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Blauer Himmel

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Omg....es tut mir SO leid x.X
Die ganze Umzugssache und Uni und Co. hat sich viel länger gezogen als erwartet und ich bin kaum zum Schreiben, geschweigedenn Hochladen gekommen.
Dafür gibt es diesmal zwei Kapitel auf einmal! (auch wenn sie etwas kürzer sind als die normalen 3k-4k Wörter, aber ich wollte keine 6k am Stück on stellen xD)
Have fun! ^-^ Komplett anzeigen

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Traum und Wirklichkeit

"Lass uns einfach weglaufen!!" warf Hiro entschlossen ein.

Akio hob den Blick von seinem aufgeschlagenen Knie mit dem er sich beschäftigt hatte und schaute seinen einzigen Freund an.

In den Augen des zierlichen Jungen sammelten sich Tränen.

"Ich will aber...nicht weg...von Mama!" schniefte er.

Hiro starrte ihn empört an.

"Du bist so eine Heulsuse, Akio! Ich heul auch nicht und dabei ist es gar nicht mein Problem! Wir können das schon. Wir gehen wohin wo keine blöden Erwachsenen sind!"

Auffordernd streckte er Akio die Hand entgegen.

Unsicher und mehr als zögerlich ergriff Akio sie und ließ sich auf die Füße ziehen.

"Aber...Mama..." protestierte er, wurde von Hiro allerdings bereits kompromisslos mitgeschleift.

 

Ein wenig ungelenk hüpfte Akio mehr ein- als zweibeinig hinter dem größeren Jungen her. Sein Knie tat weh und Hiroshi machte viel zu große Schritte als dass Akio gut hätte mithalten können.

"Hiro-chaaan..." jammerte er weinerlich.

Grummelnd sah wohl auch Hiro ein dass er ein wenig Rücksicht nehmen musste, ließ Akio's Hand los und verringerte seine Geschwindigkeit, blieb allerdings nicht stehen.

"Wo geh‘n wir denn hin, Hiro-chan?" wollte Akio wissen.

Der manchmal etwas ruppige Nachbarsjunge, der sich Akio angenommen hatte, zuckte mit den Schultern.

"An einen geheimen Ort."

Akio's Augen leuchteten auf und der Schmerz in seinem Knie war vergessen.

"Oooh, cool!"

Er wischte sich mit dem Saum seines T-Shirts das Gesicht trocken und folgte Hiro begeistert.

 

"Haha, ich bin ein Krieger!"

Hiro schwang den Stock herum den er aufgehoben hatte und erwischte damit fast Akio am Kopf der auswich, auf seinen Hintern fiel und nach einem verdutzten Moment aussah als würde er gleich wieder zu heulen beginnen.

Schnell war Hiro bei ihm und hielt ihm den Stock hin um ihn abzulenken.

"Da, du darfst auch mal."

Unsicher nahm Akio den Stock, stand auf und schwang ihn probeweise ein wenig hin und her.

"Das ist langweilig." meinte er dann und ließ ihn fallen. Der Stock kullerte zum Rand der Brücke und fiel ins Wasser.

Hiro sprang zum Geländer und starrte in die muntere Strömung hinab die sein ‚Schwert‘ schnell davontrieb. Wütend drehte er sich zu Akio um und schrie diesen an:

"Hey du Dummkopf! Blödmann! Hol ihn wieder!"

Akio, der inzwischen auf das dicke Holzgeländer gekrabbelt war, ignorierte ihn einfach. Er hatte sich auf dem Rücken ausgestreckt und gab ein wohliges Seufzen von sich. Das Holz in seinem Rücken war glatt und warm, das Wasser plätscherte unter ihm und die Sonne strahlte mit voller Kraft. Die Zikaden waren ohrenbetäubend und weckten in Akio den Wunsch nachher eine zu fangen, wenn er die Sonne fertig genoss-

PLATSCH!

Panisch schlug Akio um sich, versuchte oben und unten zu unterscheiden, etwas zu greifen, doch da war nur Wasser um ihn herum, eiskalt und sehr sehr plötzlich. Er schnappte nach Luft, schluckte Wasser, kämpfte gegen den Hustenreiz und seine Panik wuchs.

 

Voller Genugtuung schaute Hiro dem grauen Haarschopf hinterher den er von der Brücke gestoßen hatte. Das geschah dem grade recht!

Während er auf das wirbelnde Wasser hinunterstarrte hörte er in seinem Hinterkopf allerdings die Stimme seiner Mutter:

"Kümmer' dich ein bisschen um den Jungen von Nebenan, ja, Hiroshi? Er spielt immer nur allein, hat seine Mutter mir erzählt. Das ist doch nicht gut! Du bist doch schon ein großer Junge, nicht wahr? Dann geh doch mal ein wenig auf ihn zu."

Unwillig hatte Hiro daraufhin in den nächsten Tagen das seltsame Kind aus dem Nachbarhaus mit zum Spielplatz im Viertel geschleppt wo es einfach nur wortlos am Rand des Sandkastens saß und fasziniert Sand beim Fallen zusah statt Hiro beim Bau einer vernünftigen Burg zu helfen, mit der man richtig hätte spielen können.

Es hatte eine Weile gedauert bis der Junge begann auf Hiro in irgendeiner Weise zu reagieren und sich zumindest probehalber auf dessen Ideen einzulassen. Den anderen Kindern blieb er suspekt, durch seine seltsame Art und natürlich auch sein unnatürliches graues Haar. Allerdings zeigte Akio auch selbst keinerlei Willen sich mit anderen Kindern außer Hiroshi zu beschäftigen nachdem er diesem gegenüber unglaublich anhänglich geworden war. Abweisend war noch eine freundliche Umschreibung seines Verhaltens.

Inzwischen wusste Hiro aber dass Akio vor allem eines war - interessant. Er machte alles immer ganz anders als die anderen Jungs und Hiro wurde nie langweilig wenn er mit Akio spielte. Leider war er aber auch ein totales Muttersöhnchen und heulte wegen jeder Kleinigkeit, was Hiro ziemlich auf die Nerven ging.

Schlechtes Gewissen stieg in Hiro auf, und ein anderes ungutes Gefühl.

Er mochte es nicht wenn Akio heulte. Jungs sollten nicht wegen jedem Mist heulen, klar! Aber vor allem...fühlte es sich nicht gut an wenn Akio heulte. Wie ein kleiner Stich in Hiro's Brust der sich eingrub und schmerzte und drückte.

Unsicher glitt sein Blick über die bewegte Wasseroberfläche. Er sah Akio nicht auftauchen. Warum nicht? Akio konnte doch schwimmen, oder nicht? Plötzlich sehr in Eile rannte Hiro von der Brücke und den Abhang hinab zum breiten Bach aus dem sein Anhängsel nicht mehr auftauchte.

 

"Wie weit ist es noch?" fragte Akio.

Seine Stimme war immer noch kratzig von all dem Husten nach seinem eher unfreiwilligen Bad am Nachmittag.

Aber dass Hiro's Augen verdächtig rot gewesen waren als Akio Lebenszeichen von sich gab hatte ihn darüber hinweg getröstet dass sein Hals wehtat und Hiro außerdem entschied dass sie keine Zikaden jagen würden weil sie schließlich ein Ziel hatten das es zu erreichen galt.

Inzwischen dämmerte es bereits, es musste mindestens halb zehn sein.

Akio hatte keine Ahnung wo sie waren, es waren weit und breit nur Büsche, Bäume und eben der Weg dem sie folgten zu sehen.

"Ich will heim...ich hab Hunger..." jammerte Akio, "Mama hat gesagt ich muss daheim sein wenn es dunkel wird!"

Ruckartig drehte Hiro sich zu seinem zierlichen Anhängsel um und schimpfte:

"Wir sind von daheim weggelaufen!! Wir gehen nicht heim. Nicht wenn es dunkel wird und auch nicht später! Oder willst du deine Mama und mich wirklich nie wiedersehen?!"

Stumm schüttelte Akio den Kopf und krallte sich in sein T-Shirt.

Nach einem Moment der Stille fragte er leise: "Aber wohin gehen wir dann?"

Hiro begann wieder zu laufen.

"Das wirst du dann schon sehen. Vertrau mir einfach." sagte er schlicht.

 

Müde rieb Akio sich die Augen und sah sich in der halbleeren Bahn um.

Er hatte lange nicht mehr von der Vergangenheit geträumt. Wieso gerade jetzt wusste er nicht, vielleicht weil er vorhin noch daran gedacht hatte wie lange es her war dass er hier gelebt hatte.

Nach einem kurzen Blick auf die Anzeige der Bahn schloss er die Augen wieder und lehnte sich gegen die Wand neben seinem Sitzplatz. Es war noch Zeit genug bis zu seiner Haltestelle um ein wenig weiter zu dösen.

 

Hiro spürte wie der triefnasse Körper neben ihm zusammenzuckte als der nächste Donner ohrenbetäubend die Luft zum Vibrieren brachte. Auch er selbst wäre jetzt lieber zuhause in seinen Futon gekrochen oder vielleicht auch zu seinen Eltern ins Schlafzimmer...nicht weil er Angst hatte, natürlich nicht! Einfach nur...so halt.

Aber seine Eltern waren jetzt gerade weit weit weg.

Forschend warf Hiro einen Blick zu Akio hinüber den er in der Dunkelheit nur dann erkennen konnte wenn ein Blitz den kleinen Raum in der alten Gartenhütte für einen Sekundenbruchteil in gleißendes Licht tauchte.

Akio sah verängstigt aus, und Hiro spürte dass er zitterte.

Das Sommergewitter hatte die Luft deutlich abgekühlt und dass der Regen sie bis auf die Unterhosen komplett durchnässt hatte bevor sie die Hütte von Hiro's Onkel erreicht hatten, machte es nicht gerade angenehmer.

Kurzentschlossen streckte Hiro die Arme aus und zog den Jungen näher zu sich hin.

"Es tut mir Leid...das war meine Schuld..." murmelte er leise in den seidigen, feuchten Haarschopf unter seiner Nase. Der Donner war so laut dass Akio ihn nicht verstanden haben konnte.

Laut fragte er schließlich: "Besser so?"

Ein Schniefen und Nicken antwortete ihm.

Hiro hätte es nie zugegeben, aber die Nähe beruhigte auch ihn selbst.

 

Die Zeit verging und langsam wurde das Donnern leiser und das laute Prasseln des Regens ging in ein sanftes Rauschen über. Beruhigt lockerte er seine Umarmung, als er plötzlich ein Schluchzen wahrnahm. Irritiert lauschte er, da hörte er es wieder.

Vor seinem inneren Auge tauchte das Gesicht seines Freundes auf das - wie so oft - tränennass war.

"Akio...?"

Akio schluchzte lauter und klammerte sich an Hiro.

Und plötzlich verstand dieser.

Fest umarmte er den kleineren Jungen und flüsterte:

"Ich lass dich nicht los. Die können sagen was sie wollen. Du musst nicht geh'n!"

Trotz dieser Worte fühlte er sich so…hilflos. Er konnte nichts für ihn tun, gar nichts.

Seit Akio ihm am Mittag völlig unvorbereitet erzählt hatte dass sie sich heute das letzte Mal sahen weil er schon am nächsten Tag wegfliegen würde, irgendwohin, weit weit weg, in ein Land von dem beide noch nie gehört hatten, Österreich, irgendwo am Ende der Welt.

Akio war seltsam ruhig gewesen als er erzählt hatte dass sein Vater - er hatte bisher nicht einmal gewusst dass er einen Vater HATTE - ihn zu sich holte, und dass es keine Kompromisse geben würde.

Hiro war wütend geworden, über Akio's Teilnahmslosigkeit, und hatte ihn so doll geschubst dass dieser sich das Knie aufgeschlagen hatte.

Aber natürlich war derjenige der wirklich am meisten darunter litt Akio selbst.

Heiße Tränen berührten Hiro's Haut und er spürte wie der Knoten in seinem Hals dicker wurde und seine Augen zu brennen begannen. Er würde doch jetzt nicht auch noch heulen! Er war schließlich ein Mann!

Leicht panisch überlegte er wie er Akio beruhigen konnte bevor dieser ihn auch noch ansteckte.

 

Hiro's warme Umarmung erinnerte Akio an die freundliche Wärme seiner Mutter und brach alle Dämme in ihm. Er wollte nicht zu diesem fremden Mann der sich die 6 Jahre seit seiner Geburt nicht für ihn interessiert hatte. Er wollte bei Mama bleiben. Und bei Hiro.

Allein der Gedanke an Trennung tat furchtbar weh, viel mehr als das Knie. Akio hatte beide so furchtbar lieb. Wie sollte er ohne sie leben können?!

Plötzlich spürte er etwas Warmes, Weiches über sein Gesicht streichen und Lippen legten sich auf seine.

Überrascht hielt Akio inne.

Im Dunkeln konnte er Hiro nur schemenhaft erkennen der sich vorgelehnt hatte und Akio küsste.

Nach einem Moment der sich wie eine Ewigkeit anfühlte zog dieser sich wieder zurück.

Verdutzt starrte Akio ihn an.

"Warum-" er räusperte sich als er merkte dass seine Stimme vom Weinen noch ganz brüchig war - "Warum hast du das gemacht?"

Hiro lachte leise und wuschelte durch Akio's langsam trocknendes Haar.

"Das macht man doch mit Leuten die man mag, oder nicht? Wie deine Mama zum Beispiel. Das heißt ich mag dich, Akio."

In Akio stiegen direkt wieder Tränen auf. "Hiro-chan..." schniefte er, irgendwo zwischen Trauer und Freude.

"Fang jetzt bloß nicht wieder an zu heulen!" beeilte Hiro sich zu sagen.

"Ich mein' nur...wir sind Freunde, okay? Egal wo du bist. Spätestens wenn wir groß sind treffen wir uns einfach wieder! Und so lange bleiben wir Freunde."

Fleißig nickend und mit einem bestimmten "M-hm!" stimmte Akio ihm zu.

 

Der Regen draußen wurde langsam zu einem stetigen Tröpfeln während sie in der Hütte saßen, aneinander gelehnt, und sich gegenseitig wärmten. Hiro dachte schon Akio sei an seiner Schulter eingeschlafen, als er dessen Stimme hörte:

"Ich werd' dich vermissen. Aber…ich halt das aus. Bin schließlich auch ein Junge!"

Er lachte leise. "Und vielleicht wird es ja ganz interessant. Mama hat gesagt ich hab da sogar eine kleine Schwester! Ich weiß noch so wenig..."

Hiro rutschte ein wenig hin und her um es sich bequem zu machen und antwortete dann:

 

"Nächster Halt bitte alle aussteigen, Sie haben die Endhaltestelle erreicht."

Akio schreckte hoch und sah sich desorientiert um bevor er realisierte, dass er seine Haltestelle verpasst hatte. Mit einem gemurmelten Fluch auf den Lippen stand er auf und suchte auf seinem Handy die schnellste Rückverbindung heraus.

Seine Gedanken wanderten dabei zu seinem Traum zurück.

Seltsam. War das wirklich so passiert? Bis eben hätte er nicht sagen können dass er sich so genau an jene Nacht erinnerte in der sie damals im Alter von 6 und 7 Jahren weggelaufen waren. Hiro’s Familie und Akio’s Mutter hatten die ganze Nacht wie verrückt nach ihnen gesucht, aber niemand war auf die Idee gekommen dass die beiden im weit entfernt gelegenen Gartenhaus von Hiro’s Onkel sein könnten. Die beiden Ausreißer waren allerdings am nächsten Morgen, nachdem der Regen aufgehört hatte, ganz von selbst wieder aufgetaucht. Gerade rechtzeitig um Akio’s Vater in die Arme zu laufen, der seiner Frau kaum Zeit gelassen hatte sich von ihrem gerade erst wiedergefundenen Sohn zu verabschieden.

Einzig sein neu gefundener Mut und der Wunsch seine unbekannte Halbschwester zu sehen hatten Akio damals aufrecht gehalten. Aber dass Hiro daran mit Schuld gehabt haben sollte, daran konnte Akio sich nicht erinnern.

Grübelnd verließ er die haltende Bahn, immer noch unsicher ob sein in letzter Zeit recht verwirrtes Unterbewusstsein den Kuss nur geträumt und in die Erinnerung eingewoben hatte, oder ob die Geschehnisse tatsächlich real waren. Selbst wenn es passiert war spielte es keine Rolle, dann hatte er eben als Kind einen anderen Jungen geküsst! Sie waren schließlich noch nicht in einem Alter gewesen in dem ihnen die Bedeutung bewusst hätte sein können.

Unwirsch schob Akio die Gedanken beiseite, vor allem da die Lippen eines gewissen Unbekannten in diesem Moment wieder vor seinem inneren Auge auftauchten. Wenn er sich nicht beeilte würde das ‚Zu spät zu Miu kommen‘ noch zur Gewohnheit werden.

 

 

Nancy lächelte sanft während sie Miu’s Haare kämmte, die sich verheddert hatten als Miu versucht hatte das Kleid ihrer Wahl alleine anzuziehen.

"Einfach tief durchatmen. Einen weiteren Versuch mit Beruhigungstee riskieren wir lieber nicht." erklärte sie ihrem Schützling augenzwinkernd.

Miu’s dunkelblondes Haar fiel weit gefächert in sanften Wellen über ihren Rücken. Schon als kleines Mädchen hatte sie es geliebt wenn Nancy ihr die Haare gekämmt hatte. Auch jetzt hatten die gleichmäßigen Bewegungen ihres Kindermädchens eine beruhigende Wirkung auf Miu. Hörbar stieß sie die Luft aus.

"Wenn es doch nur schon vorbei wäre…" seufzte sie leise.

Nancy fasste ihr Haar zusammen und antwortete streng aber nicht unfreundlich:

"Du bist eine Lady der Familie Higuchi, benimm dich auch wie eine."

Während sie die Haarpracht mit einer fuchsinfarbenen Schleife bändigte, sprach sie in einem sanfteren Ton weiter: "Möchtest du vielleicht ein wenig über den jungen Mann hören der in wenigen Stunden zu uns kommt? Viel weiß ich auch nicht, aber wenn es dich beruhigt kann ich gerne erzählen was ich über ihn weiß…?"

Miu nickte sachte. Nervöser als sie war konnte sie sowieso nicht mehr werden, selbst wenn Nancy ihr erzählen würde dass der Mann ein ehemaliger Verbrecher gewesen war oder Ähnliches.

"Das ist eine gute Idee. Erst vor Kurzem habe ich in einem Buch gelesen 'Man sollte seine Feinde kennen!'…oh! Aber natürlich betrachte ich ihn nicht als Feind!" verbesserte Miu sich schnell und errötete verlegen.

Nancy lachte leise, legte die Haarbürste beiseite und begann zu erzählen.

Der Name des zukünftigen Bodyguards war Chris Johnson, seine Heimat waren die USA und er war nur ein Jahr älter als Miu. Anscheinend verstand er etwas von seinem Handwerk, denn er hatte es von klein auf gelernt. Sein Vater und seine beiden großen Brüder arbeiteten alle drei ebenfalls als Bodyguards und hatten den jüngsten Sprössling der Familie gleich in die richtige Richtung gelenkt. Dass er trotz seines geringen Alters von Miu’s Vater ausgewählt worden war – der nun beileibe kein vertrauensvoller, anspruchsloser Mensch war – sprach für sich.

Miu, die während Nancy's Erzählung schon die ganze Zeit auf dem Stuhl vor dem Schminktisch auf und ab gefedert war sprang nun endgültig auf und lief zum Fenster als müsse sie sich versichern dass der Beschriebene nicht bereits im Garten stand.

"Ohje ohje! Ein Amerikaner!" stieß sie aus, "Muss ich mit ihm dann Englisch sprechen? Und sind Amerikaner nicht immer so furchtbar körperlich? Was soll ich tun wenn er mich zur Begrüßung küssen will?!"

Nancy entwischte ein entnervter Laut. Letztendlich hatte es wohl doch den gegenteiligen Effekt gehabt, ihrer kleinen Lady etwas zu erzählen. Nun konnte sie nur noch Schadensbegrenzung betreiben:

"Milady, du beherrschst die englische Sprache fehlerlos, worum sorgst du dich denn? Und er ist ein Angestellter, er wird es ganz sicher nicht wagen die Dame bei der er angestellt ist gegen ihren Willen anzurühren. Und wenn doch, dann bekommt er es mit mir zu tun!" fügte sie scherzhaft hinzu.

Ein leises Kichern belohnte Nancy's Mühe, Miu schien nicht mehr ganz so aufgelöst zu sein.

"Lass uns nach unten gehen. Dein werter Bruder wird sicher demnächst eintreffen." wechselte sie erfolgreich das Thema, bevor Miu einen Rückfall erleiden konnte.

Beim Gedanken an ihren Bruder hellte sich Miu's Gesicht sowieso wieder auf.



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