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Meister der Rosen

von

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1.Kapitel

1.Kapitel
 

"Meister, Meister gib mir Rosen.", sagte die junge Frau, die gebannt den zu großen Wolf anstarrte, der sie seinerseits aus seinen goldenen Augen beobachtete, Ihre Mundwinkel verzogen sich ärgerlich nach unten, während ihre eine Augenbraue wartend auf eine Entschuldigung nach oben wanderte. "Nein, Meister, ich werde mich Euch nicht hingeben, vor allem nicht im Sinne von gefressen werden!"

Er rührte sich nicht. Sie wartete und schwieg. "Warum müsst Ihr es eigentlich immer versuchen? Sehe ich aus wie ein einfacher Mensch, der sich von Euch so leicht verführen lässt?!", stieß Leila entnervt hervor.

Sie hatte viel gelernt, seit sie hier war und auch einiges, was sie bereits wusste, bei dem sie die Anwendung allerdings für eher unwichtig gehalten hatte. Es hatte sich das Gegenteil herausgestellt. Wie idiotisch einem auch manchmal die Sachen vorkamen, die man dort vorgesetzt bekam, für manches brauchte man ihren Zweck. Wie für das Zusammenleben mit dem Meister, bei welchem sie hoffte, dass es nicht mehr von all zu langer Dauer sein würde. Doch auf diese freudige Nachricht musste sie noch ein wenig warten, das kam ganz darauf an, wie schnell sich der Rat entscheiden würde. Manchmal dauerte es auch Jahre.

Kopfschüttelnd wandte Leila sich ab, wie oft sie es auch sagte, er würde es niemals lernen, dafür amüsierte er sich viel zu sehr darüber. Jetzt konnte man auch sehen, wie der Wolf stumm zu lachen schien. Es kam ungefähr dem gleich, als wenn sich ein Mensch vor Lachen auf dem Boden wälzen würde. Es hatte seine Gründe, warum er immer noch in dieser Gestalt steif dastand.

"Meister, meint Ihr nicht auch, es wäre besser, wenn Ihr Euch in eure menschliche Gestalt zurück verwandeln würdet. Ich bin nämlich nicht dafür zuständig, diese baufällige Hütte zu reparieren, nur weil Ihr zu groß seid und trotzdem die Tür benützen wollt." Wie oft war das nun schon seit ihrer Anwesenheit hier passiert? Zweimal? Und sie war erst seit ein paar Wochen hier! Sie haßte ältere magische Männer, sie schienen immer irgendwelche Dinge lustig zu finden über die sonst niemand lachen konnte, weil es einfach viel zu albern war!

Der Meister wohnte hier nun schon mehr als hundert Jahre, so dumm konnte er ja wirklich nicht sein, aber es schien ihm zu gefallen, sie damit zu ärgern, dass sie ihm die offensichtlichsten Dinge immer wieder sagen musste. Jeden Tag predigte sie ihm das, dass er es bitte schön sein lassen sollte, sie mit seinen Kräften dazu bringen zu wollen, ihm die Erlaubnis zu geben, dass er sie fressen durfte!

Leila hörte wie die Äste langsam zerbrachen, als darüber menschliche Füße schritten. Oh, wie sehr sie diesen Rat haßte, sie taten immer so, als hätten sie alle Zeit der Welt.

Die junge Frau trat durch die Tür und spielte für einem Moment mit dem Gedanken sie hinter sich zu schließen. Allerdings verwarf sie ihn wieder, da sie nach Paragraph 89 in dem BdGbdVzWdmAiFw, Kurzform auch BdGV, für den Schaden aufkommen müsste und es ihre sowieso schon übertriebene Strafe als "Aufpasserin" für einen Werwolf nur verschlimmern würde, sollte irgend jemand davon erfahren. BdGbdVzWdmAiFw stand für "Buch der Gesetze bei dem Vertrag zwischen Wesen magischer Abstammung inklusive Fabelwesen", das war auch ein Name, den sich der Rat ausgedacht hatte, nach drei Jahren Überlegungszeit.

Nein, das war es wirklich nicht wert gewesen, dass sie jetzt bei einem Werwolf sitzen musste und dieser sich jeden Tag über sie lustig machte, auch wenn er es niemals offen aussprach, weil er genau wusste, dass sie niemanden hatte bei dem sie sich beschweren konnte, da das alles zu ihrer gesetzlich verordneten "Strafe" dazugehörte. Das hier war die Hölle!

"Hast du gekocht, kleine Hexe?" Zitternd vor Wut blieb sie stehen, es fehlte nicht mehr viel, dann wäre sie herumgefahren und hätte ihn angebrüllt. "Kleine Hexe" war der Spitzname, den ihr bei ihrer Ankunft zu Teil geworden war, dabei war sie weder unfähig in ihrer Arbeit als Hexe, noch war sie klein!

Sie beobachtete ihn mit ihrem Todesblick aus den Augenwinkel, doch er schien ihre Reaktion darauf nicht einmal zu bemerken, sondern sah sich weiter suchend in dem Vorraum um, in dem ein kleiner Eßtisch, der nicht all zu oft von ihm benützt wurde, stand und eine Tür daneben, durch die man in die ebenfalls meiste Zeit unbenutzte Küche gelangte.

Leila atmete tief durch und entspannte ihre verkrampften Hände, dabei bewegte sie diese auf und ab, um ihre Nerven zu beruhigen. "Meister, da ich nun doch schon ein wenig länger hier lebe und dabei festgestellt habe, dass, wenn ich etwas für euch zubereitet habe, es am nächsten Morgen immer noch da stand und ich es dann im Abfall entsorgte, habe ich, wie es Euch seit ein paar Tagen sicher aufgefallen ist, nicht mehr für Euch mitgekocht, da Ihr sowieso dauernd im Wald Eure "Mahlzeiten" zu Euch nehmt!", die letzten Worte brüllte sie, nachdem sie den Rest mir eisiger Stimme gefaucht hatte.

Es war nichts mit ihrem Vorsatz geworden, trotz allem höflich zu bleiben und sich nichts anmerken zu lassen. Leila bebte, als sich der Meister doch noch dazu herabließ auf sie aufmerksam zu werden. "Jetzt hatte ich mich schon so darauf gefreut in den Genus deiner guten Küche zu kommen.", sagte er in übertrieben enttäuschten Tonfall.

Sie wusste genau, dass sie nicht kochen konnte. Es schmeckte, als wolle man jemanden damit vergiften, was in diesem Fall nicht ganz schlecht wäre!

"An der, die ich im Wald gefunden habe, war wirklich nicht all zu viel dran, diese armen Bauerntöchter sind einfach immer so unterernährt. Das hier ist wirklich nicht der perfekte Ort für mich, eine üppige Prinzessin würde mir da schon eher gefallen..." Leila seufzte, Jetzt verlor er sich schon wieder in seinen Tagträumen. Warum waren die Menschen auch so dumm? Wenn man schon nachts die Wölfe heulen hörte und man von dem Wald sagte, er sei verflucht, mussten sie trotzdem hineinspazieren und nie wieder herauskommen! Mit Intelligenz hatte sie Gott nicht gerade gesegnet!

Die junge Frau ging in den nächsten Raum, es war eine Art Arbeitszimmer, auch wenn darin nur ein Tisch, eine Feder mit Tintenglas und Massen von Regalen mit Büchern standen. Ein Stuhl fehlte, aber hier schrieb man ohnehin niemals viel auf.

Sie nahm die Feder, natürlich von guter Qualität, mit etwas anderem würde sich ein alteingelebter Werwolf niemals zufrieden geben, die alten Männer der magischen Welt waren doch alle gleich, und tauchte diese in das Faß mit schwarzer Tinte.

"Wie war ihr Name?" Keine Antwort. Zähneknirschend fügte sie ein "Meister" hinzu.

"Angelica." Sie schreib. "Sag mal, Leila, findest du es nicht auch komisch, dass wir Werwölfe uns an die Namen unserer Opfer erinnern, obwohl wir sie davor noch niemals zuvor getroffen haben? Ich finde das irgendwie sehr amüsant." "Natürlich, Meister."

Aus Gewohnheit schlug Leila schon einmal das Buch auf, das neben ihr lag, ohne davor einen Gedanken daran zu verschwenden. Es war eine Art Ledergebundenes Notizbuch. Dort stand November, sie setzte einen Hacken dahinter.

"Meister, das war Eure Ration für diesen Monat. Ihr solltet Euch daran halten, da Ihr nun nicht mehr alleine lebt und mich als Eure "Aufpasserin" habt. Ich habe keine besonders große Lust darauf, schon wieder vor Gericht zu stehen, nur weil ich meine Aufgabe nicht ordnungsgemäß erledige. Niemand weiß warum, aber es wäre eine härtere Strafe, als der Missbrauch von magischen Kräften an einem menschlichem Wesen." "Oh, oh, wie kommst du nur darauf, dass ich mich jemals nicht an die Regeln gehalten hätte. Du kennst doch den Vertrag und weißt sicher, was mit jenen passiert, die ihn brechen." Er lachte leise ein freudloses Lachen, das Leila einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. "Du solltest nicht immer so misstrauisch anderen gegenüber sein. Manche übergehen das nicht einfach, so wie ich!"

"Vielleicht sind gerade diese "jenen" der Grund, warum ich das bin.", murmelte sie leise und geistesabwesend.

Sie blätterte währenddessen durch ein weiteres Buch. Es enthielt alle Namen der Menschen, die hier in dieser Gegend lebten. Es war verzaubert und schrieb sich selbst, aber wie es nun einmal war, musste man alles nachprüfen, um auch "ganz sicher" zu sein!

A, A, hier irgendwo musste sie doch stehen! Aha! Angelica Guvertsen, die Tochter eines armen Bauern, wie der Meister schon festgestellt hatte, sie war 547 nV. geboren, nach dem Vertrag, so war ihre Jahreszählung, auch wenn die Menschen selbst eine andere hatten, da nur die wenigsten von ihnen wussten. Hatte für ihre Verhältnisse ein normales Leben und war 563 nV. am 13. November, es war sogar ein Freitag gewesen gestorben. Schade für sie, bald wäre sie 17 geworden. Es war eher gekünsteltes Mitleid, sie interessierte sich nicht besonders für Menschen.

Leila wollte das Buch gerade wieder zuschlagen nachdem sie dort ebenfalls einen Haken hinter den Namen gemacht hatte, als sie inne hielt. Die Zeilen verschoben sich und neue Wörter erschienen unter ihrer Lebensbeschreibung. Eigentlich sollte das nicht möglich sein, da sie nun tot war und Tote normalerweise nicht wieder auferstanden um etwas neues in ihrem Abschnitt des Buches einzutragen. Ungeduldig wartete sie. Hexen hatten niemals besonders viel Geduld mit Menschen, somit war sie perfekt für diese Arbeit geeignet.

Die Buchstaben erschienen langsam nach einander und Leila las gespannt mit. "Was dauert das denn so lange?", ertönte die ungeduldige Stimme des Meisters aus dem Vorraum. Vielleicht hatte er sich hingesetzt und falls er doch immer noch dort herumstand, war es ihr auch egal. Er musste selbst entscheiden, was er zu tun und zu lassen hatte, es war schließlich sein Haus. Sie war hier nur "Gast". Wenn auch auf unfreiwilligem Besuch!

Sie blinzelte überrascht über das Geschriebene, anscheinend war es doch ganz gut, wenn man das Buch ab und an mal überprüfte, jetzt war es ein wenig langsam gewesen, was den neuesten Bericht anging. "Meister! Ihr habt die Zukünftige unseres lieben Grafen gefressen!" Warum war das immer alles so kompliziert? Es gab so viele Menschen und doch schafften sie es einfach nicht, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen, diese Vampire und Werwölfe! "Falls Ihr nicht vorhabt, sie wieder auszuspucken, denke ich, dass es angebracht wäre einen Entschuldigungsbrief zu schreiben oder die zweite Möglichkeit, die ziemlich unwahrscheinlich ist, dass Ihr Euch persönlich bei dem Grafen entschuldigt, schließlich hatte er mehr Recht auf sie, da sie sich zwar in Eurem Wald "verirrt" hat und Ihr sie freundlicher Weise nur "aufgelesen" habt, aber sie doch sein Opfer war, das ihm vom Rat zugewiesen wurde!"

Schon wieder blinzelte Leila überrascht, als plötzlich die Zimmertemperatur deutlich sank und sich ihr Rücken versteifte. Sie atmete tief durch, bevor sie sich zwang, sich einigermaßen gelassen zu dem jungen Mann umzudrehen, der wie ein Blitz ins Zimmer geschoßen war. Die Seiten des Buches beruhigten sich gerade von dem Wind. Angelica war verblättert.

Sie umfasste ihre rechte Hand mit der linken, ließ sie aber schön ruhig weiter herabhängen. Ein andermal hätte sie den Meister sicher für seine hochgewachsene Gestalt, den schwarzen langen Haaren und den gefährlich golden funkelnden Augen bewundert, wenn nicht ein wütendes Knurren aus seiner Kehle den Raum erfüllt hätte.

Draußen war es dunkel und Mondschein fiel durch das kleine Fenster, das niemals geöffnet wurde. In diesem Moment war sie dankbar, dass heute nicht Vollmond war, sonst würde sie nun keinen gutaussehenden Mann gegenüberstehen, der auf sie herunterstarrte, sondern einem großen Wolf mit scharfen Krallen, der gerade die Zähne zum Angriff fletschte.

Der Vollmond machte es den Werwölfen schwerer ihre Gefühle zu kontrollieren, aber die Verwandlung dazu um so leichter. An solchen Tagen hielt sie sich, seit sie in dieser Hütte angekommen war, in ihrem abgeschloßenem Zimmer auf, mit offenem Fenster, sie war wirklich froh, dass es sich im ersten Stock und nicht im Erdgeschoß befand, und bereitgelegtem Besen, der griffbereit neben ihrem Bett lehnte. In dieser Nacht hatte sie kein Auge zu getan, obwohl nichts passiert war.

Seine Stimme bebte, als er zu einem Satz ansetzte: "Ich werde MICH niemals bei einem VAMPIR ENTSCHULDIGEN!" Er brüllte. Am liebsten hätte sich Leila die Ohren zu gehalten, diese Aktion hatte ihnen sicherlich nicht gut getan. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und öffnete sie nun wieder. Entsetzt starrte sie ihn an. Er war wirklich wütend. Und alles nur, weil sie diesen Vampir erwähnt hatte.

Der Mann vor ihr zitterte und Blut tropfte aus seinen Handflächen zu Boden, wo er seine Fingernägel hinein gebohrt hatte. Sie wanden sich gefährlich in dem festen Griff.

Was wäre wohl passiert, wenn er nicht diese Vorsichtsmaßnahme ergriffen hätte? Leila schauderte. Sie hatte nicht vor ihren Namen als nächsten zu sehen, der auf dieser Liste abgehackt wurde. "Es tut mir Leid, ... Meister. Das wollte ich nicht. Es war nur...", stammelte sie kleinlaut kreidebleich.

Es machte sie wütend. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie Angst hatte! Und warum sollte auch sie sich bei ihm entschuldigen?! Leila wollte eigentlich Etwas sagen, öffnete sogar den Mund, doch letzten Endes brachte sie keinen Ton heraus.

Ihr Blick hatte sich auf den Boden geheftet, bei was sie sich allerdings Mühe gab nicht die Blutstropfen vor ihr anzustarren. Sie hatte bei diesem Gedanken das schlechte Gefühl, dass sie gezittert hätte, doch nicht wie der Meister vor Wut.

Nein, nein, so war es gut, mehr wollte sie gar nicht. Sie konnte ja auch einen Brief schreiben..., vielleicht würde auch einer an den Rat ausreichen, sie war nicht besonders scharf darauf sich zuerst mit einem zornigen Werwolf, dann mit einem zornigen Vampir und danach wieder mit dem Werwolf anzulegen. Sie war durchaus im Stande darauf zu verzichten.

Schweigen hatte sich im Raum ausgebreitet. Vorsichtig schielte die junge nun verängstigte Frau nach oben. Der Mann, der viel zu jung für sein Alter aussah, blickte sie nachdenklich an, seine Anspannung schien ein wenig abgefallen zu sein. Er nickte kurz, drehte sich um und war im nächsten Moment auch schon verschwunden. Sie hörte noch wie sich die Schritte eines Menschen langsam in das kräftige Auftreten von riesigen Pfoten verwandelten.

Die Kälte verzog sich und kaum das Leila sich wieder einigermaßen gefasst hatte, hob sie den Rock ihres Kleides an, stürzte die Treppe hoch, knallte die Holztür hinter sich zu, dass der Rahmen erzitterte, und schloß ab. Sie konnte deutlich den hämmernden Herzschlag hören, der aus ihrer Brust kam.



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