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Ebbe und Flut

Zusammenspiel von Sonne und Mond
von

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Der Rosengarten

Die ganze Stadt sprach noch Tage später von der Neujahrsfeier, die ein großer Erfolg war. Die Tage darauf verbrachte Himeko damit, gemeinsam mit Makoto, das Geld, welches sie über die Feiertage von Verwandten als Geschenk erhalten hatte, an die Leute zu bringen. Sie kauften unter anderem neue Schulltaschen. Himeko entschied sich für ein sehr kindliches Model, mit detailreichen Verzierungen, während Makoto die sportlichere Variante bevorzugte.

Nun waren sie bereit für das neue Schuljahr.

Der letzte Ferienabend brach an. Die beiden Freundinnen saßen zusammen unter ihrem Kotatsu und genossen die letzten Stunden der Ruhe.

"Hach", seuftze Makoto laut vor sich hin, "Morgen geht der ganze Stress schon wieder los. Klausuren, Hausaufgaben... Eigentlich kann man sich nur auf den Sportunterricht freuen." Ein großer Schweißausbruch zierte Himekos stirn. "Ja, Makoto. Sportunterricht... sicher." Es folgte ein unsicheres Lachen und ein noch größerer Seuftzer, als der, den Makoto einige Sekunden vorher von sich gab.

Makoto schielte misstrauisch zu Himeko hinüber. "Du hörst mir gar nicht zu, hab ich recht? Los, erzähl, was hast du? Und womit spielst du da eigentlich die ganze Zeit herum?!" Himeko hob ihren Kopf und schaute auf die gefundene Kette. "Es hat sich niemand gemeldet, weißt du. Es macht mich traurig, dass jemand ein, vielleicht kostbares, Schmuckstück verloren hat und es gar nicht bemerkt." Ihr Stimme wurde bei jedem Wort leiser. "Soll ich dir verraten wie ich darüber denke, Himeko?!" Sie kroch zu ihrer Freundin und nahm ihr die Kette ab.

"Ich denke, wenn sich niemand melden, war dieser Schmuck für den Besitzer vielleicht gar nicht so wichtig,hm?!" Während sie sprach, legte sie Himeko die Silberkette um und der orangene Muschelanhänger zierte ihr Dekolleté. "Sehr hübsch." sagte Makoto zufrieden. Himeko fühlte sich sichtlich unwohl, doch nach ein paar Komplimenten und aufbauenden Worten Makotos, entschloss sie sich dazu, die Kette weiterhin zu tragen. Wäre doch Schade, wenn so ein schönes Stück einfach in den Müll käme.
 

Zur gleichen Zeit bereitete sich auch die junge Unbekannte auf ihre Zeit in der neuen Schule vor. Sie packte nervös ihre Tasche und achtete sehr genau darauf, auch ja nichts zu vergessen. Diese Blamage wollte sie sich doch ersparen.

Die Suche nach ihrem Anhänger hatte sie nun schon lange aufgegeben. Es leben nun doch zu viele Menschen in dieser Stadt um herumzufragen und eine kleine Muschel zu finden.

Spät in der Nacht legte sie sich in ihr Doppelbett, was für sie allein mehr als zu groß war, und fiel nach einigen Minuten in einen unruhigen Schlaf.
 

Nun war der Tag gekommen. Unzählige Schüler betraten einzeln und in kleinen Grüppchen die Schüler. Neuzugänge sammelten sich in der Eingangshalle, während die alten Hasen zielsicher in ihre Klassenräume liefen. Jedem Schüler fiel die schlanke Frau auf, die ratlos vor dem Raumplan der Schule stand. Irgendwann fasste sich eine Älteste ein Herz und sprach sie an. "Entschuldige? Bist du neu hier? Kann ich dir vielleicht weiterhelfen?" Ein entzückendes Lächeln begleitete ihre fragen. "Ja..." zaghaft drehte die Unbekannte ihren Kopf zur Seite. "Himemiya, Chikane ist mein Name. Ich suche den Klassenraum der U - 203. Kannst du mir da weiterhelfen?" - "Oh!" Erstaunt begutachtete die Älteste den Neuzugang. "U - 203? Dann bist du ja gar kein Neuling, was? Du hast die Schule gewechselt und machst nun hier ab der zweiten Klasse weiter, richtig?!" - "J..ja, genau." - "Dann mach dir keine Sorgen. Da bist du nicht die Einzige. Komm, ich begleite dich zu deinem Klassenraum. Ich bin im dritten Jahr und dein Raum liegt auf demselben Flur." Chikane nickte ihr dankend zu und folgte dem Mädchen.
 

Währenddessen trafen auch Makoto und Himeko, pünktlich, in der Schule ein, wechselten ihre Schuhe, begrüßten ihre Freundinnen und begaben sich, laut sprechend und lachend, in ihre Klassenzimmer.

Als sie ankamen, fiel ihnen sofort die Menschentraube auf, die sich um einen Pult sammelte. Sie fragten "die Neue" aus. Name, Herkunft, Alter, Nudelsuppe oder doch Miso?! Es war ein heilloses Durcheinander, was letztendlich durch die hereinkommende Lehrerin aufgelöst wurde.

Diese holte die junge Dame auch gleich nach Vorne an die Tafel, damit diese sich offiziell vor der Klasse vorstellen könne. Chikane erhob sich von ihrem Platz und stellte sich neben das Lehrerpult.

"Hallo. Mein Name ist Himemiya, Chikane. Ich bin 18 Jahre alt und vor einigen Wochen von Tokio nach Mohoroba gezogen. Aus privaten Gründen. Ich habe das erste Oberschuljahr bereits dort erfolgreich beendet und bin nun an dieser Schule, um meine Ausbildung hier zu fortzusetzen. Ich freue mich euch kennenzulernen."

Die Klasse war still. Sie sind überwältigt von der Ausstrahlung, die dieses Mädchen an den Tag brachte.

Erneut rettete die Leherin die Situation.

"Vielen Dank, Himemiya. Wir freuen uns, dass du in unserer Klasse bist. Bitte nehme wieder Platz, damit wir fortfahren können, ja?"

Chikane verbeugte sich und ging zurück an ihren Platz. Der ganze Unterricht wurde von flüsternden Leuten begleitet, die immer wieder ermahnt werden mussten.

Als es zur großen Pause klingelte, war Chikane die Erste, die den Raum verließ. Sofort sammelte sich wieder ein Großteil der Schüler, um über sie zu sprechen. Einige waren begeistert von ihrer Art, während Andere nur abfällige Kommentare abgaben.

Das alles interessierte Himeko nicht. Sie war immer froh, wenn sie den Schultag hinter sich lassen und zurück zu Makoto in ihre Wohnung konnte. Makoto wurde in diesem Schuljahr eine andere Klasse zugeteilt, damit sie sich gezielt auf ihr Sportstudium vorbereiten konnte. Das war ihr großes Ziel. Nun war sie umgeben von gleichgesinnten, denn mit Sport konnte sich Himeko noch nie anfreunden. Von Mathe ganz zu schweigen.

Da sie nun andere Pausenzeiten hatten, verließ Himeko das Schulgelände. Sie kannte einen geheimen Ort, an dem man völlig ungestört die Pause verleben konnte. Und nur Makoto und sie kannten dieses Versteck.

Sie stand vor einer riesigen Rosenwand, die mit Hilfe eines Zauns, in einem Rondell wuchs. Inmitten dieses Rondells stand ein, momentan noch kahler, Kirschbaum, der im Frühjahr prächtig blühte.

Sie schaute sich noch einmal um und verschwand plötzlich zwischen den ganzen Rosen. Sie krabbelte durch die Blumen und kam schließlich in der Konstruktion wieder heraus. Inmitten der Rosen stand der Baum und eine kleine Grünfläche, auf der man ungestört Zeit verbringen konnte.

Ungestört? Jedenfalls dachte sie das. Als Himeko aufstand und ihre Kleidung abklopfte, traf ihr Blick aufeinmal ein anderes Augenpaar, welches genauso erschrocken dreinblickte.

"Nanu?" Himeko legte den kopf schief. "Himemiya, richtig? Was ... Wie... Also ich dachte nicht, dass noch jemand diese Stelle kannte und..." - "Entschuldige!" Schnell stand Chikane auf um ihre Sachen zusammenzupacken. "Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass dieses kleine Paradies schon vergeben ist. Ich habe durch Zufall das Loch gefunden und... Naja, entschuldige." Sie nahm ihre Tasche, verbeugte sich freundlich und lief auf Himeko zu, die noch immer vor dem Loch stand. Diese schüttelte jedoch eifrig den Kopf. "Nein, nein, nicht nötig! Also... ich bin heute sowieso allein. Ich würde mich freuen, wenn ich in Gesellschaft essen könnte. Ist das okay?" Chikane starrte sie, erstaunt von so viel Mut, an. "Ähm...Ja. Ja, natürlich,gerne! Danke." - "Na klar." Himeko lächelte sie freundlich an und zusammen setzten sie sich unter den Baum. Sie hatten sofort Gesprächsthemen und unterhielten sich prächtig. Die Zeit verging und plötzlich riss sie die Stimmen mehrerer Menschen aus der Unterhaltung. "Was zum... ?!" Himeko krabbelte zum Loch und steckte vorsichtig den Kopf heraus. Die Schüler verließen die Schule und machten sich auf den Weg nach hause.

Panisch nahm sie ihren Kopf zurück um sich zu Chikane zu drehen. "Chikane-chan! Wie spät ist es?!" Diese zückte ihre Uhr. "Es ist 15.34uhr... Was?!" Ihre blasse gesichtsfarbe wurde zu einem kräftigen Rot. "Ch...chan? Was?" - "Oh gott! Wir haben den Unterricht verpasst! Wir werden großen Ärger bekommen, Chikane-chan! Chi...Chikane-chan?! Ist alles in Ordnung?!" - "J...ja. Ich... Ich habe mich nur erschrocken, weil wir die Zeit vergessen haben." - "Achso. Das ist wirklich doof. Aber keine Sorge, ich werde uns da morgen schon herausreiten." Ihr bezauberndes Lächeln ließ Chikane keinen Zweifel daran, dass Himeko die Situation schon aufklären würde. "Nun... ich werde dennoch nach Hause gehen. Ich wohne in einer Wohngemeinschaft und ich bin heute mit dem Kochen dran. Es hat mich sehr gefreut dich kennenzulernen, Chikane-chan." - "Ja... Ja, mich hat es auch sehr gefreut." Himeko verbeugte sich zum Abschied und schenkte ihr noch einmal das schönste Lächeln, das sie jemals gesehen hat.



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