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Requiem

Night of the Hunter
von

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New Year

Nach gefühlten zwanzig weiten Tänzen mit Frauen, die mich trotz ihrer Schönheit nicht im geringsten so faszinierten und in ihren Bann ziehen konnten wie meine erste Tanzpartnerin, die seltsame junge Frau in Weiß, entschied ich mich ein wenig zurück zu ziehen.

Als ich mich umblickte stellte fest, dass sich etwas an der Atmosphäre im Raum verändert hatte. Das laute Tratschen war nun in nunmehr gespanntes Gemurmel übergegangen. Ein Blick auf die große, wahrlich reich mit Holzschnitzereien und einer Menge Gold verzierte Wanduhr ließ mich erahnen wieso – es war bereits kurz vor Mitternacht. Doch diese Mitternacht sollte nicht das banale Ende eines Tages und der Beginn des Nächsten sein, vielmehr war es die Ankündigung eines neuen Jahres, was dies mit sich bringen würde stand noch in den Sternen. Und was dieses neue Jahr für mich mit sich bringen würde hätte zu diesem Zeitpunkt niemand auch nur für möglich gehalten.
 

Bedienstete liefen in der Menge umher, um den feinen Herrschaften die feinsten und teuersten Champagner zu servieren, damit diese das neue Jahr gleich mit einem edlen Tropfen begießen könnten. Ich beschloss zumindest den Versuch zu unternehmen mich diesem Theater zu entziehen, was meiner Erwartung zuwider besser als erwartet funktionierte. Meiner Mutter, die von dem ausgeschenkten Alkohol schon äußerst rosige Wangen hatte, wich ich mit der Entschuldigung aus, dass ich die Toilette aufsuchen müsste, worüber sie wenig begeistert war, sich aber eingestehen musste das es besser war mich in diesem Fall nicht aufzuhalten. Ich vermutete, dass ich eben jenem Alkohol zu verdanken hatte, dass sie nicht hartnäckig darauf bestand das ich zeitnahe zurückkehren würde, um mit ihr und ‚rein zufällig‘ hinzugestoßenen jungen Damen und ihren Müttern auf das neue Jahr anstoßen würde. Niemand sonst stellte sich, beziehungsweise schwankte mir in den Weg, der mich schließlich auf die prunkvolle Gartenterrasse führte, auf der ich mich in fast vollkommender Stille wiederfand.
 

Es hatte aufgehört zu schneien. Der Schnee, der auf dem Rasen lag, reflektierte das Licht das aus dem Herrenhaus drang auf jene seltsame Weise, die die Umgebung in eine bizarre, für eine Winternacht viel zu helle, unwirkliche Stimmung versetzte. Der Himmel war zu meinem Bedauern noch immer wolkenverhangen. Mir schlug die unglaubliche Kälte auf die Lunge, sodass ich für einen Augenblick befürchtete keine Luft mehr zu bekommen und nun war ich froh dass es bewölkt war, denn sternenklare Nächte brachten bekanntlich noch viel grausamere und stechendere Kälte mit sich.
 

Hinter mir ertönte ein Kichern das mich unwillkürlich frösteln ließ. Als ich mich umdrehte stand sie schon neben mir – war ich so in Gedanken und Bewunderung versunken gewesen dass ich sie nicht hatte näher kommen hören?
 

Nun da sie dort stand, kaum zwei Meter von mir entfernt konnte ich dir Augen nicht von ihr lassen. Sie blickte in den verschneiten Garten, und mir kam es fast so vor als wäre ihre Haut und ihr Haar viel weißer als der Schnee selbst. Mit erschrecken musste ich feststellen das sie mit einem fast schon belustigten Ausdruck auf den Gesichtszügen ihre Aufmerksamkeit auf mich richtete.
 

„Scheint so als teile jemand meine Ansicht das man dem Jahreswechsel dort drin viel zu viel Bedeutung anrechnet“ Sie deutete mit einer Handbewegung zurück zum Haus, zu den erleuchteten Fenstern.
 

Mein Blick blieb an ihrer Hand hängen, an der der kleine Finger fehlte, obwohl der Rest der Hand vollkommen unversehrt war und die Wunde so perfekt verheilt war, dass es fast natürlich wirkte das die Hand nur vier Finger besaß. Sie folgte meinem Blick und wieder legte sich das für mich unerklärlich belustigte Lächeln auf ihre Lippen. Da ich noch immer nichts erwiderte erhob sie wieder die Stimme.
 

„Darf ich fragen mit wem ich also den Augenblick des Jahreswechsels verbringen darf?“
 

„Mein Name ist Jarred Waldon, Miss“ sagte ich und blickte sie an. Ihr lieb die Neugierde in meinem Blick nicht verborgen, als sie schließlich antwortete.
 

„Man nennt mich Maria“
 

Sie trat einige Schritte vor, ihr Haar schimmerte fast goldfarben im warmen Licht das durch die Fenster in den Garten fiel.
 

„Neujahr ist oft der Zeitpunkt an dem Menschen sich neue Ziele und gute Vorsätze auftragen, oder schlechte Gewohnheiten abzulegen pflegen. Darf ich so frei sein zu fragen was Sie sich vom neuen Jahr erhoffen?“
 

Ich zögerte zu antworten.

Wenn es nach meiner Mutter ginge, würde ich im kommenden Jahr eine Frau kennenlernen die hübsch genug war und unserem Stand entsprach um mich mit ihr zu verloben oder gar zu vermählen. Ich seufzte bei diesem Gedanken auf, dies wurde mir allerdings erst bewusst als Maria sich zu mir umdrehte und mich genauer

musterte.

„Um ehrlich zu sein…“ Ich zögerte, doch ihr Schweigen ermunterte mich schließlich doch noch einmal die Stimme zu erheben und meine Gedanken auszusprechen. „Eigentlich würde ich gerne aus den Zwängen fliegen die unser Stand uns auferlegt“ Entweder würde sie mich verstehen, weil sie das gleiche Schicksal in einer Gesellschaftsbewussten Familie erfuhr, oder aber sie würde mich für verrückt erklären, da sie den Wohlstand und das Wetteifern um Ansehen und Aufmerksamkeit genoss. Obwohl letzteres nicht erklären würde warum sie nun auch hier draußen in der Kälte stand, fernab von der feinen Gesellschaft.

Sie schwieg. Als ich sie erneut anblickte hatte ich das Gefühl das ihr Lächeln sogar ein bisschen breiter geworden war, was mich ermutigte weiter zu sprechen. „Manchmal wünschte ich einfach ich könnte meinem Leben und den ganzen Zwängen die es mit sich bringt entkommen.“
 

Sie kam noch einen Schritt näher und stand nun fast direkt vor mit. Noch immer lächelte sie. Und als ich sie so ansah, kam in mir das unerklärliche Bedürfnis auf sie jetzt gleich zu küssen so verführerisch wirkte ihr Blick, gleichzeitig spürte ich jedoch wie sich meine Nackenhaare aufstellten und in mit der starke Drang aufkam wegzulaufen so schnell ich konnte. Meine Füße jedoch schienen mir nicht mehr zu gehorchen.
 

„Nun, da könnte ich dir behilflich sein“ hauchte ihre süße Stimme in die Nachtluft und ihr Atem streifte mein Gesicht, so nahe war sie mir gekommen. Noch immer war ich unfähig mich zu bewegen.
 

„Wie?“ es war vielmehr deine Nachfrage aus Unverständnis als das es wirklich eine Nachfrage nach dem eigentlichen Grund war, die Frage wie eine wildfremde Frau mit der ich lediglich einen Tanz geteilt hatte helfen wollte.
 

Das Lächeln auf ihren Lippen wurde zu einem Lachen.
 

Der Glockenschlag zur Mitternacht aus der nahegelegenen Ortschaft, der das neue Jahr ankündigte wurde von dem lauten klirrendem Geräusch aneinanderstoßender Champagnergläser und dem aufwallendem Stimmengewirr der Ballgäste übertönt.
 

Im kurzen Augenblick meiner Unachtsamkeit hatte ich nicht bemerkt wie sie die Maske von ihrem Gesicht gezogen hatte. Mich erschreckten die tiefroten Augen die mich fixiert hatten. „Frohes Neues“ waren die einzigen gesäuselten Worte, die die blutroten Lippen mit süßlicher Stimme verkündeten.
 

Im nächsten Augenblick machte sie einen Satz auf mich zu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Koregame
2011-01-07T20:56:50+00:00 07.01.2011 21:56
Du weiß was ich nicht so gut fand XD
Nämlich das schon so schnell zu Ende war das Kapitel.
Aber der wie gesagt gute Stelle um das Kapitel zu beenden.
Und bin auch schon gespannt darauf, wie es weitergeht und was für eine Rolle Anabell in der Geschichte spielt.
Bin jetzt schon hibblig...
Von:  Kelpie_Donoura
2011-01-07T20:14:40+00:00 07.01.2011 21:14
Bis(s) zum Neujahr^^
Schönes Kapitel.
Was mich ein wenig beim Lesen allerdings irritiert hat, war,
dass ein paar Satzzeichen fehlten.
Die würde ich noch setzen...
Freue mich auf das nächste kapitel^^


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