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Kapitel 5

Stille. Dunkelheit.

Wo bin ich? Wer bin ich? Wie bin ich hierher gekommen? Warum bin ich hier?

Was ist das für ein Gefühl? Tut es weh, oder fühlt es sich gut an?

Langsam erinnere ich mich…

Kälte, Nässe, Regen, Schmerzen… und was war das Andere? Es war genau dasselbe Gefühl, welches ich auch jetzt spüre… es fühlt sich seltsam an. Ist es gut, dies zu fühlen?

Es… es fühlt sich nicht gut an. Es tut weh. Es hat nicht im Geringsten mit Freude oder Glück zu tun. Ich fühle mich leer… unwohl, traurig, sehr traurig sogar… ich fühle mich einsam. Ist es das? Fühle ich mich allein? Ja… ich bin allein. Vollkommen allein, mit meinen Schmerzen.

Noch mehr Erinnerungen…

Ist es das? Ist das… der Tod? Aber warum fühle ich dann noch? Sollte ich nicht von allem erlöst sein? Von dieser Schmerz bringenden Einsamkeit? Von diesen Erinnerungen? Bin ich wirklich tot?

Ich hatte es mir immer anders vorgestellt…

Und wo bist du? Ist es normal, dass man nach dem Tod so einsam ist? So traurig und zurückgelassen? Ich dachte wir wären wieder vereint…

Oder ich müsste wenigstens nicht mehr diese Schmerzen ertragen. Warum tut es immer noch so weh?

Es ist gemein. Oder bin ich doch noch am leben? Vielleicht hat es nicht geklappt? Nur eine unglückliche Fügung?

Nein. Das ist unmöglich. Ich muss einfach tot sein. Diese Dunkelheit, diese Kälte… und diese Stille. Wie in einem großen, dunklen Nichts.

Kann ich mich bewegen? Ich spüre meinen Körper nicht. Ich kann nichts tun, außer den Schmerz zu empfinden…

Aber warum ist es so?

Kann ich schreien? Ich versuche es… aber nichts passiert. Die Stille um mich herum verschluckt alles. Sie ist erdrückend… so muss es sich anfühlen, wenn man ertrinkt. Dieses Nichts, es lastet auf mir, wie tonnenschwere Wassermassen, die mich nicht frei geben werden. Oder wie gieriger Treibsand, der mich langsam erstickt. Und je mehr ich versuche mich zu wehren, desto schwerer wird er und quetscht jegliches Leben aus mir heraus.

Kann ich das noch lange aushalten? Oder muss ich das überhaupt…? Würde es etwas ändern wenn ich gar nichts unternehme? Vielleicht könnte es mir auch einfach egal sein… vielleicht ist das der Tod? Dass man gar nicht schnell sterben kann, sondern der eigentliche Tod ganz langsam und schmerzhaft kommt, egal wie man sterben will? Wartet auf jeden einzelnen dieses erdrückende Gefühl der Einsamkeit und des Schmerzes? Ich weiß es nicht…

Ich weiß gar nichts…

Musstest du das auch durchmachen? Oder tust du es immer noch? Hört es vielleicht sogar nie wieder auf? Oder ist das die Hölle?

So viele Fragen, und niemand der sie mir beantwortet…

Und wenn es wirklich für immer so sein wird? Stört es mich? Natürlich ist es nicht angenehm… aber habe ich nicht auch vorher schon schreckliche Schmerzen verspürt? Vorher…

Was war “vorher”?

Ich hatte ein Leben… oder nicht? Nahmst du es nicht mit? Du hast mich alleine gelassen… aber wolltest du es?

Erinnerungen…

Ich erinnere mich an dich… und es bereitet mir noch mehr Schmerzen. Wenn das Nichts wirklich SO ist, dann darfst du nicht hier sein! Ich will nicht, dass du dich so fühlst wie ich es gerade tue… du sollst doch glücklich sein… du sollst dich nicht einsam fühlen… das hast du nicht verdient! Wenn ich doch nur etwas unternehmen könnte… wenn ich dir deine Schmerzen abnehmen könnte… ich würde alles auf mich nehmen, das Nichts, die Einsamkeit… der Gedanke daran, du könntest Schmerzen haben, oder dich alleine fühlen… es macht mich so unendlich traurig…

Moment, was ist das? Dieses… dieses seltsame Gefühl.

Ich spüre etwas. Aber es ist keine Emotion. Ich fühle etwas seltsames.

Eine weitere Erinnerung.

Ich habe es schon oft gefühlt. Besonders “vorher”. Es fühlt sich komisch an. Und trotzdem so gewöhnlich. Ein wenig befreiend…

Es ist etwas kühles, nasses. Eine Träne? Nennt man es so? Weine ich etwa? Wie kann ich weinen, wenn ich tot bin? Oder bilde ich es mir ein? Ist es vielleicht einfach nur der Wunsch zu weinen? Ich verstehe das nicht…

Kann man weinen wenn man tot ist?

Wahrscheinlich bilde ich mir das alles einfach nur ein… es ist nicht real, nicht echt, nicht möglich.

Was mache ich jetzt? Kann ich denn überhaupt etwas machen? Sollte ich die Dunkelheit und diese erdrückende Stille vielleicht einfach ertragen…? Habe ich denn überhaupt eine Wahl?

Wo bist du nur? Wieso kommst du nicht zu mir zurück? Weshalb kann ich nicht zu dir? Warum…?

Ich fühle mich so hilflos, so einsam, so elend…

Alan, lass mich zu dir… rette mich aus diesem Nichts. Ich wünsche mir doch nichts sehnlicher als wieder bei dir sein zu können. Ich liebe dich so sehr…

Nochmehr Erinnerungen…

Ich erinnere mich an jede einzelne Sekunden mit dir. Dein wunderschönes, vollkommenes Gesicht. Alles an dir war immer so perfekt. Ich vermisse dich so sehr… jeder Moment mit dir, ich werde keinen einzigen vergessen. Denn jeder Moment mit dir war für mich das Schönste der Welt. Und das wird auch immer so bleiben.

Wenn ich darüber nachdenke wie unglaublich jeder Augenblick mit dir war, dann werde ich wieder traurig. Warum musstest du nur gehen… und warum konnte ich nichts dagegen unternehmen…?
 

Eine ganze Zeit lang passierte nichts. Ich konnte nicht mehr denken und auch nichts fühlen, außer der Stille, der Dunkelheit und der Einsamkeit war da rein gar nichts…

Plötzlich hatte ich das Gefühl, es würde sich etwas verändern. Es war nicht schlagartig so gewesen. Ganz langsam war dieses Gefühl aufgetaucht und erst als es immer intensiver wurde hatte ich es bemerkt. Ich hatte das Gefühl etwas zu spüren, so wie als ich eine Träne zu spüren geglaubt hatte. Es war keine Emotion sondern eine körperliche Veränderung. Ich glaubte langsam aus dem Nichts aufzutauchen. Ich konnte zwar immer noch nichts sehen und hören, aber ich hatte plötzlich das Gefühl mich bewegen zu können. Ich spürte langsam meinen Körper wieder. Erst nur ganz schwach, ich merkte wie meine Fingerspitzen etwas zuckten, mein Gesicht, meine Zehen. Dann wurde es mehr. Meine Beine, Arme… alles schien wieder zu mir zu gehören, als wäre es nie anders gewesen.

Dann kam mir plötzlich ein neuer Gedanke. Ob ich nichts sehen konnte, weil meine Augen vielleicht die ganze Zeit geschlossen waren? Ob ich versuchen sollte sie zu öffnen? Was würde ich dann sehen? Wie würde der Tot aussehen? Und die wichtigste Frage, würde Alan bei mir sein? Könnte ich zu ihm?

Schon wieder so viele Fragen, aber diesmal hatte ich eine Chance, sie zu beantworten. Also wagte ich es.

Ganz langsam blinzelte ich, und mir kam helles Licht entgegen. Kurz schloss ich die Augen wieder für einen Moment, dann versuchte ich es erneut. Ich musste mich erst an die Helligkeit gewöhnen. Ich war aufgeregt. Was mich wohl erwarten würde?

Das Licht war wunderschön. Hell und golden. Und es fühlte sich warm auf meiner Haut an. Noch immer konnte ich kaum etwas erkennen, außer dem grellen Schein.

Doch dann… dann sah ich etwas anderes. Die Konturen eines Gesichts. Ja, ich konnte eindeutig ein Gesicht erkennen. Aber wer war das? Ich war mir ziemlich sicher dieses Gesicht zu kennen. Es war noch so hell, aber ich war der Meinung in dem Gesicht so etwas wie Erleichterung zu sehen. Ein kleines, zaghaftes Lächeln umspielte den Mund.

Und ich glaubte zu spüren, wie auch ich lächelte.

Doch dann wurde das Gesicht ernst… das Lächeln verschwand und in das Gesicht trat etwas vorwurfsvolles. Vielleicht auch etwas Besorgnis.

Ich legte meinen Kopf ein kleines bisschen schräg. Warum war das Lächeln verschwunden? Ich verstand es nicht…

Meine Augen gewöhnten sich langsam aber sicher immer weiter an die Helligkeit und somit konnte ich immer mehr erkennen. Aber es interessierte mich gar nicht wo ich war, oder wie alles um mich herum aussah. Nur das Gesicht wollte ich sehen. Und dann konnte ich erkennen, wer da neben mir saß.

Es war nur ein Flüstern, oder eher ein Hauchen, was ich zustande brachte. Aber selbst ich konnte die Verwunderung in meiner Stimme nicht überhören.

“Trey…?”

Alles um mich herum wurde schwummrig. Ich war verwirrt…

Er sah mir tief in die Augen und antwortete mir mit dieser Stimme, die ich schon so oft gehört hatte.

“Tu mir so was nie wieder an…”



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