Kapitel 39
Late, but not too late
Kapitel 39
„Na los, schlag mich doch!“, provozierte Shino den Blonden nur weiter. Es schien beinahe so als wenn er wollte, dass Naruto endlich einmal in schlechtem Licht da stand, das niemand mehr zu ihm aufblickte. Ihn im Gegenteil wieder mit Verachtung strafte, da er feige zu solchen Mitteln griff anstatt sich hinzusetzen und es auszudiskutieren.
Bei Naruto brannten sämtliche Sicherungen durch. Sein Kopf war wie leergefegt, das Einzige, was er jetzt noch wahrnahm waren die Worte von Shino. Alles, was er bisher immer verdrängt hatte, kam jetzt ans Tageslicht. Es waren nicht nur die paar Stunden, die sie hier zusammen auf der Feier verbrachten, auch auf der Reise, die sie gemeinsam mit Kiba veranstaltet hatten, war etwas gewesen, das sich tief in sein Unterbewusstsein fraß. Die ständigen Andeutungen von Shino, dass er Hinata zu sich nehmen würde, dass er sie liebte und das sie ihn wohlmöglich auch liebte. Das sie es eben nur nicht zugeben wollte und die Schwärmerei für den Blonden nur eine Zuflucht vor der Realität war. All das sammelte sich in diesem Moment in Narutos Faust. Man nahm an, dass jene genau im Gesicht des Käferspezialisten landete, doch dem war nicht so. Mit voller Kraft rammte der Blonde sie in den Bauch seines Gegenübers, so dass jener für einen Moment in sich zusammensackte.
„Das wirst du mir büßen“, kam es schmerzverzerrt über die Lippen Shinos ehe er seine Kraft sammelte und zum Gegenschlag ausholte. Es entbrannte eine wilde Prügelei zwischen den beiden in der so ziemlich alles, was sie um sich herum greifen konnten, zu Bruch ging. Erst war es nur der Tisch gewesen, doch jetzt folgten Stühle, Gläser und Flaschen.
Sasuke schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Jetzt bereute er wirklich etwas getrunken zu haben, denn wenn er nüchtern gewesen wäre und ein Auge auf die beiden gehabt hätte, wäre es vielleicht nicht so sehr ausgeufert. „Nun haltet doch mal jemand die beiden auf!“, rief er in die Gruppe hinein, die sich um die Kämpfer versammelt hatte. Doch niemand tat etwas. Sie sahen nur zu, feuerten die beiden an. Es schien auch vollkommen egal zu sein, wer von den beiden am Ende als Sieger hervortreten würde, Hauptsache sie lieferten einen guten Kampf, der für beinahe schon blutige Unterhaltung sorgen konnte. „Verdammt noch mal, bringt die Zwei auseinander!“
Die Rufe des Veranstalters gingen immer mehr unter, der Pegel an Lautstärke stieg zunehmend. Es war vielleicht ein Kampf zwischen zwei Shinobi, doch blieben sie alleine dabei, dass sie sich mit den Fäusten die Körper zertrümmerten. Sie setzte weder Jutsu noch irgendwelche Waffen ein. Kämpften sie wirklich nur um Hinata? Für eine Frau gingen die beiden wirklich so weit? Ihnen war in diesem Moment nicht klar, dass sie sie beide nicht bekommen würden, wenn sie sich so verhielten.
„Lasst mich mitmachen! Ich will auch!“, dröhnte es dann aus einer der hinteren Ecken. Immer wieder sprang Lee auf und ab, versuchte einen Blick auf das Schlachtfeld zu ergattern, was sich mittlerweile an der Theke gebildet hatte. Aber auch er wurde kein bisschen ernst genommen.
Niemand konnte sagen, wie lange diese Schlägerei dauerte, für Sasuke war es aber zu lange. Er blickte sich hilfesuchend um, aber niemand war wirklich im Stande etwas zu machen. Er selbst war doch auch nicht mehr ganz bei allen Sinnen, war sichtlich angeheitert. Dennoch blieb es nicht gänzlich hinter verschlossenen Türen, was hier passierte. Nachdem die ersten Möbelstücke durch die Fenster flogen, Naruto hinterher, eilte man dem Bräutigam endlich zur Hilfe.
Wie sollte er das alles nur Sakura erklären? Immerhin würde sie die beiden Streithähne gleich behandeln, denn wenn sich Naruto nach diesem Sturz nichts getan hatte, wüsste er auch nicht mehr, wie man den Blonden zu Boden bringen sollte. Bei Shino sah es ein wenig anders aus, er war gezeichnet von dem Kampf mit Naruto, doch ans Aufgeben dachte auch dieser junge Mann nicht. „Sie gehört mir! Merk dir das!“, brüllte er durch das zerschlagene Fenster, wischte sich den Rinnsal Blut von den Lippen. „Du wirst sie niemals bekommen!“
Ganz kamen diese Worte bei Naruto nicht an. Er war an die gegenüberliegende Häuserwand gelehnt, hielt sich den Hinterkopf. Er war hart gegen die Steinwand geschlagen, tastete nach der Beule, die sich wahrscheinlich gleich bilden würde. Zu seinem Verwundern hatte er nicht einmal Blut an den Fingern kleben. Höchstens das, was er abbekommen hatte, nachdem er Shino immer wieder ins Gesicht schlug. Es stimmte also, was Shuuichi einst zu ihm gesagt hatte. Gott ist mit Kindern und Betrunkenen.
Doch auch jetzt schien Shino noch kein Ende zu finden. Er wollte gerade nach draußen stürmen um weiter auf Naruto einzuprügeln, als man ihn zurückhielt.
„Jetzt ist genug. Beruhig dich!“, versuchte man an ihn heranzukommen, musste jedoch seinen Fäusten ausweichen ehe er erschöpft zu Boden sank. Die Knie waren ihm weich geworden, vielleicht hatten nun auch die Schmerzen die Oberhand gewonnen.
„Feige Sau! Dann komm doch her!“, provozierte Naruto abermals. Er hatte sich die Wand nach oben geschoben, konnte kaum mehr aufrecht gehen, aber das wollte er nicht auf sitzen lassen. Hinata hatte gesagt, dass sie ihn lieben würde, dass sie bei ihm bleiben wollte. Da war Shino überflüssig, denn Naruto wusste, dass er schon für die junge Frau sorgen könnte. Irgendwie würde er einen Weg finden, dass sie beide ein glückliches Leben führten.
„Naruto…es ist jetzt genug“, seufzte Sasuke leise und legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. „Shino ist kurz vor der Bewusstlosigkeit und du siehst auch nicht besser aus. Der Kampf ist beendet.“
„Es ist erst vorbei, wenn ich sage, dass es vorbei ist! Der Kerl hat doch keinen blassen Schimmer! Er weiß gar nicht, wovon er redet! Hinata liebt mich! Mich! Hast du das verstanden!?“
Leise atmete Sasuke durch, schüttelte nur knapp den Kopf. Wieso musste der Blonde immer so brüllen? Niemand war taub von ihnen. Aber anscheinend wollte sich Naruto so ein wenig Luft machen, wenn er jetzt schon nicht mehr zuschlagen konnte.
„Ich hab dir nichts getan also brüll mich nicht an, ich versteh dich ganz gut. Aber jetzt komm auf den Teppich. Du hast mir versprochen, dass du nicht auf ihn anspringst, gerade weil du es doch besser weißt.“
„Sasuke…“, dann ließ sich Naruto wieder zu Boden fallen, landete hart auf seinem Gesäß. „Ich liebe sie auch. Ich konnte nicht anders. Ich weiß nicht, wieso ich so…“, weiter kam er nicht mehr sondern kippte auch das letzte Stück zur Seite um, blieb einfach schweigend liegen. Eine Träne rollte auf den feuchten Untergrund.
Die Augenbraue zog Daisuke abermals hoch, blickte die junge Frau vor sich direkt an. Was war bitte in sie gefahren? Erst brach sie halb in Tränen aus, wollte noch vor ihm weglaufen und mit einem Mal riskierte sie alles? Auf jeden Fall hatte sie dann vergessen ihr Pokerface aufzusetzen. Der Blonde glaubte nämlich noch immer hinter die Fassade blicken zu können, obwohl es bestimmt das war, was die junge Frau am Meisten vor ihm verstecken wollte. Sie schien niemandem ihre Gefühle offenkundig machen zu wollen. Er hatte gehört, dass es auch irgendwo in einem Kodexbüchern stehen sollte, dass ein Shinobi sich niemals seinen Emotionen hingeben sollte, da man dem Gegner sonst die eigenen Schwachstellen zeigte. Und egal, wie sehr es Hinata in diesem Moment auch versuchte, Daisuke glaubte sie schon vollkommen durchschaut zu haben.
Und auch wenn er glaubte zu wissen, dass das alles nur gespielt war, diese Aufgebrachtheit, die Wut, der Wunsch ihn endlich in die Schranken zu weisen, irgendwie gefiel ihm diese Art noch viel mehr an der Schönheit. Er fand es sehr erregend, wie sie versuchte ihm böse zu sein, ihn auszuschimpfen. Wie sie ihn mit diesen verengten Augen anblickte, dem spitzen Mund. Ihre gesamte Körperhaltung hatte sich verändert, wirkte zum Teil sogar einladend. Alles an ihr wirkte mit einem Wimpernschlag so anders, am Ende aber viel besser. Wieso war sie nicht immer so zu ihm? Musste er sie wirklich jeden Tag aufs Neue erzürnen, um mehr davon zu haben? Aber die Mühe wäre es bestimmt wert, er würde es sich einfach vornehmen.
„Weißt du was, Krümel? Du siehst unglaublich heiß aus im Moment. Hör nicht auf damit“, brachte der Blonde ruhig über die Lippen, legte die Hand wieder an ihren Oberschenkel und streckte sich ihr ein wenig entgegen.
Unmerklich schluckte Hinata. In ihren Augen war vollkommen gleich, was sie nun machen würde. Er würde nicht zurückweichen, denn Hotai hatte er vom Bett geschmissen. Er wollte die junge Frau nun für sich alleine haben. Sie blickte ihn mit geweiteten Augen an, versuchte noch ihre Arme gegen seine Brust zu stemmen, damit er ihr ja nicht zu dicht kommen könnte. Es war schier egal, was sie jetzt noch versuchen würde. Ob sie ihn nun von sich stieß, nach ihm trat oder dergleichen. Am Ende mochte er es vielleicht noch, wollte viel mehr davon haben. Und vollkommen gleich mit welcher Aktion er ihr auch käme, er würde anscheinend immer nur auf das Eine aus sein und nicht eher ruhen bis er es hatte. „Verschwinde…“
Daisuke schien sie genau dort zu haben, wo er sie wollte. Den Kopf hatte sie von ihm weggedreht.
„Komm, zier dich weiter…spiel die Unnahbare, ich weiß es doch besser. Lass mich ein wenig spielen“, forderte sie förmlich auf. „Schrei ruhig, wenn du willst. Dich wird hier niemand hören. Den Bootsmann interessiert es nicht. Und Yutaka wird dir eh nicht glauben, er vertraut mir mehr als dir.“ Verlangend fuhr er mit der Zungenspitze über ihren Hals. Ihre Lippen kannte er schon, denn auch wenn sie weich waren, er wollte noch viel mehr von Hinata an diesem Abend kennen lernen. Sein Gewicht verlagerte er nach vorn, glitt der Hand langsam ihren Körper hinauf, um sie ins Bett zu drücken.
Dafür, dass sie so ein langes und schweres Kleid trug, verfluchte er seine angebliche Verlobte. Wenn das nicht wäre, könnte er schon viel weiter sein. Doch konnte er sehr gut sehen, wie ihre Brust bebte, der Ausschnitt war groß, zeigte viel nackte Haut. Ihr Busen würde bestimmt weich sein, ein perfektes Kissen abgeben.
Gefiel es ihr nicht doch ein wenig? Ob sie bisher irgendwelche Erfahrungen sammeln konnte? Anscheinend nicht, denn beim Küssen hatte er von ihr gar keine Reaktion bekommen. Weder Ekel noch Erwiderung. Anscheinend musste man sie noch richtig auf das Eheleben vorbereiten.
Tränen rannen abermals die Wangen hinunter, Hinata wusste nicht, was sie tun sollte, wie sie aus dieser Situation herauskäme. Sie wollte nicht in seinen Armen liegen und schon gar nicht unter ihm. Ihr wurde schlecht, sie hatte Angst. Verschwinde…, ging es immer wieder durch den Kopf der jungen Frau. Sie wollte es einfach nicht. Er sollte loslassen und gehen. Sie konnte nicht verstehen, was der Blonde damit bezweckte. War es nur, damit er die Bestätigung hatte jede Frau haben zu können? Und warum musste sie darunter leiden? Reiß dich zusammen…Naruto ist nicht mehr weit weg…bald bist du bei ihm…
Etwas verwundert blickte Daisuke Hinata nun schon an. Sie hatte die Arme um seinen Nacken gelegt. Was war das nun für eine Wende? Schnappte sie jetzt über oder empfand sie etwas doch so etwas wie Wolllust, wollte testen, wie es war mit einem so gutaussehenden Kerl wie ihm in einem Bett zu liegen, die Laken zu zerwühlen?
