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Die geschriebene Geschichte

历史文
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Bindung

Warum um alles in der Welt war ich so nervös? Es war doch nichts wichtiges, versuchte ich mir die ganze Zeit einzureden. Nur etwas, dass ich meiner Vorgesetzten zu Liebe tat. Es hatte nicht die Bedeutung, die es normalerweise hätte. Das alles sagte ich mir, wieder und wieder, nur damit meine Hände endlich wieder aufhören würden zu zittern. Doch nichts von all dem half. Dass ich vor einer großen Menschenmenge stand, allein, abgesehen von einem Priester, tat kaum etwas zu meiner Nervosität, die ich zu verbergen suchte. Es ging nicht an, dass ich wegen so einer Sache nervös war. Ich hatte immer Haltung zu bewahren, egal in welcher Situation. Nicht einmal dieser Raufbold hatte es geschaft, meine Züge zum Entgleiten zu bringen. Aber darauf zu warten, dass sie, in ihrem wundervollen weißen Kleid, den langen, beinahe endlos scheinenden, Weg von dem großen Portal am anderen Ende des Schiffes zu mir gemacht hatte, war die schlimmste Folter, die ich je ertragen musste. Wenn ich die Wahl gehabt hätte zwischen diesem Moment und einem langen Streit mit diesem Hitzkopf, dann hätte ich mich ohne zu zögern dafür entschieden, diesen Moment zu überspringen.

Gleich, gleich würde sie bei mir sein, an meiner Seite stehen. Wie sie es schon so oft im Kampfe getan hatte. Und doch würde dann alles anders sein. Meine Hände zitterten nun so sehr, dass ich fürchtete, jemand würde es bemerken. Doch alle Blicke waren nur auf sie gerichtet, sie, die sie mit ungeahnter Eleganz und in atemberaubender Schönheit zu mir schritt. Ein engelsgleiches Lächeln lag auf ihren Lippen, strahlte aus ihren Augen.

Ich konnte meinen Blick nicht mehr von ihr wenden, kaum hatte ich sie erblickt. Ich musste so sehr an mich halten, dass mir der Mund nicht offen stehen blieb. Sie war so wundervoll, sie schwebte beinahe vor Glück. So anders, als auf dem Schlachtfeld, wo wir so oft schon gemeinsam gestanden hatten. So anders, und doch ein und die selbe Frau. Es war kaum zu glauben.

In wenigen Momenten würde sie mein sein und ich ihr gehören. Wie wir es uns schon vor langer Zeit im Lichte ersterbender Feuer geschworen hatten, als meine Verzweiflung der Hoffnung durch sie gewichen war. Sie war mein Licht, mein Herz, meine Seele. Ich konnte nicht ohne sie sein, nicht ohne sie leben. Selbst, wenn ich anders gefühlt hätte, ich müsste das zugeben. Doch es war so, wie es war. Nur noch wenige Schritte und ich würde ihre Hände endlich wieder in meinen halten.

Ihre Hände, die vom vielen kämpfen schon ganz wund und rissig waren. Nicht die Hände einer Frau, sondern die einer Kriegerin, die in ihrem Leben schon viel gesehen hatte, viel durchgestanden. Die schon mehr Leben gerettet als gegeben hatte und mehr genommen, als man zählen konnten. Als Verbündete gegen einen gemeinsamen Feind hatten wir uns getroffen. Doch schon nach diesem ersten Treffen hatten wir uns nicht trennen können. Ich wünschte, ich könnte sie vor allem bewahren. Doch in Wahrheit ist es immer sie, die mich bewahrt. Sie würde für mich bis in die Hölle und wieder zurück gehen. Das weiß ich, ich weiß es schon, seit wir zum ersten Mal Seite an Seite standen, als ich gegen den kämpfte, den ich noch immer gern Bruder nennen würde, dessen Bruder auch heute noch in seinen dunklen Stunden nach mir ruft.

Auch ich würde alles tun, um ihr dieses Lächeln ewig zu erhalten. Ich wünschte, sie könnte immer so glücklich sein, wie sie es in diesem Moment ist. Allen Kummer möchte ich von ihr fern halten, nichts soll mehr ihr Herz und die Liebe darin beflecken. Doch um das zu erreichen muss ich stark werden, viel stärker, als ich es gerade bin. Ich kann mich nicht immer nur in der Kunst verlieren. Das habe ich gerade erst wieder schmerzlich erfahren müssen.

Noch immer spüre ich seinen Blick auf mir, wenn ich mich umwende. Nur wenn sie bei mir ist, kann ich es vergessen, doch nie schaffe ich es, ganz von ihm los zu kommen. Er ruft mich, er ruft nach mir um zu Kämpfen, wie er es immer getan hat. Und ich werde kämpfen, um sie zu schützen, sie, die mir alles auf der Welt bedeutet, mit der allein ich glücklich sein kann. Nie wieder will ich ihr Kummer bereiten. Und er ist derjenige, der diese Pläne am ehesten vereiteln könnte.

Endlich steht sie vor mir, ich nehme ihre Hände. Von Nahem ist sie noch schöner, als aus der Ferne. Ich kann es noch immer kaum fassen, dass sie mir gleich dieses Versprechen erwidern wird, mit den kirschroten Lippen, die sich kurz darauf auf die meinen legen werden.

Es ist falsch von mir zu denken, dass ich es allein schaffen muss, dass ich es allein schaffen kann. Von nun an werden wir gemeinsam gegen alle stehen, die unser Glück zerstören wollen, die es auf den einen von uns abgesehen haben. Weint nur, ihr blutroten Augen, weint, denn von diesem Tage an werde ich, so wahr mir Gott helfe, auch dafür leben, sie glücklich zu sehen, jeden Tag aufs neue so glücklich, wie an diesem Tag.

Alle Glocken der Stadt läuten, bunte Fahnen in unser beider Farben schmücken alle Gassen. Beten wir alle, das dieser Tag nicht der letzte Glückliche gewesen sein soll.



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