sich alle geirrt hatten. Schließlich hast du mir mein Herz gestohlen, von dem viele sagten, ich hätte keines.“
 

Erst nach diesen Worten haschte er nochmals nach den geliebten Lippen und bevor André doch noch etwas erwidern konnte, versanken sie in einem Kuss, der mehr sagen konnte als tausende Worte. Für den Moment war auch nichts weiter wichtig, denn sie hatten doch einander…
 

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Nach langer Pause gibt es ein neues Kapitel. Da ich leider inzwischen wieder ohne Beta-Leser arbeite, könnt ihr mich auch gern auf Fehler hinweisen, wenn ihr welche findet!
 

Hoffe, das Warten hat sich für alle gelohnt. Freue mich auch immer über Kommentare! ^^

Wahre Bedeutungen

Kapitel: 18

Untertitel: Wahre Bedeutungen
 

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Vollkommen unerwartet und überraschend befand sich Lestat von einem Moment auf den anderen plötzlich auf der Matratze liegend vor. Ihm war nicht einmal aufgefallen, wie André sie beide herum gedreht hatte. Normal war er nicht so… nachlässig, was seine geschärften Sinne anbelangte und sein Bedürfnis, immer alles unter Kontrolle zu haben. Zugleich war es wohl der beste Beweis dafür, dass er bei seinem Sohn jegliche Vorsicht vergaß und sich einfach auf ihn konzentrieren konnte. Nur bekam er hier das Gefühl, dass er aus gutem Grund nun unten lag…
 

Der Jüngere bestätigte ihm diese Vermutung, als er den Kuss langsam auflöste und ihn sogar davon abhielt, ihn erneut einzufangen. Deshalb öffnete er nun wieder die Augen und musterte dieses fein geschnittene Gesicht, das sehr leicht ein paar feminine Züge aufwies, die man aber wirklich nur erkennen konnte, wenn man ganz genau hinschaute. Der Blick auf die dunkelblauen Augen wurde ihm offen gelegt und doch wurde er aus diesem nicht schlauer. Sie wirkten so ungewohnt streng und funkelten auf eine Art und Weise, die er sich nicht so recht erklären konnte. Bevor er aber dazu kam sich nach dem Wieso zu erkundigen, bekam er die Antwort auf diese Frage schon von selbst.
 

„Sag so was nie wieder!“, drohte André leise und mit einer Betonung, dass es seinem Vater einen leichten Schauer über den Rücken jagte, auch wenn dieser noch nicht ganz verstand, „Keiner von ihnen hat auch nur den Hauch einer Ahnung, was es bedeutet… perfekt zu sein. Niemand weiß, wie du denkst, wie du fühlst, weil du dich niemals so ausdrücken wirst wie sie. Aber sie haben auch nie versucht, zu verstehen.“
 

„André…“
 

Mit einem leichten Kopfschütteln seines Sohnes legte dieser ihm noch dazu einen Finger an die Lippen. Sein Blick wurde wieder sanft und ein zartes Lächeln umspielte die wundervoll geschwungenen Lippen, dass er gerne schwieg und ihn einfach beobachtete. Es kam ihm so vor, als wäre da etwas, das er so gar nicht gesehen hatte. Hoffentlich bekam er eine Erklärung, die ihm nun half zu verstehen.
 

„Ich will nie wieder hören, dass du kein Herz hättest.“, verriet André, was genau er meinte, ehe er nach Worten suchte, die seine Beweggründe näher bringen konnten, „In meinem ganzen Leben habe ich niemanden getroffen, der auch nur annähernd so wie du wäre, Lestat. Sie bewunderten mich für jedes Talent, wollten mich besitzen, oder es trieb sie ihre Eifersucht dazu mich zu hassen, weil ihr Können nicht an meines heranreichte. Aber du hast mich vom ersten Augenblick an mit ganz anderen Augen angesehen… ohne Neid oder Missgunst und auch nicht so… diese Verehrung, als wenn ich ein Gott wäre.“
 

In dem Moment aber griff der Ältere nun doch nach der Hand, die ihm mit dem Zeigefinger das Wort verboten hatte. Solch eine Aussage konnte er einfach nicht stehen lassen. Vor allem, da sie in seinen Ohren unsinnig war.
 

„Aber du bist ein Gott.“, widersprach er ihm mit sanftem Tonfall, der doch kein Wort dagegen zuließ, „Von Anfang an warst du besser als diese niederen Gestalten von Menschen. Natürlich verehren sie dich und sind neidisch auf deine Erfolge.“
 

„Lestat…“, erklang diese so melodische Stimme beinahe gequält, was nicht so schlimm war, wie das Wort einen glauben lassen konnte. Nur konnte er es so eben nicht gelten lassen, aber sein Vater sprach weiter…
 

„Nein, André, ich meine es ernst. Du wurdest schon mit vampirischen Fähigkeiten geboren, wenn auch nicht so ausgeprägt wie jetzt. Es hat dir das Lernen erleichtert, dich eben in allem besser werden lassen, als Menschen es je sein könnten.“
 

„Und trotzdem hat es dich nicht davon abgehalten, mich so liebevoll zu behandeln.“
 

Das Schmunzeln auf den Zügen des Älteren hatte eine unglaubliche Ähnlichkeit mit jenem Grinsen, das die meisten an Lestat immer als arrogant bezeichneten. Für André wirkte es eher so, als hätte er etwas ausgesprochen, das die gesamte Situation seinem Vater regelrecht in die Hände spielte. Etwas, das ihr Gespräch zu seinen Gunsten entscheiden würde. Doch er hatte gewiss nicht mit ihm diskutieren wollen, damit eine solche Entscheidung notwendig geworden wäre…
 

„Natürlich hatte es in der Hinsicht keinen Einfluss. André…“, begann Lestat und richtete sich etwas mehr auf, sodass sich ihre Gesichter besonders nahe kamen, um tief in diese dunklen Meere einzutauchen, „Falls es dir entgangen sein sollte… Ich bin kein Mensch sondern ein Vampir. Noch dazu ist Macht für mich nicht mehr so relevant, denn ich habe selbst genug davon. Obwohl ich zugeben muss, dass es dich durchaus für mich interessant gemacht hat.“
 

„Wie soll ich das jetzt verstehen?“, erklang diese geliebte Stimme mit einer Skepsis, die der Ältere ihm nicht übel nehmen konnte. Bevor sein Schatz jedoch auf dumme Gedanken kam, setzte er sich auf das Bett und zog ihn sanft, aber dennoch bestimmt in seine Arme. So war sicher gestellt, dass sein Liebling nicht auf einmal Reißaus nehmen konnte.
 

„Du hast mich anfangs gefragt, warum ich dich zu mir geholt habem ohne dir eine Gelegenheit zu geben, selbst etwas dazu zu sagen. Und dir war wichtig, was mich an dir angezogen hat. Weißt du noch?“, fasste er seine Gedanken zusammen und erhielt hierbei ein Nicken. Natürlich erinnerte sich sein Sohn daran, denn jenes erste Gespräch zwischen ihnen beiden bedeutete ihm sehr viel. Wie könnte er das jemals vergessen?
 

In der ersten Nacht, als Lestat sein jüngstes Vampirkind das Jagen lehrte, zogen sie zusammen durch die Straßen der Stadt. Nachdem der Ältere ihm gezeigt hatte, wie er selbst vorging, seine Opfer verführte und ihnen das Leben aus den Adern stahl, hob er den Kopf und sah, dass André mit dem Rücken zu ihm stand. Sofort kam in ihm der Gedanke hoch, er würde es abstoßend finden, vielleicht sogar sein Dasein als Kind der Dunkelheit nicht gut heißen, wie es eins bei Louis gewesen war. Doch er schüttelte nur den Kopf, wollte daran nicht weiter denken und trat viel eher zu ihm, um ihn sanft von hinten in die Arme zu schließen.
 

Einen Moment war André erstaunt über die Arme, die sich um ihn legten, ehe er kurz die Augen schloss. Da war nichts Negatives in dieser Berührung so wie früher. Statt dessen fühlte er sich auf eine ungewohnte Art und Weise geborgen und sicher. Es war etwas Besonderes, was ihm durchaus klar war. Dennoch schürte es zugleich eine Befürchtung in ihm, dass das alles viel zu schnell vorbei sein könnte.
 

Von dieser Unsicherheit wusste Lestat nichts und er ahnte auch nichts von ihr, denn das untote Herz seines Kindes schlug in gleichmäßigem und ruhigem Rhythmus. Womöglich hatte er selbst etwas zu viel hinein interpretiert, weil er eben schon einmal jemanden mit seiner Art vergrault hatte. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass es diesese Mal nicht so sein würde, dass er wirklich diesen Jungen gefunden hatte, der ihm vor Jahren im Traum begegnet war…
 

Ohne weiter auf diese Situation Bezug zu nehmen, schlug er ihm vor, dass André sich nun selbst als Jäger versuchen sollte. Sicher, ihn interessierte alles, was mit diesem jungen Mann zu tun hatte, aber er wollte ihn zu nichts drängen und hoffte, dass der Jüngere zu ihm kommen würde, wenn ihm etwas auf dem Herzen lag. Später würde er sich selbst verfluchen, wenn er den Grund erfuhr, wieso André den Blick tatsächlich abgewandt hatte.
 

Nachdem sein Sohn sich bei der Jagd als ein Naturtalent heraus gestellt hatte, nahm er ihm die Überreste der jungen Frau ab und ließ sie kurz darauf bereits verschwinden. Wie genau es vor sich ging, beachtete André nicht weiter. Es war ihm einerlei. Viel eher interessierten ihn diese Arme, die sich zum zweiten Mal in dieser Nacht um ihn legten, ihn an einen ebenso kalten Körper wie den seinen drückten und ihm eine Geborgenheit vermittelten, die er zu Lebzeiten nicht gekannt hatte. Tief nahm er den Geruch des Älteren in sich auf. Irgendwie erinnerte es ihn an Rosen und zugleich kam ihm der Gedanke in den Sinn, es hätte eben geregnet und die Luft wäre so frisch und klar. Vielleicht war das für ihn auch wirklich so.
 

„Warum bin ich ein Vampir?“, fragte er leise und durchschnitt somit die Stille dieser kleinen, dunklen Gasse, in die er sein Opfer gelockt hatte.
 

Erstaunt über diese Frage löste Lestat ihn ganz leicht von sich und hob den Kopf seines Kindes an, ehe er ihn einfach nur sanft anlächelte. Im Grunde hatte er gewusst, dass das hier kommen musste. Schließlich hatte André nicht wie andere eine Chance gehabt ‚Nein‘ zu sagen und sich hiermit für ein sterbliches Leben zu entscheiden. Stattdessen war er nachts zu ihm gekommen, hatte ihn im Schlaf überrascht und ihn einfach zu dem gemacht, was er heute war… einem Vampir.
 

„Weil du etwas Besonderes bist, mein Sohn. Nicht vielen ist es bestimmt, ein ewiges Dasein zu erhalten. Aber du… hast so viele Qualitäten, André, wie sie sonst nur unseresgleichen aufweisen können.“, antwortete er ihm ganz ruhig und strich sanft mit dem Daumen über die weiche Haut, während er dieses makellose Gesicht betrachtete.
 

Bei dieser Bezeichnung, die er erhielt, lief ihm ein eisiger Schauer den Rücken hinab. Noch konnte er nicht beurteilen, ob es ein schönes oder schlechtes Gefühl war. Womöglich hing es damit zusammen, dass der Ältere doch gar nichts von ihrer wahren Verwandtschaft wusste. Da bekam es eben ein ganz anderes Wirken, wenn man als Sohn angesprochen wurde und der Wahrheitsgehalt doch noch höher war…
 

„Und deshalb durfte ich mich vorher nicht mit der Situation auseinander setzen?“, erkundigte er sich regelrecht vorsichtig weiter und hoffte, dass er sich nicht ganz unerwartet zu weit vorwagte und den Stolz des Älteren kränkte, oder gar verletzte, „Ich wachte durch den Biss auf und hatte davor keine Gelegenheit gehabt, irgendetwas zu erfahren… Warum?“
 

Schon am Klang dieser Stimme und dem Blick, der ihn erreichte, merkte Lestat, dass André einfach nur verstehen wollte. Er wählte seine Worte mit Bedacht, wollte ihn offensichtlich weder kränken noch verletzen und das rechnete er ihm sehr hoch an. Nie hatte sich jemand solche Gedanken darüber gemacht, dass man ihn, Lestat de Lioncourt, mit Worten oder Taten verletzte. Das hier war etwas ganz Besonderes und André bestätigte immer mehr, dass er ganz außergewöhnlich war.
 

„Lass uns das nicht hier besprechen.“, bat er ihn, wobei es wirklich eine Bitte war, wie man ihm anhören konnte. Sollte sein Sohn darauf beharren genau jetzt eine Antwort zu erhalten, würde er sie ihm wohl auch hier in dieser dunklen Gasse geben. Lieber wäre es ihm jedoch, wenn sie zurück in seine Villa, ihr Zuhause, gehen würden. Dort wären sie allein und ungestört. Manche Dinge gingen niemanden sonst etwas an…
 

Einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen, die lediglich vom üblichen Straßenlärm unweit von ihnen getrübt wurde. Dieser Teil der Stadt war um die späte Stunde nicht ganz so belebt wie anderswo in New Orleans. Dennoch achteten sie darauf gar nicht, als sie sich einfach nur ansehen und es wurde klar, dass der Jüngere der beiden nachdachte, bis er letztendlich zustimmend nickte und sie sich auf den Weg zurück machten.
 

Dem Älteren war bewusst, dass er ihn hier indirekt um Aufschub gebeten hatte. Dass er selbst gar nicht so genau wusste, warum er so gehandelt hatte, wie es geschehen war, konnte André nicht ahnen. Aber Lestat wollte es sich selbst auch gar nicht eingestehen, denn was für einen Eindruck würde das machen, wenn er nicht einmal mehr wusste, warum er so handelte? Es würde vor allem seinen Stolz ziemlich kränken, denn es wäre für ihn fast schon so, als würde er eine Schwäche zugeben. Wobei man anmerken sollte, dass Lestat de Lioncourt gewiss keine Schwächen hatte. Nur irgendwann würde er seine Meinung darüber vielleicht doch ändern…
 

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Nach langem endlich wieder ein neues Kapitel... Meine Muse ist zurück. ^^

Fragen über Fragen

20. Kapitel
 

Während die beiden in aller Ruhe auf dem Heimweg waren, gingen beiden recht unterschiedliche Dinge durch den Kopf. Sie spazierten neben einander her, wobei eine Stille zwischen ihnen herrschte, die in keinster Weise bedrückend war. Viel eher konnten sie sich auf das nahende Gespräch vorbereiten, das sie in der Villa erwarten würde.
 

Bei André herrschte vor allem eine gewisse Unsicherheit vor, die er nie zugeben wollen würde. Er fürchtete den Moment, da sich offenbarte, dass er es nur einer Laune des Älteren zu verdanken hatte, jetzt ein Vampir zu sein. Oder etwas zu erfahren, das ihm bewies, wie nichtig er eigentlich war. Normal würde er so etwas nie über sich denken, denn er wusste, dass er besser war als der Rest der Welt. Nur Lestat hatte für ihn einen ganz speziellen Wert und das schon seit geraumer Zeit. Deshalb war er es selbst, der seine eigene Bedeutung sehr stark schmälerte.
 

Der Ältere hingegen grübelte darüber nach, wie er seine Motive erläutern sollte. Das war nicht so leicht, wenn man es noch nicht ganz genau verstand. Für ihn war klar, dass der Jüngere etwas Besonderes war und er es schlicht verdient hatte, inzwischen ein solch mächtiges Geschöpf zu sein. Doch erst durch die Frage nach dem Warum hatte er selbst festgestellt, dass er früher nie so gehandelt hätte. Gut, so stimmte es auch nicht ganz, weil er bislang immer seinen Willen durchgesetzt hatte. Aber André vermittelte ihm den Eindruck, als wollte er ihn einfach verstehen und nicht für etwas verurteilen. Genau das war so neu für ihn, weshalb er sich die Erklärung doch etwas besser überlegte. Oftmals hätte er wohl eher das gesagt, was ihm als erstes einfiel. Sozusagen erst reden und dann denken. Heute war es anders und das erstaunte ihn selbst.
 

Kaum erreichten sie ihr Ziel, lag die Villa vor ihnen genauso verlassen wie vorhin, als sie sich auf den Weg gemacht hatten. Der Garten war umgeben von einer kleineren Mauer, auf der sich aus Metall der Zaun hinauf erstreckte. An ihm wucherte der Efeu, sodass der Eindruck verstärkt wurde, hier würde niemand leben. Das Tor war aus Eisen und zugleich wies es leichte Spuren von Rost auf. Dennoch schwang es aufgrund von ein wenig Magie lautlos auf und ließ die beiden dunkel gekleideten Gestalten passieren. Hinter ihnen glitten sie erneut zu, während sich vor ihren Füßen der sandige Weg hinauf zum Eingang ihres Heims hindurch schlängelte.
 

Zum ersten Mal ließ André wirklich bewusst den Blick auf dem Anwesen umher wandern. Es fielen ihm Kleinigkeiten auf, die zeigten, dass die Pflanzen ganz frei und wild wuchsen, aber auch jene Details, die dem ganzen beinahe wieder ein geordnetes Konzept gaben. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, da ihm gerade bewusst wurde, dass dieses Durcheinander nur auf den ersten Blick so wirkte, als würde sich hier niemand um etwas kümmern. Das sollte nur ungebetene Gäste fern halten. In Wahrheit aber hatte genau das für ihn selbst etwas Wunderschönes… beinahe schon Verwunschenes an sich.
 

Ihre Schritte verursachten ein leises Geräusch, das selbst ihre vampirischen Ohren nur entfernt wahr nahmen. Immer näher kamen sie dem hölzernen Eingang, an den Lestat zuerst heran trat, um die Tür zu öffnen und André einzulassen. Danach folgte er ihm wortlos und ein leises Klacken deutete darauf hin, dass die Tür erneut ins Schloss gefallen war.
 

Eine Frage lag im Blick des Jüngeren, wobei die Antwort ein simples Lächeln und eine kleine Handbewegung war. Lestat streckte die Hand aus, sodass sie den Gang hinunter zeigte. Schon wenige Momente später traten sie in den Salon, wo sich exakt in diesem Augenblick im Kamin das Feuer entzündete und sie regelrecht willkommen hieß.
 

Der Raum war nicht zu groß und nicht zu klein, hatte zur ihrer Linken einen gemütlichen Kamin, vor dem ein künstliches Tierfell lag. Rechts konnte André ein Bücherregal an der Wand ausmachen und auch einige Werke sehen, aber er schenkte ihnen nicht wirklich Beachtung. Viel interessanter waren da die Couch und die Sessel, auf denen man es sich überall sehr bequem machen konnte.
 

„Setz dich. Dann können wir in aller Ruhe reden, mein Sohn.“, sagte Lestat und seine Stimme wirkte ruhig und melodisch wie die eines Engels. Natürlich war dem Jüngeren bewusst, dass er hier mit einem Vampir im selben Raum war und keinem dieser Schwingenträger, aber für ihn machte das keinen nennenswerten Unterschied.
 

„Wohin?“
 

„Wohin du möchtest. Mach es dir gemütlich.“
 

Kurz musterte der Jüngere sein Gegenüber, ehe er den Blick umher schweifen ließ und dann seine Entscheidung mit leicht schüchternem Unterton preis gab: „Ich würde mich gern auf die Fensterbank setzen, wenn das in Ordnung ist.“
 

Mit einem zustimmenden „Natürlich.“, war diese Entscheidung schon einmal gefällt und André ging hinüber an das vergleichsweise große Fenster, vor dem sich ein sehr breites Fensterbrett erstreckte, das man hier besser als Fensterbank bezeichnen sollte. Es war mit einer dunkelroten Decke ausgelegt und er setzte sich so hin, dass er mit dem Rücken an der Wand lehnen konnte. So war es ihm möglich mal aus dem Fenster hinaus in die Nacht oder auch in den Raum zu dem anderen blonden Vampir zu sehen.
 

Lestat hingegen ließ sich auf einem Sessel nieder. Und dem Jüngeren fiel mit leichtem Herzklopfen auf, dass es jenes Möbelstück war, das am nächsten zum Fenster stand und damit unmittelbar in seiner Nähe. Er wusste, dass er gern bei diesem Mann war und sich in gewisser Weise zu ihm hingezogen fühlte. Doch es gab zu vieles, das zwischen ihnen war und noch keine Beachtung erhalten hatte. Man konnte durchaus sagen, dass sie beide viel zu viele Geheimnisse noch hatten. Daher herrschte fast zwangsläufig eine gewisse Distanz.
 

Wieder legte sich eine Stille über sie beide. Dieses Mal lag es jedoch daran, weil keiner der beiden an ihrem vorherigen Gespräch so recht anzuknüpfen wusste. Das würden sie sich nicht eingestehen, weshalb sie sich einzureden versuchten, sie würden die Stille genießen. Vorerst klappte es auch, bis…
 

„Warum wurde ich nun zu einem Vampir, ohne davor zumindest ein wenig erfahren zu dürfen?“, fragte André leise, wobei man mit besonders feinem Gespür auch merken konnte, dass er vor der Antwort ein wenig Angst hatte. Für Lestat jedoch blieb sie im Augenblick verborgen.
 

„Weil du etwas ganz Besonderes bist, das es verdient, ewig zu leben.“
 

„Das hatten wir schon… Wieso durfte ich davor nichts dazu sagen? Wieso nicht… selbst entscheiden, ob ich es überhaupt wollte?“, gab er zurück und betrachtete diese Gestalt, die nicht weit entfernt von ihm saß und nun den Blick hob. War da Bedauern in diesen grauen Augen? Funkelten sie gerade wirklich leicht violett?
 

„Hättest du es mir denn erlaubt, dich zu beißen? Dir ewiges Leben zu schenken?“, wurden die Fragen gleich darauf in anderer Form genannt, ehe der Ältere den Kopf leicht schüttelte und sich erklärte, „Ich spürte deine Besonderheit… Du hattest noch ein langes Leben vor dir vermutlich mit Ruhm und Erfolg. Menschen würden dich überall hin begleiten, dir folgen und dich hätte wohl noch Großes erwartet. Ich hätte es dir nicht einmal übel nehmen können, wenn du dann keine Ewigkeit willst.“
 

In dem Moment fühlte sich André schlecht, denn er hatte den Eindruck, dass er besser nicht gefragt hätte. Vor allem wusste er selbst wohl am besten, wie seine Antwort ausgefallen wäre. Doch egal, was er jetzt sagen würde, er könnte nichts an der Vergangenheit ändern und der Tatsache, dass er nun ein Vampir war. Aber eigentlich hätte er nie abgelehnt…
 

„Mir wäre kein Grund eingefallen, dieses Angebot abzulehnen.“, antwortete er deshalb wahrheitsgetreu, was nun dafür sorgte, dass Lestat ihn sprachlos ansah und schluckte. Dieser konnte nicht so ganz glauben, was er hier gerade hörte. Trotzdem war er sich sicher, dass gleich dieses eine Wort folgen würde… ein kleines ‚Aber‘…
 

„Aber ich hätte mich gerne zuvor mit diesem Vampir unterhalten.“, fiel es dann auch wirklich und doch war es nicht so negativ behaftet. Nur verstand der Ältere nicht so recht, was genau gerade das Problem war. Wenn André angenommen hätte, wieso störte es ihn so? Dass es den Jüngeren nicht störte, sondern einfach verunsicherte, weil sie einander überhaupt nicht kannten, sah er noch nicht. Doch er sollte es früh genug erfahren…
 

„Ich verstehe nicht, wieso du dann nach einem Warum fragst.“, stellte er ruhig fest und legte den Kopf leicht schief. Irgendetwas verschwieg ihm sein Vampirkind.
 

Unerwartet drehte der Jüngere nun den Kopf, um den Blick hinaus in die Dunkelheit des Gartens zu werfen. Ganz zart konnte er sogar etwas Rot auf den Wangen erkennen. Nur was könnte seinem hübschen Sohn unangenehm sein? Was ihn dazu bewegen, den Blick abzuwenden?
 

Da er keine Antworten erhalten würde, wenn er ihn einfach nur ansah und hoffte, es würde sich von selbst klären, stand er auf und war im nächsten Moment schon direkt neben seinem Sohn. Vorsichtig beugte er sich zu ihm, stützte sich mit einer Hand neben ihm auf der Fensterbank ab und kam ihm nahe, ohne ihn jedoch zu berühren.
 

„Was bedrückt dich, André? Was ist es, das dich dazu bewegt, den Blick von mir abzuwenden, mein Sohn?“, fragte er ihn und musterte ihn sehr genau, wobei ihm einmal mehr auffiel, wie perfekt der Jüngere doch war. Diese makellose Haut und sanften Züge. Wenn man sie beide neben einander sah, könnte man sie gewiss mit Leichtigkeit verwechseln. Aber ihm selbst fielen lauter kleine Unterschiede auf. André hatte einen schlankeren Hals, an dem sich schnell die Sehnen abzeichneten. Ebenso wirkten seine Hände ein wenig zierlicher, als man es von einem Mann erwarten würde. Nicht zu vergessen diese dunkelblauen Augen, die viel mehr Tiefe aufwiesen, als er je zuvor erlebt hatte.
 

„Warum werde ich immer als ‚Sohn‘ angesprochen? Weil Ihr mein vampirischer Vater seid?“, hörte Lestat diese wundervolle Stimme und doch waren es die Worte, die ihn aus dem Konzept brachen. Nicht wegen ihrem Inhalt. Ihm wurde nur gerade bewusst, dass er ihm bislang noch kein ‚Du‘ angeboten hatte und der Jüngere ihn deshalb wohl formeller ansprach. Aber dem konnte man Abhilfe schaffen.
 

„Bitte duz mich, André. Ich möchte nicht diese Distanz zwischen uns spüren, die ein Sie bewirken würde.“, stellte er somit klar und hob langsam die Hand, damit er sie sanft an das Kinn des Jüngeren legen und dessen Kopf drehen konnte. Er wollte ihm in die Augen sehen, wissen, was in ihm vor sich ging. Zwar konnte er es sich nicht erklären, aber ihm lag viel am Wohlergehen dieses jungen Vampirs.
 

„Du nennst mich immer wieder ‚mein Sohn‘ und das ist…“
 

„Dir unangenehm?“, beendete Lestat den Satz, da André nicht weiter gesprochen hatte und er vermutete, dass es daran lag.
 

„Nein… seltsam.“, wurde er gleich korrigiert und er merkte, wie die Augen ihm ausweichen wollten, was ihm aber nicht half, aus dem Ganzen schlau zu werden. Was störte seinen Sohn daran, wenn er so genannt wurde? Es war eben seine Art ihm zu zeigen, dass er ihm etwas bedeutete. Oder war er schlicht wieder einmal zu aufdringlich? Vergraulte er damit nun das nächste Vampirkind?
 

„Und warum?“
 

Dass er danach fragte, lag auf der Hand. Wenn André nicht einfach von sich aus mit ihm sprach, musste er sich erkundigen. Er wollte ihn verstehen können, was jedoch nicht ging, wenn sie einander anschwiegen. Nur half ihm die Reaktion nicht, denn der Jüngere legte eine Hand in den Nacken, was auf ihn den Eindruck von Verlegenheit machte. Aber wieso?
 

„Es fällt mir schwer, das zu erklären… Immerhin will ich nicht, dass… du schlecht von mir denkst.“, kam es ein wenig kleinlaut und langsam wurde es zu einer Geduldprobe für den Älteren, der einfach nicht schlauer wurde. Zugleich kam ein Gefühl in ihm auf, das ihm vertraut war und ihn daran erinnerte, wieso er den Jungen wirklich gebissen hatte. Das ließ den aufkommenden Ärger sich wie Rauch auflösen. Er wollte ihn nicht bedrängen, oder ihn gar zu etwas zwingen. Nur eines konnte er ihm versichern…
 

„So schnell denke ich nicht schlecht über dich, André. Bisher hast du mir keinen Grund dafür gegeben auch nur im entferntesten eine negative Meinung über dich zu haben.“, garantierte er ihm und man hörte ihm an, dass er es vollkommen ernst meinte, „Ich verspreche dir, dass sich nichts zwischen uns ändern wird.“
 

„Doch… das wird es. Es wird alles verändern.“, widersprach der Jüngere, wobei er leise seufzte, weil es ihm eigentlich nicht gefiel, ehe er jene Worte aussprach, die ihre Zukunft für immer nachhaltig beeinflussen würden, „Du bist nicht nur mein vampirischer Vater… sondern auch mein leiblicher.“
 

„Du bist damals meiner Frage ausgewichen.“, fiel es André plötzlich auf, als er es schaffte sich aus der Erinnerung, die in ihm aufgekommen war, wieder zu lösen. Das Schmunzeln auf den Zügen seines Vaters zeigte, dass es diesem sehr deutlich bewusst war. Also war es Absicht gewesen. Da durfte sich Lestat nun nicht wundern, dass sein Sohn vor ihm etwas zurück wich und ihn leicht verärgert anfunkelte.
 

„Jetzt schau doch nicht so.“, wollte er seinen Schatz beschwichtigen und beantwortete ihm nun, was längst überfällig war, „Was hätte ich denn deiner Meinung nach sagen sollen? Mir war selbst noch nicht so deutlich klar, was genau mich dazu getrieben hat, dich einfach zu mir zu holen… Und selbst wenn ich es gewusst hätte, wäre es doch seltsam gewesen zu sagen, dass ich in dir den Jungen wieder gefunden habe, nach dem ich mich seit Jahren sehne. Oder zu sagen, dass ich dich bei mir wissen wollte, weil du mir mein Herz gestohlen hast… André, wir waren noch ganz am Anfang. Bevor ich das zwischen uns aufs Spiel setze, bin ich dir eben ausgewichen.“
 

Sanft legte er ihm eine Hand an die Wange, wobei André das still schweigend zuließ. Er war nicht richtig sauer und das wussten sie beide. Ärgern durfte er sich dennoch, was ihm sein Vater niemals als Recht aberkennen wollte. Nur kam er langsam näher, sodass er einen Kuss auf die weiche Haut am Hals setzen konnte.
 

„Ich möchte niemals das Risiko eingehen, dich zu verlieren. Dafür liebe ich dich zu sehr, mein Sohn…“
 

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Wieder ein Kapitel fertig und ich hoffe, es gefällt ^^
 

In der nächsten Zeit sollte es regelmäßiger weiter gehen als zuletzt. Zumindest hoff ich das. >//<

Beweggründe


 

Kapitel 21 – Beweggründe
 

„Und wieso hast du mich dann einfach so gebissen, ohne mich vorher zu fragen? Ohne mich davor nur ein wenig kennen gelernt zu haben?“
 

Im Grunde kannten sie beide die Antwort hierauf, aber André musste es einfach hören, seinen Verdacht bestätigt wissen. Ihm bedeutete es sehr viel, wenn der Ältere ihm manche Dinge verriet, sie ihm mit Worten näher brachte und somit etwas zeigte, das sonst keiner je erfahren würde. Für diesen jungen Vampir war es einfach so, dass er spüren konnte, welchen Wert er hatte, wenn er solch eine Erläuterung bekam…
 

„Genau deshalb.“, sagte Lestat und lächelte, wobei er den verwirrten Ausdruck im Gesicht seines Sohnes gemeiner Weise innig liebte, ehe er ihm doch ein wenig Licht ins Dunkle brachte, „Weil du bist, wie du bist, André. Das erste Bild, das ich von dir hatte, war jenes eines Jugendlichen, dem die Liebe fremd war… der allein gelassen wurde, den man benutzen wollte und dem Leid widerfahren war. Du hast von Anfang an etwas in mir geweckt, etwas gelockt, das ich bis dahin nicht kannte. Ich wollte dich beschützen… damals in der Schulbibliothek, als du so verzweifelt ausgesehen hast… und später in dem Moment, als ich dich in deinen Sarg legen wollte, du mich aber festgehalten hast. Genauso hast du eine Sehnsucht entfacht mit deinem Duft, deiner bloßen Anwesenheit…“
 

„Alter Charmeur…“, murmelte der Jüngere in seinen nicht vorhandenen Bart und drehte demonstrativ den Kopf weg. Ein zartes Rot hatte sich auf seine Wangen geschlichen, als er die Worte vernommen hatte. Irgendwie schaffte es dieser Vampir immer und immer wieder, ihn aus dem Konzept zu bringen. Und doch wusste er sehr genau, dass jedes Wort ernst gemeint war. Lestat wollte ihn hier nicht um den kleinen Finger wickeln, oder ihm schöne Phrasen vorgaukeln. Das hatte er nicht nötig.
 

„Du hast dich in mein Herz geschlichen, ohne dass ich dich gekannt habe.“, gestand er leise und griff sanft nach einer Hand seines Sohnes, um einen kleinen Kuss auf die Handinnenfläche zu setzen, ehe seine Lippen zart zum Handgelenk wanderten, „Und je mehr ich von dir weiß, umso weniger will ich dich jemals wieder ziehen lassen… Obwohl ich dich niemals einsperren wollen würde. Viel eher würde ich dir überall hin folgen.“
 

Kleine Küsse hauchte er auf die weiche Haut, wobei er jedes Mal unter den Lippen dieses Blut hindurch rauschen spürte. Ohne darauf zu achten traf er immer wieder die Hauptschlagader, die regelrecht darauf zu drängen schien, dass er…
 

In einem Augenblick versuchte André noch seine Hand zurück zu ziehen, im nächsten wurde sie jedoch schon fester gehalten und ehe er sich versah, sanken zwei spitze Fangzähne in seine Haut. Ein leises Aufkeuchen durchschnitt die Stille des Raumes, wo sonst nichts anderes hörbar wurde. Lestat ging so unglaublich zärtlich vor, dass es wohl mit einem Streicheln bei Sterblichen gleich bedeutend wäre.
 

„Verdammter Mistkerl…“, fluchte André leise vor sich hin und doch hörte man ihm einfach an, wie es gemeint war. Es war keine böse Beleidigung. Ihn ärgerte hier höchstens, dass Lestat ihn schon so gut kannte, um seine Schwachstellen gegen ihn zu verwenden. Gerade diese Bisse vermittelten ihm eine gewisse Intimität, die nur sie beide auf diese Art und Weise teilen konnten. Vielleicht war er zu sehr Vampir von Natur aus, dass er einfach auf dieses Gefühl stand. Vielleicht war er auch einfach nur ein wenig masochistisch veranlagt, was nicht hieß, dass er generell auf Schmerzen stand. Aber letztendlich war nicht wichtig, warum er diese Gesten liebte, denn solange sie beide es genießen konnten, war die Welt in Ordnung.
 

„Stimmt, ich bin verdammt.“, bestätigte der Ältere mit einem Lächeln auf den Zügen, das arrogant wirkte und doch nur von seinem Liebsten als das angesehen wurde, was es wirklich war… reinste, liebevollste Wahrheit, „Immerhin habe ich einen Engel entführt und ins Verderben gestürzt.“
 

Als er leicht den Kopf drehte und eher seitlich zu André hoch schielte, hatte er etwas so Unschuldiges an sich, das man ihm nicht zutrauen würde. Vor allem passte solch eine Reinheit nicht mehr zu ihm, wenn man bedachte, was er bereits alles in seinem Sein durchgemacht und erlebt hatte. Schließlich handelte es sich immer noch um denselben Vampir, den Louis als Monster und Marius als Flegelprinz bezeichnet hatten. So viele Titel hatten sie ihm gegeben und alle waren negativ behaftet. Unschuld würden sie gewiss nicht mit Lestat in einem Satz sagen. Aber André gehörte nicht dazu. Für ihn war sein Vater wie ein unschuldiges Kind, das gerade etwas Neues kennen lernte. In seinem Fall war es die Liebe zu einem jungen Mann, die ihn in vollkommen neue Welten, allem voran jenen auf Gefühlsebene, geleitete.
 

„Sagte der Teufel zu jenem Engel, den er sein Leben lang beschützt hatte.“, schmunzelte André und kam ein wenig näher, damit er ihm einen flüchtigen Kuss stehlen konnte, „Ich wusste, dass es mein Verderben sein wird. Aber ich konnte nicht anders. Nie. Ich musste einfach diesem Traum folgen, dir zu begegnen… Nur hätte ich nicht gedacht, dass es erst der Anfang sein würde.“
 

„Nun… jetzt hast du die Ewigkeit Zeit, damit klar zu kommen.“, grinste der Ältere und haschte selbst nach diesen weichen Lippen. Zugegeben er liebte es, wenn er André ärgern konnte, aber noch mehr liebte er es, wenn sie sich danach wieder vertrugen und beiden klar war, dass hier keiner den jeweils anderen hatte verletzen wollen. Sein Sohn verstand seine Motive, gab sich auch immer wieder Mühe, ein wenig mehr zu sehen als andere. Genau das machte ihre Beziehung zu etwas besonderem. Ihnen beiden lag unglaublich viel daran, dass der andere einen verstehen konnte. Keines seiner vorherigen Kinder hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu verstehen. Vermutlich war es den anderen bislang einfach zu… anstrengend gewesen.
 

„Sei doch einfach mal ruhig.“, bat der Jüngere seinen Schatz leise und fing ihn ganz unerwartet für einen Kuss ein. Damit unterband er jegliche Worte für den Moment und zeigte ihm, dass manchmal Schweigen wirklich wie Gold war. Immerhin schaffte es der Ältere nämlich schon wieder, ihn zu ärgern. Obwohl er die Aussage davor gerade abgehakt hatte und sich nicht weiter darüber grämen wollte. Und bevor sein Vampir jedes Mal aufs Neue sprichwörtlich noch einen drauf setzte, verbat er ihm kurzerhand einfach mal das Wort. Noch dazu kehrte so etwas Ruhe ein, die sich ganz friedlich über sie beide legen konnte….
 

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Wieder ein Kapitel mehr. Passend zum Wochenende dieses Mal. Hoffe, es gefällt. ^^
 

Anregungen, Fragen, Wünsche und jegliche Kommentare sind gern gesehen aber kein Muss. Bis zum nächsten Mal *wink* ^^

Verbundenheit

Kapitel 22 – Verbundenheit
 

An ihrem Kuss war etwas Spezielles, das Lestat anfangs noch nicht greifen konnte. Aber je mehr die Zunge seines Liebsten ihn zu zärtlichen Spielen lockte, umso mehr lauschte er auch auf die kleinen Gesten. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch es kam ihm so vor, als wollte sein Schatz sich nicht mehr von ihm lösen.
 

Langsam legte sich eine Hand des Jüngeren an den Übergang zwischen Schulter und Hals seines Gegenübers, womit dieser Gedanke an Einbildung sofort verflog. Nur fragte sich der Ältere, was die Ursache hierfür war. Immerhin versuchte da jemand, ihn etwas zu dominieren, regelrecht den Kuss zu bestimmen und zugleich hielt er sich an ihm fest. Noch konnte er es nicht greifen und ihr Lippenbekenntnis verlangte auch sehr viel Aufmerksamkeit, dass er kaum dazu kam, seine Gedanken zu ordnen, bis…
 

Auf einmal schloss Lestat das Gesicht seines Sohnes in beide Hände und löste ihren Kuss endgültig auf. Ein erboster Laut kam darauf als Antwort, wobei er einen Augenblick dachte, er hätte hier gerade einem Kater ein Spielzeug weg genommen. Es hatte ihn an ein Maunzen erinnert, auch wenn er sich sicher war, dass das nicht ganz stimmen konnte. Aber gut, das war eine andere Geschichte, die hier gerade nicht hingehörte.
 

„Es war dir zuviel..?“, erkundigte er sich leise und musterte das fein geschnittene Gesicht des Jungvampirs, der nun langsam die Augen öffnete. Die tiefdunklen Augen funkelten einen kleinen Moment, ehe sie beinahe beschämt einen anderen Punkt im Raum suchten. Da sein Vater ihn wirklich ganz genau beobachtete, merkte er diese Gesten, die etwas Bestimmtes wieder spiegelten. Man könnte auch sagen, er sah ihm an der Nasenspitze an, dass er ihn ertappt hatte.
 

„Du hättest mir auch eine knallen können…“, schmunzelte Lestat und zog ihn näher heran, dass André an ihn sank und er ihn richtig in die Arme schließen konnte, „Aber ich bin froh, dass du diesen Weg gewählt hast.“
 

Kaum hörbar wurde ihm ein „Entschuldige“, entgegen gebracht, auf das hin er ihn nur etwas mehr an sich drückte. Vorsichtig schwebte er dabei mit seinem Schatz nach hinten an das Kopfende des Bettes, wo er sich mit dem Rücken anlehnte. Für ihn gab es hier nichts zu vergeben oder zu verzeihen. Wenn, und das würde er niemals zugeben, war es doch eher sein Fehler gewesen. Obwohl er noch auf eine Bestätigung seines Verdachtes wartete. Die blieb bislang noch aus. Zumindest eine direkte.
 

„Hat es dich verletzt?“, fragte er einfach so, da André sich nach einigen Sekunden immer noch nicht geäußert hatte. Schließlich musste er es wissen, da er sonst womöglich wieder einmal so handeln würde und das wollte er gerne verhindern. Jetzt galt es nur, seinen Schatz zur Wahrheit zu überreden…
 

„Keine Ahnung. Ich denke nicht.“, bekam er eine ehrliche Antwort, die zwar nicht weiter half, aber wenigstens einen Anfang darstellte, „Es hat mich nur einfach… geärgert, dass du mich so gut kennst und das ohne zu zögern gegen mich verwendet hast. Ich kam mir auf einmal irgendwie… ausgeliefert vor.“
 

„Du weißt aber, dass ich dir nie damit schaden will.“, wurde etwas ausgesprochen, das ihnen beiden zwar bewusst war, aber dennoch gerade wichtig war. Schließlich könnte es genauso gut sein, dass André diese Tatsache vergessen und darum so empfindlich reagiert hatte, weil er in gewisser Weise Angst vor seiner eigenen Verletzlichkeit bekommen hatte.
 

„Natürlich weiß ich das, aber darum geht es auch nicht.“, entgegnete der Jüngere und seufzte leise, während er sich fast schon wie ein Kind an Papa heran kuschelte, „Bisher habe ich nie jemanden an mich heran gelassen… und manchmal vergesse ich einfach, dass sich alles geändert hat. Dass da jemand ist, der mich wirklich kennt, der über meine Schwächen Bescheid weiß und dieses Wissen niemals gegen mich verwenden würde, um mir zu schaden. Für mich ist das einfach noch nicht zu begreifen.“
 

Sanft strichen Fingerspitzen in seinen Nacken und begannen diesen leicht ein wenig zu verwöhnen. Man könnte es als leichtes Massieren oder gar Kraulen bezeichnen, aber Worte waren hier weniger wichtig. Lestat ließ ihn so einfach wissen, dass er da war und vor allem, dass hier keinerlei Bedrohung für sie beide war. Im Gegenteil. Sie waren in Sicherheit und nichts würde ihnen schaden. Für den Augenblick konnte er das wirklich garantieren.
 

„Denkst du, mir geht es anders, André?“, brach er nach einigen Momenten des Schweigens eben dieses und senkte den Kopf, um die Nase in den dichten, blonden Locken verschwinden zu lassen, wo er leicht schnupperte und diesen Duft tief in sich aufnahm, „Mehr als zwei Jahrhunderte suchte ich nach einem Gefährten, jemandem, der die Ewigkeit mit mir verbringen könnte… Doch in all der Zeit war ich letztendlich immer allein. Egal, ob es nun damals Paris war, wo ich mit Nicolas unbedingt hin gewollt hatte… oder später die Zeit mit Louis, von dem ich lange dachte, ich könnte ihn bei mir halten. Mit Marius wäre es sowieso nie gut gegangen… Es waren so viele, dass ich gar nicht mehr darüber nachdenken will. Nach Akasha wollte ich aufgeben… Sie war im Grunde nicht anders gewesen als Menschen… machthungrig und nur auf den eigenen Vorteil aus. Gut, ich bin auch ein Egoist und Narzisst, aber ihre Vorstellungen waren mir dann doch zu… sie passten einfach nicht zu mir. Nach so vielen Misserfolgen wollte ich nicht mehr und in der Wüste… fand ich dich. Selbst heute kann ich mein Glück noch gar nicht fassen… vir allem das Glück, dich wirklich gefunden zu haben.“
 

„Lestat…“, perlte der Name hauchzart über die weichen Lippen, die danach ein leichtes Lächeln zierte. Ein klein wenig spürte er seine Augen brennen, was wohl daher rührte, dass ihn diese vielen Worte gerade zutiefst berührten. Es war für ihn nichts Neues in dem Sin, aber er hörte es so unglaublich gerne, dass ihn jedes Mal die Gefühle ergriffen. Dagegen konnte er noch nicht einmal etwas machen.
 

„Shhh…“, beruhigte er den Jüngeren und legte ihm einen Finger an die Lippen, die leicht geöffnet regelrecht erbebten. Manchmal waren es die kleinen Dinge im Leben, die zeigten, wie groß eine Wirkung war. Doch er hob leicht den Kopf seines Liebsten an und entführte ihn in einen Kuss, der vor lauter Liebe auf ihrer beider Lippen unglaublich prickelte.
 

Dieses Mal dauerte es, bis sie beide von einander lassen konnten. Selbst nach mehreren Anläufen fingen sie einander doch nochmals ein, weshalb es beinahe schon ein richtiger Kampf war, der letztendlich damit endete, dass ihre Gesichter kaum auf Distanz waren. Ihre Blicke fanden sich, woraufhin sich auf beide Lippenpaare ein Lächeln legte. Nichts konnte den Frieden zwischen ihnen trüben, was ihnen gerade einmal mehr deutlich bewusst wurde. Sie würden sich ärgern, vielleicht irgendwann sogar einmal streiten, aber doch verband sie beide etwas, das viel stärker war…
 

„Eigentlich hatte mein geliebter Sohn vorhin angefangen, mir von sich zu erzählen… davon, wie er in meine Stadt gekommen ist…“, lächelte der ältere Vampir auf eine Art und Weise, die nur einem vorbehalten war, denn es zeigte das, was die Stimmlage ebenso verdeutlichte. Es war eine Verträumtheit, die seine Neugier offenbarte. Am liebsten wollte er alles sofort wissen, aber er liebte es einfach, wie sie sich unterhielten und damit immer wieder neue Aspekte aus der Vergangenheit seines Sohnes heraus kamen. Punkte, die er so noch gar nicht gekannt hatte, wurden ihm mit einem Mal offen gelegt. Deshalb ließ er sich einfach von ihrem Gespräch führen. Irgendwann würde er alles wissen und der Weg bis zu diesem Ziel gefiel ihm ganz besonders gut.
 

„Jeder Moment war etwas Besonderes für mich.“, gab der Jüngere zu und dieses Lächeln seines Vaters lockte ihn in einen kleinen Tagtraum, wobei man an seinen Augen merkte, dass er anderes vor sich sah, „Ich habe mich sehr oft gefragt, wie oft du wohl schon genau diese Straße entlang spaziert bist, die ich gerade lang lief… Seltsam, aber ich erwischte mich selbst oft dabei, wie ich mir vorgestellt habe, dass du unweit von mir ein Opfer ansprichst, verführst und dann irgendwohin mit nimmst… Oft hatte ich diesen Duft in der Nase, den ich noch von früher kannte, aber ich konnte ihm nie folgen. Es gelang mir nie, heraus zu finden, wo er mich hin führen wollte.“
 

„Die Zeit war eben noch nicht reif…“, philosophierte sein Vater einfach mal, indem er eine These aufstellte. Ob dem so war, war ihm ziemlich gleich. In seinen Ohren war Schicksal nur ein Wort, das Menschen dafür gebrauchten, wenn sie etwas nicht verstehen konnten. Er hingegen wollte lieber selbst Schicksal spielen und das konnte er in gewisser Weise.
 

„Wusstest du eigentlich, dass ich in New Orleans bin?“, tauchte unerwartet eine Frage auf, die Lestat dazu brachte recht erstaunt seinen Sohn zu mustern. Die Überraschung in seinen grauen Augen, die dabei in einen blauen Farbton glitten, war deutlich zu sehen. Entweder hatte er ihn sprichwörtlich eiskalt erwischt, oder aber der Ältere hatte einfach nie darüber nachgedacht.
 

„Nicht direkt, nein.“, begann er ihm zu schildern, wobei sich das als recht schwieriges Unterfangen heraus stellte, denn er musste etwas mehr über sich preis geben, „Mir fiel dein Duft auf… so, wie dir wohl immer wieder mein Geruch begegnet ist, war es für mich der deine, der mich immer wieder heim gesucht hat. Ich zweifelte schon an meinem Verstand, denn ich war mir sicher, dass das nicht möglich war. Noch dazu hatte ich meine Suche nach dir aufgegeben, weil diese Verbindung schon eine ganze Weile weg war.“
 

Eines sagte er ihm nicht. Von der Verbindung wussten sie zwar beide, aber sie war auch eines Tages weg gewesen. In Wahrheit hatte er sich auf eine kurze Zeit zurück gezogen, wollte den Jungen finden, der ihm regelrecht erschienen war. Nur hatte er dann auf einmal diese Verbindung nicht wieder herstellen können. Das hatte ihn durchaus nahe an den Wahnsinn getrieben. Die Angst war in ihm aufgekommen, er könnte den Jungen verloren haben, bevor er ihn richtig gefunden hatte. Darum hatte er aufgegeben, wäre beinahe selbst in eine Melancholie verfallen, wenn da nicht ganz unerwartet dieser Geruch in seiner Stadt gewesen wäre. Irgendwie hatte es sein Sohn immer geschafft, ihm erneut Mut zu machen, auch wenn er das nicht zugeben konnte.
 

„Als ich dabei war, mich damit abzufinden, dass es wohl nur ein schöner Traum gewesen war…“, setzte er zu einer Erklärung an und hielt einen Moment inne, wobei seine Finger ganz zärtlich über den schlanken Hals strichen, unter dem Stoff des Hemdes leicht verschwanden und er ihm immer noch in die Augen blickte, „Nun… genau da erreichte mich mitten in meiner Stadt dieser unvergleichliche Geruch. Diese Mischung aus Reinheit und einer leicht süßlichen Note, die man nur ganz nah in die Nase bekommt. Auf einmal war es wieder da… dieses Gefühl, jenen Jungen in Armen zu halten… die Sehnsucht, die er in mir ausgelöst hat… ein Verlangen nur nach ihm mit jeder Faser.“
 

Man hörte die Schwärmerei, die aus ihm sprach und zugleich spürte André, wie die Finger seine Haut berührten. Da lag eine Liebe und zugleich eine Sehnsucht drin, die ihm allein vorbehalten war. Durfte er sagen, dass ihm das sehr gut gefiel? Dass es ihn sogar anmachte, wenn dieser Mann von ihm derartig ins Schwärmen und Träumen geriet?
 

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Hoffe, es hat euch gefallen. ^^
 

Sollte jemand Interesse haben, in Zukunft per ENS von mir benachrichtigt zu werden, dass es weiter geht, könnt ihr euch gern bei mir per Kommentar, ENS oder GB-Eintrag melden! ^^
 

Bis zum nächsten Mal ^.~

Kleine Geheimnisse

Kapitel 23 - Kleine Geheimnisse


 

Vorsichtig richtete sich André ein wenig auf, ohne Lestat nun in seiner Erzählung und seinem Handeln irgendwie zu stören. Ihm war nur gerade lieber, wenn er sich auf den Schoß seines Vaters sinken lassen konnte, um ihm weiter zu lauschen. So waren sie einander zugleich ganz besonders nahe, was auch dem Älteren sehr gut gefiel, wie die sanften Berührungen und sein leicht verträumter Blick bewiesen.
 

„Also hast du doch wieder gesucht?“, fragte der junge Vampir leise nach, auch wenn er die Antwort kannte. Schließlich waren sie inzwischen unzertrennlich und sie hatten einander gefunden. Da erübrigte sich diese Frage prinzipiell schon, aber er wollte ihm ein wenig mehr noch entlocken. Zumindest hoffte er, dass er noch mehr an Worten bekommen würde…
 

„Selbstverständlich.“, wurde ihm ebenso leise entgegen gebracht, ehe er nicht nur die eine Hand an seinem Hals spürte, sondern sich die andere an seine Wange legte und er näher dirigiert wurde, „Wie hätte es auch anders sein sollen? Von Anfang an hast du mich angezogen und dann nach dieser Zeit der Abstinenz wieder deinen Duft wahr zu nehmen… noch dazu so deutlich in meiner Stadt… Wundert dich da, dass ich sofort los geirrt bin und versucht habe, dich noch in dieser Nacht zu finden?“
 

Das Lächeln dieses Vampirs war ansteckend, sodass auch die Lippen seines Sohnes eine solch liebevolle Geste aufwiesen. Zugleich sank ein wenig betreten der Blick der dunkelblauen Augen, während sich ein zartes Rot kurz auf seine Wangen legte. Irgendwie war es ihm doch unangenehm, dass er diese Frage gestellt hatte. Nur nahm ihm das niemand übel…
 

„Auf einmal wusste ich, wo du bist… dass du nicht weit weg sein kannst. Also war es für mich eine Notwendigkeit, dich zu finden. Ich musste einfach sehen, was aus diesem unschuldigen Jungen geworden war, wie reif er nun war… und doch wusste ich nicht, was passieren würde.“, gestand der Ältere viel eher, statt dass er auf den Hauch von Rot einging. Manchmal brauchte er das auch gar nicht, denn er konnte nachvollziehen, warum sich dieser Farbton so zart auf die blassen Wangen gelegt hatte. Aber er liebte diesen Anblick einfach, sodass er sich ein wenig näher beugte und sanft die freie Wange küsste.
 

„Aber ich hätte nie gedacht, dass mich dein Anblick so überwältigen würde.“, hauchte er ihm leise zu, als würde er fürchten, jemand könnte sie belauschen und dieses Geheimnis mitkriegen, das nur für einen bestimmt war, dem gerade ein Schauer den Rücken hinab lief, „Als mir in dieser einen Nacht dein Geruch erneut so intensiv in die Nase stieg… da war er so unglaublich lebendig, so… präsent, dass ich ihm einfach gefolgt bin. Bis ich im Park eine… richtige Erscheinung hatte…“
 

Genau da driftete Lestat nun zum ersten Mal etwas ab, sodass sie beide sich wieder an jene Nacht zurück erinnern konnten. Es war wie ein erstes Treffen, eine aller erste Begegnung, die sie beide von da an noch mehr verbinden würde. Doch André ließ sich gerne in diese Schilderung hinein ziehen, sodass er sie aus Sicht seines Liebsten noch einmal erleben konnte…
 

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So... etwas Kürzeres mal dazwischen. ^^
 

Weiterhin gilt natürlich das Angebot, dass ich per ENS informieren kann, wenn es weiter geht. Einfach nur bei mir melden ^^

Sehnsucht


 

Sehnsucht
 


 

In einer kühlen Winternacht Anfang März ging in New Orleans fast alles seinen gewohnten Gang. Ausnahme hierzu stellte ein Vampir dar, der zu Recht diese Stadt als die seine bezeichnen konnte. Hier lebte er nun schon seit längerer Zeit, würde auch immer wieder in diese Metropole zurück kehren und einfach ein Zuhause haben.
 

Lestat de Lioncourt war gewiss kein Unbekannter, aber die Menschen und Vampire hier machten es nicht mehr wie früher zu etwas derartig Besonderem. Man konnte sagen, es war normal geworden, dass er hier durch die Straßen wandelte. Ab und an wurde er von recht einflussreichen Personen mit einem Kopfnicken oder Heben der Hand gegrüßt. Alles in allem ein ruhiger Alltag, der sich für ihn seit einer Weile nicht mehr ganz so entspannt gestaltete. Schuld daran war ein unvergleichlicher Duft, der immer und immer wieder seinen Geruchsinn in neue Höhen geleitete…
 

An diesem Abend zu fortgeschrittener Stunde war er gerade unterwegs in einer der belebten Hautpstraßen. Er hatte bereits gut getrunken und sah sich nun nach einer netten Gesellschaft oder etwas anderem um, womit er die restliche Nacht verbringen konnte. Dass er zudem weiterhin seine Sinne offen hielt, um vielleicht diesen Jungen zu finden, gehörte für ihn schon seit einigen Wochen dazu.
 

Dennoch traf es ihn komplett unerwartet, als er plötzlich diesen Duft in der Nase hatte. Es war weniger, dass ihn dieser Geruch erreichte. Viel eher lag es an der Intensität, die er so noch nicht wahr genommen hatte. Vor seinem geistigen Auge sah er regelrecht schon, wie der Mann, den er als Jungen gekannt hatte, hier entlang gegangen war. Zwar hatte er keinerlei Vorstellung in diesem Augenblick, wie er denn nun aussah, da er seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt hatte, aber das könnte er vielleicht gleich ändern.
 

Schnell war alles über den Haufen geworfen. Sein Interesse an allen anderen, Menschen wie Vampiren, verflog komplett und er ließ sich von dieser zarten Note an Süße und Unschuld einfach leiten. Seine Schritten wurden unwillkürlich flotter, als würde er fürchten, ihn im nächsten Moment zu verpassen, oder als würde dieser noch Unbekannte gleich in ein Flugzeug steigen und seinem Leben wieder entschwinden.
 

Am Eingang zu einem Park wurde er auf einmal aus seiner Trance heraus gerissen, da ihn jemand ansprach. Leider, so dachte er darüber, war es nur ein Bekannter, den er mit einer eher flüchtigen Bewegung grüßte. Damit war diesem gleich klar, dass er an diesem Abend eine Zeit mit dem besonderen Vampir verbringen würde, weshalb er seiner Wege ging. Nur hatte Lestat so für kurze Zeit diesen Geruch verloren, was ihn mehr als ärgerte.
 

Ein paar Mal drehte er sich um seine eigene Achse, machte ein paar Schritte mal hierhin und mal dorthin, bis er den Duft aus dem Park heraus strömen spürte. Was ihm selbst so intensiv und stark vorhanden erschien, war für andere fast nicht merklich. Ob es nun daran lag, weil er diesen Jungen noch von früher kannte, oder sie beide eine eigene Art von Bestimmung verband, oder es schlicht seine vampirischen Sinne waren, war ihm vollkommen einerlei. Später einmal würde er vielleicht sogar sagen, dass es alles zusammen war. Im Augenblick konnte er zumindest die Fährte wieder wie ein Spürhund oder ein Raubtier aufnehmen. Wobei er Letzteres ja wirklich war…
 

Seine Schritte führten ihn Ziel gerichtet einen Weg entlang. Erst noch war er asphaltiert, ehe Lestat dem Duft weiter einen schmaleren Pfad auf sandigem Untergrund folgte. Jeden Weg in New Orleans kannte er, wusste somit auch, dass dieser hier zu einem kleineren Seitenausgang führte. Ob sein Fremder wohl unweit dieses Parks in einem der luxoriösen Hotels abgestiegen war? Oder hatte er sich gar eine der schicken Wohnungen gemietet, wenn nicht gar gekauft? Einen winzigen Moment tauchten diese Fragen in seinem Kopf auf, ehe er ihn leicht schüttelte und weiter dieser Spur folgte.
 

Plötzlich erstarrte er in seiner Bewegung, musste sich sogar dazu zwingen gedanklich, dass er den Schritt, den er eben hatte machen wollen, auch wirklich zu Ende brachte. Das Wieso fand sich einige Meter von ihm entfernt wie ein dunkler Schatten, der auf dem Weg wandelte und gerade unter eine der spährlich vorhandenen Laternen trat. Die Gestalt hielt inne, sodass der Vampir spüren konnte, wie sein untotes Herz ihm regelrecht bis zum Hals schlug. In seinen Ohren rauschte es, was von dem Blutkonsum zuvor sicherlich noch her rührte. Richtig gebannt sah er hinüber, wobei eine Anspannung in seinem Körper lag, die ihn ein wenig daran erinnerte, wie er zu Lebzeiten allein die Wölfe getötet hatte. Doch es war auch wieder komplett anders, so viel intensiver und überhaupt nicht darauf ausgelegt, dass er jederzeit angegriffen werden könnte. Hier war es allem voran die Neugier, was passieren würde, diese Ungewissheit, ob er nicht gleich aus einem Traum aufwachen würde…
 

Langsam realisierte er alles, was er dort im fahlen Licht fand. Goldene Haare fielen in leichten Locken hinab auf die Schultern, die eindeutig männlich waren und doch etwas graziler, femininer wirkten. Viel bekam er nicht zu sehen, denn ein langer Mantel aus schwarzem Leder schmiegte sich an die Silhouette, ehe er in etwa auf Höhe der Knöchel sein Ende fand. Die Hände waren in den Manteltaschen vergraben, sodass er nur erahnen konnte, wie sie vielleicht waren. Und doch kam es ihm so vor, als würde der Stoff allmählich vor seinen Augen noch mehr preis geben. Als würde sein Blick darunter gleiten und genau erkennen, wie sich die Schulterblätter leicht abhoben und die Muskel sich spannten, da der junge Mann sich mit dem Oberkörper etwas drehte.
 

Erst jetzt erwachte der Vampir erneut und er trat ein wenig mehr in den Schatten hinein, sodass er nicht gesehen wurde. Irgendwie konnte er ihm gerade nicht gegenüber treten. Es war wie ein Instinkt, der ihm sagte, dass er dafür noch nicht bereit war. Womöglich lag es an den wackligen Knien, die nur er spürte, aber niemand sehen konnte. Doch er erblickte diese tiefen, blauen Seelenspiegel, die in die Dunkelheit spähten und wohl versuchten ihn zu finden. Am liebsten würde er einfach hervor schnellen, den jungen Mann ergreifen und mit ihm gemeinsam im Dickicht verschwinden, wo er ihn ganz genüsslich vernaschen könnte…
 

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Und hiermit steht Kapitel 24. Damit ist der aktuelle Stand erreicht.
 

Hoffe, es hat gefallen. Bei Fragen, Risiken und Beschwerden wenden sie sich vertrauensvoll an den Autor. ^.~
 

Bis zum nächsten Mal *wink*

Passion

Sehr langsam aber stetig veränderte sich etwas an den Bildern, in denen sie beide versunken waren. Erst noch fiel es Lestat gar nicht auf, bis es langsam deutlicher wurde und ganz leise Worte seines Liebsten sich kurzfristig dazu mischten: „Ich war gerade auf dem Weg zurück in meine Wohnung…“
 

Stück für Stück formte es sich um, so dass mehr und mehr die Gefühle und Gedanken des Jüngeren mit hinein flossen. So wurde deutlich, wie es ihm ergangen war, was in ihm vor allem vorgegangen war. Schließlich hatte André keinerlei Grund, etwas zu verbergen…
 

Gerade noch war der junge Mann auf dem Heimweg gewesen, hatte überlegt, was er noch tun würde, bevor er zu Bett ging, bis ihn von einem Moment auf den anderen etwas inne halten ließ. Zu Beginn war da nur das leise Rascheln der Blätter gewesen, das auch vom leichten Wind her rühren konnte, der durch die Bäume zog. Aber es klang so bodennah, dass er kurz daran dachte, es wäre nur ein Eichhörnchen. Doch dann spürte er etwas, das er so bislang noch nicht erlebt hatte. Ein Blick ruhte auf ihm, wie er es noch nie gefühlt hatte. Zwar kannte er diese neidvollen Blicke genauso gut wie jene, die ihn anschmachteten, aber dieser hier war gänzlich anders.
 

Einen Augenblick ließ er verstreichen, versuchte zu benennen, was durch sein Innerstes gerade regelrecht hindurch fegte. Sein Herzschlag begann sich zu beschleunigen, als wäre er eben noch gerannt. Dazu wurde sein Atem etwas flacher, der deutliche Aufregung wieder spiegelte. Woher sie kam, wusste er noch nicht. Doch es war ihm auch einerlei. Viel eher zählte, dass da ein Duft dazu kam, der ihn an so vieles erinnerte… von Rosen bis hin zu einer Art After-shave, das er nicht benennen konnte.
 

Die Zeit schien sich auf einmal aus jeglicher Norm heraus zu bewegen, dass ihm alles so viel bewusster erschien als sonst. Nur ein einziges Mal zuvor hatte er genau das erlebt und das war es, das ihm einen Namen in den Kopf hinein flüsterte. Wie eine Stimme, die ihm verraten wollte, wer ihn da beobachtet. Wenn man nun wusste, dass er bereits jetzt mit jenem Vampir sehr viel mehr verband, als mit Worten greifbar war, wurde vielleicht verständlich, dass in seinem Inneren keinerlei Angst vor herrschte. Selbst angesichts der Tatsache, dass er im nächsten Augenblick zwei Fänge in seinem Hals spüren könnte, die ihm jegliches Leben stahlen, fürchtete er sich nicht im Geringsten. Viel eher tauchte eine Nervosität in ihm auf, eine Art Vorfreude, wegen der er sich nun doch neugierig umdrehte.
 

Vollkommen still und verlassen schien der Park, den er nun betrachtete. Dennoch war er sich sicher, dass er nicht so allein war, wie es wirkte. Irgendwo nicht weit weg war er. Das wusste er mit einer Sicherheit, die erstaunlich war. Aber er sah nichts. Nur für einen flüchtigen Moment dachte er, etwas Violettes in der Dunkelheit auffunkeln gesehen zu haben. Als hätten sich gerade zwei Edelsteine mit dieser Farbe ins Licht gerückt, damit ihr Strahlen deutlich wurde. Er konnte nicht ahnen, dass er genau da die Augen jenes Vampirs getroffen hatte.
 

Dem Älteren hingegen kam es so vor, als würde zum ersten Mal jemand richtig tief in sein Innerstes blicken. Er fühlte sich so angreifbar und zugleich ohne jede Furcht, weil er sicher war, dass er genau hiernach gesucht hatte. Nach dem einen Wesen, dem er schutzlos ausgeliefert sein durfte. Natürlich würde er das niemals offen aussprechen, oder gar zugeben, aber er fand so viel von sich selbst in diesem jungen Mann wieder, dass es ihm selbst schon fast unheimlich erschien. Beide so stolz und erhaben, so unerschrocken. Ohne jeden Zweifel würde dieser Mensch, wie Lestat zu jenem Zeitpunkt ihn noch betitelte, ein hervorragender Vampir werden. Vermutlich würde er sich nicht scheuen, seine Opfer zu erwählen, um sie dann auch zu töten. Bestimmt würde er sehr schnell lernen und er wäre mit absoluter Sicherheit würdig von ihm noch viel mehr zu erfahren, viel mehr beigebracht zu bekommen als jedes andere seiner Kinder, die er zuvor gebissen hatte.
 

Langsam entglitt ihm die Realität, so dass er sich bald in Vorstellungen befand, wie eben dieser junge Mann als Vampir seine Opfer umgarnte, sie verführte und ihnen letztendlich das Leben stahl. Es musste unglaublich heiß und prickelnd sein, wenn er es ihm beibrachte und ihn danach beobachten könnte. Er versank in einer sinnlichen Fantasie, die ihm ein ganz hauchzartes Seufzen voller Genuss entlockte. Ungehört erreichte es gerade einmal seine Lippen, ehe es in der kühlen Luft erstarb.
 

Seine Augen fixierten immer noch den jungen Mann, der sich zwar weiterhin umsah, aber nichts entdecken konnte. Dennoch fühlte er sehr deutlich, dass diese Augen noch da waren. Nur ausmachen konnte er die Gestalt nicht, die ihn so eingehend betrachtete. Doch er spürte langsam eine Hitze sein Inneres durchströmen, das sich mehr und mehr zentralisieren wollte. Zwar wollte er nicht wirklich aus diesem Gefühl verschwinden, aber er wollte dem inneren Wunsch nicht an einem so öffentlichen Ort nachgeben. Trotz der späten Stunde könnte jederzeit jemand hier vorbei kommen und ihn regelrecht erwischen, sollte er…
 

Obwohl alles in ihm gegen seinen Verstand protestierte, hörte er auf eben diesen und wandte sich um, damit er den Park verlassen konnte. Seine Schritte knirschten ganz leise auf dem Sand, auch wenn es ihm unglaublich laut erschien. Ihm war selbst so, als würde er flüchten, aber er sagte sich, dass er das niemals wollen könnte. Noch dazu war wohl klar, wie eine solche Flucht enden würde. Wenn Lestat de Lioncourt wirklich Interesse an ihm hatte, ihn als Opfer ausgewählt hatte, würde er ihn finden. Egal wo. Damit wäre jede Flucht sinnlos, was André sehr genau im Kopf hatte. Aber er spürte dieses Verlangen in sich brennen, diese Erregung, die sich mehr und mehr aufstaute, wurde unglaublich groß. Kein Wunder also, dass er sich lieber wieder auf den Weg machte, anstatt sich vor Ort plötzlich eine Blöße zu geben, die niemand erleben durfte….
 

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Nach etwas Unruhe im RL geht es nun auch wieder weiter. Übrigens gibt es noch zwei Geschichten von mir, die bereits fertig sind und Schritt für Schritt online gehen werden. ^^
 

Wünsche einen schönen 3. Advent! ^.~

Erkenntnisse

Kapitel 26 – Erkenntnisse
 

„Das erklärt natürlich, warum du verschwunden bist…“, sinnierte Lestat mit einem Mal und holte sie so kurzfristig heraus aus diesen Erinnerungen, wobei er selbst gar nicht mal so richtig wahr nahm, dass sich eine seiner Hände bereits unter den Stoff des Hemdes gestohlen hatte, das André trug, „Nur entschuldigt es nicht, dass du einfach gegangen bist.“
 

„Wer sagt, dass das eine Entschuldigung wird?“, fragte der Jüngere leise, auch wenn der Klang seiner Stimme bereits verriet, dass er ein wenig mehr in der Vergangenheit gerade gefangen war. Zudem spürte er die Finger seines Liebsten, wie sie ihn im Kreuz erkundeten, ihn sanft verführten und auch ab und an mal etwas unter den Bund der Hose glitten. Zwar konnte man ihre Nähe als harmlos definieren, aber die Erinnerungen waren es gewiss nicht und André wusste sehr genau, was ihn in seine Wohnung getrieben hatte, was dort weiter geschehen war, sodass das in seinem Fall ausreichte…
 

„Nicht?“, gab der Ältere lächelnd zurück und drückte seinen Schatz ein wenig, ehe er sanft mit seiner freien Hand nach einer seines Sohnes griff, um sanft die Fingerkuppen anzuknabbern, „Eine Entschuldigung wäre aber angebracht, findest du nicht? Immerhin hast du mich dort einfach stehen lassen…“
 

Vorsichtig löste André ein klein wenig seinen Kopf, damit er das Gesicht seines Vampirs mustern konnte. Im Moment war sein Denken ein klein wenig langsamer, weshalb er ein wenig brauchte, bis er den leichten Unterton gefunden hatte. Lestat neckte ihn nur schon wieder etwas mehr. Die Frage war nur, warum?
 

„Was wird das, Lestat?“, erkundigte er sich deshalb ziemlich direkt, weil er es nicht begreifen konnte. Sie erinnerten sich an etwas Besonderes, was sich noch dazu auf sie beide ein wenig auswirkte, wie er nicht nur bei sich selbst spüren konnte und dann begann sein Schatz solch ein kleines Wortgefecht. Da musste etwas dahinter stecken. Anders konnte er es sich nicht erklären.
 

Leicht biss der Ältere in den Zeigefinger seines Süßen, sodass einzelne Blutstropfen heraus quellen konnten. Erst leckte er sie noch ab, ehe er einen an der Kuppe ließ, sodass sie beide dieses köstliche Rot eingehend mustern konnten. Kurz sah er von dem Rot in die blauen Augen des Jüngeren, lächelte und haschte nach dem Finger, damit auch diese Leckerei verschwand. Antwort war es noch keine, aber die folgte kurz darauf, als er seine Lippen lösen konnte.
 

„Ich verzeihe dir, mein Schatz, dass du einfach gegangen bist, wenn du…“, begann der Ältere und der besondere Unterton, der den Worten inne wohnte, ließ André schon hellhörig werden. Es klang so unschuldig, was sicherlich nicht zur Person eines Lestat de Lioncourt passte.
 

„Wenn ich, was..?“, erklang deshalb leise und mit äußerster Skepsis, denn noch wurde er aus den Worten nicht schlau, ehe er aber eine Antwort bekam, die ihn gleich wieder beruhigte, „Wenn du es mir ganz genau zeigst… Lass mich sehen, was in deiner Wohnung passiert ist… spüren, was in dir vorgegangen ist und hören, was in deinen Gedanken vor sich ging.“
 

Irgendwie hatte André mit einer Gemeinheit gerechnet, aber die blieb aus. Schließlich hätte er ihm durchaus gerne ohne Aufforderung verraten, was er getan hatte, als er von dort verschwunden war. Deshalb überraschte ihn diese kleine Erpressung nun doch.
 

Allerdings hatte es schon seine Richtigkeit, denn Lestat kannte seinen Sohn inzwischen. Besonders jene Angelegenheiten, die sexueller waren, die intimer wurden, umging André immer sehr gekonnt. Nur ahnte er auch, dass es lediglich an der Unerfahrenheit seines Liebsten lag, was ihn selbst aber nur noch mehr lockte und reizte. Diese Reinheit war es nämlich, die seinen Schatz zu etwas Besonderem machte, das er nie wieder missen wollte.
 

„Du dachtest, ich würde Schlimmeres fordern.“, stellte er nun ruhig fest, da er das leichte Aufatmen des Jüngeren dennoch bemerkt hatte. Das zarte Rot auf den Wangen war ihm eigentlich schon Antwort genug, aber er erhielt noch Worte dazu: „Ehrlich gesagt… dachte ich nicht, dass es eine so… banale Bedingung sein würde.“
 

Vorsichtig zog er ihn etwas mehr an sich heran, sodass sie direkt auf einander zum Liegen kamen, während ihre Beine sich abwechselten und sie so noch viel näher beisammen waren. André schmiegte sich unbewusst gleich an ihn, sodass Lestat die Gelegenheit nutzen konnte, sie beide einfach von einem Moment auf den anderen zu drehen. So fand sein Liebster seinen Platz wieder unter ihm, auch wenn sich an ihrer Nähe überhaupt nichts geändert hatte. Noch dazu erlaubte er sich mit seinem Oberschenkel ein klein wenig mehr Druck auf die delikateste Stelle des Jüngeren auszuüben, was diesem einen leisen, überraschten Laut entlockte. Manchmal fühlte er sich so schnell erwischt und ertappt bei seinem Vater, was lediglich daran lag, dass dieser ihn so gut kannte und einschätzen konnte…
 

„Wenn ich so banale Forderungen stelle, fällt es dir doch ganz leicht, meinen Wünschen nachzukommen, mh?“, erklang die Stimme so engelsgleich und dennoch hörte man ein Schmunzeln heraus, was bei dem Jungvampir dafür sorgte, dass er es erst so richtig begriff. Sein Vater wusste genau, dass ihm gewisse Punkte schnell mal etwas peinlich wurden und er sich aus diesem Grund auch lieber in Schweigen hüllte. Weil er bislang nicht daran gedacht hatte, hatte er nun bereits zugestimmt, ihm alles zu zeigen… Dass er sich innerlich darüber ärgerte, war wohl kaum verwunderlich. Andererseits war ihm klar, dass er Lestat immer alles erzählen konnte, denn… darauf basierte ihre Beziehung. Ehrlichkeit.
 

„Du bist dir sicher, dass du das wissen willst?“, erkundigte er sich dennoch, womit er gleich unbeabsichtigt mit verriet, dass er diese banale Kleinigkeit jetzt verstanden hatte. Aber statt Worten spürte er erst nur die kalten Hände an seinem nackten Oberkörper, die das offene Hemd beiseite schoben. Einen Moment war er versucht, ihn ein wenig zu lösen, ihn zu betrachten und ihn um eine Antwort zu bitten, doch diese geliebten Lippen legten sich an seinen Hals und begannen diesen hinab zu streichen. Bei solch zärtlichen Berührungen vergaß er gerne mal, was er eigentlich gewollt hatte und fügte sich seinem Liebsten, auch wenn er es so nicht betiteln wollte. Nur erstarb jegliche Gegenwehr, weil er genau diese Sanftheit so sehr liebte.
 

„Zeig es mir ruhig, André… Lass dich nicht verunsichern.“, hauchte diese Stimme so leise, dass man es kaum verstehen konnte, denn die Worte wurden eher mit dem Herzen vermittelt, „Du willst es mir doch gern verraten, dich mir öffnen… Dann kann ich dir auch viel leichter helfen…“
 

Was nun so harmlos klang, bezog sich durchaus darauf, dass er André wie zum Dank etwas mehr verwöhnen wollte. Natürlich war ihm klar, wie er ihn verführen musste, um seinen Willen zu bekommen. Dennoch war das nie etwas, das sein Sohn auf gar keinen Fall wollte. Es bedarf oftmals nur eines kleinen Stoßes, damit dieser letzte Schritt gemacht wurde und zudem war Lestat in dem Fall…
 

„Neugieriger Kater…“, betitelte der Jüngere ihn auf einmal sehr unerwartet und lächelte. Vorsichtig schmiegten sie sich etwas zusammen, während Lestat sanft seine Finger über den nackten Oberkörper streichen ließ. So weiche Haut, dass ihm Federn hart erscheinen würden… zugleich so hell wie feinstes Porzellan und makellos, dass er sich jedes Mal neu verlieben konnte. Doch nun lauschte er genau auf seinen Sohn, der ihm noch ein wenig mehr von sich offenbaren würde…
 

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Nach einer etwas längeren Pause wieder ein neues Kapitel. Das nächste formt sich auch bereits im Kopf, sollte dann ebenfalls bald folgen... ^.~
 

Falls jemand Lust hat, mir zu verraten, was da vielleicht in den Erinnerungen jetzt etwa als nächstes folgt, bin ich ganz Ohr! ^^
 

Hoffe, es hat gefallen und ihr begleitet die Vampire weiterhin... ^^

Träume des Lebens


 

Kapitel 27 – Träume des Lebens
 

Es dauerte nicht sonderlich lange, bis er seine Wohnung erreichte. Sie lag zum Glück nicht weit entfernt von dem Park, in dem er eben noch gewesen war.
 

Erst mit dem Schließen der Türe hinter ihm drang so langsam zu seinem Geist durch, was gerade eben geschehen war. Noch immer spürte er jenen Blick im Nacken, wobei er selbst diesen Eindruck nicht loswerden konnte, dass diese Augen so viel mehr gesehen hatten, als andere überhaupt für möglich halten würden.
 

Leise entwich seinen Lippen ein Seufzen, ehe er ebenso hauchzart fluchte. Vielleicht begann er jetzt zu verstehen, auf was er sich da eingelassen hatte, welches Risiko es für ihn war, nur hier zu sein. Vorhin hatte er so viel auf einmal wahr genommen, dass es Stück für Stück gerade in seinem Kopf ankam. Zum einen war ihm diese Gefahr vermittelt worden, die ihn dennoch in keinster Weise ängstigte. Schließlich hatte er zum anderen deutlich eine Sicherheit vernommen, die er nicht einmal in Worte fassen konnte. So vieles brach gerade über ihm zusammen, ließ ihn in eine Art eigene Welt abdriften, weshalb er sich an die geschlossene Türe lehnte und einfach mit geschlossenen Augen durchatmete. Irgendwie musste er doch den Kopf wieder klar bekommen können, oder nicht?
 

Doch dann erzitterte er, sodass er mit einem Mal vor sich in die dunkle Wohnung starrte. Dieses Gefühl war wieder so stark wie eben noch, aber er war sich sicher, dass ihm jener Vampir nicht gefolgt war. Da hatte er sich gewiss nicht getäuscht. Wieso also spürte er seine Präsenz in exakt diesem Moment?
 

Und kaum war die Frage in seinen Gedanken erschienen, konnte er sich schon selbst die Antwort geben. Weil er sich genau das gerade wünschte. In seinem Inneren schien ein Prozess abzulaufen, den er so nie zuvor erlebt hatte. An vielen Stellen kribbelte es, während er an anderen Punkten dachte ganz nah am Feuer zu sein, dass er die Hitze richtig auf der Haut hatte. Zugleich lief ein erneuter Schauer durch seinen Körper, weshalb er nun die Arme um seinen Oberkörper schlang und noch einmal ganz bewusst versuchte sich zu beruhigen. Genau jetzt kam er sich so schwach und verwundbar vor wie noch nie, weil dieser eine Blick all das auslösen konnte. Andererseits machte es auch den Anschein, als wäre er niemals zuvor so stark gewesen wie jetzt. So richtig beschreiben oder ansatzweise begreiflich machen konnte er es nur leider nicht. Aber zu seinem Glück war niemand da, dem gegenüber er sich erklären müsste. Also konnte er etwas mehr in diesem Gefühl aufgehen, sich treiben lassen und schauen, wohin ihn dieser Weg führen könnte. Immerhin… wäre Lestat ihm gefolgt, wäre er mit Sicherheit doch schon hier in der Wohnung. Es wäre bestimmt ein Leichtes für diesen Vampir, ihn aufzuspüren, nachdem er ihn vorhin im Park unter Garantie gerochen hatte. Zwar kannte er nicht so detailliert die Fähigkeiten und Sinne dieser Nachtwesen, aber er kannte sich selbst und er war zur Hälfte solch ein Geschöpf. Er erlebte viel mehr durch seine Sinne als normale Menschen, was er mit absoluter Klarheit feststellen konnte, denn das war ihm schon öfters aufgefallen.
 

Fakt war, dass das, was er in seinem Inneren spüren konnte, nicht mal eben so aufhören würde. So sehr er sich bemühte, wieder ruhiger zu werden… Es half nur nichts. Deshalb begann langsam dieser Widerstand zu bröckeln, bis er nun mehr und mehr in diesen Gefühlen versank und er komplett zu treiben begann.
 

Vorsichtig, so hätte man es als Außenstehender beschrieben, bewegte er sich weg von der Tür den Flur entlang und hielt nach wenigen Schritten bereits inne. Eine Kälte umfing ihn, zumindest dachte er das, als wollte sie ihn vor irgendetwas beschützen. Ihm kam es vor wie eine Umarmung, die sich um ihn gelegt hatte und ihm eine Geborgenheit schenkte, die er schon ewig nicht mehr erlebt hatte. Erst ein einziges Mal war das so intensiv geschehen wie eben und damals… nun, das war wohl eines der Erlebnisse, das ihn mit Abstand am meisten geprägt hatte, gewesen. Doch im Augenblick war da ein kalter Lufthauch, der in den Kragen seines Mantels hinein zog und ihn sanft im Nacken kitzelte. Instinktiv zog er den Kopf ein, spannte sich sogar leicht an, ehe ihm bewusst wurde, dass hier nirgendwo jemand war. Er war allein wie sonst.
 

Vielleicht lag es nur an seiner Phantasie, dass er etwas schreckhafter war, dass er gerade so schnell reagierte. Zumindest versuchte er sich das einzureden. Auch hier würde es wohl stimmen, aber im Augenblick wagte er den Schritt sich gehen zu lassen und seinen eigenen Wünschen nachzugeben.
 

In seinen Gedanken versunken bewegte er sich eher instinktiv, denn er überließ sich vollkommen seinen Wünschen, die ihm suggerierten, er würde direkt hinter ihm stehen. Als wäre Lestat dicht an ihm dran, würde ihm den kalten Atem des Todes zu hauchen und ihn zugleich sicher in die Arme schließen. Und genau hierin, in diesen Vorstellungen, ging er mehr und mehr auf, sodass es nicht mehr seine eigenen Hände waren, die den langen, schwarzen Mantel von oben herab aufknöpften und ihn betont langsam über die Schultern schoben. Eine blühende Phantasie schrieb man ihm ja schon immer zu, aber in solchen Momenten konnte er sie wirklich vollauf genießen...
 

So konnte er sich dem hingeben, was ihm sein Kopf in Wahrheit vorgaukelte. Da niemand dabei Schaden nehmen würde, konnte es also auch gar nicht schlecht sein. Deshalb ließ er sich von diesen fremden und zugleich vertrauten Händen dieses Kleidungsstück stehlen, bis es achtlos auf dem Boden Platz fand und er schon bald diese sanften Streicheleinheiten durch den Stoff seines Hemdes fühlte. Eine bekannte Kälte schien sich auf seine Haut zu schleichen, die eine Gänsehaut zur Folge hatte. Fingerspitzen strichen seine Wirbelsäule hinab, ehe die Kuppen wieder hinauf wanderten und bald schon die ganzen Hände über seine Schultern wanderten, sie so offenbar erkundeten, bis ihr Weg sie die Arme entlang zu den Händen führte. Nur kurz spürte er die kalten Finger an seinen Handgelenken, was ihn dazu verleitete, vor sich den dunklen Flur zu betrachten, während ihm ein zartes Seufzen entwich. Es war eben eine sensiblere Stelle für ihn.
 

Vorsichtig legten sich die Arme um seine Hüfte, sodass er die Hände an seinem Bauch fühlen konnte. Beinahe konnte er schon den Körper hinter sich ausmachen, der sich kalt an ihn heran schmiegte und zugleich so viel Wärme für ihn ausstrahlte. Behutsam wanderten diese kalten Finger höher an den Kragen seines Hemdes, sodass sie Knopf für Knopf öffnen konnten. Kaum war wieder einer aufgesprungen, war die Kälte so direkt an seiner Haut, dass er erneut erzitterte. Einen kurzen Moment fragte er sich, warum er gerade jetzt so empfindsam war, wieso er auf diese Kälte mit solch einer Hitze reagierte, die durch seinen Körper zog. Aber er merkte gleich darauf schon wieder, wie unwichtig diese Informationen überhaupt waren. Da war doch bedeutsamer, dass er sich wohl fühlte, er nicht in irgendeiner Gefahr war und er einfach mal abschalten konnte vom Alltag und allem anderen.
 

Ganz leicht zog ein Lufthauch an seinen Haaren. Als würde jemand an ihm schnuppern, seinen Geruch tief aufnehmen und ihn zugleich noch etwas mehr verführen. Wenn so ein kalter Hauch über seinen Nacken wanderte, stellten sich ihm liebend gern die feinen Härchen auf. Dennoch konnte er es genießen, obwohl es vielen anderen vielleicht Angst gemacht hätte. Deshalb sank sein Kopf sogar ein wenig nach vorn, bot seinen Nacken regelrecht an, während das Hemd langsam seine Schultern hinab glitt.
 

Auf einmal war da ein eisiger Kuss, was ihn erstaunte, denn er konnte ganz genau die Lippen ausmachen, die sich an seine Wirbelsäule legten. Es war ein wenig unterhalb des Nackens am oberen Teil des Rückens zwischen den Schulterblättern. Sie waren ganz weich, strichen die Wirbel nach und wanderten so langsam hinauf, ehe er etwas fühlte, das er als kleinen Biss im Nacken wahrnahm. Nicht gefährlich oder bedrohlich. Im Gegenteil. Das war mehr ein Haschen und Necken, was ihm erneute Schauer über den Körper schickte und die Gänsehaut dazu verleitete, sich richtig auf seiner Haut niederzulassen.
 

In diesem Moment wurde diese Umarmung fester, er bekam richtig Halt und konnte so viel leichter zulassen, wie ihm das nächste Kleidungsstück gänzlich gestohlen wurde. Den Kopf hob er allmählich wieder, um ein paar kleinere Schritte weiter zu gehen. Er hatte ein Ziel vor Augen, aber er kam diesem nur langsam näher und zugleich auf so sinnliche Weise, dass es ihn selbst erstaunte.
 

Kalte Finger verschränkten sich auf seinem Bauch, wobei sie neckend am Nabel spielten, da sich hier eine kleine Verzierung befand. Schon vor einiger Zeit hatte sich André hier piercen lassen, wobei in seinem Fall von oben in den Nabel hinein ein Saphir ragte. Darüber befand sich noch eine kleine silberne Kugel, die das Schmuckstück richtig in der Haut fixierte. Für ihn hatte exakt dieses Geschmeide eine ganz besondere Bedeutung, denn er hatte es sich machen lassen, als er sein eigenes Leben angefangen hatte. Man konnte sagen, dass es in seinen Augen seine Unabhängigkeit darstellte. Zudem stand er durchaus drauf, solange es zu jemandem passte und er selbst wollte nichts sichtbar an seinem Körper tragen, aber sehr wohl im Verborgenen für jemand, der ihm die Welt bedeutete...
 

Besonders durch das Metall konnte er gut spüren, dass hier Kälte herrschte, auch wenn er selbst langsam eher heiß wurde. Aber das machte ihm nichts aus. Viel mehr war das Gegenteil der Fall, denn es kribbelte so wundervoll, dass er dieses Spiel gerne wirklich einmal erleben wollte. Doch im Moment genoss er auf diese Weise, wie die kalten Finger ihn neckten und auch ein wenig höher wanderten, bis sie die zweite gestochene Verzierung fanden. In diesem Fall war es nicht ganz so ausgefallen sondern schlicht und elegant, wie André es definieren würde. Das zweite Exemplar war ein kleiner Ring, der durch seine linke Brustwarze verlief und vorne mit einer kleinen Kugel geschlossen war. Eine einzige weitere Zierde existierte noch auf seinem Körper, die jedoch nicht metallischer Natur war und im Augenblick noch unter Stoff verdeckt lag.
 

Für den Augenblick ließ er sich ohnehin führen, trat schon bald ins Bad, wo er das Licht vollkommen unbewusst einschaltete. Ein Blick in den Spiegel hätte ihm vermutlich gezeigt, dass er allein war und niemand ihn gerade auf sinnlichste Art berührte. Aber vielleicht hätte er da auch die Gestalt von Lestat gesehen. Das würde er womöglich nie erfahren...
 

In einem Punkt war er sich auf jeden Fall sicher. Diese Finger waren sehr geschickt darin ihn zu verführen, die Hitze in seinem Inneren zu verstärken und ihn auch, ohne dass er es selbst richtig realisierte, langsam mehr und mehr vom Stoff befreiten. Wann genau der Knopf sowie der Reißverschluss seiner Hose aufgegangen waren, hätte er selbst nicht mehr sagen können. Er spürte dann nur, dass der Druck nachgelassen hatte und kalte Fingerkuppen sich an seinem Unterbauch zu schaffen machten. Hier hielt er mit einem Mal die Luft an, denn dieses eisige Gefühl an der gezeichneten Haut, die sich rechts nahe dem Beckenknochen befand, war einfach unglaublich prickelnd. An jener Stelle, wo mancher Mensch eine Narbe sitzen hatte, da er hier operiert worden war, zierte seinen Körper ein elegant geschwungenes L. Es bestand aus tiefdunklem Blau und einem sehr intensiven Rot und wurde, so kam es ihm selbst immer wieder beim Betrachten vor, von etwas Goldenem umfangen, damit sich beide Farben regelrecht vereinen konnten...
 

Nur genau jetzt hatte er keine Zeit um sich über seine Tätowierung groß Gedanken zu machen, da diese kalten Fingerspitzen genau jenen Buchstaben immer und immer wieder nachfuhren. Eine Sekunde dachte er sogar daran, dass er damit fast schon als Eigentum seitens Lestat zählen könnte, aber die Bedeutung ging noch so viel tiefer. Apropos tiefer... Ein mehr als überraschtes Aufkeuchen perlte über seine Lippen und wurde von einem heftigen Zusammenzucken begleitet, als diese Kälte mit einem Mal noch tiefer hinein in seine Shorts sank....
 

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Hoffe, das Kapitel hat gefallen und über Kommentare, Lob oder Kritik freue ich mich jederzeit gerne. Sollte jemand Interesse haben, neue Kapitel werden bei mir immer getwittert. Also schaut einfach mal auf meinem Steckbrief vorbei, dort ist mein Account verlinkt. ^.~

Leb deinen Traum

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Traute Zweisamkeit

~~~~~ Rückblende
 

Da Lestat von Natur aus sehr neugierig war und André ihm keinerlei Wunsch verwehren konnte, war auch jenes Geheimnis offenbart worden, was genau sich der Jüngere in jener Nacht vorgestellt hatte. In seinen Gedanken war jener Vampir sogar mit ihm unter die Dusche gekommen und hatte ihn auf so sinnliche Art und Weise verwöhnt, wie man es mit Worten nur schwer beschreiben konnte.
 

Allerdings war der Ältere eher ein Mann der Tat, der seinem Schatz jegliche Träume ermöglichen wollte und ihn vollkommen glücklich sehen wollte. Also hatte er diese Idee einfach in die Tat umgesetzt und war an seinem Schatz hinab gewandert, um die intimsten Stellen besonders ausgiebig zu erkunden, bis er ihm eine ganz eigene Form der Befreiung geschenkt hatte.
 

~~~~~
 

Für den Augenblick lag der junge Vampir erschöpft auf dem Bett und schnappte nach Luft, auch wenn er sie gar nicht brauchte. Es war mehr der Instinkt oder Reflex, was noch aus Lebzeiten übrig geblieben war. Dennoch war das Bild für den Älteren eines der schönsten, die er je sehen durfte. Die leichten Schweißperlen auf der Haut glänzten im schwachen Licht der Kerzen, die im Raum verteilt waren. Zugleich waren die Wangen etwas gerötet, was von der abflauenden Erregung her rührte. Am wundervollsten jedoch waren die funkelnden Augen, die nun langsam zu ihm aufblickten und ihn lächeln ließen.
 

„Lestat…“, erklang es hauchend, wobei es ein Klang war, der dem Angesprochenen noch nie aufgefallen war. In seinem Namen nahm er auf einmal so viel mehr war… nicht nur die Gefühle seitens seines Sohnes. Genau jetzt hörte er die Befriedigung ebenso wie das Glück und eine Sehnsucht heraus.
 

Ganz behutsam bewegte er sich über seinen Liebsten, verteilte einzelne Küsse auf dem Oberkörper, um noch ein wenig mehr zu genießen. Doch er kam unablässig höher, bis er seinem Schatz einen Kuss schenken konnte, den ein unglaublich zärtliches Zungenspiel begleitete.
 

Es verging eine Weile, in der sich André auch wieder gänzlich beruhigen konnte. Darum war er nun fähig, diesen Kuss ein wenig zu variieren, während er eine Hand hob und sie seinem Vampir an die Wange legte. Ihm so nahe sein zu können war für ihn schon unglaublich kostbar, aber wenn diese Nähe noch intensiver wurde, fühlte er sich… wie im Paradies.
 

„Wie fühlst du dich?“, erkundigte sich Lestat, als er ihre Lippen endlich ein wenig auf Distanz bringen konnte. Zärtlich war sein Blick, mit dem er das Gesicht des anderen musterte. Lange hatte er nach diesem Wesen gesucht und die Hoffnung, erfolgreich zu sein, schon beinahe aufgeben wollen. Dennoch lagen sie genau in diesem Moment zusammen im Bett und feierten ihre Verlobung. Manchmal wunderte sich sogar dieser alte Vampir noch ab und an, was nicht geschehen konnte.
 

„Richtig gut.“, lautete die Antwort, ehe André nun seinen Vater eingehend unter die sprichwörtliche Lupe nahm, „Aber was ist mit dir?“
 

Genau das hatte der Ältere schon kommen sehen. Es war unmöglich, dass seinem Sohn entgangen war, welche Auswirkungen diese intensive Nähe auf ihn gehabt hatte. Trotzdem war er mit der Situation, wie sie gerade war, vollauf zufrieden und brauchte gar nicht mehr. Das wollte er ihn auch wissen lassen…
 

„Mach dir um mich nicht so viele Gedanken, André.“, bat er ihn vorab und ließ schon einen Finger auf den geliebten Lippen zum Ruhen kommen, bevor da Widerworte heraus kamen, „Wir haben die Ewigkeit Zeit und eines darfst du mir ruhig glauben… Ich werde sie nutzen, um dir ganz langsam alles besonders ausführlich zu zeigen. Schließlich verdienst du nur das Allerbeste.“
 

Vorsichtig haschte André nach dem Finger, der seine Lippen verschloss und biss sogar ganz leicht in die Kuppe, was Lestat einen Augenblick überraschte. Damit hatte er nun nicht gerechnet. Doch sein Sohn griff sanft nach der Hand, spielte leicht mit seinen Fingern und sah zu ihm auf mit einem Blick, der prinzipiell schon alles aussagen würde.
 

„Du bist doch schon hier… Mehr könnte ich gar nicht mehr wollen.“, verriet nun der Jüngere, was im Grunde seine Erklärung war, dass Lestat für ihn das Allerbeste darstellte. Etwas, das auch verstanden wurde. Sie wussten nur beide, was genau sein Vater hatte aussagen wollen. Deshalb konnten sie das genau so auch stehen lassen.
 

„Wozu hast du Lust?“, erkundigte sich die sanfte Stimme und brachte den Jüngeren so einen Moment dazu, genießend die Augen zu schließen, ehe er wieder aufsah. Immerhin wollte er antworten und da er ihm gerade so nahe war, konnte er sich ruhig etwas… gehen lassen, womit die Antwort gleich viel deutlicher ausfiel.
 

„Auf den heißesten Vampir, den ich kenne…“, raunte er ganz zart, was durch sein leichtes Lächeln und die zarte Berührung an der Wange des Älteren gleich noch sinnlicher wurde. Obwohl André seinem Liebsten in Sachen Verführung in Nichts nachstand, ging sein Schatz hierauf nicht so ein, wie er gedacht hätte. Doch es hatte einen sehr guten Grund…
 

„Da wirst du dich noch etwas in Geduld üben müssen, mein Schatz… Wir geben eine Feier, von der wir einfach so verschwunden sind.“, erklärte Lestat lächelnd und haschte leicht nach der Hand, die ihn da so berührte, „Außerdem will ich, dass wir eine ganze Nacht nur für uns Zeit haben, wenn es soweit ist. Da soll nichts anderes mehr von Bedeutung sein außer uns beiden…“
 

„Du willst mir wirklich sagen, dass es dir gereicht hat, mich zu befriedigen..?“, kam es leicht ungläubig, wobei er einen Blick erntete, der das ‚Ja‘ ganz deutlich aussagte, weshalb er es nur mit einem Blick zur Seite und einer kleinen Bemerkung kommentierte, „Du verdammter Voyeur.“
 

„Als würde dir das etwas ausmachen… Dich zu beobachten ist eben unglaublich befriedigend, André.“, gestand der Ältere und beugte sich etwas hinab, um noch etwas in das Ohr seines Süßen zu raunen, „Dir würde ich auch liebend gerne zusehen, wenn du dich selbst berührst… Zu dumm nur, dass ich von deiner weichen Haut niemals wieder die Finger lassen kann. Also muss ich es genießen, wenn ich dich das Fliegen lehre.“
 

Dass André gerade etwas Rot auf die Wangen bekam, war keine Absicht gewesen. Lestat hatte ihm schlicht die Wahrheit gesagt, wie sie zwischen ihnen beiden immer am wichtigsten sein würde. Und da sein Sohn mit etwas Rot so unglaublich lecker aussah, biss er ihm leicht ins Ohrläppchen, wobei ein einzelner Tropfen Blut heraus perlte, ehe er genüsslich zu saugen begann.
 

„Na komm… Lass uns mal sehen, was unsere Gäste so treiben.“, hauchte der Ältere, als er sich endlich etwas lösen konnte, wobei die Wortwahl bewusst von der zweideutigen Sorte war. Er liebte es einfach, wenn sein Schatz ihn mal böse strafend ansah, da er ihn gerade ein wenig necken wollte. Aber das gehörte zu ihnen beiden und solange sie es verstanden, war die Welt in Ordnung.
 

„Ab und zu frage ich mich, wieso ich mich in dich verrückten Vogel verliebt habe.“, gestand André gerade, als Lestat sich neben ihn aufs Bett setzte und erntete daraufhin ein leises Auflachen, das andere durchaus schon kannten. Es war nicht ganz ernst zu nehmen, auch wenn es daran lag, dass die Aussage eher scherzhaft gemeint und angekommen war.
 

„Weil nichts sonst deiner würdig wäre, André… Außerdem bist du mindestens genauso verrückt wie ich.“, wurde etwas ausgesprochen, das ernst gemeint war und den Nagel bildlich auf den Kopf traf. Noch dazu bekam der Jüngere eine Hand gereicht, die ihn in eine sitzende Position zog und leicht über seinen Körper hinweg strich, woraufhin sich wieder Kleidung bildete.
 

„Ich weiß gar nicht, was du meinst…“, konterte der Jungvampir und blickte so unschuldig, dass man es ihm fast abkaufen konnte. Gut, man sollte sagen, jeder hätte es ihm geglaubt. Jeder, außer Lestat. Dieser kannte seinen Sohn doch einen Tick zu gut, als dass er diese Worte ernst genommen hätte.
 

„Oh, du musst wissen, André… wir haben unglaublich viele Gemeinsamkeiten. Aber die Unterschiede machen unsere Beziehung erst spannend.“, lächelte der Ältere so verführerisch, dass sein Sohn ihn schon verstehen konnte. Es war eines ihrer Wortgefechte und Spiele, das andere vielleicht zu einer Diskussion oder gar einem Streit veranlasst hätte. Sie aber schmunzelten beide, ehe sie sich nun vom Bett zusammen erhoben, ihre Kleidung sich von selbst beinahe schon wieder ganz so anpasste, wie sie zuvor gewesen war und sie nun beschlossen, zurück zu ihrem Ball zu kehren….
 

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Und nach längerem ein neues Kapitel. Ich hoffe, es gefällt euch und auch die Idee der kleinen Rückblende bezüglich des adult-Kapitels, das manchen vermutlich noch verborgen bleibt... >///<
 

Über Kommentare und dergleichen würde ich mich wie immer sehr freuen. Fragen, Anregungen und Beschwerden dürfen gern gestellt werden!
 

Und für alle Interessierten, denen kann ich nur empfehlen mich mal auf Facebook oder Twitter zu besuchen. Dort landen Infos als Erstes. ^.~ Links finden sich in meinem Steckbrief... ^^



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Kommentare zu dieser Fanfic (38)
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Von: abgemeldet
2013-06-20T12:09:16+00:00 20.06.2013 14:09
Fange grade sie zu vernehmen, bis dahin sehr schön und spannend.
Würde mal sagen für ein Fan ist diese Geschichte ein kleines muss! ;3
Von:  Rinoa
2012-04-15T21:51:17+00:00 15.04.2012 23:51
Mir gefällt deine Art zu schreiben sehr gut und die Geschichte natürlich auch :)
Von: abgemeldet
2012-01-19T19:25:22+00:00 19.01.2012 20:25
Hm, gefällt mir richtig gut.^^ Die Erwähnung der Rollenverteilung (das es keine gab) fand ich nur etwas störend. Ich denke das es durch die Art wie sie sich zueinander verhalten offenbar wird. Es wie ein Antippen während eines schönen Traumes. ^^ Das soll heißen das ich den Tanz der Beiden traumhaft fand! Die Berührung des Nackens ist etwas sehr aufregendes. Einerseits bringt es Kater wie mich zum Schnurren, andererseits deutet es den Nackenbiss an womit der Kater seinen Geschlechtspartner festhält. ;} Es gibt auch die Möglichkeit der Eltern die ihre Jungen so durch die Gegend tragen. Aber ich schweife ab und bin auf das nächste Kapitel gespannt. ^^
Von: abgemeldet
2012-01-12T18:39:54+00:00 12.01.2012 19:39
Ein mal bin ich tatsächlich auch erst darüber gestolpert wer nun wer war. (Kurz nach "Ich möchte mich umsehen.") Beim zweiten Lesen habe ich es aber verstanden. ^^

Ansonsten finde ich das Du sehr lebendig erzählst. Beim Lesen habe ich auch gemerkt das Du die Charas wirklich magst. ;)

Gut fand ich die Spannung die ohne das Berühren entsteht. Die weichen Lippen haben es mir auch angetan. Die erhöhten Sinne der Vampire haben mir gefallen, das Erspüren der Anwesenheit anderer und das feine Gehör.

Auf jeden Fall lese ich noch weiter! ^^
Von:  Bella-Estrella
2011-10-26T23:17:45+00:00 27.10.2011 01:17
Es hat mir sogar mal wieder (wie eigentlich immer? *g) sehr gut gefallen, ich mag es einfach, wie die beiden da auf dem Bett "rumlungern" und reden.
Sehr schön

lG
~Bell
Von:  Bella-Estrella
2011-10-13T16:31:01+00:00 13.10.2011 18:31
Hallöchen, ich melde mich doch auch mal wieder zu Wort, man glaubt es kaum.. RL is doch anstrengend *gg

Ich finde es einfach zu schön - grad wenn man Lestat kennt *g* - wie vertrauensvoll und fürsorglich er sein kann... tolle Geschichte, gefällt mir sehr gut, Danke

lG
~Bell
Von:  Bella-Estrella
2011-07-04T10:12:09+00:00 04.07.2011 12:12
Mhm, es gefällt *schmunzel* Habs leider erst spät gesehen, da ich selber auch grad wenig Zeit hatte, online zu gehen. Habe ich schon mal erwähnt, daß ich André's Mutter nicht mag/mochte? *gg*
Aber wieder schön erzählt *nick* Wie immer eigentlich, gell^^

lG
~Bell

Von:  Bella-Estrella
2011-05-24T10:10:26+00:00 24.05.2011 12:10
Jaaa... hat! Es hat gefallen *seufzel*
Ich wußte es schon immer: Vampire existieren doch!
Du bringst da wirklich eine tolle Geschichte um die Beiden zustande, toll in Szene gesetzt, als wäre es eben wirklich so gewesen.
Die 2 sind einfach zu goldig.

~Bell
Von:  Bella-Estrella
2011-05-15T13:47:35+00:00 15.05.2011 15:47
'rrrrr'... ja, wieder sehr schön *nicknick*
Das mit dem sich überlegen, wie das mit der Begegnung wohl am Besten wöre, kann ich nachvollziehn, war auch schon mal fleißig, als ich angefangen hatte, die Chronic zu lesen *lach* is das schon lang her ^^

Und zu dem Ring:
Da könnte ich mir nu nur vorstellen, daß Lestat den einst Andrés' Mutter gegeben hatte - warum auch immer er das hätte tun sollen ;)

lG
~Bell
Von:  _-Kay-_
2011-05-15T09:10:12+00:00 15.05.2011 11:10
Wieder ein sehr hübsches und interessantes Kapitel. Mir gefällt, wie die beiden zurück zum Gespräch kommen, wie sie miteinander shakern und so, und auch, wie André dann weiter erzählt. Kann ich mir richtig gut vorstellen, jede einzelne Szene... vor allem wie er auf dem Bett liegt und überlegt, was tun, ob er Lestat suchen soll oder sich finden lassen. Find ich sehr gut gemacht und auch danach eindrucksvoll beschrieben. Jetzt bin ich gespannt, wie du das Geheimnis um den Ring auflösen wirst.

Weiter so!


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