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Contrasts

The difference between us
von

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Vorahnungen

„Kaito und Akira...“, wimmerte ich, „Wieso ist mir das nicht früher aufgefallen? Sie waren die beiden... Sie haben gegeneinander gekämpft. Kaito hat Akira umgebracht!“

Es war still. Alle starrten mich erschrocken an. Akira war sogar sein Brötchen aus der Hand gerutscht. Es landete kopfüber auf dem Boden. „W- was hast du gerade gesagt?“

Ich zuckte zusammen. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich eben alles laut ausgesprochen hatte. Daisuke kniete vor mir auf dem Boden und starrte mich geschockt an. „Ren, du… ?“

Ich senkte meinen Blick. „Der Albtraum…“, murmelte ich, „Akira ist darin gestorben.“ Den Rest erwähnte ich nicht. Das traute ich mich nicht. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion, die darauf folgen würde. Sicher war er jetzt schon wütend.

Daisuke schien sich endlich wieder etwas gefasst zu haben. „Wie lange hast du diesen Alptraum schon?“, fragte er mich ernst.

Eine weile überlegte ich. Dann fiel es mir wieder ein. „Seit dem ersten Montag nach den Ferien, seit dem dreiundzwanzigsten Februar.“

„A- aber-“, stotterte Daisuke, „Da hast du Akira ja noch gar nicht gekannt.“

Zuerst schaute ich meine beiden Klassenkameraden nur verwirrt an, bis mir auffiel, dass er eigentlich gar nicht hätte in meinem Traum vorkommen dürfen. Man träumte schließlich nicht von irgendwelchen unbekannten Idioten, die einen retteten und dabei draufgingen.

Endlich schien sich auch Rapunzel wieder gefasst zu haben. „Was genau ist in deinem Traum passiert? Und wieso tauche ich da auf?“

Anstatt zu antworten, schüttelte ich nur meinen Kopf. Ich wollte jetzt nicht darüber sprechen, nicht jetzt und auch nicht später. Die ganze Aktion war mir, jetzt wo ich mich wieder beruhigt hatte, ziemlich peinlich. Was mussten die anderen jetzt über mich denken? Doch die schienen gerade andere Probleme zu haben. Sie starrten mich beide immer noch geschockt an, als würden sie meinen zusammengesponnenen Traum für bare Münze nehmen.

Aber was war, wenn sie damit Recht hatten? Was war, wenn mein Traum Wirklichkeit werden würde? Wenn Akira wirklich streben würde? Starb er in den Traum überhaupt? Nicht einmal das wusste ich. Ich war immer aufgewacht, bevor er wirklich tot war. Er hatte nur wegen Blutverlust das Bewusstsein verloren und war zusammengebrochen. Tot war er noch nicht. Vor meinem inneren Auge ließ ich die letzten Sekunden des Albtraums ablaufen, sah das Blut, das Schwert im Oberkörper. Er war tot, ganz sicher. So etwas überlebte man nicht, da war ich mir sicher. Ich bekam Angst, Angst davor, dass der Traum wahr werden würde. Ich wollte nicht, das jemand meinetwegen starb, auch nicht Akira. Selbst wenn ich ihn nicht besonders mochte, wollte ich noch lange nicht, dass ihm so etwas zustieß.

„Was genau ist passiert?“, riss mich Akiras Stimme aus meinen Gedanken.

Ich zuckte zusammen, beantwortete aber dann zu meiner Überraschung wirklich seine Frage, wenn auch in gekürzter Form. „Es hat geregnet. Ihr habt gegeneinander gekämpft. Er hat dir sein Schwert durch den Oberkörper gerammt. Du bist zusammengebrochen.“

Stille. Akira war der Mund aufgeklappt. „Bist du sicher? Ich verliere gegen diesen…“

Das war meine Gelegenheit. Schaffte ich es jetzt, halbwegs gut zu schauspielern, wäre die Sache gegessen, weshalb ich ihn überheblich angrinste. „Du bist wohl doch nicht so gut, wie du immer tust, sonst würdest du ja wohl kaum gegen Kaito verlieren, oder Rapunzel.“

Akira klappte der Mund auf und er starrte mich geschockt und wütend an. „Du wagst es?!“

Ich grinste nur. „Siehst du doch! Tja, dann musst du eben härter trainieren, damit du nicht gegen Kaito verlierst. Am besten bittest du ihn noch um Privattraining.“

Der Neue schlug mit der Faust auf den Tisch. „Halt sofort deine Klappe!“, schrie er mehr als nur gereizt, woraufhin ich ihm die Zunge herausstreckte. „Nö. Keine Lust.“

„Na warte!“, jetzt sprang Rapunzel vom Stuhl auf und stellte sich direkt vor mich. Bedrohlich funkelte er mich an. „Jetzt bist du erledigt.“

„Ach, weiß du?“, gab ich ihm lässig zur Antwort, „Darauf habe ich gerade wirklich keine Lust. Wenn du dich prügeln willst, dann such dir jemand anderen, aber nicht mich.“

Auf Daisukes Gesicht sah ich schon ein verdächtiges Grinsen. Er hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen, da er sich seinen ehemals besten Freund nicht zum Feind machen wollte.

Akiras Gesicht allerdings wurde immer verzerrter vor Wut. Er schnaubte zornig, fast wie ein Pferd. „Weißt du, wie egal mir das ist?“

„Du prügelst dich also mit Mädchen?“, warf ich ihm gespielt empört vor, „Wie feige.“

Jetzt konnte Daisuke sich nicht mehr beherrschen. Laut prustete er los, woraufhin er sich einen wütenden Blick von Akira einfing, der alles andere als Begeistert davon war. „Jetzt fang du nur auch noch an. Was kommt als nächstes? Die ganze Welt?“

Mein Klassenkamerad und guten Freund schüttelte seinen Kopf. „Nein danke. Das wird zu stressig. Ich muss es am Ende wieder ausbaden, wenn du dir die ganze Welt zum Feind machst. Dazu habe ich null Bock.“

So langsam beruhigte sich der Neue wieder. Anscheinend hatte das mit Daisukes Aussage eben zu tun. Vielleicht war etwas in ihrer Vergangenheit passiert...

Ich seufzte, als ich plötzlich einen orangefarbenen Wollknäuel auf meiner Schulter sitzen hatte. Gedankenverloren streichelte ich Tora, der das mit einem lauten Schnurren quittierte. „Gute Mieze.“, murmelte ich.

„Das ist keine Katze...“, meinte Akira trocken.

Ich sah ihn überrascht an. „Klar! Das sieht man doch!“

„Akira hat Recht.“, sagte Daisuke ernst, „Dein Tora ist keine Katze. Er hat zwar die Gestalt einer, ist aber eigentlich ein Animale, so nennen wir die Tiere aus der anderen Welt. Wie du es geschafft hast, ihn zu zähmen, ist mir ein Rätsel. Aber die anderen sind nicht so zahm. Manchmal tauchen sie hier auf und fressen Menschen oder Tiere.“

Rapunzel nickte. „Die Leute von der Widerstandsbewegung bekämpfen sie und schicken sie entweder zurück oder töten sie. Manchmal tun die Familien der fünf Kaiser das auch, aber eher selten. Außer es handelt sich um ein besonders gefährliches Animale...“

Verwirrt nickte ich. „Schläft Naoki deshalb immer in der Schule?“

Jetzt nickte Daisuke. „Er und Isamu kämpfen jede Nacht gegen solche Tiere.“

Tora sprang auf Daisukes Schoß, woraufhin mein Klassenkamerad kurz zusammenzuckte, dann aber in schallendes Gelächter ausbrach. „Dein Tora ist wirklich süß.“, meinte er, während er ihn kraulte, „Er scheint kein Problem mit uns zu haben. Wenn du ihn richtig ausbildest, kann er dir in Kämpfen helfen. Vielleicht lässt er dich sogar auf seinem Rücken reiten. Das wäre vorteilhaft, er kann sehr weit und hoch springen.“

Ich grinste und sah zu Tora. „Was meinst du? Hast du Lust?“

Zur Antwort bekam ich ein einfaches „Miau.“

Daisukes Lachen wurde noch lauter. „Ich nehme das mal als ein 'Ja'.“

Ich kicherte, stand auf und fütterte Tora. „Du hast sicher Hunger, nicht?“ Kaum hatte ich den Futternapf auf den Boden gestellt, kam auch schon mein anderer Kater angerannt und wollte auch sein Fressen haben, weshalb ich einen weiteren Napf füllte und ihm vor die Nase stellte. Dann setzte ich mich wieder an den Tisch. „Diese Kämpfe gegen diese Animale... Wie genau laufen sie ab? Ich meine… Haben die Animale irgendwelche Fähigkeiten wie ihr oder sind das nur große Tiere?“

Zuerst schauten mich meine Klassenkameraden verwirrt an, bevor Daisuke meine Frage beantwortete. „Normalerweise sind es nur ‚große Tiere’, wie du das nennst. Es ist sehr selten, dass sie bestimmte Fähigkeiten haben zu und noch seltener können sie die Elemente kontrollieren. Bis jetzt bin ich nur wenigen begegnet. Eine Sache sollte ich vielleicht noch erwähnen: Normale Menschen können Animale nicht sehen. Aber das bedeutet nicht, dass alle, die es können, besondere Fähigkeiten haben. Das trifft nur auf reichlich die Hälfte von ihnen zu. Die Leute der Widerstandsbewegung suchen nach solchen Menschen, um sie für ihre Zwecke zu gewinnen.“

„Du schweifst ab.“, warf Akira ein und sah seinen besten Freund gelangweilt an, „Das Eine hat mit dem Anderen so gut wie nichts zu tun.“

Daisuke lächelte verlegen. „’tschuldige, das passiert mir öfters.“

„Macht nichts.“, meinte ich, „Ich finde es interessant.“

Akira seufzte. „Du weißt echt nichts über Nakuni, was?“

„Könnte man so sagen.“ Ich senkte meinen Blick. „Daisuke hat mir zwar ein wenig erzählt, aber viel kann ich damit auch nicht anfangen.“

„Du und Kaito... Ihr kennt euch, richtig?“, kam es nach einigen Sekunden zögerlich von Daisuke und er sah mich abwartend an.

Ich nickte. „Vor einigen Jahren waren wir beste Freunde. Jedenfalls bis er alles zerstört hat...“

Meine Klassenkameraden sahen mich leicht überrascht an, sagten aber nichts. Sie warteten darauf, dass ich weitersprach, jedenfalls sah es danach aus.

Von meiner gescheiterten erste Liebe wollte ich ihnen nichts erzählen, weshalb ich dort ansetzte, wo ich Kaito nach Jahren zum ersten Mal wieder gesehen hatte. „An dem Tag, an dem ich während der Mathearbeit geträumt hatte. Ich musste länger in der Schule bleiben und sie nachschreiben. Dadurch verpasste ich meinen Bus und musste nach Hause laufen. Unterwegs traf ich Kaito. Er hat gegen Tora gekämpft und sah ziemlich mitgenommen aus. Ich habe mich in den Kampf eingemischt, als ich Tora wiedererkannt hatte. Na ja, dann ist noch dieser Morau aufgetaucht. Ich weiß bis heute nicht, was er von mir wollte. Er hat mich einfach grundlos angegriffen. Kaito ist dazwischengegangen und die beiden sind verschwunden. Danach habe ich Tora einfach mit nach Hause genommen...“

„Kaito hat gegen ihn gekämpft?“, fragte Akira ungläubig, „Und er war verletzt? Weißt du, was das bedeutet? Dein Animale muss sehr mächtig sein, wenn es in der Lage gewesen ist, ihn zu verletzen. Wie hast du es geschafft, so ein Monster zu zähmen?“

Ich hob meine Schultern. „Keine Ahnung. Das ist schon Jahre her.“

„Moment mal!“, warf Daisuke ein, „Unterbrecht mich, wenn ich falsch liege. Aber wenn Ren in der Lage war, so ein mächtiges Animale zu zähmen, dann- Dann ist es nicht weiter wunderlich, dass Wind und Erde hinter ihr her sind.“

„Wind, Erde und Elektrizität.“, murmelte Akira, „Dein Onkel hat sich mit den Oberhäuptern ihrer Familien zusammengeschlossen. Sie planen, Nakuni mit Gewalt zu übernehmen.“

„W- was?“ In Daisukes Stimme schwang Panik. „Das- Das darf nicht wahr sein!“

Akira schüttelte schwach seinen Kopf. „Ist es aber. Und ich fürchte, es wird ihnen auch gelingen. Die fünf Kaiser sind bis auf wirklich kleine Differenzen fast genau gleich stark. Demzufolge gewinnt die Seite, auf der mehr von ihnen stehen. Um sie aufzuhalten, müsstest du zurückgehen, dein Amt übernehmen und mit meinem Vater und Feuer zusammenarbeiten. Das ist so gut wie unmöglich. Mein Vater würde sich nie auf so etwas herablassen und über Feuer konnte ich absolut nichts herausfinden. Sie halten sich seit Jahren nur im Hintergrund auf und keiner weiß etwas über ihre Ziele. Ich konnte nur herausfinden, dass der Thronerbe Yuuki heißt, in unserem Alter ist und sich seit einiger Zeit fast ausschließlich in dieser Welt aufhält. Aber selbst dann wäre und ein Sieg noch nicht sicher. Naoki Takahashi, der Anführer der Widerstandsbewegung, soll genauso stark sein wie die Kaiser. Und er ist definitiv unser Feind. Immerhin ist es ihr Ziel, die Familien der Kaiser komplett auszurotten.“

„Wir müssen sie aufhalten!“, rief Daisuke.

„Ich weiß.“ Akira ballte seine Hände zu Fäuste. „Und aus diesem Grund bin ich hier her gekommen. Meinem Vater habe ich erzählt, ich würde das Auge der Katze suchen. Aber nur mit ihm können wir nicht gewinnen. Außerdem weiß ich nicht einmal, ob es überhaupt noch existiert. Vielleicht hat es diesen Gegenstand auch nie gegeben. In Wahrheit suche ich nach Yuuki aus der Familie des Feuers. Ich muss unbedingt mit ihm sprechen. Vielleicht kann er seine Familie überzeugen, mit uns zusammenzuarbeiten.“

„Das könnte funktionieren.“, murmelte Daisuke, „Mit ihm hätten wir drei der fünf Kaiser.“

Akira nickte. „Nur der erstgeborene Sohn von einem der Kaiser erbt seine Kräfte. Wir müssen ihn unbedingt finden. Leider kann ich hier nichts über ihn finden, weder seinen momentanen Aufenthaltsort noch den Namen seiner Schule, fall er überhaupt eine besucht...“

„Also ist es aussichtslos...“ Daisuke senkte seinen Blick.

Gerade wollte ich ihn aufmuntern, sagen es würde schon irgendwie gut gehen, als mir etwas einfiel. „Das Sportfest! In zwei Wochen! Unsere Sportlehrerin hat doch letzten Freitag davon erzählt. Alle Schulen aus dem Umkreis nehmen mit den besten Schülern der neunten und zehnten Klassen in verschiedenen Disziplinen daran Teil. Wenn dieser Yuuki genauso im Sportunterricht schummelt wie ihr, dann treffen wir ihn vielleicht dort.“

Die Augen meiner Klassenkameraden wurden immer größer. Ungläubig starrten sie mich an. „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“, fragte Rapunzel, „Du willst den Sohn des Kaisers des Feuers auf einem Schulsportfest suchen?“

Ich nickte. „Warum nicht? Er könnte immerhin dort sein.“

„Ren hat Recht. Und so unwahrscheinlich ist das ganze auch nicht. Und selbst wenn wir ihn dort nicht finden, haben wir einen ganzen Tag lang keine Schule.“

Akira seufzte. „Wenn ihr meint... Mehr als schief gehen, kann es ja nicht...“

„Dann ist die Sache entschieden.“, beschloss ich, „Fragt sich nur noch, wie wir es schaffen, auf dieses dumme Sportfest zu kommen. Schätze, es geht nicht ohne zu schummeln...“

Daisuke lachte. „Ja und? Das hat uns bis jetzt auch nicht davon abgehalten.“

Ich lachte. „Diesmal ist es erlaubt. Immerhin geht es hier um eine wichtige Sache.“ Den Alptraum hatte ich schon fast vollständig wieder vergessen und die restlichen unschönen Gedanken verdrängte ich erfolgreich. Sicherlich machte ich mir deswegen zu viele Gedanken. Außerdem ging die Suche nach diesem seltsamen Yuuki von er Familie des Feuers vor. Denn ohne ihn wären wir ziemlich aufgeschmissen.

Seufzend lehnte ich mich zurück. „Wenn es nach mir ginge, könnte das Training heute gerne ausfallen. “

Meine beiden Klassenkameraden warfen mir einen tadelnden Blicke zu, bevor Daisuke das Wort ergriff. „Kommt gar nicht in Frage. Du brauchst das Training, wenn du in Zukunft allein überleben. Und außerdem sollten wir langsam deine Fähigkeiten, deine Kräfte zu kontrollieren, etwas verbessern. Sonst schaffst du es nicht auf das Sportfest. Also im Klartext: Wir verschieben das Kampftraining und machen statt dessen mit Sprint, Weitsprung, Kugelstoßen und so weiter.“ Er sah zu Akira. „Und du trainierst auch mit!“

„Sklaventreiber!“, murmelte ich und blickte die beiden beleidigt an.

Auf Daisukes Gesicht bildete sich ein Grinsen, bevor er mich am Arm packte und direkt in das Dojo zog. „Betrachte es einfach als Rache bezüglich der Hausaufgaben und des Lernens.“

Ich schnaubte. „Wirklich dankbar von dir. Ich habe nur für deine Zukunft gesorgt!“

Das Grinsen auf dem Gesicht meines Klassenkameraden und guten Freundes wurde breiter. „Denkst du, das tue ich nicht?“

„Jaja,“, murmelte ich, „Ich habe es kapiert.“ Jetzt noch weiter zu diskutieren war sinnlos. Gewinnen konnte ich nicht mehr, da Daisuke Recht hatte und wenn ich ihn jetzt noch weiter ärgerte, würde er es mir im Training zurückzahlen. Da ich darauf überhaupt keine Lust hatte, schwieg ich lieber und fügte mich meinem Schicksal.

Im Dojo zog ich mich als ersten um und band meine Haare zusammen, bevor wir starteten. Die ersten Aufgaben waren noch relativ leicht. Anfangs musste ich nur Runden laufen und dabei meine Kräfte einsetzen. Die einzige Schwierigkeit bestand daraus, dass Daisuke nebenherlief und ich mich an seine Geschwindigkeit anpassen musste. Auch meine das Tempo Bewegungen musste ich an ihn anpassen, sonst würde ich im Sportunterricht in Schwierigkeiten geraten, da sich kein normaler Mensch so schnell bewegen konnte.

Akira hatte es sich auf den gestapelten Matten bequem gemacht und beobachtete uns. Ab und zu gab er einen ernst gemachten Hinweis oder einen dummen Kommentar von sich. Doch er dachte nicht im Traum daran, mitzumachen.

Nach gefühlten Stunden beendete Daisuke diese Übung und fuhr mit einer anderen fort: Sprint. Das war schon um einiges Schwieriger, da ich es nicht ohne weiteres fertig brachte, meine Kräfte so einzusetzen, dass meine Bewegungen realistisch aussahen, tempomäßig Daisukes angepasst waren und ich fast gleichzeitig mit ihm ins Ziel kam. Eines stimmte immer nicht. Entweder waren meine Bewegungen zu schnell und ich erreichte das Ziel weit vor ihm oder ich konzentrierte mich zu sehr auf sie und erreichte das Ziel zu spät. Erst nach einiger Zeit hatte ich mich daran gewöhnt und machte langsam Fortschritte.

„So können wir es lassen.“, meine Daisuke nach einiger Zeit. Wir festigen die Übung in den nächsten Tagen. Jetzt geht es erst einmal mit Weitsprung weiter.“

Ich seufzte. Wenn das so weiter ging, würde ich bald wahnsinnig werden. Das hielt doch kein Mensch aus. Irgendwann brauchte jeder mal eine Pause und meine war längst überfällig. Nur leider schienen Daisuke und Akira da anderer Meinung zu sein. Bei dem ersten der beiden machte das auch noch halbwegs Sinn, was bei Akira nicht der Fall war. Wahrscheinlich wollte er mich nur ärgern. Das tat er in letzter Zeit gern, vorzugsweise indem er mich bei meinem ersten Vornamen ansprach. Ich hasste das. Deswegen weigerte ich mich nach wie vor, ihn bei seinem Namen anzusprechen und nannte ihn nach wie vor Rapunzel, obwohl mich Daisuke schon einige Male gebeten hatte, das zu unterlassen.

Wieder mit den Gedanken zurück im Dojo führte Daisuke gerade vor, wie mein Weitsprung auszusehen hatte und erklärte, worauf ich zu achten hatte. „Pass auf, dass du nicht mit zu viel Kraft abspringst, sonst könnte es passieren, dass du dir den Kopf an der Decke stößt. Außerdem darfst du nicht weiter als bis zu der Markierung springen.“ Er zog mir Kreide eine Linie auf den Holzboden.

Ich nickte, als Zeichen dafür, dass ich verstanden hatte, und versuchte es. Ich konzentrierte mich auf meine Kräfte. Wie ich es aus dem Sportunterricht gewohnt war, sprintete ich so schnell wie möglich auf den Abspringpunkt zu und drückte mich dort mir voller Kraft ab. Als Resultat berührte mein Kopf fast die sehr hohe Decke des Dojos, ich flog weit über die Kreidemarkierung und kam mit einer Bruchlandung wieder am Boden auf.

Akira rollte sich lachend auf den Matten hin und her. Er hielt sich den Bauch und in seinen Augen standen Lachtränen. „Das glaube ich jetzt nicht, Seira. Du hast echt alles falsch gemacht, was überhaupt falsch zu machen ging! Du bekommst echt gar nichts auf die Reihe.“

Das traf mich, doch wollte ich es nicht zeigen, weshalb ich ihm gespielt gut gelaunt meine Zunge herausstreckte. „Von dir lasse ich mir gar nichts sagen, Rapunzel!“

„Wie hast du mich gerade genannt?“, rief er beleidigt.

„Rapunzel.“, antwortete ich ihm mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht.

Akira starrte mich gereizt an. „Wie oft soll ich dir das noch sagen? Nenn mich gefälligst nicht so. Ich habe auch einen Namen. Oder ist das zu hoch für dich?“

Ich hob meine Schultern. „Ich auch…“

„Im Gegensatz zu dir benutze ich den schon lange. Seira. Aber dazu scheint deine Intelligenz nicht auszureichen. Sonst wer dir das sicher aufgefallen.“ Seine Stimme wurde von Wort zu Wort spöttischer und er fixierte mich mit einem starren Blick.

„Nur zu deiner Information…“, ich starrte ihn wütend und gekränkt an, „Ich heiße nicht Seira. Also nenn mich nicht so. Mein Name ist Ren!“

Mit diesen Worten warf ich ihm noch einen beleidigten Blick zu, bis ich aus dem Dojo stolzierte. Daisukes Rufe ignorierte ich. Die Lust am Training war mir vergangen. Wütend über Akiras Sticheleien, die manchmal sehr verletzend waren, stampfte ich in mein Zimmer, zog mich um und verließ das Haus. Ein kleiner Spaziergang würde mir sicher gut tun, dachte ich. So konnte ich meine Gedanken wieder sortieren. Daisuke hatte mir zwar verboten, allein das Grundstück zu verlassen, aber wenn ich Tora mitnahm, war ich ja nicht allein und konnte das Verbot ganz einfach umgehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chrono87
2011-02-08T19:03:41+00:00 08.02.2011 20:03
schön das es hier auch mal wieder weiter geht.
und dann ist es auch noch so süannend und gefühlsgeladen. ich bereue es fast, das kapitel gelesen zu haben, weil ich jetzt warten muss, um zu erfahren, wie es weiter geht. wahrscheinlich lese ich deswegen lieber abgeschlossene ffs, damit ich diesen nervenkitzel nicht mehr hab und weiterlesen kann.

die idee mit dem sportfest ist super, aber was ist, wenn dieser yuuki nicht ein junge ist, sondern ein mädchen? ich würde es recht lustig finden. XD
ren sollte nicht so viel schauspielern und zu ihrem traum stehen, auch wenn ich verstehen kann, weswegen sie so gehandelt hat.
es würde mich nicht wundern, wenn sie mächtig probleme bekommt, jetzt wo sie allein rausgegangen ist, obwohl man es ihr strikt untersagt hat.


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