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Curiosity of Chance

Chance Highschool Abenteuer
von

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Hallo an alle, die diese Geschichte hier lesen ^^
 

Die Idee für eine Fortsetzung ist mir durch den Kopf geschwirrt und ich habe sie endlich niedergeschrieben. Ich hoffe sie gefällt euch ebenso ;)

Ich habe jetzt mal offen gelassen, ob ich noch weiter schreibe (bei denen gibts sicher immer was XD), oder nicht.
 

Auf alle Fälle viel Spaß!
 

Disclaimer:

1) "Curiosity of Chance" mit all seinen Charakteren gehört leider nicht mir. Habs schon mit Bestechung versucht, aber nichts hat geklappt ;P

2) Vorsicht Slash! Wer das nicht lesen will darf wieder gehen. Bitte. Danke.
 

Kapitel 2:
 

"Das möchte ich eindeutig wiederholen."
 

Und wie ich das möchte. Mehr möchte, als alles andere. Aber was bitte, habe ich falsch gemacht? Wo lag mein Fehler? Was habe ich nicht beachtet?
 

Eine Woche ist seit dem Kuss auf der Treppe vergangen und es hat sich nichts verändert. Ja, rein gar nichts. Chance benimmt sich wie immer, blickt vielleicht nur öfters verträumt durch die Gegend. Ansonsten?

Wie gesagt, nichts. Wie proben mit der Band, sehen uns auch in den Schulpausen, reden, scherzen und diskutieren. Aber das war es dann auch schon wieder. Ich habe irgendwie mehr erwartet. Nicht unbedingt eine Liebeserklärung auf Knien, aber wenigstens eine Veränderung. Sei es im Verhalten, im Blick, oder sonst was. Aber das?
 

Es verunsichert mich. Sehr sogar. Was sagt das über unsere Beziehung aus? Und vor allem über meine Kusskünste?

Ich bin noch verwirrter, als vor der Tat und liege oft nachts wach, manchmal sein Fenster anstarrend, als könnte ich damit irgendwas bewirken. Hat es aber nicht. Außer Kopfschmerzen vielleicht.
 

Aber heute, heute werde ich einen Schritt wagen und seine besten Freunde ausquetschen. Die halbe Schule hat uns küssen gesehen, da werden die beiden sicher auch etwas mitbekommen haben.

Haben sie nicht, so wie sie mich anstarren. Fische auf dem Trockenen, die Augen weit aufgerissen. Dafür werde ich rot. Knallrot, da bin ich mir sicher.

"Du? Ihn? Geküsst?", hackt Twyla nach. Die Twyla, die es auf den Tod nicht ausstehen kann, wenn man nachfragt. Hank scheint noch zu perplex zu sein, um irgendwie zu reagieren, denn er starrt mich weiter aus seinen großen, blauen Augen stumm an. Und wenn die beiden doch ... ich schüttle den Kopf. Das passt jetzt nicht.

"Krieg ich auch mal ‘ne Antwort?", kommt es von dem Biest mir gegenüber.

"Muss ich mich wiederholen? Ich hab ihn geküsst, er hat’s erwidert und seitdem hat er nichts getan, oder gesagt, um darauf zu reagieren. Oder ich hab was verpasst."

"Und warum erzählst du uns das?"

Langsam werde ich ungeduldig: "Ist euch irgendwas aufgefallen?"

Beide werden sie nachdenklich und schrecken synchron wieder auf. Üben die das?

"Vielleicht ist er etwas verträumter, als sonst.", versucht es Twyla mit einem Achselzucken.

"Vergiss nicht sein komisches Gemurmel und dass er die letzten Tage schon mehrere Laternenpfosten umgerannt hat.", verbessert Hank sie. Na den Beitrag kann ich wenigstens gebrauchen.

"Chance ist immer komisch, das ist kein neuer Zustand."

Womit sie auch wieder recht hätte. Trotzdem erlaube ich mir einen kurzen Moment der Hoffnung. Sollten die Geschehnisse tatsächlich zusammenhängen?

"Wenn das wegen dem Kuss sein sollte, warum hat er dann nichts gesagt?"
 

Es klingelt zum Unterricht, die Mitschüler strömen an uns vorbei.

"Vielleicht hält er den Kuss ja für eine Halluzination, oder einen Traum.", vermutet Twyla mit abschätzendem Blick, bevor auch sie in der Schule verschwindet, Hank hinter sich her ziehend.
 

Ein Traum? Eine Halluzination?

Wut steigt in mir auf. Soll er doch mal sehen, was Realität und was Traum ist! Ein Bedürfnis, Chance jetzt sofort so lange zu küssen, bis er die Wirklichkeit akzeptiert, überkommt mich. Ich renne in die Schule, verschaffe mir grob Platz. Doch ein Film vor meinem inneren Auge lässt mich wieder anhalten. Wieso habe ich die Vorahnung, dass es nicht klappen wird? Dass ich ihn schlagen könnte und er selbst auf dem Boden liegend denken würde, es wäre alles ein Traum? Nein, so geht das nun wirklich nicht. Das wäre eine Katastrophe!

Aber was soll ich sonst tun, um den verträumten Chaoten klar zu machen, dass ich mich in ihn verliebt habe und dass er es gefälligst erwidern soll? Oder will er gar nicht? Empfindet er nicht dasselbe wie ich? Versucht er, auf diese Art, mir einen Korb zu geben?

Autsch, ich bekomme schon wieder Kopfschmerzen. Schlecht, sehr schlecht.
 

Weil ich ihn ansonsten wohl erschlagen hätte, gehe ich Chance heute aus dem Weg. Wird er sich überhaupt wundern, überhaupt fragen, wieso ich nicht auftauche? Soll er doch ruhig.
 

Als ich abends im Bett liege, den Blick wie so oft Richtung Nachbarhaus gerichtet, spiele ich die verschiedenen Möglichkeiten in meinem Kopf durch. Seit ich Chance kenne, ist mein Leben ein Film geworden, eine Parodie, eine Komödie, ein Drama. Ich sehe mich, wie ich ihm vor dem Fenster ein Lied spiele und er ist nicht daheim. Ich sehe mich, wie ich mit einem Plakat durch die Gegend laufe. Er nimmt mich nicht ernst. Ich sehe, wie ich ihm einen Brief schreibe, der dank Gartenwässeranlagen zerstört wird. Ich sollte es wirklich nicht mit Romantik versuchen, oder?
 

Was aber, bleibt mir noch übrig? Was liegt in meiner Natur? Kann nicht schief gehen? Ich sehe zu meiner Gitarre neben dem Bett. Ein Lied? Nur für ihn? Es muss ja nichts schnulziges sein, was einfaches, was klares. Von mir, nur für ihn. Ja, das kann es sein! Jedenfalls besteht ein Funke Hoffnung, dass das ganze nicht in einer kompletten Katastrophe endet. Na gut, das wird es wohl so oder so, aber die Hoffnung, egal wie verrückt, stirbt bekanntlich zuletzt.

Ein letzter Blick zu seinem geschlossenen Fenster und ich schließe die Augen, ein irres Grinsen im Gesicht.
 

Auch die nächsten zwei Tage gehe ich Chance aus dem Weg, verkrieche mich im Musikzimmer und komponiere mein Lied für ihn. Ich weiß, dass es gefährlich ist, ihn nicht zu sehen, aber noch gefährlicher wäre es wohl, jetzt bei ihm zu sein. Ohne vollendeten Plan, ohne Anker, an dem ich mich festhalten kann. Als ich am dritten Tag nach meinem Entschluss mit Augenringen und der Gitarre unter dem Arm in der Pause vor ihm stehe, sieht er mich erst unsicher, dann unnahbar an. Was geht in seinem Kopf vor?
 

"Was ...?"

Ich lasse ihn nicht ausreden, sondern packe seine Hand, ziehe ihn mit mir. Das muss wirklich nicht die ganze Schule mitbekommen.

"Ich muss dir was zeigen."

Er protestiert nicht einmal, lässt sich entführen. Erst als wir im Musikzimmer angekommen sind und ich die Tür geschlossen habe, platzt es aus ihm heraus: "Wieso bist du mir aus dem Weg gegangen?"

Oh, ist da wer unsicher? Hat mich da wer vermisst? Ich freue mich riesig, versuche aber, es noch nicht zu zeigen.

"Deshalb.", meine ich nur und deute auf meine Gitarre, "Ich habe etwas komponiert." Nach einem Moment des Schweigens füge ich noch hinzu: "Ich bin dir außerdem nicht aus dem Weg gegangen. Ich habe dieses Lied für dich geschrieben."
 

Mit diesen Worten setze ich mich ihm gegenüber hin, gebe ihm keine Chance zu sprechen, sondern beginne mit dem Lied. Ja, ich hätte vielleicht noch etwas üben sollen, aber es kommt von Herzen.

Während ich spiele gucke ich Chance an, lasse ihn keinen Moment aus den Augen. Er wird erst rot, als er merkt, dass ich nicht wegsehe, dann wendet er den Kopf, weiterhin lauschend. Und ich bin mir sicher, dass er es verstanden hat. Dass er weiß, was ich ihm sagen will. Er ist aufgeregt, er freut sich, das erkenne ich.

Als ich verstumme, schweigt er, den Kopf weiterhin gesenkt. Ich will ihm die Zeit geben, die er braucht und freue mich innerlich schon wie ein Schnitzel. Er macht den Mund auf, will was sagen, ich starre wie gebannt.

"Der Song ist gut. Mit etwas Übung können wir den schon auf unserem nächsten Konzert spielen."
 

Bei so viel Realitätsresistenz kann ich nur sprachlos sitzen bleiben. Was? Und vor allem, wieso? Mein Bedürfnis, ihm die Gitarre über den verdammten Dickschädel zu schlagen, wird immer größer. Vor lauter Anstrengung, ihm nicht hier und jetzt Vernunft ein zu prügeln, ihm die Wahrheit vorzuhalten, bringe ich nur ein "Wenn du meinst.", heraus. Ich stürme aus dem Zimmer, die Treppen hoch und runter, vorbei an starrenden Menschen, glücklichen Monstern, die keinem Chance ihre Liebe gestehen wollen, die über mich lästern, sich das Maul zerreißen. Wo ist meine Ruhe? Meine Vernunft? Wie komm ich zurück in mein altes Leben, ohne Liebe für einen Menschen? Nur für die Musik, für die Gitarre.

Ich halte inne, stoppe plötzlich. Was denke ich da? Ohne Chance hätte ich mich nie gegen Brad, nie gegen meinen Vater durchgesetzt, wäre immer noch frustriert am Fußball spielen und ohne wirklich Freunde. Chance hat den Glitzer drauf gestreut und mein Leben wurde bunter. Ich habe mich gegen alle meine Erwartungen in diesen verrückten Vogel verliebt und jetzt muss ich mit eigener Kraft den Rest schaffen. Kein Chance wird mir einen Arschtritt verpassen und mich anspornen weiter zu machen. Nein, ich allein bin dafür verantwortlich, egal, wie anstrengend und nervtötend es sein wird.

Aber trotzdem bin ich nicht verpflichtet, ihm alles sofort zu verzeihen, oder? Nein, bin ich nicht!
 

Die nächste Woche gehe ich ihm tatsächlich aus dem Weg, sehe ihn nur finster an. Die Proben sage ich unter dem Vorwand ab, ich wäre krank. Einerseits weil es mir tatsächlich schlecht geht, andererseits will ich ihn provozieren. Ich will versuchen, ihn zu mir zu ziehen. Vielleicht wird das was.
 

Freitag Abend verstecke ich mich unter meiner Bettdecke. Er wird es sehen, er soll sich seinen Teil denken. Doch als ich kurz aus meinem Versteck krieche, sehe ich etwas unglaubliches. Chance hat seine Vorhänge diesmal nicht zugezogen, ich kann sein ganzes Zimmer sehen. Ich kann Chance sehen. Und er ist nicht alleine. Ein Mann, oder eher ein Stier an Mensch, ist bei ihm. So breite Schultern habe ich noch nie gesehen, sie schocken mich. Die beiden diskutieren scheinbar, so ernst habe ich Chance selten gesehen. Gestenreich, mit Stimmungsschwankungen. Mal kühl und herablassend, mal verzweifelt. Dieser Mann rührt etwas in ihm, das ich scheinbar nie erreichen werde. Und dann der grausame Moment, der mir das Herz zerreißt. Mit einem großen, oder doch eher kleinen?, Schritt durchquert der Riese das Zimmer und küsst Chance. Zieht ihn an sich, voller Leidenschaft, nicht willens, ihn loszulassen. Meine Reaktion ist Flucht. Ich verschwinde wieder unter meine Bettdecke, bebend vor Eifersucht und Verzweiflung. Ist das der Mann in Chance Träumen? Ist das sein Typ, auf den er steht? Da habe ich ja keine Chance, egal, was jetzt passiert.

Aus Angst, mehr zu sehen, komme ich nicht mehr heraus, schlafe in meiner dunklen Höhle ein und wache erst Samstag Nachmittag wieder auf. Ich habe Fußball verschlafen, sowie unsere Proben. Aber in der Küche liegt ein Zettel, dass sie sowieso abgesagt wurden. Chance muss von seinem nächtlichen Besuch ja ganz geschafft sein! Wütend pfeffer ich die Nachricht in eine Ecke, hole sie wieder hervor, zerreiße sie. Ich möchte irgendwas machen, irgendwas! Aber ich fühle mich unfähig, auch nur einen Schritt zu gehen, zittere am ganzen Körper. Wieso? Was hab ich falsch gemacht? Und weshalb hat Chance mir nie etwas von diesem Kerl erzählt? Bin ich so unfähig, als Freund? Ich fühle mich doppelt betrogen und verraten.

Eigentlich möchte ich jetzt ... ja, was möchte ich? Ich weiß es nicht. Aber langsam beruhige ich mich wieder und mein Denken wird klarer. Statt nun mein Zimmer zu verwüsten, oder Chance Haus anzuzünden in der Hoffnung der andere ist auch drin, gehe ich joggen. Ich muss mich abreagieren, sonst wird irgendeine dieser gestörten Fantasien von mir doch noch Realität.
 

Als ich zurück bin, ist bereits wieder Abend. Ausgerechnet jetzt sehe ich Chance in Twylas Auto steigen, bereit für einen berauschende Nacht in der Stadt. Sie sehen mich, Chance schwankt, dann ruft das Biest: „Hey, Levi, komm mit.“

Meine Antwort ist ein kurzes Schütteln mit dem Kopf, ehe ich, stur geradeaus blickend, in meinem Haus verschwinde. Hinter mir höre ich eine kurze Diskussion und dann, wie die Türen zugeschlagen werden. Na toll, er interessiert sich gar nicht für mich. Dann würde er mir doch hinterher laufen, oder? Und gefragt hat ja auch Twyla, nicht er.

Ich könnte glatt wieder laufen gehen, aber stattdessen ziehe ich mir aus Frust ein paar Horrorfilme rein. Vielleicht hilft das ja.
 

Kurz nach Mitternacht wird es mir zu blöd und ich verzieh mich in mein Zimmer. Doch kaum habe ich mich ausgezogen und auf mein Bett geworfen, da lässt mich ein lautes Geräusch wieder aufschrecken. Es bleibt einen Moment still, dann kommt es wieder. Ich glaube es kommt von meinem Fenster.

Wieder dieses Knacken, doch diesmal ertönt noch ein leises "Levi" danach. Ich schleiche zum Fenster und ziehe die Vorhänge auf. Unten steht Chance, so viel steht fest. Er hebt gerade den Arm, als ich mich zeige. Für einen Moment bleibt er stumm, dann deutet er erst auf sich und dann zu mir: "Lass mich rein."

Ich überlege. Eigentlich habe ich wirklich keine Lust ihm gegenüber zu stehen, aber andererseits kann es so nicht weitergehen. Ich will wissen, was los ist und ich will klären, was zwischen uns steht.
 

Ergeben nicke ich also und begebe mich zur Haustür. Er steht bereits davor und ich bin schockiert. Er hat Augenringe, die Krawatte ist schief, die Haare fern von jeder Frisur.

"Was zum Geier hat dich getroffen?"

Seine Augenbraue hebt sich, dann zuckt er mit den Schultern: "Erkläre ich dir später."

"Na wenn du meinst."
 

Schweigend gehen wir in mein Zimmer hoch. Glücklicherweise schläft mein Vater im Erdgeschoss und unser Haus ist einigermaßen schalldicht. Ich habe die schlimme Befürchtung, dass es zum Streit kommen wird.
 

In meinem Zimmer angekommen, lasse ich mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen und biete ihm das Bett an. Nach einem kurzen Zögern setzt er sich. Chance auf meinem Bett. Ob das wohl das letzte Mal sein wird?

"Also?"

Er sieht mich an, blickt zum Fenster, auf sein Haus, auf den Boden, wieder zu mir. Was wird das? Soll ich etwa raten, was für ein Problem er hat?

"Also?", wiederhole ich.

Er schluckt schwer, sieht mich unsicher an. Hat er getrunken? Sein Blick ist so unstet.

"Du bist betrunken."

Er strafft seine Schultern.

"Mag sein. Aber anders hätte ich mich nicht her getraut."

Ich ziehe nur die Augenbrauen hoch. Dann soll er doch endlich aussprechen, was er will.

"Warum ... warum weichst du mir aus?"

Ah, endlich!

"Ich meine, was hab ich falsch gemacht? Bin ich dir irgendwie zu nahe gekommen? Was ist passiert? Wieso? Was willst du? Soll ich aus der Band?"

Ich bin schockiert. Was zum Geier hat er sich da ausgedacht?

"Hast du ein Problem damit, dass ich schwul bin? Weil, weil ich dachte, das wäre okay für dich. Aber ... also wenn nicht ..."

Okay, stopp! Ich halt das nicht mehr aus. Ich kann das nicht weiter mit anhören. Kein Stück!

Abrupt stehe ich auf, bringe ihn so zum Schweigen. Mit ein paar Schritten bin ich bei ihm, packe seinen Kopf und küsse ihn. Wieder. Voller Inbrunst, voller Leidenschaft. Fast gewaltvoll. Er bewegt sich nicht, lässt sich auf das Bett drücken, still und stumm.

Langsam wird mein Denken wieder klarer, ich lasse von seinen Lippen ab, halte ihn aber immer noch fest.

"Was ... ?"

"Du fragst, ob ich nicht damit zurecht komme? Du fragst, was mit mir los ist? Warum ich dir aus dem Weg gehe?"

Hilflos nickt er, mich aus großen Augen anstarrend. Aber es ist wieder Farbe, wieder Leben in seine blassen Wangen gekommen. Sein Körper ist warm, unter meinem.
 

"Was war mein Kuss für dich?"

Die Erinnerung überrollt ihn, überrascht öffnet er den Mund, aber ich lasse ihn nicht ausreden.

"Warum hast du so getan, als wäre er nie passiert? Was sollte ich davon halten? Wie sollte ich bitteschön reagieren, wenn du nichts sagst, oder tust? Und warum, zum Teufel nochmal,", ich hebe meine Stimme nicht, nein, sie wird zu einem Flüstern, durchdringend, "küsst du dann diesen Gorilla? Wenn deine Vorhänge auch noch offen sind? Wer war er? Wer ist er für dich? Hättest du mir nicht einfach sagen können, dass ich nicht dien Typ bin, dass du mich nicht willst?"
 

Er ist sprachlos. Ich hab ihn sprachlos gemacht und mich völlig k.o.. Erschöpft lasse ich meinen Kopf auf seinen Brustkorb fallen. Nach einem Moment der Still, fühle ich seine Hände, die sich unsicher um meinen Oberkörper legen. In kleinen Bewegungen fangen sie an, mich zu streicheln und ich schließe die Augen. Auch wenn es schlecht für mich, für uns ausgehen sollte, ich werde diesen Moment genießen. Diese Streicheleinheit für mein Herz.
 

"Das hier ist real? Kein Traum?"

Voller Frust will ich mich erheben, doch er drückt mich wieder runter. Ich atme tief durch und beruhige mich: "Das ist kein Traum. Ich bin real, du bist real. Meine Gefühle sind es auch."

Er umarmt mich fester.

"Ich habe es nicht glauben können. Denn wieso solltest du, ausgerechnet du, dich in mich verlieben? Also, falls, ich meine, wenn du in mich verliebt bist."

"Bin ich."

Es kommt überraschend leicht über meine Lippen und ich spüre, wie sich sein Herzschlag beschleunigt.

"Soll ich es dir etwa nochmal beweisen?"

Ich hebe den Kopf und sehe seine geröteten Wangen, seine einladenden Lippen. Doch als ich mich vorbeuge, hält er mich zurück.

"Bevor du mich wieder um jeglichen Verstand küsst, lass uns bitte das Gespräch beenden."

Oh je. Was heißt das für mich?
 

"Ich konnte weder entscheiden, ob der Kuss Realität oder einer meiner Träume gewesen ist, noch aus welchem Grund du mich hättest küssen sollen. Wie gesagt hatte ich zuvor nicht das Gefühl, dass du etwas für mich empfinden würdest. War es ein einmaliges Geschenk? Eine kurze Verirrung? Ich hab mein Glück und mein Leben die letzte Zeit so ausgekostet, dass ich Angst hatte, es zu übertreiben. Ich wollte dich nicht wegen einer meiner Fantasien verlieren."

Ich unterbreche ihn: "Also bist du auch in mich verliebt?"

Dass er so viel Angst davor hatte, mich zu verlieren, sollte doch Beweis genug sein, oder?

Er zwickt mich kurz in die Seite.

"Sei nicht so ungeduldig.", und er lacht mit dem typischen Chance-Lachen, das mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagt.

"Wie es scheint hast du gesehen, wie Tim mich besucht hat."

Der Typ heißt Tim? So ein Tier heißt Tim? Ich würde lachen, wenn ich nicht so eifersüchtig wäre.

"Er war mein erster Mann, könnte man so sagen.", die Eifersucht steigt, "Auch wenn das mehr aus Einsamkeit war, als aus Liebe. Außerdem haben wir uns nur geküsst.", ich beruhige mich wieder, "Mit ihm war ich vor unserem letzten Umzug zusammen.", steigt, „Wenn auch nur ungefähr zwei Wochen.", sinkt, "Er hat mich gesucht, gefunden, geküsst und ich hab ihn rausgeschmissen.", ein Triumphgefühl kommt in mir hoch, "Ich habe bei dem Kuss wieder festgestellt, dass er definitiv nicht derjenige ist, den ich will."
 

Und endlich, endlich, zieht er mich zu sich hoch und küsst mich. Vorsichtig, langsam, abwartend. Als könnte ich mich doch noch wehren, als wäre es doch ein Traum. Jedenfalls kommt es mir so vor und irgendwie kann ich ihn jetzt verstehen.

Aber um mich aufzuhalten, seine Frisur noch weiter zu zerstören, oder seine Kleidung zu zerwühlen, müsste schon mehr passieren.
 

Ich küsse ihn wieder und wieder. Er küsst mich wieder und wieder. Es ist wie ein Sog hinein in die Leidenschaft. In eine neue, noch unschuldige Leidenschaft. Verloren in einem Traum, gefunden in der Realität, irgendwo dazwischen existierend.
 

Ich habe wieder etwas neues über Chance gelernt und ich werde noch viele Entdeckungen machen. Nicht immer angenehm, manchmal nach einer großen Anstrengung, aber ich lasse ihn nicht los, werde ihn nicht loslassen. Dafür fühlt er sich viel zu gut an.
 

Wir stöhnen beide leise auf und sehen uns daraufhin lächelnd durch halb geöffnete Augenlider an.
 

"Wie habe ich dich vermisst."
 

Ende
 

Vielen Dank fürs Lesen.

Wenn ihr irgendwelche Anregungen, oder Anmerkungen habt, gebt Bescheid =)

Schönen Abend noch und vielleicht bis zum nächsten Kapitel.

cu, Morathi



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