Brushes
Prompt: Pinsel
Schwungvoll zog Kai mit einem dicken Pinsel mehrere Striche über die Leinwand, auf der sich kraftvolle Farben mit düsterem Schwarz mischten. Kleine Farbspritzer landeten dabei auf seiner Jeans und auf seinen nackten Füssen, aber er bemerkte es kaum.
Versunken betrachtete er sein Bild, spielte gedanklich mehrere Farbtöne und Muster durch, die seine Komposition vervollständigen konnten.
Doch seine Ruhe wurde gestört, als er Schritte vernahm, denen der metallische Klang der Wendeltreppe anhaftete, die in sein Atelier hoch führte. Kai runzelte die Stirn. Er erwartete niemanden – aber eigentlich konnte es nur...
Ein Schopf schwarzer Haare erschien zuerst am Treppenansatz und nach einer weiteren Runde auf der Wendeltreppe kam ein lächelnder Rei auf der letzten Treppenstufe an.
„Hey“, sagte er.
„Hey. Was machst du denn hier?“, fragte Kai und griff nach einem Tuch, um seinen Pinsel abzuwischen. Sie waren erst später zum Essen verabredet gewesen.
„Ich hab dir was aus der Stadt mitgebracht und dachte, ich bring es dir gleich vorbei.“ Rei kramte in seiner Tasche, während er auf Kai zukam, und beförderte ein längliches, in Leinen eingeschlagenes Bündel zu Tage.
„Hier.“ Mit diesen Worten drückte Rei ihm das Paket in die Hand und kam ihm für einen Kuss entgegen.
Kai ahnte schon, was das Paket enthielt – er hatte die vertrauten Gegenstände darin durch Fühlen gleich erkannt. Er rollte den Leinenstoff auseinander und zum Vorschein kam eine Reihe von neuen Pinseln, jeder in einer eigenen Stoffkammer.
„Du hast doch immer gesagt, dass du neue Pinsel brauchst, weil du deine alten kaum mehr sauber bekommst“, sagte Rei.
„Danke dir“, erwiderte Kai schlicht, den Hauch eines Lächelns in seinen Mundwinkeln.
Behutsam strich er mit seinem Daumen durch die Pinselhaare des größten Pinsels. Sie waren sogar weicher als Reis Haare, wenn sie frischgewaschen waren und fühlten sich fast an wie eine federleichte Berührung einer Fingerspitze auf der Haut.
„Es sind die weichsten Pinsel, die ich je hatte.“
„Wirklich?“, fragte Rei. Er streckte die Hand aus, um ebenfalls zu fühlen, doch Kai ergriff diese mit seiner freien Linken und setzte den Pinsel stattdessen auf Reis Wange an, wo er kleine Kreise malte.
„Oh“, sagte Rei, schwelgend die Augen schließend. „Tatsächlich...sehr weich.“
„Hmm“, machte Kai bestätigend. Er ließ den Pinsel weiterwandern, hinunter zu Reis Schlüsselbeinen und wieder hoch zu der Stelle direkt hinter seinem Ohr, wo er so empfindlich war. Als Reaktion erfolgte ein unterdrücktes Stöhnen, ganz wie Kai erwartet hatte, und Rei versuchte, seinen Körper näher an Kais zu drängen. Kai ließ seinen Blick an Rei hinunterwandern und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als dieser auf halber Strecke hängen blieb.
„Ich glaube“, sagte er, während er mit dem Pinsel sanft über Reis Lippen hinweg fuhr, „meine alten Pinsel tun es noch eine Weile, hm?“