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Planet in Weiß (Arbeitstitel)

Kapitel 10 hochgeladen
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Der Traum, den er nicht verstand

„Terra, was meinst du... Wie lange es wohl noch dauert, bis wir draußen sind...?“

Lloyd und Terra liefen ein paar Meter hinter Double X, um sich in Ruhe über die Ereignisse der vergangenen Tage unterhalten zu können.

„Sicher nicht mehr allzu lange. So groß kann diese Kuppel nicht sein...“

„Na hoffentlich. Von diesem Weiß werde ich ganz wahnsinnig...“

„Lloyd, ich will es nicht mehr wiederholen, aber wir wissen nicht, was uns außerhalb dieser Kuppel erwartet...“

„Ach komm, Terra. Sei ein wenig optimistisch...“

„Glaube mir, Lloyd, ich wäre wirklich gerne optimistisch, aber die Situation erlaubt es einfach nicht. Nach allem, was bis jetzt passiert ist, könnte uns da draußen sonstwas auflauern...“

Lloyd zuckte mit den Schultern.

„Man weiß ja nie. Hier zu bleiben ist jedenfalls keine gute Idee.“

Terra seufzte.

„Da muss ich dir leider Recht geben.“

„Terra, Lloyd... wir sind da.“

Die beiden sahen auf. Double X stand vor einem riesigen und kompliziert aussehenden Eisentor, dass mit der Umgebung zu verschmelzen schien. Er näherte sich dem Tor und zog die Schlüsselkarte aus seinem Mantel.

„Seid ihr beide bereit? Ich weiß genauso wenig wie ihr beide über die Außenwelt, also zieht sicherheitshalber eure Waffen...“

Lloyd legte seine rechte Hand um den Schwertgriff. „Öffne das Tor.“

Double X schob die Karte in den Schlitz. Kurz darauf begann es im Tor ununterbrochen zu klicken, bis es sich langsam endlich öffnete. Das Licht, das hindurch schien, blendete die drei, also warteten sie ab, bis sie sich an das Licht gewöhnten.

Umso erstaunter waren sie, als sie wieder sehen konnten.
 

„Wow.“

„Allerdings, Lloyd. Wow.“

Lloyd und Terra konnten ihren Augen nicht trauen. Sie schritten langsam aus dem Tor, immer noch verwirrt darüber, ob das, was sie im Moment sahen, auch wirklich echt war. Aber es brauchte nicht mehr lange, bis sie wussten, dass sie sich nicht täuschten.

Egal, wie sie es drehten und wendeten, sie sahen einen riesiger Wald, der die Kuppel umringte.

Lloyd war überwältigt. „Gleich ein ganzer Wald... Das ist der Jackpot!“

Terra sah zu ihm herüber. „Ich wette mit dir, dass dir in ein paar Tagen von der Farbe Grün schlecht wird und du dir wünscht, dass du in der Kuppel geblieben wärst...“

Lloyd grinste frech zu Terra und entgegnete ihr: „Keine Chance. Ich bin sozusagen mitten im Wald aufgewachsen.“ Er drehte sich nach hinten zu Double X. „Auf was wartest du noch? Komm endlich raus und genieße die frische Luft!“

Es dauerte eine Weile, bis Double X sich mit langsamen Schritten nach draußen begab.

„Schön, dass du auch mal kommst. Willst du den Kleinen wieder tragen?“

„Er schläft immer noch?“

„Ich weiß auch nicht, was er hat. Vielleicht sollte ich ihn mal wecken...“

Lloyd setzte den Kleinen auf den Boden und kitzelte ihn sanft an der Nase, bis er mit einem lauten Niesen aufwachte und sich leicht verschlafen die Nase rieb.

„Guten Morgen. Gut geschlafen?“

Der Kleine nickte vorsichtig und ließ sich von Lloyd wieder huckepack nehmen, bevor er bemerkte, dass sich die Umgebung drastisch verändert hatte.

„Wow...“

Terra und Lloyd antworteten einstimmig: „Wissen wir.“

Der Kleine sah den Wald fasziniert an.

„So viel Grün... erinnert mich an zu Hause...“

Terra fiel in diesem Moment etwas auf.

„Sagt mal, wie wollen wir eigentlich zurück?“

Lloyd fragte ein wenig verwirrt: „Wie... zurück?“

„Wir wissen doch gar nicht, wie wir hergekommen sind. Wie wollen wir dann wieder in unsere Welten zurückkehren?“

Lloyds Gesichtsausdruck wurde schnell sehr düster. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht...“

Double X brach sein Schweigen: „Ich kann euch da leider auch nicht helfen. Das einzige, was ich weiß, ist, dass wir hier auf keinen Fall bleiben können. Wenn wir uns zu viel Zeit lassen, wird eventuell Verstärkung aus anderen Kuppeln anrücken.“

Terra sah Double X nachdenklich an. „Also willst du damit sagen, dass wir erst einmal ein Versteck suchen sollten, bevor wir darüber nachdenken, wie wir nach Hause zurückkehren können?“

Er nickte.

„Wir haben schon genug Zeit damit verschwendet, den Wald anzusehen. Wir sollten uns so schnell wie möglich von der Kuppel entfernen.“

So gingen die vier auf den Wald zu. Als sie jedoch die Grenze erreichten, hörte Double X eine ihm nicht bekannte Stimme:

„Schnappt ihn euch!“

Er drehte sich um, aber niemand stand hinter ihm.

„Ist etwas?“ fragte Lloyd ihn.

„Habt ihr das nicht gehört?“

„Was sollen wir gehört haben?“ fragte Terra.

„Das habe ich mir dann sicher nur eingebildet.“
 

Die drei irrten den halben Tag durch den Wald, ohne die geringste Ahnung, wohin sie eigentlich wollten. Die einzige Bedingung lautete ja nur, dass sie sich von der Kuppel entfernen wollten.

Lloyd war überrascht darüber, dass der Wald so groß war. „Wie lange kann es denn eigentlich dauern, diesen Wald zu durchqueren?“

Terra verlor langsam die Motivation und lehnte sich, erschöpft vom stundenlangen Laufen, an einen Baum. „Das wird mir langsam zu anstrengend...“

Double X wirkte recht gelassen. Das Kühle in seinem Gesicht schien nicht zu weichen, aber dann hörte er wieder die Stimme:

„Wenn wir ihn nicht erwischen, war das ganze Projekt für die Katz!“

Double X sah sich um, aber außer Lloyd, Terra und dem Kleinen konnte er keinen erspähen.

Terra spürte, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmte. „Ist alles in Ordnung?“

Und da hörte er die Stimme schon wieder:

„Und denkt daran: Wir brauchen ihn lebend!“

Double X verkrampfte schlagartig und stützte sich an einem Baum ab, bevor er kurz darauf das Bewusstsein verlor und lautstark zu Boden fiel. Er zuckte impulsartig zusammen und sein Gesicht verkrampfte. Lloyd bückte sich zu ihm runter und sagte:

„Schon wieder.“

„Schon wieder was?“

„Als ich ihn heute Morgen schlafen gesehen habe, wirkte er auf eine natürliche Art entspannt. Als er dann wieder aufgewacht ist, sah er wieder so aus wie sonst.“

„Meinst du, er verheimlicht uns etwas?“

Lloyd schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, Terra. Wirklich nicht.“
 

Double X wusste nicht, was mit ihm los war. Er sah sich unaufhaltsam durch einen Wald rennen, aber er hatte keine Kontrolle darüber. Immer wieder hörte er diese Stimmen:

„Sie haben jetzt auch noch eine Belohnung auf ihn ausgesetzt! Wer ihn erwischt, wird befördert!“

„Lange wird er sowieso nicht mehr von uns weglaufen können! Wir kommen bald zu einer Klippe!“

„Und wer kriegt ihn dann? Die Beförderung können wir uns ja nicht teilen...“

„Wer ihn als erster bewegungsfähig macht, darf ihn abliefern!“

Schließlich blieb er an einer Klippe stehen und drehte sich um. Drei Soldaten, deren Rüstungen er nicht erkannte, richteten ihre Waffen auf ihn.

Der Soldat, der links stand, rief: „Du hast drei Sekunden, dich freiwillig auszuliefern, ansonsten schießen wir! Eins... zwei...“

Weiterhin ohne Kontrolle über seinen Körper, sprang Double X vor und trat ihm ins Gesicht, fing seine Waffe und richtete sie auf die beiden. Sie begannen auf ihn zu schießen, doch er wich sprunghaft nach rechts aus und schoss den beiden in die Kniescheiben. Dann ließ er die Waffe fallen. Er hatte bei alldem nur fassungslos zugesehen, ohne Möglichkeit, einzugreifen.

Plötzlich hörte er jemanden langsam klatschen. Er sah um sich. Aus dem Wald trat ein Mann mit Laborkittel und Brille.

„Dieser Testlauf lief ja noch besser, als ich gedacht hatte. Dabei dachten die Soldaten, dass du wirklich abhauen wolltest“, sagte er in einem euphorischen Ton. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir dich so schnell hochpowern können... Und jetzt zurück mit dir ins Labor. Ich muss noch ein paar Tests an dir durchführen.“

Double X hob die Waffe wieder auf und richtete sie auf den Mann, doch dieser lächelte nur müde.

„Das hast du jetzt schon so oft versucht, aber dir wird davon immer noch nicht langweilig?“

Er legte seinen Finger um den Abzug.

„...dann muss ich dich wohl wieder daran erinnern, oder?“

Der Mann zog eine Fernbedienung aus seiner Tasche.

„Wenn ich auf den Knopf drücke, ist Schluss mir dir. Also sei ein braver Junge und leg die Waffe weg.“

Double X's Griff entspannte sich, bis er die Waffe schließlich fallen ließ.

„Sehr gut. Jetzt lass uns gehen.“

Der Mann ging wieder in den Wald, doch entgegen seines Befehles setzte er sich an die Klippe und beobachtete den Fluss, der in dem Tal zu seinen Füßen langsam an ihm vorbei floss.

„Double X! Aufwachen!“

Ehe er sich versah, lag er auf dem Boden, während Lloyd und Terra neben ihm knieten und der Kleine auf seinem Bauch lag. Die drei sahen ihn ein wenig verdattert an.

„Ist etwas?“ fragte er.

„Ob etwas ist?“ fragte Terra ihn rhetorisch. „Du bist einfach umgekippt!“

„Habe ich es dir nicht gesagt?“ meinte Lloyd. „Sobald er aufwacht, ist er wieder so wie immer.“

„Wie meinst du das, Lloyd?“

„Äh, vergiss es...“

Lloyd nahm den Kleinen von Double X's Bauch und half ihm auf die Beine. Double X klopfte sich den Dreck von der Jacke, während er bemerkte, dass der Wald für ihn nun viel bekannter wirkte und ging wie in Trance einfach los. Lloyd und Terra sahen sich kurz verwirrt an, bevor sie realisierten, dass sie ihn bald aus dem Blickfeld verlieren würden und rannten ihn hinterher.

„Double X! Warte doch!“ rief Lloyd ihm zu. Doch Double X schien ihn nicht zu hören. „Verdammt! Was hat er denn?“

„Wieso fragst du mich das, Lloyd?“

Auf einmal stellten die beiden fest, dass der Wald sich mehr und mehr lichtete. Es lag weniger Gestrüpp auf dem Boden als zuvor, und die Sonne durchdrang mehr und mehr die dicht zusammengedrückten Baumkronen.

„Irgendwas verheimlicht er uns“ sagte Terra. „Da bin ich mir sicher.“

„Und darauf kommst du erst jetzt?“

„Denk doch mal nach. Wir irren mehrere Stunden durch den Wald und kommen nicht weiter. Dann verliert er das Bewusstsein, wacht wieder auf und scheint den Weg nach draußen zu kennen. Wir sollten ihn auf jeden Fall diesbezüglich fragen, wenn wir ihn endlich erwischen.“

Endlich lag der Wald hinter ihnen. Double X stand an einer Klippe und blickte auf das Tal, das vor ihm lag.

„Double X, wir müssen reden.“

Er drehte sich um, nur um Lloyds Schwert an die Kehle gedrückt zu bekommen.

„Wir wollen eine Erklärung. Du bist uns eine schuldig.“

Double X schob Lloyds Schwert mit seiner linken Hand sanft zur Seite.

„Lloyd, du übertreibst. Ich kann dir versichern, dass ich mit diesen Leuten nichts mehr am Hut habe.“

„Woher sollen wir das wissen? Wir haben es doch nur rausgeschafft, weil du nach deiner Ohnmacht anscheinend einen Geistesblitz hattest. Vielleicht wären wir tagelang umhergeirrt!“

„Lloyd, du musst mir glauben. Ich weiß genauso wenig wie du, woher ich auf einmal wusste, wie ich es hierher geschafft habe.“

„Also hatte deine Ohnmacht damit nichts zu tun?“

Double X blickte schräg nach unten.

„Nein. Ich hatte nur einen merkwürdigen Traum, das war alles.“

„Das hoffe ich für dich“ sagte Lloyd in einem bedrohlichen Ton und steckte das Schwert weg. „Sobald wir uns sicher sind, dass du uns etwas verheimlichst, bist du Geschichte.“

Double X nickte. „Verstanden.“ Daraufhin setzte er sich an die Klippe und beobachtete, wie die Sonne langsam unterging.

„Heute kommen wir nicht mehr weiter. Der Wald hat uns zu viel Zeit gekostet. Wir sollten uns hier ein Lager aufbauen und morgen weitergehen.“
 

Es war bereits tief in der Nacht, als die vier an einem Lagerfeuer saßen. Ein drückendes Schweigen hatte sich in der Gruppe ausgebreitet, und es sah nicht so auf, als ob es bald gebrochen werden würde. Der Kleine lehnte sich eingeschlafen an Double X, welcher wie besessen ins Feuer starrte. Lloyd und Terra taten es ihm gleich.

So schien es ewig weiterzugehen, bis Lloyd seufzte und zu Double X sagte:

„Es gäbe da etwas, was ich gerne wissen würde...“

„Frag einfach, Lloyd.“

„Als ich in der Kuppel „gelandet“ bin, hast du mich nach meinem Namen gefragt. Aber heute Morgen hat White Death gemeint, dass ihr hier so etwas wie Namen nicht mehr kennt. Wieso hast du mich dann überhaupt gefragt? Bei Terra waren es ja die Umstände, aber ich hätte genauso gut von hier stammen können...“

„...CX-29 war schon seit über fünf Jahren außenseiterfrei.“

„Und?“

„Es wäre zu merkwürdig gewesen, wenn es sich jemand nach so langer Zeit anders überlegt hätte.“

„Das beantwortet aber immer noch nicht meine Frage...“

„Der Punkt ist, dass ich einmal gehört habe, dass es außerhalb der Kuppeln unabhängige Städte geben soll, bei denen Emotionen und Individualismus noch erwünscht seien. Sie haben die Kuppeln hinter sich gelassen und aus dem verfügbaren Material neue Städte gebaut.

Es war mir schleierhaft, wieso jemand in die Kuppel eindringen wollte, mit der Gefahr, erwischt zu werden, aber das schien mir in dem Moment die einzige Möglichkeit.“

„Vielleicht haben wir Glück und kommen in so eine Stadt“ meinte Terra.

„Ich weiß nicht, ob es solche Städte überhaupt gibt. Ich habe es nur irgendwann einmal gehört, und da niemand seit der 200-Jahr-Feier vor fast 50 Jahren die Kuppel verlassen haben soll, sind die einzigen Informationen, die wir haben, von Leuten aus anderen, unter Kontrolle stehenden Kuppeln.“

„Also könnte es genauso gut ein Gerücht sein...“

„So ist es, Terra.“

Lloyd blickte in die Glut, die bald zu erlöschen schien.

„Wir sollten uns schlafen legen. Morgen wird wieder ein langer Tag...“

Terra stand auf und nahm den Kleinen in den Arm.

„Er schläft heute bei mir, einverstanden?“

Lloyd und Double X nickten. Terra entfernte sich vom Feuer und lehnte sich gegen einen Baum, bevor sie den Kleinen neben sich absetzte und die Augen schloss.

Lloyd stand ebenfalls auf. „Ich geh dann auch mal schlafen. Passt du noch auf die Glut auf?“

„Werde ich, Lloyd.“

Er entfernte sich dann auch vom Feuer und legte sich ins Gras.

Double X wartete noch, bis die Glut erlosch, bevor er sich wieder an die Klippe setzte und den Vollmond betrachtete.

„Was war das eigentlich vorher nur für ein Traum?“ dachte er. „Und wieso wusste ich dann den Weg aus dem Wald heraus?

Ich fange wirklich an, den Verstand zu verlieren.“

Schließlich schlief er, noch immer an der Klippe sitzend, ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Halbtagsheldin
2011-12-31T00:29:53+00:00 31.12.2011 01:29
Diese Stimme bringt mich wirklich ins Grübeln. Wird die Gruppe etwa von irgendwelchen Typen in Unsichtbarkeitsmänteln verfolgt? Leidet Double X unter Halluzinationen, oder gibt es in diesem Wald Ameisen welche mit Stimmbändern und Megaphonen ausgestattet sind?


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