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NCIS: Los Angeles - Der Adventskalender 2011

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24. Dezember: ???


 

24. Dezember 2011

Regel 12

mit Kensi Blye und Marty Deeks
 

Das leise Rauschen der Wellen war das Einzige, was die nächtliche Stille am Santa Monica Pier durchbrach. Das Wasser glitzerte geheimnisvoll im matten Schein des Vollmondes und verbreitete ein ganz spezielles Gefühl der Entspannung, das man nirgendwo sonst auf der Welt finden konnte.

Nachdenklich hatte Kensi sich auf das Geländer gestützt und blickte nun in die unendlichen Weiten des Pazifischen Ozeans, in der Hoffnung, ihre aufgewühlten Gedanken und Gefühle würden von ihm weit nach draußen getragen werden, dorthin, wo niemand sie jemals finden würde. Früher hatte dieser Ort ihr schon häufig Trost gespendet, auch wenn sie für gewöhnlich nachts hierherkommen musste, um diesen ganz besonderen Zauber in sich aufzunehmen.
 

Heute jedoch war es anders. Sie schaffte es einfach nicht, sich auf das vertraute Spiel der Wellen einzulassen und in Gedanken einfach in sie abzutauchen, als gehöre sie in die Welt unter der Wasseroberfläche.

Dabei hatte der Abend doch so alltäglich, so gewöhnlich begonnen, wie es beim NCIS nur sein konnte. Das NCIS-Team war schon seit einiger Zeit mit einem Fall beschäftigt gewesen, in dem sie zusammen mit Deeks undercover als Verbrecherpärchen ermittelte.

Sie waren gemeinsam auf einer privaten Party gewesen, er hatte ganz im Sinne ihrer Tarnung seinen Arm um ihre Hüfte geschlungen, als sie plötzlich dieses flaue Gefühl in der Magengegend verspürte, das so gar nicht zu ihrer professionellen Einstellung passte und eindeutig mit ihm zu tun hatte. In jeder anderen Situation hätte sie sich sofort aus seinem Griff gewunden, hätte ihn angeschnauzt oder sonst etwas getan, aber sie wusste genau, dass dann ihre Tarnung aufgeflogen wäre.

Also machte sie weiter, verfluchte Hetty im Stillen für dieses fürchterlich aufreizende Kleid und sich selbst dafür, dass sie nicht wie sonst einfach ihre Rolle spielen und jegliche privaten Dinge vollkommen aussperren konnte.
 

Und dann war es noch schlimmer gekommen. Zufällige Berührungen, Blicke, Umarmungen … all das, was zu einer guten Tarnung dazugehörte. Und mit jedem Augenblick wuchsen das flaue Gefühl und die Angst in ihr, womöglich alles auffliegen zu lassen. Oder sich sogar Deeks gegenüber zu verraten.

Es hatte sich angefühlt wie eine Ewigkeit, ehe Sam und Callen auf ihr Stichwort eingriffen und (zusammen mit einigen Leuten vom LAPD) die versammelte Unterweltbrigade verhaften konnten.
 

Es war keinen Augenblick zu früh gewesen.

Sie hatte ihre gesamte Selbstbeherrschung so sehr damit aufgebraucht, ihre wahren Reaktionen vor ihrem Partner zu verschleiern, dass sie nach dem Ende der Mission nicht einmal mehr mit den anderen ins OSP zurückgekehrt war.
 

Sie hatte ihm nicht einmal mehr in die Augen schauen können.
 

Selbst jetzt noch spürte Kensi, wie sie bei dem Gedanken an ihn eine Gänsehaut überkam. Verdammt, was wollte sie eigentlich?
 

Sie hatten sich so oft gefetzt, waren bestimmt das unharmonischste Team des gesamten NCIS gewesen, und jetzt konnte sie, die eine Meisterin darin war, ihre Gefühle zu verbergen, nicht einmal mehr mit ihm undercover arbeiten? Das konnte sie nicht glauben, wollte sie nicht glauben.

Sie musste es einfach nur schaffen, diesen Abend zu vergessen, aus ihrem Gedächtnis zu verbannen und mit ihm all die Gedanken und Gefühle, die sie sich auch jetzt nicht eingestehen wollte. Aber wie es der Zufall so wollte, hatte sie morgen einen freien Tag. Sie hatte also gut vierundzwanzig Stunden Zeit, das alles dort zu begraben, wo niemand jemals nachsehen würde.
 

Kensi schloss die Augen und versuchte, sich ganz auf die Geräusche der Wellen einzulassen und sich ihnen hinzugeben, als sie plötzlich noch etwas anderes vernahm: das leise Knarren der Holzplanken. Sie war nicht allein.

Fast schon wie automatisch wandte sie sich um – es könnte ja jemand mit einer Waffe sein – und sah mit einem Mal in diese blauen Augen, die sie unter Millionen wiedererkannt hätte. Und schon spürte sie, wie diese gefühlte Schwerelosigkeit sich ihrer ermächtigte, die zugleich so angenehm und so Angst einflößend war.
 

„Was willst du hier?“, fragte sie und kämpfte damit, ihre übliche Mischung aus Verdruss und Gelassenheit in die Worte einfließen zu lassen. Schon wollte sie sich wieder umdrehen, als ihr klar wurde, dass sie sich dadurch nur noch verdächtiger machen würde.

Aber Deeks in die Augen zu sehen war noch schwerer als auf der Party, undercover. Denn hier hatte sie keine Rolle, die sie spielen musste. Hier war sie vollkommen sie selbst.

„Ich habe nach dir gesucht“, antwortete Deeks langsam, unsicher. Kensi wusste, dass alles außer einer schnippischen Bemerkung nicht zu ihr passen würde, oder vielmehr nicht zu der Kensi passte, die sie immer vorgab zu sein.

„Ich schätze mal, du hast mich gefunden“, gab sie schließlich matt zurück. Das „Lässt du mich jetzt in Ruhe?“ aber blieb ihr im Hals stecken. Wortlos drehte sie sich wieder um und sah zurück aufs Meer. Ein Teil von ihr – der vernünftigere Teil – hoffte, flehte schon fast, dass er wieder ging, der andere jedoch war froh, dass Deeks stattdessen näher trat und sich neben sie an das Geländer lehnte.
 

„Kens“, sprach er ruhig, „was ist los mit dir?“

In einem verzweifelten Versuch, ihre Selbstbeherrschung zu bewahren, schloss Kensi die Augen und war froh darüber, dass ihr die Haare ins Gesicht fielen und diese kleine Geste ihm so verborgen blieb.

„Ich … es ist alles in Ordnung“, erklärte sie schließlich nicht besonders überzeugend, „ich möchte nur allein sein.“

Sie schluckte mühsam den ersten Anflug von Tränen herunter, als sie plötzlich seine Hand ganz nah an ihrer Wange spürte und mitbekommen musste, wie er ihr vorsichtig die Haarsträhne, die ihr Gesicht vor ihm verborgen hatte, hinter ihr Ohr strich.

„Lass das“, murmelte sie unwirsch und schlug seine Hand zur Seite. Doch als sich ihre Blicke wieder trafen, merkte sie, wie sich alles in ihr zu verkrampfen drohte.
 

Noch nie war es ihr so schwer gefallen, jemandem direkt in die Augen zu sehen.
 

„Wenn du möchtest, dass ich wieder gehe, dann musst du es nur sagen“, erklärte Deeks mit einem ungewohnten Verständnis in der Stimme, das Kensi von ihm niemals erwartet hätte und sie daran hinderte, ihn einfach fortzuschicken.

Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht und sie konnte nicht anders, als ebenso zu lächeln.
 

„Vertraust du mir, Kens?“, fragte er schließlich in die beklemmende Stille hinein, die auf ihr Schweigen gefolgt war.

Kensi nickte langsam.

„Dann sag mir bitte, was in dir vorgeht“, erklärte Deeks jetzt wieder so ernst wie vorhin.

Sie musste schlucken und wandte sich wieder von ihm ab, um den nächsten Anflug von Tränen vor ihm zu verbergen.
 

Nein, sie konnte das, was sie gerade, bewegte nicht in Worte fassen. Und es gab mit Sicherheit tausend gute Gründe, warum sie es nicht durfte. Der NCIS, das Team, es bedeutete alles für sie. Sie konnte nicht riskieren, auch nur einen Teil davon deswegen zu verlieren.
 

Plötzlich merkte sie, wie Deeks sie langsam an den Schultern herumzog, fest genug, damit sie keinen Widerstand leistete, aber zugleich so vorsichtig, dass es ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Sie versuchte den Blick zu senken, doch er hob behutsam ihr Kinn, bis sie ihn unweigerlich ansehen musste.
 

„Kensi, ich kann nicht mehr“, flüsterte er, „ich kann nicht mehr so tun, als ob das mit uns mich völlig kalt lassen würde. Nicht nach heute Abend.“

Eine vereinzelte Träne rann Kensis Wangen herab, als sie realisierte, was er da eigentlich gesagt hatte. All ihre Vernunft bäumte sich auf, wollte es nicht wahrhaben.

„Ich liebe dich, Kensi.“

Und in diesem Augenblick spürte sie, wie all die Schutzwälle um sie herum in einem tosenden Inferno sich zusammenstürzten. Ohne weiter darüber nachzudenken, beugte sie sich zu ihm nach vorne, bis ihre Lippen die seinen berührten und die Glücksgefühle wie Stromstöße durch ihren Körper zuckten.

Seine Hände wanderten von ihrer Schulter zur Hüfte hinunter und zogen sie dicht an ihn, während er ihren Kuss mit einer Intensität erwiderte, die ihr schlichtweg den Atem raubte.

Das hier war keine Rolle mehr, kein Spiel mit verdeckten Karten. Das war die pure Realität. Und endlich konnte sie einfach nur sie selbst sein, die echte Kensi, die einfach nur glücklich darüber war, bei dem Mann zu sein, den sie liebte.



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