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Adventskalender 2011

Eine Kurzgeschichtensammlung
von

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Türchen 7 - Nicki Graus

David packte seine Violine in den gepolsterten und mit rotem Samt ausgeschlagenen Geigenkoffer. Seit zwei Jahren blieb er jeden Freitagnachmittag noch in der Schule, um dort am Geigenunterricht teilzunehmen. Mittlerweile war er schon recht gut geworden. Ein Blick durch eines der großen Fenster im Klassenraum verriet ihm, dass es bereits dunkel geworden war. David behagte es überhaupt nicht in dieser Jahreszeit, wenn es so früh dunkel wurde, allein nach Hause gehen zu müssen. Verraten hätte er das natürlich niemandem, schließlich war er schon zehn Jahre alt – fast erwachsen. Trotzdem wünschte er sich heimlich, dass seine Mutter ihn in der Aula erwarten würde, doch leider blieb dieser Wunsch unerfüllt. So verabschiedete David sich von seinen Schulkameraden und machte sich mit Schulranzen und Geigenkoffer bepackt auf den Heimweg.

Er hatte fast die halbe Strecke in seinem Heimatdorf zurückgelegt, als ihm auf einer schmalen Straße, die von einem kleinen Fleckchen Wald gesäumt war, eine vertraute Gestalt entgegen kam. Ein sehr großer Mann mit Bischofsstab, weißem Bart und Mütze. Komisch, dachte David sich, dabei ist der sechste Dezember schon vorbei. Der Schritt seiner kurzen Beine verlangsamte sich.
 

»Na Junge, du siehst mir wie ein ganz braver aus! Ich bin der Nikolaus, aber das weißt du sicher schon. Komm näher, ich habe etwas für dich« Die tiefe, warme Stimme des Mannes in der Verkleidung vertrieb Davids anfängliche Skepsis. Er trat vertrauensvoll näher an die riesige Gestalt. »Wieso sind Sie denn noch unterwegs? Sankt Nikolaus war doch vor zwei Tagen?« David schaute nach oben um das Gesicht des Mannes zu sehen, doch hinter dem Bart war nichts auszumachen und die Bischofsmütze war weit in die Stirn gezogen.

»Ho ho! Ich bin hier um kleinen Jungen wie dir eine spontane Freude zu machen! Schau mal in meinen Jutesack, dann siehst du was dich erwartet« Mit diesen Worten zog der Nikolaus einen großen, prallen braunen Sack aus groben Stoff hervor und öffnete ihn. Zögerlich trat David noch etwas näher und schaute in das schwarze Loch, das sich vor ihm auftat. Da schallte in seinen Ohren Kindergeschrei, verzweifelt und im Todeskampf. Der Junge schreckte zurück und setzte sich auf den Hosenboden. Mit vor Schock weit aufgerissenen Augen starrte er auf die riesige Gestalt, die sich jetzt dunkel und bedrohlich vor ihm erhob. Der Bart verzog sich zu einem breiten, spitzzahnigen Lächeln und unter den buschigen Augenbrauen leuchteten Augen so rot wie glühende Kohlen. »Komm her mein Junge und ich versprech dir, es ist gleich vorbei!« Das Wesen knurrte und zischte, so dass sich David die Nackenhaare aufstellten. Die Angst verlieh ihm Flügel. Er rannte so schnell er konnte weg, nur weg von dem Ungeheuer. Ohne anzuhalten und ohne sich umzusehen erreichte David eine Straße in der plötzlich ein Auto vor ihm hielt. Darin saß eine ältere Frau, die ihn besorgt ansah und fragte warum er, wie vom Teufel verfolgt, gelaufen war. Als der Junge ihr in Kurzform erzählte, was er soeben erlebt hatte, bot sie ihm an, ihn nach Hause zu bringen. Dankbar setzte sich David auf den Beifahrersitz und lehnte sich zurück. Dabei fiel sein Blick in den Rückspiegel. Sein Herz blieb in diesem Moment fast stehen. Zwei glühende Augen und spitze Zähne blitzten in der Dunkelheit, nur Zentimeter von ihm entfernt – auf der Rückbank



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Evilsmile
2011-12-07T16:38:40+00:00 07.12.2011 17:38
Boah die war ja creepy!! #___# Find ich aber gut, dass unser Kalender nicht überkitscht wird!
Bis zu dem Punkt wo er den Sack öffnet hab ich gar nix geahnt, hast du gut beschrieben! Haha und das Ende ist gut, son schöner Doppelschocker. Wie beim ersten Alienfilm xD

und die Moral von der Geschicht: Traue den Erwachsenen nicht! ^^


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