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Dein Weg, Mein Weg

Ich folge dir überall hin
von

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Komplikationen

~ Komplikationen ~
 


 

„Wo bleibt den Hayashi?“, wollte Naoko von ihm wissen, als er sich neben sie auf die Bank geworfen hatte und sie weiterhin mit diesen eigenartigen Blick taktierte. Zu ihrer Überraschung hatte er ebenfalls sein Sporttrikot bereits an.

„Der wird nicht kommen“, meinte Masamori schulterzuckend und genoss den irritierenden Blick von Naoko. „Wie bitte?“, fragte sie baff und ärgerte sich über ihre eigene Reaktion, denn so gab sie Masamori gleich wieder Genugtuung.
 

Er rückte ihr etwas zu sehr auf die Pelle und ein fieses Grinsen umspielte seine Lippen, dass das nichts Gutes zu bedeutet hatte, musste sie schon mehr als nur einmal am eigenen Leib erfahren.

„Du hast schon richtig verstanden, Kleiner. Wir werden ganz alleine sein, nur du und ich. Das werde ich so richtig schön auskosten.“ Sein gehässiges Lachen untermalte seine Worte nur zu deutlich. Naoko rutschte auf der Bank herum, um wissen Sie etwas Luft zu bekommen und versuchte sich zusammen zu reißen, damit sie nicht gleich in Panik ausbrach.

Verdammt, was hatte sie verpasst? Hayashi hatte eindeutig gesagt gehabt, dass es ein dreier Wettkampf wäre. Also ging sie von Anfang an davon aus, dass er dabei wäre. Hatte sie irgendein Detail übersehen oder überhört gehabt? Es konnte doch nicht angehen, dass sie alleine mit Masamori los musste?

„Hayashi wird sicherlich gleich kommen“, entgegnete Naoko so ruhig wie es ihr möglich war und steckte ihre zittrigen Hände unter die Oberschenke.

„Na dann warte hier, ich will den Zug aber nicht verpassen. Ob ich nun alleine an dem Wettkampf teilnehme oder nicht. Die dreier Disziplin können wir eh vergessen, aber da wir freigestellt wurden müssen wir wenigstens unsere Schule in den anderen Disziplinen vertreten.“, erklärte Masamori und zuckte die Schultern.
 

Er stand auf, warf sich den Riemen seiner Sporttasche um und schlenderte Richtung Bahnhofseingang. Naoko schaute zur Uhr, die inmitten des Bahnhofvorplatzes stand. Masamori hatte zumindest in soweit recht, dass sie los müssten und nicht länger warten konnten.

„Aber wieso kommt Hayashi nicht?“, rief sie ihm unentschlossen hinterher. Naoko war hin und hergerissen. Sie hatte die Pflicht an dem Wettkampf teilzunehmen, da sie sich dafür eingetragen hatte und konnte ja schlecht einfach wieder nach Hause gehen und dass mit der schlechten Begründung, da sie Angst vor ihm hatte. Eben, so etwas ging gar nicht und außerdem hatte er ihr doch auch nichts getan, seit sie heute aufeinander getroffen waren.

„Er hat mich vorhin angerufen und Bescheid gesagt“, antwortete er ihr und wedelte mit seinem Handy herum. Konnte sie ihm glauben?

„Du lügst doch“, unterstellte sie ihm argwöhnisch und sah wie er die Augen genervt verdrehte.

„Dann sieh doch selbst“, meinte er nur genervt.

Sie erhob sich und schlenderte zu ihm herüber, da er anscheinend extra für sie stehen geblieben war, damit sie auf seinem Handy erkennen konnte, dass der letzte eingehende Anruf wirklich von Hayashi kam. Er hatte recht, musste sie sich eingestehen. Hayashi hatte ihn wirklich angerufen gehabt. So folgte sie ihm langsam Richtung Gleis. Gerade als sie dachte sich mit der Situation abzufinden, wandte er sich zu ihr um und starrte ihr ins Gesicht. Erschrocken blieb sie stehen.
 

„Lass dir aber eins gesagt sein, vermassle es heute ja nicht, sonst setzt es was“, kam es drohend von Masamori und starrte Naoko funkelnd ins Gesicht. Wie schnell die Stimmung kippen konnte. Eben war er noch vollkommen normal und jetzt verbreitete er schon wieder seine Hochnäsigkeit. Seine Überheblichkeit und Arroganz kotzte sie dermaßen an, doch solange sie ihm nicht das Wasser reichen konnte, hatte sie kein schlagkräftiges Argument um ihm etwas entgegen zu setzen.

„Drohen bringt gar nichts“, wagte sie sich ihm zu entgegnen, da sie sich hier inmitten der Menschenmengen sicher fühlte und ging an ihm vorbei.
 

Ein grober Schmerz an ihrem linken Oberarm holte sie in die Realität zurück. Der Schmerz zuckte durch ihren ganzen Arm und raubte ihr den Atem. Sie konnte sich gerade noch zusammen reißen um keinen Schmerzens Laut von sich zu geben. Er hatte sie grob am Oberarm gepackt und starrte nun wütend und herausfordernd auf sie herab. Das Feuer in seinen Augen loderten Förmlich. Da hatte sie den Mund wohl zu weit aufgerissen gehabt. Masamori scherte sich anscheinend einen Dreck darum, was andere von ihm hielten.

Den die Passanten um sie herum, warfen ihnen zwar unsichere Blicke zu, gingen aber einfach weiter. Es sah für diese ja eh nur wie eine Meinungsverschiedenheit zwischen zwei Jungen aus. Verdammt.
 

„Pass auf was du sagst, ich kann dir dein armseliges Leben auch gleich zur Hölle machen, sodass du gar nicht erst die Gelegenheit bekommst unserer Schule beim Wettkampf Schande zu bereiten“, erklärte Masamori deutlich, wo der Hase lang lief und zerrte sie dichter zu sich heran. Sie wusste nur zu gut, wie Recht er damit hatte. Was sollte sie jetzt tun?
 

„Lass ihn los, Masamori“, hörte sie die rettende Stimme von Hayashi und ihr fiel ein Stein vom Herzen. Da war er ja endlich.

„Hast es ja doch noch geschafft“, meinte Masamori abweisend und lies endlich von ihr ab. Ihr Arm pochte wie verrückt an der Stelle, an der er sie so grob gepackt hatte. Sie rieb sich abwesend über die stelle.

Also hatte Masamori ihr doch nur einen Bären aufgebunden gehabt? Doch wirklich böse konnte sie ihm nicht sein. Sie war wohl eher erleichtert, dass Hayashi da war.

„Sorry Okota, ich bin ein bisschen spät dran, hatte Masamori bereits per Handy Bescheid gesagt. Wenn du eins hättest, hätte ich dich auch erreichen können“, erklärte Hayashi seine Unpässlichkeit. Ja da war was dran, war schon irgendwie doof, dass sie kein Handy hatte, aber bisher hatte sie einfach keins gebraucht.
 

„Kein Problem, bin nur froh, dass du da bist“, entgegnete Naoko schulterzuckend. Hayashi nickte und machte sich dann Richtung Bahnhof auf. Hayashi konnte gar nicht wissen, wie ernst sie ihre Worte von eben gemeint hatte. Das fing ja schon einmal gut an, dachte sie bei sich. Masamori hatte ihr eindeutig seinen Standpunkt klar gemacht und sie würde künftig besser darauf achten ihm nicht zu nahe zu kommen. Niemand konnte sie dazu zwingen, ihm zu nahe zu kommen.
 

So hatte sie zumindest gedacht, doch der Zug war so voll, dass sie förmlich zwischen Masamori und Hayashi eingequetscht wurde. Wer fuhr den bitte auch zur Rushhour mit dem Zug? Sie dachte, nur in Tokio wäre es so schlimm, aber die Leute quetschten sich an jeder Haltestelle weiter hinein, obwohl die Bahn schon rappel voll war und Naoko bekam kaum mehr Luft, sosehr wurde sie zerquetscht.

Zu ihrem großen Übel, klebte sie mit ihrem Gesicht förmlich an Masamoris Brust. Zwar versuchte sie sich mit den Händen etwas von ihm ab zu stemmen, aber dass klappte kaum und zum umdrehen war zu wenig Spielraum. Masamori schien das ebenfalls nicht recht zu sein, den seine Miene verfinsterte sich zunehmend. Zumindest hatte er nicht versucht ihr wehzutun, den er war zu

sehr damit beschäftigt irgendwo halt zu suchen.
 

Hayashi hatte sie seit der letzten Haltestelle aus den Augen verloren, er wurde wohl mit der Menge weiter hinein gedrückt. Verdammt. Ob sie es wohl schaffen würden bis zum Ausgang zu kommen, wenn ihre Haltestelle kam? Momentan sah das fast unmöglich aus.

Was war nur heute los? Es konnte ja wohl nicht mehr schlimmer kommen oder? Jetzt fehlte ja nur noch das wir mit dem Zug Verspätung hätten und es nicht mehr rechtzeitig zum Wettbewerb schaffen würden.
 

Ein merkwürdiges Geräusch erklang in ihren Ohren. Es war irgendwie fehl am Platz, doch vielleicht lag es auch nur daran, dass sie das Geräusch nicht kannte. Sie war bisher auch ziemlich selten mit dem Zug unterwegs gewesen.

Bildete sie es sich nur ein oder fuhr der Zug unregelmäßig? Irgendwie war die Strecke ziemlich holperig, sodass es schwer war sich auf den Beinen zu halten. Man wurde regelrecht durchgeschüttelt. Es fühlte sich eher an, als würde man in einem Bus über einen löchrigen Waldpfad fahren, anstatt in einem Zug.
 

Man, die Gleise müssten echt mal wieder erneuert werden, dachte sie bei sich und versuchte sich nicht allzu sehr an Masamori festzukrallen, da er der einzige war der ihr hier halt bot.
 

Dann gab es einen Knall und der Zug stoppte abgrubt. Die Räder quietschten Ohrenbetäubend und metallisches Klirren war zu hören. Naoko konnte gar nicht so schnell reagieren, als sie heftig gegen Masamori gedrückt wurde und die Masse von hinten gegen sie drückte.

Naoko wurde regelrecht hin und her geworfen, wie ein dutzend anderer Menschen um sie herum. Die Leute schrieben panisch durcheinander und der Geräuschpegel wurde unangenehm laut. Es dröhnte förmlich in den Ohren.

Ihr wurde förmlich die Luft aus den Lugen gepresst, als die Masse von hinten gegen sie drückte. Naoko hatte keine Chance auszuweichen oder wenigstens eine Schutzhaltung einzunehmen. Es traf sie vollkommen unvorbereitet.
 

Es ging alles so schnell, dass sie es gar nicht wirklich realisieren konnte, was um sie herum geschah. Sie nahm es alles nur wage und verschwommen mit. Ihr Kopf dröhnte, dass Licht ging flackernd nacheinander aus. Dann gab es noch einmal einen heftigen Ruck, in die entgegengesetzte Richtung und riss sie erneut mit und stürzte. Naoko prallte schmerzhaft mit dem Gesäß auf den Boden und spürte noch wie eine Hand unter ihrem Kopf, - oder war es ein anderer Körperteil? - sie davor schütze mit dem Kopf aufzuschlagen.

Ein Körper prallte Sekunden später auf sie drauf und sie keuchte vor Schmerz. In ihrem Kopf drehte sich alles, doch Gott sei Dank lies der Druck über ihr etwas nach und gab ihr Luft zum Atmen. Doch der Geräuschpegel wurde immer lauter und alle schrien und riefen durcheinander. Verdammt, was war passiert? Richtig realisieren konnte sie es noch nicht. Sie hörte nur das Dröhnen ihres Kopfes und dass Adrenalin das durch ihre Adern floss.
 

Sie blinzelte ein paar Mal und sah schemenhaft wie Masamori sich direkt über ihr befand und es sein Körper war, der auf ihren drückte. Doch zu ihrer Verwunderung bemerkte sie, dass er versuchte sich links und rechts neben ihr auf den Boden abzustützen, um ihr etwas Luft zu lassen. Nur unschwer war zu erkennen, dass das nicht allzu leicht war und er zitterte vor Anstrengung, den über ihm schienen noch andere Leute gefallen zu sein und deren ganzes Gewicht drückte jetzt auf sie beide.

Ein wahlloses durcheinander herrschte und überall waren Gliedmaßen die in alle Richtung hauten und traten um sich platz zu schaffen, doch bei der Masse an Leuten war das gar nicht so einfach. Noch immer waren schreiende Stimmen zu hören, wie auch leises Gejammer und Gewimmer. Das Licht flackerte und obwohl es draußen herrlicher Sonnenschein war, waren die Wagons immer etwas abgedunkelt und jetzt konnte man im Moment kaum etwas erkennen.
 

Masamoris Gewicht und seine Nähe beunruhigte sie und am liebsten hätte sie ihn von sich gestoßen. Doch im Moment gab es wohl weit aus wichtigere Probleme zu lösen. Was war eben bloß gesehen? Der Zug hatte abrupt und ohne Vorwarnung gebremst. Er war vollends zum stillstand gekommen, so als habe man eine Notbremse gezogen. Die Masse an Leuten die sich hier im Wagon zusammen gepfercht aufhielten, hatten keinerlei Chance zum reagieren gehabt und waren einfach umgekippt. Kein Wunder, die meisten hatte keine Möglichkeit gehabt, sich irgendwo festzuhalten und jetzt versuchten alle gleichzeitig wie die verrückten wieder aufzustehen und schubsten sich gegenseitig.
 

Ein Schmerz durchzuckte ihren Fuß. Verdammt, jetzt trampelten die schon auf ihr herum und sie konnte nicht einmal den Versuch starten auszuweichen. Es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor, bis Masamori es endlich schaffte sich von seinem eigenen Ballast zu befreien und aufzustehen. Zu ihrer eigenen Überraschung hielt er ihr sogar eine Hand hin, die sie dankbar annahm, um wieder auf die Beine zu kommen.

Naoko atmete ein paar mal tief durch und sah sich dann um. Die Leute standen immer noch wie zusammen gepfercht herum und manche schienen noch ganz abwesend und durcheinander. Einige hielten sich den Kopf oder andere Körperregionen fest, an denen sie sich bei dem Sturz verletzt hatten. Ersichtlich war auch, dass es nicht alle auf die Füße zurück geschafft hatten und an den Wänden sitzend vor sich hin kauerten.
 

„Liebe Fahrgäste, wir entschuldigen uns für die plötzliche Notbremsung. Wir öffnen gleich die Türen, sodass sie ins freie können. Sanitäter sind schon unterwegs, um nach ihnen zu sehen.“, hörte man eine weibliche Lautsprecherdurchsage. Auch ihre Stimme klang angeschlagen und zittrig. Konnte nicht irgendwer Licht ins Dunkle bringen und endlich sagen, was Phase war?
 

„Alles in Ordnung bei euch?“, hörte sie Hayashis besorgte Stimme und sah wie er sich langsam zu ihnen durch zu kämpften versuchte. Naoko sah gleich das er ganz schön mitgenommen aussah.
 

Seine Haare standen wirr vom Kopf ab, seine Kleidung saß schief und er wirkte ziemlich blass.

„Mir ist nichts passiert“, teilte sie ihm mit. Obwohl sie eindeutig spürte, dass ihr Fuß stark pulsierte, auf den ihr vorhin jemand getreten war.

Es würde sie eindeutig beim Wettkampf behindern, aber das war nicht weiter der Rede Wert. Es war schon ein Wunder, dass ihr nichts weiter passiert war.

Wenn sie sich umblickte, sah sie viele Verletzte. Leises weinen und durcheinander Gerede erfüllte die Geräuschkulisse, genauso wie das Klickern der Neonlichter die ihren Geist aufgegeben haben und andere metallischen Geräuschen, die sie nicht zuordnen konnte.
 

„Ey Masamori, du siehst ziemlich scheiße aus“, wandte sich Hayashi an ihren Mitstreiter und beäugte ihn besorgt. Erst jetzt sah sie selber zu Masamori auf. Oh man, wieso war sie nur so auf sich selber fixiert gewesen und hatte nicht bemerkt, dass Masamori am Kopf blutete und noch blasser aussah als Hayashi. Nur mit Mühe schien er sich auf den Beinen halten zu können. Sein Gesicht zeigte aber keinerlei Regung und er versuchte lässig die Schultern zu zucken, doch dass schien ihn auch alle Kraft zu kosten.

Wäre Masamori nicht gewesen, wäre sie bestimmt schlimmer Verletzt worden. Obwohl sie anfangs annahm, dass er bei der plötzlichen Bremsung einfach auf sie drauf gefallen war, musste sie sich jetzt eingestehen, dass er wahrscheinlich ganz instinktiv gehandelt und sie beschützt hatte. War dem wirklich so oder bildete sie sich das nur ein?
 

Langsam öffneten sich quietschend und knarrend die Türen und die ersten Passanten verließen rasch den Wagon. Andere waren umsichtiger, und halfen den Verletzten beim ausstehen und schleppten sich zusammen ins Freie.

Draußen herrschte weiter lautes Stimmengewirr und hektisches treiben, dafür wurde es im Wagon jetzt ruhiger und leerer. Endlich konnte man wieder richtig Luft holen und fühlte sich nicht mehr so beengt.
 

Da kamen schon die ersten Sanitäter herein gestürmt und machten sich einen ersten Überblick. Zwei rannten gleich zu ein paar der Leuten, die in den Ecken des Wagons saßen. Naoko stockte der Atmen, als sie sah das einige Menschen mitten im Wagon regungslos lagen. Man hatte sie einfach liegen lassen? Doch jetzt waren ja die Sanitäter da, die sich um diese Leute kümmerten. Ein schlechtes Gewissen nagte zunehmend an ihr, dass sie vollkommen ausgeblendet hatte, wie es Anderen ging, und nur an sich selbst dachte. Aber was hätte sie auch groß bewerkstelligen können? Sie war mit dieser Situation vollkommen überfordert.
 

Erst jetzt wurde ihr der Ernst der Lage so richtig klar. Ein Sanitäter kam direkt auf sie zu und stellte Fragen, doch seine Worte erreichten ihre Ohren nicht. Es drang alles nur sehr gedämpft zu ihr durch, wie im Traum.

Sie beobachtete stumm, wie ein zweiter Sanitäter kam und die beiden Masamori zwischen sich nahmen und förmlich raus schleppten. Unbeteiligt sah sie ihnen nach und stellte fest, dass ihre Beine sich nicht bewegen wollten.
 

Erst eine Hand, die sich um ihr Handgelenk legte, holte sie aus ihrer Trance zurück. Sie blickte hoch in Hayashis ernstes Gesicht. Er zog sie einfach hinter sich her, hinaus ins Freie. Das Licht blendete sie regelrecht, als sie aus der Tür traten und sie musste eine Hand über die Augen legen, um etwas erkennen zu können.
 

Sie waren anscheinend mitten auf der Strecke liegen geblieben, um sie herum war weit und breit nur leuchtend grüne Wiese und jede menge Krankenwagen und Polizei Fahrzeuge. Die wirkten richtig fehl am Platz in dieser ländlichen Idylle.

So viele Rettungswagen auf einem Plätzchen hatte sie noch nie gesehen. Genauso wenig wie die zig Leute die alle auf dem Rasen saßen und die Sanitäter die herum wuselten um sich über den jeweiligen Gesundheitszustand des Einzelnen einen Überblick zu verschaffen. Hayashi zog sie hinter sich her, bis sie zu Masamori kamen, der auf einer Bare am Rand des Geschehens abgesetzt wurde und sich die beiden Sanitäter weiter um ihn kümmerten.

Der eine Stellte Fragen und machte sich Notizen, der Andere untersuchte seinen Kopf und legte ihm eine Kompresse auf seine blutende Kopfverletzung.
 

„Wie geht es euch?“, fragte der schreibende Sanitäter der vor Masamori kniete, als sie näher kamen und sich neben den Barren auf den Boden setzten. Obwohl beide gleichermaßen den Kopf schüttelten, untersuchten die Sanitäter Hayashi und Naoko gezielt, stellten Fragen und machten sich Notizen.

Hayashi hatte sich wohl an der Schulter verletzt und zog sein Oberteil aus, damit der Sanitäter sich das genauer anschauen konnte.
 

„Sie haben sich das Schulterblatt geprellt, sie sollten sich etwas schonen“, teilte der Sanitäter Hayashi mit, legte ihm eine Kühlkompresse auf und einen Stützverband an.

„Sie sehen aus, als wollten Sie an einen Wettkampf teilnehmen“, hinterfragte der Sanitäter, als Hayashi sich sein Trikot wieder überzog.

„Ja, wir sind zu einem Leicht-Athletik Wettbewerb angemeldet“, erzählte Hayashi wahrheitsgemäß.

„Euch ist aber schon klar, dass ihr an dem nicht mehr teilnehmen könnt oder?“, deutete der Sanitäter darauf hin und lies seinen Blick über die drei schweifen.

Masamori bekam gerade einen Kopfverband und der andere Sanitäter redete auf ihn ein, dass er vorsichtshalber mit ins Krankenhaus fahren sollte, doch dieser lehnte dies rigoros ab.

„Wir brauchen hier mal Hilfe“, hörten sie einen anderen Sanitäter über den Platz rufen und die beiden Sanitäter warfen noch einen Abschätzenden Blick auf die drei Jugendlichen und beeilten sich dann zu ihrem Kollegen zu eilen.
 

„Was tun wir jetzt?“, wollte Naoko verunsichert wissen und wandte sich an die beiden verletzten. Am besten wäre, wenn sie nach Hause fahren würden, doch es sah nicht so aus, als ob hier heute noch ein Zug fahren würde.

„Na was wohl? Ich werde bei dem Wettkampf teilnehmen“, entgegnete Masamori, als ob es das normalste von der Welt wäre.

„Aber du bist doch am Kopf verletzt“, setzte Naoko besorgt an und erntete einen wütenden Blick.

„Na und? Ich hab mich wochenlang auf diesen Wettbewerb vorbereitet, da werde ich mich wegen solch einer kleinen Verletzung nicht von abbringen lassen“, stellte Masamori klar.

„Masamori hat Recht, wir haben uns alle darauf vorbereitet und wir sollten unser bestes geben“, setzte Hayashi sich mit ein und schien genauso entschlossen. Waren die beiden größenwahnsinnig, fragte sich Naoko verständnislos. Die beiden hatten doch einen Knall, doch sie würde sie nicht hängen lassen. Aber was sollten sie jetzt tun?
 

Es war zum einen noch nicht mal geklärt, was hier überhaupt vorgefallen war und wenn sie richtig gehört hatte, müsste Masamori eigentlich ins Krankenhaus und doch saßen sie jetzt in einem Shuttle Bus, der sie in die Stadt brachte. Sie konnte es nicht fassen, aber sie war es den Beiden schuldig sie bei dem Wettkampf zu unterstützen. Würden Sie überhaupt ihr bestes bei den Wettkampf geben können? Im Moment zweifelte sie daran, aber noch mehr hatte sie ein schlechtes Gewissen, dass sie sich einfach von der Unfallstelle verdrückt hatten, dass würde sicherlich noch ärger geben.
 

~ Ende ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Marge91
2016-04-10T19:23:16+00:00 10.04.2016 21:23
super kapi

lg Marge91


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