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Mission: Bonds

Dritter Teil der Partner-FFs von FrecheGurke und Nebelland
von

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Bücher und Albträume

Narutos POV
 

„Kurumo ist heil Zuhause angekommen, seine Schwägerin kümmert sich grade um seine Wunde.“, berichtete ich eher monoton, während ich Sasuke, der vor mir gerade mit entblößtem Oberkörper auf einem Stuhl saß, ein mit Alkohol getränktes Stück Watte auf die Oberarmwunde presste.

Sasuke zischte kurz, biss aber die Zähne zusammen und verkniff sich stur wie eh und je jeglichen Kommentar oder auch nur Schmerzenslaut. Und das, obwohl ich längst wusste, wie stark so etwas brannte. Er machte sich also eigentlich nur selbst was vor.

Wir hatten noch einen Augenblick die Ruhe und unsere Freiheit genossen, ehe ich drei Schattendoppelgänger losgeschickt und, nachdem Kurumo uns den Weg beschrieben hatte, Sasuke langsam zurück ins Hotel geschleift hatte. Ich hatte ihn ja tragen wollen, aber dieser Sturkopf hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen gewehrt. Gegen die Forscher hatte ich keinen Kratzer abbekommen, aber dank Sasuke hatte ich jetzt einen schön blauen Unterarm…

Wie auch immer, der erste Doppelgänger, den ich zum Bürgermeister des Ortes geschickt hatte, um ihm Meldung von den doch eher zweifelhaften Vorkommnissen in der Nähe seines Dorfes zu berichten, hatte mir seine Erinnerungen gegeben, noch ehe Sasuke und ich überhaupt den Ortsrand erreicht hatten. Der entsetzte und ungläubige Mann – der nebenbei alles andere als erfreut über die späte Störung war – hatte sich nach einigem Diskutieren bereiterklärt der Sache nachzugehen und sofort einen Trupp Ninja losgeschickt. Ich fragte mich, ob wir jemals wieder von ihm hören würden.

Den zweiten Klon hatten wir etwa zehn Minuten später mit unseren Taschen wartend vor dem Hotelzimmer getroffen und verabschiedet. Wenigstens war er nicht wieder in das Loch gefallen – das wäre echt nervig geworden.

Der dritte und letzte hatte wie erwähnt gerade eben dafür gesorgt, dass der Bibliothekar in einem Stück nach Hause kam und uns morgen endlich bei der Suche nach diesem verflixten Buch – das langsam irgendwie fast schon in den Hintergrund gedrängt wurde – helfen konnte.

Was uns anging, wir waren erst einmal nacheinander unter die Dusche gegangen, ehe wir uns, zumindest in meinem Fall, inzwischen ziemlich hungrig über die restlichen Brötchen vom Frühstück hergemacht hatten.

Dass Sasuke sich nach einer verhältnismäßig kurzen Diskussion dazu hatte breitschlagen lassen sich doch schnell von mir verarzten zu lassen, grenzte an ein halbes Wunder, aber wahrscheinlich war der Tag einfach für uns beide schon viel zu lang gewesen. Kaum zu glauben, dass es erst der zweite war, den wir hier verbracht hatten…

Nachdem der Alkohol nicht länger brannte – sehr gut erkennbar an der Tatsache, dass Sasukes Gesicht sich ansatzweise entspannte – nahm ich die Watte wieder weg und strich ihm möglichst behutsam eine der Salben, die Sakura uns für solche Fälle immer mitgab, auf die Wunde und klebte ein Pflaster drauf.

„Schick.“, witzelte ich müde, woraufhin Sasuke nur etwas Unverständliches vor sich hin grummelte und wartete, bis ich ihm eine andere Salbe für sein Bein in die Hand gedrückt hatte. Ein Hoch auf Sakuras Medizin! Sie kannte uns gut genug und hatte vorgesorgt. Die Salbe war gut – richtig gut. Morgen sollte Sasuke nichts mehr von seiner Zerrung merken. Die durfte er sich aber selbst auftragen, was er auch sogleich tat.

Ich ließ mich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen und gähnte ausgiebig. Er blickte nicht extra zu mir, aber ich sah auch so das schiefe Grinsen auf seinem Gesicht, da er sich auch nicht die Mühe machte auf seine Hände zu schauen, während er sein Bein einschmierte.

„Ja, ja, ich weiß.“, winkte ich ab. Nachdem der Stress nun rum war, merkte ich erst wirklich, wie müde ich war und, kurz gesagt, ich hätte fast im Sitzen einschlafen können. „Mir gehört der Boden…“

Sasuke schwieg noch immer, aber er deutete ein Nicken an, während er die Salbe verschloss und auf den Tisch legte.

„Wehe du schleichst dich doch ins Bett, wenn du denkst, ich schlafe.“, kommentierte er amüsiert, aber ich hörte, dass auch er ziemlich kaputt war. Spätestens seine eher ruckhaften, nicht gerade geschmeidigen Bewegungen als er aufstand und die paar Schritte zum Bett lief, verrieten es aber auch so zweifellos.

Ich konnte dennoch ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken. Sasuke bewegte sich hier im Hotelzimmer fast schon wieder normal. Für mich unfassbar schnell hatte er aufgehört mit einer Hand vor sich zu laufen und aus den anfänglichen schätzungsweise drei Wegen, die er auswendig konnte, war beinahe das ganze Zimmer geworden. Erst direkt vorm Bett blieb er stehen und streckte sacht eine Hand aus, um sich zu versichern, dass er an der richtigen Stelle stand – und erst in dem Moment wurde es wieder offensichtlich, dass etwas anders war, als sonst. Es war faszinierend und traurig zugleich.

Und ich stand offenbar schon reichlich neben mir, dass ich so einen Quatsch dachte. Kopfschüttelnd hievte auch ich mich vom Stuhl hoch, packte mir einen der Schlafsäcke für unterwegs und legte ihn auf den Boden, ehe ich das Licht ausschaltete, mich hinlegte und es mir gemütlich machte.

„Als ob ich zu dir ins Bett wollte…“, murmelte ich und meinte noch ein leises, amüsiert klingendes Schnauben zu hören, dann war ich auch schon eingeschlafen.
 

Ich scheine zu schweben, um mich herum gibt es keinen Anhaltspunkt von oben oder unten und ich fühle die Schwerkraft nicht länger. Nein, warte, nicht schweben, eher… im Wasser treiben? Ich bewege sacht die Arme und stoße gegen mehr Widerstand, als die Luft bieten sollte… und gegen etwas anderes.

Blinzelnd öffne ich die Augen und werde von bläulichem Licht begrüßt, das mich nur verschwommene, undeutliche Formen ausmachen lässt.

Was ist hier los? Ich fühle mich so benommen…

Ich blinzele noch einmal, um die Formen schärfer zu machen, doch das Ergebnis bleibt dasselbe, also hebe ich die Hand, um mir über die Augen zu reiben. Dabei stoße ich gegen etwas Plastikartiges in meinem Gesicht. Als ich sacht darüber taste, erkenne ich vage eine Art Gesichtsmaske, wie sie von Ärzten zur Beatmung oder Narkose benutzt wird… Beatmung?

Bin ich nicht unter Wasser? Ich blicke auf meine eigenen Hände und erkenne schwarze, dickere und dünnere Schläuche, die aus meinen Armen irgendwo ins Nichts um mich herum verschwinden.

Und, endlich verstehe ich. Ich bin in einem der Tanks. Ich bin… ahh!
 

Etwas stieß gegen meinen Bauch. Instinktiv schoss meine Hand vor und packte, was sich als Bein herausstellte. Ich zog daran und der Besitzer wurde offenbar überrumpelt und ich spürte, wie er nach hinten das Gleichgewicht verlor. Bruchteile von Sekunden später hörte ich das charakteristische Klatschen eines abgefangenen Rückwärtssturzes.

Ich wartete aber gar nicht erst auf eine weitere Reaktion, sondern zog erneut an dem Bein, um den anderen näher an mich ran zu kriegen und ihn auf den Boden zu nageln. Was folgte war ein kleines bis mittleres Chaos aus Rangelei und hin und her Gewälzte. Ich war zwar wach genug, um zu realisieren, dass meine Beine noch im Schlafsack steckten, aber nicht, um zu merken, wen ich da gerade versuchte zu überwältigen.

Erst als ich es irgendwie fertig gebracht hatte, ihn zwischen mir und dem Bettgestell einzuklemmen – endlich war die Enge des Raumes mal von Vorteil – wurde mir klar, was los war. Eigentlich war es wirklich schon ein Wunder, dass ich ihn im Halbschlaf festnageln konnte, aber, gut, er war vermutlich einfach überrascht worden.

„Geh endlich von mir runter, Usuratonkachi!!“, fauchte er und ich sah den Schemen seines Kopfes dicht vor meinem zucken, als wollte er ihn mir gegen den Schädel donnern.

„Sasuke?“, fragte ich noch halb verwirrt, woraufhin er zischte: „Wer denn sonst?“

Er drückte gegen meine Hände, die seine Arme noch immer am Boden fixierten und ich ließ langsam los…

Grummelnd richtete er sich wieder auf, als ich ein Stück zurück wich. „Offenbar kannst du auch mit Augen nichts sehen, wie?“, murrte er und klang äußerst genervt. Ob jetzt von meiner Attacke oder der Tatsache, dass ich es tatsächlich geschafft hatte, ihn zu überwältigen, wusste ich nicht.

Schmollend verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Selbst dran schuld, wenn du in mich reinläufst. Abgesehen davon ist es hier drin dunkel, falls es dir noch nicht aufgefallen sein so…“

Ich unterbrach mich selbst. Shit. Es konnte ihm nicht aufgefallen sein. Ich biss mir auf die Lippe.

„Sag bloß.“, kam sofort die sarkastische Antwort. Ich konnte grob erkennen, wie er sich aufs Bett hochzog – wohl, um wieder eine Orientierung zu bekommen, wo genau im Zimmer er war, denn seine Hand folgte dem Gestell bis zum Nachtisch und zuckte dann sofort wieder zurück – und schließlich langsam aufstand.

„Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte“, setzte er an, „für mich ist es gerade immer ziemlich dunkel und du liegst da verdammt im Weg.“

Ich schnaubte, rutschte aber zur Seite, als er wieder - ein wenig zögerlich diesmal - loslief.

„Es ist jetzt nicht so, dass dieses Zimmer groß Auswahl an freiem Bodenplatz bieten würde.“, kommentierte ich trocken, was er aber nicht mehr hörte, da er bereits im Badezimmer verschwunden war. Seufzend strich ich mir über’s Gesicht. Scheiß Albtraum. Scheiß Art aufzuwachen… grummelnd rutschte ich so weit wie möglich zur Seite und legte mich wieder hin. Scheiß Nacht.
 

Unterdrückte Stimmen, wie von weit her oder durch eine Wand hindurch. Sie flüstern, nein, reden miteinander, aber ich kann sie nicht verstehen. Ich lausche genauer, aber es ist unmöglich genaueres auszumachen.

Wieder öffne ich die Augen und wieder sehe ich nur verschwommen das, was ich für die Innenseite der Glaswand halte. Ich strecke langsam eine Hand vor und lege sie dagegen. Ja, es fühlt sich wie Glas an, glatt, makellos, kalt…

Ich drücke dagegen, doch nichts passiert, ich versuche Schwung zu holen um meine Faust dagegen zu donnern, doch wieder hat es nicht den geringsten Effekt. Nur die Stimmen um mich herum werden lauter, aufgeregter…

Auf einmal erscheint ein ovaler, heller Klecks dicht vor mir. Als stünde jemand direkt vor dem Glas. Verwirrt lege ich wieder die Hand dagegen, als wollte ich ihn anfassen. Meine Gedanken sind so verworren…

Die Person mir gegenüber scheint ebenfalls eine Hand gegen das Glas zu legen – und ich glaube, sie spricht mit mir, aber ich verstehe nichts. Nur eine schwache Melodie, eine Art Singsang ohne Bedeutung.

Dann zuckt ein abrupter Schmerz durch mein linkes Handgelenk und als ich hinsehe, erkenne ich, wie meine Hand sich um die Einstichstelle des Schlauches herum leicht rötlich färbt. Ich versuche zu schreien, aber die Maske lässt das nicht zu.

Vage nehme ich wahr, wie draußen jemand entsetzt aufschreit… ich verstehe nichts, aber ich fühle mich mit einem Mal endlos schwer. Als müsste ich eigentlich jeden Moment auf den Grund des Tanks absinken… oder durch ihn hindurch fallen.

„Naruto…!“

Was ruft die Person da draußen? Ich glaube, ich habe etwas verstanden, aber, was soll das Wort bedeuten?

„Naruto!“

Mmh, war das nicht ein Name? Er kommt mir so bekannt vor, aber ich bin zu müde, ich…

„Naruto!!“
 

„Naruto, verdammt, du Vollidiot, wach endlich auf!“

Zum zweiten Mal in dieser Nacht spürte ich, wie etwas unsanft in meiner Magengrube landete und ich riss erschrocken die Augen auf. Im letzten Moment konnte ich den Reflex sofort anzugreifen noch unterdrücken, als ich merkte, dass es im Zimmer langsam ein wenig heller wurde und eine Person mit heller Haut und dunklen, ins Gesicht hängenden Haaren vor mir sah. „Was…?!“, war alles, was ich hervor brachte.

Das erste Mal vorhin war ein Versehen. Sasuke war ganz klar auf dem Weg ins Bad über mich gestolpert, aber jetzt stand er vor mir und es sah mehr als beabsichtigt aus. Gerade, als ich das dachte, ging er langsam in die Hocke und streckte suchend eine Hand aus. Beim zweiten Versuch fand er mein Gesicht, tastete kurz daran entlang und, ehe ich noch irgendwas sagen konnte, zog die Hand ruckartig zurück, um mir eine Ohrfeige zu verpassen.

„Hey!“, protestierte ich, „Was soll das werden?!“

„Bist du endlich wach?“, war seine einzige Reaktion darauf. Grummelnd und murrend wollte ich seine Hand wegstoßen, die nun wieder auf meiner Wange lag, doch er hielt sie hartnäckig dort und folgte meiner Haut hinauf zu meiner Schläfe, wo er zur Seite fuhr und mir fast ins Auge stach.

„Hey, hey, ja, ist ja schon gut, ich bin wach. Was ist?!“ Ich setzte noch einige Flüche hintendran, versuchte sie aber möglichst leise zu halten, ehe er noch einen Kommentar zu meiner Wortwahl loslassen konnte.

„Das fragst du mich?“, murmelte Sasuke wenig begeistert, „Du bist es hier, der schreit und wild um sich schlägt, obwohl es vermutlich nicht mal morgen ist.“, erklärte er tonlos.

Ich blinzelte überrascht.

„Ich… hab um mich geschlagen?“

Sasuke zog es vor darauf nicht zu antworten, nahm aber endlich die Hand von meinem Gesicht und stand wieder auf, um sich wieder aufs Bett zu legen.

Er gähnte müde und zog die Decke hoch, als würde er mich nicht beachten, doch als ich dachte, er würde bereits wieder schlafen, nuschelte er kaum hörbar: „Komm halt wieder ins Bett, wenn dich das schlafen lässt, aber wehe dir, wenn es diese Nacht noch mehr Überraschungen ala Naruto gibt…!“
 

Sasukes POV
 

Wieso müssen Naruto gerade dann Albträume plagen, wenn es so ein anstrengender Tag war?

Heute hätte ich das Bett endlich für mich gehabt, aber nein! Monsieur muss natürlich genau jetzt von so etwas heimgesucht werden.

Wenn ich ehrlich war, konnte ich mir leider schon ziemlich genau vorstellen, um was sich seine Träume drehten, weswegen sich mein Ärger auch in Grenzen hielt.

Außerdem, ich konnte ihn doch jetzt nicht auf dem Boden schlafen lassen? Was für ein Freund wäre ich?

Obwohl…

Naruto zögerte immer noch aufs Bett zu kommen, doch gegen die schleichende Kälte der Nacht war auch er nicht gefeit und er kam leicht bibbernd unter die Decke.

Ich zischte ihn an, als seine kalten Füße meine Haut berührten, woraufhin er sie schnell an seinen Körper zog.

„Warum?“

Ich verdrehte genervt die Augen. „Das beste Rezept gegen Albträume ist nicht alleine zu sein.“

Es folgte eine verdutze Stille, ehe Naruto erstaunt flüsterte: „Ich… ich dachte, du hast da schon geschlafen?!“

Verärgert drehte ich mich zu ihm um. „Naruto, schlaf endlich und mach mich nicht wieder wach! ...Und hör auf zu denken, wenn da nur so ein Mist bei rauskommt.“, murmelte ich anschließend noch leise.

Nein, ich würde wegen diesem Idioten nicht noch wacher werden. Nicht nach diesem Tag!

Doch Naruto hatte anscheinend nicht mehr vor uns weiterhin wach zu halten. Sein Atem war sehr viel ruhiger geworden und schon gleich darauf hörte ich Schlafgeräusche.

Schön, wenn man so einschlafen konnte und noch schöner wäre es, wenn er auch ruhig schlafen würde. Leider war Naruto jemand, der selbst in der Nacht nicht still bleiben konnte und sich öfter hin und her wälzte, was jedes Mal eine mehr oder weniger kleine Welle auslöste.

Ich erstickte ein Seufzen in meinem Kissen und hatte schließlich doch Glück. Die Müdigkeit gewann und auch ich mich konnte nicht mehr lange des Schlafs erwehren.
 

Das Aufwachen war nicht sehr viel ruhiger als die Nacht.

Ich war schlagartig wach, als ich einen dumpfen Schmerz im Gesicht spürte und schmiss die Bettdecke ruckartig von mir, bevor ich in Verteidigungsstellung ging. Doch das einzige, was ich hörte, war Vogelgezwitscher, das durch das offensichtlich offene oder gekippte Fenster an mein Ohr drang. War jemand durchs Fenster gestiegen? Ich spürte jedoch kein Chakra im Raum, außer dem von Naruto und mir selbst. Die Chakra-Zirkulation des eben erwähnten Vollidioten neben mir wurde reger, als er scheinbar aufwachte.

Der Bettbezug raschelte, als sich Naruto reichlich verpeilt und verpennt an mich wandte: „Hä? Sasuke, was is’n los?“

Ich blieb weiterhin still und horchte, als sich Naruto jedoch geräuschvoll kratzte und nicht im Mindesten eine Reaktion zeigte, begann ich zu vermuten, dass es falscher Alarm war.

„Dobe, ist das Fenster offen?“, fragte ich sicherheitshalber noch einmal.

„Mhhh…“, es folgte eine kleinere Stille, in der sich Naruto wahrscheinlich zum Fenster umdrehte, „ ’s is’ gekippt. Hab’ ich gestern gemacht, damit wir nicht im Schlaf ersticken. Problem damit?“, murmelte er verschlafen. Naruto war eindeutig noch im Halbschlaf.

„Hn.“, meinte ich verneinend. Dann war es wohl entweder Einbildung oder Naruto hatte mir im Schlaf eine runter gehauen. Ich tendierte eindeutig zur zweiten Möglichkeit.

„Wie spät ist es?“, fragte ich, während ich die Decke wieder richtig aufs Bett zog.

„Acht. Also viel zu früh für so eine Nacht wie gestern.“, gähnte Naruto und ließ sich wieder ins Lacken fallen.

Ich blieb sitzen, zog allerdings meine Beine an und bettete meinen Kopf drauf. Heute ging es wohl endlich in die Bibliothek. Mal sehen, ob wir wirklich das Buch fanden oder ob Naruto die ganze Sache vorher hinschmiss. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen, als ich mir vorstellte, wie er in einem Berg von Büchern stand und sich verzweifelt, hilflos und mit einem Fluch auf den Lippen umsah und nach dem richtigen Buch suchte.

Lesen war noch nie sein Ding gewesen. Mein Bedürfnis zu grinsen verschwand und ich seufzte leise in meine Knie.

Wenn ich es mir recht überlegte, war ich ehrlich eifersüchtig auf Naruto, dass er die ganzen Schriften lesen und ich nur daneben sitzen und nichts tun könnte. Wobei Naruto mir vielleicht ein bisschen davon erzählen könnte, was es dort für Bücher und Schriftrollen gab. Wenn das Gebäude schon so beeindruckend war, wie Naruto behauptet hatte, dann wäre der Umfang des dort gelagerten Wissens bestimmt auch beachtlich.

„Was bedrückt dich, Teme?“, fragte Naruto plötzlich mit ernster Stimme. Leicht neigte ich meinen Kopf in seine Richtung. Ich dachte, er schlief schon wieder.

Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich anscheinend vergessen hatte meine Gefühle zu verstecken.

„Nichts.“, versicherte ich ihm schnell.

„Netter Versuch… nein, eigentlich nicht. Mann, Sasuke.“, seufzte Naruto.

Ich vergas, er kannte mich zu gut. Nun versuchte ich keine Miene zu verziehen, als ich meinte: „Es ist echt nichts. Ich habe bloß an die vielen, schönen Bücher gedacht, die ich heute nicht lesen kann.“

„Viel, ja. Schön, nein.“, grummelte Naruto leise, fügte aber resigniert und in einem bemüht aufmunternden Ton hinzu: „Es ist eine Bibliothek, also können wir uns Bücher ausleihen. Du sagst mir, was du haben willst, und ich kann sie dir am Abend vorlesen.“

Sein Ton klang schon… äußerst bemüht und ich fragte mich wieder mal, ob Naruto in meinem Fall Blindheit mit Dummheit gleichsetzte.

Ich schnaubte und meinte: „Du wirst nach dem heutigen Tag noch nicht einmal Buchstabensuppe sehen können, als lass lieber mal.“

Innerlich trauerte ich ein bisschen um die Informationen, die ich über Waffen, Kampftechniken und die Meditation hätte bekommen können, ließ aber keine äußere Gefühlsregung mehr zu und schälte mich aus der Bettdecke.

Ich fühlte Narutos Blicke auf mir, als ich mich streckte.

„Du willst dir doch keinen Tee machen, oder?“, fragte er gespielt erschrocken. Ich schmunzelte, was er nicht sehen konnte, da ich mit dem Rücken zu ihm stand.

Dann wanderte ich relativ zielsicher in Richtung Bad. Kurz bevor ich die Tür erreichen müsste, tastete ich mit den Händen vor und war vielleicht sogar ein kleines bisschen stolz, als ich die kalte Türklinge fühlte.
 

„Woah, der Anblick ist immer wieder toll!“, staunte Naruto, bevor er sich bremsen konnte, als wir die Treppen zur Bibliothek hochgingen.

„Super.“, murmelte ich abgelenkt und konzentrierte mich auf meine Schritte. Treppen waren wirklich fies, wenn man nichts sehen konnte. Ganz abgesehen davon, dass ich noch ziemlich verspannt vom Weg hierher war. Ich war überzeugt, dass ich mich nie an die für mich nicht sichtbaren Menschenmassen gewöhnen würde können.

Kaum waren wir über die Türschwelle, als uns auch schon eine bekannte Stimme entgegen schlug: „Naruto-kun, Sasuke-san, schön dass ihr da seid. Ich habe euch schon erwartet.“

Das Grinsen in Narutos Stimme war nicht zu überhören.

„Kurumo, du siehst besser aus! Was macht dein Bein?“

„Viel besser, aber Nano, meine Schwägerin, wollte mich noch davon abhalten zur Arbeit zu gehen. Ich habe die Bücher allerdings so vermisst in den drei Tagen der Gefangenschaft, ich glaube, ich könnte ohne sie nicht leben. Sie geben mir meine Lebenskraft wieder.“

Sein herzhaftes Lachen klang durch den großen Raum. Wir bewegten uns langsam vorwärts. Ich hörte einen dumpfen Klang der in gleichmäßigen Abständen ertönte. Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, dass es Krücken von Kurumo sein könnten, die bei jedem seiner Schritte auf den Boden aufkamen.

Naruto hielt noch leichte Konversation, die mich kaum interessierte. Solche Höflichkeiten hielt ich für überbewertet, aber es war nun mal nötig. Meine Gedanken wanderten, ich hörte nur noch mit einem Ohr zu und ich fragte mich, wie es hier wohl aussah.

War es eine gewöhnliche Bücherei mit großen, dunklen Holzregalen, in denen sich Massen an Bücher aufreihten oder war in dieser berühmten Bibliothek etwas anders?

Der Geruch von alten und neuen Büchern stieg mir in die Nase. Es waren wohl Holzregale, die sogar frisch gepflegt wurden, da das „Aroma“ von Politurmittel in der Luft stand. Ich hörte entfernt einige Schritte und leises Getuschel. Es waren andere Leute hier, allerdings nicht viele, soweit ich es sagen konnte.

„…nicht, Sasuke?“, holte mich Naruto aus meiner Träumerei. Ich versuchte mich zu erinnern von was eben die Rede gewesen war und antwortete immer noch halb abwesend: „Hn, war ja nur eine Zerrung.“ Es war praktisch, wenn man mehrere Sachen gleichzeitig konnte. Auch wenn ich das Gespräch bestimmt nicht mehr rekonstruieren konnte, konnte ich wenigstens Antworten geben.

Sowohl Naruto, der es nicht anders von mir kannte, als auch Kurumo gaben sich damit wohl zufrieden.

„Das ist schön.“, meinte der Bibliothekar mit heiterer Stimme, „Oh, diese Abteilung sollte euch übrigens auch interessieren. Hier werden viele Ninja-Techniken gelagert. Es sind zwar keine geheimen, aber dafür eine große Anzahl von Jutsu.“

Mein Herz wurde schwerer und ich meinte mit höflicher, jedoch emotionsloser Stimme: „Wir sind heute nicht hier, um unser Wissen an Jutsu auszubauen.“

Bevor meine knappe Bemerkung beleidigend wirken konnte, sprang Naruto schnell ein.

„Genau, wir suchen nämlich ein bestimmtes Buch.“

Kurumo wirkte überrascht. „Oh, wenn das so ist, dann kommt mal mit. Die meisten Bücher haben wir dem Titel nach chronologisch aufgeschrieben. Wenn ihr mir den Namen nennt, sollten wir es schnell finden.“

Er humpelte voraus und wir gingen langsam hinter her.

„Es ist ein sehr großer Raum.“, fing Naruto plötzlich an mir zuzuflüstern und holte damit die versäumte Beschreibung nach, „Sowohl an der linken, als auch an der rechten Seite des Raumes gehen stabil aussehende Treppen nach oben ins zweite Geschoss, anscheinend gibt es doch eines. Hier stehen überall große… wirklich riesige Regale rum, wo die Bücher und Schriftenrollen aufgeschichtet sind. Selbst dicke Wälzer sehen im Vergleich unglaublich klein aus. Ich habe noch nie so viele Bücher auf einem Haufen gesehen. An ungefähr jedem fünften Regal ist ein Schild angebracht, das einem sagt, in welcher Abteilung man ist. An den Wänden ist in regelmäßigem Abstand eine Lampe und auf den Tischen, die hier auch noch verteilt sind, sind noch extra Leselampen. Die Konoha-Bücherei ist ein Witz dagegen.“

Meine Gedanken waren äußerst banal, aber man konnte sie gut zusammenfassen: Ich möchte sehen!

Sanft brachte mich Naruto zum Stehen, ließ mich los und dirigierte mich an der Hüfte nach links. Ich streckte meine Hände in Taillehöhe aus und stieß nach ungefähr 15cm gegen eine Holzplatte. Ich riet mal, dass wir vor einer Rezeption standen.

Kurumos Krücken schlugen noch ein paar Mal auf dem Boden auf, bevor er stehen blieb.

„So, dann erzählt mal. Wie heißt das Buch für das ihr solche Mühen auf euch nehmt?“

„‚Verbundene Seelen und Vertrauensfessel’, aber der Titel klingt anders, als das Buch eigentlich sein sollte.“, beeilte Naruto sich zu versichern, bevor Kurumo dazu etwas sagen konnte.

Er sagte nichts, was im Nachhinein gesehen wohl auch besser war, und ich hörte bloß, wie eine Schublade aufzogen wurde.

Es folgte eine Stille, die immer unangenehmer wurde je mehr Schubladen auf und wieder zu gemacht wurden.

Nach ungefähr 15 Minuten und sieben Schubladen meinte der Bibliothekar: „Es tut mir leid, aber ich konnte kein Buch mit so einem Titel finden.“

„Was?“, meinte Naruto entsetzt. Sein Arm krampfte sich unangenehm fest um meine Hüfte, „A…aber d..d..d..das ist…“, bevor Naruto noch einen halben Anfall bekam, unterbrach ihn Kurumo: „Wenn ihr euch so sicher seid, dass das Buch hier ist, bleibt eigentlich nur noch eine Lösung. Es muss so alt sein, dass es noch nicht katalogisiert wurde.“
 

Narutos POV
 

Ich gähnte müde und rieb mir über die Augen. „Ich hab so was von keine Lust mehr.“, beschwerte ich mich sinnloserweise. Nichtsdestotrotz wand ich mich dem nächsten Regal zu und begann die Titel zu überfliegen.

Die ganz alten Bücher, von denen Kurumo gesprochen hatte, befanden sich direkt unter dem Dach in der dritten und kleinsten Etage des Gebäudes. Hier oben war die Decke sehr niedrig, vermutlich keine vollen zwei Meter hoch und die Regale standen sehr dich nebeneinander. Wenigstens gab es moderne Beleuchtung, die wir – ich – überraschend schnell auch gebraucht hatten, da draußen im Laufe des Tages ein Gewitter aufgezogen war und das Licht sehr schnell abnahm. Inzwischen war es schätzungsweise sechs Uhr abends, was im Umkehrschluss bedeutete, dass wir schon mehr als acht Stunden hier waren, nur unterbrochen von einer Mittagspause, um was zu essen und uns die Beine zu vertreten.

Meine Konzentration war ziemlich auf dem Tiefpunkt, daher kam es schon mal vor, dass ich ein und dasselbe Buch zwei- bis dreimal in der Hand hatte. Langsam aber sicher wurde es wohl Zeit, dass wir Schluss machten, aber das eine Regal wollte ich noch fertig kriegen.

Sasuke hatte die meiste Zeit auf der Fensterbank gesessen und mir zugehört, während ich ab und an einen Titel laut vorlas. Als es allerdings angefangen hatte zu regnen, war ihm das Geräusch der gegen die Scheibe prasselnden Regentropfen schnell unangenehm geworden und nun stand er stattdessen neben mir, eine Hand am Regal, um einen Orientierungspunkt zu haben, die andere locker herunterhängend.

Er schwieg, aber ich hatte auch nichts anderes erwartet. Was sollte er dazu auch schon sagen? Ich überflog weiter Titel um Titel… „Die Geschichte der Graspflanzen.“, las ich laut vor, „Wer bitte schreibt so einen Mist? Nein, warte, die korrektere Frage ist, wer liest den Quatsch?“, grummelte ich und ganz kurz meinte ich aus den Augenwinkeln ein Zucken an Sasukes Mundwinkeln zu sehen. Immerhin brauchte er sich nicht darüber zu ärgern, dass er etwas verpasste. Informationen zu Jutsu oder Waffen gab es hier eindeutig nicht.

„Hey, Dobe?“, fragte er auf einmal und ich sah zu ihm herüber, gerade, als er wahllos ein Buch herauszog. „Das sieht gut aus, was ist das?“

Ich grummelte irgendwas Sinnloses vor mich hin, ehe ich ihm das Buch abnahm. „Zeig mal her.“ Ich wollte gerade den Titel lesen, als ich das Gefühl hatte, dass an meinem Kopf eine dicke Wasserblase hing. „Das sieht gut aus?“, wiederholte ich wenig begeistert, woraufhin Sasuke doch tatsächlich schief grinste.

„Volltrottel, das hat lange gedauert.“, kommentierte er amüsiert. Ich zog es vor nichts dazu zu sagen und verkniff es mir ihm das Buch als Dank an den Kopf zu donnern. Mürrisch las ich den Titel. Und noch mal. Und noch einmal. Ungläubig riss ich die Augen auf.

„Naruto?“, fragte Sasuke auf einmal verwundert. Offenbar hatte er gehört, wie ich scharf die Luft einzog.

„Das… das…!“, ich brachte es einfach nicht über mich es auszusprechen. Sasuke runzelte die Stirn.

„Stell dich nicht so an, es war doch nur ein Scherz.“, bemerkte er tonlos. Ich schüttelte vehement den Kopf.

„Nein, Sasuke, das Buch…! Du…!“

„Was?“

„Du hast es gefunden!“

Einen Augenblick lang herrschte komplette Stille und er runzelte noch immer leicht die Stirn, ehe er sich seitlich gegen das Regal lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Als überlegte er noch, ob ich das ernst meinte oder nicht, doch dann zuckte er kurz die Schultern und grinste wieder schief. „Was dachtest du denn?“

Ich war zu fassungslos, um entsprechend antworten zu können, daher kam nur ein wenig schlagkräftiges „Klar, das war ja auch Absicht…“ heraus. Während ich relativ wahllos eine Seite aufschlug und überflog. Irgendwie… klang das komisch. Ich sah gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, wie Sasuke noch ein Stück schiefer grinste und anmerkte: „Ich sagte es doch schon einmal, unterschätz mich nicht, Usuratonkachi.“

Fast hätte ich ihm das abgekauft. Wie gesagt, fast. Ich wusste, dass er nichts sah, er hatte also auf keinen Fall gezielt irgendein Buch herauspicken können… oder? Irgendwie bekam ich auch ein mehr als ungutes Gefühl, als ich eine weitere Seite überflog. Das klang wie so eine verdammte Liebesschnulze von Jiraiya.

Ehe ich dazu kam, näher darauf einzugehen, hörte man schwere Schritte näher kommen, begleitet von einem leichten Klopfen des Stocks den Kurumo im Laufe des Tages den Krücken doch vorgezogen hatte. Vermutlich auch aufgrund der Tatsache, dass die Enge hier mit Krücken sehr wenig Spielraum bot.

„Naruto-kun?“, fragte er, ehe er mit perfektem Timing von links am Gang zwischen den beiden Regalen, vor denen wir standen, auftauchte. „Ah, da seid ihr ja. Wir wollen bald schließen, ich muss euch bitten morgen wiederzukommen.“, meinte er ruhig.

Ich grinste breit und hob triumphierend das Buch hoch. „Nicht nötig, wir haben, was wir gesucht haben.“

„So?“, neugierig kam er näher, quetschte sich an Sasuke vorbei und nahm mir das Buch ab, um den Titel zu lesen. Anschließend schlug er mit einem Lächeln, das einfach nichts Gutes bedeuten konnte, die erste Seite auf und überflog sie.

„Ah… ja… ich erinnere mich.“, meinte er zu meiner Überraschung auf einmal. „Wie konnte ich den Titel nur vergessen?“ Dazu fiel mir wiederum nur eins ein: „Häh?“

Er schloss das Buch wieder und gab es mir zurück, während er sich gedankenversunken über das Kinn strich und erklärte: „Das hat einer unserer Lehrlinge vor Jahren mal geschrieben… sehr talentierter Junge, eine Schande, dass er gestorben ist.“

Mein Gehirn war nicht in der Lage soviel Information auf einmal zu verarbeiten. Wovon zum Geier redete der Typ da?!

„Gestorben?“, war alles, was ich irgendwie noch rausbrachte. Ich sah nur zu deutlich, dass auch Sasuke äußerst skeptisch und mit ausdruckslosem Gesicht zuhörte.

Kurumo seufzte leise. „Ja, wisst ihr, er ist hier aus dem Dachfenster gefallen, ehe das Buch je veröffentlicht werden konnte. Es gibt nur etwa fünf Exemplare davon, die anderen vier sollten auch hier irgendwo sein. Wir haben es nie über uns gebracht, sie zu veröffentlichen…“

Seine Stimme wurde leicht traurig und sein Blick streifte erneut das Buch in meinen Händen. „So ein talentierter, junger Autor…“

Auf einmal schaltete sich Sasuke dann überraschend in das Gespräch ein. „Heißt das, außer Ihnen kennt niemand das Buch?“

Kurumo schüttelte den Kopf, ehe er antwortete: „Nur noch zwei andere Mitarbeiter hier, wieso fragst du?“

Sasuke brauchte nicht zu antworten. Ich hätte am liebsten aufgeschrieen. Da dachte ich, wir hätten endlich in Händen, weswegen wir hergekommen waren und nun stellte sich so schnell heraus, dass Tsunade niemals auch nur von diesem Buch gehört haben konnte.

Kurumo deutete unsere Mienen anscheinend falsch, denn er lächelte warm und bemerkte: „Ich schulde euch ohnehin etwas, nehmt das Buch mit. Es gehört euch.“

„Ähm… danke…“, nuschelte ich und funkelte das blöde Ding in meiner Hand an, als wäre es an allem schuld – was es ja irgendwie auch war.
 

Eine knappe Viertelstunde später waren wir auf dem Heimweg. Das war trotz allem in meinem Rucksack verstaut. Scheinbar dachte Kurumo, dass er uns damit eine Freude machte und wir hatten ihm das nicht nehmen wollen. Immerhin konnten wir es bei unserer Rückkehr immer noch Kakashi schenken, der würde sich am Ende sogar noch darüber freuen.

Fest stand allerdings, dass wir, obwohl wir ein Buch mit dem Titel gefunden hatten, sicher nicht am Ziel waren. Wenn Tsunade nie davon gehört haben konnte, konnte sie das auch nicht gemeint haben. Und wir waren wieder so weit, wie am Anfang, ohne Buch und ohne Spur. Und dafür hatte ich einen kompletten Tag zwischen Büchern verbracht, ganz große Klasse! Meine Laune war ziemlich auf dem Tiefpunkt und die Tatsache, dass es jetzt schon dunkel war und aus Strömen regnete trug nicht gerade dazu bei meine Laune zu heben.

Das Gewitter hatte schon seinen Höhepunkt erreicht, ehe wir auch nur die Bücherei verlassen hatten und es donnerte und blitzte in unregelmäßigen Abständen noch immer. Das Gute daran war, dass kaum Menschen auf der Straße unterwegs waren, das Schlechte allerdings, dass wir pitschnass wurden. Der Nachteil für Sasuke an der Notwendigkeit des Körperkontakts war, dass ich genau spürte, wie er bei jedem einzelnen Donnerschlag zusammenzuckte, aber ich zog es vor nichts dazu zu sagen.

Er wusste, dass ich es merkte und das allein war ihm wohl unangenehm genug, ich wollte es nicht noch schlimmer machen, indem ich es ansprach.

Plötzlich fragte er: „Naruto? Siehst du einen Blitz?“

„Häh?“ In dem Moment, wo ich das sagte, schoss einer vor uns aus den dunklen Wolken und schlug harmlos in einiger Entfernung ein. „Ja, jetzt gerade, warum?“, versuchte ich mich über den Lärm von Regen und Wind verständlich zu machen. Sasuke aber schloss die Augen und schien etwas zu murmeln, bis der nächste Donnerschlag ihn wieder zucken ließ.

„Fünf.“, meinte er angespannt. „Sag Bescheid, wenn der nächste einschlägt.“

Ich verstand nicht, was er wollte, aber ich hatte keine große Lust mit ihm gegen das Unwetter anzuschreien und so meinte ich nur „Blitz“, als wir bereits kurz vor dem Hotel waren. Wieder schien Sasuke zu zählen bis zum nächsten Donner, ehe er fast schon erleichtert anmerkte: „Sieben, es zieht weg.“

Tatsächlich, wo er es sagte, der Abstand schien mir auch größer zu werden. Mit ein bisschen Glück sollte es fast vorbei sein…

Ich zog ihn nach drinnen und so schnell es ging auf unser Zimmer. Wie zuvor auch, ließ er mich los, kaum, dass wir drinnen waren. Wir waren beide so nass, als hätten wir uns zu einem spontanen Sprung ins Schwimmbecken im Untergeschoss entschieden und tropften gerade alles voll. Murrend nahm ich den Rucksack ab und knallte ihn neben an die Wand, ehe ich versuchte ohne auszurutschen aus meinen Sandalen zu schlüpfen. Durchs Fenster zuckte ein bereits ziemlich schwach wirkender Blitz und diesmal zählte ich selbst mit und kam erstaunlicherweise bis zehn, ehe der Donner folgte.

Offenbar zog das Gewitter doch schneller weiter, als ich dachte, auch wenn der Regen noch immer deutlich zu hören war. Ich streifte endlich die nassen Schuhe vollständig ab und tapste auf nicht weniger nassen Füßen zwei Schritte weiter, um den Lichtschalter zu drücken, doch kaum, dass die Birnen aufleuchteten, verloschen sie sofort wieder.

Ich verzog schmollend das Gesicht, schaltete noch einmal aus und wieder an, doch es änderte sich nichts. Das Licht blieb aus. Ein Blick in Richtung des Fensters erklärte, was ich lieber nicht gewusst hätte: Offenbar war in der ganzen Stadt der Strom ausgefallen. Wo man um die Uhrzeit normalerweise problemlos unzählige kleine Lichter von Wohnungen und Straßenlaternen hätte sehen sollen, war nun einfach gar nichts. Der Mond wurde von den Wolken verdeckt und machte die Dunkelheit komplett. Ich war mir in dem Moment nicht einmal sicher, ob ich überhaupt aus dem Fenster sah.

„Shit.“, kommentierte ich und ließ meinen Blick leicht nach links und rechts schweifen, doch das änderte absolut gar nichts. Ich konnte das Fenster nicht sehen – und auch sonst nichts – was bedeutete, dass nicht mal diese Lichtquelle blieb und ich im Dunkeln saß, bis der Strom wieder funktionierte… wie lange auch immer das dauern musste.

Ich überlegte kurz, Taschenlampen hatten wir keine dabei und Fackeln… konnte man hier drinnen schlecht anzünden…

Meine Mundwinkel sackten noch ein Stück tiefer herunter. Ganz, ganz toll… großartig, so hatte ich mir diesen Abend vorgestellt…

Meine Laune sank noch ein Stück weiter, als ich Sasukes Schritte hörte, die eigentlich absolut sicher klangen, als sie sich mir näherten. „Naruto? Was ist los, warum bleibst du im Eingang stehen?“

„Nichts.“, log ich und fragte mich, wen ich eigentlich an der Nase herumführen wollte. Ich würde es nicht verstecken können, aber irgendwie wollte ich nur sehr ungern zugeben, dass nun ich es war, der gegen Möbel knallen würde, während Sasuke diesmal tatsächlich unberührt bleiben würde…

Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber in Gedanken konnte ich mir nur zu gut vorstellen, wie er fragend eine Augenbraue heben und die Arme verschränken würde. Überraschenderweise ging er aber nicht weiter drauf ein. „Erst duschen und dann essen?“, schlug er vor.

Ich nickte zu mir selbst. Das konnte ja lustig werden… „Klar. Wir haben noch mehr von den Sandwichs und, ich glaube, noch zwei Äpfel. Willst du den Anfang machen? Dann such ich sie schon mal raus.“

„Hn.“ Ich interpretierte das als ein „Ja.“ und hoffte, dass ich damit richtig lag und er nicht zufällig gerade den Kopf geschüttelt hatte. Dann lief ich langsam und vorsichtig zwei Schritte nach rechts, um aus dem Weg zum Badezimmer rauszukommen.

„Die Yukata sind noch im Bad, oder?“, fragte Sasuke und ich hörte, wie er noch ein Stück näher kam. „Kannst du mir noch eine frische Boxershorts raussuchen?“

„Öhm…“ Scheiße, lass dir schnell was einfallen, Naruto! „Meinst du nicht, dass du das inzwischen selbst kannst?“, fragte ich in dem Versuch meine Unsicherheit zu überspielen. Letzten Endes hatte ich es bisher erfolgreich vermieden mich zu bewegen und wenn Sasuke erstmal unter der Dusche stand, würde er hoffentlich auch nicht hören, dass ich genauso nach den Rucksäcken – und Stühlen, mich graute jetzt schon bei dem Gedanken, woran ich mir überall den Kopf stoßen konnte – würde tasten müssen.

Sasuke sagte nichts und vor meinem geistigen Auge bildete sich ein Bild von ihm, wie er mich zweifelnd ansah und mit seinem Blick durchbohrte. Ohne, dass er das wirklich tat – oder doch? – schrumpfte ich zusammen und rieb mir verlegen den Hinterkopf.

„Irgendwas stimmt doch nicht.“, merkte er an, doch ich winkte ab. „Ach was, was sollte denn nicht stimmen, Sasuke?“, kommentierte ich und klang bemüht fröhlich – zu fröhlich, zu gezwungen, wie mir selbst sofort klar wurde.

Ich hörte ihn dicht vor mir schnauben. „Raus mit der Sprache, was ist…“ Er unterbrach sich selbst und als er weiter sprach klang ein Grinsen in seiner Stimme mit, das mir gar nicht gefallen wollte. „Sag bloß, das Licht ist ausgefallen?“

Wie war er da jetzt drauf gekommen?! Nur, weil ich immer noch an einem Fleck stand???

„Sei nicht albern, wieso sollte…“

„Gib mir die Hand, Dobe.“

„Was?“

„Tu’s einfach.“

„Warum?“

„Naruto, gib mir die Hand.“

Ich schluckte. Das konnte einfach nicht gut gehen…
 

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Kurze Erklärung:

Das beste Rezept gegen Albträume ist nicht alleine zu sein.“ -> Das war genau Narutos Wortwohl, als Sasuke in "Mission:Tengu" Albträume hatte. Allerdings ging Naruto, wie ja auch oben erwähnt, davon aus, dass Sasuke zu dem Zeitpunkt, als er das sagte, längst wieder eingeschlafen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  1987
2011-04-22T11:49:56+00:00 22.04.2011 13:49
Hallo ihr zwei,
mm..
nettes Kapitel da kommt wirklich die Frage auf wie Tsunade von dem Buch erfahren hat!

Lg
1987
Von:  JoNaH
2011-04-18T19:59:39+00:00 18.04.2011 21:59
hey

nettes kapitel, wie immer!
ich hab nur den afnga nicht ganz verstanden... ihr habt einfach die begegnung mit den wissenschaftler ausgelassen, schätze ich, oder?

naja, komisches buch übrigens.... aber schön dass sie es haben - immerhin. vielleicht nützt es doch was ^^
ähm, müsste sasuke nicht bald wieder sehen könne? aber lustig, dass ihr jetzt doch "eingebaut" habt, dass naruto nichts sieht ^^

so, dann warte ich mal voll ungeduld auf das nächste kapitel.
lg JoNaH
Von: abgemeldet
2011-04-17T11:03:10+00:00 17.04.2011 13:03
Die Kapitel werden ja immer länger... Find ich toll.
Das Problem ist nur, dass man nach einer Woche den Faden manchmal schon leicht verloren hat... So ein Kurzzusammenfassung des letzten Kapitels oder die letzten zwei, drei Sätze am Anfang des neuen Kapitels wären teilweise echt praktisch!
Ich frage mich jetzt aber schon, was passiert ist... war Narutos Traum nur ein Traum oder mehr? (- Ok, das wäre unlogisch, wenn sie erst den zweiten Tag in dieser Stadt sind...)
Jetzt geht's wieder vorwärts. Wie lange müssen sie sich noch gedulden, bis sie das richtige Buch finden?
LG


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