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Unmei no Akuma

Searching after the Memories
von

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Neuanfang

„Und ich wiederhole es noch einmal, damit du es dir endlich einprägst: Noch so ein Fehltritt und du bist entlassen!“ ertönte Williams strenge Stimme, ehe aus dessen Büro Grell nur niedergeschlagen heraustrat und mit hängendem Kopf durch die Gänge schlenderte. Da wollte er nur einmal nett sein und sogar William ein wenig entlasten, da bekam er die ganze Ladung ab, weil Vhil momentan nicht in der Lage war, sich Williams Predigt anzuhören.
 

Sie lag im Krankenzimmer und schlief seelenruhig. Die Nacht hatte sie durchgeschlafen, der Morgen brach schon an. Ronald saß am Bettrand und schlief ebenfalls, den Kopf auf die Arme gebettet.

Alan, welcher von ihrer Rückkehr gehört hatte, stand lächelnd an der Tür des Krankenzimmers und beobachtete die beiden.

„Was machst du hier?“ hörte er eine Stimme hinter sich und als er sich umdrehte, erblickte er Eric, welcher mit beiden Händen in den Taschen auf ihn zuging.

„Ich wollte nur sehen, ob es den beiden gut geht.“ sagte er nur und schaute wieder zu den beiden. Eric folgte seinem Blick und seufzte.

„William wird nicht sehr erfreut sein, wenn sie erst einmal wach wird… Die Kleine tut mir jetzt schon Leid…“

„Dabei wollte sie nur nach Antworten finden… Ob sie welche gefunden hatte?“ wollte der Jüngere wissen, ehe die beiden von der Tür weggingen.
 

Ganz woanders, außerhalb Londons:

In einem Wald, tief verborgen und schwer auffindbar, lag eine Ruine. Der Boden um die Ruine herum war schon recht tief versetzt, sodass man sie nicht direkt sah.

Aber wenn man genauer hinschaute, erkannte man zwischen den Ruinen ein halb zerstörtes Haus, das wohl mal als Jägerhaus gedient hatte. Es war zwar groß, doch mehr als die Hälfte war niedergebrannt oder zerstört. Vielleicht war es auch einst ein kleines Dorf, ganz tief im Wald versteckt.

Ein junger Mann mit schwarzem Haar stand vor dem Eingang, der in das Innere des Hauses führte und blickte nach oben.

Über dem Wald sah man eine Klippe, die recht hoch oben stand. Der Himmel war grau, die Wollen beinah schwarz.

„Ein Unwetter zieht auf…“ murmelte der junge Mann und seine roten Augen wurden zu Schlitzen. Er hörte Schritte und drehte sich um.

„Bocchan…“ murmelte er, den Jüngeren erblickend, welcher nur mit einer recht schlecht gelaunten Miene zum Himmel sah.

„Ich hab ein recht ungutes Gefühl bei der Sache, Sebastian…“ murmelte der letzte Überlebende der Phantomhives, welcher sich nun zurückgezogen hatte, da er nun genau das war, was sein treuer Diener war: Ein Dämon.

„Ja… Ein Sturm zieht auf…“ erwiderte der Größere und verbeugte sich.

„Geht am Besten wieder rein, Bocchan…“ Der Jüngere verengte die Augen, doch hörte er auf den Rat seines Butlers und verschwand wieder ins Haus. Sebastian folgte ihm, wagte jedoch einen letzten Blick zur Klippe. Ein leichtes Grinsen legte sich auf seinen Lippen, dann schloss er die Tür, als er hinein ging.

Im Inneren des Hauses gab es insgesamt zwei Zimmer, die von der Zerstörung verschont geblieben waren. Eines der Zimmer gehörte Ciel, da er trotz allem Schlaf brauchte. Er konnte mit seinen neu erworbenen Kräften nicht umgehen und wenn er diese trainierte, war er immer recht müde. Das andere Zimmer diente als Wohnraum. Dort hielt sich Sebastian die ganze Zeit auf. Eine Küche brauchten sie nicht, denn Dämonen brauchten nicht unbedingt die Nahrung, die die Menschen zu sich nahmen. Seelen von Menschen, die mit den Dämonen einen Vertrag schlossen, waren die Hauptnahrung, doch Sebastian musste dieses Mal auf die Seele seines Vertragspartners verzichten, da dieser nun ebenfalls ein Dämon war. Jedoch weigerte sich Ciel, eine Menschenseele zu sich zu nehmen. Vor allem waren die beiden nun für die Shinigami ein Dorn im Auge, da sie nun zwei Dämonen waren, die in der Menschenwelt verweilten.

Ciel setzte sich auf die Couch im Wohnraum und lehnte sich zurück. Er fasste sich mit der einen Hand an die Schläfe und massierte sie.

„Habt Ihr zu wenig Schlaf bekommen, Bocchan?“ wollte Sebastian wissen, welcher nun vor ihm stand. Er bemühte sich, die beiden Zimmer mit seinen Kräften vor Stürmen zu beschützen, damit sie nicht zusammenbrachen. Denn woanders konnten sie schlecht hingehen und zurück in die Dämonenwelt konnten sie nicht.

Der Jüngere schloss die Augen.

„In letzter Zeit träume ich dauernd von bestimmten Szenen…“ murmelte er.

„Welche Art von Szenen?“

„Ein Anwesen brennt… Umgeben von einem Wald… Viele Leichen liegen herum. Dann ist da ein Mädchen, was dauernd nach mir ruft… Doch irgendwie war es kein Mensch, es hatte eine dämonische Aura…“ erzählte der Silbergrauhaarige. Sebastian blickte interessiert auf.

„Ein Mädchen mit dämonischer Aura?“ wiederholte er nur. Ciel nickte.

„Sie ruft nach mir… Ständig… In jedem Traum… Aber ich weiß nicht, was sie von mir will…“

„Vielleicht ist es kein Traum, sondern eine Vision?“

„Wie meinst du das??“

„Ich habe eine schwache Aura eines Dämons gespürt… Es war vor mehr als einer Woche, als ich in der Stadt war, um nach neuen Informationen zu suchen. Ich folgt der Spur, aber sie führte mich zu einem Menschenkind.“

Ciel setzte sich auf und sah seinen Diener mit großen Augen an.

„Das sagst du mir erst jetzt?!“

„Ich wusste nicht, dass Ihr von ihr träumt, Bocchan…“

„Wo ist sie jetzt?!“ wollte er wissen und erhob sich. Sebastian legte seine Hände auf dessen Schulter und setzte ihn wieder auf die Couch.

„Anscheinend wurde sie von den Shinigami gefangen genommen…“ meinte er und verengte leicht die Augen. „Aber was wollt Ihr tun, wenn Ihr sie findet?“ wollte er anschließend wissen. Ciel lehnte sich wieder zurück und seufzte. Es war eine Frage, die er nicht beantworten konnte. Was wollte er denn wissen? Wieso sie nach ihm rief? Oder warum sie eine dämonische Aura hatte? Er hatte so viele Fragen, doch insgeheim fragte er sich, warum er sich für sie interessierte, da er sich um nichts anderes mehr scherte.

Er schloss die Augen und atmete tief ein.

Sebastian wandte sich ab und blickte aus dem Fenster.

„Wir sollten bald aufbrechen…“

„Aufbrechen?“ Ciel öffnete die Augen und musterte seinen Diener, welcher ihm den Rücken gekehrt hatte.

„Ihr könnt Euch entscheiden. Entweder sucht Ihr dieses Mädchen auf und fragt sie, warum sie nach Euch ruft. Oder wir verschwinden von hier und suchen einen Ort, an dem keine Menschenseele auftaucht…“

„Der zweite Vorschlag verspricht recht langweilig zu werden…“

„Nun, dies ist nun mal der Nachteil, wenn man ein Dämon ist…“ murmelte Sebastian, ohne sich umzudrehen. Ciel konnte nicht deuten, ob sein Diener die Ewigkeit verfluchte oder nicht. Aber er selbst bezweifelte, dass er es lange aushalten würde.
 

Im Hauptquartier der Shinigami wurde Vhil wach. Sie blinzelte einige Male, ehe sie realisierte, dass sie im Krankenzimmer lag. Doch aufstehen wollte sie nicht. Denn sie hatte sich ohne Erlaubnis davon gemacht und nun würde eine Predigt von William auf sie warten. Darauf hatte sie keine Lust. Am liebsten würde sie erneut versuchen, abzuhauen, aber dann würde man sie wohl in eine Zelle stecken und das wollte sie auf keinen Fall. Sie richtete sich auf und bemerkte Ronald, der noch immer weiter schlummerte. Er hatte seine Brille ausgezogen, welche nun neben ihm lag.

Vhil musterte ihn. Hatte er auf sie gewartet? Doch wenn sie sich recht entsann, hatte sie seine Stimme gehört, als sie diese merkwürdige Visionen hatte. Sanft strich sie ihm über die Schläfe, wobei eine Strähne in sein Gesicht fiel. Vorsichtig strich sie diese weg, da regte sich der Shinigami. Sofort zog sie die Hand weg und beobachtete ihn dabei, wie er sich aufrichtete und genüsslich gähnte. Sich danach streckend, bemerkte er, dass Vhil wach war und strahlte.

„Guten Morgen!“ trällerte er und zog sich die Brille an. Die Türkishaarige erwiderte das Lächeln, schwieg jedoch. Sie senkte ihren Kopf und seufzte. Ronald, welcher nicht wusste, was sie nun hatte, stutzte.

„Uhm… Vhil?“ Er wollte mit der Hand ihre Schulter berühren, doch ließ er es bleiben. Er wollte sich gerade abwenden, als Vhil ihm um den Hals fiel. Erschrocken hielt er die Luft an.

„V-Vhil?“

„Ich will meine Vergangenheit nicht wissen!“ hauchte sie leise. Der Zweihaarfarbige schluckte, dann legte er seine Arme um sie. Sie zitterte ein wenig.

„Jedes Mal träume ich davon, dass das Anwesen, in welchem ich gelebt haben soll, brannte… Alle sind tot… Auch wenn es vielleicht nicht wahr ist… ich will es nicht wissen…“

Ronald schwieg nur und strich mit der Hand ihren Rücken auf und ab. Es musste schrecklich sein, wenn sie nun alles hinwarf. Vhil hatte die Augen geschlossen. Sie wollte es aufgeben, nach Ciel zu suchen. Sie wollte einfach noch mal neu anfangen. Doch ihr wurde bewusst, dass sie vielleicht weg musste und sie würde die Shinigami nicht mehr wiedersehen können.

Dabei hatte sie angefangen, sie alle zu mögen. Ganz besonders ihn…

Der Ältere löste die Umarmung und lächelte.

„Es ist besser, die Vergangenheit einfach hinter sich zu lassen. All die Jahre hattest du nach Antworten gesucht, aber im Endeffekt hast du nie eine erhalten, nicht wahr?“

Vhil nickte. Er hatte recht. Doch Lächeln konnte sie nicht. Ihr war nicht danach.

„Meinst du, ich muss dann… von hier weg?“

Der Andere war nun recht verwundert über ihre Frage. Eigentlich wollte sie immer weg, doch nun schien sie doch bleiben zu wollen. Er wusste nicht, ob William es zuließ, doch auch er wollte nicht, dass Vhil gehen musste. Er schaute sie entschlossen an.

„Ach was! Solange dieser Dämon in dir ist, wird William dir bestimmt nicht erlauben, das Quartier zu verlassen!“ sagte er, auch wenn dies nur eine Ausrede war. Die Türkishaarige sah ihn an. Martin hatte sich noch immer nicht gezeigt. Was wohl mit ihm los war? Spüren konnte sie ihn auch nicht. Es war, als wäre er komplett aus ihrem Leben verschwunden.
 

Nach einer Weile gingen die Beiden zu William, welcher in seinem Büro Papierkram erledigte. Das Klopfen und das Eintreten von der Kleinen ließen ihn aufblicken. Er verengte die Augen, was Vhil ein wenig Angst machte.

„Du bist endlich wach.“ stellte er fest und legte den Stift beiseite.

„Nun, dass Grell und du euch klammheimlich aus dem Staub gemacht habt, nur weil du deine egoistischen Ziele verfolgen willst, schreit deutlich nach einer heftigen Strafe!“ knurrte er. Vhil schluckte derweil, doch sie blieb einfach nur vor ihm stehen und erwiderte seinen Blick.

„Deinetwegen hätte Grell einen Rausschmiss riskiert…“ Sie seufzte.

„Tut mir Leid…“

Dass Grell sie eigentlich dazu verleitet hatte, wollte sie nicht sagen. Es war sowieso besser, wenn sie den ganzen Senf abbekam, anstatt dass jemand anderes dafür bestraft wurde.

„Ich habe ihn darum gebeten, mir zu helfen…“

Die beiden Männer stutzten. William wusste, dass sie log, aber er sprach weiter.

„Das bedeutet, dass wir dich gar nicht mehr raus lassen können… Noch immer hast du diesen Dämon in dir und dies wiederum bedeutet Gefahr für die Menschen in der Stadt.“

Die Kleine nickte nur.

„Solange wir nicht wissen, was es mit deiner Vergangenheit und dem Dämon auf sich hat, musst du hier bleiben, aber solltest du erneut solch einen Fluchtversuch starten… werde ich dich töten!“

Das letzte Wort ließ Vhil aufblicken. Er meinte es wohl ernst. Ronald glaubte nicht, was er da hörte.

„M-Moment mal! Sie ist doch nur ein Mensch, der einen Dämon in sich hat! Einen Vertrag, wie es Sebastian mit dem Bengel gemacht hatte, hat sie doch gar nicht!“ versuchte er sie zu verteidigen. Vhil nickte.

„Einen Vertrag haben wir wirklich nicht… Sonst würde Maru sich melden, wenn ich nach ihm rufe, das tut er aber nicht.“ bestätigte sie. William seufzte.

„Jedenfalls, sollst du es wieder tun, dann werde ich keine mehr Rücksicht nehmen, egal was ihr sagt!“ knurrte er und machte eine Handbewegung, die bedeutete, dass sie nun gehen konnten. Ronald nahm Vhils Hand und zog sie aus dem Büro. Außerhalb atmeten beide auf.

„Und ich dachte, er würde mich anbrüllen…“ murmelte die Kleine. Der Ältere grinste breit.

„Jedenfalls kannst du doch hier bleiben!“ sagte er und schien recht froh darüber zu sein. Vhil nickte und war auch recht froh. Die beiden sahen sich an. Der Größere zog Vhil wieder an sich und umarmte sie, was die Kleine diesmal zum Stutzen brachte.

„Ronni?“ fragte sie leise, doch er antwortete nicht. Sie kuschelte sich an ihn und lächelte leicht. Sie durfte bleiben. Das war zumindest das Wichtigste, denn als sie weg war, hatte sie das alles schrecklich vermisst. Besonders Ronald.

Dieser löste die Umarmung wieder und grinste, wie er es immer tat.

„Willkommen zurück!“ rief er und zog sie mit sich. Vhil musste kichern, das war so typisch. Sie begaben sich zur Kantine, wo auch Alan und Eric waren. Ersterer lief direkt auf die beiden zu und schien froh zu sein, dass die beiden Williams Predigt überlebt hatten. Eric legte eine Hand auf den Kopf der Kleinen und grinste nur breit. Vhil lächelte.

Es war, als hätte sie ein neues Zuhause gefunden, in der jeder sie akzeptierte. Es fühlte sich richtig an. Sie würde einfach neu beginnen, wer weiß, vielleicht würden die Antworten auf ihre Vergangenheit von selbst zu ihr kommen. Sie verließ sich einfach mal darauf und würde die Zeit nutzen, um sich wie ein normales Mädchen zu verhalten unter all den nicht ganz so normalen Leuten wie die Shinigami hier.



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