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Contrasts

The difference between us
von

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Erste Erfolgserlebnisse

Ich schob Daisuke und meine kleine Schwester von den Matten. „Wolltet ihr nicht noch gegeneinander kämpfen?“, fragte ich.

Saya starrte mich an, als sei ich das erste Auto auf dem Mond, währen mein Klassenkamerad nur laut lachte. „Das sieht dir wieder ähnlich, Ren!“, meinte er.

Zur Erklärung für mein Handeln grinste ich Saya frech an. „Ich will die Bezirksmeisterin in Kendo mal wieder verlieren sehen.“, neckte ich sie.

Sofort rannte meine kleine Schwester in den Raum mit den großen Schränken und kam wenig später in Trainingsklamotten und mit zwei Bambusschwertern zurück. Eines davon drückte sie Daisuke in die Hand. „Kannst du überhaupt Kendo?“

Er schüttelte seinen Kopf. „Nein. Nur Schwerkampf. Was hältst du von einem Kampf ohne Regeln? Der Verlierer ist für das Abendessen zuständig.“

Mit einem Grinsen im Gesicht beobachtete ich die beiden. Hatten sie nicht gerade etwas von ohne Regeln gesagt? Und jetzt stellten sie doch welche auf. Aber das konnte mir auch egal sein. Saya und Daisuke gingen in Kampfposition, wenig später sprang meine jüngere Schwester auf ihn zu und holte mit ihrem Bambusschwert aus.

Sie verfehlte Daisuke nur knapp, doch er nutzte die Gelegenheit für einen Gegenangriff. Saya schaffte es nicht mehr auszuweichen und musste blocken, wodurch sie durch die Wucht von Daisukes Angriff auf dem Boden einen Meter nach hinten rutschte. Doch das schien sie nicht weiter zu stören. Munter griff sie ihn weiter an, doch sie konnte keinen einzigen Treffer landen. Jedem Angriff wich Daisuke spielend aus, und nicht nur das: Er setzte die Technik dazu ein, die er mich beigebracht hatte, also es versucht hatte, mir beizubringen. Noch beherrschte ich sie nicht.

Das ging etwa zehn Minuten lang so. Saya prügelte inzwischen mit dem Holzschwert nur noch auf meinen Klassenkameraden ein. Daisuke seufzte und schaute sie ernst an. Nur drei Sekunden später flog ihre Waffe in hohem Bogen durch die Trainingshalle und er heilt ihr die Spitze der stumpfen Klinge des Holzschwertes an die Kehle. „Du hast verloren.“

Saya stand da und rührte sich keinen Millimeter von der Stelle.

Ich sprang von den Matten und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. „Sieh es mal positiv. Wenn du gegen wen verlierst, weißt du, dass du noch besser werden kannst. Ständig zu gewinnen ist doch langweilig.“

Sie riss sich los und schaute mich wütend an. „Bist du endlich fertig mit deiner Moralpredigt? Ich weiß, dass ich noch nicht gut genug bin. Das musst du mir nicht immer auf die Nase reiben! Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Sie stürmte aus dem Dojo.

„Vergiss das Essen nicht!“, rief ihr Daisuke hinterher.

Verwirrt schaute ich ihr nach. Was war denn jetzt kaputt? So eine kleine Niederlage beeindruckte sie doch sonst nicht. Sie war eindeutig zu eingebildet geworden.

Aber als wir am Abend die Küche betraten, hatte sich zu meiner Überraschung tatsächlich den Tisch gedeckt, auch wenn nur Ketchup und Pizza darauf standen. Den Rest hatte sie weggelassen, also mussten wir und Teller, Gläser und Besteck selbst holen, aber immerhin hatte sie sich an die Abmachung gehalten.

Die nächsten Tage zwei Wochen trainierte ich jeden Tag nach der Schule bis spät in die Nacht hinein. Wochenende begann das Training sogar schon Vormittag. Abends war ich immer so fertig, dass ich ins Bett fiel und sofort einschlief, aber ich machte Fortschritte. Jetzt kannte ich schon einige Grundtechniken und musste nicht immer nur ausweichen. Nur leider traf ich mit meinen schwachen Angriffen Daisuke nie, aber war erwartete ich? Er war Profi. Und da war es normal, dass ich als Anfänger nicht mit ihm mithalten konnte. Das wäre ja auch schlimm.

Die Kontrolle über diese seltsame Kraft hatte ich auch sehr verbessert. Ich verlor sie jetzt nicht mehr einfach. Das war auch ein großer Fortschritt, fand ich.

Nur leider ließ durch das harte Training meine Aufmerksamkeit in der Schule nach. Auf Dauer war das nicht besonders gut, denn dadurch würde sich mein Durchschnitt verschlechtern und ich könnte nächstes Jahr das Internat nicht besuchen, aber momentan war noch alles im grünen Bereich. Und Daisuke arbeitete auch hart. Er war inzwischen in jedem Fach um mindestens eine Zensur besser, außer in Sport, da hatte er schon eine Eins. Die Lehrer schienen völlig mit seinem plötzlichen Ehrgeiz und seiner guten Mitarbeit überfordert zu sein. Als er das erste Mal seit Monaten seine Hausaufgabe gemacht hatte, fiel unser Biologielehrer aus allen Wolken. Er riss sie Daisuke aus der Hand und kontrollierte sie sofort. Als er dann auch noch feststellte, dass die Hausaufgabe vollständig und richtig war, schrieb er ihm sofort eine Eins ein. Die ganze Klasse hatte gelacht und Applaus geklatscht, alle außer Naoki und Isamu. Sie hatten ihn die ganze Zeit über wütend angestarrt.

Gerade lag ich zu Hause in meinem Bett und starrte an die Decke. Es war Samstag und die hälfte des Trainings hatte ich bereits überstanden. Heute Nachmittag sollte ich gegen Akira kämpfen, der ab und zu hier vorbeischaute, damit ich mich nicht zu sehr an Daisukes Bewegungen gewöhnte. Denn jeder kämpfte anders.

Ich setzte mich auf und streichelte meinen Kater, welcher mir sofort seinen Kopf hinreckte und zu schnurren begann. Es schien ihm zu gefallen.

Als ich genug davon hatte, meinen Kater zu kraulen, zog ich mir meine Trainingsklamotten an und machte mich auf den Weg zum Dojo. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass Akira und Daisuke bereits dort waren und auf mich warteten.

Wir begannen mit dem Training. Schon nach wenigen Minuten war ich erschöpft. Akira verlangte viel mehr von mir als Daisuke. Er bewegte sich um ein vielfaches schneller und zielte genauer. Nie hielt ich länger wie eine Minute durch, bis ich einen Probekampf verlor, doch ich konnte mich auch daran anpassen, wenigstens an die erhöhte Geschwindigkeit.

Als ich nicht mehr konnte, machten wir eine Pause.

„Du bist besser geworden.“, sagte der Neue, „Du bewegst dich ganz anders als am Anfang.“

Ich wusste nicht, ob seine Worte ernst gemeint waren, weshalb ich ihn einfach nur dankbar anlächelte. „Danke, dass du mit mir trainierst.“

Er winkte ab. „Ein bisschen Bewegung hat noch keinem geschadet!“

„Du hast dich verändert.“, murmelte ich, „Am Anfang warst du total eingebildet und hast nicht einmal im Traum daran gedacht, jemandem zu helfen und jetzt. Jetzt bist du auf einmal so nett und hilfst mir sogar mit dem Training.“

Darauf sagte Akira nichts. Statt dessen wandte er sich einfach von mir ab und verließ das Dojo. Wütend schrie ich ihm hinterher: „Du Idiot! Jedes mal, wenn ich ein annähernd positives Bild von die habe, muss du es wieder zerstören.“

Doch dieses Mal war ich komischerweise fast nicht wütend. Es war eben seine Art. Wenn er meinte, dass alle schlecht von ihm denken sollten, dann musste er sich eben weiter so verhalten. Irgendwie mochte ich diese Art sogar langsam. Akira war zwar ein totales Arschloch, wenn es darum ging, sich anständig anderen Menschen gegenüber zu verhalten, aber er war zuverlässig. Ich wusste, wenn ich in Schwierigkeiten wäre, er würde mir helfen.

Mit diesen Gedanken setzte ich mein Training mit Daisuke fort, was mir nach dem harten von Akira sehr leicht vorkam, doch als er das bemerkte, gestaltete er es schwieriger. „Beweg dich schneller, Ren! So bist du eine lebendige Zielscheibe!“

Das brauchte er mir nicht zu sagen. Ich wusste es auch so! Wirklich! Ich versuchte, meine Geschwindigkeit noch ein kleinwenig zu erhöhen, jedes winzige bisschen, das noch möglich war, wäre mir recht gewesen, doch ich schaffte es nicht. Statt dessen stolperte ich über meine eigenen Füße und stürzte nach hinten, schlug mit dem Hinterkopf auf dem Holzboden auf.

Alles war schwarz um mich herum. Ich lag auf einem harten Grund, wusste aber nicht, wo das war. Auch als ich die Augen öffnete, sah ich nichts, doch dann wurde meine Umgebung langsam heller, aber nicht viel, denn mich umgab eine finstere Nacht. Nur der Vollmond schien auf mich herab. Zuerst erkannte ich nur seine groben Umrisse, dann sah ich immer schärfer. Aber meine Sicht wurde nie vollkommen klar. Alles sah ich durch eine Art Nebelschleier. Ich war völlig durchnässt und es regnete. Was hieß es regnete? Es goss wie aus Eimern. Doch der Regen war weder kalt noch warm, ich spürte ihn nicht einmal richtig. Auch die Kleidung, die an meinem Körper klebte, spürte ich nicht wirklich. Ich bemerkte es erst, als ich an mir heruntersah und ein zerrissenes Kleid von der Art, wie sie Leute vor einigen hundert Jahren getragen hatten entdeckte. Wieso trug ich so etwas? Das ergab keinen Sinn.

Ich rannte, sehr schnell sogar. Außerdem fühlte och, dass ich nicht vor jemandem floh, sondern versuchte, jemanden einzuholen. Aber warum war das so? Und wo war ich gerade? Ich rannte einer von Kratern übersähen Wiese entlang. Schlamm spritzte auf meine Kleidung und meinen Körper. Doch das interessierte mich nicht. Tränen liefen mir über das Gesicht. Ich fühlte mich unglaublich traurig, außerdem fühlte es sich an, als hätte ich ein Schlechtes Gewissen oder so. Hatte ich mich mir irgendjemandem gestritten? Mit einem meiner Freunde? Aber deswegen war man doch nicht so fertig! Was war hier passiert?

Plötzlich stolperte ich über einen Stein oder einen auf dem Boden liegenden Ast, ich konnte es nicht erkennen, dazu war meine Sicht noch zu unscharf. Der Länge nach fiel ich in eine große Pfütze. Es schmerzte, das wusste ich, aber ich fühlte keinen Schmerz. Alles war so irreal, so unwirklich, als wäre es nicht echt, sondern nur eine Illusion. Ich stand mühsam wieder auf und rannte weiter, den Hang hinauf, bis ich an einer relativ ebenen Fläche ankam. Ich fühlte, dass ich mein Ziel erreicht hatte.

Vor mir kämpften zwei Personen. Ich wusste nicht, wer es war, konnte es wegen dem starken Regen nicht erkennen, aber ich wusste, ich kannte die beiden. Zögerlich lief ich auf sie zu. Da hörte ich es, dieses Geräusch, wie Klingen aufeinander prallten.

Inzwischen war ich nahe genug dran, um erkennen zu können, was vor sich ging. Zwei Jungen, etwa in meinem Alter standen sich gegenüber, mit unzähligen Verletzungen auf den Körpern. Ich zitterte am ganzen Körper. Ein Windstoß von hinten blies mir meine Haare ins Gesicht. Wie ich es gewohnt war, wollte ich sie mir hinter die Ohren streichen, doch ging es nicht. Sie rutschten wieder vor. Warum? Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff. Mein langes Haar war auf einmal so kurz, dass es nicht einmal mehr bis auf die Schulter reichte. Was war hier los?

Wieder prallten die Waffen aufeinander. Die Kämpfenden waren am ende ihrer Kräfte angelangt, aber sie hörten nicht auf. Wollten sie so lange weitermachen, bis einer von ihnen starb? Erst jetzt fiel mir auf, dass die Gegend, in der ich mich gerade befand nicht aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert sein konnte. Wo war ich? Wer waren die Personen vor mir? Was war mit meinem Haar passiert? Und wieso um alles in der Welt trug ich so ein hässliches, zerrissenes Kleid?

Einer der beiden Kämpfenden schrie schmerzhaft auf. Der andere stürmte auf ihn zu. Plötzlich erschien eine Mauer aus Wasser vor dem, der geschrieen hatte. Ein starker Wind kam auf und blies die Mauer zur Seite, woraufhin der Andere mit einem Schwert ausholte.

Der junge Mann, der geschrieen hatte, konnte dem Schwertangriff gerade noch so ausweichen, indem er in meine Richtung sprang. Jetzt stand er einen Meter neben mir. Ich sah ihn an. Er hatte blaugrünes, kurzes Haar und Augen in der selben Farbe. Außerdem trug er auch solche altmodische Kleidung, wie ich es tat. Plötzlich spürte ich, wie mein Herz um ein vielfaches schneller schlug, als normal. Warum?

Der Junge sah mich an. In seinen Augen konnte ich Hass sehen, unendlichen Hass, aber auch eine große Enttäuschung. Irgendetwas sagte mir, dass diese Gefühle nicht auf den anderen Jungen gerichtet waren, sondern auf mich.

Wieso? Was hatte ich getan?

Der andere Junge kam extrem schnell auf mich zugestürmt. Fassungslos starrte ich ihn an, bewegte mich aber keinen Millimeter von der Stelle. Statt dessen schloss ich krampfhaft die Augen. Ich wollte hier weg, jetzt, sofort. Das war nicht die Welt, in die ich gehörte! Eine warme Flüssigkeit spritzte mir ins Gesicht. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Der fremde Junge mit den blaugrünen Haaren stand vor mir und hatte den Angriff mit seinem Körper abgefangen. Das Schwert steckte in seinem Oberkörper.

„Warum?“

Mehr als ein Flüstern brachte ich nicht heraus. Der Junge drehte sich zu mir um und lächelte. Der Hass und die Enttäuschung waren aus seinen Augen verschwunden. „Würde dir etwas zustoßen, könnte ich mir das nie verzeihen.“ Mit diesen Worten kippte er nach hinten.

„NEIN!“
 

Ich riss erschrocken meine Augen auf und saß sofort aufrecht. Verwirrt schaute ich mich um. Ich war im Dojo. Daisuke kniete neben mir und sah mich besorgt an. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte er und wollte mich auf die Beine ziehen.

„Fass mich nicht an!“, schrie ich und schlug seine Hand weg. Es dauerte einige Sekunden, bevor ich realisierte, was ich gerade getan hatte. Entschuldigend blickte ich meinen Klassenkameraden an. „Tut mir Leid. Mir geht es gut. Es war nur ein Alptraum.“

Daisuke nickte und brachte mich in mein Zimmer. Das Training setzten wir nicht fort, dazu war ich im Moment viel zu fertig. Wieder einmal hatte ich das Trainingsziel nicht erreicht. Nachdem Daisuke wieder gegangen wat, zog ich gleich meine Schlafsachen an und warf mich in das Bett. Zum Essen fehlte mir mal wieder die Kraft. Kaum hatte ich meine Augen geschlossen, driftete ich auch schon in die Traumwelt ab, doch diesmal träumte ich nichts.

Am nächsten Morgen wurde ich durch den Klang meines Weckers geweckt. Ich murmelte etwas unverständliches und zog mir die Decke über den Kopf. Es war Sonntag und da wollte ich ausschlafen! Doch ich hatte meine Rechnung ohne Daisuke gemacht. Laut riss er meine Zimmertür auf und stapfte in mein Zimmer hinein. Dann packte er meine Decke und entriss sie mir. „Willst du nicht langsam mal aufstehen?“, fragte er gereizt.

„Nur noch ein paar Minuten.“, murmelte ich schlaftrunken und zog die Decke wieder in meine Richtung. Dann schloss ich erneut meine Augen.

„Ren!“, hörte ich meinen Klassenkameraden meinen Namen rufen, „Steh jetzt endlich auf. Du bist schon fast eine halbe Stunde zu spät.“

Murrend bewegte ich meinen Körper aus dem Bett und lief wie in Zeitlupe in das Bad. Dort wusch och mir das Gesicht und putzte die Zähne. Danach zog ich mich um. Als ich die Küche ein paar Minuten später betrat, warteten Daisuke und Akira bereits vor der Tür zu dieser auf mich. „Frühstück gibt es, wenn wir mir dem ersten Teil des Trainings fertig sind.“

Mir klappte der Mund auf. Ungläubig starrte ich meinen sonst so netten Trainer an. Was war in ihn gefahren? Ich hatte Hunger! Immerhin hatte sich seit gestern Mittag nichts mehr gegessen, doch auch das schien keinen zu interessieren. Statt dessen legten die beiden mir Gewichte an Armen und Beinen an, drückten mir meine Turnschuhe und meine Übergangsjacke in die Hand, bevor sie mich aus dem Haus zogen.

Draußen wehte mir ein frischer Wind entgegen. Es war zwar noch kalt, aber Schnee lag fast keiner mehr, da es in den letzten Tagen öfters geregnet hatte. Die ersten Schneeglöckchen blühten und es roch wunderbar frisch draußen, wenn es nur nicht so kalt wäre. Als ich auf das Thermometer blickte, las ich etwas von knapp unter Null Grad ab. Auch war der Boden noch gefroren. Er würde erst im Laufe des Tages auftauen.

„So?“, stellte ich die Frage, obwohl ich die Antwort bereits wusste, „Und was soll das jetzt werden, wenn es fertig ist?“ Mir war bewusst, dass ich zickig klang, aber daran war nicht ich schuld, es lag einfach nur an meiner Müdigkeit und der Kälte.

„Wir Joggen.“, antwortete Daisuke monoton und brachte mich zum seufzen.

„Dann leg dir wenigstens auch Gewichte an!“, meckerte ich, „Sonst ist es unfair!“

Er zuckte mit den Schultern. „Geht schlecht, die hast alle du.“, meinte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht, bevor er sich ungerührt in Bewegung setzte.

Nur schwer konnte ich ihm und Akira folgen. „Du kannst die Gewichte gerne wiederhaben!“, redete ich weiter auf ihn ein, „Ich brauche sie jedenfalls nicht und schon gar nicht alle!“

„Doch!“, entgegnete Akira, „Du brauchst sie! Damit das Training weitergehen kann, musst du erst einmal die notwendigen Muskeln dafür aufbauen, und genau deswegen gehst du jetzt jeden Morgen Joggen, auch vor der Schule.“

Mir klappte der Mund auf, dann schloss ich ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Es musste etwas Ähnlichkeit mit einem Goldfisch gehabt haben, denn meine beiden Klassenkameraden fingen an zu lachen und machten sich über mich lustig. Wütend wendete ich meinen Blick ab und versuchte, sie zu ignorieren. Aber das war schwieriger, als ich es mir vorstellte, denn jedes Mal, wenn ich meinen Blick abwandte, nannte mich einer von ihnen so lange beim Namen, bis ich irgendwann endlich genervt reagierte.

Langsam fror ich nicht mehr so sehr und obwohl es anstrengend war, mit ihnen mitzuhalten, tat es irgendwie gut, sich mal wieder ganz frei bewegen zu können. Während des Trainings lernte ich ja nur bestimmte Bewegungen... So konnte ich mich mal richtig austoben. Aber trotzdem rechtfertigte das noch nicht, mich zu dieser Uhrzeit aus dem Bett zu werfen. Denn ich hätte wirklich gern noch ein paar Stunden weitergeschlafen.

Als wir endlich wieder am Startpunkt angekommen waren, stützte ich mich erschöpft an der Hausmauer ab. Das war echt anstrengend gewesen. Aber jetzt, nachdem ich es geschafft hatte, fühlte ich mich gut, irgendwie richtig munter, wäre ich nur noch so außer Puste. Außerdem war inzwischen die Sonne aufgegangen und schien mir in das Gesicht. Verträumt schloss ich meine Augen und genoss die Wärme auf meinem Gesicht für einige Momente, bis ich von meinen Klassenkameraden daran gehindert wurde.

„Du pennst ja schon wieder!“, rief Daisuke, „Bist du echt so müde?“

Zur Demonstration gähnte ich ihn provokativ an. „Wenn ihr mich so zeitig weckt!“

Daisuke seufzte. „Und wann willst du dann trainieren? Kaito hat schon versucht, dich zu entführen. Wir wissen nicht, was er als nächstes plant, deswegen müssen wir auf alles vorbereitet sein. Er wird es sicher nicht bei seiner Niederlage belassen, dazu ist er viel zu stolz. Das einzige, was erklärt, wieso wir ihn schon lange nicht mehr gesehen haben, ist nun mal, dass er gerade etwas plant!“

Ich schnitt eine Grimasse. „Von mir aus kann er bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich will ihn nicht mehr sehen und wenn er es wagt, hier noch einmal aufzutauchen, dann mache ich ihn fertig. Notfalls prügele ich so lange auf ihn ein, bis er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist! Er sollte mir also besser fern bleiben.“ Obwohl ich log, wusste ich doch, dass ich mir im innersten wünschte, ihm wenigstens eine ordentliche Ohrfeige verpassen zu können, dafür dass er mich einfach geküsst hatte!

Wir betraten das Haus und machten uns auf den Weg in die Küche, wo der gedeckte Frühstückstisch bereits auf uns wartete, oder besser gesagt, das was Saya davon übrig gelassen. Das beste hatte sie, wie immer eigentlich, aufgegessen. Ich seufzte und setzte mich an den Tisch. Dann schmierte ich mir ein Brötchen und biss genüsslich hinein. Es tat gut, mal wieder etwas zu essen. Doch plötzlich sah ich wieder die Bilder aus dem Alptraum vor meinen Augen. Das Brötchen fiel mir aus der Hand, ohne das ich das wirklich realisierte.

Der fremde Junge mit den blaugrünen Haaren stand vor mir und hatte den Angriff mit seinem Körper abgefangen. Das Schwert steckte in seinem Oberkörper.

„Warum?“

Mehr als ein Flüstern brachte ich nicht heraus. Der Junge drehte sich zu mir um und lächelte. Der Hass und die Enttäuschung waren aus seinen Augen verschwunden. „Würde dir etwas zustoßen, könnte ich mir das nie verzeihen.“

Mit diesen Worten kippte er nach hinten.

„NEIN!“
 

Ich zuckte zusammen, sah genau zu Daisuke und Akira. Die beiden schauten mich leicht verwirrt an, als würden sie eine Erklärung erwarten. Ich wollte meinen Mund öffnen, doch es kam kein Tom heraus, weshalb ich meinen Blick senkte. Mir war die ganze Sache peinlich. Keiner sollte mich so sehen. Stumm liefen mir die Tränen über das Gesicht und tropften auf mein Oberteil. Ich wusste nicht, warum, doch als ich Akira erneut ansah, begriff ich, denn anstatt seinem Gesicht sah ich plötzlich das des Jungen, de mir in meinem Traum das Leben gerettet hatte. Warum war mir das nie früher aufgefallen? Beide hatten die gleiche ungewöhnliche Augenfarbe und Haarfarbe. Sie sahen einander wirklich mehr als nur ähnlich. Der Einzige Unterschied bestand darin, dass Akiras Haar viel länger war. Wieder zuckte ich zusammen. Der Junge, dem Akira so ähnlich sah, hatte mit Wasser gekämpft, gegen Wind. Ich versuchte, mich an jedes Detail zu erinnern. Und tatsächlich. Ich lag richtig.

„Wind gegen Wasser...“, murmelte ich, noch immer nicht wieder bei klarem Verstand.

Daisuke rüttelte mich an den Schultern. „Hey, Ren! Komm wieder zu dir!“

Ich reagierte nicht darauf, sondern starrte ihn nur aus leeren Augen heraus an.

„Das darf nicht wahr sein.“, kam es nach einer Weile aus meinem Mund.

„Was ist passiert?“, schrie mich Daisuke an und rüttelte weiter an meinen Schultern. Er klang nicht mehr besorgt, sondern eher, als hätte er Panik.

„Kaito und Akira...“, wimmerte ich, „Wieso ist mir das nicht früher aufgefallen? Sie waren die beiden... Sie haben gegeneinander gekämpft. Kaito hat Akira umgebracht!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chrono87
2010-04-05T17:43:51+00:00 05.04.2010 19:43
da scheint ja jemand eine schlechter verliererin zu sein.
mich wundert es nur, dass saya nicht nachtragend ist, aber vielleicht hat sie sich ja auch durch das halb aufgegessene essen revangiert. wer weiß das schon.
oh, schon wieder dieser traum... zumindest weiß sie jetzt, wer da kämpft.
die frage ist nur, ob das in der vergangenheit passiert ist oder ob es später einmal passieren wird.
das mit dem training ist echt nicht lustig. arme ren. vor dem essen und dann auch noch mit gewichten. hauptsache es bringt etwas.
ich freu mich auf das kommende kapitel
lg chrono87
p.s. im kapitel sind haufenweise rechtschreibfehler und es kam sogar vor, dass du ein wort vergessen hast, aber frag mich jetzt nicht nach der stelle, denn die hab ich nicht im kopf.


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