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The Freedom of War

Shortstory after FMA
von

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Prayer of Nothing

Schutt, Asche, Rauch, Leichen und der Geruch nach Krieg. Es war still hier. So still ein Schlachtfeld sein konnte. Das leise Wimmern war keine Einbildung. Es war da. Irgendwo lag wer im sterben. So wie viele andere Menschen zu dieser Zeit. Kanonenschüsse drangen an jedes Ohr, wurden von den großen Bergen aus die Briggs bestand zurückgeworfen. Oder waren sie schon in Drachma…? Sie hatte die Orientierung verloren. Wenn man jeden Tag davon lebte zu überleben, darauf ob jemand einen umbringen wollte sah man nicht ob sich das Heer weiter bewegte. Doch Kämpfe machten müde…sie war so erschöpft. Nur darum hatte sie sich von der jetzigen Schlacht entfernt.

Immer wenn Honoo ihren Fuß zu einem neuen Schritt hob hinterließ sie eine Spur. Nicht im Schnee…der war lange unter der Hitze der gefallenen Körper und des Blutes geschmolzen. Es war Asche. Egal was sie berührte, es schien in dieser Welt nur die graue Farbe des Todes zu existieren. Der lange Umhang wehte im kalten Wind der Berge. Bald würde der vermisste Schnee kommen. Er wäre eine Erlösung. Würde die toten Körper bedecken … und man würde im Schneesturm nicht kämpfen können, endlich Ruhe…Frieden. Das sie Ruhe schon als Frieden bezeichnete. Eine kranke Ironie. Plötzlich blieb die Alchemistin stehen, schloss die Augen und streckte den Kopf in Richtung Himmel … ließ den Wind mit ihrem Haar spielen und lächelte ihr gebrochenes Lächeln. Doch wieder hörte sie einen Kanonenschuss und langsam öffnete sie die dunklen Augen. Sie hatte Augenringe, die Augen eines Mörders … ja dieser Ausdruck hatte vom Ishbarkrieg bis zu ihrer Zeit überlebt. Seufzend sah sie auf ihre Schuhe und zuckte zusammen. Neben ihren Füßen lag eine Leiche, ihre Haut war seltsam…schwammig…und sie sah nicht aus als wäre sie an einem Schuss gestorben.

Vorsichtig kniete Honoo sich hin und berührte die Wange des feindlichen Soldaten. Es war eine Wasserleiche, mitten im Gebirge…wie das möglich war? Von allen wusste sie es am besten. Denn sie war die Mörderin. Major Honoo Mae Mustang. The Water Alchemist…sie schnipste, die Menschen ertranken…oder das Wasser traf die Soldaten mit so einer Wucht das alle Knochen gebrochen wurden. Sie hatte es in einem Kampf schon geschafft den Körper eines Gegners auseinander zu reißen. Es war kein schöner Anblick gewesen. Hatte sie an diesen Tag alles verloren? Ihre Freiheit ein Mensch zu sein? Nun war sie wirklich ein Lakai der Armee, ein Teufel…ein geschlagener Hund.

Etwas weißes fiel auf das braune Haar der Leiche…er war kaum älter als sie selbst. Sie war ein Kind…20 Jahre alt und schon eine Mörderin, ein Monster. Seufzend blickte sie hoch und streckte ihre Arme aus. Also doch kein Sturm, einfach nur Schnee. Als würden Engel Eistränen vergießen, als wollten sie nicht mehr sehen was die Menschen hier taten. Ihr Alchemisten glaubt nicht an Gott…darum hat er euch verlassen wie sie diesen Satz kannte und verachtete. Gott hatte sie verlassen weil sie nicht glaubten? Wie sollte man Glauben wenn man die Wahrheit kannte? Menschen waren wilde Tiere…kein Gott würde auf sie aufpassen. Und dennoch war all das um sie…gottlos und ungerecht.

Vorsichtig legte das Mädchen seine Hände aneinander und atmete tief durch…zum ersten Mal in ihrem Leben betete Honoo.
 

„Major Mustang?“ Honoo zuckte zusammen und drehte sich zu dem Mann hinter ihr um. Er war älter als sie jedoch ebenfalls ein Major. Und trotzdem war Honoo doch etwas…höher. Denn er war kein Staatsalchemist und sie schon. Sie unterstand dem direkten Befehl der obersten Befehlsmänner Amestris.

„Was ist?“ fragte sie mit leiser doch fester Stimme nach und salutierte. „Beide Seiten haben eine Pause eingelegt…wir dachten vielleicht habt Ihr Hunger…?“ Nein den hatte sie nicht. Sie hatte die Lust verloren. Kurz seufzte die junge Frau und nickte „Ich darf nicht schwächer werden…“ murmelte sie leise, sie musste doch ihre Untergebenen beschützen. Das hatte sie von ihrem Vater gelernt.
 

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Roy Mustang stieg aus dem vorderen Teil des Wagens aus. Es war ein großes Auto, immerhin mussten hinten auf der Ladefläche mehrere Soldaten Platz haben. Die Nachhut für Briggs. Seit Monaten herrschte Krieg und nun hatten sie auch ihn, den Flame Alchemist, geschickt. Er hatte einmal gesagt er wollte nie mehr in ein Kriegsgebiet, es sträubte ihn auch jetzt in diesem Moment…doch er musste seine Tochter von hier fortschaffen. Wenn nötig würde er sie verletzen damit sie ins Krankenhaus kam…er war dort gewesen, hatte die verletzten befragt und erfahren das seine Tochter mit Sicherheit noch lebte. Sie kämpfte jeden Tag weit vorne, verteidigte mit den anderen Alchemisten die anderen Soldaten…und war kurz davor zu zerbrechen. Jeder Soldat wusste wer nachts im Schlaf schrie…das waren nicht die Sterbenden, der Verwundeten…die waren nachts schon wo anders untergebracht. Sie war es. Schrie…und das obwohl sie wach war. Und man hatte oft gesehen wie sie ihre Hand senkte als wollte sie das ein Geschoss sie erwischte…seine kleine Tochter, das Mädchen welches ihn immer lachend entgegen rannte als Kind und begrüßte…verlor seine Lebenslust. Das würde er nicht zulassen…er konnte sie nicht verlieren, er hatte es ihrer Mutter, Riza, versprochen. Er würde sie wieder mitbringen. Riza musste weiter in Central City bleiben doch wenn bald keine Ruhe einkehrte würde auch sie an die Front müssen.

Langsam sah sich der Alchemist um und ging über das Gelände bis er am Ende einer Klippe stehen blieb, das Lager der Soldaten war nahe mehrerer Schluchten in denen gekämpft wurde. Und dort entdeckte er sie. Sie stand auf einer Anhöhe und hatte den Arm von sich gestreckt…schnipste und die Soldaten vor ihr waren im Wasser gefangen. Er erkannte sie kaum. Ihr schwarzes Haar war länger geworden und wehte im Wind, zusammen mit dem wehenden Mantel hätte dieser Anblick etwas Schönes gehabt wären da nicht diese Augen. Die Augen eines bereits toten Menschen. Und dennoch ging Honoo weiter, schnipste, duckte sich…rannte…kämpfte um das Überleben. Als er bemerkte wie zwei Truppen von verschiedenen Seiten auf die Truppe seiner Tochter zustürmten schnipste auch er…eine Flammensäule schoss empor und tötete die größere Gruppe. Honoo, wie auch ihre Soldaten, erstarten und drehten sich zu ihm um. Erst jetzt sah er wirklich das bleiche Gesicht seines Kindes. Nichts würde jemals wieder so werden wie früher. Während sie ihn einfach leblos und regungslos anstarrte hörte er von überall ein Tuscheln „Der Flame Alchemist … Ja der Held aus Ishbar … Wir können nicht mehr verlieren! Er wird sie alle töten … endlich wir sind gerettet.“ Waren sie das wirklich nur weil er hier war? Er lächelte Honoo traurig an doch diese drehte sich nur um und verschwand wieder im Getümmel des Kampfes.
 

Erst am Abend erwischte er sie endlich. Sie kam gerade aus der Schlucht hinauf, überall voller Blut. Den Kopf gesenkt ging sie sofort Richtung der Zelten während die Soldaten zum Essen gingen. Langsam folgte Roy ihr und wartete bis sie halbwegs allein waren. „Honoo…“ Rief er sie vorsichtig und die Alchemistin drehte sich um und sah ihn einfach nur an. Doch etwas konnte er in ihren Augen lesen, abgrundtiefe Verzweiflung und Wut. Seufzend ging er zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter, zog sie so sanft an sich und küsste ihre Stirn. „Du hast vergessen deinen alten Herren zu begrüßen Prinzesschen“ hauchte er leise und sah sie traurig an. Er hatte seit langem diesen Kosenamen nicht benutzt. Honoo mochte ihn nicht sonderlich, hatte immer grinsend geschimpft sie sei ein Soldat keine Prinzessin.

„Prinzesschen, huh?“ begann sie plötzlich und etwas in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. „Prinzessinnen….schnipsen nicht und töten damit Menschen, sie schicken keine gewaltigen Wassermaßen auf Menschen und töten sie….Sie töten keine Menschen!“ schrie sie plötzlich und ihre Hände schossen plötzlich nach vorne und Honoo krachte gegen ihren Vater und fiel mit ihm. Doch es war keine Umarmung…ihre Hände hatte sie um seinen Hals gelegt und sah ihn aus geweiteten und verängstigten Augen an. „Sie töten nicht unkontrolliert…sie töten nicht…Prinzessinnen sind sanft und edel“ Tränen steigen in die dunklen Augen und kullerten ihr Gesicht herab. Roy blieb ruhig…der Würgegriff war nicht sonderlich stark. Langsam hob er den Arm und strich seiner Tochter eine Strähne aus dem Gesicht. „Verzeih…“ Begann er langsam und drückte sie plötzlich an sich. „Es tut mir leid…du hast recht. Es tut mir leid“ Die Anspannung des kleinen Körpers ließ nach und die Soldatin begann laut zu weinen…krampfhaft hielt sie sich am Hemd ihres Vaters fest und weinte einfach. Es waren manchmal Worte wie „Monster; Bestie; Teufel; Lakai“ oder „Hund“ zu hören…doch sonst weinte sie einfach.
 

Roy verlor in diesem Krieg nicht die Lust am Leben doch gut ging es auch ihm nicht. Alles weckt Erinnerungen an die heißen Monate in Ishbar. Wieder tötete er Menschen…hätte er doch nur sein Ziel erreicht dann wäre all das nicht passiert. Dann wäre er nicht dabei sein Kind zu verlieren.

Seufzend ging er aus dem Zelt und sah in den klaren Himmel. Doch etwas lenkte seine Aufmerksamkeit ab. Die Soldaten rannten aufgeregt zu einem Auto…es war groß und die Soldaten darauf standen stramm als würden sie aufpassen…also saß jemand wichtiges darin. Aus der Menge löste sich jemand und Roy stockte…Riza ging lächelnd zu ihm. „Es ist vorbei“ hauchte sie als sie bei ihm ankam und küsste ihn. „Ich habe mit anderen Soldaten den neuen Führer hergebracht…der Vertrag ist unterzeichnet…wir müssen nur noch die Kämpfe aufha…“

„Honoo! Sie ist in der Schlucht!“ Rief Roy plötzlich und rannte schon los. Er wusste dass sie noch kämpfte, sie schlief nur das Minimum bevor sie kurz etwas aß und wieder verschwand.

Gehetzt sah sich der Alchemist um, versuchte Honoo unter den Leuten auszumachen als er sie wieder auf der Anhöhe entdeckte. „Honoo!“ rief er und verblüfft drehte sie sich um, für einen Augenblick sah sie wieder wie sein kleines Mädchen aus…
 

Mit einem verdutzten Blick sah die Alchemistin zu ihrem Vater. Er war sonst noch nie um diese Zeit am Feld…eigentlich sollte er mit den anderen, schon erfahrenen Soldaten einen Plan zusammenstellen. Als sie in sein Gesicht sah wusste sie es…es war vorbei. Plötzlich begann sie wieder zu weinen…aus Erleichterung. Mit verschwommenem Blick ging sie runter zu ihrem Vater als ein Schuss zu hören war…sie spürte es nicht. Noch immer weinend und sogar lächelnd blickte Honoo auf ihre Brust und berührte diese…als sie ihre Finger ansah waren diese rot. Und plötzlich wurde ihr eines klar Ich will noch nicht sterben… ängstlich sah sie in das entsetzte Gesicht ihres Vaters und neue Tränen traten in ihre Augen…bis sie auf die Knie sank und der Boden immer näher kam. Der Friede war da…sie hatte ihren Frieden im Krieg gefunden…nur nicht den, den sie gesucht hatte.
 

|| Ende ||



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Edoichi
2011-12-09T14:01:14+00:00 09.12.2011 15:01
Du hast wirklich großes Schreibetalent (Auch wenn Royai nicht gerade mein Lieblingspair ist, ist ja auch nicht das Hauptthema der FF ;) )
Deine Ausdrücke passen perfekt in die Szenen und du beschreibst auch sehr viel. Meinen Respekt hast du auf jeden Falle :D
Von:  _Hikari-chan_
2011-07-08T00:48:09+00:00 08.07.2011 02:48
Die erste FMA-FF, die ich hier auf Mexx lese und ich muss ehrlich sagen ... ich bin beeindruckt.
Dein Schreibstil ist wirklich gut und auch wenn du dir ein schwieriges Thema ausgesucht hast, so ist es dir doch sehr gut gelungen es umzusetzen. Die Gefühle und Gedanken von Honoo und Roy sind sehr gut nachvollziehbar, es ist natürlich verständlich, dass sich Roy Sorgen um seine Tochter macht, vor allem da er ja weiß was so ein Krieg aus einem Menschen machen kann.
Das Ende fand ich zwar sehr traurig, aber ich schließe mich hier meiner Vorrednerin Weissquell an: Es schließt die FF sehr gut ab. Auch passt das Ende allgemein zu dem Gefühl, dass die FF beim lesen vermittelt, ein Happy End hätte hier eventuell sogar etwas seltsam gewirkt.

Fehler habe ich glaub ich ein oder zwei gesehen und hier und da ein fehlendes Kommata, was aber nicht weiter schlimm war und den Lesefluss eigentlich auch nicht sehr gestört hat.

Also wie gesagt fand ich die FF sehr gut und ich finde, dass sich einige Autoren hier auf Mexx etwas von dir abschauen könnte, was die Qualität betrifft. Und ich mag deine Art zu schreiben wirklich XD
_Hikari-chan_
✖✐✖
Von:  Weissquell
2011-02-28T09:55:52+00:00 28.02.2011 10:55
Eine wirklich tiefgründige FF. Es ist vermutlich nicht leicht eine Kriegssituation darzustellen und was sie mit den Überlebenden macht, wenn man nicht selbst in dieser Situation war.
Trotzde finde ich, dass du das gut gemeístert hast. Die FF ist sehr melancholisch geprägt. Und es wird mit vielen emotionalen Stilmitteln gearbeitet. Aber das ist gut gelungen. Dadurch fällt es einem leichter sich in die Situation hineinzuversetzen.
Das Ende ist natürlich sehr tragisch, aber im Grunde rundet es die FF gut ab. Wer weiß, ob eine sensible Person wie Honoo ihren Frieden im Frieden anders gefunden hätte, selbst mit der Liebe und Unterstützung ihrer Eltern. Die Frage ist wie Roy damit umgehgen wird, seine Tochter zu verlieren und nicht nur durch ihren Tod, denn ihm dürfte aus eigener Erfahrung klar sein, dass sie bereits vorher nicht mehr wirklich "lebte".

Alles im Allem ein wirklich schöner OS! Weiter so!

✖✐✖Soviel zu meinem Kommi.

L.G. Weissquell
Von:  Bells_Poetry
2011-02-09T12:41:24+00:00 09.02.2011 13:41
Liebe Envy,

Krieg als literarisches Thema finde ich immer schwierig, da die bestehende soziale Ordnung völlig außer Kraft gesetzt wird und Moral plötzlich von Überlebenswillen, Macht und Gier unterdrückt wird. Umso mehr ist es bewundernswert, dass du versuchst, die ganze Schrecklichkeit des Kriegs in einer Kurzgeschichte einzufangen.
Zunächst einmal: dein Schreibstil ist wirklich gut, liest sich flüssig und schafft (jedenfalls meistens) die Gratwanderung zwischen kühler Sachlichkeit und emotionalem Überschuss. Man liest in einem Rutsch, weil die Geschichte spannend ist und man den Ausgang wissen möchte (auch wenn dieser sich bereits zu Beginn erahnen lässt, wenn man bereits mehrere Kriegsgeschichten rezerpiert hat).
Und doch glaube ich, du hast dir zu viel vorgenommen; es gelingt dir nicht, den Krieg in seiner Grausamkeit und Verzweilfung, in seiner ganzen Unmenschlichkeit einzufangen. Du möchtest einfach zu viel: die Geschichte der Tochter, die zur Mörderin wurde und unter den Kämpfen leidet, der Vater, der sein Kind retten möchte; das Ende des Kriegs, der unvermeidliche tragische Tod der Tochter. Das bietet Stoff für eine Fanfiction mit mehreren Kapiteln, für eine Kurzgeschichte, die im Grunde genommen einen Ausschnitt aus der Lebenswirklichkeit einer Figur darstellt, ist das zu viel.

Um zu verdeutlichen, was ich meine, möchte ich im Folgenden kurz auf die einzelnen Abschnitt der Geschichte eingehen, so, wie ich sie mir als subjektiver Leser eingeteilt habe.

Es beginnt mit Hoenns Erlebnissen auf dem Schlachtfeld, der Abscheu, die sie vor den Gefechten, den Leichen und sich selbst entwickelt hat. Ich finde ihre Verzweiflung, die mit einer gewissen Lebensstarre einhergeht, ziemlich gut dargestellt, auch wenn ich über einige Stellen im Text gestolpert bin.
Z.B. die erwähnte "Stille" zu Beginn der Geschichte, die zwar durch den Satz "So still ein Schlachtfeld sein konnte relativiert wird, aber durch die nachfolgenden Beschreibungen, nämlich:
"Das leise Wimmern[...]" und
"Kanonenschüsse drangen an jedes Ohr[...]" doch recht fragwürdig erscheint, denn die Stille auf einem Schlachtfeld kündet eigentlich von einem Aussetzen der Kampfhandlungen oder wird als Stilmittel für die obligatorische "Ruhe vor dem Sturm" gewertet. Eine Stille aber, die vom Wimmern Sterbender und Kanonenschüssen durchbrochen wird, kann keine Stille sein - jedenfalls meiner Ansicht nach nicht.

Ähnliches gilt auch für die - wie ich finde - sehr schöne Schneemetapher, die mit der vorherrschenden Stille Hand in Hand geht. Zunächst wird die Abwesenheit von Schnee beklagt (vgl. "Immer wenn Honoo ihren Fuß zu einem neuen Schritt hob hinterließ sie eine Spur. Nicht im Schnee…der war lange unter der Hitze der gefallenen Körper und des Blutes geschmolzen"; "der vermisste Schnee"), dann auf den bald kommenden Schnee hingewiesen ("Bald würde der vermisste Schnee kommen. Er wäre eine Erlösung") und schließlich, nur wenige Absätze später, heißt es dann: "Etwas weißes fiel auf das braune Haar der Leiche [...] Seufzend blickte sie hoch und streckte ihre Arme aus. Also doch kein Sturm, einfach nur Schnee."
Ich bin keine Wetterexpertin, aber für gewöhnlich erkennt man an den grauen Wolken, ob Schnee kommt oder nicht - da du allerdings nichts über eine Graufront am Himmel geschrieben hast, die auf baldigen Niederschlag verweist, wirkt das Warten auf Schnee ein wenig befremdlich - zunächst klingt es, als wird der Schneefall ersehnt, damit er die Kämpfe unterbricht, es ist also mehr ein Hoffen als die reale Erkenntnis, dass es schneien wird - und dann, kurze Zeit später, beginnt es tatsächlich zu schneien. Verstehst du, worauf ich hinaus möchte? Vielleicht fügst du einfach noch einen Satz über die Wettergegebenheiten hinzu, um die Metapher zum einen als Metapher wirken zu lassen (denn das Bild ist sehr schön) und zum anderen, um den Leser nicht mit dem plötzlichen Schneefall zu verwirren. Zumal sich über den (im Grunde genommen wirklich guten) Satz mit dem Schnee als "Engelstränen" die eigentliche Bedeutung, die du dem Schnee zuvor gegeben hast, auflöst. Plötzlich dient der Schneefall dazu, die Toten zu beweinen (und dabei auch die Mörderin anzuklagen, und zwar durch eine himmlische Macht, wenn man so will) und nicht mehr, ihnen die ersehnte Ruhe zu geben. Das sind für mich zwei Bilder, die die Metapher überladen, aber das kann nur mein Eindruck sein.
Dennoch gelingt es dir, die Müdigkeit und den nahezu gebrochenen Widerwillen von Honoo überzeugend darzustellen.

Dann kommt der Bruch, indem du zum Vater der jungen Frau übergehst, seine Perspektive einnimmst und sein Handeln schilderst. Die Sorge um sein Kind ist nachvollziehbar, sein Wunsch, sie aus den Kriegswirren zu retten, ebenso, doch in Anbetracht der vorherigen Schilderungen und der Tatsache der Grausamkeit eines Krieges, die das Gemüt nahezu als logische Konsequenz abstumpfen muss, klingt es zynisch, wenn es heißt:
"[...] seine kleine Tochter, das Mädchen welches ihn immer lachend entgegen rannte als Kind und begrüßte…verlor seine Lebenslust."
Natürlich, wer verliert denn seine Lebenslust nicht im Krieg? Dazu finde ich "Lebenslust" als Wort sehr - nun ja, fragwürdig, denn in Bezug auf den Krieg mutet es doch paradox, wenn nicht sogar grotesk an. Die beiden Begriffe passen einfach nicht zusammen und können nur schwer in Relation zueinander gesetzt werden (meine ich jedenfalls). Vielleicht wäre "Lebenswille" hier passender gewesen.

Roy sucht also sein Kind, findet es auch und erkennt es nicht mehr wieder - hier gefällt mir besonders die Beschreibung ihrer leblosen, ausdruckslosen Augen. Ihr Gefühl ist tot, ihr Inneres stumpf, sie sieht ihren Vater, aber kann keine Freude über sein Auftauchen empfinden. Super! Allerdings ist diese Gefühllosigkeit von ziemlich kurzer Dauer, denn kaum treffen die beiden am Abend aufeinander, kehrt sehr wohl alles Leben in Honoo zurück und die Verzweiflung bricht aus ihr heraus - dramatisch, aber füpr mich nicht ganz nachvollziehbar, da der Ausbruch zu offensichtlich herbeigeführt wird. Was löst ihn aus, an welchem Punkt überkommt Honoo die Erinnerung an all das Leid und ihr eigenes Zutun dafür in den letzten Wochen, Monaten? Ist es die unbeschwerte Kindheit, die sie bei ihren Eltern erleben durfte und der scharfe Kontrast zu dem, was sie jetzt durchstehen muss? Der Kosename "Prinzesschen" (der nahezu spöttisch anmutet) ist der Auslöser, natürlich, doch mit einem Mal zeigt Honoo Reue und verzweifelt an ihren Taten, dabei hatte sie vorher keine Hemmungen zu schildern, auf welche Weise sie die Soldaten tötet. Sie beschränkt sich also nicht darauf, ihnen einfach das Genick zu brechen oder sie zu ertränken, nein, sie probiert wahre Grausamkeiten an ihnen aus, indem sie ihre Glieder zertrümmert oder sie in Stücke reißt. Das zeugt für mich nicht von einer jungen Frau, die entgegen ihres Willens handelt, sondern inzwischen so abgestumpft ist, dass sie womöglich in dem Leid anderer ein Gefühl zu entdecken versucht. Darum hat mich ihr Ausbruch ziemlich verwundert.

Im letzten Teil der Geschichte geht dann alles ganz schnell - zu schnell. Plötzlich erscheint die Mutter, verkündet das Ende des Kriegs durch ein paar simple Verhandlungen (die umso bizarrer wirken, als dass der Grund für den Krieg nicht erwähnt worden ist, aber das mag womöglich daran liegen, dass ich "Fullmetal Alchemist" nicht kenne und mir daher das nötige Wissen fehlt) und einen neuen Führer - der gleich mal mitgebracht wird und plötzlich ist alles gut. Der Vater eilt zur Tochter, die verspürt so etwas wie Freude und dann, im letzten Moment, wird sie doch noch erschossen (was wiederum komisch ist, denn ist der Krieg nicht vorbei? Hat der neue Führer seinen Soldaten auf dem Schlachtfeld via Bote oder Magier etwa nichts gesagt, obwohl gerade der Tod der Alchemistin - trotz Friedensabkommen! - einen neuen kriegsgrund darstellt?).
Das alles wirkt überstürzt, der Leser wird einfach nur mitgeschleift und am Schluss der Geschichte stehen gelassen. Da helfen auch die wirklich guten letzten Sätze nicht mehr, die auf Honoos Tragik verweisen, sich den Frieden herbeigesehnt zu haben, ihn aber nicht mehr erleben zu können. Ich gestehe, es ist sehr schade, dass das Ende die Wirkung der Geschichte stört, ganz einfach, weil es scheint, als hättest du als Autorin zum Schluss kommen wollen. Die Handlung im Ganzen, noch dazu der Perspektivwechsel zwischendurch, ist einfach zu viel für diese Kurzgeschichte und lässt sie überladen wirken. Wie gesagt, vielleicht wäre es besser gewesen, sich entweder auf Honoos Handlungen, Gedanken und Gefühle im Krieg zu beschränken - oder das Ende zum Anlass zu nehmen, die vorherigen Schlachten als Erinnerungsfetzen einzubinden - oder die Geschichte als längeres Werk mit mehreren Kapiteln anzulegen. Zumindest ist das der Eindruck, den ich beim Lesen gewonnen habe.

Zusammenfassend möchte ich noch einmal betonen, wie gut mir dein Stil gefällt, du schaffst es, die Gefühle und Gedanken der Figuren treffend zu vermitteln, auch wenn bisweilen Ungereimtheiten auftreten. Leider kann ich mich mit dem Ende nicht anfreunden, nicht, weil mir die Dramatik nicht gefällt, sondern weil es zu überstürzt wirkt und die vorher aufgebaute Atmosphäre zerstört. Aber wie ich eingangs erwähnte: es ist ungemein schwer, den Krieg in all seinen Facetten darzustellen und vor allem in Kurzgeschichtenform meines Erachtens nach unmöglich. Trotzdem habe ich deinen Text gerne gelesen!

Mit den besten Grüßen,
Bell
Re-✖✐✖
Von: abgemeldet
2011-02-05T21:35:31+00:00 05.02.2011 22:35
Klasse fanfic .ich finds aber auch traurig.
Von:  BlackeyedMustang
2011-01-30T18:05:40+00:00 30.01.2011 19:05
Verdammt, die Fanfiction! T.T
So traurig...
Ich stimme crimson-carnival zuuuuuuuuuuuuuu *.*
Auch ich bedanke mich aufs äußerste, dass du mir die FF zum Teil gewidmet hast!! x33 Meine kleine Honoo ;)
Du weißt ja aber eigentlich, was ich von der FF halte. Ich habe sie ja vorgestern schon gelesen xD *ja umbedingt lesen wollt*
Joa, wie gesagt, sie ist spitze!! Aber das Ende ist so traurig, dass ja sogar ich fast hätt heulen müssen ^^°
Und: Wow, ich wusste nicht, dass ohne unser RPG du nie auf die FF gekommen wärst! oO Daaaaaaaaaaaaanke! >.<
Mach weiter so! Du kannst gut zeichnen und noch viel besser FFs schreiben!

GLG&hdl
Nat
Von:  -Apfelstrudel-
2011-01-30T17:27:43+00:00 30.01.2011 18:27
Also, ehrlich gesagt weiß ich nicht was ich sagen soll. Sie ist so berührend, ich glaub ich fang gleich mitten im Zug an zu heulen q////q.
Ich muss mich noch einmal ganz herzlich dafür bedanken, dass sie auch mir gewidmet ist, so eine tolle Fanfic!!!! Hab sie jetzt (wie du vielleicht sehen kannst dank der Uhrzeit) noch im Zug verschlungen. *drop*
Meiner Meinung nach ist dir Roy echt gut gelungenm hab da wirklich nichts zu bemängeln, zu Riza kann ich nichts sagen weil sie ja nicht sonderlich lange Teil des Geschehens war, aber auch sie hast du gut getroffen ;)
Ebenso Honoo, wobei ich nicht ihren Charakter meine, sondern ihre Gefühle, man steht quasi selbst auf dem Schlachtfeld mit ihr.

Die Absätze waren übrigens auch gut gesetzt :)
So und mehr will ich jetzt nicht schreiben, aufm Handy is das doof .___.
Hab dich lüp <3


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