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Planet in Weiß (Arbeitstitel)

Kapitel 10 hochgeladen
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Ablehnung

Es war eine sternenklare Nacht. Terra lag neben dem Baum, gegen den sie sich zuvor gelehnt hatte, und schlief, als sie von einem lauten Schrei aus ihrem tiefen Schlaf gerissen wurde. Als sie um sich sah, bemerkte sie den Kleinen, wie er schweißdurchtränkt und mit aufgerissenen Augen neben ihr saß und lautstark und panisch atmete.

„Schon wieder... dieser Traum...“

Er drehte sich zusammengekauert und wimmernd zur Seite. Da sie anfing, sich Sorgen um ihn zu machen, näherte sie sich ihm vorsichtig und fragte:

„Schlecht geträumt?“

Der Kleine nickte zaghaft, schien aber Angst davor zu haben, sich zu ihr zu drehen. Langsam hob sie den Kleinen auf und setzte ihn auf ihren Schoss.

„Vielleicht geht es dir besser, wenn du mir erzählst, was passiert ist...“

Der Kleine senkte seinen Kopf.

„Es fängt ganz harmlos an... ich bin mit meinen Eltern zusammen, als...“

Er schluckte an dieser Stelle schwer.

„...erst fängt alles an, zu brennen... dann kommt ein riesiges Luftschiff... jemand kommt auf uns zu... meine Eltern stellen sich dazwischen, damit ich flüchten kann... und sie sind weg.“

„Ist das wirklich passiert?“

„...ja.“

Er wollte wieder anfangen, zu weinen, als Terra ihn mit ihren Armen umschloss.

„Ich habe meine Eltern auch verloren, als ich klein war.“

Der Kleine drehte sich zu ihr.

„Wirklich?“

„Es hat lange gedauert, bis ich erfahren habe, was mit ihnen passiert ist. Meine Mutter habe ich nie kennen gelernt, und meinen Vater erst viele Jahre später. Es war ein schrecklicher Leidensweg...“

Sie atmete tief ein, bevor sie fortfuhr.

„Jahrelang wurden ich und meine Fähigkeiten für das Böse missbraucht. Sie kontrollierten mich und nahmen mir meinen Willen.“

Der Kleine drehte sich betroffen von ihr weg. Sanft legte Terra ihre Hand auf seine Schulter und blickte in den klaren Nachthimmel.

„Ich will nicht, dass dir etwas Ähnliches passiert. Was mir widerfahren ist, sollte niemanden sonst passieren.“

Sie legte ihren Arm wieder um ihn.

„Ich will dir helfen nach Hause zu kommen.“

Still betrachteten die beiden die Sterne, bis der Kleine in ihren Armen einschlief. Ein zufriedenes und sanftes Lächeln zierte sein Gesicht, als Terra ihn neben sich absetzte und sich wieder schlafen legte.

„Warum nur... Warum ist die Welt nur so ungerecht?“
 

Die nächsten zwei Tage über verbrachten sie die Zeit damit, ziellos durch die Gegend zu wandern, ohne Anhaltspunkte oder gar ein Ziel. Die einzige Bedingung lautete im Moment, so weit weg wie möglich von CX-29 zu kommen.

Es war ein unerträglich heißer Tag. Die Mittagssonne brannte auf sie herunter, nirgendwo ein Schatten, unter den sie sich kurz hätten stellen können, und der Grund, auf dem sie liefen, war uneben, was die Flucht weiter erschwerte.

Lloyd wischte sich den Schweiß von der Stirn. Schwer atmend sagte er:

„Diese Hitze bringt mich noch um...“

„Spar dir die Energie, die du noch hast“ entgegnete ihm Terra, die mit ihrer Hand versuchte, sich ein wenig Luft zuzufächern.

„Hätten wir doch nur noch etwas von CX-29 als Proviant mitnehmen können...“ murmelte er vor sich hin.

Double X, der aufgrund der Hitze bereits seinen Mantel ausgezogen hatte, tupfte sich mit diesem den Schweiß vom Gesicht, als er in der Ferne etwas erspähte.

„Rauch.“

Lloyd sah ihn überrascht an.

„Äh, wie bitte?“

Double X zeigte nach vorne. Eine dünne Rauchsäule war zu erkennen.

„Hey, vielleicht ist das eine von den Städten, von denen du uns vor kurzem erzählt hast...“

„Das wäre mal zur Abwechslung eine positive Überraschung.“ sagte Terra, die sich inzwischen an Lloyd festhielt, um nicht umzukippen. Dieser wurde hochrot im Gesicht.

„Beeilen wir uns lieber. Ich glaube, sie hat schon einen Sonnenstich. Nicht, dass wir auch noch einen kriegen...“
 

Die Sonne war fast untergegangen, als sie bei der „Stadt“ ankamen. Es war mehr eine Straße, an die man Häuser gebaut hatte, als eine richtige Stadt. Sie wirkte zudem viel schmutziger als CX-29 mit ihrem rostbraunen Farbton. Offensichtlich wollten sie sich von der unnatürlichen Sauberkeit der Kuppeln so weit wie möglich distanzieren. Sie haben die Stadt kaum betreten, als eine Stimme sie rief:

„STEHEN BLEIBEN!“

Double X blickte um sich. Auf den Häusern standen Männer, die ihre Waffen auf ihn richteten.

„Nur ein Schritt und du bist tot!“

Double X drehte sich zu Lloyd. „Nimm mein Schwert und wirf es auf den Boden“ flüsterte er ihm zu.

„Wieso das denn?“

„Tu es einfach.“

Deutlich verwirrt griff Lloyd nach dem Schwertgriff, der sich an Double X's Gürtel befand und warf ihn zu Boden. Dann breitete Double X seine Arme und sagte:

„Wir wollen nicht kämpfen. Wir sind vor ein paar Tagen aus einer der Kuppeln entkommen und sind auf der Flucht.“

Einer der Männer sprang von dem Haus runter und ging auf Double X zu. Während er ihn bemusterte, fragte er ihn:

„Diese Kleidung würde ich aus zwanzig Kilometer Entfernung wiedererkennen... Es steht außer Frage, dass Sie der Weltarmee untertan sind!“

„Das stimmt nicht ganz. Ich WAR ihnen untertan.“

Der Mann unterbrach seine Inspektion und sah ihm ins Gesicht.

„Was wollt ihr hier?“

„Alles was wir wollen ist Proviant und hier heute Nacht übernachten. Morgen bei Sonnenaufgang sind wir schon wieder weg.“

Der Mann sah sich kurz Terra und Lloyd an, bevor er sich wieder zu Wort meldete.

„Für die beiden haben wir noch eine Unterkunft frei. Aber dich schließen wir heute Nacht sicherheitshalber ins Gefängnis.“

„Ist vielleicht besser so“ flüsterte Terra Lloyd unauffällig zu. „Seit der Sache im Wald ist er mir ziemlich suspekt.“

„Ich versichere Ihnen, dass ich mit der Weltarmee nichts mehr zu tun habe. Sie müssen mich nicht wegsperren“ versuchte Double X sich zu rechtfertigen.

„Selbst wenn, es ist uns viel zu unsicher. Orte wie diese sind oft Ziele der Weltarmee. Ihre geisteskranke Einstellung und Definiton von „Frieden“ lässt sie alles versuchen, um auch die letzten umzustimmen. Es passiert oft, dass Soldaten versuchen, sich hier reinzuschleichen, um herauszufinden, wie sie uns am besten überrumpeln können.“

„Ich sehe schon, worauf Sie hinaus wollen.“

„Nehmen Sie es nicht persönlich. Es ist eine reine Sicherheitsmaßnahme. Jedenfalls... Jemand wird sich darum kümmern, dass die beiden in die Unterkunft kommen, während Sie mich jetzt ins Gefängnis begleiten...“
 

Die Unterkunft, die man den beiden zugeteilt hatte, ließ Lloyd aufatmen. Die doch recht rustikale Einrichtung war für sein Gemüt viel angenehmer als das viele Weiß in CX-29. Auf dem Bett liegend blickte er aus dem Fenster, die Sterne beobachtend, während der Kleine neben ihm lag und bereits schlief. Als Terra das Zimmer betrat, sagte Lloyd zu ihr, während sein Blick noch immer auf das Fenster gerichtet war:

„Ich habe euch gehört.“

Terra setzte sich neben ihn aufs Bett und fragte ihn:

„Wovon redest du?“

„Du hast mit dem Kleinen in der ersten Nacht unserer Flucht einen kleinen Mitternachtsplausch gehabt, oder?“

„Haben wir dich geweckt?“

„Nein, schon gut. Ich habe in dieser Nacht sowieso kaum geschlafen...“

Plötzlich lachte er verlegen.

„Unsere Vergangenheiten ähnlichen sich frappierend...“

„Was?“

„Sagen wir es mal so... Ich habe meine Mutter verloren, als ich drei war. Und meinen Vater habe ich erst mit siebzehn wieder getroffen.“

„Sag bloß nicht...“

Er grinste verschmitzt.

„Genau. Er war auch kein Mensch, als ich geboren wurde."

Leicht geschockt ließ sich Terra auf das Bett fallen.

„Das sind wirklich merkwürdige Zufälle...“

„Ja, nicht?“

Terra atmete hörbar ein.

„...Lloyd, glaubst du, dass wir jemals aus dieser Welt flüchten können?“

„Irgendwie sind wir hierher gekommen, also müsste es auch in die andere Richtung funktionieren...“

„Und bis dahin sollen wir einfach nur flüchten? Wer weiß, wie lange es dauert, bis wir auch nur die geringste Idee haben, was uns nach Hause bringen könnte...“

„Wir können nur hoffen, Terra. Etwas anderes bleibt uns im Moment nicht übrig.“
 

Die Zelle, in der Double X saß, konnte man schlecht als bequem bezeichnen. Sie war nur mit dem Wichtigsten ausgestattet, und das Mondlicht schien durch ein kleines Fenster.

Auf einmal fing er an, in Trance zu flüstern:

„Zwanzig Jahre. Ganze zwanzig Jahre. Wieso hat es nur so lange gedauert?“

Da stand er auf und blickte aus dem Fenster auf den Mond.

„Es ist, als hätte ich in diesen zwanzig Jahren gar nicht gelebt. Als hätte ich einfach nur zugeschaut.“

Leise seufzend setzte er sich wieder hin.

„Habe ich überhaupt gelebt seit dem, was damals passiert ist?

Das wäre wenigstens eine gute Strafe für meine Schandtat gewesen.“

Schließlich legte er sich auf der kleinen Holzbank hin und schloss seine Augen.
 

Als er aus seinem Schlaf erwachte, fand er sich im Staub vor der Stadt liegend wieder. Die Sonne war kaum aufgegangen, und eine tiefe Stille lag auf der Umgebung. Als er aufstand und sich den Staub von seinem Mantel klopfte, bemerkte er Lloyd und Terra, die dabei waren, die Stadt zu verlassen. Der Kleine wurde von Lloyd getragen, und Terra trug ein Paket bei sich.

Als Lloyd ihn bemerkte, lief er auf in zu und fragte ihn:

„Und, gut geschlafen?“

„War bequemer als ich erwartet habe. Merkwürdig finde ich allerdings, dass sie mich aus der Stadt befördert haben.“

In diesem Moment erreichte Terra die beiden. Sie setzte das Paket vor ihren Füßen ab und fragte ihn:

„Wie meinst du das mit „aus der Stadt befördert“?“

„Als ich aufgewacht bin, lag ich hier auf dem Boden. Sie sehen Leute wie mich wirklich nicht sehr gerne in der Nähe ihrer Stadt.“

„Das ist ja wirklich lächerlich! Wir vertrauen dir auch nicht zu hundert Prozent, aber deswegen schleifen wir dich nicht sonstwo hin, während du schläfst.“

„Ihr würdet es aber tun, oder?“

Terra schreckte zurück.

„W-wie bitte?“

„Ich kann verstehen, dass ihr mir nicht vertraut und euch dazu zwingt, mich zu akzeptieren.“

„Zu behaupten, dass wir dir gar nicht vertrauen, ist auch nicht ganz richtig“ sagte Lloyd. „Aber seit der Sache im Wald wirkst du auf uns ein wenig... komisch.“

„Erst dann?“ entgegnete ihm Terra überrascht.

„Okay, okay, eigentlich hattest du schon die ganze Zeit auf mich einen merkwürdigen Eindruck. Aber als du den Weg aus dem Wald gefunden hast, wurde das erst richtig deutlich.“

Double X drehte sich schweigend zu der in diesem Moment aufgehenden Sonne.

„Wir sollten uns beeilen. Wer weiß, wann und wie viele von ihnen uns erwischen werden...“

Er senkte sein Haupt und sah aus dem Augenwinkel zu Terra.

„Wie viel haben sie euch mitgegeben?“

„Nun, wenn wir sparsam damit umgehen“ sagte Terra, „werden wir auf jeden Fall eine Woche damit durchhalten.“

„Dann müssen wir also darauf hoffen, dass wir bis dahin wieder eine Stadt finden?“ fragte Lloyd ein wenig besorgt. Terra antwortete ihm mit einem subtilen Nicken.

„Bevor wir allerdings losgehen, möchte ich den Proviant aufteilen. Alleine schleppe ich das ganze Paket nicht durch die Gegend.“

„Jetzt noch nicht, Terra“ befahl Double X. „Wir haben schon genug Zeit verschwendet, indem wir hier stehen und reden. Wir können den Inhalt während einer Rast zwischen uns aufteilen.“

Ohne mit der Wimper zu zucken ging Double X Richtung Sonnenaufgang.

„Es ist unglaublich, wie oft er einfach vorausläuft, ohne uns vorzuwarnen...“ dachte Lloyd.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Halbtagsheldin
2011-12-31T11:00:40+00:00 31.12.2011 12:00
Schon wieder so viele Fehler, es heisst sich ähneln und nicht sich 'ähnlichen'.


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