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Ebbe und Flut

Zusammenspiel von Sonne und Mond
von

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Resortträume

Die ersten Tage des neuen Schuljahres vergingen schnell und ohne große Ereignisse.

Himeko sah Makoto fast nur noch Abends, wenn dann beide zuhause in ihrer Wohnung waren.

So auch an einem der ersten warmen Frühlingstagen. Himeko lief nach der Schule allein durch Mohoroba um etwas durch die Geschäfte zu bummeln. Sie begutachtete die Kleidung durch die Schaufenster der Läden und sah dann ,durch eine Fensterscheibe eines kleinen Cafés, Chikane, die eine weiße Rüschenschürze über ihrer Schuluniform trug und gerade einen Gast bediente. Sie schenkte ihm frischen Kaffee ein und schien sehr freundlich mit ihm zu reden. Plötzlich trafen sich die Blicke von Himeko und Chikane, welche sie sofort anlächelte und mit einer Handbewegung zu sich bestellte.

Himeko errötete leicht und betrat zaghaft das Café.

Es war klein und überschaulich. Die Wand war in einem hellen Braunton gestrichen und Bilder von verschiedenen Kaffeesorten wurden dekorativ an ihre befestigt.

Chikane kam, noch immer lächelnd, auf sie zu und packte sanft ihre Hand. Himekos Körper fühlte sich schlagartig heißer an.

"Himeko! Wie schön, dass du hier bist. Hier kommen so selten Leute in unserem Alter herein!" Sie kicherte leise und führte die zierliche Blondine zu einer kleinen Bank am Fenster. Sie rückte ihr den Stuhl zurecht und schien wirklich sehr erleichtert über ihren Besuch.

"Ähm... Wie lange arbeitest du denn schon hier?" Schnell bemerkte sie, wie schwer und langsam diese Worte aus ihr herauskamen. Was war denn nur los mit ihr?!

Chikane setzte sich ihr gegenüber. "So ungefähr fünf Wochen. In den Winterferien habe ich angefangen." - "Achso. Und ähm... Macht es dir Spaß?" - "Naja...", sie streckte ihre Arme über den Tisch, "Es bringt halt Geld ein." Sie kicherte erneut und zwinkerte ihr frech zu. Sie sah dabei unglaublich süss aus. Himekos Stimme stockte erneut. "Ähm... und...und Warum?" - "Warum? Warum es Geld bringt?!" Nun lachte sie etwas lauter und hielt sich ihre Hand dabei vor den Mund. "Nein!" Himekos Wangen zierte nun endgültig ein sattes Rot. "Warum musst du denn geld verdienen?! Lebst du nicht mit deinen Eltern zusammen? Ich hoffe diese Frage ist nicht zu persönlich. Ich..." - "Nein,nein! Es ist so, dass ich..." - "CHIKANE!" Beide Frauen schreckten kurz zusammen. Der Inhaber des Cafés streckte den Kopf durch einen Spalt im Küchenzugang und war sichtlich erbost. "Ich bezahle dich nicht dafür, dass du mit den Gästen einen privaten Plausch hältst!" - "Entschuldige, Kenai-san!!" Chikane stand auf und verbeugte sich entschuldigend vor Himeko. "Tut mir leid, dass du das mit anhören musstest. Möchtest du etwas trinken? Vielleicht ein stück Kuchen essen?"

Himeko stand ebenfalls auf und griff nach ihrer Schultasche. "Nein,danke. Ich werde mich wieder auf den Weg machen. Ich wohne oben auf dem Berg und muss den Bus erwischen. Entschuldige..." - "Oh..." Chikane wirkte traurig und spielte mit einer Haarsträhne herum. "Du brauchst dich nicht entschuldigen, da kann man ja nichts machen." Sie lächelte sie erneut freundlich an und verschwand dann, nach einer trockenen Verabschiedung, in der Küche.

Himeko verließ den Laden und machte sich auf den Weg zurück in ihre Wohnung.
 

Makoto war bereits zuhause und empfing ihre Freundin mit einem köstlich duftenen Abendessen.

Himeko zog nur ihre Schuhe aus und setzte sich dann dankend zu Makoto an den Tisch in der gemeinsamen Küche. Sie führten Smalltalk und lachten gemeinsam, doch Makoto bemerkte schnell, dass Himeko etwas auf dem Herzen lag und hakte nach.

"Himeko? Du warst in der Stadt, nicht wahr? Hast du etwas schönes gefunden?" - "Oh ja. Ich habe einige schöne Stücke gefunden. Ich werde sie dir später zeigen!" Makoto nickte vor sich hin. "Soso. Und sonst? ist irgendetwas vorgefallen?" Himeko schaute sie verwundert an. "Nein, nicht das ich... Oh, doch. Ich habe Chikane getroffen." - "Chikane?" Makoto kannte viele der neuen Schüler noch nicht, da sich ihre Klasse überwiegend in den Sporträumen aufhielt. "Ja. Chikane Himemiya. Sie ist in diesem Schuljahr neu in unsere Klasse gekommen. Sie... sie ist sehr freundlich und bat mich heute zu sich in ein kleines Café, wo sie arbeitet." Da war es wieder. Das sanfte Rot auf ihren Wangen. Makoto zog eine Augenbraue nach oben und starrte ihre Freundin an. "Sehr freundlich also." - "Ja. Ich habe in dem kleinen Rosengarten das erste Mal richtig mit ihr gesprochen und..." - "Im Rosengarten? In unserem Versteck?!" - "Ja, aber ich habe es ihr nicht gezeigt! Ich fühlte mich in der Pause allein und wollte dort zu Mittag essen und als ich dort ankam, saß sie bereits unter unserem Baum. Wir unterhielten uns dann sehr lange und vergaßen völlig die Zeit und verpassten dann den gesamten Unterricht." Himeko blickte beim Sprechen strickt nach unten, spührte aber sehr voll die Blicke ihrer Freundin auf sich.

Diese jedoch konnte sich ein grinsen nicht verkneifen.

"Und... du magst sie, richtig? Diese Chikane." - "Nein! Also ja, aber ich kenne sie ja noch gar nicht lange und dich habe ich immer viel lieber!"

Makoto lachte laut auf. "Ach Himeko-chan! Darum ging es mir doch gar nicht!" - "Was... aber... Ich verstehe dich nicht. Was meinst du denn?!" - "Ach..." Makoto stand auf, nahm die leeren Teller und lächelte Himeko noch einmal liebevoll an. "Nicht so wichtig. Vielleicht irre ich mich ja. Ich hoffe, dass du noch ganz viele neue Leute kennenlernst. Ich habe keine Angst, dass du eine neue beste Freundin findest, denn das werde ich gar nicht zulassen. Ätsch!" Sie streckte ihr die Zunge raus, kümmerte sich um den Abwasch und ließ Himeko mit einem haufen Fragezeichen über dem Kopf sitzen.
 

Am nächsten Morgen konnte Himeko es nicht erwarten in die Schule zu kommen. Warum wusste sie allerdings nicht.

Dort angekommen begrüßte sie ihre Freundinnen, welche gerade Pläne für einen gemeinsamen Urlaub schmiedeten.

"Himeko!" Ein Mädchen, mit kurzen, dunkelroten Haaren, setzte sich auf Himekos Pult und hielt ihr ein Prospekt hin. "Guten Morgen, Miyu. Was ist das?" Sie nahm die broschüre entgegen und laß sich die Überschrift durch. 'Kyoto Holiday Resort'?" - "Ja! In zwei Tagen haben wir doch verlängertes Wochenende und da wollten wir zusammen verreisen! Was hältst du davon?! Kommst du mit?" Drei weitere Mädchen stellten sich um ihren Tisch herum. "Bittteeeeeeeeee?!" Zuckersüß lächelten sie Himeko an. Diese kicherte kurz und legte dann bedauerlich den Kopf schief. "Tut mir leid, aber ich kann nicht! Ich habe Makoto bereits versprochen, dass wir an diesem Wochenende endlich wieder etwas gemeinsam unternehmen und nun haben wir schon Karten für den Vergnügungspark in Tokio." - "Wie schade. Wir hätten uns wirklich sehr gefreut, wenn du... Hey! Hey Chikane, da bist du ja!" Miyu hüpfte verspielt von dem Pult und drehte sich nocheinmal kurz zu Himeko herum. "Wirklich schade." Sie lächelte sie kurz an und machte sich dann mit den drei Mädchen auf den Weg zu Chikane.

Himeko konnte nicht hören, was genau sie sprachen, doch an den Reaktionen der Mädchen konnte sie erkennen, dass auch Chikane eingeladen wurde und wohl auch zusagte.

Himeko überkam das Gefühl von schlechter Laune und, obwohl sie sich eigentlich so auf den Unterricht gefreut hatte, wünschte sie sich nun nur noch, dass er so schnell wie möglich vergehen würde.
 

Die Schulglocke ertönte und das lange Wochenende wurde damit begrüßt. Miyu stieß die Arme in die Luft und war sichtlich aufgeregt. "Es geht looooos, Mädels! Wir sehen uns um 17.oo uhr am Bahnhof!" Freudestrahlend tänzelte sie aus dem Klassenraum. Himeko schmiss ihre Schulsachen in ihre Tasche und packte dann genervt ihren Kopf darauf. Natürlich freute sie sich auf die Zeit mit Makoto, doch es passte ihr aus unerfindlichen Gründen gar nicht, dass diese Mädchen nun in den Urlaub fuhren.

"Ähm...Himeko? Geht es dir nicht gut?" Sie blickte auf und sah Chikane an ihrem Pult stehen. "Nein,nein!... Also ja. Ähm... es ist alles in Ordnung!" Sie setzte sich auf, legte sich ihre Tasche um und ging an wortlos an Chikane vorbei. Diese packte Himeko jedoch am Handgelenk, bevor sie an ihr vorbeistapfen konnte. "Hey, was habe ich dir denn getan? Ist es wegen dem Vorfall im Café?! Ich hätte wirklich noch gerne mit dir gesprochen!"

Himekos Herz schlug schneller und schneller. "Nein, es ist nichts!" Sie drehte sich mit dem Kopf zu Chikane und lächelte sie freundlich an. "Ich habe es nur eilig. Ich wünsche dir schöne Feiertage und viel Spaß im Resort!" - "Ok... danke. Ich wünsche dir auch..."

Doch Himeko verließ den Raum ohne Chikanes Worte abzuwarten.
 

Makoto und Himeko verbrachten am Tag darauf eine wunderbare Zeit im Vergnügungspark. Sie machten unzählige Bilder, hörten irgendwann auf, bei dem ganzen Süßkram, Kalorien zu zählen und deckten sich mit den verschiedensten Kuscheltieren ein, die sie bei Glücksspielen gewannen. Es war eine schöne Zeit, doch irgendwas schien Himekos Stimmung immer wieder nach unten zu drücken. Makoto legte liebevoll ihren Arm um ihre Freundin.

"Himeko-chaaan. Wollen wir mit dem Riesenrad fahren?!" Sie zeigte auf ein Riesenrad, welches direkt vor ihnen hoch in den Himmel ragte. "Ein Runde dauert 35minuten. Was meinst du?!" - "Sehr gern. Los,komm!"

Gesagt, getan. Sie stellten sich an dem Riesenrad an und kamen dann auch bald an die Reihe.

Die Wagons bewegten sich langsam fort und machten immer wieder kleinere Pausen. Die Aussicht war atemberaubend. Man hatte eine unglaublich gute Sicht auf Tokio. Der Tokio Tower stand in voller Pracht und auch einige Berge waren zu erkennen. Himeko schaute begeistert aus dem Fenster.

"Makoto! Das war eine wundervolle Idee. Was für eine schöne Aussicht!" Makoto lächelte sie freundlich an, doch bald darauf wurde ihr Gesichtsausdruck sehr ernst.

"Himeko? Himeko, können wir reden?" Himeko drehte sich zu ihr herum. "Natürlich. Was ist denn los?" - "Das möchte ich gern von dir wissen. Ich habe heute so viel Spaß wie lange nicht mehr und endlich können wir wieder gemeinsam etwas unternehmen, doch ich habe das Gefühl, dass du dich nur durch den Tag quälst. Habe ich irgendetwas falsch gemacht? Habe ich dich verletzt? Magst du mich nicht mehr?!" Himekos riss ihre Augen auf und legte lauthals widerspruch ein. "Nein, so ein Unsinn! Ich finde es total schön mit dir hier zu sein, Mako-chan! Ich habe mich so auf diesen Tag gefreut!" - "Was ist denn dann mit dir los?"

Plötzlich wirkte Himekos Mimik traurig. "Ich... ich weiß es nicht." - "War jemand gemein zu dir?" - "Nein..." - "Bist du verliebt?"

"Ich...ich weiß es nicht." Ihre Stimme zitterte und ihre Augen glänzten, denn es sammelten sich Tränen darin.

Makoto setzte sich auf die andere Bankseite und nahm ihre Freundin fest in den Arm. "Du weinst ja... Ist es denn so schlimm?!"

Plötzlich konnte sie sich nicht mehr zusammenreißen und dicke Tränen liefen Himeko über die Wangen.

"Es geht nicht,Makoto. Ich darf nicht. Ich..." Immer wieder musste sie unterbrechen, weil die Tränen ihre Stimme schluckten.

"Sie ist doch eine Frau... das geht doch nicht."

Es hörte nicht mehr auf. Ihr Atem wurde schnell und stockte mehrmals. Es war ein einziges Schluchtzen.

"Himeko..." Makoto sah mitfühlend an ihr entlang. "Himeko, meinst du Chikane?"

Für einen kurzen Moment verstummten die Tränen. Es war nur ein ungleichmäßiges Atmen zu hören. Doch nur wenige Sekunden später brach Himeko im Arm ihrer besten Freundin zusammen und ließ ihren Gefühlen freien lauf.

Makoto streichelte sanft über ihren Hinterkopf.

"Ich verstehe."



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