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Die Tücken der Pubertät

Rikkai und ihre privaten Probleme
von

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Äpfel fallen nicht immer dahin, wo sie sollten

Man konnte kaum hinsehen. Marui hatte Niohs Kopf fest umschlungen, die Finger in seinen Haaren vergraben. Gerade zog er mit den Zähnen an dem Kaugummi, der sich zwischen ihren Lippen spannte.

„Gib den sofort her Nioh“, knurrte er mit zusammengebissenen Zähnen. Der weisshaarige Trickser grinste schlicht.

„Ne, der schmeckt mir zu gut“, antwortete er, kam ihm ein gutes Stück näher um noch mehr des Kaugummis zu schnappen. Marui funkelte ihn wütend an, ehe er einen weiteren Angriff startete. Er wollte seinen Kaugummi endlich zurück haben, es war sein letzter und vor Morgen kam er nicht dazu, neuen zu kaufen. Nioh hatte sich ihn einfach geschnappt und kaute, als er ihn erwischte, gerade genüsslich darauf herum. Dass er somit gezwungen war, Nioh innig zu küssen um ihn wieder zu bekommen, interessierte ihn nicht sonderlich. Sein Pech war es, dass sich Nioh bestens darauf verstand, den Kaugummi hin und her zu schieben, ohne dass er ihn erwischte. Immer wenn er ihn hatte, klaute Nioh ihn geschickt und verfrachtete ihn in eine andere Ecke seines Mundes. Frech drückte ihn Nioh zurück, bis er plötzlich in Maruis Mund war und dieser ärgerte sich, dass er nicht mehr an ihm vorbei kam. Gemeinhin nannte man das einen Zungenkuss, doch für Marui Bunta war es ein Kampf um seinen Apfelkaugummi. Als sich Nioh am Spind abstützte, liess er sich dagegen sinken, er sollte auch ja keinen Vorteil haben. Schliesslich gab Nioh auf, leckte sich über die Lippen und grinste so breit, wie er es immer tat.

„Das sollten wir öfter machen, Marui“, merkte er an, während das Genie fleissig kaute.

„Von wegen“, wies er ihn zurück und bemerkte zu spät, dass es ein Fehler war, eine Blase zu machen. Niohs Zähne bohrten sich hinein und sie fiel in sich zusammen. Das ganze Spiel also noch einmal. Dummerweise wurde Marui davon plötzlich ganz anders. Heiss, viel zu heiss, Nioh war ihm zu nah. Plötzlich war es doch ein Kuss, und küssen wollte Marui den Trickser ganz bestimmt nicht.

„Na schön, kannst ihn haben.“ Er kapitulierte nur ungern, aber er musste hier weg. Er tauchte unter Niohs arm hindurch und warf ihm noch einen bösen Blick zu, ehe er die Umkleide des Tennisklubs verliess. Er würde sich noch dafür rächen, dass Nioh seinen letzten, leckersten Kaugummi gestohlen hatte.

„Hoi, Yagyuu du bist viel zu spät, Sanada hat das Training schon beendet wegen dem Fest morgen“, begrüsste Marui den Regular, der etwas verspannt wirkte. Er lehnte augenscheinlich gelassen an der Wand. Nioh jedoch, der noch im Raum stand und zufrieden seinerseits Blasen mit dem grünen Klebzeug zauberte, wurde merklich blass um die Nase.

„Ah, darum war es so still…Danke für die Information, Marui.“ Yagyuu stand also draussen und Nioh kannte ihn inzwischen gut genug um heraus zu hören, dass er mehr gesehen hatte als er sollte. Mist, verdammter! Er war wohl nur noch da, weil er den Schock erst verdauen musste. Schnell schulterte er seine Tasche und schoss um die Ecke, nur um Yagyuus Rücken noch zu sehen. Marui war schon davon gedüst, und dieser Umstand war perfekt.

„Yagyuu, warte mal“, rief er, fischte nach seiner Schulter.

„Egal, welche Ausrede du dir einfallen lässt, sie interessiert mich nicht“, wies Yagyuu ihn ab und schüttelte grob seine Hand von seiner Schulter.

„Es war kein Kuss, echt nicht“, verteidigte er sich, so schwach es auch klang. Sogar der Trickser war in der Lage, ehrlich betroffen zu sein.

„Wir sind nicht zusammen, also kannst du tun und lassen, was du willst, Nioh“, meinte Yagyuu kühl und versetzte Nioh somit einen herben Messerstoss direkt ins Herz. Wie in diesen Kriegsfilmen, wenn die Rahmenhandlung besonders dramatisch sein sollte. Verletzt liess Nioh die Hand sinken, ballte sie dann zur Faust. So, sie waren also nicht zusammen.

„Du nimmst meine Gefühle für dich nicht ernst!“, warf nun Nioh seinem Partner vor, drehte damit den Spiess um, selbst wenn es eigentlich Yagyuu war, der verletzt sein musste.

„Und du nie auch nur irgendwas. Ich soll einer Puppe sagen, dass ich sie liebe? Ich glaube viel mehr, dass du es bist, der Gefühle nicht ernst nehmen kann“, entgegnete Yagyuu schonungslos. Soweit sich Nioh erinnerte, hatten sie sich noch nie gestritten. Gezankt, natürlich, aber so wie jetzt war es nie gewesen.

„Das...war nur…“, begann er, brach seinen Satz jedoch ab. Mit dem Blick nach unten gerichtet rang er nach Fassung. Yagyuu hatte recht, vielleicht war es nicht klug gewesen, ihm anhand seiner geliebten Puppen zu erklären, wie er für ihn empfand, doch es war nicht fair, ihm jetzt eine Schlinge daraus zu drehen, er hatte sich nicht anders zu helfen gewusst.

„Als nicht klar war, ob Yukimura wieder auf die Beine kommt…da haben wir oft die Nächte zusammen verbracht.“, wandte Nioh leise ein, in dieser Zeit hatten sie sich Trost gespendet, hatten nahe beieinander gelegen und hier und da waren sogar ein, zwei Küsse erlaubt gewesen. Wieso hatte sich das geändert? Seit wann hatte er Yagyuu schon nicht mehr in den Armen gehalten und geküsst?

„Wie gesagt, wir sind nicht zusammen, du brauchst dich nicht zu rechtfertigen“, schmetterte ihm Yagyuu eiskalt entgegen und wandte ihm den Rücken zu. Der tödlich verwundete Soldat starrte ihm lediglich ein Loch zwischen die Schultern, unfähig, darauf die passenden Worte zu finden. Er hatte eben viel von sich preis gegeben, doch Yagyuu schien es nicht zu sehen. Nioh sah ein, dass es seine Schuld war. Alle sahen den Trickser, der nie die Wahrheit sprach, sie verdrehte wie es ihm gefiel und sich die Umstände so zurecht legte, dass sie zu seinem Vorteil waren. Dass auch Yagyuu so dachte, tat weh. So sehr, dass es ihm Tränen in die Augen trieb. Doch Yagyuu war schon fort, gegangen, ohne ein weiteres Wort. War es also keine Liebe? Hatte er sich Yagyuu aufgedrängt und dabei nichts ausgelöst? Auch Yagyuu hatte mehr als ein Mal den Arm um ihn gelegt und ihn näher an sich gezogen, hatte den Kopf an seiner Schulter vergraben, während sie still an ihren Buchou gedacht hatten. Sein Lieblingsabend war noch immer jener, an welchem er Yagyuu Schneewittchen erzählt hatte. Yukimura in seiner Paraderolle als böse Königin, Sanada der Jäger, Renji der Spiegel…es war sein Lieblingsstück. Wenn Yagyuu lachte, hatte ihn sein Atem am Hals gekitzelt, ab und an hatten seine Lippen dabei die Haut gestreift. Nioh hatte daraufhin kurz den Text vergessen, hatte verlegen gegrinst und sich danach zusammen gerissen, weiter erzählt und die Arme immer etwas enger um seinen Partner geschlungen, bis es schon fast zu warm zwischen ihnen wurde. Wie sehr hatte er es genossen, Yagyuus Herzschlag beim Einschlafen zu lauschen und morgens mit seinen Fingern in den weissen Haaren aufzuwachen.

Nioh bemerkte schon gar nicht mehr, wohin in seine Schritte lenkten, bis er direkt in eine Mauer prallte, die ihn sogleich fest am Arm packte und wieder in die Senkrechte zog. Es war also lediglich Sanada, gegen den er gestossen war.

„Entschuldige, Sanada.“ Er tat es selten ernst gemeint, doch im Moment konnte er nicht klar denken, nicht wenn seine Sicht so verschwommen war und er sich für seine Tränen schämte.

„Du bringst Schande über das ganze Team“, schloss Sanada aus seiner Haltung und Nioh zuckte zusammen. Warum ausgerechnet dieser unsensible Vizecaptain? Als ob er sich nicht schon schlecht genug fühlte! Sanada drückte ohne Vorwarnung seine Haare platt, setzte ihm die schwarze Mütze auf und zog sie ihm weit ins Gesicht, ehe er ihn mit festem Griff an sich zog und ihm auf den Rücken klopfte. Irritiert blinzelte Nioh die Tränen fort. Das war definitiv eine Fälschung, jemand machte den Trickser nach!

„Schon in Ordnung, wir machen alle viel durch. Ich frage auch nicht nach“, meinte Sanada und Nioh nickte lediglich. Ja, das war wohl jene Seite des Samurais, in die sich Yukimura verliebt hatte. Eine Seite, die auch Nioh bisher nicht gekannt hatte. Es war gütig, wirklich gütig, ihm jetzt diesen Halt zu geben. Sanada war eine gute Vertretung für Yukimura, er kümmerte sich um sie alle. Um Akaya, wenn er sich das Knie aufschlug, um Renji, wenn er mal wieder lediglich drei von zwanzig Runden rannte und um Marui, wenn ihn mal wieder der Grössenwahn packte. Ja, Sanada war für sie da, nur sahen sie es meistens nicht so deutlich, wie es Nioh gerade tat.



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