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Blood and Desire: Bittersweet

von

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Gewissheit

Sasuke brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, welches warme Gefühl sich in ihm ausbreitete, ihn komplett auszufüllen schien. Er hatte kaum Erfahrung damit, dennoch konnte er es eindeutig benennen.

Liebe.

Es war genauso angenehm wie verwirrend, immerhin war es nicht irgendjemand, der dieses Gefühl in ihn ausgelöst hatte, kein junges Mädchen, das sein Herz erobert hatte, sondern der junge Mann, der ihm so viel genommen und gegeben hatte.

Sein Bruder.

Itachi Uchiha.

Die Empfindung vernebelte seine Gedanken und er nahm nichts anderes wahr, als diese dunklen Augen, schwarz wie die Nacht, in deren intensiven Blick er zu versinken drohte. Sonst bar jeglicher Emotionen leuchteten sie einfühlsam, besorgt und fragend. Oder bildete er es sich nur ein?
 

Erst jetzt, Sekunden oder gar Minuten später, bemerkte er, wie er in die tiefen Augen starrte, wie nahe sie einander waren und wich fast fluchtartig zurück. Um sich aus dem Bann zu befreien, der ihn gefangen genommen hatte, wandte er seinen Blick ab und versuchte sich auf seine Kleidung zu konzentrieren, die er ordentlich neben den Futon zusammen gelegt hatte.
 

»Mir hältst du immer einen Vortrag, wenn ich so freizügig durch die Gegend laufe, und sagst, dass ich mich anziehen soll«, sagte der 18-Jährige und war froh, dass seine Stimme ruhig, fast gleichgültig klang. Die jahrelange Übung sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen, zahlte sich aus. Auch wenn er nie erwartet hätte, dass es ihm in solch einer Situation helfen konnte.
 

Er gab seinem Bruder keine Chance darauf zu antworten, sondern nahm seine Sachen und huschte ins Bad, wo er die Tür abschloss und sich seufzend gegen sie lehnte. Sein Herz raste, als wenn er vor jemanden auf der Flucht wäre.

Was sollte er tun?

Was konnte er tun?

Es erschien ihm unmöglich, dass er Itachi nahe war und gleichzeitig wusste er nicht, ob er wollte, dass er weg war. Dann würde sich zu der unerträglichen Liebe noch eine quälende Sehnsucht mischen.

Der Junge schüttelte den Kopf, an so etwas durfte er noch nicht mal denken. Itachi war ein Verräter, sein Feind, er hatte all die Jahre nichts anderes im Sinn gehabt, als ihn zu vernichten. Dass aus einem Gegner ein Geliebter werden konnte, kam allerhöchstens in Geschichten vor, aber doch nicht im wahren Leben!
 

Ein Rivale?

Die leise Stimme, die er in letzter Zeit so oft vernommen hatte, meldete sich wieder zu Wort und brachte das letzte Fundament seiner Überzeugungen zum Einsturz. Es war ein kurzer Gedanke, ein kleiner Zweifel, der ihm so viel von der Wahrheit offenbarte.

Er hatte Itachi nie gehasst.

Er hatte ihn nie als seinen Feind sehen wollen.

Er hatte sich in seine Rachegefühle hineingesteigert, weil er damit das andere Gefühl verbergen konnte, das tief in ihm am Keimen war. Es war keine Hoffnung darauf, seinen liebevollen großen Bruder zurück zu bekommen, kein Wunsch, dass alles so werden konnte wie früher. Es war die Liebe gewesen, vor der er geflüchtet war, in dem er stundenlang, tagelang trainiert hatte.

Sasuke traute sich zurück zudenken, sich daran zu erinnern, was früher gewesen war. Wann diese Empfindung in ihm Wurzeln geschlagen hatte. Doch er kam zu keinem Ergebnis. An irgendeinem Punkt, den er nicht zu benennen vermochte, war aus der Bewunderung für den starken, talentierten Shinobi Liebe geworden.
 

Und er hatte ihn immer schon bewundert. Schon als kleines Kind war er von ihm fasziniert gewesen, von dem jungen Kämpfer, dem alles gelingen wollte und dem nichts zu schwierig war. Während seines Trainings schien er sich in so tiefe Konzentration versetzen zu können, wie es dem Genin heute noch nicht gelang. Immer schon war es unmöglich gewesen, sagen zu können, was er dachte und fühlte. Und doch hatte er ihm immer eine Wärme vermittelt, eine Geborgenheit, wie es selbst seine Mutter nicht gelungen war. Itachi war für ihn schon immer am wichtigsten gewesen.

Der Schwarzhaarige musste sich eingestehen, dass er ihn selbst für die Ermordung ihres Clans bewundert hatte. Dass es ihm scheinbar mühelos gelungen war, ihre Familienangehörigen umzubringen, die über so viel mehr Erfahrung verfügt hatten. Bis heute war es ihm ein Rätsel, wie er das hatte schaffen können und doch passte es zu ihm. Itachi war niemand, der scheiterte.
 

Er selbst war nicht unbegabt, viele seiner Mitschüler waren von seinen Leistungen begeistert gewesen, auch wenn sie ihn schon früh für arrogant hielten. Natürlich, er hatte sich nie groß bemüht Freundschaften zu schließen, sein Bruder, sein großes Vorbild, hatte auch darauf verzichten können. Gerade das beeindruckte vor allem die Mädchen in der Akademie, die miteinander wetteiferten, wer mehr Aufmerksamkeit von ihm erhielt. In Wahrheit hatte er keiner viel Beachtung entgegen gebracht, er war zu sehr auf sein Training fixiert gewesen. Am meisten Zeit hatte er mit Sakura verbracht, und auch wenn sie eine freundschaftliche Verbindung zueinander aufgebaut hatten, hatte er sich nie von ihr angezogen gefühlt.

Hatte es daran gelegen, dass er sein Herz damals schon an Itachi verloren hatte?

Oder konnte er mit Mädchen im Allgemeinen nicht viel Anfangen?

Als er in dem Alter war, dass er sich für das andere Geschlecht interessierte, war kaum ein anziehendes Geschöpf in der Nähe gewesen und Orochimaru hatte ihn genug gefordert, dass er sich um solche pubertären Dinge keine Gedanken gemacht hatte. Sein Herz hatte nur die Rache an den anderen Uchiha gekannt und ihn so davor bewahrt, es einer anderen Person zu schenken.

Es war seltsam sich eingestehen zu müssen, dass man mehr Gefallen an dem gleichen Geschlecht fand, auch wenn seine Erfahrungen selbst da gering waren und keines Wegs positiv. Trotzdem hatten Männer in seinem Leben schon immer dominiert.
 

Wie ging es Itachi eigentlich?

Verständlicherweise hatten die beiden nie darüber gesprochen und Sasuke wusste nicht, wie sein Bruder über das Thema dachte. Soweit er mitbekommen hatte, hatte Itachi eine Freundin gehabt, dunkel konnte er sich erinnern, dass die beiden mit Mikoto und Fugaku in der Küche gesessen und sich unterhalten hatten.

Er selbst hatte nicht anwesend sein dürfen, da sie über Dinge gesprochen hatten, für die er noch zu jung gewesen sei. Also hatte er nachgegeben und die Zeit lieber für sein Training genutzt. Nachdem er ein bisschen gelauscht hatte. Es fiel ihm schwer, sich nach so langer Zeit noch an ein Gespräch zu erinnern, dass er damals kaum verstanden hatte. Ihm war bewusst, dass arrangierte Ehen innerhalb eines großen Clans nicht selten waren und vielleicht hatten sie sich darüber unterhalten. Das verriet ihm also nicht, wofür sich Itachi interessierte.
 

Und es machte seine Situation nicht leichter. Vielleicht würde er das Gefühl überkommen können, wenn er wüsste, dass es Auswegslos war, dass sich der 23-Jährige nicht für männliche Wesen begeisterte. So konnte er sich wenigstens noch einreden, dass der Hauch eine Chance bestand.

Aber worauf?

Auf eine Beziehung?

Was würde es ihnen bringen?

Konnte sie überhaupt bestehen?
 

Sasuke schüttelte seinen schwarzen Schopf und schlüpfte in seine Kleidung. Möglicherweise hätte er mit dem Älteren darüber reden können, wenn Itachi ihn nicht so leicht durchschauen könnte. Er wollte gar nicht wissen, wie schnell er darauf kam, wieso der jüngere Uchiha plötzlich mit diesem Thema ankam. Nach allem, was er erlebt hatte, wäre es auf der anderen Seite kein großes Wunder, wenn er sich für diesbezügliche Erfahrungen seines Bruders interessierte. Aber sie waren gerade sich näher zu kommen, wieder vertrauen zueinander aufzubauen und Sasuke hatte Angst davor, es zu zerstören, wenn der andere von seinen Gefühlen erfuhr.

Es war zum verrückt werden!
 

Ein paar Mal atmete der Jüngere durch, dann verließ er das Bad wieder. Der Grund seiner rasenden, verwirrenden Gedanken, stand am Fenster und blickte nach draußen, während das helle Sonnenlicht einen sanften Schleier um ihn bildete. Er hatte sich angezogen, trotzdem war der Anblick berauschend genug für den 18-Jährigen. Konnte es sein, dass Itachi es ihm unnötig schwer machen wollte?
 

»Wir sollten zum Versteck zurückgehen. Dort ist es ungefährlicher«, schlug der Chunin vor, während er sich umdrehte und zu seinem kleinen Bruder schaute.
 

Sasuke stimmte zu, denn dort hatte er mehr Platz, um ihm aus dem Weg zu gehen. So gern er auch die Zeit mit dem Dunkelhaarigen genoss, er brauchte Abstand, um sich der Tragweite seiner Gefühle völlig bewusst zu werden und zu überlegen, wie es weiter gehen sollte. Denn dieses neue Gefühl, diese unerträgliche Zuneigung, würde sein Leben für immer verändern. Und Itachis.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-10-19T10:21:58+00:00 19.10.2010 12:21
Ja, ja... die Liebe.

Wo die hinfällt, wächst nichts
außer Verwirrung und Chaos erstmal...

^///^

... Sasukes Gedankenwege und
Gefühlschaos hast du hier sehr gut
rüber gebracht - der Ärmste ist ja
grade voll durch den Wind.

Der tut mir grade ein wenig Leid!

XD


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