1.Tag
Fiona hatte es sich bequem gemacht und begann nun das Tagebuch zu lesen. Ihre Verwandte hatte wirklich jeden Tag sehr genau beschrieben und so lass es sich wie eine Geschichte.
Tag 1
Ich wartete, der Schweiß rann mir störend über die Stirn. Die Hitze des Sommers war hier in diesem überfülltem, stickigem Klassenzimmer mehr als unerträglich.
Mein Blick schweifte von der riesigen, schwarzumrandeten Uhr zum Fenster, draußen klirrte die Luft vor Hitze, der Himmel war blau nirgends war auch nur ein Wölkchen zu sehen.
Den anderen zwanzig Schüler schien es nicht besser zu gehen wie ich bemerkte als mein Blick zurück zur Uhr wanderte. Der Zeiger schien sich keinen Millimeter bewegt zu haben, es war zum verrückt werden.
Herr Müller, unser kleiner Klassenlehrer mittlerweile in den Vierzigern, stand vorn vor der uralten Tafel und hielt seit zehn Minuten seine wohl letzte Rede vor den langersehnten Sommerferien.
Er bemühte sich wirklich das Ganze spannend und interessant zu gestalten, jedoch prahlte das schon bei der ersten Schülerreihe ab. Ann Katrin war wohl die Einzige, welche dieser Rede über Verantwortung, Pflichtgefühl und Zukunft, aufmerksam lauschte und sie sah dabei auch noch verdammt gut aus.
Ihre Schuluniform sass wie angegossen, ihre Haare waren zu einer hübschen Frisur hochgesteckt und sie schien kein bisschen zu schwitzen fast so als hätte dieser enge Abstellraum, der sich witzigerweise Klassenzimmer nannte, eine Klimaanlage.
Man musste sie einfach beneiden, ich warf Conny, meiner besten Freundin, einen kurzen blick zu, sie sah schon eher aus wie ich mich fühlte.
Als sie meinen Blick bemerkte, schnitt sie eine Grimasse und gab mir das Zeichen für "Hoffe es ist bald vorbei" und fügte ein weiteres hinzu, welches soviel bedeutete wie "Heute am See?"Ich bekam sogar ein kurzes Lächeln zustande und nickte.
Nach zehn weiteren endlosen Minuten, ich zweifelte schon an der Funktionstüchtigkeit der Uhr, meinte Herr Müller endlich," Zeit für die Zeugnisse!"
Er war einer der coolen Lehrer, machte kein Aufheben um die Zeugnissausgabe und teilte die Zeugnisse statt dessen einfach aus.
Dann war es überstanden, als Conny und ich den Schulhof betraten, atmete ich erleichtert auf.
Wir verabschiedeten uns von Freunden, welche die Sommerferien in fremden Ländern verbrachten, genauso überschwänglich wie von Leuten, welche man schon am Abend wiedersehen würde. Die Stimmung hatte sich grundlegend geändert, alles war fröhlich, locker und entspannt.
Nach weiteren zehn Minuten fuhr ich mit meinem klapprigen Fahrrad nach Hause, der Fahrtwind brachte etwas Kühlung und ich genoss die frische Brise auf der Haut.
Als ich unsere Wohnung betrat, schlug mir angenehme Kühle entgegen. Es war alles dunkel, da wir die Vorhänge schlossen um die Wärme so gut wie möglich draußen zu halten. Meine Eltern arbeiten um diese Zeit noch in einer kleinen Firma in der Nähe, so erledigte ich schnell meine alltäglichen Aufgaben im Haushalt und schnappte mir als ich fertig war meinen Rucksack um zum See zu fahren. Meine Clique und ich verbrachten beinahe den ganzen Sommer dort, es war etwas abgelegen und nur unter Einwohnern der Gegend bekannt. Dadurch war es ein idealer Platz für uns, wenig Leute, viel Platz und eine kleine Eisdiele nur für uns.
Der Besitzer war ein alter Mann, er mochte unsere Gesellschaft und erzählte die verrücktesten Geschichten.
Das einzige Problem war das man dort natürlich kaum neue Leute kennen lernte.
Aber diesen Sommer sollte alles anders werden, nur wusste ich das zu diesem Zeitpunkt als ich an unserem Stammplatz ankam, noch nicht.
Ich verbrachte einen schönen, erholsamen Sommertag mit meinen Freunden am See und kam nichts ahnend nach Hause.
Meine Eltern sassen an dem großem Eichentisch in der Küche, sie unterbrachen ihr Gespräch über Planzen als ich herein kam was mich stutzen lies.
“Sam kommst du kurz zu uns und setzt dich?”, rief meine Mum mir zu. Ich folgte ihrer Anweisung und lies mich auf einen der blau bezogenen Stühle nieder.
Mein Dad lächelte zaghaft, ich musste sofort an die vielen Filme denken, wo an dieser Stelle immer kam, dass die Familie umziehen musste.
Daher fragte ich mit belegter Stimme,” Müssen wir von hier wegziehen?”
Ich stellte erleichtert fest, dass Mum lachte und den Kopf schüttelte. “Nein natürlich nicht.
Aber wir haben tatsächlich ein Anliegen an dich. Du weißt doch das deine Cousine Melinda einen Job in der Bibliothek für den Sommer angenommen hat?”
Ich nickte, meine Gedanken überschlugen sich, sollte ich mir nun etwa deshalb auch einen Ferienjob besorgen? Dad sah mich ernst an,” Melinda hat sich heute morgen das Bein gebrochen, sie kann den Job nicht annehmen. Leider hat sie den Vertrag schon unterzeichnet und die Verwaltung der Bibliothek rechnet fest mit ihr. Da sonst eine Mitarbeiterin dieses Jahr gar nicht wegfahren kann, obwohl sie anscheinend sehr dringend Jemanden besuchen muss. Tantchen macht sich schreckliche Vorwürfe. Außerdem drohen rechtliche Konsequenzen wenn Melinda nicht erscheint. Nun lange Rede, kurzer Sinn! Wir wollen dich bitten den Posten zu übernehmen, du hast Zeit, würdest etwas Geld verdienen und Tantchen enorme Last abnehmen.”
Ich sah meinen Sommer schwinden, biss mir auf die Lippe und nickte. Als ich mich wieder im Griff hatte, antwortete ich, “Na klar. Ich mach das schon.”