Ein perfektes Weihnachtsfest
Ich hatte ein paar Probleme, einen Anfang zu finden, und habe mich vom japanischen Weihnachtsliedklassiker "Itsuka no merry christmas" von B'z inspirieren lassen, falls das jemandem auffällt. ^^
Es herrschte dichtes Gedränge auf den Straßen von LaRousse City, und jeder Einwohner schien auf den Beinen zu sein, um kurz vor Weihnachten noch ein Geschenk zu kaufen oder sonstige Vorbereitungen zu treffen. Entgegen seiner Gewohnheiten hatte Shuu sich unter die Menschenmengen gemischt und befand sich nun, ebenfalls ungewöhnlich für ihn, im überfüllten Zug nach Hause. Zwar hätte er lieber das Auto genommen, doch da dichter Schneefall angesagt worden war, hatte er den Zug für sicherer gehalten. Schließlich wollte er nicht kurz vor Weihnachten noch einen Unfall bauen und die Feiertage im Krankenhaus verbringen.
Ein hübsch eingewickeltes Päckchen dicht an sich gedrückt, stand Shuu in der überfüllten Bahn. Er freute sich schon darauf, ihr Gesicht zu sehen, wenn sie es auspacken würde. Schließlich hatte es ihn einige Zeit und Mühe gekostet, genau das Geschenk aufzutreiben, das sie haben wollte, und so ging er eigentlich schon davon aus, dass es ihr gefallen würde.
An ihrer Station stieg er aus und lief, ein Weihnachtslied summend, durch den leise rieselnden Schnee das kurze Stück zu ihrem Haus. Die festlich erleuchteten Fenster wiesen ihm den Weg, und ein köstlicher Geruch trieb ihn dazu an, schneller zu gehen. Nachdem er geklingelt hatte, besah er sich die geschmückte Haustür etwas genauer und trat grinsend einen Schritt zurück.
Haruka kam wenig später und öffnete schwungvoll die Tür. Sie deutete auf die Schürze, die sie über ihrem roten Kleid trug. „Tut mir Leid, ich bin gerade beim Kochen, komm doch einfach...“ Weiter kam sie nicht, denn Shuu hatte sie an sich gezogen und geküsst.
„Selbst schuld, wenn du einen Mistelzweig über die Tür hängst“, gab er frech von sich, bevor sie irgendeinen Protest anbringen konnte. „Lass uns reingehen, es ist kalt.“ Mit diesen Worten schob er sie zurück ins Haus, legte schnell seine Jacke ab und folgte ihr dann in die Küche.
„Das riecht wirklich unglaublich lecker. Was kochst du denn schönes?“, fragte er und versuchte, einen Blick in die Töpfe zu erhaschen. Sie schlug ihm spielerisch auf die Finger. „Du verdirbst mir noch mein Essen! Außerdem weißt du doch, Weihnachten ist das Fest der Überraschungen“, neckte sie ihn.
„Das ist nicht richtig. Weihnachten ist das Fest der Liebe“, korrigierte Shuu sie. „Du weißt aber auch immer alles besser“, kam es leicht beleidigt von seiner Freundin.
„Das habe ich doch nicht so gemeint“, antwortete er schnell. Haruka schien zu überlegen. „Na ja, ich denke, ein Geschenk könnte mich versöhnlich stimmen...“
„Habe ich mir irgendwie gedacht und vorsichtshalber das hier besorgt“, grinste Shuu und verschwand kurz in die Diele, wo er das Päckchen vorübergehend abgestellt hatte. Als er wiederkam, trippelte Haruka hibbelig von einem Bein aufs andere. „Zeig schon, Shuu!“, rief sie ungeduldig. „Vorsicht, nicht so hastig!“, kommentierte er, als sie ihm das Paket fast aus der Hand riss.
Vorsichtig öffnete sie nun also erst die rote Schleife und dann das grüne Geschenkpapier. Auch die Rose, die er daran befestigt hatte, nahm sie behutsam ab und legte sie auf den Tisch. Zum Vorschein kam ein blauer Seidenschal, über dessen weichen Stoff Haruka andächtig mit ihren Fingern strich. „Er ist wunderschön. Vielen, vielen Dank, Shuu.“ Den Schal noch immer in der Hand, kam sie auf ihn zu und umarmte ihn. Shuu erwiderte die Geste und drückte sie fest an sich. „Versprich mir, dass es immer so bleibt zwischen uns“, flüsterte er. „Ich verspreche es“, antwortete Haruka.
Eine ganze Weile standen die beiden so da, als Shuu plötzlich einen merkwürdigen Geruch bemerkte. „Ähm, Haruka, dein Essen...“ „Oh nein!“ Diese löste sich aus seinen Armen und sprintete in die Küche. Shuu konnte nur leise in sich hineinlachen. „Sieht aus, als würde ich dich heute ausführen“, meinte er und holte ihre Mäntel. Lächelnd machten sie sich auf den Weg durch die verschneiten Straßen, ihre Finger in seiner Manteltasche fest ineinander verschlungen.
Um ihn herum herrschte Weihnachtstrubel in der Bahn, und an jeder Station stiegen neue Leute ein und aus. An ihm vorbei hasteten Familien mit Kindern, Paare und auch ein junger Mann, der ein Päckchen fest an sich drückte und mit einem glücklichen Gesicht offenbar auf dem Weg zu seiner Freundin war. Überhaupt schien jeder so glücklich zu sein... jeder außer Shuu.